Endlich da! Der Weg von Rom hierher zog sich ganz ordentlich. Aus Flavus' Vorschlag hatte sich ein echter Familienausflug entwickelt. Als versammelte Sippschaft fuhren wir auf zwei schicke Reisewägen verteilt, mit blankgestriegelten Kutschpferden und Wappen am Wagenschlag. Ich wäre ja lieber geritten, das war nicht so holprig und ausserdem abwechslungsreicher, aber ich mußte meiner Toga Tribut zollen... In Rüstung zu kommen wäre ja doch etwas ungehobelt gewesen.
Messalina war nicht bei uns, sie würde wohl später eintreffen. Hinten auf den Wägen fuhren die Sklaven mit, ich hatte ausser meinem Leibsklaven noch Lupus dabei – wobei er mehr dekoratives Accessoire war, einen Leibwächter würde ich heute wohl kaum brauchen.
Und wenn, dann waren da erst mal die vier Mann von der Garde, eine berittene Eskorte für Seiana und mich. Optio Iunius führte sie an. Ich hatte einen guten Eindruck von ihm gewonnen, und erinnerte mich daran, dass er schon während der Wirren nach dem Kaisermord für Seianas Schutz gesorgt hatte, darum hatte ich ihn damit beauftragt.
So fuhren, beziehungsweise ritten, wir also stilvoll vor dem Amphitheater vor. Ich stieg aus dem Wagen, streckte mich, reichte meiner Schwester zum Aussteigen die Hand. Ravdushara war schon bei mir und ordnete die Falten meines Gewandes. Ich trug, über einer figurnah geschnittenen schimmernd lapislazulifarbenen Tunika, eine cremefarbene Toga, deren breite Borte mit ebenfalls lapislazuliblauen Seidenstickereien verziert waren, welche im hellenistischen Stil gehaltene Fabelwesen und Chimären darstellten. Ein schmaler Gürtel aus cremefarbenen Leder, beschlagen mit flächigen Silberornamenten und ebenso gestaltete Calcei rundeten das Ensemble ab.
Ich wartete bis alle ausgestiegen und zurechtgezupft waren, dann bot ich meiner Schwester den Arm.
"Na dann los, ich bin schon gespannt." Und voller Vorfreude... die sogar das schlechte Gewissen, dass ich nicht in der Castra war, übertönte. Aber ich hatte beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen und später noch unsere Posten in Ostia zu inspizieren, damit hatte dann auch alles schön seine Berechtigung.