Beiträge von Faustus Decimus Serapio


    Voll bitterem Ingrimm biss ich die Zähne zusammen, als er mir auf so so herablassende Weise antwortete. Dass sein Konsulat der Familie zu mehr Schutz und ihm zu mehr Einfluß verhalf, war eine Offensichtlichkeit, über die er mich nicht hätte belehren müssen. Doch dass Livianus sich auf dem Weg dorthin letzlich entschieden hatte, die Lügen des Verschwörerklüngels selbst in den Mund zu nehmen, und mich in aller Öffentlichkeit als ehrlosen Schandtäter und Consular-Folterer brandzumarken – das war und blieb ein übler, ein wirklich übler Vertrauensbruch!!
    Ich hatte alles getan, was in meiner Macht stand, um die Machenschaften der Verschwörer aufzuhalten... ich hatte alles gegeben, alles geopfert... und am Ende hatte die blinde Idiotie der Schicksalsweberinnen alles zu Trümmern geschlagen und den Frevlern den Sieg in den Schoß geworfen. Aller Kampf war umsonst gewesen. Völlig umsonst hatte ich alles was mir je lieb und teuer gewesen war verloren. Und nun machte sich sogar mein eigener Vater mit diesem Pack gemein und fiel mir in den Rücken.


    "Vergiss nicht," flüsterte ich bleich vor Zorn, "dass die Schweine, denen du dich da anbiederst, die sind, die dieses Reich in Blut getaucht haben!!"
    Selbst der Boden auf dem wir hier standen, selbst unser Atrium hier in dem Livianus nun so fröhlich seinen Wahlsieg feierte, war von Cornelius Schergen mit Blut besudelt worden.
    "Ja, ich gehe. Ich verlasse dieses Haus."
    Er lockerte seinen Griff und ich wich abrupt aus der "väterlichen Umarmung"zurück.
    "Genieß den Tag." wünschte ich eisig, raffte meine Toga und wandte mich ab.
    Schon drängten sich die nächsten Gratulanten heran.


    Zitat

    Original von Marcus Decimus Aquila
    Da sie sich im Grunde schon gratuliert hatten, hielt Aquila sich nun erst mal zurück und beobachtete die Gäste, die eintrudelten, neugierig und gespannt... was sich änderte, als sein Onkel Serapio auftauchte. Mit einem Mal wurde Aquila ein bisschen nervös. Er hatte Serapio in den letzten Wochen nicht wirklich zu Gesicht bekommen, und er war ganz froh darum gewesen, dass die einzige Möglichkeit gewesen wäre ihn an seinem Krankenbett zu stören, was eine willkommene Ausrede war genau das aus Rücksichtnahme natürlich nicht zu tun – er hätte gar nicht gewusst, wie er mit ihm hätte reden, was er hätte sagen sollen. Da war aus dem Weg gehen einfach angenehmer. Und sie hatten sich ja ohnehin schon lang nicht mehr gesehen, Aquila wusste gar nicht mehr genau, wie alt er gewesen war, als Serapio Hispania verlassen hatte... aber er war noch ziemlich klein gewesen, daran konnte er sich noch erinnern. Und dann war die Situation keine einfache – ganz allgemein nicht, aber auch speziell nicht. So viel hatte er freilich mitbekommen, dass es schwierig war mit seinem Onkel zur Zeit. Und was auch immer sich gerade abspielte zwischen Livianus und Serapio, Aquila schickte in diesem Augenblick ein Stoßgebet zu den Göttern, dass so ruhig blieb, wie es gerade schien.


    Mit versteinerter Miene strebte ich zum Ausgang. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich Aquila, und bedachte ihn mit einem kalten Blick. In der Vergangenheit hatte ich ja all die jungen Verwandten, die über die Jahre hinweg hier aufgekreuzt waren, immer mit offenen Armen und herzlich empfangen. Aber dieser Junge hier, der hatte nach dem Opportunistenmüll, den er im Senat von sich gegeben hatte, bei mir jetzt natürlich schlechte Karten.
    "Aquila" sprach ich ihn schneidend an, "mir ist zu Ohren gekommen, dass du, obgleich du noch so jung an Jahren bist, schon ein sehr großes Talent besitzt. Darin, dein Fähnchen nach dem Winde zu hängen. Darin, Urteile zu fällen, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, was in Wahrheit geschehen ist. Und darin, über Abwesende schlecht zu sprechen. Sehr kühn dich dessen zu erdreisten, will ich meinen," lobte ich ihn mit beissendem Sarkasmus, "angesichts der Tatsache, dass ein Junge wie du nicht einmal ansatzweise ermessen kannst, welche Verdienste manch anderer sich um dieses Reich erworben hat, als du noch am Rockzipfel deiner Kinderfrau hingst. - Ich gebe dir einen Rat:" Mit der verbundenen rechten Hand wies ich grimmig auf den steinernen Türbogen des Durchganges neben uns. Darüber war unser Genswappen eingemeisselt, und unser Wahlspruch: Honor et Fortitudo. "Lies diese beiden Worte und denk ein wenig darüber nach was sie bedeuten."


    Ohne etwaige Verteidigungen seinerseits zu beachten setzte ich meinen Weg fort, trat durch eben jenen Durchgang und lies das Atrium hinter mir zurück, und die viel zu vielen Menschen darin, und meine ach so ehrenwerte Familie. Ich trommelte meine persönlichen Sklaven zusammen, und lies sie meine Sachen zusammenpacken. Wiederhergestellt war ich zwar noch lange nicht, aber auch nicht mehr so krank, dass ich noch ans Bett gebunden wäre, und im Augenblick beherrschte mich nur noch der Wille, so schnell wie möglich aus dem verlogenen Mief dieses Hauses zu entkommen.

    Gesprochen und gesprochen hatte ich... über unglaubliches und über schockierendes, über erhellendes und über unklares, mein Mund war schon ganz ausgedörrt, ich hatte mir die Worte mit aller Kraft abgerungen... und während dieser ganzen Zeit schwieg mein Vater ein Schweigen, das mir ausgesprochen beredt erschien. Ich fühlte mich gewogen. Streng. Und voreingenommen. Ich war noch lange nicht am Ende des Berichtes, aber das hier, das war ja nicht auszuhalten...!
    "Bona Dea, Vater..." unterbrach ich mich beklommen, bevor ich da noch weiter in die Tiefe ging, "Aber warum sagst du denn gar nichts?!"
    (Vielleicht hätte ich manches besser erklären können, wenn ich gewußt hätte was ihm wichtig erschien. Zum Beispiel hätte ich ihn daran erinnern könne, dass jenes Verhör, bei dem Vinicius Lucianus sich so erstaunlich hartgesotten gezeigt hatte, unter dem Praefectus Praetorio Terentius Cyrianus stattgefunden hatte.)

    Ich. Wollte. Nichts. Mehr. Hören.
    Schüttelte den Kopf, als könne ich so ihre Worte abschütteln, wie ein nasser Hund die Tropfen. Ohne sie anzusehen stützte ich die Ellbogen auf die Knie. Das Gesicht in die Hände. Vergrub es darin. Leere. Dumpfe Leere. Ich hielt das nicht mehr aus. Ich hatte auch keinen Sinn mehr für den Schmerz meiner Schwester. Den registrierte ich schon, und irgendwo weit weg dachte ich auch, wie grausam es war, ihr so weh zu tun. Meiner Schwester so wehzutun... dass sie mich... vielleicht... endlich... losließ.
    ".... Lass mich... einfach in Ruhe." flüsterte ich. Ich hatte keine Anworten. Ich wußte gar nichts mehr. Ausser, dass ich unendlich allein war. Und alles... alles verloren.
    "Geh..."

    Prächtig sah er aus... jeder Zoll ein würdevoller Staatsmann. Und viele Menschen waren hier... für mich eindeutig viel zu viele, eng und voll war es in unserem Atrium. Nervös blieb ich auf Abstand von dem Gedränge. Ein großer Tag, dachte ich sarkastisch. In dem allgemeinen Freudentaumel war ich ein Fremdkörper. Zwar verbargen die hübschen Falten meiner Toga, wie ausgezehrt der Körper darunter war, aber ich war noch immer so bleich wie ein Geist, hohlwangig und hohläugig, und von düsteren Gedanken und Ahnungen umschattet.
    Nach dem schonungsvollen Drumherumreden meiner Schwester, hatte ich mir selbst Gewissheit verschaffen wollen, was denn nun eigentlich genau bei diesen Kandidaturreden über mich gesprochen worden war, also hatte ich eine alte Quelle reaktiviert. Nun wußte ich es. Und wünschte, ich hätte nicht nachgefragt.


    "Vater" sprach ich, und trat mit verschlossenem Gesicht als erster zu ihm. "Was für ein großer Tag für dich und für unsere Gens. Ich gratuliere dir. Du hast den allerhöchsten Gipfel des Ruhms erklommen, und dieses Jahr wird für immer furios mit deinem Namen verknüpft sein..." Meine Stimme war ausdruckslos, ohne Herzlichkeit. Nun wurde sie sarkastisch, und etwas leiser, nur für uns beide zu hören fuhr ich fort. "...was macht es da schon aus, dass du auf dem Weg dorthin deinen Sohn in aller Öffentlichkeit verleugnet hast? Ja, was macht es da schon aus, dass du zu Gunsten dieser Kandidatur Cornelius Speichelleckern willfährig nach dem Mund geredet hast? Und ihre LÜGEN wiederholt hast, und deinen Sohn, ohne ein einziges Wort mit ihm selbst geredet zu haben, vor dem gesamten Senat verdammt hast, und seinen Namen in den SCHMUTZ gezogen!" Meine Wangenknochen mahlten, ich funkelte ihn mit hitzigem Zorn an, und schmeckte meine Enttäuschung wie Galle auf der Zunge.
    "Was macht das schon aus? Herzlichen Glückwunsch zum Konsulat!"
    Und bitte fügte ich hinzu: "Oh, mach dir keine Sorgen, ich verschwinde schon, ich will dir ja die Peinlichkeit ersparen, mich erneut vor aller Welt verleugnen zu müssen. Auf dass nichts die Freude dieses Tages trübe."

    "Ja.... dies alles, Fortuna... " fand ich schließlich meine Stimme wieder.. und endlich war es wirklich wieder die meine... meine eigene Stimme, sie klang wie ich selbst und wurde lauter und kräftiger während ich sprach:
    "...dies alles würde ich dir sagen und dir geben, wenn ich noch an dich glauben würde. Aber du hast mich etwas gelehrt in der vergangenen Zeit, etwas, was ich nie vergessen kann und auch nicht will: Du, Fortuna bist eine elende Hure!"
    Angewidert und zornig spuckte ich die Worte aus:
    "Eine nichtswürdige flatterhafte Schlampe! Beistand hast du mir vorgegaukelt! Einen Tempel habe ich dir erbaut, ein rauschendes Fest zu deinen Ehren gegeben, dich mit Huldigungen bedacht wie kein anderer, und dann, genau dann, als ich dich am allernötigsten gebraucht hätte, genau da hast du mich fallen gelassen! Und dich denen an den Hals geworfen, die die Ulpier ermordet und diesen schrecklichen Bruderkrieg über das Reich gebracht haben. Du, Fortuna, hast denen, die die schlimmsten nur vorstellbaren Verbrechen begangen haben, die Herrschaft in den Schoß geworfen! Du bist ebenso infam wie sie... und verdienst weder Gaben noch Ehrerbietung... -
    Billige Dirne! Dreckige Metze! Das ist es was du verdienst...!"

    Ich ließ das Opferlamm los, es trippelte verwirrt davon, und in gleißendhell aufloderndem Zorn stieß ich das Messer gegen die Statue, wieder und wieder. Farbe platzte ab, es gab Kratzer auf dem Mamor, ich schnitt mir aus Versehen selbst in die Hand, spürte aber gar nichts. Dann entglitt mir die Klinge und klirrte auf den Boden. Ich wirbelte zu meinen Sklaven herum, sah in ungläubige, blasse Gesichter, und ohne innezuhalten nahm ich meinem Custos Arkadios den eisenbeschlagenen Eichenstab (den er als pomeriumstaugliche Waffe bei sich trug) aus der Hand, und schlug mit aller Kraft auf die Statue ein. Jetzt, ja, jetzt endlich schlug ich tiefe Wunden! Mamorsplitter sausten mir um die Ohren, Steinstaub wirbelte, ich zerschlug Fortunas falsches Lächeln, zerschlug ihre Hände und ihr Gesicht, und schließlich krachte polternd ihr entstellter Kopf zu Boden... kullerte über den Stein und fiel... tock...tock...tock... die Stufen des Tempels hinab.
    Ich lachte als ich das sah, lachte keuchend, völlig ausser Atem von der Anstregung. Erschöpft, aber irgendwie... befreit... auf eine leichte, wahnsinnige, grenzenlose Weise befreit, sank ich auf den Boden, setzte mich mit dem Rücken gegen eine der Säulen gelehnt und streckte die Beine aus.


    "Lasst die Viecher laufen." befahl ich meinen verschreckten Begleitern. Sie lösten den Lämmern die Stricke, und es war ganz witzig anzusehen wie sie, alle neun gerade nochmal mit dem Leben davongekommenen Tierchen, desorientiert durcheinander liefen, dann nach und nach aus dem Tempel heraus staksten, auf dem Vorplatz über die Pfützen hüpften und auf der Wiese ein bisschen Gras fraßen. Ich saß da, und sah ihnen zu, trank dabei Schluck für Schluck den Opferwein selbst aus. Ravdushara verband den Schnitt in meiner Hand. Als die weißen Flecken sich schließlich nach und nach alle zwischen den Bäumen und Sträuchern des Parkes verloren hatten, wurde es schon dämmrig. Der Himmel hatte etwas aufgeklart, und im Westen hing ein blaßrosa Streifen von Abendämmerung über dem Land.
    Langsam, und müde, und ziemlich betrunken, hievte ich mich wieder auf die Beine. Ich legte den Arm um Ravdushara und ließ mich von ihm auf dem Weg zur Sänfte stützen. Einen letzten Blick warf ich noch zurück zum Ort meines Wütens, grinste schief, dann stieg ich ein, sank auf den weichen Sitz und hüllte mich bis zur Nasenspitze in den Eichörnchenpelz. Da kam mir dann noch etwas in den Sinn...
    "Ravdushara..." fragte ich mit schwerer Zunge, als die Träger schon losmarschierten, um mich, flankiert von den Wächtern wieder sicher nach Hause zu tragen, während der verwüstete Tempel einsam hinter uns in der Dämmerung zurückblieb. "...sag mal. Was macht eigentlich Marcus Iulius Dives?"... -



    ~ ~ ~

    Etwas berührte mich am Ellbogen. Ich zuckte zusammen und fuhr herum. Aber es war nur mein Leibsklave, der neben mir stand, und mich erwartungsvoll ansah. Erst jetzt bemerkte ich, dass es ruhiger geworden war um mich, dass die Sklaven fertig mit den Vorbereitungen waren... und so gelangweilt wie sie alle herumstanden und schwatzten während sie warteten, scheinbar schon seit einer ganzen Weile.


    "Hm?"


    "Es ist alles bereit, Herr." sagte er mir – überflüssigerweise, ich konnte es ja selbst sehen – in diesem furchtbaren munteren und aufmunternden und komm-reiß-dich-doch-mal-ein-wenig-zusammen- komm-lächel-doch-mal -Tonfall, in dem sie jetzt alle mit mir sprachen.
    Unleidlich ging ich zum Wasserbecken, tunkte meine Hände hinein und schüttelte die Tropfen ab. Fortuna hatte kein Opfer von mir verdient, sie hatte es höchstens verdient, dass ich sie kurz und klein schlug. Aber ich wollte... naja... ich wollte meiner Schwester, zu der ich - bei allem was sie für mich getan hatte!! - nicht gerade nett gewesen war, auch mal etwas "positives" berichten können und ihr zeigen, dass ich durchaus dazu in der Lage war, "Fortschritte" zu machen.
    Also dann...
    "Schnauze." gebot ich den Sklaven. Es wurde ganz still. Man hörte nur noch das Regenwasser leise vom Dach tropfen. Und eines der Lämmer. Määäh.
    Ich legte den Umhang ab, und trat vor die Göttin, zog mir eine Togafalte über den Kopf. Auf dem kleinen Altar glomm die Glutschale, ein ROT, das sich in dem Grau-in-Grau dieses Herbsttages ganz besonders abhob. Ich streute natürlich erst mal eine Hand voll Weihrauch auf den Rost darüber, dann hob ich die Hände, und begann, völlig ohne Enthusiasmus, die Göttin anzurufen.


    "O Fortuna, holdselige Herrin, lachende Lenkerin und Schenkerin des Geschickes... die du mit leichter Hand uns Sterblichen die Glückslose zuteilst... ich, Faustus Decimus Serapio stehe hier vor dir, um dir diese Geschenke darzubringen..."
    Ich nahm dann schon mal die kleinen unblutigen Gaben, und verteilte sie als Vorspeise für Fortuna auf dem Altar: ein Bouquet späte Rosen, eine Amphore besten Massiker, einen Tonkrug süßen Honig.
    "...und dazu schenke ich dir drei mal drei fröhliche kleine Lämmer, die in diesem Frühjahr geboren wurden, sieh Fortuna wie weiß und makellos sie sind, mögen sie dich erfreuen und mögest du mir deine Gunst wieder schenken..." fuhr ich mechanisch fort, mit nicht mehr Feuer als würde ich vor meinem alten Paedagogus die Verse der Aeneis runterleiern.
    Darauf besprengte ich die Tiere, die von den Sklaven ruhig gehalten wurden, eines nach dem anderen mit Wein, und nahm ihnen den Schmuck von bunten Wollbändern und -schleifen ab. Mit dem scharfen Opfermesser strich ich ihnen über Kopf und Rücken. Allen neun.
    "Mit den allerschönsten Gaben erweise ich dir hier die Ehre, mächtigste Göttin, Herrscherin des Schicksals... Auf dass du wiederum dein Füllhorn für mich neigst und mir deine Gaben zuteil werden lässt. Auf dass dein Steuerruder das Schiff meines Lebens aus Sturm und Not zurückführt in die Gefilde des Lebens. Auf dass dein Mond meine Nacht mit seinem silbernen Licht erhellt."


    Ich setzte das blanke Messer dem ersten Lamm an die Kehle. Fortuna über mir lächelte ihr ewiges, ihr unmenschliches grausames Lächeln.
    Ich gebe auf dass du gibst wollte ich sagen, aber es erstarb mir in der Kehle. Ich blieb stumm. Stand wie in der Bewegung erstarrt. Das hier war doch... Lüge, leere Form und hohle Heuchelei. Das kleine Tier unter meinen Händen hatte warmes weiches Fell, und es zitterte ganz leicht.

    Zwischen den entlaubten Bäumen des Parks zeichnete sich weiß der kleine Tempel ab. Es war ein trüber Nachmittag, graue Wolken trieben über den Himmel. Von den kahlen Zweigen troff die Nässe der letzten Regenschauer. Der Weg war voll Pfützen, und die Schritte der Männer, die meine Sänfte trugen, ließen platschend den Schlamm aufspritzen. Vor dem Tempel setzten sie die Tragestangen ab, und ich stieg, mich unruhig in alle Richtungen umsehend, hinaus. Obgleich ich alle meine Top-Leibwächter dabei hatte, und sie mich sichernd umgaben, und obwohl wir auf dem Weg durch die Gärten kaum einer Menschenseele begegnet waren... fühlte ich mich, seitdem ich (zum erstenmal wieder) die Casa verlassen hatte wie hinter parthischen Linien. - Ich meine... es gibt doch kaum etwas, das in den Leuten besser die niedrigsten Triebe hervorkitzelt, als einen ehemals mächtigen, ehemals von allen beneideten, fallen zu sehen... Oder nicht? (Und dann gab es natürlich noch die, die wirklich Grund hatten, mit mir abzurechnen.)
    In Fortune solio sederam elatus/ prosperitatis vario flore coronatus/ quicquid enim florui felix et beatus/ nunc a summo corrui gloria privatus.
    Es war eine große Schar um mich: Wächter, Träger und Diener, mein getreuer Nabatäer natürlich, und ausserdem wuselten da jede Menge Lämmer herum, wolligweiß, klein und blökend, mit Opferschmuck behangen. Genauso wie die Dame Fortuna es gern mochte.


    Kaum war ich der Sänfte entstiegen, kroch die klamme Kälte unter meine Toga und ließ mich frösteln. Ravdushara reichte mir meine warme, mit Eichhörnchenfell gefütterte Lacerna, ich legte sie um, und ging langsam auf den Tempel zu, mit schweren, erschöpften Schritten. Die Last dessen, was geschehen war, seit ich zum letzten Mal hier gewesen war, lag drückend schwer auf meinen Schultern... und gerade hier, an dem Ort wo sich damals mein größter Triumph verkörpert hatte, hier, wo bei meinem wundervollen Fest der Fors Fortuna alles von Blumen übergequollen und von fröhlichen Menschen gewimmelt hatte, wo das bunte Treiben des Jahrmarktes, der Spiele und der Lotterie einen Tag lang alle erfreut hatte... wo sich der schönste Adonis, den man sich nur vorstellen konnte, willig von mir hatte entführen lassen... gerade hier stand mir in nackter Häßlichkeit vor Augen, wie tückisch, widersinnig und böse mir all das, und alles was ich einmal geehrt, besessen oder gewesen war, geraubt worden war.


    Schleppend ging ich die Stufen hinauf, und stand meiner Fortuna gegenüber, noch immer genauso jung und schön und ungerührt lächelnd, ungestüm vorwärtsstrebend, nur die Farben waren ein klein wenig verblasst. Und etwas welkes Laub und Schmutz bedeckte den Boden, anscheinend hatte der Aedituus mittlerweile den Dienst quittiert.
    Ausdruckslos starrte ich die Statue an, während um mich herum ein heilloser Trubel losbrach, denn meine Sklavenschar fand sich ein und unter Ravdusharas Kommado legten sie so richtig los, sie kehrten den Dreck weg, entfernten die Spinnweben und polierten den Mamor, sie füllten die Weihebecken, entfachten Feuerschalen, legten die Opfergaben bereit, bürsteten die Lämmchen und schmückten alles für die Zeremonie.


    In den lucullischen Gärten, nördlich der Stadt, nahe des Tiberufers, wo Fortuna schon in früherer Zeit an einem schlichten Schrein verehrt wurde, steht dieser kleine Monopteros-Tempel mit freien Säulenzwischenräumen. Unter dem steinernen Baldachin erhebt sich auf hohem Sockel die mamorne Statue der Göttin: eine junge, amazonenhafte Fortuna, die, das Füllhorn im Arm, das Steuerruder in der Hand, den Mond im Haar, so ungestüm vorwärtsstrebt, als wolle sie sogleich über den Fluß hinwegschweben und von einem der sieben Hügel zum anderen springen. Sie ist bunt bemalt, und in ihrem Sockel eingemeißelt steht mit vergoldeten Lettern, dass Faustus Decimus Serapio, Praefectus Praetorio, Sohn des Marcus Decimus Livianus (gewesener Legatus Legionis, Praefectus Urbi, Praetor) ANTE DIEM VIII KAL IUL DCCCLXII A.U.C. diesen Tempel der Fortuna Fausta zum Dank für ihren erfreulichen Beistand stiftete.
    Unter dem Dach ziehen sich rundrum die schönen Verse des Horaz entlang:


    Die Frage nach dem Morgen sei nicht gestellt; / nimm alle Tage ja als Gewinn, die dir
    Fortuna schenkt! Verachte nicht die / Freuden der Liebe, die Reigentänze,
    solange noch die Jugend dir blüht und fern / des Altern Launen stehn. An des Abends fest
    bestimmter Stunde suchen heißt's jetzt / leises Geflüster in Feld und Garten;
    zu raten gilt es Liebchens Versteck in dem / geheimen Winkel, wo sie verlockend lacht,
    ein Pfand zu rauben ihrem Arme / oder dem Finger, der kaum sich sträubet.




    Fortuna Fausta ~ die günstige/erfreuliche/holde Fortuna

    "So etwas gibt es nicht" murmelte ich leise. Pfeile, die zu Strohhalmen wurden. Rebellen von herkulesgleicher Unbesiegbarkeit. Regen, der immer nur uns zielgenau den Weg wegschwemmte. Brave Bauersleute die plötzlich beschlossen ihr Leben für Cornelius Sache wegzuwerfen. Plötzliche geistige Umnachtung unserer Feldherren. Und ich fragte mich bis heute, welches Seeungeheuer eigentlich die gesamte Classis Ravennae verschluckt hatte. "So etwas kann es doch gar nicht geben. Aber... bei uns im Norden war es ebenso." Mein Kopf schmerzte. Es hämmerte in meinen Schläfen. Vorsicht Faustus. "Massa... das ist es doch was ich meine. Das... kann doch irgendwie alles nicht sein. Kann nicht real sein. Das ist nicht das Werk der Götter, nein... nein, irgendetwas... zernagt hier die Grundfesten unserer Realität....macht die Schicksalsweberinnen zu rasenden Zerstörerinnen... und unsere Welt zu einem Festbankett für die Keren..."
    Ein Zittern überlief mich, und meine Hand glitt von seinem Haar herab, und hielt sich an seiner Schulter fest. Ich senkte den Blick, und biss die Zähne zusammen bei Massas schonungsloser Erwiderung. Ich hatte nicht gewußt, dass er so dachte. Und es verdeutlichte mir blitzartig wie unendlich allein ich hier war.
    "Nein," flüsterte ich, "nur wie... -" Wach auf schrie er mich an. Ich zuckte zusammen und wich vor ihm zurück. Er war noch nicht fertig. Aber ich war fertig mit den Nerven und sank auf eine Holzkiste und vergrub das Gesicht in den Händen. Er stellte hier alles in Frage woran ich glaubte, und ich konnte nur noch denken: Was wenn er recht hatte?
    Schließlich war er still.
    "Ich will doch nur..." murmelte ich zwischen den Fingern hindurch, "leben wie... ein Mensch.. soweit das eben möglich ist... auch wenn ich umgeben bin von... wirklich vielen... Schweinen. Aber... aber für dich scheint Ehre und Treue ja sowas zu sein wie... eine bunte Tünche, mit der man sich einen hübschen Anstrich gibt, für Tage mit schönem Wetter, und wenn es dann hart auf hart kommt, dann blättert sie eben ab, die dünne Tünche. Du... du glaubst das doch nicht wirklich, Massa! Du redest dir doch nur schön, dass du jetzt Cornelius dienst. Dem Mann, der die Ulpier ausgelöscht hat, der den Kaiser, dem auch du einmal Treue geschworen hast, vergiften ließ. Nein. Rom wirklich die Treue zu halten, das würde jetzt bedeuten... dafür zu kämpfen dass die Wahrheit gehört wird und die Mörder zur Rechenschaft gezogen, und endlich wieder ein guter Kaiser den Thron besteigt... "
    Das waren große Worte, und sie klangen auch nicht wirklich überzeugt. Ich bekam ja nicht mal meine eigenen Lemuren in den Griff... - Dass Octavius abgesägt war, das hatte ich nicht gewußt, aber es war auch nicht sonderlich überraschend und es versöhnte mich keineswegs mit seinem Verrat. Ihm fehlte wohl die geschmeidige Wechselhalsigkeit, die sich nicht mit den, laut Massa, "Idealen der Vergangenheit" vertrug.
    Fröstelnd legte ich das Schwert auf meine Knie und schlang die Arme um mich. Ich starrte ins Leere. Mir war so verdammt kalt.
    "Massa, ich will so nicht leben. Kannst du..." fragte ich ihn zögernd, "vielleicht.....ich meine, kannst du mir..... ähm...... helfen?"

    Wie schön wäre es, dies alles abstreiten zu können und die Wahrheit ohne die häßlichen Schmutzränder die sie nun mal hatte präsentieren zu können. Aber meine Kollegen bei der Garde waren ja zu Beginn wirklich wenig zimperlich mit den hochrangigen Gefangenen gewesen. Ich seufzte.
    "Die kaiserliche Familie war heimtückisch vergiftet worden. Natürlich wurden die des Mordes Verdächtigen nicht gerade mit Samthandschuhen angepackt. Wie gesagt, ich kam erst später aus Antiochia zurück, als die ersten Verhöre längst gelaufen waren. Nach allem was ich weiß wurde Vinicius da, zu Beginn seiner Haft, einmal wirklich etwas grob behandelt. Gesagt hat er da trotzdem nichts... Also, entweder war er ein wirklich ganz erstaunlich harter Bursche, oder die 'Folter' kann so schlimm nicht gewesen sein! Ich habe es jedenfalls mit Gewalt gar nicht erst versucht. Sondern ihn eben glauben machen, ich sei, als dein Sohn, ein Sympathisant jedes Vescularius-Feindes und wolle ihm helfen. Bei diesem Geständnis war keine Folter im Spiel. Und er war auch nicht gebrochen, glaub mir. Er war stolz auf seine Schandtaten. 'Ich hoffe Cornelius schafft es, sonst war alles umsonst', das waren seine Worte. Und er warf mit kitschigem Pathos nur so um sich. Sagte, er wolle 'den Baum der Freiheit mit dem Blut der Tyrannen tränken'."
    Düster fügte ich hinzu: "Ich frage mich, welche Tyrannis er dem jungen Maioranus vorwarf. Oder den tausenden von Soldaten die in diesem Bruderkrieg den Blutzoll für die Verbrechen der Verschwörer bezahlen mußten. Du... du kannst froh sein dass du nicht dort sein mußtest..."
    Blutzoll... blutig getränkter Boden, Blutschlamm, und darin verkrümmt und verstümmelt die toten Leiber der Gefallenen... all dies stieg vor mir auf, und fast meinte ich, in der Ferne schon wieder das höhnische Lachen der Keren vernehmen zu können. Ein kalter Schauder durchlief mich, ich biss mir auf die Lippen und schüttelte den Kopf, suchte es abzuschütteln, nur nicht wieder da... hineingeraten... Hastig griff ich nach dem Hanf, und streute eine ganze Menge über die Glut, fachte diese mit meinem Atem an, und als sich endlich kräuselnd der süße Rauch erhob sog ich ihn tief... tief in meine Lungen. Und noch einmal. Und noch ein drittes Mal. So... ja so... ich konzentrierte mich ganz fest auf das was um mich war. Der Garten. Die Kline. Mein Vater, dem ich alles erzählte. Wo war ich gewesen. Noch immer der Vinicius. Einfach weitersprechen.
    Sprich einfach weiter, Faustus.


    "Vinicius. Ähm. Ja. Also Vinicius. Sein Ankläger im Prozess war Octavius Victor. Der weiß also auch was Sache ist. - Und... da war noch etwas. Genau. Vinicius sagte mir ausserdem, einige Verschwörer seien ausgestiegen, als die Rede auf Kaisermord kam. Und der Rest habe dann eine Abstimmung abgehalten. Ich meine, eine Abstimmung. Das braucht man nicht, wenn man nur zu zweit ist, oder zu dritt. Eine Abstimmung, das macht man nur, wenn viele beteiligt sind. Wenn man dann da noch die Mitwisser, die vorher ausgestiegen sind, dazuzählt... dann ist das ein wirklich zahlreicher Kreis von Verschwörern. Nicht das Komplott einiger weniger. Und natürlich haben all diese Leute jetzt das Bedürfnis die Sache zu vertuschen."
    Ich schluckte, und griff wieder nach dem Hanf. Rieb ein paar Körner zwischen den Fingerspitzen nervös hin und her. Ich hatte einfach... Angst. Berechtigte Angst. Ich war kein Held und hatte ganz und gar nicht das Bedürfnis es allein mit dem Rest der Welt aufzunehmen.
    "Trotzdem, also obgleich die Verschwörer so zahlreich sein müssen, bin ich mir sicher, dass auch Unschuldige ins Visier geraten sind. Denn Vescularius hat dieses Verbrechen auf der einen Seite natürlich gerechtfertigt ahnden lassen, auf der anderen Seite hat er es aber auch für seine Zwecke instrumentalisiert, und versucht, sich damit seine Kritiker vom Hals zu schaffen. Zum Beispiel verlangte er, dass wir Aelius Quarto aufspüren sollten... obgleich auf dem bis dahin nun wirklich kein Verdacht lag. Mehr als einmal habe ich gedacht, wie gut, dass Du zu der Zeit in Hispania warst. Es war... " Müde fuhr ich mir übers Gesicht. Ich hätte meinen Vater gerne fragen wollen, was er denn wohl an meiner Stelle und mit meinem Wissen getan hätte.
    "... schwer. Es war eigentlich gar nicht mehr möglich, sich die Hände nicht schmutzig zu machen. Naja. Ich hab dann eben weiterermittelt. Versucht zu rekonstruieren was am Tag des Verbrechens da in der kaiserlichen Landvilla geschehen ist....."

    Argwöhnisch beobachtete ich jede Regung seiner Züge... - Klar. Natürlich. Er wollte mir nicht glauben. Aber... und das war das entscheidende... er tat es nicht einfach ab, als Spinnerei, sondern nahm es immerhin ernst was ich sagte. Allein das ließ mich ein klein wenig hoffen.
    Schwerwiegend. Eine erdrückende Last. "Ich weiß." sagte ich ziemlich ruhig. Denn diesen Entschluss hatte ich damals schon getroffen, vor der Veröffentlichung in der Acta, oder vielmehr hatte ich ihn mir abgerungen, mit allem Zaudern und Hadern und Grübeln, aber dann hatte ich mich eben dafür entschieden, die Wahrheit bekannt zu machen und so war es jetzt.


    Folter? Irritiert furchte ich die Stirn.
    "Wie kommst du auf Folter? Ich sagte doch, ich war einfach nur freundlich zu ihm. Das war auch viel effizienter. Vinicius war in Einzelhaft und schon lange gefangen und ausgehungert nach... naja, einem Menschen eben. Ein paar netten Worten. Und nach Würdigung dessen was er erduldete."
    Welch absurde Komik lag darin, dass ich das nun bestens nachvollziehen konnte.
    "Er brauchte nur etwas Zuspruch, einen Hauch von 'Verständnis', dann fing er an zu reden. Er war stolz auf die Taten der Verschwörer, und leugnete sie nicht, gebärdete sich als Patriot... Vielleicht war er das auf eine verquere Weise auch, also zu Beginn jedenfalls, aber... vollkommen verblendet und voll grausamer Hybris. Er hasste Vescularius abgrundtief, und darum sah er es als rechtens an, den Kaiser, der ihn eingesetzt hatte zu ermorden, und seine Familie gleich mit." berichtete ich, ohne meine Verachtung für diese zum Himmel stinkende Schweinerei zu verbergen.
    "Ein Schlüsselmoment war auch: Vinicius Lucianus war ja seit der Verhaftung isoliert im Kerker, wußte nichts von den Geschehnissen draussen. Aber als ich den Namen Cornelius Palma zum ersten Mal erwähnte, da sagte er, das habe ich noch genau im Ohr: 'Cornelius ist ein würdiger Kaiser'. Wie lässt sich das erklären? Ausser damit, dass die Verschwörer von Anfang an geplant hatten, Cornelius auf den Thron zu setzen. - Später bei seinem Prozess hat Vinicius sich übrigens vor allen Anwesenden zu seinen Schandtaten bekannt, ohne Reue. Frag Seiana."
    Unruhig sah ich mich um. Ja, wir waren noch immer allein. Ja, Ravdushara war noch immer auf seinem Posten.
    "Und das ist ja noch längst nicht alles..."

    In einem Haus, in dem die eigene Familie mir so treulos in den Rücken fiel, würde ich verdammt nochmal nicht bleiben... das dachte ich noch, dann wurde mir schwarz vor Augen, und meine Beine knickten ein wie Strohhalme. Seiana war mit einem mal ganz dicht an mir dran und stützte mich, einen Moment hing ich irgendwie an ihr wie ein nasser Sack, dann rutschte ich zurück auf das Bett. Tja, soviel zu den Fluchtplänen. Atemlos hockte ich wieder genau da wo ich hergekommen war... und langsam hörte auch der Raum wieder auf zu schwanken. Ich fröstelte. Fuhr mir über die feucht gewordene Stirn und über die Augen. Meine Hand zitterte. Ich wollte nichts mehr sehen. Und nichts mehr hören. Ich wollte... schlafen. Endlich schlafen können, ohne Alpträume, tief schlafen und nie wieder erwachen. Aber Seina ließ mich ja nicht. Sie hielt mich hier fest, in dieser beschissenen Farce von Existenz.
    "Lass mich endlich in Ruhe." murmelte ich. Sah zu ihr auf, und fuhr sie giftig, wirklich boshaft und gehässig an: "Ich erkenn dich nicht wieder! Hast du völlig vergessen wofür unsere Familie steht? Und seit wann rennst du, ausgerechnet du blind mit der Herde?! Glaubst du nicht, Livianus hat ein Recht darauf zu wissen was wirklich geschehen ist?! Aber du, auch du beugst dich den Lügen, auch du läßt mich im Stich und beugst dich der Diktatur der Lügen, nur weil es... 'leichter' ist?! Anstatt das zu tun was richtig ist?!" - Seiana war doch die, die immer das richtige tat. In meiner Welt jedenfalls war sie das gewesen. Sie war doch die, die immer alle Erwartungen übertraf. Diejenige, die bei unserer Mutter ausgeharrt hatte. Diejenige, die mich immer beschützt hatte. Die die Familie zusammengehalten hatte. Sie war die Anständige, die mit dem Schneid und dem Durchblick, sie war der moralische Kompass, der Fels in der Brandung. Gewesen. In meiner Welt. - "Lass mich in Ruhe." verlangte ich. Meine Augen waren trocken, und meine Stimme war wieder so ton- und farblos, dass sie mir selbst fremd in den Ohren tönte. "Geh weg. Ich will allein sein. Ich will keinen von euch mehr sehen."

    Langsam schlurfte ich zurück zu der Kline. Setzte mich und klaubte eine Decke vom Boden auf, schlang sie mir um die Schultern. Mein Vater half mir auf die Sprünge, und... als wäre gar nicht geschehen... berichtete ich weiter:


    "Von denen, die verdächtig waren, zusammen mit Tiberius Durus dem Kreis der Verschwörer anzugehören, sind drei sofort nach dem Kaisermord geflohen. Das waren: Zum einen Appius Cornelius Palma, der ja dann kurz darauf in Antiochia erschien. Zum anderen Sextus Aurelius Lupus... der direkt davor noch eifrig bei Vescularius antechambriert hatte, und durch ihn sogar die Senatorenwürde verliehen bekam. Und zum dritten..." Der Name wollte mir in der Kehle stecken bleiben. Ich hustete, und zog die Decke enger um mich. "Also... du mußt wissen... den Namen dieses dritten Verschwörers habe ich bisher immer aus allem herausgehalten. Ich war nämlich... war ihm sehr... ähm... verbunden und sehr lange fest davon überzeugt, dass er unmöglich seine Hände in einem so schmutzigen Verbrechen haben könne. Aber mittlerweile..." Mein Blick verfing sich an einer glasierten Tonschale, in der vergilbte, herbstwelke Blumen vor sich hingammelten, und es war wohl ganz gut, dass auch die Traurigkeit gerade nur dumpf und wie durch einen Nebel an mich heranreichte. "...glaube ich nicht mehr an ihn. Manius Flavius Gracchus."


    Der Name hing in der Leere, und ich kam mir, trotz allem, wie ein elender Verräter vor. Meine bleichen Finger rupften unruhig an den Fransen der Decke, ich holte tief Luft, und sprach mit belegter Stimme schnell weiter:
    "Verhaftet wurden Marcus Vinicius Lucianus, Marcus Vinicius Hungaricus und Lucius Flavius Furianus. Die beiden letzteren hat Vescularius dann verbannt. Das alles war schon geschehen als ich nach Rom zurückkehrte. Damals... wußte ich nicht was ich glauben sollte. Ob die Verschwörer hinter dem Mord steckten, oder Vescularius selbst – beides wäre ja möglich gewesen, und das Verbrechen beiden Seiten zuzutrauen. Also habe ich nachgeforscht... und natürlich unzählige Verhöre geführt, um Stück für Stück... die Steinchen dieses Mosaiks zusammenzufügen zu können..."
    Ich rieb mir über die Stirn, und rieb mir die Nasenwurzel, mein Geist sträubte sich, auch nur in Gedanken wieder in die Tiefen der Verliese der Castra Praetoria hinabzusteigen. Mit großer Anstrengung nur beschrieb ich: "Die erste entscheidende Erkenntnis gewann ich dann im Gespräch mit dem Gefangenen Vinicius Lucianus. Es ist mir dort unten gelungen sein Vertrauen zu gewinnen.... er wußte ja, dass ich dein Sohn bin, und so war es leicht, ihn glauben zu machen, ich sei auf seiner Seite und wolle Vescularius' Verderben. Was er mir dann offenbahrte war : " - Längst hatte ich mich vorgebeugt, blickte während ich sprach eindringlich in die Augen Livianus. Ich wollte sehen was da geschah, wenn er realisierte welch unglaubliches Verbrechen die Basis des neuen Regimes war. Und welches Unrecht er mir getan hatte, als er mich in aller Öffentlichkeit verdammt hatte! - "... Dass es die Verschwörung gab. Dass es ihr Ziel war, Cornelius Palma zum Kaiser zu machen. Dass die Verschwörer eine Abstimmung abgehalten haben, und dabei zu dem Ergebnis kamen, Kaiser Valerianus und seine Familie zu ermorden."

    Nicht in aller Deutlichkeit... - An Seiana war eine Politikerin verloren gegangen. Ich biss die Zähne zusammen, um ihr nicht ins Wort zu fallen, und hörte mit mahlenden Kiefern was sie zu berichten hatte.
    "Sie mußten." widerholte ich dumpf. Ich hatte keine Kraft mehr, für gerechten Zorn, und meine Worte klangen nur noch monoton. "Sie mußten? Was in aller Welt hat sie denn dazu gezwungen, sich dem Regime des Giftmörders anzubiedern? Mich in aller Öffentlichkeit zu verleugnen und schlechtzumachen. Ohne auch nur einmal mit mir selbst gesprochen zu haben. Ich habe alles, ich habe verdammt nochmal alles verloren, weil ich mich nicht dieser elenden Schweinebande angeschlossen haben, und ich habe verdammt nochmal ein Recht darauf, dass meine Familie wenigstens mit mir spricht bevor sie mir in den Rücken fällt. Es reicht. Es reicht mir. "
    Mit versteinerter Miene schob ich die Beine aus dem Bett, und angelte in der daneben stehenden Kiste nach der nächstbesten Wolltunika. Ich wollte nur noch fort von hier.
    "Und du, Seiana, du weißt doch ebenso gut bescheid wie ich. Warum hast du Livianus nicht gesagt was wirklich geschehen ist? Warum lässt du das zu, dass er die Lügen glaubt, die meinen... die deinen und meinen Namen in den Dreck ziehen?"
    Ich zog die Tunika über meine Schlafklamotte und richtete mich, auf den Bettpfosten gestützt auf. Sofort wurde mir schwummrig, in meinem Kopf drehte sich alles, und verbissen krallte ich mich fest, als schwarze Punkte von unten her zu mir aufwogten, und sich jäh zu einer mich dunkel umwimmelnden Masse zusammenballten.

    Schwer legte ich meine Stirn an seine Schulter. Und endlich.... endlich konnte ich spüren wie ein klein bisschen von dieser unendlichen Anspannung von mir abfiel. Wie ich wieder ein Stückchen mehr hier an Ort und Stelle war. Was da auch... an mir zerrte.... ich konnte Livianus vertrauen, das wußte ich. So wie früher. Und er allein konnte doch nachempfinden was ich durchlebt hatte! Und wenn er mir nicht glauben wollte... dann lag das nur daran, dass die Geschichte dieses Thronraubes so merkwürdig abgelaufen war, dass sie eher der schlechten Fantasie eines Schmierenkomödianten entsprungen schien, als der Realität.
    Er atmete tief durch, und unwillkürlich sog auch ich tief die kühle Herbstluft ein.
    "Titus Duccius Vala." sagte ich dann, ein wenig stockend. "... Die mieseste Hyäne unter... all den Aasfressern, die in Cornelius Gefolge fett geworden sind. -"
    Langsam hob ich den Kopf, und lockerte meinen Klammergriff, bis es wirklich nur noch eine ganz normale Umarmung war. Wenn auch eine ziemlich lange. Aber egal.... es war sowieso zu spät, und zwar viel zu spät, mir Gedanken darum zu machen, ob mein Vater mich nun für einen Weichling hielt. Dieses Schiff war abgefahren.
    "Ich will dir alles sagen, alles was geschehen ist während du fort warst." versprach ich. Und furchte die Stirn, suchte konfus mich daran zu erinnern bis wohin ich mit meinem Bericht gekommen war, als... das Unheimliche... passiert war. "Wo... entschuldige... wo war ich nochmal stehengeblieben?"

    "Du sollst mich nicht mehr so nennen."
    Sterne in der Wüstennacht, wie Juwelen auf blauem Samt, Heimlichkeit zwischen den Zelten, die rote Glut heruntergebrannter Lagerfeuer... und köstliche Leidenschaft, beflügelt von dem Wissen, dass schon bald wieder alles auf Messers Schneide stehen würde.... - ich erinnerte mich daran wie an... irgendeine Theateraufführung die ich mal gesehen hatte. Oder so ähnlich.
    Ich presste die Lippen zusammen, verwehrte mich gegen sein Mitleid. Das war ja noch schlimmer als bei Seiana. Sollte ich jetzt die anderen trösten, weil sie so traurig waren, weil es mir so schlecht ging?!
    "Ach Unsinn. Du überschätzt dich." widersprach ich ihm schroff, schüttelte wegwerfend den Kopf. "Schuld ist..... ist hier nur der Irrsinn, der die Parzen befallen hat, die wahnsinnige Raserei in der sie das Gewebe des Schicksals zu einem Fetzenhaufen widersinniger Wendungen zerrissen haben... - Weisst du... manchmal... manchmal da denke ich... die Götter, denen wir opfern und auf die wir meinen vertrauen zu können, sind nur Ausgeburten unserer beschränkten Phantasie... und was wirklich herrscht, in... in der Welt, in der Wirklichkeit... ist... - ich hatte da so einen scheußlichen Traum, weisst du... - was wirklich herrscht, ist ein monströses, blindes, idiotisches ... DING, um das so eine...dünne, monotone Musik ist, wie von Flöten... und das sich im Zentrum allen Seins auf ewig in einer Art... geistlosem chaotischen Tanz wiegt..."
    Ich schauderte, die Nackenhaare stellten sich mir auf. "Monoton... ja, wenn ich es jetzt bedenke, erinnerte es mich... in diesem Traum an den komischen Gesang der Nilfischer, als sie damals die Netze einholten..."
    Wieder schüttelte ich den Kopf, verzog das Gesicht, ich wußte so langsam nicht mehr wo die Grenze zwischen den Albträumen und dem Wachen verlief, oder ob es da überhaupt noch eine Grenze gab.


    "Schuld seid ihr natürlich, dass ihr Cornelius Invasion nicht aufgehalten habt. Aber...," ich lachte bitter auf, und wog das Schwert in der Hand "um das anzuprangern bin ich eindeutig die falsche Person. Wäre ich nicht so ein elender Feigling hätte ich schon längst ehrenwert mein Leben ausgehaucht."
    Ich streckte die Hand aus, und berührte sein Haar. Da war ja die Erinnerung daran, wie sehr ich es früher geliebt hatte, mit seinem Haar zu spielen, und mit den Fingern hindurchzufahren, es zu zerwühlen und mein Gesicht tief hinein zu graben, bis die Welt verschwand und es nur noch uns beide und unser wunderbares Spiel gab. Aber das war eben nur... Vergangenheit. Jetzt dagegen... strich ich ihm eben übers Haar, nichts weiter.
    "Schuld seid ihr allerdings, dass ihr euch ihm angeschlossen habt." urteilte ich schließlich. "Ihr wußtet doch bescheid, oder etwa nicht? Wie konntet ihr Rom so die Treue brechen? Ich meine, schämt ihr euch nicht? Schämst du dich nicht? Die Hand zu küssen, die die Ulpier ausgelöscht hat. Ich habe gehört, Octavius habe sogar öffentlich irgendeine Auszeichnung von ihm entgegengenommen. Ist das wahr?"

    Mir war so kalt! Als wäre mir das Blut in den Adern gefroren. Langsam lies ich die Hände sinken. Mein Vater legte die Arme um mich, aber ebenso gut hätte er sie um irgendeine steinerne Statue legen können. Starr stand ich in der Umarmung, meine Arme hingen herab, es war alles meilenweit fort, und das was gerade geschehen war konnte ich weder verstehen noch wollte ich es wahrhaben. Was zum Hades war das..??! Und wie... wie ein Aasgeier schwebte es noch immer über mir, bereit sich jeden Augenblick auf mich zu stürzen und seine Klauen in meinen Geist zu schlagen.
    "Ich bring ihn um." flüsterte ich. Und wiederholte es noch einmal, kalt, mit mir selbst fremder Stimme: "Ich bring ihn um."
    Dann atmete ich heftig aus und hob die Arme, gegen den Widerstand der bleiernen Schwere... und erwiderte ungelenk die Umarmung, klammerte mich an meinen Vater, mit aller Macht und so fest und verzweifelt, als könne allein er mich davor bewahren, für immer in dem schwarzen Strudel der Albträume unterzugehen.

    Da war jemand. Ich zuckte zusammen, wandte gehetzt den Blick zum Eingang. Massa. Es war auch jetzt wieder so seltsam ihn zu sehen. Er kam auf mich zu. In der Vergangenheit hatte er mich niemals kalt gelassen. Da war romantische Freundschaft gewesen mit gewissen Vorzügen, Schwärmerei und Eifersucht und wahre Kameradschaft, und dann war ich ihm so unglaublich bitterböse gewesen als er mich fallen ließ... und fest davon überzeugt ich könne ihm auf keinen Fall jemals verzeihen... und jetzt stand er vor mir, und war doch, genau wie alles andere, auf der anderen Seite dieser Mauer aus dumpfer Taubheit, die mich umschloß.... und damit ganz weit weg.


    "Das hier," sagte ich, und leuchtete auf eine ziemlich mitgenommene Lorica segmentata, die sich unscheinbar unten ins Regal duckte, "das war die Rüstung, die ich als Soldat der Prima in Parthien getragen habe. Und... diese Hasta dort drüben habe ich dann später bei den Stadtkohorten geführt. Das hier war mein Cingulum militare. Das ist der Helm, den ich mir zugelegt habe, als ich Centurio wurde..." Mit der flachen Hand strich ich über den straffen roten Helmkamm... und ging wie ein Schlafwandler weiter zu den Monumenten meiner Tribunenzeit. Dem schicken Muskelpanzer aus Deiotariana-Jahren.... "Den kennst du ja." Zu einer mit Straussenfedern geschmückten Blemmyerlanze, die, neben einem hohen Zebrafell-Schild, eine Trophäe aus dem Zwölfmeilenland war. "Und das hier hätte ich ohne dich nicht überstanden." Weiter zu einem Gladius, das in seiner reich mit Skorpion-Motiven aus Goldblech beschlagenen Scheide an einem Nagel hing. "Das war mein Prunkschwert als Gardetribun..." Das könnte ich eigentlich nehmen. Ich legte das andere beiseite und nahm die Schönheit von der Wand. Lange war ich ihr nicht treu gewesen, aber ihre noch bessere Nachfolgerin lag ja nun auf dem Grunde des Flusses oder dem Grunde der duccischen Plündergut-Truhe. Das Gespenst in der Ecke, die schwarze Rüstung, die ich zuvor schon begutachtet hatte, streifte ich nur mit dem Lichtschein. "Naja."
    Ein, zwei Schritte machte ich, langsam auf Massa zu, suchte nach irgendetwas, um diese verfluchte, mich nur noch anödende Dumpfheit irgendwie zu durchdringen. Trotzdem tönte es in meinen Ohren wie eine kühle Floskel als ich zu ihm sagte: "Ich bin froh dass du es überlebt hast."

    Etwas senkte sich schwer auf meine Schulter herab, und bevor ich überhaupt irgendeine Chance gehabt hätte zu erkennen, dass es womöglich nicht das Henkersschwert war, hatte ich es schon panisch von mir gestoßen und war aufgesprungen, weg von der Kline, gestolpert über den Wirrwarr zu Boden gefallener Decken, hatte mich festgehalten am Gezweig einer Zypresse – und stand da nun, gewürgt von der Furcht um Atem ringend, während mein Herz wie verrückt gegen meinen Brustkorb hämmerte.
    Wie verrückt, ja... Mit großen, blanken Augen starrte ich auf die weißen Fingerknöchel meiner verkrampften Hand um die grünschwarzen, fein gelappten Zweige, denen ein leicht würziger Geruch entströmte... und auf das Gras zu meinen Füßen, und auf die abgeernteten Beete und die verblühten Blumen... und auf meinen Vater. Hilflos suchte ich mit den Augen nach einem Halt an seiner festen, seiner überaus realen und verlässlichen Gestalt. Schüttelte verstört den Kopf.
    Da war ja nichts.
    Nichts als ein bisschen Wind.
    Ich vergrub das Gesicht in den Händen.

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    Das Haus lag stumm und still. Alles schlief. Die Gänge und Räume, die ich leise durchquerte, waren leer und dunkel. Ich trug eine Öllampe in der einen Hand, und den Schlüssel zu Waffenkammer in der anderen.
    Es war ein schweres Schloss. Ich steckte den Schlüssel hinein. Drehte ihn. Die Türe schwang auf. Ich trat ein. Da ruhte es, das Arsenal von Wehr und Waffen unserer Gens. Generationen von Soldaten hatten große Taten mit diesem Zeug hier vollbracht. Da lagen kostbare Erbstücke herum, und dazwischen Beutegut.
    Langsam ging ich vorüber an den Gladii und Spathae in den Waffenständern. Pugiones und ein Caestus lagen in einer Kiste, Hastae und Iacula lehnten an der Wand. Daneben auch eine Menge hölzerner Übungswaffen. Gestapelte Scuta. Leere Harnische.
    In der Ecke ragte eine große dunkle Gestalt auf... das war meine zweitbeste Präfektenrüstung, diejenige die nicht verloren gegangen war, und die dort, komplett von den Ocreae bis zum rossgeschweiften Helm, ein Paludamentum um die Schultern, auf dem Rüstungsständer drapiert war. Ich ging rüber. Der geschwärzte Stahl verschluckte das Licht. Flüchtig strich ich über die Schmiedearbeit des Harnischs... dort bäumte sich schwungvoll der Hengst unseres Familienemblems auf. Die Pteryges am Subarmalium waren so schnittig wie man sich das nur wünschen konnte. Ich betrachtete distanziert die ganze Pracht, dann verzog ich schief den Mund und wandte mich ab.
    Den Schwertern zu.
    Ich war ja nicht ohne Grund hier. Aber es war nicht so einfach gewesen, einmal dem sorgenden Blick meiner Schwester zu entgehen. Ich stellte die Öllampe ab. Nahm die Klingen eine nach der anderen zur Hand. Gut geölt waren sie alle. Aber diese hier war mir nicht gut genug ausgewogen. Und diese hier... zu schwer. Ich ging die Gladii durch. Eigentlich fühlten sie sich alle in meinen mageren Händen zu schwer und schwerfällig an. Es ließ sich nicht leugnen, dass ich ein elendes Kerkerwrack war. Resigniert stieß ich die Luft aus. Lehnte mich an das Regal. Die Hände, mit dem letzten Gladius darin, sackten herab. Ich schloß die Augen.