Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Besonders begeistert war ich von den Germanicern ja sowieso nicht, und dass der, der mich eingeladen hatte, deutlich auf sich warten ließ, machte mich auch nicht unbedingt enthusiastischer.
    "Salve Germanicus Avarus." Mann meiner Tante Lucilla. "Und ich bedanke mich für die Einladung." So grüßte ich mit kühler Höflichkeit. Ich hatte in dieser Disziplin zwar längst nicht die Meisterschaft meiner Schwester erreicht (und wollte das auch gar nicht), aber hier in Rom war es wohl eine von Zeit zu Zeit notwendige Haltung. "Ja, sehr apart." behauptete ich darum auch über die Wandgemälde, dabei fand ich sie vor allem nichtssagend. Kaum hatte ich den Blick davon abgewandt, hätte ich nicht mehr sagen können was sie denn darstellten.
    Ich nahm dankend den Becher entgegen und setzte mich. Dass er mich vergiften wollte hielt ich für unwahrscheinlich - Lucilla hätte ihn das nie verziehen – darum hob ich andeutungsweise den Becher in seine Richtung, trank dann einen Schluck. Das mit der Minze schmeckte ganz angenehm.
    "Wie geht es Lucilla? Und was machen Cossus und Drusilla?"

    Es blitzten die Rüstungen, es wogten die Helmbüsche, es standen alle Mann in perfekter Ordnung, und vor meinen Augen verschmolzen all diese Eindrücke zum Bild einer einzigen, gewaltigen Waffe, die scharf geschliffen war und nur darauf wartete, erbarmungslos, oder sagen wir lieber mit höchster Effizienz, Feindesblut zu vergießen.
    Wie berauscht von der Aussicht, das diese Waffe schon in wenigen Augenblicken in meiner Hand läge, ritt ich, Terentius folgend, vor den Kaiser auf seinem allerehrwürdigsten Ehrenplatz. Der Präfekt machte Meldung und der Kaiser schien zufrieden. Ich verharrte, kerzengerade im Sattel. Dabei mußte ich mich wirklich beherrschen um nicht nach meiner Familie auf der Tribüne Ausschau zu halten. Auch mal kurz zugewinkt hätte ich ihnen gerne. Aber das hätte doch wohl der Würde dieses Momentes Abbruch getan.
    Mein Schimmel wölbte den muskulösen Hals, stampfte noch einmal mit dem Hufen, dann stand auch er still. Nur die seidig gekämmte Mähne bewegte sich in der sachten Brise. Und irgendwo knarrten die Lederriemen eines der Vexilla, als auch das Fahnentuch leicht hin und her flatterte.

    Als ich dieses Lächeln bei meiner Schwester sah, da war ich mir fast sicher, dass sie mich durchschaut hatte... Verdammt. Sie war einfach zu klug. - Auch Stella bedankte sich artig bei unserem armen Gastgeber, dann fing sie an zu schmollen, worauf ich mir überhaupt keinen Reim machen konnte, und milde antwortete ich:
    "Ich hab noch zu tun, Stellula. Wir sehen uns später."
    Flavus, das fiel mir nebenbei auf, sah recht unglücklich aus. Er hatte sich diesen Ausflug wohl anders vorgestellt... - Ich fand es ausserdem beachtlich, wie Iulius die Contenance wahrte, und sich von allen erst noch ganz höflich verabschiedete. Oder wollte er womöglich Zeit schinden? Iunius und Tanusius waren schon zackig unterwegs, und ich wollte nun auch nicht länger säumen.
    "Das Scriptorium. In Ordnung." sagte ich, raffte meine Toga und ließ mich von Iulius dorthin führen.


    Dort angekommen trat ich forsch ein, und sogleich war da wieder meine Faszination für die Theaterkunst. Hier im Allerheiligsten zu stehen, umgeben von all diesen Stücken, die, wie Schlafende, nur darauf warteten, dass einer sie zum Leben erweckte, dass die Figuren, die in all diesen unzähligen Seiten ihrer Stunde harrten, auferstanden, dass sie in buntem Gewand auf die Bühne da unten traten und lebten und litten, und kämpften und triumphierten, und untergingen und starben, überlebensgroß, in einem Spiel das wahrer als die Wirklichkeit war, einem Spiel das die Herzen der Zuschauer mit der größten Freude und der entsetzlichsten Trauer erfüllen konnte, das zur Erkenntnis führte, das die Sinne raubte, das entsetzte, betörte......
    Tief atmete ich die Luft ein (die nach Papyrus und ein wenig nach Staub roch), und nahm eine Rolle aus dem nächsten Regal, öffnete sie. Zufällig war es auch etwas von Aischylos. Ich lehnte mich halb gegen, setzte mich halb auf eines der Schreibpulte, und überflog die Verse, dann las ich laut, und mit der gebührenden Intonation, eine Stelle, die mir recht passend dünkte:
    ".... Doch sag ich laut: Übertreter, Trotzes frech,
    Die alles wild vermischen sonder Fug und Recht,
    Gewaltsam werden die versinken
    Einst, wenn die Segel Bruch und Sturz
    Faßt der zerschellten Masten!"

    Ergriffen vom Schwung dieses Verses ließ ich die Rolle wieder sinken, wandte mich zu dem schönen Delinquenten. Iulius Dives... bist du so unschuldig wie du aussiehst? Oder bist du bloß ganz besonders abgefeimt? Ich ließ seine bisherigen Erklärungen/Ausflüchte einfach mal beiseite, und forderte, mit leicht erhobenen Brauen, mein Gegenüber intensiv fixierend:
    "Dann erklär mir doch bitte, welcher Wahnsinn dich geritten hat, dieses Stück auf die Zuschauer los zu lassen."

    Ein Grab an der Via Appia. Ich sollte da mal hingehen... Sein Tod damals hatte mich sehr mitgenommen.
    "Er war ein tapferer Soldat und ein guter Kamerad." sagte ich, und beendete damit schnell dieses Thema, denn es machte mich zu sentimental, und ich wollte natürlich weiter die Grenze wahren, die aus gutem Grund zwischen den Rängen bestand.
    So warteten wir eine Weile schweigend, ich setzte mich wieder, beschäftigte mich mit irgendwelchen Unterlagen. Doch es dauerte nicht lange und der Centurio Iulius erschien.


    "Centurio. Ich habe einen Auftrag für dich und den Optio. Und zwar ist ein Verdacht gegen die kaiserliche Poststelle aufgekommen. Möglicherweise werden dort kaiserliche Schreiben verschleppt, möglicherweise sitzt dort ein Kollaborateur der Rebellen. Beweise gibt es bisher nicht. Ihr werdet diesem Verdacht energisch nachgehen. Durchsucht die Räume, durchstöbert die Unterlagen, verhört die Angestellten, bis hoch zum Praefectus Vehiculorum. Wenn ihr auf Spuren stoßt, verfolgt diese. - Ich werde dich für diese Ermittlung vom Wachdienst an der Castra freistellen. Die Männer deiner Centurie, die du dafür brauchst, sind während dieser Zeit ebenfalls freigestellt."
    Ich machte eine Kunstpause und beobachtete, wie diese Neuigkeit wohl auf den Centurio wirken mochte.

    Ich setzte mich nicht wieder hin, sondern blieb am Fenster stehen, verschränkte die Arme. Ein weit entfernter Verwandter also.
    "Ja. Ja, aber nicht lange. Wir sind zusammen durch Osroëne gezogen..." Und er hatte mir armem, von meinen Contubernales unterjochten Rekruten enorm beigestanden. Hatte mir geholfen am Ufer des Euphrat unzählige Caligae zu putzen, und dann hatten wir heimlich Opium genascht. Blauauge hatte er mich genannt, und ich hatte ein bisschen für ihn geschwärmt. Dann Edessa, die auf uns zu rasende Front der Panzerreiter, "Faustus, wir sehen uns dann auf der anderen Seite"... Und Ende. Ein Scheiterhaufen, Asche in einer Urne. - Was würde er jetzt sagen, wenn er mich hier als Praetorianeroffizier sehen würde? Ob er das komisch fände? Ich merkte, dass ich ins Leere starrte, und riss mich zusammen, konzentrierte mich aufs jetzt.
    "Ist er hier in Rom beigesetzt?" fragte ich, mich um einen nüchternen Tonfall mühend. Ich wußte, dass der Centurio damals die Urne zu den Angehörigen gesandt hatte, aber nicht wo die Iunier ihre Familiengräber hatten.

    Iulius Dives machte keine Ausflüchte. Ich überlegte nebenbei: wie Neros Paris? Und nickte.
    "Ja."
    Gerade wollte ich mich zu meinen Soldaten wenden, da fasste der Iulier meine Hand, und war mit einem mal... ganz nahe. Mein Atem stockte. Was er mir da zuflüsterte...... Zum einen war ich bewegt von der Verzweiflung, die aus seinen Worten sprach. Mir war mit meinem Posten eine beträchtliche Menge Macht übertragen worden, und ich wollte sie gut und richtig nutzen, und es war mir zuwider Leute ins Unglück zu stürzen, wenn sie es nicht zweifellos verdient hatten... und so zauderte ich, und zweifelte was hier wohl das richtige Handeln wäre. Zum anderen.... lösten die Worte 'ich tue alles' eine Flut... eine überwältigende Flut von äusserst verlockenden Bildern und Vorstellungen in mir aus.
    Mir war ganz heiß. Ich schluckte, presste die Lippen zusammen, schlug die Augen nieder vor seinem eindringlichen Blick. Mit etwas angerauhter Stimme sagte ich dann leise: "Ruhig Blut, Iulius. Wir sollten das wohl besser unter vier Augen besprechen......"


    Ein Grund, den Schauspieler zu delegieren. Abrupt wandte ich mich ab, sprach zum Optio:
    "Optio Iunius. Du und... Miles Tanusius, ihr geht in die scaena, das Bühnenhaus, und unterhaltet euch mal ernsthaft mit diesem Lucius Paris." Da sie das Geflüster wohl kaum gehört hatten, fasste ich kurz zusammen: "Der Kopf der Truppe, der für diese unsägliche Statue verantwortlich war." Mit gedämpfter Stimme, es musste ja nicht jeder hören, gab ich dem Optio die Anweisungen: "Findet heraus wie er dazu kam, ob das seine Idee war oder ob ihn jemand dazu angestiftet hat, und wer. Wenn er Einsicht zeigt, belasst es bei einer strengen Ermahnung, also dass so was nie wieder vorkommen darf. Wenn nicht, dann blüht ihm der Kerker. Klar soweit? Ach, und Optio, bring ihn nicht um dabei." Ein schlechter Scherz, doch einer den ich mir nicht verkneifen konnte.


    Als nächstes befahl ich den beiden anderen Soldaten: "Milites, ihr eskortiert weiter meine Schwester."
    Zu meiner ganzen Sippschaft meinte ich entschuldigend: "Es tut mir leid, aber ich muß mich hier noch um was kümmern. Also wartet nicht auf mich, ich stoße schon wieder zu euch, spätestens auf dem Gut." Seiana sandte ich noch ein zerknirschtes Lächeln. Meinen beiden persönlichen Sklaven bedeutete ich, hier an Ort und Stelle auf mich zu warten. Dann wandte ich mich wieder zu Iulius Dives und fragte beiläufig: "Wo können wir beide uns in Ruhe unterhalten?"

    "Gut." Ich nickte dem Optio zu, froh dass er sich nicht zierte. Aber ob ich nicht doch besser noch einen Spitzel auf den Spitzel ansetzen sollte? Bona Dea, diese Arbeit war nicht leicht. Am Ende würde ich wahrscheinlich nicht mal mehr mir selbst vertrauen. Ich erhob mich und öffnete die Tür zum Vorzimmer, sprach zu meinem Beneficiarius: "Falcidius, hol den Centurio Iulius Antonius her." Er machte sich auf.


    Und während wir auf das Eintreffen des Genannten warteten, nutzte ich die Zeit, um eine Frage zu stellen, die mir schon auf der Zunge lag, seitdem ich den Optio zum ersten Mal erblickt hatte:
    "Optio, bist du eigentlich verwandt mit... Appius Iunius Lucullus? Der in Parthien fiel? "

    Zitat

    Original von Decima Messalina
    Onki, sollte nicht so pingelig sein, ob nun rumtreiben, spazieren, gehend, laufend, schwimmend oder reitend,… Ihr Tantchen war fort, irgendwo hier, aber trotzdem entfernt und das brachte Messalina zum Ausdruck, indem sie sagte, dass ihre Tante sich rumtrieb. Sie konnte ja nicht erahnen, dass das Wort Treiben, auf etwas anderes hinauslief.


    Messalina fand trotzdem ihren Onkel, auch wenn er sie ermahnte, sehr nett und ihm umgab immer eine herzliche Wärme, bereits ihr Pappi meinte, dass er ideal für die Familienführung sei, nur eben noch zu jung und unverheiratet. "Komisch,…" Weil sie eigentlich Männer stets in eine Schublade schob. "...aber irgendwie finde ich dich toll.", blickte sie ihn in seine funkelenden leuchteten blauen Augen. "Und ohne deine Rüstung siehst du sogar noch viel besser aus.", fügte sie an, wenn auch er dadurch in ihren Augen etwas weiblicher wirkte, nicht so stark wie mit einer Rüstung, vielleicht mochte sie ihn deshalb so sehr, weibliche Züge bei Männer waren ja nichts Schlimmes, auch wenn es die Männer selbst es nicht so sahen. "Ja, Fortuna hatte mir Glück gebracht. Bin ja nun eine Vestalin, trotzdem habe ich mich blamiert, als ich eine Amsel opferte. Wollte nämlich alles perfekt machen, um Fortuna nicht zu beleidigen, nicht dass sie meine Eltern Unglück beschert. Ich habe mich halt so sehr darauf konzentriert, jede Kleinigkeit zu beachten, dass ich sogar das rituelle Waschen vergessen habe. Dann übertriebener Weise sogar ein kleinen Vogel geschmückt habe…" Kurze Pause. "…verstehst du? Ich schäme mich so sehr, ich will doch nur… das jeder mit mir zufrieden ist, verstehst?"


    Sie blickte kurz wieder zu ihre Nysa. "Eigentlich habe ich mir erhofft, dass ich beim Theaterstück Ablenkung erfahre, aber das Gegenteil ist der Fall! Ich liebe meine Eltern, möchte sie aber nicht sprechen. Ich bin so durcheinander, mein Herz schlägt an Stellen, die mir Angst machen… aber doch irgendwie sich gut anfühlen." Messalina war bereit zum ersten Mal ihr Herz auszuschütteln, doch…"Sag mal, wo hast du eigentlich die Narbe in deinem Gesicht her? Hat doch bestimmt wehgetan oder?"


    Irgendwie toll? Besonders ohne Rüstung. Lachend prustete ich heraus: "Du Quatschkopf!", und versetzte ihr einen ganz leichten brüderlichen Schubs. Die war mir ja eine! Ich nahm es als Scherz, trotzdem tat es selbstverständlich meinem Ego gut. Dabei fand ich mich ja in Rüstung attraktiver (noch attraktiver).
    Die Geschichte mit der Amsel, die schien mir im ersten Augenblick übertrieben – sich da jetzt noch drum zu grämen, obgleich das Opfer angenommen worden war, doch mit einem Mal verstand ich tatsächlich.
    "Ja, ich glaub schon. Aber ehrlich mal, Vögel sind keine leichten Opfertiere. Ich wollte mal Mars einen Kampfhahn überreichen, und der ist noch sterbend quer durch den Tempel geflattert, es gab eine Riesensauerei..." Ich hörte weiter zu, sie schien viel auf dem Herzen zu haben. "Messalinilla, die ganze Familie kann mehr als zufrieden mit dir sein." sagte ich schließlich ganz ehrlich, "wir sind unheimlich stolz auf dich. Du hast ein gewaltiges Opfer gebracht, für das Wohl des Reiches, und damit machst du uns, der Gens, große Ehre."
    Das Herz? Ach herrje, sie war doch nicht etwa verliebt? Ich sah sie bedenklich an, doch schon sprang sie zu einer ganz anderen Sache. Unwillkürlich hob ich die Hand zur Wange.
    "Ähm... doch schon. Aber es fiel mir damals nicht so sehr auf, weil ich mir ausserdem die Schulter ausgerenkt hatte, was noch viel heftiger war. Das war vor Edessa, in der ersten großen Schlacht auf dem Partherfeldzug... in der ersten großen Schlacht, die ich überhaupt miterlebt habe... ich war nicht so viel älter als du jetzt, und... nun ja, ich war in der ersten Kohorte, und die Sch... - die Parther haben ihre Panzerreiter gegen uns geschickt, es war.... ein Tag mit großen Verlusten, viele Kameraden sind gefallen."

    [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara


    Tags darauf kehrte der Sklave mit einer aufklappbaren Wachstafel zurück, und überreichte sie dem Genueser.

    Landbesitz des Faustus Decimus Serapio


    Hispania:
    Latifundien bei Tarraco
    350 Heredia Weideland, mit Villa Rustica und Gestüt
    150 Heredia Korn- und Gemüsefelder
    430 Heredia Bergwald und Hochweiden
    120 Heredia Weinberge, mit Villa Rustica und Pächterhäusern
    150 Heredia Olivenhaine, mit Ölmühlen
    30 Heredia Küstenstreifen mit Salinen


    Italia:
    Landgut bei Cosentia
    125 Heredia Weinberge mit Villa Rustica


    Landgut bei Ostia
    70 Heredia Tiefland mit Gehöft und Geflügelzucht
    30 Heredia Gemüsefelder
    50 Heredia Brachland


    Grundstücke in/bei Rom
    2 Heredia Hang auf dem Ianiculum, teilweise bebaut mit Mietshäusern
    3 Heredia Wiese nördlich der milvischen Brücke


    Albaner Berge
    180 Heredia Mischwald, mit Forsthaus
    10 Heredia Ackerland, mit Kornmühle


    Insgesamt: 1700 Heredia Landbesitz








    "Gute Nacht!" Lächelnd sah ich ihr nach.
    "Sie ist ein Sonnenschein..." meinte ich halb zu mir selbst, halb zu Ravdushara, "...oder sollte ich sagen ein Sternenschein...?"
    Ich sog noch einmal tief den Duft der herrlichen Blumen ein, dann stellte ich mich wieder vor den Spiegel und wir fuhren mit der Anprobe fort. Mein Sklave umgürtete mich mit Prunk-Cingulum und Prunk-Schwert in Prunk-Schwertscheide, dann kam der Helm, und der machte das ganze komplett. Ravdushara lockerte nochmal den Federbusch auf, so dass er bei jeder meiner Bewegungen majestätisch wogte... doch das war so ganz in Ordnung. Ein junger Mars! Doch, die Parade konnte kommen...

    Dass er, ohne einen Wimpernschlag des Nachdenkens, so anwortete, das sprach auf jeden Fall schon mal für die Loyalität des Optios gegenüber seinem Centurio. Ein feiner Zug... nur machte es mich nicht schlauer. Ich brauchte zur Zeit wirklich jeden Mann meiner Kohorte, und erfahrene Centurionen um so mehr... doch zugleich hatte ich Bedenken, einem, dessen Treue schon mal in Zweifel gezogen war, wichtige Aufgaben anzuvertrauen. Was den kaiserlichen Befehl anging, so bot er durchaus Spielraum. Je nachdem wie ich ihn las, konnte es auch bloß bedeuten, dass die Centurie nicht länger am Palatin wachen sollte, von daher lag es ganz bei mir zu entscheiden wie ich ihn auffasste, und leider, wenn etwas dabei schiefginge, läge auch die Verantwortung ganz bei mir.


    Mit einem kurzen Nicken nahm ich die Aussage des Optios zur Kenntnis.
    "Es gibt eine neue Aufgabe. Beim Cursus Publicus gab es wohl... Unregelmäßigkeiten. Für die Emittlungen werde ich den Centurio und dich, und ein paar eurer Contubernien, vom Wachdienst freistellen. Dabei ist eines essentiell: Du, Optio, wirst während ihr die Nachforschungen anstellt, den Centurio die ganze Zeit genauestens im Auge behalten. Und du wirst mir danach Bericht erstatten, darüber ob sein Handeln irgendeinen, wie auch immer gearteten, Anlass zum Verdacht gibt."
    Ein schöner Auftrag war das wohl kaum... nachschnüffeln und im Zweifelsfall denunzieren... und so erklärte ich, den Iunier weiterhin genau beobachtend, in dem Bestreben einzuschätzen was er davon hielt, und was die kaum sichtbaren Signale des Körpers vielleicht verraten mochten:
    "Optio, sieh diesen Auftrag nicht als schnödes Bespitzeln. Der Centurio ist nun mal ins Zwielicht geraten, und nun ist enorm wichtig herauszufinden, ob da was dran ist, oder eben nicht. Sollte seine Loyalität tatsächlich einem Proskribierten gelten, dann könnte er hier großen Schaden anrichten, dann wäre es Zeit dass ein verlässlicherer Mann an seine Stelle tritt. Ist er jedoch kaisertreu, dann muß dieser häßliche Verdacht von ihm genommen werden."
    Also, für mich jedenfalls klang es so schon viel besser.

    Der Blick, den ich da zugeworfen bekam... dieser Blick, der ließ mich wünschen ich hätte den Mund gehalten. Entweder Kunst-Zensor oder Kunst-Liebhaber, da mußte ich mich wohl entscheiden. Für den Rest der Aufführung blieb ich stumm, und so ganz konnte ich das Stück nun nicht mehr genießen. Dafür war die Spannung, die da in der Luft hing, in den wenigen Fingerbreit zwischen dem Iulier und mir – und es war keine Spannung der Art wie ich sie bevorzugt hätte - einfach zu... angespannt. Man angenommen er trüge Schuld... oder Mitschuld... sollte, durfte, musste ich gegen ihn vorgehen? Ich wünschte ich käme drumherum... allein aus Rücksicht auf meine alten Kumpel, Licinus, und früher natürlich Sparsus, und die hochverehrte Iulia Helena. Aber Pflicht war Pflicht. So grübelte ich, während die Oceaniden, eine Woge herrlicher Blautöne, Zwiesprache mit dem Gefesselten hielten. Dann war das Stück mit einem Mal aus, es mußte eine gekürzte Version sein. Ich spendete Applaus, nicht wenig aber auch nicht zu überschwänglich. (Denn ich wollte niemandem einen Anlass bieten mich anzuschwärzen, und was wußte ich schon, ob die Soldaten in meinem Rücken nicht heimlich Bericht über mich erstatten. Nicht dass es am Ende noch hieße, ich hätte mich für ein hetzerisches Stück begeistert.)
    Die Blume blieb weiter in einer Falte der Toga verborgen. Nun folgte eine Hymne auf den Kaiser, und da applaudierte ich natürlich deutlich ungehemter. Als Stadtpatron stand ihm eine solche Huldigung ja ganz besonders zu, trotzdem konnte ich nicht anders als zu hinterfragen, ob das wohl von Anfang an so beabsichtigt gewesen war.... der noch etwas ungeschliffene Rhythmus der Verse war für mich ein Indiz dagegen.
    So. Die große Frage. Besser jetzt gleich hinter mich bringen. Ich wandte mich, noch sitzend, an Iulius Dives und fragte möglichst nüchtern und sachlich und ohne Drohgebärden:
    "Also.... wer war denn nun für die Statue zu Beginn verantwortlich?"

    "Massa ist ein guter Retter..." Auch vor Wüstenungeheuern, dachte ich, und... allen möglichen anderen Monstern, äusseren und inneren... Da hatten Stella und ich also etwas gemeinsam. "Er wird sich sehr freuen dich wiederzusehen."
    Ravdushara kehrte zurück, er hatte den Strauß in einer Vase aus zartgrünem geschliffenem Flussspat untergebracht.
    "Stell ihn da hin..." Ich wies auf das Tischchen, stand dann auf und rückte die Blumen selbst zurecht, so dass sie maximal zur Geltung kamen. "Also vielen Dank nochmal, Stella! Und wenn du irgendwas brauchst, dann sag bescheid, ja?"

    Zitat

    Original von Aulus Iunius Seneca
    Scheinbar hatte Seneca doch nochmal etwas Fahrt aufnehmen können, immerhin wurde er nach seiner Idee gefragt, und das könnte ja schon was bedeuten..
    "Tribunus, wir sollten unsere Patroullien in den von den Schmierereien betroffenen Gebieten senken oder aber vermehrt in Zivil patroullieren, das würde gegenüber den möglichen Hintermännern suggerieren dass wir etwas wissen, und nicht mehr darauf angewiesen sind die Augen und Ohren überall offen zu halten, dann streuen wir hier und da ein paar Gerüchte in den üblichen Spielunken und locken so die Hintermänner eventuell aus ihrem Loch.", Seneca dachte kurz nach, und fügte dann noch vorsichtig etwas an, "Tribunus, ich möchte keinem meiner Kameraden Korruption vorwerfen, aber eventuell sollten wir diesen Fall auch innerhalb der Castra so diskret wie möglich behandeln."


    Hm... ich hörte dem Optio aufmerksam zu, er schien ein kluger Mann zu sein, aber letztendlich fand ich das alles doch zu sehr Geisterjagd in einer Zeit, in der wir jede Menge reale Ziele hatten, so viele, dass ich meine Männer schon sparsam einteilen mußte.
    "Das ist zu vage. Zu vage, um jemanden, der so vorsichtig ist, dass er nur einen Mann ohne Zunge schickt, aus der Reserve zu locken. Nein, wir machen das althergebracht. Du lässt acht Mann weiter in zivil das Gebiet observieren. Wenn noch mal einer die Wände anpinseln sollte, sollen sie ihn schnappen und verhören, diesmal aber zurückhaltender. Sprich dich dafür auch mit den Stadtkohorten ab, eigentlich ist das ja deren Arbeit. Wenn die einen erwischen, sollen sie ihn an uns übergeben."
    Ich lehnte mich zurück und musterte ihn, fragte unvermittelt:
    "Was hältst du von Centurio Iulius Antonius. Ist er kaisertreu?"


    "Meine Schwester treibt sich nicht rum!" bemängelte ich die Wortwahl meiner Nichte. Das mußte das Alter sein, da war man halt manchmal etwas unausgeglichen. Überhaupt sah sie, nun aus der Nähe betrachtet, ziemlich niedergeschlagen aus. Ich nickte und setzte mich neben sie auf die Bretter, streifte meine schmutzigen Schuhe ab, und ließ die Füße ins Wasser hängen.
    "Danke, aber da soll sich mein Sklave drum kümmern... der wird sonst faul. Ich bin sicher, deine Nysa hat genug zu tun." Allein die weißen Gewänder immer so schön weiß zu halten war sicher nicht so leicht. Ich bewegte die Füße langsam durch das Wasser, ließ sie von angenehmer Kühle umfließen, und schaute den kleinen Wellen nach, die sich langsam über die Oberfläche des Teiches ausbreiteten. Mücken tanzten in wabernden Schwärmen in den letzten Sonnenstrahlen und ein paar Enten schwammen vorbei. Alles atmete Ruhe und Frieden. Wenn ich jetzt meine Rüstung getragen hätte, dachte ich so bei mir, hätten wir sicher ein lustiges Bild abgegeben, eine Decima in weiß, ein Decimus in schwarz . Aber ich war heute ja der Höflichkeit halber in zivil unterwegs, und mittlerweile hatte ich, um sie vor Schlamm und Kot zu bewahren, auch die Festtagstoga abgelegt, und trug nur noch meine lapislazuliblau-Tunika.
    "Fortuna auf seiner Seite zu haben ist doch das wichtigste...Hm, wieso, sie hat dir doch Glück gebracht, oder nicht?" Sie war doch nun Vestalin und genoß bereits in ihrem Alter hohe Ehren. Aber gerade wirkte sie weniger wie eine ehrfurchtgebietende Stütze des Reiches, mehr wie ein trauriges Mädchen.
    "Wie meinst du das?" fragte ich besorgt nach, "macht dir der Ausflug keinen Spaß?"

    Was wohl hinter dieser hohen Stirn vorgehen mochte? Und warum erinnerte mich dieses liebliche Lächeln wieder so fatal an die Sireneninsel?
    Anscheinend waren wir uns soweit einig... (Ach, ich hätte sie immer noch am liebsten gleich hier behalten. Der Sesterz in der Hand ist besser als der Denar auf dem Dach. - Aber nein.) Und da hatte ich genausowenig wie sie das Bedürfnis dieses nette Gespräch in die Länge zu ziehen... wobei... Ich hatte mich schon bereitwillig ebenfalls erhoben, da überkam mich der Impuls: sie hatte im Haus der Flavier gewohnt, vielleicht wußte sie irgendwas über Manius ' Schicksal... vielleicht.... Ich zögerte, setzte an etwas zu sagen, doch..... Nein. Wenn sie etwas wusste, würde sie es mir sicher nicht sagen, aus ihr herauspressen fiel auch aus, und wie bei allen Göttern sollte ich mein besonderes Interesse erklären... womöglich war es sogar besser, wenn ich von nichts wusste, denn wenn ich irgendetwas wüßte, dann wäre ich ja verpflichtet dem nachzugehen, ihn zu suchen, ihn am Ende gar dem Gericht auszuliefern..........
    "Aber natürlich. Ich begleite dich hinaus."
    Und das tat ich dann auch, geleitete sie aus der Principa, durch das Lager bis zum Haupttor und verabschiedete sie höflich.
    "Vale Aurelia Prisca, ich wünsche eine gute Reise."


    Nachdem sie entschwunden war, suchte ich gleich zwei der Speculatores aus und setzte sie auf sie an. Einfach nur dezent im Auge behalten sollten sie sie, beobachten mit wem sie Umgang hatte, und natürlich eventuelle Briefe abfangen.
    Tja. Ob ich im Bezug auf diese Dame die richtige Entscheidung getroffen hatte, das würde die Zeit zeigen.

    Wenn ich eines hasse, dann ist es verspottet zu werden. Humorlos knurrte ich meinen Nachbarn an: "Sieh du mal tausende von Sesterzen den Bach runtergehen... so einen mit so nem Talent findste nicht einfach auf dem Markt!" Nein, das war schon etwas übertrieben, ich hatte ihn tatsächlich zufällig auf dem Markt gefunden, aber ich hatte mittlerweile doch eine Menge in den Hibernier investiert, ausserdem mochte ich ihn ganz gern und fand ihn ziemlich heiß. Von daher wäre es mir sehr ungelegen gekommen wenn er hier gleich Schiffbruch erlitten hätte. Doch er fing sich wieder, und zeigte es dem Hoplomachus!
    "LUPUS!!!" jubelte ich überglücklich, war schon längst aufgesprungen, johlte und applaudierte, "Lupus ist der größte! Hab ichs dir nicht gesagt, Sabinus, hm?!! Versenkt! LUPUS! Lupus ist der stärkste! HEEHOOOO LUPUS!!!"
    Ja sah er mich denn nicht – ich veranstaltete den Zirkus doch direkt hinter der Balustrade, in dieser kleinen Arena gar nicht weit von ihm. "Wacker gekämpft!" brüllte ich ihm zu. Er hatte sich eine Belohnung verdient, fand ich. Allerdings mußte er unbedingt noch an seinem Auftreten arbeiten, schließlich wollte die Menge nicht nur Blut, sondern auch Drama, und er war noch längst nicht theatralisch genug.
    Und für seinen Gegner, der so formvollendet kapituliert hatte, rief ich laut: "Mitte! Mitte!"* zum Editor. Ich glaubte zwar nicht, dass es hier überhaupt in Frage kam, ihn zu töten, allein aus Geldgründen, aber er hatte sich Gnade wirklich verdient fand ich, hatte es meinem Kämpfer ja nun wirklich nicht leicht gemacht und auch jetzt in der Niederlage war er so stoisch wie man sich das nur wünschen konnte.



    *~lass ihn gehen

    So kühl...? Ich neigte den Kopf zur Seite. "Das ist sie gar nicht. Das sieht nur so aus. In Wirklichkeit ist sie ganz warmherzig." Aber es mochte schon recht abschreckend wirken wenn man sie nicht kannte. "Weißt du, sie hat sich hier sehr lange um das Haus und die Familienangelegenheiten gekümmert – allein! - während wir anderen alle über das Imperium verteilt waren... bei den Legionen oder sonstwo... Und da muß man halt auch mal ein bisschen strenger sein, damit alles gut läuft..."
    Kein Eheversprechen, das hörte ich gern. "Na, jetzt bist du aber eine mehr als gute! Mach dir keine Sorgen. Ich werde mal mit deinem Bruder sprechen, und mal die Augen offen halten nach einem guten Kandidaten für dich.... - Massa, ja, Massa ist in Misenum. Bei der Flotte. Aber ich hab mich dafür eingesetzt dass er noch Rom versetzt wird," erzählte ich mit leuchtenden Augen. "also kommt er wohl bald hierher... wieso flüchten?! Hm?! Oh je. Soo gefählich hätte ich dich nun gar nicht eingeschätzt," neckte ich sie vergnügt.

    Zitat

    Original von Decima Messalina
    Nachdem das Theaterstück beendet wurde und es reichlich spät war, entschloss Messalina die Nacht mit ihrer Familie zu verbringen, so folgte sie am Ende den ganzen Haufen mit ihrem Liktor und ihrer Sklavin. Ihre Eltern und Geschwister hatte sie trotzdem kaum aufgesucht, irgendwie war ihr nicht danach, mit ihnen zu reden. Etwas war anders. Das Dasein als Vestalin hatte sie teils verändert, nur in welche Richtung war noch nicht klar.


    Als dann die Familie am Gehöft angekommen war, gesellte sie sich nicht ins Haus um am Abendessen teil zu haben, sondern ging zum Bootssteg. Rückte ihre Tracht zurecht und setzte sich anschließend am äußersten Rand, ganz vorne. Ihre Füße baumelten herab, aber ohne das Wasser zu erreichen. Nur wenn sie ihre Füße samt Zehen streckte, kratzte sie an der Wasseroberfläche, doch dafür war das Wasser für ihr empfinden zu kalt. Vielmehr mochte sie es, wenn Nysa sie im warmen Wasser badete, sie wusste nicht warum, doch ihre Nähe tat ihr gut. Sie blickte zu ihr, die sich weiterhin am Ufer aufhielt und mit Neratianus sprach. Dabei fiel ihr mal wieder das wunderschöne rote lange Haar von Nysa auf. Hmmm…


    <<
    "Hast du zufällig meine Schwester gesehen?" erkundigte ich mich bei Messalina, als ich am Ende des Bootsteges angelangt war. Ich kam gerade von einer langen Runde über das Gut. Zusammen mit dem Verwalter war ich über alle möglichen Wiesen und Felder, durch Ställe und Scheunen, zu Teichen und Schleusen gestapft, und er hatte mir, ausfühlicher als mir lieb war, gezeigt, dass alles hier zum besten stand. Jedenfalls was die landwirtschaftliche Seite anging... bei der Vermarktung der Erträge jedoch war nicht viel rauszuschlagen. Es war halt keines von den riesigen Latifundien hier, nur ein gewöhnliches Bauerngut. Die Latifundien hatten wir in Hispania, und die waren auch bei weitem rentabler als dieser Hof hier. Aber ich fand es ganz nett, etwas Landwirtschaft in der Nähe zu haben, und wenn der Krieg die Handelswege noch weiter lahmlegen würde, dann würden wir doch immer noch etwas auf dem Tisch haben.
    Jetzt hatte ich jedenfalls Dreckklumpen an meinen todschicken Calcei und müde Füße. Überhaupt wars ein langer Tag gewesen. Aber ich wollte doch noch wenigstens kurz ein paar Worte mit Seiana reden... sie war heute wieder so komisch gewesen. Eine Sklavin meinte, sie sei wohl spazieren.
    Ich blieb neben Messalina stehen - ihre Gewänder hoben sich beinahe leuchtend gegen die dunkle Wasseroberfläche ab – und bemerkte: "Aus der Entfernung hast du ausgesehen wie ein weißer Vogel.. wie eine Möwe."

    Ein Gefangener der hämisch grinste. Wie in aller Welt konnte man da unten noch grinsen? Ich grübelte... vielleicht wenn man darauf baute, gerettet zu werden. Dann müßten die Hintermänner einigen Einfluß haben, oder gar Leute bei der Garde. Ach nein... bei den Stadtkohorten hatte ich mich nun wirklich schon zu Genüge mit korrupten Wächtern herumschlagen müssen.
    "Eine interessante Idee..." ...die nach einem guten Plan verlangte. "Was schwebt dir vor, Optio?"