Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Mit einem breiten glücklichen Lächeln begrub ich die kleine Camelia-Carmelita in meiner Umarmung. Wie doch die Zeit verging. Als ich sie zuletzt gesehen hatte, war sie noch ein Kind gewesen. Aber damals schon so ausgesprochen musikalisch (meine Nichten waren überhaupt allesamt ganz ungeheuer begabt.)
    "Allerdings, die Überraschung ist dir gelungen!" bestätigte ich, "Das war wundervoll!" und entließ sie auf ihren scherzhaften Protest hin lachend aus meinen Armen. Doch dann rügte mich Valentina, dafür sie nicht vorgestellt zu haben, zwar nur dezent, aber ich war doch etwas zerknirscht...


    Während Valentina und Camelia sich selbst bekannt machten, nahm ich das Geschenk, das Casca uns überreicht hatte, zur Hand um es mir endlich mal in Ruhe anzuschauen, doch dann schallte schon Dives eloquenter Trinkspruch durch den Garten, mit einem – wie ich herauszuhören meinte – Unterton von Gereiztheit, und so kam ich doch noch nicht dazu, mich richtig dem Geschenk zu widmen, stellte es wieder beiseite, denn nun mußte ich natürlich auch einen Becher ergreifen, um ihn zu Ehren des Gottes zu erheben.
    "Dem glänzenden Apoll!" rief ich mit den anderen, doch uns alle übertönte Licinus' kraftvoll das Peristyl erfüllende Kasernenhofstimme.
    "Oh ja, was wir früher alles angestellt haben..." alberte ich mit meinem alten Kameraden herum, stumpte ihn übermütig, auf seinen Scherz von geradeeben hin, "Wir wilden Gesellen. Den Puls haben wir uns immer mit einem Pfund Schuhnägel gewürzt, damit er auch schmeckt. Weißt du noch? Die Feinde haben wir totgebissen, und um uns die Reste aus den Zähnen zu pulen nahmen wir als Zahnstocher immer die Pila muralia. Jaja, das waren noch Zeiten!"


    Aber hatte Dives da gerade echt seinen ganzen Wein ausgeschüttet? Er erntete allerlei hochgezogene Augenbrauen. Aber es war ja auch nicht so verwunderlich, dass er heute abend etwas grimmig war. Schließlich sah er hier gerade, wie es auch laufen konnte, wenn man sich nicht von einer zänkischen Megäre zur Ehe erpressen ließ, sondern statt dessen eine so großartige, sanfte, gute, sittsame, kluge, würdevolle, traditionelle (doch zugleich tolerante) und wunderschöne Frau wie Valentina zur Gemahlin gewann. Voll Mitgefühl für ihn, dem seine Misere so vor Augen geführt wurde, stellte ich meinen Wein ab, griff selbst nach der Karaffe und füllte Dives höflich den Kelch wieder auf. Ebenso auch den anderen Gästen.
    "Apoll gebührt die glühendste Verehrung." stimmte ich Dives verträglich zu. "Doch lasst uns auch auf Minerva trinken, vor deren waffenklirrendem Schwung der Erdkreis einst erstarrte - und dann aufatmete als sie den Speer niederlegte. Auf die weiseste Göttin, die Wirrnis zu Klarheit wandelt, die uns zu wohlbedachten Entschlüssen geleitet, und... -"
    Ich sah zu Valentina, und auch ihr Blick traf mich. Wie glücklich ihre Augen funkelten. Ein Leuchten war um sie! Sanft legte ich meinen Arm um die Schultern meiner rosenbekränzten Verlobten, so sacht als wäre sie ein kleines Rotkehlchen, zerbrechlich unter dem weichen Gefieder.
    "... und auf deren großem Eulenfest meine carissima Valentina eingewilligt hat, wirklich und wahrhaftig meine Frau zu werden."
    Strahlend drückte ich ihr einen Kuss aufs blonde Haar, zwischen die duftenden Rosen.
    "Der helläugigen Minerva!" rief ich, den Kelch erhebend, einen Opferschluck vergießend, dann bot ich den Kelch erst Valentina an bevor ich selbst daraus trank.


    "Aaaaber," fuhr ich fort, denn nun war ich gut in Schwung, und zuviel minervagesandte Klarheit war einem Fest ja auch nicht unbedingt zuträglich,
    "Um die Trias des Abends vollständig zu machen, sollten wir nun dringend auch dem Bacchus unsere Huldigungen zukommen lassen!
    Io Bacchus, tanzender Gott, nächtlicher Thyrsusschwinger,"
    schmetterte ich, den Kies mit einem weiteren reichlichen Schluck tränkend,
    "feueratmender Sterne Chorführer, den so mancher den größten aller Götter nennt!
    Lass uns dir huldigen indem wir deinen Gaben die höchste Ehre erweisen!"

    Es wurde weiter ausgeschenkt und reichlich aufgetischt, viel am Meeresfrüchten, Pasteten und knusprig Gegrilltem. Weitere Gäste kamen hinzu, unter anderem die gute Matrone Ursania Dentata, die uns förmlich gratulierte, dann mein Libertus Ravdushara und mein Serapisgefährte Castus, mit Auloi und Tambura behangen, der sich, in seinem schlichten leinernen Tempelgewand und mit seinem bis auf eine einzelne Strähne rasierten Schädel, interessant von der Festgesellschaft abhob.
    Nachdem der Massiker geleert war, servierte unser kleiner Mundschenk Silas uns einen feurigen Spitzen-Caecuber, dessen Würze er mit etwas Honig verfeinerte... Doch bevor er ihn ebenso verdünnen konnte wie den vorigen Wein, hielt ich ihn auf und forderte die Gäste übermütig auf:
    "Lasst uns jetzt den Rex bibendi dieses Abend wählen! Oder die Regina bibendi! Sagt, wer soll die Majestät sein? In wessen Hände sollen wir dieses hochedle Amt legen?!"
    Die vornehmste Aufgabe des Trinkkönigs war es ja bekanntlicherweise, das Mischverhältnis zwischen edlem Wein und Wasser zu bestimmen (nur Barbaren soffen den Wein pur), dazu hatte er auch weitreichende Vollmachten uns alle zu fröhlichem Unsinn, Wettrinken, Spielen und Unterhaltung, sei sie geistreich oder flach, tiefsinnig, albern, oder alles zugleich, zu verleiten.....


    Bei all den Gästen hatte ich längst den Überblick verloren – doch einer stach heraus, noch weit mehr als Tempelbruder Castus. Das war doch... Valentinas Ex-Verlobter. Der Germanicus, Germanicus Aculeo. Verblüfft sah ich ihm entgegen. Er hatte, wie soll ich sagen, durchaus etwas unheimliches an sich, dieser Überraschungsgast. Halb schützend, halb besitzergreifend legte ich wiederum den Arm um meine Verlobte, raunte ihr leise zu: "Hast du ihn eingeladen?"
    Trotzdem begrüßte ich ihn höflich (er war ja auch höflich zu mir gewesen, bei unserer seltsamen Begegnung damals):
    "Salve Germanicus Aculeo. Ähm... Willkommen, und hab Dank für deine Glückwünsche" Ich reichte auch ihm einen Kelch Caecuber. "Es hieß du hättest die Stadt verlassen? Nun, am Ende kehren wir doch alle immer wieder zurück, nicht wahr?"





    Ein ungeheurer Spalt / Reißt vom Geschlecht der Sterblichen ihn los / Und Gott ist heut, wer gestern Mensch noch war.
    Einen Augenblick konnte ich dann doch nicht anders, als mir vorzustellen, wie das wohl wäre, wenn mein Vater die Nominierung zur Wahl angenommen hätte... und er, wozu die Chancen ja gut gestanden hatten, die Wahl gewonnen hätte... und er nun Herrscher der zivilisierten Welt wäre. Tja.
    Was für ein Wandel war das, so fragte ich mich, der da in einem Menschen vorging, der gestern noch ein Senator von vielen war, oder sagen wir, ein Consular unter zahlreichen... und nun mit einem Mal in so schwindelerregende Höhen hinaufgerissen wurde. War es schleichend, dass die Privatperson sich wandelte und wuchs, zum Vermittler zwischen mundanem und göttlichem Reich, zum Wahren Kaiser, Garant des Heils, nach dem Tode vergöttlicht wie der Divus Iulianus, oder aber zur Geißel der Untertanen. Oder geschah die Metamorphose schlagartig, durch eigene Entscheidung, Zeremonien vielleicht, das Anlegen einer staatstragenden Maske, die dann mit dem Gesicht verschmolz?
    Ich wünschte tatsächlich, ich hätte den Kaiser danach fragen können, doch das wäre natürlich sehr unangemessen gewesen. Und es gab wichtigeres.


    "Auf deine Herrschaft, möge sie lange und gesegnet sein." sprach ich, den Becher in der Hand, trank einen Schluck und widmete mich der ersten seiner Fragen:


    "Die Gardekohorten haben noch immer schwer an den Folgen des Bürgerkrieges zu tragen. Zu den Verlusten in der Schlacht kommen noch die Verluste an guten Männern, die der Garde in der Folgezeit durch Entlassung oder Versetzung auf höheres Geheiß genommen wurden. Dein Vorgänger hat es der Garde nie verziehen, dass sie sich unter meinem Kommando gegen seinen Staatsstreich stellte. Er setzte mich ab, und ließ die Garde führungslos verkommen. Wenn Posten besetzt wurden, dann nach Linientreue, nicht nach Kompetenz. Sowohl Mannstärke als auch Moral der Truppe haben dadurch erheblich gelitten."
    So berichtete ich ungeschönt mit nüchtern-sachlicher Miene, hinter der ich meine Empörung über die ganze Misere fein säuberlich verbarg. Ich war schließlich Profi.
    "Nach dem Tode Cornelius' konnte ich als Tribun in die Truppe zurückkehren, und zumindest in den zwei mir unterstellten Kohorten Disziplin und Drill wieder herstellen. Du hast den Einsatz dieser Männer ja bei der Wacht vor dem Senat gesehen. - Was die Aufklärung in den Provinzen angeht, so arbeite ich daran, unsere Netzwerke an Informanten wieder aufzubauen. Bis der Zustand von vor dem Krieg wieder erreicht ist, ist es noch ein gutes Stück Weg. Darum habe ich den Fokus auf die Provinzen gelegt, die militärisch am bedeutsamsten sind. Aber dazu komme ich gleich. Noch zum Status der Garde, hier die Zahlen."


    Ich legte dem Kaiser die Tabula mit der Aufstellung der Mannstärken vor. Sollstärke hatten nur die aus den anderen Centurien aufgefüllten Einheiten der Palastwache, der Rest der Garde ging auf dem Zahnfleisch. Es war erschreckend, durfte nicht so bleiben, und natürlich hatte ich mir schon Gedanken dazu gemacht wie man dem am besten abhelfen konnte:


    "Um die Garde wieder in alter Stärke aufzubauen, auf dass sie dir eine unerschütterliche, treu ergebene Hausmacht ist, sehe ich drei Dinge als wichtig an, primum: Eine Rekrutierungsoffensive. Da viele Legionen durch den Krieg noch immer ausgeblutet sind, und Verluste exzellenter Männer nur schwer verkraften können, würde ich da langfristig vorgehen. Ich würde mit den Cohortes Urbanae zusammenarbeiten, verstärkt Rekruten für die Urbaner werben, deren Ausbildung unterstützen, und später aus diesem Reservoir unsere Reihen wieder verstärken. Zum Auftakt von all dem würde ich große Militärfestspiele auf dem Marsfeld organisieren, bei denen sich auch die sportliche Jugend im Wettkampf messen kann. Das weckt Ehrgeiz und militärischen Geist der jungen Männer, und wird die Rekruten vermehrt in die Castra Praetoria strömen lassen."
    So stellte ich ihm mein "Programm" vor, kam dann zu einem für mich persönlich doch sehr entscheidenden Punkt. Ich war überzeugt von dem was ich sagte, trug es ihm ohne Anmaßung aber selbstbewußt vor:
    "Secundum ist unerlässlich: ein fähiger Gardepräfekt. Ich will nicht drumherumreden, Imperator - ich habe die Erfahrung und die Verdienste, habe mich in dieser Position bereits bewiesen. Du kannst dir meiner Loyalität sicher sein. Ebenso meiner Autorität und Kompetenz. Ich wäre eine sehr gute Wahl."
    Und zuletzt:
    "Tertium, zur Moral der Männer. Wenn Mannstärke und Führung wieder in Ordnung sind, dann wird auch sie sich wieder aufrichten. Denn die Substanz ist noch da, und lässt sich wieder erwecken, zum Genius Cohortis Praetoriae, zum Korpsgeist der stolzen Eliteeinheit, die für ihren Kaiser und seine Familie durch Feuer geht!
    Dabei ist es wichtig, die Traditionen der Garde zu achten. Das traditionelle Donativum, zu deinem Herrschaftsantritt, ist das eine. Darüber hinaus wird ein Besuch, eine Rede vor der Truppe, oder das Weihen des Fahnenheiligtums mit deinem Bildnis durch dich persönlich, die Männer begeistern und - ohne die Staatskasse zu belasten - ihre Treue zu dir noch viel fester schmieden."


    Nach diesen Ausführungen verstummte ich und trank einen Schluck, um dem Kaiser Gelegenheit zur Erwiderung zu geben, bevor ich mich seinen weiteren Fragen zuwandte.



    Myrte! Ich lachte, schnitt eine entsetzte Grimasse und protestierte prustend: "Ich bin doch nicht die Braut!" Die unschuldige jungfräuliche Braut! (Wir erprobten hier zwar gerade eindeutig neue und unkonventionelle Formen des Zusammenlebens und der Beziehungsgestaltung - aber das, das ging gar nicht... Meine Verlobte hatte es faustdick hinter den Ohren, hinter ihrer unschuldigen Miene...
    Borkans Zwinkern ließ mich gleich wieder losprusten, und ausgelassen schlang ich den Arm um seine Schultern, und drückte ihn übermütig. Dann neigte ich meinen Kopf vor Valentina und ließ mich von ihr bekränzen – mit dem roten Oleander, zum Glück. Der passte auch besser zu meiner safrangelben Tunika... die Borkan mir nun locker gürtete. Ich hatte ganz und gar nicht mit einem Geschenk gerechnet, und dieses weitere Zeichen seines Großmutes rührte mich sehr.
    "Danke, Corazón..."
    (Ein Gürtel, den er mir um meine Lenden schlang... die Bedeutung war nicht schwer zu erkennen.)
    "Allerdings" stimmte ich seinen Worten, an Valentina gewandt zu, "Erblassen und verblassen!"
    Am liebsten hätte ich auch ihn direkt an meiner Seite gehabt, aber... er hatte schon recht, es war Valentinas Tag. (Oder Abend.)


    Während ich noch ganz überwältigt von all dem war, hatte Valentina sich bereits gefasst und begrüßte die ersten Gäste.
    Licinus war der erste der uns gratulierte. Überglücklich dass er gekommen war nickte ich strahlend, aber auch ein wenig verbissen, denn mein Unterarm, der da in seinem stählernen Griff verschwunden war, meldete sich schmerzhaft...
    "Danke! Danke mein Freund, danke von Herzen. Wie großartig dass du gekommen bist!" Und ich lachte, als er sich so höflich entschuldigte kein Geschenk zu haben. "Haha, Unsinn, wir haben euch doch alle überfallen mit unserer plötzlichen Einladung, es ist ja auch überraschend über uns gekommen, dieses Glück."
    Auch wenn es natürlich aus Vernunftgründen entsprang, es war doch wahrlich: ein Glück.
    Ich beugte mich zu Licinus und raunte ihm heimlich zu: "Konnte gar nicht glauben dass sie mich nimmt!"
    Licinus wiederzusehen erinnerte mich nebenbei daran, das Dokument, das schon seit Monaten irgendwo in dem zu-erledigen-Haufen in meinem Officium verschwunden war, endlich, nun ja, zu erledigen. Er hatte mir, wie ich damals in meinem Zorn gefordert hatte, das Land zurückgeben wollen. Das war sehr anständig von ihm, doch mein Zorn war verflogen und das Land, aus dem er so viel gemacht hatte, war nun mal seins, und sollte es auch bleiben.
    "Also iss und trink und sei fröhlich mit uns!" forderte ich ihn grinsend auf, schnappte einem Sklaven einen Silberkelch vom Tablett und drückte ihn Licinus in die Hand. Es war, nebenbei erwähnt, ein guter Massiker, mit dem unsere Diener alle Gäste gleich versorgten. Da der Abend noch jung war, war der Wein auch (noch) so verdünnt wie es sich gehörte.
    Die allerersten Speisen wurden auch aufgetragen, auf Spießen arrangiert und als handliche Häppchen. Da alles heute ein wenig durcheinander ging (was auch ganz gut so war), und es keine formelle Cena war, wurden die Vorspeisen einfach kreuz und quer herumgereicht.
    "Und hiermit wirst auch du..." sagte ich in scherzhafter Feierlichkeit zu meinem ältesten Freund, und fischte einen Kranz aus dem Korb, "für heute Abend dem Gott des Festes geweiht!"
    Zack, hatte er ihn auf den Kopf gedrückt bekommen! Es war aber ein ganz dezenter, mit Efeu und Passionsblumen.


    Beim nächsten Gast jedoch, da wagte ich das nicht. Dives, Marcus (weniger dulcis) Dives.
    Er gab sich zwar etwas stachlig, doch immerhin war er überhaupt gekommen, und ich war in der Stimmung heute die ganze Welt zu umarmen, und ihm alles zu vergeben. Er hatte es ja auch nicht leicht, und gewiss – das hatte ich auch vorhin zu Borkan und Valentina gesagt – gewiss hatte er das, was er da im Theater gesagt hatte, gar nicht so gemeint...
    Unverdrossen lächelte ich ihm zu. Ich spürte Valentinas Hand auf meinem Arm, fast schien es mir sie wolle mich beschützen. Oder mir den Rücken stärken. Was für eine großartige Frau! Ich warf ihr einen liebevollen Blick zu und begrüßte den süßsauren Gast:
    "Danke Dives. Ich freue mich um so mehr, dass du trotzdem gekommen bist. Heißt das, du bist nun zum Senator erhoben worden? Du hast es ja schon längst verdient."
    Das war allerdings wahr. (Aber vielleicht hatten die alten Herren Senatoren Bedenken, neben seiner Beredsamkeit allzu gemütlich zu wirken.)
    "Aber komm, einen Becher Wein kannst du doch mit trinken, nicht? Und einen Bilch essen, oder zwei..."
    Auch ihm drückte ich, wie Licinus einen Kelch in die Hand, und bot ihm das Tablett mit den Bilchen in Mohn an.
    "...und dir vielleicht auch einen Kranz aussuchen..."


    Luftigleicht war der Auftritt der beiden Nichten in Begleitung ihres wachsamen Sklaven.
    "Salvete ihr zwei Grazien, ihr Sylphen! Dankeschön!" Fast hätte ich den Mädchen durchs Haar gewuschelt, doch gerade noch rechtzeitig zuckte meine Hand wieder zurück – sie wären mir sicher böse wenn ich ihre kunstvollen Lockenfrisuren zerzauste.
    "Willkommen! Sehr euch nur um, das Haus wird ja wohl auch bald euer Heim sein -" Oder? Fragend blickte ich zu Valentina, wir hatten noch gar nicht konkret darüber gesprochen, und ich wollte ihr natürlich nicht reinreden. Das Haus war ja das Reich der Frauen.


    Als ich aufblickte, sah ich mich meinem Cousin Casca und seinen Glückwünschen gegenüber, und nun war es Zeit für eine herzliche familiäre Umarmung.
    "Casca! Das ist mein Cousin Casca, aus Piraeus" stellte ich ihn dann kurzerhand der ganzen Runde vor, "Ein großer Liebhaber und Kenner Ovids und der römischen Damenwelt!"
    Und zu Casca, der sich niedergelegt hatte, und dann wieder kreuz und quer, machte ich alle zumindest flüchtig miteinander bekannt:
    "Du kennst meine rarissima carissima Valentina ja noch gar nicht. Und ihre zauberhaften Nichten. Aber meinen Freund Borkan kennst du ja schon von Drusillas Hochzeit nicht wahr? Und das hier ist mein alter Freund Iulius Licinus, und Kriegskamerad, wir sind damals zusammen durch ganz Mesopotamien spaziert – und er hat sich nur unter großen Schmerzen von seiner Legion getrennt, um uns heute zu besuchen" flaxte ich, dabei war es natürlich Zufall dass er in Rom war, "Und Iulius Dives, Zukunft der römischen Politik, der sich unter noch viel ärgeren Schmerzen von seiner Rede für morgen losgerissen hat, und..."


    ...Und ein leiser Saitenklag schwebte durch den Garten, ließ die Gespräche ruhen. Ich blickte zur Künstlerin, eine junge Dame, eine elegante Erscheinung, die ihr Haar zu einem dunklen Knoten geschlungen trug. Ein bisschen erinnerte sie mich an meine Schwester Seiana... aber noch mehr an meine Nichte Milonia. Eindeutig gehörte sie zu unserer Sippschaft. Wen hatte Casca (den ich für ihren Begleiter hielt) uns da mitgebracht?
    Sie sang. Sie sang und spielte für uns. Mir stockte der Atem, so schön war das, so wunderschön... Ich lächelte Valentina zu, ergriff ihre Hand, und saß ganz andächtig und still neben ihr auf der Kline. Fast wünschte ich, wir wären wirklich Liebende, romantisch Liebende, dann wäre dieser Abend perfekt, genau wie in einer Geschichte. Doch es gab ja so viele Formen von Liebe... Agape, Eros, Philia. Wie magisch angezogen wanderte mein Blick zu Borkan, und ruhte mit warmem Glanz auf ihm, während die Sängerin die herrlichen Verse sang...
    Als sie schließlich verstummte applaudierte ich ergriffen.
    "Danke! Tausend Dank!!" Ich sprang auf und ging auf sie zu. Mir kam ein Verdacht. "Camelia?" Ja natürlich! Meine kleine Nichte: "Carmelita!!" rief ich sie bei ihrem iberischen Kosenamen und schloß sie überschwänglich - mit Rücksicht auf die Kithara nur nicht ganz so stürmisch – in die Arme.

    Diese unschuldigen Gebärden, die ausweichenden Worte: man mußte kein Genie sein um da mißtrauisch zu werden! Gut, gut, bestens, bestens – das klang in meinen Ohren als stünde er kurz vor der Pleite. Zudem entging meinem Adlerauge nicht, dass sein Sklave Nepomuk sich ihm gegenüber nur wenig dienstbeflissen zeigte. Lies mein Cousin die Zügel schleifen?
    Ich fläzte mich auf die Liege neben ihm, und schnappte mir die Weinkaraffe, bediente mich selbst.
    "Das ist wahr. Poesie, gutes Essen, Wein und Liebesfreuden... Aber -" Ich furchte die Stirn, und versuchte den Gedanken, der mich eben gestreift hatte, zu erhaschen und festzuhalten, "Liegt für Elegiker wie Ovid die Welt, also, der Lebensinhalt, das was wirklich zählt, nicht gerade darin? Im Spiel um das Erringen und Gewähren der Liebe, und in der Klage um ihren Verlust."
    Ich lächelte schief. Wohin man sich auch wendete, die Welt war schon da.
    "Ähm, Casca, wenn ich dich irgendwie unterstützen kann mit den Geschäften, also finanziell, sag bescheid ja, ehrlich, zögere nicht, das ist ja auch ein auf und ab, und mit der ähm, Wirtschaftslage, ganz normal dass es da mal Durststrecken gibt, gerade dadurch dass die Tore so lange verschlossen waren." bot ich ihm, von einem energischen Nicken unterstrichen, an. Ich selbst war nie auf einen grünen Zweig gekommen wenn ich mich als Geschäftsmann versucht hatte. Dabei hatte ich so gute Ideen gehabt, besonders die mit den Perlhühnern. Aber sie waren nicht so recht gediehen. Weder die Perlhühner noch die Ideen. (Nur gut, dass bei der neuesten Idee Borkan allein die praktische Umsetzung übernommen hatte.)
    "Und darüber hinaus, was hast du sonst eigentlich vor? Willst du eine senatorische Laufbahn einschlagen - beredsam genug bist du ja -" Ich entsann mich zum Beispiel wie souverän er Großtante Drusilla mit seinen Komplimenten verzückt hatte, "oder eine zivile ritterliche?"
    Ganz tradionell sub aquila zu gehen, das fiel für ihn ja wohl leider aus.

    Nun war ein gestandener Herr hinzugekommen, anscheinend der Vater, oder Pater familias, des Mädchens. Er prüfte den Sklaven, der sich fügsam zeigte, dann wurde hart verhandelt um den Schönen. Der Händler versuchte natürlich uns gegeneinander auszuspielen, klar das war ja sein Geschäft.
    "Was kann er denn, ausser dekorativ zu sein?" erkundigte ich mich bei dem geschäftstüchtigen Griechen, während ich näher schlenderte zum Objekt der Begierde. Bei dem Preis war das ja zu erwarten, dass der Sklave irgendwie geschult war.
    Da sah der schöne Onatas mich auf einmal direkt an, fast... ja, fast will ich sagen sehnsuchtsvoll... was meiner Vernunft in dieser Angelegenheit nicht unbedingt förderlich war. Entschlossen gab ich mir den Anschein von Lässigkeit, trat heran.
    "Salvete" grüßte ich den anderen Interessenten und sein Töchterchen. "Verzeihung, wenn ich auch einmal einen Blick auf die Ware werfen dürfte? Hm..."
    Mir nachdenklich über das Kinn streichend begutachtete ich den Schönen aus der Nähe. Hinreissend. Einfach hinreissend. Ruhig Blut, Faustus. So ganz geheuer schien ihm das aber nicht zu sein, hier vor aller Augen zu stehen. Obgleich es mich eigentlich kaum interessierte - ich wußte sowieso dass ich ihn wollte, ihn haben wollte – um die Form zu wahren fragte ich ihn doch, trocken und mit nüchterner Miene:
    "Was hast du für eine Ausbildung genossen, Junge? Was sind deine Talente?"

    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/03.03.15/xhceggkmuk3m.jpg| Ephialtes



    "Willkommen junge Herrin, in der Casa Decima Mercator!" sprach der Ianitor lächelnd, "Bitte tritt ein."
    Die Reisetruhe nahm er selbst, und trug sie hinter Camelia her, bis ins Atrium hinein. Dort aber zeigte sich, dass das Personal des Hauses heute in großer Aufregung war. Emsig eilten die Sklaven hin und her, sogleich erfuhr auch Camelia von der doch sehr spontanen Verlobungsfeier und wurde energisch in den Peristylgarten eingeladen. Obgleich gerade alles etwas durcheinander ging, wies die Verwalterin Rhea der neu angekommenen Decima aber noch schnell eines der Cubicula im ersten Stock zu, und ein Hausdiener brachte ihr Gepäck dorthin.





    Es war gar nicht meine Absicht gewesen, die Augusta auszuhorchen, darüber was sie mit ihrem Gemahl besprochen hatte. Aber es war natürlich ausgesprochen interessant was ich da erfuhr, oder daraus schließen konnte, über das Verhältnis der Eheleute, und über die Art wie der Kaiser in die Zukunft plante. Schritt für Schritt offenbar.
    Als Gardetribun war es ja auch meine Aufgabe, immer gut bescheid zu wissen. Dazu war ich natürlich, wie wohl jeder Bewohner der Stadt, einfach neugierig auf die neue Herrscherfamilie...
    Meine Idee, ihr Vespa zu empfehlen, fand Anklang. Großartig!
    "Gewiss Augusta, bekräftigte ich eifrig, "ich sorge dafür."
    Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die Nichte des Valerian etwas dagegen haben könnte, auf den Palatin eingeladen zu sein. Im Gegenteil. In unserer Casa - so wunderhübsch das Haus auch war, und so freundlich Vespa sich auch uns gegenüber verhielt - schien mir die ungeheuer vornehme Kaisernichte, die nun meine Stiefmutter war, doch immer ein wenig fehl am Platz zu sein. Wie ein Schwan unter Gänsen. (Nichts gegen Gänse.)
    "Ich habe zu danken."
    Die zwei Contubernien hatten vor dem Anwesen Stellung bezogen. Ich hatte sie bewußt aus der ersten Centurie der ersten Cohorte gewählt, in der nur ganz besonders große und stattliche Gardisten ihren Dienst taten. Die Männer machten ordentlich was her. Auf mein Kommando grüßten sie alle zugleich die Augusta, darauf formten sie sich mit großer Präzision zur Eskorte, bereit die frischgebackene Herrscherin samt Anhang, vielleicht auch samt Sänfte, in ihre Mitte zu nehmen. So ging es feierlich zum Forum...

    Der Cursor der Decimer gab eine Nachricht für Iulius Licinus ab:


    An Marcus Iulius Licinus



    Salve alter Freund!


    Habe gerade gehört, dass es Dich wieder mal in unser allseits geliebtes Rom verschlagen hat. Das trifft sich gut, denn ich gebe ausgerechnet heute abend ein kleines Fest. Ganz spontan und unförmlich (sagt man das so? oder sollte ich formlos dazu sagen? Ein amorphes Fest?)
    Du fragst was der Anlass ist? Ich feiere meine Verlobung – nein, Deine alten Augen lassen Dich nicht im Stich, ja, Du liest richtig, Ver-lo-bung mit einer fantastischen jungen Dame: die großartige Quintilia Valentina hat zugestimmt meine Frau zu werden.
    Also schwing die Caligae und komm rüber zu uns auf dem Mons Caelius. Auf dass es diesmal ein fröhliches Wiedersehen gibt.


    Es grüßt Dich Dein alter Freund


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/30.11.14/jxpd48qkgpsg.png]



    PS. Dives habe ich auch eingeladen. (Aber bringt bitte auf keinen Fall sein grausliches Eheweib mit.)




    Und eine für Iulius Dives:


    An Marcus Iulius Dives



    Salve!


    Heute Abend feiere ich meine Verlobung mit Quintilia Valentina. Wie das Schicksal so spielt...
    Wir geben ganz spontan eine kleine Gartencena, nichts förmliches, mit Freunden und Familie.
    Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber... ich für meinen Teil, ich würde es unendlich begrüßen wenn wir trotz allem das ganze verworrene Knäuel unseres Zerwürfnisses einfach hinter uns lassen könnten.
    Und den Versuch einer Freundschaft wagen? Zu wagen beginnen?
    Ich würde mich jedenfalls sehr freuen wenn Du, falls Du heute abend noch nichts vor hast, bei uns vorbeischauen würdest. (Nur, bitte versteh das... ohne Sergia.) Licinus habe ich auch eingeladen.


    Es grüßt Dich herzlich


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/30.11.14/jxpd48qkgpsg.png]


    Der milde Sommernachmittag neigte sich langsam dem Abend zu. Auf dem weißen Kies neben dem Springbrunnen waren die Gartenklinen einladend aufgestellt. Buchsbaumhecken umrahmten diesen Platz in der Mitte des Peristyls, und säumten auch die Pfade, die wie die Speichen eines Rades dorthin führten, akkurat gestutzte kleine Hecken, und zu geometrischen Formen geschnittene Büsche, doch ihre Strenge verblasste vor der üppig bunten Blumenpracht der Beete, die sich zwischen ihnen erstreckten. Verschwenderisch blühende Stauden erhoben sich über die Umrahmung, breitbelaubte Weinranken strebten lebensgierig an den Säulen des Wandelganges hinauf, Blüten prangten in allen Farben und Formen, verströmten einen honigsüßen Duft. Das schläfrige Summen der Bienen lag in der Luft, nektartrunkene Schmetterlinge gaukelten über den Köpfen der Blüten, und kleine Mauereidechsen dösten auf den warmen Steinen. Als unsere Schritte sich näherten ergriffen sie blitzschnell die Flucht, huschten fort und verschwanden in den Mauerritzen.


    Valentina, Borkan und ich kamen gerade von der Führung durch das Haus. Gelöster Stimmung ließ ich mich nieder, freute mich daran, was unsere Sklaven hier alles auf die Beine gestellt hatten, obgleich es sich ja alles so überstürzt ergeben hatte. Auch die Einladungen zu unserer Cena waren natürlich alle sehr spontan erfolgt. So dass ich, auch wenn wir die ganze Familie und ein paar Freunde eingeladen hatten, keine Ahnung hatten mit wem wir heute rechnen konnten. Wir würden uns eben überraschen lassen.
    Oscillumscheiben schwangen leise klimpernd zwischen den Säulen, Girlanden wanden sich um die Klinen und Tische, und da kam sogar noch das Sklavenmädchen Olivia mit einem Korb voll Blumenkränze.
    "Perfekt!" rief ich aus, "kommt, lasst uns feiern, lasst euch bekränzen!"
    Und lachend drückte ich Valentina einen Kranz samtig roter Rosen auf ihr blondes Haupt – es war IHR Tag, und ausserdem passt es wunderbar zu ihrer Erscheinung heute – und Borkan verpasste ich einen Kranz exquisiter violett-blau changierender Anemonen, die ihm, von seinem rabenschwarzen Haar schräg in die Stirn fallend, den Anschein eines geheimnisvollen Mysterienwächters verliehen. (Zumindest in meinen Augen.)
    "Oh, aber welchen soll ich nehmen?" fragte ich kokett... und überließ es den beiden, mir einen auszusuchen.



    Sim-Off:

    Liebe Mitspieler, bitte lasst die Porta aus und kommt direkt in den Garten :)

    Jahrelang hatte ich vor potentiellen Bräuten stets hurtig die Flucht ergriffen, und es als furchtbares Unglück angesehen, sich in die Fesseln der Ehe verstricken zu lassen.
    Dann kam Valentina.
    Und als ich da so mit den beiden im Atrium stand, und hörte, wie unglaublich großherzig sie zu Borkan sprach, ihn umarmte und willkommen hieß, und mit welch edlen Worten er dies erwiderte, da... da verschlug es mir echt die Sprache. Ich hätte niemals gedacht, dass so was möglich war! Es rührte mich zutiefst, ich schluckte und wischte mir verstohlen etwas Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln. Dies hier war etwas ganz besonderes... aber es war auch zerbrechlich. Ich wusste, dass ich mich dem würdig erweisen musste. Gedanken an andere, ausserhalb unseres Dreierbundes, waren da gar nicht gut.
    Ach, das würde schon werden. Jetzt ging's auf zur Hausführung! Borkan flüsterte mir beeindruckt etwas zu, und ich raunte zurück, mit einem übermütigen Lächeln:
    "Allerdings!!"
    Recht hatte er.


    Da wir schon mal im Atrium standen, begann ich gleich hier. Ich führte Valentina und Borkan von Wand zu Wand und machte sie auf die schöneren der Fresken aufmerksam, beginnend bei einer idyllischen Landschaft mit Kornfeldern, malerischen Hirten bei ihren Herden und zerklüfteten Bergen im Hintergrund...
    "Diese Szene hier ist inspiriert von unserer hispanischen Heimat. Und auch die hier..." Ich deutete auf ein Wandbild mit Fischerbooten, deren bunte Rümpfe und weiße Segel auf die türkisblauen Wellen vor einer lieblichen Küstenlandschaft getupft waren..."das mag ich am liebsten, so etwa sieht die Bucht von Tarraco aus, wo ich aufgewachsen bin."
    Dann kam ich zu dem repräsentativen Schlachtengemälde...
    "Das ist die Schlacht von Septimanca, bei der mein Onkel Meridius damals über die aufständischen Iberer siegte. Wofür er den Triumph bekam. - Auch mein Vater, also, mein Adoptivvater, Livianus, hat dort gekämpft. Livianus ist unser Pater Familias. - Und hier..."
    Ich ging weiter, vorbei an den Bänken aus Mamor und Tuffstein, Sitzgelegenheit für die vielen Klienten bei Livianus' Salutatio, und kam zu den Statuen. Wir wechselten die häufiger mal, zur Zeit war es ein klassischer Genius des römischen Volkes, der wohlwollend, die Flügel sauber hinterm Rücken verschränkt, auf das Impluvium blickte. Auf der anderen Seite wurde das Bassin von einer Tänzerin flankiert, die ein Mädchen aus Gades darstellte, in feuriger Gebärde doch aus kaltem Stein...


    Und so ging es weiter, ich führte die beiden zu unseren Ahnenmasken (die verrieten, dass unsere Familie, obschon glorreich, erst seit drei Generationen das römische Bürgerecht hatte) und zu unserem Hausaltar, wo ich im Vorübergehen etwas Weihrauch auf die Kohlepfanne streute, dann in Tablinum, ins große und ins kleine Speisezimmer, zu dem Arbeitszimmern, der Bibliothek und durch die Gänge des Hauses, auch hinauf in die obere Etage wo die Cubicula zum Schlafen lagen (mein Zimmer war im Augenblick aber viel zu chaotisch um es jemandem zu präsentieren), hinauf auf die Sonnenterasse oben auf dem Dach (wo man auch schlafen konnte wenn es im Sommer gar zu heiß wurde).
    Dann ging es die Treppen wieder hinab, ich zeigte den beiden unsere Hausthermen, und führte sie in die Küche. Dort war unsere Köchin Candace mit ihren Untertanen wild am werken. Alle waren sehr gespannt auf Valentina. Gegenüber Borkan war unsere Sklavenschaft, zumindest manche, ein Stück reservierter. Ich zeigte auch kurz die Quartiere unserer Sklaven und Angestellten und stellte Valentina und Borkan gleich mal unsere wichtigsten Dienstboten vor.
    Darauf traten wir ins freie, in den Peristylgarten, wo schon alles für die spontane Cena gerichtet war. Doch bevor wir es uns dort bequem machten, führte ich die beiden noch in den hinteren Garten, zeigte ihnen die wunderschöne Dianalaube, die Livianus einst für seine erste Ehefrau errichtet hatte, und die Fortunastatue, die meine Cousine Romana hier hinterlassen hatte, und sogar die Gemüsebeete und Apfelbäume (unsere ländlichen Wurzeln ließen sich halt nicht verleugnen), kurz auch den Hof mit Wagen- und Sänften-Unterständen, Stall und Hundezwinger.
    Das alles vorzuführen hatte doch eine ganze Weile gedauert, ich hatte Hunger bekommen und freute mich jetzt so richtig auf die Cena...

    Zum Glück nahm sie es mir nicht übel, dass ich die Freudenstimmung dieses historischen Tages gleich mit diesen weniger schönen Themen trübte. Es war nun mal notwendig. Wenn ich daran dachte, mit welch unmenschlicher Grausamkeit die Verschwörer auch die Gattin und den Sohn Kaiser Valerianus' ermordet hatten, dann war mir um so dringlicher bewußt wie wichtig es war, dafür zu sorgen, dass Veturia Serena und ihre Familie nicht auch so ein Schicksal erlitten. Ich war froh, dass sie die Notwendigkeit beschützt zu werden ernst nahm (hoffentlich würde der Kaiser selbst das auch so sehen.). Sicherlich war sie als patrizische Senatorengattin schon eine ganze Menge behütet-werden gewöhnt, aber die Einschränkungen, die nun auf sie zukamen, waren doch sehr groß. Die Ehren natürlich noch viel größer.


    Sie bot mir etwas zu trinken an. Wie aufmerksam!
    "Ja, vielen Dank." Erfreut nahm ein Glas entgegen und benetzte meine Kehle. Das tat, nach dem wachen vor dem Senat, dem kommandieren und reiten, echt gut.
    Vertrauen – das war natürlich eine Gratwanderung. Es einerseits nicht leichtfertig zu gewähren, andererseits auf die Wächter zu vertrauen. Maevius zum Beispiel würde ich nicht für ein As Vertrauen schenken.
    "Du kannst dich auf mich verlassen. Das gelobe ich Dir, Augusta. Was auch immer ich tun kann!" versprach ich ihr feurig, voll ritterlicher Ergebenheit. "Ob mit Rat oder Tat, es wird mir eine Ehre sein dir zur Seite zu stehen."
    Huch! – Wo kam denn dieser plötzliche Idealismus auf einmal wieder her? Nach dem ganzen Bürgerkriegsmist hätte ich Stein und Bein geschworen, zehnmal zynisch genug zu sein, um einfach nur meinen Dienst zu tun und nie wieder meine Loyalität zu verschenken. Tja.


    "Schon länger, ja." fasste ich mich auf die nächste Frage hin bewußt kurz.
    "Als nächstes wohl der Einzug in den Palast, dann Festlichkeiten, Opfer und Spiele zu euren Ehren. Der ständige Blick der Öffentlichkeit, unzählige Einladungen, Gesuche, Schmeicheleien, Spendenanfragen, Bitten um dein Patronat, Bitten dir einen Schrein oder Tempel errichten zu dürfen. Die Damenwelt wird sich nach deinem Vorbild ausrichten, nicht nur in Dingen der äusserlichen Erscheinung, auch die Tugenden, die du vorlebst, werden ein prägender Einfluss sein." so prophezeite ich.
    "Die Augusta Ulpia Drusilla hat damals auch diplomatische Aufgaben wahrgenommen." Das war zwar vor meiner Zeit gewesen, doch die Garde erinnerte sich. Letztendlich lag es wohl beim Kaiser selbst wie sehr er seine Gattin ins Regieren mit einbezog, oder wie sehr sie ihm da mit hineingriff, vom Modell garnicht bis zum Modell Livia...
    "Was die Feinheiten des Lebens bei Hofe betrifft, die Zeremonien und Etikette in all ihren Nuancen – fällt mir eine Person ein, die dir da sehr kundig, viel besser als ich, Rat geben kann: und zwar die edle Nichte des Kaisers Valerianus, Aelia Vespa. Sie lebte früher selbst lange Jahre auf dem Palatin, nun ist sie in zweiter Ehe mit dem Stadtpräfekten, meinem Vater, vermählt. Wäre es in deinem Sinne, wenn sie dich einmal aufsucht, Augusta?"


    Von draussen, von der Strasse vor dem Haus her, war nun das schwungvolle Marschieren genagelter Sohlen zu hören. Ich horchte auf. Die Eskorte war angekommen. Es konnte losgehen...

    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/03.03.15/xhceggkmuk3m.jpg| Ephialtes



    Ephialtes hatte das Rumpeln des Reisewagens schon vernommen. Er öffnete die Türe, sah die beiden Gestalten vor dem Eingang, und sein geübter Blick identifizierte sogleich wer da Herrin und wer Bediensteter war. Es sah, der Truhe nach zu urteilen, nach einem längeren Besuch aus. Ephialtes musterte die junge Frau mit der Kithara, doch er kam zu dem Schluß dass er sie nicht kannte.
    "Salve" sprach er zum Kutscher, und "Guten Abend die Dame." zu ihr. "Wen darf ich melden?"




    Hallo Camelia! :):dafuer:
    Danke Stadtwache, das war schnell! :D


    Camelias Vater ist Caius Decimus Scaurus, sie ist die Schwester von Decima Milonia. Der Name der Mutter wird nachgereicht.

    Heute war ein guter Tag. Ich hatte frei. Zwar plagte mich doch etwas die Sorge, dass die Castra in meiner Abwesenheit zu Staub zerfallen würde, oder die anderen Tribunen ein Mordkomplott gegen mich schmieden würden, oder jemand die Geschütze mit dem falschen Schmierfett behandeln würde... doch die Sonne lachte vom azurnen Himmel und ich hatte frei.
    Den Vormittag hatte ich im Tempel des Serapis verbracht. Ich hatte dem Allgott geopfert, endlich mal wieder bei einer Zeremonie mitgemacht und es genossen, in Ruhe mit den Gefährten meiner Tempel-Zeit zu plaudern. Sie waren bei den Vorbereitungen zum Fest des neuen Jahres, am "1. Toth". Ich wollte mich unbedingt daran beteiligen, und Castus hatte mir ein paar Melodien notiert die da zum Einsatz kommen würden, damit ich sie schon mal auf meiner Syrinx üben konnte.


    Eigentlich hatte ich mir aber vorgenommen, heute die neueste Abhandlung zu Innovationen in der vierarmigen Torsionsgeschütztechnologie zu lesen...
    So trug ich also beides mit mir herum, als ich in hinaus in den Garten trat: Syrinx und Artilleriedossier.
    "Schön..." seufzte ich, schüttelte meine Sandalen ab und spazierte barfuß über das weiche Gras. Die Vögel sangen und die Blumen leuchteten in allen Farben. Ich steuerte ein einladendes Fleckchen Grün an, neben dem wundervolle violettblaue Lupinen wuchsen – als ich Stimmen hörten, es ging irgendwie um Ovid, und dann wurden die Stimmen weniger freundlich. Nun ja, Ovid war ja auch nicht jedermanns Geschmack. Neugierig wer da sprach bog ich um einen über und über von dunkelroten Blüten strotzenden Lavendelbusch, und traf auf Massas kleinen Bruder, und dessen Sklaven.
    "Salve! Was für ein herrlicher Tag!" begrüßte ich meinen jungen Cousin bestens gelaunt. Ich mochte ihn wirklich gerne, doch irgendwie stand er für mich immer im Schatten von Massa. (Der warf eben einen langen, breiten und heroischen Schatten.) Ich hätte nicht mal so genau sagen können, was genau Casca zur Zeit eigentlich machte. Aber er sah immer sehr entspannt und wohlfrisiert aus.
    "Wie gehts, wie laufen die Geschäfte? Disputiert ihr gerade über Ovid?"
    Erstaunlicherweise sah er heute gar nicht so entspannt wie sonst aus.




    | Appius Decimus Massa


    In letzter Minute abgefangen und verschleppt. Ein amüsiertes Lächeln für den Schlepper, dem ich ohne Ausflüchte suchend, willig folgte. Im Türrahmen seines cubiculum traf mich der Schlag. Vom Ordnungsfanatiker zum Chaoten war meine Auslegung der Unordnung die sich vor mir auftat. Mit Skepsis sah ich ihm beim Umräumen zu, verschränkte die Arme vor der Brust und wartete auf das Ergebnis. Sieh an, eine freigeräumte Fensterbank und ein leerer Scherenstuhl. Die Fensterbank nahm Faustus selbst für sich in Anspruch, dann blieb mir der Scherenstuhl. Vorsichtig ließ ich mich hineinsinken. Die Entschuldigung mit dem freigelassenen Sklaven, Ausrede. Aber dann fiel mir ein, er war ein Jünger des Serapis gewesen. Als solches hatte ich ihn in Ostia wiedergesehen. Kein Besitz, das hieß keine Sklaven, Entschuldigung akzeptiert. Beim mir ging es mittlerweile auch nicht mehr ganz ohne eine helfende Hand.
    Der Grund warum er mich verschleppt hatte, erfuhr ich postwendend. Eine Bitte, ich wartete ab, was er wollte. Sicherlich keine, die ich ihm nicht erfüllen konnte. So einfach schien sie dann doch nicht zu sein. Sein Lächeln war von der Sorte, nur du und ich, keiner weiterer weiß davon. Das drum herum Gerede, komm endlich auf den Punkt, dachte ich mir. Bei Faustus war Ausführlichkeit und Ausschmückung des Gesagten wichtig. Ich kannte es und wurde trotzdem ungeduldig. Was für eine Geheimniskrämerei. Mir fiel auf, dass ich geradliniger und meine Ausdrucksweise kahl und schmuckloser geworden war. Die rauhe Wirklichkeit veränderte. So ging das in Alexandria nicht weiter.
    Seine Bitte ließ mich nachdenklich in die Lehne des Scherenstuhls zurücksinken. Informant…?? Das schmeckte mir nicht. Jeder wusste um meine Verwandtschaft. „ Du brauchst eine Quelle in Alexandria. Drücken wir es mal so aus.“ Das klang angenehmer. Zurückhaltend und die Worte abwägend ging ich auf seinen Vorschlag ein. „ Das was wichtig für dich sein könnte, bekommst du von mir. Spezielle Informationen werden schwierig.“ Nicht schwieriger als einen Krug mit Wasser aus dem Brunne zu füllen, gestand ich mir ein. Mit Geld und materiellen Anreizen füllte sich der Krug von ganz allein. Trotzdem musste man vorsichtig sein. In Alexandria und Umgebung war mehr Feingefühl gefragt, als in Rom. „ Meine Post wird an die casa gehen. Wie sie dorthin kommt, lass meine Sorge sein.“ Die Personen, die in Frage kamen hatte ich bereits im Hinterkopf. Verlässliche Leute die, sich schon öfter bewährt hatten. „ Sollte ich Geld oder materielle Hilfe brauchen, regeln wir das über die Warenlieferungen für das Geschäft von Borkan. Das fällt nicht auf.“ Mehr gab es nicht zu sagen. „ Zufrieden?“ Ganz überzeugt davon, was ich ihm anbot war ich selbst noch nicht. Nach außen gab ich mich selbstsicher und bestimmt. Er musste nur ja sagen, um mich vollends zu überzeugen das Richtige angeboten zu haben.





    Nun wurde ich doch etwas ungeduldig. Der Händler überschlug sich fast vor einem jungen puppengesichtigen Mädchen, welches zwar sehr hungrig aussah, doch ein gepflegtes Äusseres hatte.
    Er ließ ihr den schönen Sklaven vorführen, direkt an mir vorüber wurde er gezerrt, und wieder konnte ich gar nicht anders, als hinzusehen... Hach.
    Onatas. So hieß er also. Wie der Bildhauer. Wobei er eher wie das Kunstwerk eines Bildhauers wirkte... Ein Kunstwerk, mit welchem ich nur zu gerne mein Schlafzimmer schmücken würde. (Das Mädchen offenbar auch.)
    Vergiss es, Faustus.
    Nein, nein, ich war hier, um einen vernünftigen Kauf zu tätigen.
    Ich hatte primum diese Woche schon viel zu viel Geld für mein neues kyrenäisches Gespann ausgegeben.
    Secundum hatte ich einen wundervollen, heißgeliebten, eifersüchtigen festen Freund. Der romantische Vorstellungen von Monogamie hegte. Die schöne Junggesellenzeit, in der ich mir Zerstreuung nach Lust und Laune hatte zulegen können, war passé. Tja.
    Tertium zeigte die Erfahrung, dass der Zauber solcher Schönheiten, wenn ich sie erst einmal genossen hatte, schnell verflog. Wie verrückt war ich damals nach Ravdushara gewesen! Nach Endymion. Nach Icarion. Nach Narcissus. Und dann wollte man doch immer wieder was neues, noch schöneres... Der weise Anastasius sagte dazu, dies sei die Tretmühle der Hedonisten, eine Falle der man sich gar nicht erst in den unersättlichen Rachen werfen solle.


    Also konzentrierte ich mich auf die reizlose Gestalt des Sekretärs. Ich ließ ihn von seiner Biographie erzählen, etwas rezitieren, etwas aufschreiben, schnellschreiben, schönschreiben und etwas rechnen. Doch ich hätte später nicht mehr wiederholen können, was der Mann gesagt hatte, denn meine Gedanken strebten hartnäckig zu dem schönen Onatas.
    "Ähm, ja, ganz solide." meinte ich dann, als es still wurde und ich erwartungsvoll angesehen wurde. Auf jeden Fall könnte er unserer Verwalterin Rhea bei der Buchführung zur Hand gehen.
    "Was für einen Preis kann du mir für ihn... -" Und ewig lockt... - und so stahlen sich doch aus meinem Mund die Worte: "...und den Orientalen da zusammen machen?" fragte ich den Händler Polycles, nun doch hin zu dem Schönen deutend.
    Das hatte ich jetzt ehrlich nicht so sagen wollen. Ein echter "Impulskauf" wäre das.

    Voll Würde hörte sie die Nachricht. Bona Dea, was für ein Schicksalsmoment – für sie, und für das Reich... - und ich war direkt dabei. Aufmerksam prägte ich mir alle Einzelheiten ein. Bescheidenheit sprach aus Veturias Worten, und Pflichtbewußtsein, und als sie gar von sich aus ankündigte die Garde aufzusuchen – da hatte sie glatt mein Prätorianerherz gewonnen. So im Handumdrehen.
    "Das werde ich. Du ehrst uns, Augusta!" antwortete ich schneidig (und verbannte das breite erleichterte Grinsen, nach dem mir eigentlich war, zu Gunsten eines gemessenen Lächelns.)
    "Die Männer werden begeistert sein."
    Natürlich war mir klar, dass dies hier nur ein erster Eindruck war. Ob Macht und Verehrung irgendwann auch diese Dame korrumpieren würden, das würde die Zeit zeigen. Doch im Augenblick war ich einfach nur über die Maßen froh, einer Augusta zu dienen, die diese Bezeichnung wahrlich verdiente.
    "Wie du wünschst." stimmte ich natürlich zu, "Der Imperator Caesar Augustus zeigt sich auf dem Forum Romanum dem Volk. Ich habe eine Eskorte für dich hierher beordert – der ich vorausgeeilt bin, doch sie müsste sogleich eintreffen. So dass wir dich mit dem gebührenden Geleit und Schutz zum Kaiser begleiten können."


    Schutz, ja... Ich sollte diese Gelegenheit nutzen.
    "Wenn du erlaubst, Augusta, noch ein paar Worte zu deiner Sicherheit. Die Garde wird dir, sowie der gesamten kaiserlichen Familie von nun an Tag und Nacht Wächter sein. Und mit ihrem Leben für das eure einstehen. Die Männer versehen ihren Dienst unaufdringlich und diskret. Trotzdem wird es sicherlich Momente geben, in denen diese ständige Bewachung und all die Vorsichtsmaßnahmen euch lästig sein werden, darum möchte ich jetzt schon die inständige Bitte an dich richten: erlaube es uns, gut auf dich und deine Familie zu achten. Habe stets Wächter um dich, auch wenn du die Situation als harmlos einschätzt. Lass eure Speisen nur von den treuesten Händen zubereiten und auftragen. Lass ab sofort alles, was du zu dir nimmst, vorkosten. Wenn du Gaben empfängst, lass auch diese erst überprüfen. - Und..." so schloß ich meine Warnungen eindringlich: "schenke Vertrauen nur mit äusserster Sparsamkeit. Verrat pflegt plötzlich und unerwartet zu kommen, und von Personen, denen man es zuvor am allerwenigsten zugetraut hätte."
    Das war dann wohl die Kehrseite des göttergleichen Aufstiegs.

    Mit der Faust, ja, da sprach Varenus mir ganz aus dem Herzen.
    "Bei mir auch. Alle Zähne würde ich der Kanaille ausschlagen!" stimmte ich ihm grimmig zu.
    Ich war froh, dass er sich auch für den Prozess entschied, wir mussten da einfach alle an einem Strang ziehen, dann würde das schon werden. "Sehr gut!" rief ich erleichtert aus.
    "Seiana? Bestimmt....." Im Grunde war das ja gar keine Frage. Doch unglücklicherweise war ich mir da doch gar nicht mehr so sicher. Meine Schwester hatte sich da draussen, mit der umwerfenden kleinen Silana, in ihrem idyllischen eigenen Reich auf ihrem Landgut, inzwischen so komplett von der Welt abgeschirmt eingerichtet, dass ich wirklich nicht sagen konnte wann sie ihren Fuß wieder hinaus ins rauhe Leben setzen würde.


    Gerade eben, da hatte ich ja noch diesen sehr kritischen Gedanken über meinen Vetter hinter meiner Stirn vorüber ziehen lassen – da setzte er mich auf einmal in Verlegenheit, indem er mir seine Hilfe und Unterstützung anbot.
    "Oh, ähm, ja also" stammelte ich überrascht. Damit hätte ich jetzt nicht gerechnet, und ehrlich: es rührte mich.
    "Da wäre ich dir natürlich sehr dankbar für. Wenn du da mal, also bei Gelegenheit, Fürsprache für mich erheben könntest. Es ist so....." Leidig schüttelte ich den Kopf, ließ den Satz in der Luft hängen. Bizarr. Frustrierend. Traurig.
    "Naja. Du weißt ja selbst was für ein Trauerspiel das ist, unter so farblosen, untätigen, unfähigen Palma-Spezis arbeiten zu müssen, also muß ich es dir nicht erzählen."
    Der halbsenile Giftgreis hatte ja fast alle Führungspositionen mit seinesgleichen besetzt. (Ausser die Stadtpräfektur.) Ich konnte nur hoffen dass die neue Zeit unter dem neuen Kaiser diese ganzen lähmenden alten Schlacken endlich hinwegspülen würde.


    "Danke Vetter! Oh, und wenn du mir vielleicht noch mit einem kleinen Rat behilflich sein könntest... Geht um was ganz anderes, was völlig anderes."
    Ich rieb mir den Nacken, und lachte halbherzig, dann erklärte ich:
    "Ich habe nämlich beschlossen, eine ganz wunderbare Frau zu ehelichen. Aber ich bin wie du weißt, sagen wir, auf dem Gebiet nicht unbedingt der Bewandertste. Aber du, du führst doch eine wirklich gesegnete Ehe mit deiner Esquilina nicht wahr? - Vielleicht kannst du mir sagen: Was ist das Geheimnis einer guten Ehe? Worauf kommt es dabei an? Und... was wollen die Frauen eigentlich wirklich?"