ZitatOriginal von Loukia
„Pistazien! Aber ja, werter Herr. Erlaube mir, dir meine Dulcia piperata ans Herz zu legen. Ptisana mit Raute und Passum. Gefüllt mit gehackten Pinienkernen und Pistazien, in Honig gebacken, mit Pfeffer bestreut."
"Das klingt köstlich."
Allein beim Hören, mit welch süßem Wohlklang sie das anpries, lief mir das Wasser im Munde zusammen. Und mit was einer sonnigen Fröhlichkeit diese Frau ihrer Arbeit nachging! Beneidenswert. Aber ach, es war schon schwer sich zu entscheiden, bei all diesen Leckereien. Und dann wehte mir auch noch der Duft der Rippchen vom Grill in die Nase, würzig und verheißungsvoll, und weckte abrupt meinen Fleischhunger. Seit meiner Zeit im Tempel des Serapis aß ich nämlich keines mehr. Es war den Jüngern des Ewigen verboten, und Loquex, der Medicus dort, der mich gesundgepflegt hatte und auf den ich darum selbstverständlich große Stücke hielt, hatte mir auch wirklich eindrücklich eingeschärft, dass ich, um der Gesundheit von Körper, Geist und Seele willen, fortan unbedingt darauf verzichten mußte.
Aber es roch schon sehr gut. Wirklich sehr gut. Zuerst etwas vom Grill, und dann Dulcia piperata zum Nachtisch?
Valentina hatte schon bestellt. Ich gab mir einen Ruck, fuhr mit den Fingerspitzen vergewissernd über mein Serapisamulett, und bestellte heroisch dann doch lediglich etwas Süßes:
"Für mich bitte ein Stück Dulcia piperata und einmal Dulcia domestica. Und einen Becher Conditum melizomum."
Ursania wählte auch die gefüllten Datteln. Icarion bestellte dann - auf einen Wink von mir, ich wollte ja ein guter Patron sein - auch was für sich und die Custodes. Einen gemischten Teller Süßes, Gewürzwein... und ein paar Rippchen. (Die Glücklichen...! Nein, ich meine natürlich: die Unerleuchteten...!) Und Icarion war es auch, der die Börse zückte um dann alles zusammen zu bezahlen.
ZitatOriginal von Quintilia Valentina
Dabei trat sie ganz dicht an Serapio heran. Unbeabsichtigt, doch als sie zu ihm aufsah zeichnete sich auf ihren Wangen eine gesunde Röte ab. „Es ist wirklich ein schönes Fest, nicht wahr? All diese Leute und der Gesang und die Musik, es lenkt einen fast ein bisschen von seinen Sorgen ab.“ Sie lächelte tapfer und nur kurz war in ihrem Blick ein kurzer Schatten zu erkennen. „Übrigens bin ich noch gar nicht dazu gekommen mich für den wunderschönen Blumenstrauß zu bedanken, der mich vor wenigen Tagen zusammen mit deiner erfreulichen Nachricht erreicht hat. Ich gratuliere dir natürlich von ganzem Herzen. Ohne zu wissen was dich damals in Ungnade hat fallen lassen finde ich, dass du dir deinen Titel und Rang sehr wohl verdient hast und somit der Gerechtigkeit nur wieder Gutes getan wurde. Es steht dir ausnehmend gut.“ Sie zwinkerte im zu, hatte sie den letzten Satz doch so leise gesagt, dass er fast im Lärm der Straße untergegangen wäre.
Neben Valentina war ich etwas zur Seite gegangen, und wir standen kurz dicht nebeneinander. Täuschte ich mich, oder war sie da gerade etwa hold errötet? Nein sagte ich mir, bestimmt war ihr nur heiß mit ihrer Palla in der Sonne.
"Ja, das finde ich auch." stimmte ich ihr zu. "Und mit dem Wetter haben wir auch Glück."
Etwas unbeholfen fühlte ich mich schon. Ich war im Umgang doch ziemlich verwildert in den letzten Jahren und hatte nun Bedenken, gegenüber Valentina etwas Unpassendes oder Plumpes zu sagen und damit alles zu verderben. Oder sie zu langweilen.
Das Fest lenkte von den Sorgen ab? Ob sie sich noch wegen der verrückten Sergia ängstigte?
Verlegen erwiderte ich ihr Lächeln.
"Freut mich dass er dir gefallen hat. Und danke! - Hm... " Dieses Thema erweckte in mir genau das Gegenteil einer heiteren Festtagsstimmung. Doch Valentina sollte ruhig bescheid wissen. "Ich wurde kaltgestellt weil ich damals Cornelius' Verschwörung aufdeckte. Dass er die Ulpier vergiften ließ. Und weil ich die Garde ins Feld führte, um Rom gegen seine aufständischen Truppen zu verteidigen." sprach ich, mich sehr zusammennehmend, kühl und knapp.
Der Gerechtigkeit war noch lange, noch längst, noch hundert Jahre nicht Genüge getan. Doch damit fing ich nun lieber nicht an. Ich schluckte herunter was mir auf der Zunge lag, denn ich wollte mich heute doch unbedingt von meiner besten Seite zeigen, und nicht etwa Valentina mit meinem Zorn, mochte er auch gerecht sein, verschrecken... Soviel dazu.
Aufmerksam neigte ich den Kopf zu ihr, als sie die Stimme dämpfte, und - Huch - sah ihr Zwinkern und mit einem Mal schoß mir selbst die Hitze in die Wangen. Es stand mir ausnehmend gut? Wie genau meinte sie denn das?
"Äh."
Oh je. Flirtete sie etwa mit mir? Was jetzt?? Ich wünschte, Borkan wäre hier und würde mir beistehen... Ich beschloss es als freundschaftliches Necken zu nehmen.
"Dann solltest du mich" scherzte ich lachend zurück, wobei ich ihr kameradschaftlich auf die Schulter klopfte, und theatralisch übertrieben die Nase in die Luft reckte, "erst in voller Montur hoch zu Ross sehen."
Da fing ich einen Blick von Dentata auf, der war matronenhaft frostig, und ich merkte: das Schulterklopfen war jetzt gar nicht angemessen gewesen. Zerknirscht wurde ich wieder ernsthaft.
"Wie ist es dir denn ergangen, seit unserer letzten Begegung?"