Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara


    <<


    Nachdem Ravdushara der neu erstandenen Sklavin die Sklavenunterkunft gezeigt hatte, sie sich waschen geheißen hatte, ihr frische Kleidung verschafft hatte (schlichte helle Tuniken und leichte Sandalen) und sie den anderen Sklaven vorgestellt hatte... also nach der üblichen Einführung für neue Mitglieder der Hausgemeinschaft, brachte er sie direkt zum Zimmer der Petronia Romana.
    Dort klopfte er an der Türe, setzte dabei das freundlich-respektvoll-beflissene Lächeln auf, welches er für die Herrschaften reserviert hatte.
    Sobald er der Petronia gegenüberstand neigt er leicht den Kopf und sprach:
    "Salve verehrte Domina Petronia Romana, mein Herr Decimus Serapio sendet dir dieses kleine Präsent..." Er trat zur Seite, um den Blick auf die neue Sklavin freizumachen. ...und lässt dir ausrichten, dass er es bedauert, auf dem Fest der Fortuna nur so wenig Zeit für gemeinsame Zerstreung gefunden zu haben. "Dahmat" ist ihr Name, sie stammt aus Syrien, ist eine erfahrene Haussklavin, und..." Mehr wußte er nicht über sie, seine Aufgabe war es ja auch nur ein hübsches Geschenk zu kaufen und zu überbringen."... sie gehört dir, Domina." Darauf verabschiedete er sich höflich, sein Auftrag war erledigt und sein Herr würde hoffentlich zufrieden sein.




    [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara


    Seltsam, seltsam, wie erst so spät doch noch Leben in die Interessenten kam. Ravdushara erhielt den Zuschlag und schmunzelte hämisch, als einer der Bieter, dem das scheinbar entgangen war, gleich danach ein weiteres Gebot rief.
    Der Nabatäer neigte entschuldigend den Kopf vor Dominus Massa. "Verzeih Herr. Jedoch, sie wäre dir sicher sowieso keine gute Haushälterin. Aber solltest du sie vielleicht zu anderen Zwecken ausleihen wollen, bin ich dir natürlich immer gerne behilflich das zu arragieren!" Eine Hand wusch die andere.


    Er trat nach vorne zum Sklavenhändler und wickelte routiniert das Geschäftliche ab.
    "Die Sklavin ist gekauft im Namen meines Herrn. Also trage 'Faustus Decimus Serapio, Praefectus Praetorio' in die Urkunde ein. Hier das Geld..." Da er heute sowieso teure Anschaffungen im Sinn gehabt hatte, bezahlte er sofort. Die beiden Leibwächtersklaven beschirmten ihn und sechzehn Aurei wechselten den Besitzer.
    "Brandmarken wird nicht gewünscht, und ich nehme die Frau gleich mit."


    Darauf wandte er sich an die Sklavin. "Salve. Ich bin Ravdushara aus Nessana, Leibsklave und rechte Hand deines neuen Herrn: des Prätorianerpräfekten." Eine Kunstpause folgte, dann: "Wie heißt du?"





    Sim-Off:

    Die virtuellen Sesterzen sind bei der Staatskasse II.

    [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara


    Ravdushara grinste verhalten auf die Frage Massas hin. "Mir würde einiges einfallen." sagte er unbefangen, mit Blick auf die Figur der Sklavin, "Mein Herr sucht nur ein hübsches Geschenk." Ravdushara zuckte die Schultern, vielleicht würde er ja auch aus einem Geschenk noch seinen eigenen Nutzen ziehen können.
    Die Syrerin gab eine klassische Antwort. Die alte Geschichte. Der Nabatäer sah sich um, ob wohl noch jemand anderes Interesse hatte, doch die Zuschauer gaben sich bisher zurückhaltend.




    Es ist kein Irrtum. Es ist kein Irrtum, dass er auf der Todesliste steht. Die Erkenntnis dröhnte in meinem Schädel. Ich hatte es nicht glauben wollen, hatte es zwar gefürchtet doch für mich nie wirklich in den Bereich des Möglichen gerückt... dass er tatsächlich einer der Verschwörer war, dass er nicht nur aufgrund seines Standes und weil er mit Tiberius Umgang gepflegt hatte, unter die Prokription gefallen war. Ungläubig starrte ich ihn an. "Mein" Manius, ein Unbekannter und... eine große Gefahr.
    "Das hat er ohne Folter gestanden." sagte ich mit schwacher Stimme. Natürlich war er vorher mal härter angefasst worden, und Isolation und Aushungern waren ja auch zermürbend, aber die wirklich üble Tortur, bei der jeder irgendwann alles sagte, die hatte er nicht erlitten. Wenn wir auf diese Weise arbeiten würden, dann hätten wir ja wohl schon längst falsche Geständnisse in Hülle und Fülle gehabt!!
    Stumpf sah ich Manius an, benommen von diesen unerhörten Dingen, die er da an mich herantrug. Die alte, schon totgemutmaßte Frage – warum überhaupt den Kaiser töten. Nur dass ich eben mehr als Mutmaßungen hatte, nach meinen langen Ermittlungen. Ich wollte ihm nicht glauben, denn meine Erkenntnisse, die Muster meines sorgsam zusammengesuchten Mosaiks, sprachen dagegen, und... ihm zu glauben würde zudem heißen dass ich die ganze Zeit auf der falschen Seite gestanden hatte!! Und ich wollte ihm glauben, denn er.... er durfte kein Kaisermörder sein.


    Er zog seine Hände zurück, und damit war ich meines letzen Haltes beraubt, mir schwindelte, ich taumelte durch einen wilden Schwarm von Anschuldigungen, lauernden Implikationen, abgründigen Perspektiven... und ich taumelte auch körperlich, und zwar zurück, bis ich gegen die Kante meines Schreibtisches stieß. Ein schweres massives Möbelstück mit Löwentatzen, ich stützte mich darauf, krallte die Hände um die Kante herum, versuchte Manius zu unterbrechen, vergeblich, er sprach ohne Unterlass, mit einer Vehemenz die wie ein lodernder Brand war, mit einem Glanz in den Augen der mich ungut mitzureißen suchte, mit Worten vor denen ich meine Ohren verschließen hätte wollen, war ich doch schon immer, von dem Augenblick an als Atons Maske sich mir zuwandte, seinen Worten verfallen gewesen.
    Wenn... wenn das wahr wäre was er sagte, dann wäre ich nichts als der Scherge eines grausamen Ungeheuers... und es war ja nicht so dass ich zum ersten Mal daran zweifelte ob mein Tun richtig war, aber.... aber...
    "Nein! Verkauf mich nicht für blöd! ICH GLAUBE an unser Imperium! Und darum diene ich dem rechtmäßigen Kaiser! Ich sage dir was geschehen ist, Manius! Ihr habt um eure Privilegien gebangt! Ihr hattet Angst, dass Vescularius als Mann des Volkes eure uralten, verstaubten Vorrechte antastet! Und darum, und weil Kaiser Valerianus dies zuließ, habt ihr beschlossen einen von euch auf den Thron zu setzen. Einen Patrizier! Cornelius! Aber ihr habt euch verkalkuliert! So war es doch!" Ich richtete mich auf, von Zorn gepackt begehrte ich auf, nein, ich würde mich hier nicht länger verunglimpfen lassen, von einem verflossenen Liebhaber, einem Flüchtling, Verschwörer, Verfemten. Anklagend streckte ich die Hand gegen ihn aus.
    "IHR habt Valerianus auf dem Gewissen. Ihr habt dem Küchensklaven das Gift zugespielt! Weißt du eigentlich wie qualvoll der Kaiser gestorben ist?! Sein eigener Sohn ist vor seinen Augen zuerst gestorben, sich in Krämpfen windend! Und seine Frau, die die Güte in Person war! Die habt ihr gleich mit aus dem Weg geräumt! Ich weiß es, weiß wie sie gelitten haben, weil ich es unzählige Male hören mußte, bei meinen Verhören!"
    Und wie bei meinen Verhören fasste ich Manius stechend ins Auge, suchte nach den Zeichen der Schuld und hoffte doch keine zu finden.
    "Und du sagst mir, ihr hättet damit nichts zu tun? Kannst du das beschwören?!" drang ich heftig und immer heftiger auf ihn ein, "Kannst du mir das schwören?! Bei Iuppiters Stein?!"


    [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara


    Das war ein Leben! Von zwei grimmigen Leibwächtern flankiert, spazierte Ravdushara über die Märkte. In edlem Gewand, mit selbstgewisser Haltung und gutgefüllter Börse war er von einem wohlhabenden Bürger nicht zu unterscheiden, und dabei hätte er, zur Zeit jedenfalls, gar nicht mit einem hergelaufenen Bürger tauschen wollen. Er hatte das Ohr des Prätorianerpräfekten, und in seine Tasche flossen allerlei Bestechungs- und Gut-Wetter-mach- und Termin-arrangier-Gelder, ganz zu schweigen davon dass er sich unbehelligt am Vermögen seines Herrn bereichern konnte. Zum Beispiel wenn er, wie heute, schöne neue Dinge für ihn einkaufte. Da hieß es einfach den Preis ein wenig nach oben korrigieren und die Differenz einstreichen.
    Mit geübtem Blick taxierte der nabatäische Sklave die syrische Sklavin auf dem Verkaufspodest und befand, dass sie eine von denen war, die sich übertrieben stolz gaben. Das Geplänkel mit dem Interessenten ließ ihn ausserdem vermuten, dass sie zu der Gruppe Sklavinnen gehörte, die sich nach dem Kauf sogleich an ihren Herrn ranschmissen. Attraktiv war sie, lebhaft, und schien wenig verbraucht. Schwere Arbeit hatte sie wohl nicht zu leisten gehabt. Alles in allem fand Ravdushara sie geeignet für das was sein Herr ihm aufgetragen hatte. Er trat näher und gab ein Gebot ab:
    "Eintausend Sesterzen!"
    Und da war ja auch Decimus Massa. Respektvoll grüßte ihn Ravdushara. "Salve Dominus. Was für ein schöner Tag heute."
    Zum Podest hinauf stellte er dann eine Frage, eine seiner Erfahrung nach entscheidende (wenn auch meist Quell der Unwahrheit) Frage an seine Standesgenossin:
    "Was ist der Grund für deinen Verkauf, Syrierin?"




    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives


    Was für ein Leuchten mich da empfing! Wie er strahlte! Wie überwältigt er war! Ich fühlte mich sogleich absolut unwiderstehlich, und nicht mal mein lädierter Arm, mein Schönheitsfehler, konnte mich jetzt noch in meiner Großartigkeit beeinträchtigen, er wurde offensichtlich mehr als aufgewogen von meinem Streitwagen und meinem spektakulären Amt.
    Wie in einem Spiegel wurde auch mein Lächeln noch etwas breiter. Nur Fräulein Stupsnase schien den schönen Iulier nicht so leicht hergeben zu wollen (verständlich) – ob das seine Frau/Verlobte/Freundin war? Egal. Er folgte meiner Einladung, nur darauf kam es an. Ich streifte das Mädchen – Nasica also - mit einem Abglanz meines freudigen Lächelns und entschuldigte mich überschwänglich:
    "Schöne Nasica, bitte verzeih mir, dass ich deinen Begleiter kurz entführe, ich verspreche, ich bringe ihn dir wohlbehalten wieder zurück! Und ich hoffe ich darf es später mit..." Ja, womit? "...Ehrenplätzen bei den Vorführungen wieder gut machen."
    Gab es überhaupt Ehrenplätze? Wenn nicht würde Rhea wohl welche ranschaffen müssen. Damit war das Mädchen vergessen, und mit herzhaftem Schwung unterstützte ich Dives Aufsteigen in die Kanzel der Biga. Da stand er und sah, wie er sich so den Kranz richtete, einfach hinreißend aus. Ich hatte ja auch noch einen auf dem Kopf, fiel mir da wieder ein, und ich drückte ihn mir tiefer in die Stirn damit er nicht wegflöge, und ich schmunzelte in mich hinein bei dem Gedanken, dass Blumen wohl so was wie ein verbindendes Element unserer Begegnungen waren. Und dass Blumen im Haar heute mal ausnahmsweise erlaubt waren.
    "Dives." antwortete ich lässig, nicht über Gebühr bewegt, eben wie es einem Eroberer ziemte. Und damit ergriff ich wieder mit beiden Händen die Zügel, ließ sie sacht die Rücken der Pferde berühren, schnalzte und ließ meine beiden Prunkstücke wieder vorwärtsstreben. Erst langsam, denn wir waren ja noch mitten im Festgetümmel, und ich wollte weder jemanden überfahren, noch dass sich Tertia erschreckte (sie hatte ein ungestümes Temperament, während ihre Schwester Quarta eine ganz gelassene Pferdepersönlichkeit war). Aber eines konnte ich nicht lassen.... und das war, die Biga rein zufällig ganz in der Nähe von Massa vorbeigleiten zu lassen (also, um ehrlich zu sein, sogar genau durch sein Blickfeld), ohne ihn dabei irgendwie zu beachten. Sollte er doch ruhig sehen, dass ich keine Probleme hatte, mich auch ohne ihn zu amüsieren.


    Nachdem der dicht gedrängte Weg hinter uns lag, lenkte ich das Gespann auf die angrenzende große Wiese, wo sich, von den vorherigen Fahrten, schon die Wagenspuren im sommerlich vergilbten Gras abzeichneten.
    "Halt dich fest!" schärfte ich Dives ein, obwohl er eben das ja schon tat, und ließ die Rösser antraben, dann sogleich in einen raumgreifenden Galopp verfallen. Die Biga schoß dahin, die Menschen und Buden und Bäume und Sträucher rasten an uns vorüber, und es holperte ordentlich. Ich stand etwas breitbeinig, mit leicht gebeugten Knien, und wenn ich auch kein Profiauriga war, so hatte ich meine Pferde doch gut im Griff. Die Hufe hämmerten auf den Boden, die Rücken gingen auf und ab, die Mähnen wogten, der seidene Auratawimpel flatterte wie wild hinter uns her, und der Wind pfiff mir um die Nase. Furios!!! Freiheit!! Immer weiter fahren...!
    Nur zu gerne hätte ich ja, so dahinbrausend, den Arm um ihn gelegt... aber das ging nun mal nicht. So wie jetzt sah es noch freundschaftlich aus, mehr wäre.... unklug... und so begnügte ich mich damit, dass wir in der kleinen Biga sowieso eng aneinander standen.
    Geschmeidig legte sich das Gespann in die Kurve, umrundete eine Baumgruppe, und kurzentschlossen verließ ich den Festplatz und schlug einen Weg ein, der geradewegs vom Fluß weg tiefer in die lucullischen Gärten hineinführte. Wunderhübsche Gartenanlagen, kleine Wasserspiele, Statuen... Irgendwann, in einem Laubengang, in dem ein ganz irres grün-goldenes Licht durch das Blätterwerk drang, zügelte ich meine beiden Schönen wieder, ließ sie nur mehr locker vorwärtsschreiten. Da konnte ich mich dann wieder ganz auf meinen Gast konzentrieren. Beschwingt von der Fahrt, beschwingt von ihm, lächelte ich ihm verwegen zu.
    "Herrlich...!"

    <<


    Mit versteinerter Miene stieß ich wieder zur Cena-Gesellschaft, die gerade durch den Garten spazierte. Ich mühte mich natürlich darum, mir nichts anmerken zu lassen, aber Resignation und Enttäuschung lagen wie Bleigewichte auf meinen Schultern. Massa würdigte ich keines einzigen Blickes. Er war für mich gestorben.
    Ich ging direkt auf die Pinnia zu und sprach mit mechanischer Höflichkeit: "Werte Pinnia Serena, ich habe noch einen Augenblick, bevor ich mich leider empfehlen muß. Würdest du mir die Freude machen, ein Stück mit mir zu flanieren?" Ich bot ihr den Arm und wenn sie darauf einginge würde ich sie in Richtung der Dianalaube führen. Zum einen war das weg von Massa. Zum anderen wollte sie ja unter vier Augen mit mir sprechen.

    Einfach nur noch erschöpft ließ ich mich von Seiana umarmen, und streichelte ihr kurz den Rücken. Wenn ich sie nicht hätte!
    "Wir könnten auch sagen, dass du dich nicht wohlfühlst, und ich dich nach Hause bringe?" schlug ich vor, wobei es mir eigentlich gar nicht so wichtig war, was für eine Ausrede wir nahmen, hauptsache ich mußte mich nicht weiter der Tortur bei der Cena aussetzen. Und so gesellschaftlich bedeutend waren die Helvetier ja nun nicht, also war es auch nicht so schlimm wenn sie ein wenig pikiert waren. Trotzdem wollte ich lieber nicht unhöflich zu der würdigen Matrone sein. Ich nickte und machte schwach Anstalten die Augen gen Himmel zu verdrehen. "Ja... ich schau mal was sie will." murmelte ich, und zog meine Synthesis zurecht, atmete tief ein, straffte meine Körperhaltung, biss die Zähne zusammen und machte mich auf, diese Pflicht noch irgendwie hinter mich zu bringen.


    >>

    Es war ein seltener Moment, Seiana so freudig zu sehen, und ich grinste zuversichtlich zurück. Die Ehre wäre ganz enorm! Und es würde aller Welt noch mal ganz deutlich vor Augen führen, was für unschätzbare Leistungen meine Schwester für das Imperium erbracht hatte, trotzdem sie eine Frau war. Aber eben eine aus einem ganz besonderen hispanischen Holz geschnitzte!


    "Mhm. Ich hab dem Pompeier jedenfalls gesagt, auf seine 'Bedenken' hin, dass er seine Frau gefälligst selbst im Zaum halten soll. Das war... so im Nachhinein... vielleicht nicht so diplomatisch, aber weißt du, der Kerl ist genau die Verkörperung von den schlechten Seiten der neuen Herrschaft... so ein aufgeblasener Karrierist der niemals von sich reden gemacht hat und nun plötzlich der kaiserlichen Kanzlei vorsteht."
    Mit solchen Leuten wolte ich nichts zu tun haben... und schon gar nicht mit ihnen in einen Topf geworfen werden. Doch beides ließ sich... realistisch gesehen... nicht vermeiden, nicht nach meiner überraschenden Erhebung.
    "Aber... Wir sollten da wohl beide... versuchen, das persönliche so weit wie möglich aus dem Spiel zu lassen. Ich meine damit, das Schicksal hat uns mit diesen fragwürdigen Personen auf die selbe Seite gestellt, und offen ausgetragene Uneinigkeit schadet zur Zeit, bei der Lage, nur uns allen." erklärte ich ganz vernünftig, auch wenn diese Einsicht womöglich etwas spät über mich gekommen war.

    Hätte ich doch nicht gefragt... ZACK! zerbrach der uns gerade noch so sanft umhüllende, von der grausamen Welt entrückende Kokon, und ich konnte nur noch hilflos den Kopf schütteln, als er ausholte, und sprach, und all diese hochverräterischen Dinge so voll Überzeugung vorbrachte, dass ich unwillkürlich zurückwich, abwehrend die Hände hob. Was zum Hades verlangte er da von mir?!! Wie konnte er einen derart infamen Verrat von mir fordern?! Glaubte er denn wirklich an das was er sagte, oder.... oder....
    Ich erblasste, schüttelte vehement den Kopf. "Manius, du irrst! Vescularius hat den Kaiser nicht ermordet! Es war Palmas Verschwörerklüngel, Tiberius und Vinicius! Vinicius hat mir das gestanden, es besteht kein Zweifel! Du mußt mir glauben, Manius..." Ich umfasste seine Hände, hielt sie flehentlich in den meinen, blickte ihm tief in die Augen, versicherte ihm mit verzweifelter Inbrunst: "...du mußt mir glauben, ich würde niemals einem Kaisermörder dienen! Und darum bekämpfe ich Palma und seine Verräterbrut, darum diene ich dem rechtmäßigen Kaiser, und das ist Vescularius, er ist der legitime Nachfolger. Was du mir hier.... nahelegst, das wäre der allerschwärzeste Verrat, und ich bin mir sicher, du hättest all das nie gesagt, wenn du nicht von so völlig falschen Annahmen ausgehen würdest, und... und es ist doch nicht alles verloren für dich, es kann doch nur ein Irrtum sein, dass du da auf der Liste stehst, und es wird sich rückgängig machen lassen, der Kaiser ist großzügig, und ich bin in seiner Gunst und ich werde alles dafür tun, damit die Proskription über dich aufgehoben wird, wir werden einen Weg finden, ich verspreche dir, wir können gemeinsam einen Weg finden, damit du sicher zurückkehren kannst in deine verlorene Existenz!"
    Mehr als alles andere wollte ich ihn wieder umarmen und küssen und festhalten, aber etwas hielt mich davon ab, so hielt ich nurmehr weiter seine Hände umklammert und starrte ihm bis zum Zerreißen angespannt in die Augen. Das schlimmste an dem was er gesagt hatte war: egal wie falsch seine Annahme war... es ließ sich nicht von der Hand weisen, dass ich, wenn ich jegliche Moral über Bord würfe, die Möglichkeit hätte sehr, sehr viel Blutvergießen zwischen Römern zu verhindern. Aber....... der Preis wäre dermaßen abscheulich...... dass ich nicht einmal daran denken wollte. Mein Magen krampfte sich zusammen, zu einem harten Knoten, und mir war, als würde alles um mich herum in einen schwindelerregenden Wirbel gesogen, nur er war noch da, und seine Hände, an denen ich mich festhielt... inständig hoffend, dass er auf meinen vernünftigen Vorschlag eingehen und seine entsetzliche Forderung zurücknehmen würde.

    Nach der Runde mit Secundus mußte ich natürlich noch eine Runde mit ihm drehen... und dann noch eine letzte... und schließlich eine allerletzte und eine allerallerletzte. Danach lieferte ich meinen kleinen Cousin wieder bei seinem Kindermädchen ab und ließ die Pferde im Schritt gehen, lenkte mein Gespann ganz langsam durch das Getümmel. Von der Kanzel der Biga aus sah ich auf die Köpfe der Leute, erspähte Tante Venusia, die sich gerade samt Töchterchen der Wohltätigkeit widmete, und winkte den beiden zu, entdeckte Massa..... umringt von hübschen Menschen, wie sollte es anders sein... und ignorierte ihn mit aller Macht. Es war grob und dreist und vollkommen kaltschnäuzig, dass er sich ausgerechnet hier auf meinem Fest herumtreiben und an meinem fragilen Seelenfrieden kratzen mußte. Aber nein, ich hatte ihn gar nicht gesehen, und somit berührte mich das auch in keinster Weise. (Mistkerl!)
    Da konzentrierte ich mich doch lieber auf die Gauklertruppe, die gerade ihren Auftritt hatte. Eben zeigten zwei Jongleure ihre Künste. Die waren ganz gut, aber bekamen nur verhaltenen Applaus. Für das verwöhnte römische Publikum bedurfte es wohl etwas spektakulärerer Reize.


    Zitat

    Original von Marcus Iulius Dives


    Für mich war ja ausgesprochen spektakulär der Blondschopf, der aus der Menge herausstach wie ein Aureus unter lauter Assen. Was für ein willkommenen Zusammentreffen!
    "Iulius Dives!" rief ich, und hielt direkt auf ihn zu, zügelte neben ihm die weißen Rösser. Einen besseren Auftritt hätte ich mir kaum wünschen können, und dessen vollkommen bewußt begrüßte ich ihn, stolz und erfolgsgewiss wie ein unbesiegbarer Eroberer von meinem Streitwagen herab: "Welche Freude dich hier zu sehen! ... Komm, steig auf!"
    Ich grinste ihm zu und bot ihm zum Einsteigen die linke Hand. Dass da noch ein stupsnäsiges Mädchen bei ihm war, das nahm ich angesichts dieser hinreißenden blonden Erscheinung – und der mehr als angenehmen Erinnerung, die sie weckte - nur sehr am Rande wahr.

    "Und du hast damit ganz recht." pflichtete ich Seiana solidarisch bei - auch wenn mir das Venusia gegenüber gewiss nicht so leicht über die Lippen gekommen wäre. Ein Tyrann...
    "Hör nicht auf ihn. Er hat sich da in was verrannt... und erzählt den größten Blödsinn! Du bist nicht mehr ein Tyrann, als dass er meinen Brief um keine Zeit zu verlieren nicht gelesen genommen hat. Echt mal!" Ich schüttelte bitter den Kopf.
    Wie es mir ging? "Ich könnte kotzen! Ich dachte... also was auch immer sonst war... unsere Freundschaft jedenfalls wäre ewig. Ich wünschte nur, ich stünde von früher her nicht so tief in der Schuld von diesem.... diesem.... "
    Letztendlich fand ich keine passende Bezeichnung, und winkte nur ab. "Du, ich geh nicht wieder zur Cena. Ich will diesen.... ich will ihn nicht sehen. Ich glaube ich muß dringend in die Castra."
    Das blöde an dieser Ausrede war, dass sie nur für mich ausreichte, aber nicht für Seiana, und ich wollte sie eigentlich nicht in feindlichem Gebiet zurücklassen, so verlagerte ich unschlüssig das Gewicht von einem Bein auf das andere und rieb dabei leidig meine Fingerknöchel, denen der Schlag wirklich nicht so gut bekommen war, sie taten weh und waren leicht angeschwollen.
    "Und du? - Ach... " Da fiel mir ein... "Verdammt, die Mutter der Helvetier wollte noch irgendwas mit mir besprechen."

    "Wir müssen das feiern! ... Also, wenn es soweit ist." Die komischen Andeutungen des Procurators noch im Sinn, gratulierte ich mal lieber nicht voreilig, auch wenn ich mir nicht vorstellen konnte, dass er es wagen würde, sich gegen uns zu stellen.
    Aneinandergeraten? "Ach so. Naja, verständlich, die Frau ist ja auch eine dumme Ziege." Ich zuckte die Schultern und fand es nicht verwunderlich dass da auch Seianas übermenschliche Contenance mal endete.
    "Hast du sie rausgeworfen?"