Beiträge von Faustus Decimus Serapio

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    Original von Loukia
    „Pistazien! Aber ja, werter Herr. Erlaube mir, dir meine Dulcia piperata ans Herz zu legen. Ptisana mit Raute und Passum. Gefüllt mit gehackten Pinienkernen und Pistazien, in Honig gebacken, mit Pfeffer bestreut."


    "Das klingt köstlich."
    Allein beim Hören, mit welch süßem Wohlklang sie das anpries, lief mir das Wasser im Munde zusammen. Und mit was einer sonnigen Fröhlichkeit diese Frau ihrer Arbeit nachging! Beneidenswert. Aber ach, es war schon schwer sich zu entscheiden, bei all diesen Leckereien. Und dann wehte mir auch noch der Duft der Rippchen vom Grill in die Nase, würzig und verheißungsvoll, und weckte abrupt meinen Fleischhunger. Seit meiner Zeit im Tempel des Serapis aß ich nämlich keines mehr. Es war den Jüngern des Ewigen verboten, und Loquex, der Medicus dort, der mich gesundgepflegt hatte und auf den ich darum selbstverständlich große Stücke hielt, hatte mir auch wirklich eindrücklich eingeschärft, dass ich, um der Gesundheit von Körper, Geist und Seele willen, fortan unbedingt darauf verzichten mußte.
    Aber es roch schon sehr gut. Wirklich sehr gut. Zuerst etwas vom Grill, und dann Dulcia piperata zum Nachtisch?
    Valentina hatte schon bestellt. Ich gab mir einen Ruck, fuhr mit den Fingerspitzen vergewissernd über mein Serapisamulett, und bestellte heroisch dann doch lediglich etwas Süßes:
    "Für mich bitte ein Stück Dulcia piperata und einmal Dulcia domestica. Und einen Becher Conditum melizomum."
    Ursania wählte auch die gefüllten Datteln. Icarion bestellte dann - auf einen Wink von mir, ich wollte ja ein guter Patron sein - auch was für sich und die Custodes. Einen gemischten Teller Süßes, Gewürzwein... und ein paar Rippchen. (Die Glücklichen...! Nein, ich meine natürlich: die Unerleuchteten...!) Und Icarion war es auch, der die Börse zückte um dann alles zusammen zu bezahlen.


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    Original von Quintilia Valentina
    Dabei trat sie ganz dicht an Serapio heran. Unbeabsichtigt, doch als sie zu ihm aufsah zeichnete sich auf ihren Wangen eine gesunde Röte ab. „Es ist wirklich ein schönes Fest, nicht wahr? All diese Leute und der Gesang und die Musik, es lenkt einen fast ein bisschen von seinen Sorgen ab.“ Sie lächelte tapfer und nur kurz war in ihrem Blick ein kurzer Schatten zu erkennen. „Übrigens bin ich noch gar nicht dazu gekommen mich für den wunderschönen Blumenstrauß zu bedanken, der mich vor wenigen Tagen zusammen mit deiner erfreulichen Nachricht erreicht hat. Ich gratuliere dir natürlich von ganzem Herzen. Ohne zu wissen was dich damals in Ungnade hat fallen lassen finde ich, dass du dir deinen Titel und Rang sehr wohl verdient hast und somit der Gerechtigkeit nur wieder Gutes getan wurde. Es steht dir ausnehmend gut.“ Sie zwinkerte im zu, hatte sie den letzten Satz doch so leise gesagt, dass er fast im Lärm der Straße untergegangen wäre.


    Neben Valentina war ich etwas zur Seite gegangen, und wir standen kurz dicht nebeneinander. Täuschte ich mich, oder war sie da gerade etwa hold errötet? Nein sagte ich mir, bestimmt war ihr nur heiß mit ihrer Palla in der Sonne.
    "Ja, das finde ich auch." stimmte ich ihr zu. "Und mit dem Wetter haben wir auch Glück."
    Etwas unbeholfen fühlte ich mich schon. Ich war im Umgang doch ziemlich verwildert in den letzten Jahren und hatte nun Bedenken, gegenüber Valentina etwas Unpassendes oder Plumpes zu sagen und damit alles zu verderben. Oder sie zu langweilen.
    Das Fest lenkte von den Sorgen ab? Ob sie sich noch wegen der verrückten Sergia ängstigte?
    Verlegen erwiderte ich ihr Lächeln.
    "Freut mich dass er dir gefallen hat. Und danke! - Hm... " Dieses Thema erweckte in mir genau das Gegenteil einer heiteren Festtagsstimmung. Doch Valentina sollte ruhig bescheid wissen. "Ich wurde kaltgestellt weil ich damals Cornelius' Verschwörung aufdeckte. Dass er die Ulpier vergiften ließ. Und weil ich die Garde ins Feld führte, um Rom gegen seine aufständischen Truppen zu verteidigen." sprach ich, mich sehr zusammennehmend, kühl und knapp.
    Der Gerechtigkeit war noch lange, noch längst, noch hundert Jahre nicht Genüge getan. Doch damit fing ich nun lieber nicht an. Ich schluckte herunter was mir auf der Zunge lag, denn ich wollte mich heute doch unbedingt von meiner besten Seite zeigen, und nicht etwa Valentina mit meinem Zorn, mochte er auch gerecht sein, verschrecken... Soviel dazu.
    Aufmerksam neigte ich den Kopf zu ihr, als sie die Stimme dämpfte, und - Huch - sah ihr Zwinkern und mit einem Mal schoß mir selbst die Hitze in die Wangen. Es stand mir ausnehmend gut? Wie genau meinte sie denn das?
    "Äh."
    Oh je. Flirtete sie etwa mit mir? Was jetzt?? Ich wünschte, Borkan wäre hier und würde mir beistehen... Ich beschloss es als freundschaftliches Necken zu nehmen.
    "Dann solltest du mich" scherzte ich lachend zurück, wobei ich ihr kameradschaftlich auf die Schulter klopfte, und theatralisch übertrieben die Nase in die Luft reckte, "erst in voller Montur hoch zu Ross sehen."
    Da fing ich einen Blick von Dentata auf, der war matronenhaft frostig, und ich merkte: das Schulterklopfen war jetzt gar nicht angemessen gewesen. Zerknirscht wurde ich wieder ernsthaft.
    "Wie ist es dir denn ergangen, seit unserer letzten Begegung?"

    Die Adlectio von Rittern in den Senat gab es, laut IR-Wiki, sowohl im Rang eines ehemaligen Aedils, als auch Prätors, als auch Konsuls.


    Hier steht was dazu:

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    ...Eine zweite Möglichkeit war schließlich die adlectio. Hierbei nahm der Kaiser langgediente Ritter, die dementsprechend meist bereits etwas älter waren, direkt in den Senat auf. Um ihnen dabei die Mühen der niederen Magistraturen zu ersparen, erhielten sie dabei häufig direkt den Rang ehemaliger Aedile (adlectus inter aedilicios) oder Praetoren (adlectus inter praetorios). Um ihnen dabei trotzdem die Insignien der nicht bekleideten Ämter zuzugestehen, erhielten viele zusätzlich die entsprechenden ornamenta, sodass etwa die Prätorianerpräfekten mit Ausscheiden aus ihrem Amt automatisch die ornamenta consularia erhielten und in den Senat aufgenommen wurden.


    Und hier:

    Zitat

    ...Die neuen Familien kamen dabei aus dem ordo equester hinzu. Dies geschah einerseits über die Standeserhebung von Rittersöhnen, die durch den Kaiser den latus clavus verliehen bekamen, andererseits durch die Ernennung (adlectio) verdienter Ritter zu Senatoren, die häufig in die Rangklassen der Aedilizier (inter aedilicios) oder Prätorier (inter praetorios) geschah.

    Ich habe den Eindruck, dass diese Diskussion sehr weit vom Problem abgeirrt ist.
    Das Problem ist, dass es schwer ist, sich Grundstücke zu erspielen. Weil Grundstücke das einzig wirklich wertvolle in der WiSim sind, und niemand sie leichtfertig hergibt.


    Zuerst die Gretchenfrage, ist es wirklich so schlimm? Zumindest ist es eines der wenigen Dinge, die in der WiSim realistisch sind^^ – es gibt Familien mit und Familien ohne Großgrundbesitz, und wie im wahren Leben wird man durch erben deutlich leichter wohlhabend als durch eigene Leistung.


    Und, auch wenn es nicht leicht ist an Land zu kommen, unmöglich ist es ja nicht.
    - Wie gesagt, durch erben.
    - Oder indem Exilanten ihre Grundstücke weitergeben. (Dazu angemerkt: Der Schlüssel dazu liegt im Familien-internen Rollenspiel. Wenn die Charaktere einer Gens/Stirps/Familie einen Bezug zueinander haben, dann ist automatisch auch deutlich mehr Motivation dazu da, den anderen die Grundstücke dazulassen wenn die eigene ID ins Exil geht, als wenn man kaum miteinander geschrieben hat.)
    - Oder indem man ein Klientelverhältnis mit einem landreichen Patron eingeht.
    - Oder sich von landreichen Freunden unter die Arme greifen lässt.
    - Oder indem man eine Frau mit Land als Mitgift ehelicht.
    - Oder indem man sich extra für's IR engagiert, wie z.B. Axilla mit der Gladiatorenausbildung, und dafür mit Land belohnt wird.
    - Oder beim Ausscheiden aus einer verdienstvollen Soldatenlaufbahn.


    Den Landbesitz um in die Ritterschaft oder den Senat aufzusteigen, den hat doch noch jeder irgendwie erlangt. Auch Commodus, der Threadersteller. Auch Antoninus, der ihn von Livianus als seinem Patron bekam, also eher ein Beispiel wo das Grundstückselement gut funktioniert hat.
    Manche Ritter, manche Senatoren haben eben "nur" gerade genug um den Census zu bestehen, was im Verhältnis zum Normalbürger sicher immer noch eine ganze Menge ist.
    Wozu braucht man sonst Land? Rein zum Prestige. Warum sollte jeder Senator einen riesigen Großgrundbesitz haben? Ist der Senatorenstand in der Kaiserzeit nicht tendenziell eher verarmt?


    Wenn man keine Lust auf dieses Spielelement des Land-Erlangens hat, mit evtl. Patronatssuche und Grundstücksverhandlungen, oder wenn es nicht zur ID passt, dann kann man es doch ebensogut weglassen, und eben kein WiSim-Konto eröffnen, das schadet einem ja auch in keinster Weise.


    Die Idee, deswegen gleich alle Grundstücke abzuschaffen, einfach zu entwerten, finde ich gar nicht gut. Sie sind zwar nur imaginärer WiSim-Besitz, wurden aber doch einmal von Charakteren erspielt und sollten Bestand haben. Im Grunde sind sie das einzige was in der WiSim wirklich funktioniert.
    Ebenso seltsam und unrealistisch finde ich die anderen hier vorgeschlagenen künstlichen Maßnahmen.



    Ich sehe die Lösung eher darin, wie Commodus vorschlägt, den Erwerb im Spiel wieder ein kleines bisschen leichter zu machen.
    Dabei sollte das Land nicht durch WiSim-Geld zu bekommen sein, ansonsten werden die bunten Balken noch mehr vernachlässigt als jetzt schon. (Am Rande: Ich finde es auch irritierend, immer wieder "halb verhungert, praktisch obdachlos, verwahrlost, völlig vereinsamt" zu lesen, neben der Beschreibung gutgekleideter High-Society-Charaktere.)
    Meine Idee dafür wäre:
    An Stelle von virtuellen Sesterzen, realen Einsatz als Maßstab zu nehmen. Genauer gesagt, dass die Spielleitung die Spieler, die sich beständig durch gutes, aktives Rollenspiel hervortun/ andere bespaßen und beschäftigen/ Posten tatkräftig ausfüllen und das IR damit bereichern, nach ein bis zwei Jahren Realzeit und durch Entscheidung im simoff, mit einem Grundstück für eine ihrer IDs belohnen könnte.
    Welches der Kaiser dann simon vergeben könnte, wenn es zu dem Charakter passt. Ansonsten könnte der Charakter es eben einfach so erhalten und der Spieler sich dann selbst eine passende Erklärung ausdenken
    Es sollte natürlich nicht inflationär geschehen, und es ist sicher eine Herausforderung, das so zu gestalten, dass es möglichst gerecht geschieht, aber ich halte es für die beste Lösung.



    (Nebenbei noch eine Überlegung zu der schon bestehenden Möglichkeit der Soldaten, beim Ausscheiden aus dem Dienst Land zu erhalten. Es scheiden verdammt wenige Soldaten-IDs aus dem Dienst aus. Ich denke das liegt daran, dass ein so krasses Altern um 20 Jahre schon eine heftige Veränderung der ID ist, und zu bizarren Situationen führt, im Rollenspiel mit von früher bekannten IDs, die diese rapide Alterung nicht durchlaufen haben. Vielleicht könnte man diese Belohnung simon vorziehen, von "bei Entlassung" hin zu "nachdem er sich durch xy, passendes bitte individuell einfügen, besonders hervortat". Und simoff eben nach ein bis zwei Jahren aktivem gutem Spiel, wie für alle anderen auch vorgeschlagen).

    Meine Meinung, nur zum Inhaltlichen: Jeder Spieler hat das Selbstbestimmungsrecht über seinen Charakter. Charaktere sind geistiges Eigentum des Spielers, manche sogar richtige Kunstwerke. Niemand hat das Recht, über den Charakter eines anderen Spielers zu bestimmen, und das ist gut und richtig so, und sollte auf jeden Fall auch weiter gelten wenn der Charakter durch den Spieler ins Exil geschrieben wurde.
    Denn Exil ist bewußt Exil und nicht Elysium. Wenn der Spieler des Exilanten den Charakter sterben lassen wollte, dann hätte er ja offensichtlich nicht das Exil gewählt. Sondern das Elysium.
    Und selbst wenn der Charakter nie mehr aus dem Exil zurückkehren sollte – dann ist es eben die Entscheidung des Spielers, dass der Charakter sein Leben irgendwo ausserhalb des Fokus der Forumsgeschichten lebt. Wie z.B. Decimus Meridius, der den Ruhestand auf seinen Landgütern genießt.
    Das sollte man respektieren. Und nicht anfangen, die Charaktere anderer Spieler eigenmächtig für tot zu erklären, nur weil man sich gerne ihr Wisim-Eigentum unter den Nagel reißen möchte.

    "Rohe Euleneier! Vom Uhu und vom Steinkauz! Wirken unfehlbar gegen Kater! Das beste was es gibt, am Morgen nach den Fest! Denkt an morgen früh, und deckt euch jetzt ein, mit rohen Euleneiern!" schallte es über den Markt, und:
    "Gekochtes Eulenfett! Ein Wundermittel für die Wundheilung! Schnell und sauber heilt alles wieder zu! Und das ohne Narben!! Gekochtes Eulenfett! Heute zum Sonderpreis! Der Tiegel nur fünf Denare! Sonderpreis, Spitzenangebot, solange der Vorrat reicht, nur heute zu fünf Denaren der Tiegel!"


    Zitat

    Original von Quintilia Valentina


    Das Lächeln um meine Mundwinkel herum wurde starr, und begann zu spannen, als die gute Ursania Dentata es bei der Begrüssung ein wenig übertrieb. Das war so... offensichtlich, und Quintilia Valentina guckte schon ganz verwirrt, ging dann aber höflich darüber hinweg. Sie hatte etwas an sich... hatte einfach etwas an sich, dass es sehr leicht machte, sich in ihrer Gegenwart wohl zu fühlen. Ihr Hände hatten sich in den meinen sehr zart angefühlt, und auch wenn ich mittlerweile wusste, wie kühn sie für ihre Familie einstehen konnte wenn es nötig war, hatte ich wieder die Assoziation zu einem kleinen Singvogel, einem Rotkehlchen oder heute eher Blaukehlchen, das unter dem bunten Gefieder ganz fein und zerbrechlich war, und das es zu beschützen galt.


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    Original von Quintilia Sila


    Valentina stellte ihre Nichten vor, zwei stille Mädchen, bei deren Anblick ich wirklich ins Staunen geriet, denn sie sahen wirklich haargenau gleich aus. Das war ja eine große Seltenheit, und bekanntlicherweise begünstigten die Götter Zwillingspaare und hatten sie oft zu Besonderem ausersehen.
    "Salvete ihr beiden!" begrüßte ich sie lächelnd, suchte unwillkürlich mit den Augen nach irgendeinem Detail das sie doch unterschied, konnte aber nichts finden. "Bona Dea, ihr seid ein erstaunlicher Anblick. Gebt ihr mir einen Tipp, wie ich euch unterscheiden kann?"
    Was musste es für ein Spaß sein, einen Zwilling zu haben, was eröffnete das für ungeahnte Möglichkeiten Schabernack zu treiben... (Nicht dass ich den Mädchen das hätte unterstellen wollen, sie wirkten ja sehr sittsam.)


    Eine Gruppe herausgeputzter Frauen mit bunten Gewändern, flatternde Bänder in den Haaren, drängte sich an uns vorüber, fröhlich durcheinanderschnatternd und fachsimpelnd, mit Taschen und Korbtruhen voller Schönheitsutensilien.
    "Und wenn ich es dir doch sage..."
    "Ein Sabinakranz ist zeitlos, und er lässt sich immer wieder neu gestalten!"
    "Schnell beeilt euch, es fängt gleich an!"
    "Fülle ist das wichtigste, an Höhe hat man sich doch längst übersehen. Wer möchte heutzutage schon noch wie ein Turm auf Beinen aussehen."
    "Oder ein hihihi, Bienenkorb."
    "Fülle ja, aber ebensosehr Weite. An Fächerfrisuren kommt man diese Saison nicht vorbei..."


    Sobald man sein eigenes Wort wieder verstehen konnte, stellte ich, um der Höflichkeit genüge zu tun, Valentina nun auch meine Klienten vor. Da sie keine Sklaven mehr waren, hatten sie wohl auch ein Anrecht darauf, wahrgenommen zu werden.
    "Und dies hier sind meine treuen Freigelassenen, Decimianus Icarion, Akadios, Pelias und Styrkar. Die ein Auge auf uns haben werden. - Nun, wollen wir uns ins Getümmel stürzen?"
    Icarion lächelte charmant in die Runde, Styrkar breit und sonnig, Akadios nickte und Pelias nahm auch jetzt kein Auge von der Umgebung. Styrkar ging dann voraus, wie ein Wellenbrecher, die anderen beiden Custodes flankierten unsere Gesellschaft, und Icarion, der meine Börse und sonstiges wertvolles verwahrte, schlenderte entspannt hinter mir, wobei er artig Konversation mit Ursania machte.
    Ich hielt mich selbstverständlich an Valentinas Seite. "Wohin soll es gehen?" überließ ich es ihr, in welche Richtung wir uns wenden, und welche Attraktionen wir zuerst ansteuern würden.



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    Original von Loukia
    „Conditum melizomum! Ofellas assas! Dulcia domestica!“


    Bis der Ruf 'Dulcia domestica!' an mein Ohr drang.
    "Wie wäre es gleich mit etwas Süßem?" frage ich, Valentinas Arm berührend, um sie auf den einfachen kleinen Stand aufmerksam zu machen. Darauf wandte ich mich an die schmale schwarzhaarige Verkäuferin.
    "Salve! Wir hätten gerne eine Auswahl deiner Süßigkeiten. Hm... hast du auch etwas mit Pistazien?"
    Und die Zwillinge forderte ich fröhlich auf: "Was mögt ihr denn? Sucht euch etwas aus."


    "Kreaturen der Unterwelt, Ungeheuer aus aller Herren Länder!" dröhnte eine tiefe Basstimme von einer nahen Ansammlung krummer Bretterbuden und Zelte.
    "Tretet näher, aber Vorsicht wertes Publikum, gebt acht, dieser Anblick ist nichts für zartbesaitete! Seht die grauenvolle Chimäre, und seht den hyrkanischen Wolfsmenschen, ein dutzend Männer hat er schon verschlungen bis unsere tapferen Jäger ihn schließlich niederringen und in Ketten legen konnten!"

    "Hmhm." Das hatte ich.
    Es war gut, so klar und deutlich von ihm zu hören, dass er Frauen auch nichts abgewinnen konnte. Denn das waren doch immerzu meine unausgesprochenen Bedenken, dass irgendeine Chrysantha, Wüstenblume oder Megäre ihn mir abspenstig machen könnte. Trotzdem fiel ein Schatten über mein Gesicht, als er von all den lüsternen Weibern mit der sittsamen Fassade sprach.
    "Diese elenden Schlampen!" urteilte ich harsch. Zwar fand ich die Vorstellung, wie er irgendwelche Frauen vögelte, bei weitem nicht so schlimm wie ihn mir mit den Freiern vorzustellen... doch näher daran denken mochte ich an beides definitiv nicht. Zu dumm dass ich gefragt hatte, mit einem Mal hatte ich wieder all die unzähligen fremden Hände... und Schenkel... und Schwänze... im Sinn, derer denen er zu Willen gewesen war. Gezwungenermaßen, klar. Trotzdem flackerte der blöde Gedanke auf, dass er, auch wenn er nicht die geringste Schuld daran trug... um all diese Kundinnen und Freier täuschen zu können... echt gut darin sein musste, etwas vorzuspielen, vorzuheucheln. Und dass er bestimmt auch mich täuschen könnte wenn er das wollte, und ich nur hoffen konnte, dass er mir gegenüber ehrlich war. Obgleich ich ihm vertraute, obgleich ich mich in voller Deutlichkeit daran erinnerte, wie ich ihm meine Hilfe hatte förmlich aufdrängen müssen, wie genügsam er war, wie uninteressiert er sich stets an materiellen Gütern zeigte - irgendwo im Hinterkopf spukte eben doch dieser Gedanke herum. (Denn wenn, nur wenn er mich täuschen und ausnutzen würde... dann wäre ich so ziemlich die lächerlichste Gestalt die man sich denken konnte.)


    Eifersüchtig auf die Phantome, und gewillt die dämlichen Argwohnsgedanken zu verscheuchen, wurden meine Zärtlichkeiten ungestümer, und zugleich ließen seine Hände, die so wunderbar geschickt waren, und mich so wunderbar kannten, heiße Schauer durch mich hindurchströmen.
    Sein Flüstern streifte kitzelnd mein Ohr, dann der Kuss den ich überrascht und ganz angetan von seiner eifersüchtigen Leidenschaft erwiderte. Meine rechte Hand umgriff fest seinen Nacken, unsere Lippen verschmolzen, meine Zunge suchte die seine und begann hitzig mit ihr zu spielen.
    "Es gibt nur dich" flüsterte ich zwischen zwei tiefen Küssen. - Wirre Träume, schmerzlichschöne Erinnerungen, oder ein vertrautes aber vollkommen harmloses Treffen mit Gesprächen und Wein, das war gewiss nichts weswegen er sich hätte beunruhigen sollen. Darum hatte ich ihm auch nichts davon erzählt. Nicht dass er sich beunruhigte! Wegen einer alten Obsession, die sowieso unmöglich war, und die gewiss von alleine verwehen würde, wenn wir erst mal richtig zusammenlebten.
    "Ich will dich jeden Abend so in den Armen halten..." Ihn weiter küssend, nestelte meine Linke an seinem Gürtel und löste ihn. "Und morgens neben dir erwachen. Ich bin ganz dein, mi corazon."
    Mit einem verschleierten Lächeln rutschte ich von der Kline herunter vor ihm auf den Boden. Huldigend küsste ich seine Knie bis er sie mir öffnete, schweifte dann langsam, liebkosend und verlangend, mit Lippen und Zunge die Innenseite seiner Schenkel hinauf.
    "Sag, wie geht es deinen armen strapazierten Nerven?" erkundigte ich mich schelmisch, gespielt besorgt zu ihm aufblickend."Glaubst du sie sind noch zu retten?"

    Nur aus den Augenwinkeln hatte ich erahnen können, wie die Bemerkung zu der ich mich durchgerungen hatte, beiläufig gesprochen, doch von ganz und gar nicht beiläufiger Natur, Manius getroffen hatte. Er reagierte auf die allernobelste Weise die man sich nur vorstellen konnte, großmütig, machte keine Vorwürfe... doch unwillkürlich begann ich selbst damit, mir Vorhaltung zu machen, hatte das Bedürfnis mich ihm gegenüber zu rechtfertigen. Zu beschwören was uns verband und immer verbinden würde. - Besser nicht...
    Mit mahlenden Wangenknochen beschäftigte ich mich mit dem Wein, um meine Hände zu beschäftigen schenkte ich mir nach und füllte auch seinen Becher neu. Ich fühlte mich sprachlos angesichts all dessen was zwischen uns war und gewesen war. So vieles geschehen, so vieles geteilt und noch so viel mehr immer nur erhofft, alles Überlebensgroß und im Grunde von Anfang an unmöglich, und doch... Und doch.
    Ich atmete schwer aus. Selbst die sonst so willkommene Gelegenheit, so richtig über Cornelius wettern zu können, ließ mich gerade eher kalt.
    "Er war ein Übel in jeder Hinsicht." sagte ich abgeklärt. "Ebenso skrupellos wie unfähig. Dass er mich nicht wiedereinsetzte, das ist aber insofern gut, als ich ihn bei nächster Gelegenheit getötet hätte. Und nun ist er zum Glück ja auch so krepiert." Was mir vieles ersparte. "Leider wirkt das Gift der Lügen, mit denen er das Reich überschwemmt hat, über seinen Tod hinaus. Ich... wünschte noch immer ich könnte den Menschen die Augen öffnen, darüber was wirklich geschah. Aber... Naja. Es hat sich ja gezeigt wie machtlos die Wahrheit ist... angesichts der feigen Masse von Menschen, die sich lieber mit den dümmsten Lügen füttern lassen, wenn sie nur glauben dass ihnen das einen Vorteil bringt." meinte ich, nach meinen völlig resignierenden Erfahrungen in der Hinsicht von blankem Zynismus erfüllt. "Ausserdem will ich... dir natürlich auch keine Schwierigkeiten bereiten. Das wäre es nicht wert. - Irgendwie... frage ich mich nach all dem sowieso, ob es überhaupt irgendeinen 'Wert' hat, was die Leute glauben, mal abgesehen davon dass es zur Manipulation dienen kann, nein, ich meine 'ein Wert an sich'. Und die wetterwendische Meinung ehrloser Duckmäuser... und somit der allermeisten Römer... hat das wohl kaum."
    Diese Überlegungen gingen mir heftig gegen den Strich, denn Konzepte wie 'Wahrheit' und 'guter Ruf' konnte man damit auf die Müllhalde werfen. Doch die Gedanken waren nun mal da.


    "Wir können nur hoffen, und das unsrige tun, damit Rom bald einen besseren Kaiser hat. Ich habe ja so einiges mitbekommen, bei meiner Wacht." Und hier breitete sich nun wieder ein Lächeln über mein Gesicht, voll echter Bewunderung, und sogar mit einem Hauch von Übermut, denn es war, bei allem Risiko, einfach überwältigend, Manius als einen der vier auserlesenen Kandidaten für den Thron zu sehen.
    "Ich glaube dir natürlich, dass deine Bescheidenheit echt ist, und keine Taktik. Aber ist es nicht gerade der Umstand, dass du im Gegensatz zu den meisten Politikern nicht danach gierst, dich um jeden Preis persönlich zu profilieren und aufzuplustern, der dich zu einem guten Herrscher macht? Du hast die Abstammung, die Staatsklugheit und die Verbindungen. Militärische Expertise und Truppen könntest du leicht durch Unterstützer gewinnen...."
    Ich hatte da schon so meine Ideen.

    Zitat

    Original von Sergia Fausta
    Unser Verhältnis heute zur Religion ist ein anderes als im Mittelalter und definitiv auch ein anderes als im Altertum.


    Und darum sollten wir es doch soweit wie möglich vermeiden, unser modernes Verhältnis zur Religion auf dieses Spiel im historischen Rahmen zu übertragen.
    Oder aus irgendwelchen modernen Urkunden, die doch offensichtlich einen vollkommen anderen Sinn und Zweck erfüllen als das Charakterblatt im IR, Schlüsse zu ziehen darüber, was für ein Charakterblatt für einen historischen Rollenspielcharakter sinnvoll sei... ?(


    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    ... wenn ich für meine ID klar machen will, dass sie einer bestimmten Gottheit besonders huldigt, dann kann ich das durch vermehrtes Ausspielen von Opfern und Gebeten.


    *unterschreib*

    "Du bist unglaublich!" rief ich aus, strahlend vor Erleichterung, und erwiderte stürmisch seinen Kuss, "Einfach unglaublich!"
    Darauf rückte ich nur ein wenig zurück, um ihn richtig ansehen zu können, musterte ihn voll Verblüffung – war er denn gar nicht eifersüchtig, ich an seiner Stelle wäre tierisch eifersüchtig, aber nein, er sah nicht so aus. Ich hatte ihn erschreckt, mit meinem Herumgestammel zuerst, und das tat mir furchtbar leid, aber das Thema Ehe schien er ganz pragmatisch zu betrachten. Fast war ich ein wenig gekränkt, dass er sich so bereitwillig anbot mich zu teilen... doch sein Kuss war nachdrücklich genug, um diesen Gedanken verwehen zu lassen.


    "Oh Borkan! Du bist der edelmütigste Mensch den ich kenne! Und natürlich hast du mein Wort. Du kannst mir glauben, ich hab echt nichts für Frauen übrig." versicherte ich ihm, um so redseliger als die Anspannung von mir abfiel.
    "Ausser natürlich, wie du sagst, Freundschaft und Ehrerbietung. Ich will ja gar nicht bestreiten, dass es absolut großartige Frauen gibt. - Aber echte Liebe und Leidenschaft, von Eros geschenkt, die gibt es doch nur zwischen Männern! Ich habe auch noch nie verstanden - nur leider schon oft erlebt - wie manche sich auf einmal von irgendwelchen Mädchen an denen echt nichts, aber auch gar nichts interessantes ist, den Kopf verdrehen und sich ans andere Ufer locken lassen."
    Massa und diese Wüstenschlampe... - Gedankenvoll streichelte ich Borkans Hände, während ich erzählte:
    "Gut, ich habe auch mal geglaubt, in ein Mädchen verliebt zu sein. Aber da war ich...ähm... fünfzehn, sechzehn. Die Leibsklavin meiner Schwester, ich habe ihr die kitschigsten Gedichte die man sich nur vorstellen kann geschrieben. Elena. Aber im Grunde fand ich damals schon ihren Bruder viel interessanter." Den kühnen Álvaro, den schönen Rebellen des Hauses... (Dem ich das aber natürlich niemals gestanden hatte – er hätte mich ja auslachen können.)
    "Ein bisschen herumexperimentiert habe ich schon, aber ich habe mich immer gefragt was alle daran so toll finden – bis ich mich zum ersten Mal, das war dann schon in Rom, von einem Mann habe abschleppen lassen..." Ein nostalgisches Seufzen folgte. "Ab da waren die Mädchen für mich passé... Sag, wie ist das bei dir, Corazon, hast du mal ernsthaft was mit einer Frau gehabt?"
    Meine Hände waren weitergewandert zu seinen Knien, langsam schob ich den Saum seiner Tunika höher, begann verheißungsvoll seine Schenkel hinaufzustreichen. Nachdem ich seine armen Nerven so strapaziert hatte, war es Zeit ihn ein bisschen aufzumuntern.

    Die ersten Spionageberichte aus Germanien waren eingetroffen. Germanien, eine der kritischsten Provinzen. Angespannt machte ich mich sogleich selbst ans Entschlüsseln. Mit Hilfe einer extragroßen Wachstafel, auf die ich mir das Alphabet im Karree ritzte. Mit dem Stylus fuhr ich dann konzentriert die Linien und Säulen der Buchstaben hin und her, hinauf und hinab... Kritzelte das Entschlüsselte auf eine andere Tafel, verzählte mich, las Buchstabensalat, fluchte und fing nochmal von vorne an. Schließlich erhielt ich folgende Texte:


    Ad
    Cohortes Praetoriae
    Castra Praetoria, Roma, Italia
    Tribunus F. Decimus Serapio


    Salve Tribunus.
    Auf meinem Weg durch Germanien habe ich als erstes die Ala I Scubulorum aufgesucht. Ich muss Dir berichten dass die Ala in keinem guten Zustand ist. Viele Reiter sind im Urlaub und die Verluste aus dem Krieg sind auch hier noch nicht ausgeglichen. Auch halte ich die Einheit für nicht sonderlich kampfbereit. Mir sind keine Tätigkeiten zur Vorbereitung eines Feldzuges aufgefallen. Ich werde nun weiterreisen und die Legio VIII Augusta aufsuchen. Und dir von dort meinen nächsten Bericht senden.


    Und:


    Ad
    Cohortes Praetoriae
    Castra Praetoria, Roma, Italia
    Tribunus F. Decimus Serapio


    Salve Tribunus.
    Wie ich dir in meinem letzten Bericht schon schreib habe ich als nächstes die Legio VIII Augusta besucht. Diese Legion ist in einem würdigen Zustand. Sie ist sowohl was Übungen als auch von der Stärke eine gute Truppe. Und auch wenn ich der Meinung bin das sie innerhalb von kürzester Zeit Verlegt werden könnte. Habe ich keinerlei Anzeichen erkennen können die auf ein Mobilmachen schließen lässt.



    Gut! Zumindest: soweit gut! Ich ging in das Hinterzimmer meines Officiums, wo eine große Karte des Imperiums ausgebreitet lag, mit allen Einheiten darauf verzeichnet, viele bereits mit kleinen Papyrusfähnchen verziert. Und versah auch die Ala I Scubulorum und die Legio VIII Augusta mit kleinen Notizfähnchen. Ganz akkurat mit Nadeln angeheftet.

    Bestimmt würde es immer wieder mal Momente geben, in denen der Zorn und der Groll versuchen würden, ihre Medusenhäupter gegen Manius zu erheben. Doch ich würde das, mit dem Beistand Serapis', schon hinkriegen sie zu zügeln, darauf vertraute ich. Eine versöhnliche Gelassenheit kam über mich, als ich sah welche Wirkung meine Worte auf ihn hatten. Wie er aufrechter saß, mich freier anblickte. Es hatte sich wohl doch gelohnt, sich da hindurchzukämpfen.
    Und dieses verschmitzte halbe Lächeln, wie lange hatte ich das nicht mehr gesehen! Das Herz schlug mir höher, ich lächelte zurück. Ein Philosoph, lustige Vorstellung.
    "Naja, ich hatte doch gerade die perfekte Gelegenheit einen geruhsamen Lebensweg als Epikureer einzuschlagen. Und habe sie prompt verpasst. " scherzte ich, nur ein klein wenig zynisch. Niemand hätte mich schelten können, wenn ich nach dieser Katastrophe dem Exercitus für immer fern geblieben und mich alleine dem guten Leben und der Freundschaft gewidmet hätte. (Nur dass mir kaum echte Freunde verblieben waren, die ich in meinen Epikureergarten hätte einladen wollen.)
    Manius nahm meinen nebenbei geäusserten Gedankengang auf, und formulierte ihn mit seiner wunderbaren Klarheit... und zugleich so absolut, dass ich meine Überlegung darin kaum noch wiederfand. Der Blick mit dem er mich nun umfing... übte Macht auf mich aus. Unwillkürlich atmete ich tiefer. Ich spürte diesen Blick auf meiner Haut, wie eine Berührung. Nervös richtete ich den Blick auf die Fresken an der Wand, seitlich von ihm. Ohne etwas vom Inhalt der Bilder wahrzunehmen.
    "Nicht vollends, nein," versuchte ich mich allein auf den Inhalt des Gesprochenen zu konzentrieren, "...das meinte ich auch nicht. Nur dass... es manchmal eben unheilvolle Dinge gibt, Phänomene, die das Natürliche zu sprengen scheinen, und die ... wie von irgendwo ausserhalb einbrechen in unser Sein, und sich einfach nicht verhindern lassen. Womit ich aber nicht behaupten will, das sei ein Grund seine Pflicht hinzuwerfen... ganz im Gegenteil. Dieses stumpfe Zerstörungswerk ist... wie das Wirken Sethos, gegen den alle Macht versagte, als er Serapis-Osiris tötete und zerstückelte. Doch durch Isis unermüdliche Suche... wurden die Teile zusammengefügt, und ihr liebender Zauber hauchte dem Leichnam neues Leben ein. Es ist nicht wie vorher, es bleiben...Verluste... doch die Sonne kann neu erstrahlen."
    So schlicht klang der Mythos, fast kindlich auf den ersten Blick, und trug doch in sich so viele Schichten verborgener Bedeutungen und ewiger Weisheiten, ich hatte in meiner Zeit im Tempel davon ja nur die Oberfläche angekratzt.


    "Im Großen wie im Kleinen. Was mich angeht... ich wundere mich immer mal wieder, dass ich den Sturm überlebt habe. Und bin mir... noch auf eine andere Weise als früher bewußt wie alles im Handumdrehen... davongerissen werden kann wie eine Handvoll welker Blätter. Aber..." Ich zuckte die Schultern. "..mir geht es gut. Natürlich mache ich mir auch Sorgen wegen der Kriegsgefahr. Aber im Augenblick... scheinen ja alle Kommandeure vernünftig, oder des Krieges überdrüssig (oder die Truppen noch zu angeschlagen). - Ich habe mich versöhnt mit meiner Familie. Mein Vater kam tatsächlich höchstpersönlich zu mir nach Trans Tiberim in den Tempel, um mich zurückzuholen. Das hätte ich nicht gedacht.... Naja, es ist trotzdem immer noch etwas kompliziert, wir sind recht selten einer Meinung, aber ich bin natürlich heilfroh wieder Teil der Familie zu sein! Meine Schwester hat die Stadt ja verlassen, die habe ich vor kurzem auf ihrem Landgut besucht. - Und ausserdem..."
    Nur scheu huschte mein Blick zu Manius, wieder spürte ich diesen Sog. Es war echt angebracht, das mit Borkan zur Sprache zu bringen. Und zwar jetzt. Gleich. Bevor der Sirenensang des Vergangenen... die süße Lockung, mich einfach mitreißen zu lassen, zu wundervollen Wahnsinnstaten... noch mehr Macht über mich gewann. Ich gab mir einen Ruck, und sagte es schnell und beiläufig:
    "...Ich bin wieder mit jemandem zusammen."
    Wieder betrachtete ich angelegentlich die Fresken, und wandte mich noch im selben Atemzug rasch wieder einem harmloseren Terrain zu. Einfach weiterreden...
    "Und endlich wieder Tribun zu sein und etwas bewirken zu können, das ist eine echte Befreiung. Es ist, unter uns gesagt, echt skandalös wie die Garde in der letzten Zeit verkommen gelassen wurde. Genug zu tun hab ich also. Als ich ankam, da war die Hälfte, naja fast die Hälfte, meiner Centurionen im Urlaub, kannst du dir das vorstellen?"

    Dass Herrscher sich aus Herrschaftsgründen schon immer gerne eine göttliche Abstammung oder einen besonderen Draht zu den Göttern angedichtet haben, in den verschiedensten Kulturen, das kann uns imho kaum etwas darüber verraten, welches Verhältnis Normalsterbliche im Alltag zum Glauben hatten. Ganz so einfach ist es dann doch nicht, kann ich dir, Lepidus, da nur zurückerwidern.


    Es geht um Tendenzen, klar, da sind wir uns einig. Ich denke eine im Charakterblatt hervorgehobene Extra-Eintragung für die Lieblingsgottheit suggeriert eine Tendenz zum persönlichen, individuellen Glauben. Während doch eigentlich die Tendenz zu einem eher nüchternen und geschäftsmäßigen Kult für die Zeit in der wir spielen sehr viel passender wäre.


    Zudem sehe ich das auch so, dass im Charakterblatt kurz und knapp die Sachen stehen, die man der Person ansehen kann. Wenn da alles drinn stehen würde was der Person wichtig ist, dann müsste es Schaltflächen geben nicht nur für Religion, auch für Temperament, Werte, Ziele, Bezugspersonen usw.... bis hin zur Lieblingsfarbe. ;) Aber das hat alles Platz in der Charakterbeschreibung.

    Ist es im römischen Kult nicht eher so, dass man sich, je nach Anliegen, an die "zuständige" Gottheit richtet? Und man das Verhältnis zu den Gottheiten, im Vergleich zu heutiger Religiosität eher als ein geschäftliches betrachten kann?


    Bei im Cultus Deorum tätigen Personen leuchtet es mir ein, dass es Sinn macht festzuhalten, um die Riten welcher Gottheit(en) sich derjenige besonders kümmert.
    Aber bei allen anderen IDs sehe ich den Sinn nicht so wirklich, eben weil meines Wissens inbrünstiger Glaube und eine persönliche "Beziehung" zwischen Gott und Mensch im römischen Kult eher anachronistisch wären.


    Die Mysterienkulte und orientalischen Religionen, wie z.B. die Serapis-Isis-Religion mit der mein Charakter in Berührung gekommen ist, sind da wohl anders, mystischer eben und gerade deswegen so beliebt. Aber auch in dem Fall kann man ja die spirituelle Neigung oder Kultanhängerschaft in der Charakterbeschreibung festhalten und braucht keine Extra-Schaltfläche dafür.

    "Hehre Minerva, Jungfräuliche Göttin, die du den Krieg ebenso liebst wie die Weisheit," rief ich die Göttin lobpreisend an, während ich – als ich nach dem langen Anstehen endlich drangekommen war – den Weihrauch in die Räucherschale vor ihrem Standbild streute. Zwar war ich mir nach all dem Irrsinn, den ich in den letzten Jahren durchlebt hatte, längst nicht mehr sicher, ob unsere herkömmlichen Götter tatsächlich Wirklichkeit und Macht besassen... doch alte Gewohnheiten waren eben hartnäckig, schaden konnte es auch nicht, und gerade heute könnte ich etwas von Minerva gesandte Klarheit und gute Strategie ganz wunderbar gebrauchen.
    "Entsprungen bist du dem Haupte des Iuppiter, es bebte der Olymp vor dem Schwung deines Speeres, es seufzte die Erde und es brauste der Okeanos, still stand der Wagen des Helios, bis endlich die Waffen du niederlegtest."
    Ich für meinen Teil legte die Opfergaben nieder, einen Kranz aus Olivenbaumzweigen, ein großes Stück von klarem Bergkristall, und einige Opferkuchen, auf den großen Haufen der sich, anlässlich des Festtages, schon auf ihrem Altar türmte.
    "Weiseste und Kunstfertigste, die du uns Menschen die größten Erfindungen geschenkt hast, die du dem Strategen im Felde die klügste Taktik offenbahrst und dem Redner vor der Menge die flinke Zunge schenkst... nimm diese Gaben von mir, Faustus Serapio von den Decimern, und gewähre mir heute deinen Beistand. Gib mir die Klarsicht, Klügste der Klugen..."
    Hinter mir drängelten schon die nächsten Opferwilligen, doch meine Leibwächter drängelten zurück, so dass ich das ganze noch beenden konnte:
    "...den Weg zu erkennen, der mich am geschicktesten ans Ziel führt, segne meine Zunge mit Überzeugungskraft und meinen Kopf mit Kühle, erfülle mich und mein Gegenüber mit einem Hauch deiner göttlichen Vernunft... auf dass es ein Tag der wohlbedachten Entschlüsse wird. Do ut des."


    Darauf wandte mich ab vom Altar, ließ die Togaecke wieder vom Kopf gleiten, und meine Custodes bahnten mir den Weg durch die Menge wieder hinaus aus dem Tempel. Es waren wieder einmal meine ehemaligen Sklaven und jetzigen Klienten Akadios, Pelias und Styrkar. (Allzuviel hatte sich in meinen Augen nicht geändert, seitdem ich sie frei gelassen hatte, sie arbeiteten immer noch für mich, bekamen jetzt eben Lohn anstelle des Peculiums.)
    Und auch mein ehemaliger Gesellschafter Icarion war heute mit von der Partie. Er hatte im Vorfeld schon so ein paar Sachen organisiert. Jetzt wartete er vor dem Tempel auf mich, zusammen mit der ehrwürdigen Matrone Ursania Dentata (und ihrem Sklavenanhang).
    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/26.03.15/de84ucnc37a1.jpg|Ursania Dentata
    Da ich von Messalina leider nichts gehört hatte, hatte ich Ursania um diesen Gefallen gebeten. Sie war die Frau eines Procurators, der Klient meines Onkels Meridius war, Mutter einer vielköpfigen Familie, Freundin meiner Tanten, und qualifizierte sich durch ihren makellosen Matronenruf und ihre tugendhafte, oft auch etwas säuerliche Miene. Ich war ganz überrascht gewesen, wie bereitwillig sie eingewilligt hatte, mir zu helfen, geradezu verschwörerisch. (Ja, sobald man Anstalten machte mit dem Strom zu schwimmen... bekam man wohl vorher ungeahnten Rückenwind.)


    Icarion strich mir die Togafalten noch mal hübsch zurecht. Ich hatte mich in Schale geworfen, beziehungsweise, Narcissus der Ornator hatte mich in Schale geworfen (alle hatte ich sie reaktiviert, meine Ex-Sklaven, für den heutigen Tag), hatte mir die Haare nachgefärbt, so dass man kein Quäntchen grau mehr an den Schläfen sah, und sie adrett gelegt, hatte mich gestrigilt und mit duftendem Zimtöl eingerieben (und mir schmerzhaft sogar die Nasenhaare gezupft). Mein Equesring (neu angefertigt war der) glänzte golden. Über meiner schneeweißen Equestunika mit den schmalen Purpurstreifen trug ich eine lichtblaue Toga, von der Narcissus schwor, sie würde die Farbe meiner Augen erstahlen lassen. An den Rändern war sie großzügig mit Seide bestickt, in verschlungen umeinander sich schwingenden Mustern, als hätte jemand das Wirbeln des Windes eingefangen. Mein Gürtel und die Riemen meiner Calcei waren punziert und mit feinen Ornamenten beschlagen. Nur die Amulette, die ich um den Hals trug, waren schon sichtlich alt, mir jedoch um so wertvoller: das dem Mars geweihte Ancilium, und das Serapisamulett aus Alexandria.
    Gemeinsam mit Ursania und unserem Gefolge machte ich mich auf, quer über den Platz, zu dem Treffpunkt, den ich mit Quintilia vereinbahrt hatte. Und da erblickte ich sie auch schon...


    "Salve Quintilia Valentina!" rief ich aus, und trat mit einem freudigen Lächeln – in das sich durchaus auch eine nicht geringe Anspannung hineinmischte – auf sie zu, um ihre Hände zu ergreifen und für einen kurzen Augenblick herzlich in den meinen zu halten. "Wie schön dass es geklappt hat, ich freue mich dich zu sehen! Wie geht es dir? Entschuldige bitte die Verspätung...ich wollte nur schnell noch die günstige Gelegenheit nutzen und Minerva ein kleines Opfer bringen, aber der Andrang dort ist kolossal."
    Ausgesprochen elegant war auch heute wieder ihre Erscheinung, so gar nicht überladen, sondern apart auf das Wesentliche konzentriert. Wobei das dunkle Blau, wenngleich es ihre Würde unterstrich, zugleich auch eine gewisse Schwere verströmte. Wahrscheinlich hatte Narcissus Ornatoren-Geplauder heute mich kontaminiert, denn sogleich verspürte ich den Impuls, sie zu fröhlich-federleichten Frühlingsgewändern in zarten Pastellfarben zu überreden. (Bona Dea...!!)
    "Wenn ich dich bekannt machen darf mit: Ursania Dentata, der Frau des Procurator Civitatium Pompilius. Sie ist eine langjährige Freundin meiner Familie. - Meine Nichte Messalina jedoch kann sich wohl leider von ihren Pflichten im Tempel heute nicht freimachen."


    "Eine Freude dich kennenzulernen, meine liebe Quintilia." grüßte Ursania würdevoll, "Nachdem Serapio mir schon so viel Gutes von dir zu berichten wusste. Und dies sind wohl deine Nichten? Zwillinge, welch ein Segen der Götter. Und was für zauberhafte Mädchen. Eine meiner Töchter ist auch in diesem Alter."

    Dass ich nicht gleich mit der Sprache rausrückte, das schien meinen Liebsten um so mehr zu ängstigen. Ich hob die Hand und strich ihm zärtlich durch das schwarze Haar.
    "Du kennst mich viel zu gut, mein Schöner." murmelte ich, ihm beklommen in die Augen blickend, "Es ist nur, dass... naja... mir geht... das Thema... einer Ehe... im Kopf herum. Ich will nicht, dass es zwischen uns tritt. Ich will mit DIR zusammensein. Ich bin kein... kein Iulius Dives." Kam mir aber gerade genauso schnöde vor.
    "Es ist nur... ich werde es nicht ewig vor mir herschieben können. Bei Iuppiter, ich habe es lange genug getan, und meine armen Tanten, die sich immer so bemüht haben mich zu verkuppeln, zur Verzweiflung getrieben. Erst war ich einfacher Soldat, da durfte ich zum Glück eh nicht, dann habe ich mir eine Alibifreundin engagiert, die in Wirklichkeit der sapphischen Liebe anhängt, dann war ich Tribun in der Fremde... Als ich zurückkam, begann der Bürgerkrieg, und danach war ich auch nicht gerade in der Verfassung, aber jetzt...."
    Hilflos hob ich die Handflächen gen Himmel.
    "Jetzt habe ich keine Ausrede mehr."
    Und ein furchtbarer Satz, den ich aus meinem Mund niemals hatte hören wollen: "Die Gesellschaft verlangt es nun mal."
    Seit meinem Fall... war mir noch sehr viel deutlicher bewußt, wie gnadenlos diese Gesellschaft alles zerfleischte, was nicht mit dem Strom schwamm, sobald sie eine Schwäche witterte. Und ich wollte wieder nach oben. Oh ja, das wollte ich. Wiedererlangen was der Scheiß-Bürgerkrieg mir entrissen hatte. Und dann war da auch... dieser Ausdruck in den Augen meines Vaters, als ich mir ein Herz gefasst und ihm gesagt hatte was Sache war. So unendlich enttäuscht hatte er ausgesehen.


    "Borkan... nur durch dich habe ich wieder zu leben begonnen. Ich will und ich werde dich nie wieder loslassen!" schwor ich ihm. Voll Furcht dass er nun zornig aufbegehren und mich abservieren würde! "Ich muß es einfach... gewieft anstellen, und eine vernünftige Frau finden, dann wird das schon... funktionieren, ich meine, das eine ist Liebe, das andere eine Verbindung zum gegenseitigen Nutzen, mehr wie eine geschäftliche Allianz, das hat doch so gut wie gar nichts miteinander zu tun..."
    ("Aber Frauen drängen sich immer dazwischen" - so oder so ähnlich hatte ich Dives damals entgegnet.)

    Ich will hier nur meine Arbeit machen – das war ein Satz, der mir auch schon das ein oder andere Mal über die Lippen gekommen war... gegenüber unkooperativen Bürgern und sich an nichts erinnern wollenden Zeugen und so weiter und so fort... Der Satz erinnerte mich dann doch irgendwie daran, dass es wichtigeres gab als meinen verwundeten Stolz, zum Beispiel Borkans Sicherheit und dass die Sergia nicht immer wieder ungestraft davon kam.


    "Diese Vermutung teile ich." antwortete ich darum etwas zugänglicher.
    "Du irrst dich allerdings insofern, als der besagte Peregrinus nichts von der Leiche des ermordeten Händlers an sich genommen hat, sondern von der des Attentäters. Er sah diesen bizarren Mord mitsamt Selbstmord, war schockiert und stellte sich genau die gleiche Frage wie ihr sie euch stellt – wer steckt dahinter? Darum besah er sich den Leichnam des Attentäters genauer, und als er eine Botschaft bei ihm fand, nahm er diese geistesgegenwärtig an sich, damit sie nicht durch plündernde Leichenfledderer verloren ginge.
    Er kam damit zu mir, denn er weiß um meine Vergangenheit, und wir haben... ein paar Überlegungen angestellt. Du kannst die Suche nach dem Peregrinus also getrost aufgeben, ich kann dir ebensogut Auskunft geben. - Jedoch... solltest du darauf gefasst sein, dass deine Ermittlungen, wenn sie weiter voranschreiten, dem senatorischen Tribun ein Dorn im Auge sein werden."

    Ob Dives versuchen würde, es zu vertuschen, oder einfach so tun würde als sähe er nichts, oder sogar (hoffentlich nicht...) seine wirrköpfigen Anschuldigungen gegen mich weiter verbreiten würde?
    "Du scheinst mir ein tatkräftiger und scharfsinniger junger Mann zu sein, Iunius. So wie es auch dein Vater einst war. Kannst du mir zusichern, dass ihr den Peregrinus unbehelligt lasst? Und dass du diese Ermittlung weiter verfolgen wirst, auch wenn Iulius versuchen wird, die Angelegenheit zu verschleiern?" fragte ich, ihn prüfend begutachtend. Das gute war ja, dass senatorische Tribunen nur Praktikanten waren, die kamen, mehr oder weniger nutzlos ihre Zeit absaßen und dann wieder gingen, so dass Dives auf die Dauer keinen Einfluß mehr darauf haben würde.
    "Dann kann ich dir so einiges sagen."




    Und wieder einmal wurde eine Nachricht für die Dame des Hauses abgegeben. Diesmal wurde sie begleitet von einem Strauß langstieliger Korall-Pfingstrosen, in den Farben weiß und rosarot.



    Sehr verehrte Quintilia Valentina,


    Es grüßt Dich Faustus Decimus Serapio. Mir ist zu Ohren gekommen, dass morgen am Aventin um dem Tempel der Minerva wieder der Jahrmarkt anlässlich der Quinquatrus Maiores stattfindet. Zu Ehren der Göttin werden Kunsthandwerker ihre Waren anbieten und Musiker auftreten. Es soll auch einige künstlerische Wettstreite geben.
    Darf ich Dich und Deine Nichten dazu einladen, mich dorthin zu begleiten? Auch meine Nichte, die Vestalin Decima Messalina, habe ich dazu eingeladen, sowie die Matrona Ursania Dentata, eine alte Freundin unserer Familie.
    Passt es Dir zur zehnten Stunde des Tages? Es würde mich sehr freuen, diesen kleinen Ausflug mit Dir gemeinsam zu unternehmen.


    Vale bene!


    [Blockierte Grafik: http://www11.pic-upload.de/30.11.14/jxpd48qkgpsg.png]
    Casa Decima Mercator
    Mons Caelius