Der Sonne jag’ ich heimlich einen Funken / Des Feuers ab. Ihn birgt ein Zunderrohr. / Fortan wird er die Quelle jeder Kunst, / Entdeckt den Menschen nie betretne Bahnen; / Und das ist mein Vergehen
Furios!! Und wieder schlugen mich die ewig schönen Worte in ihren Bann... Zugleich mußte ich an Aton denken. Ihm einen Funken abzujagen... mit diesem Funken ein Feuer zu entfachen.... - Aber Aton war nur Phantasie... nur ein Wunsch, der einmal Gestalt angenommen hatte, nur um dann wieder weggeschlossen zu werden, tief verschlossen... und derjenige, in dessen Inneren er ruhte, war nun verfemt und ebenso spurlos verschwunden wie sein Geschöpf... - Schluß! Ich schob diese Gedanken energisch in irgendeine staubige, unaufgeräumte Ecke meiner Seele, bevor sie mich noch ganz trübsinnig machten, und konzentrierte mich wieder mit aller Kraft auf das Stück! Zum Beispiel auf den schönen Prometheus. Und auf meine Umgebung! Zum Beispiel auf den den schönen Iulier, der gerade zurückkehrte. Von Zorn war da keine Spur mehr zu entdecken, und ich hoffte irgendwie, dass er mir das jetzt nicht zu übel nahm – wobei mir das eigentlich hätte egal sein sollen, denn als Prätorianer gehörte es halt dazu sich hin und wieder unbeliebt zu machen, und wenn ich erst mal Präfekt war würde das noch viel extremer sein.
Er entschuldigte sich, ich nickte reserviert und antwortete leise: "Nein. Aber reden wir später darüber. Danke auf jeden Fall für... dein Eingreifen." Wobei ich andeutungsweise gen der Leere deutete, wo zuvor noch der Göttervater/Kaiser gestanden hatte. Ich würde schon noch herausfinden müssen, wem denn nun die Schuld gebührte, wer die Schauspieler zu dieser Propaganda angestiftet hatte. Oder womöglich hielten sie es einfach für besonders intellektuell, um jeden Preis die Herrschenden zu kritisieren...? Aber sich dafür dermaßen zu exponieren, das wäre für so rechtlose Künstler doch sehr unvorsichtig... oder vielleicht hatten sie durch die Proskriptionen einen großzügigen Mäzen verloren und grollten dem Kaiser aus diesem Grund?
Grimmig zu bleiben wäre mir sicher leichter gefallen, wenn Dives, wie er so neben mir saß, dabei nicht so unverschämt gut ausgesehen hätte. Und das auch im Profil. Wider Willen hoben sich meine Mundwinkel zu einem halben Lächeln, und ihm nur ganz leise zuraunend, um die anderen nicht in ihrem Kunstgenuß zu beeinträchtigen meinte ich: "Abgesehen mal davon... der Prometheus ist brilliant! Unheimlich präsent."