Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Census


    [Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara


    Mit einem großen Stapel von Unterlagen und einer Wachstafel auf dem Arm, begab sich Ravdushara des Abends zum Zimmer des genuesischen Decimers. Vom Geschwätz der anderen Sklaven wusste er, dass dieser Mann mit Vorsicht zu genießen war. Unberechenbar sei er, das sagten sie. Aber Ravdushara fühlte sich sicher. Als Liebling des Hausherrn, da konnte ihm keiner.
    Er klopfte und sprach höflich:
    "Guten Abend Dominus Decimus Varenus. Entschuldige bitte die Störung. Ich bin Ravdushara, Leibsklave und Vertrauter des Herrn Serapio. Er schickt mich wegen des Census, um deine Fragen dazu zu beantworten."
    Sein Herr hatte nämlich keinen Nerv dafür, genau wie er für die Verwaltung seiner Ländereien meist keinen Nerv hatte, und auch nicht für das Nachprüfen der Bilanzen die Ravdushara ihm "getreulich" erstellte.




    Eine sehr merkwürdige Einladung war das, die mir da ins Officium geflattert war. Von einem Germanicer! Ich konnte diese ganze Sippschaft einfach nicht ausstehen, trotzdem Livianus damals öffentlichkeitswirksam mit dem schlimmsten von der ganze Bande Frieden geschlossen hatte. Aber es war nicht irgendein Germanicer, der mir da schrieb, sondern der schnöselige Senator, der Mann meiner lieben Tante... Darum, und weil ich ausserdem neugierig war was das sollte, beschloss ich herauszufinden was er wollte. Ich schrieb also ganz zivilisiert zurück, dass er mich in drei Tagen zur Cena erwarten konnte, und nahm mir, obwohl die Vorbereitungen für meine baldige Kommandoübernahme mir gerade echt über den Kopf wuchsen, Zeit für einen Besuch.
    In Toga, aber ohne Pomp, nur in Begleitung meines Leibsklaven Ravdushara und des Leibwächters Sidonius, erschien ich Abends vor dem Domus der Germanicer. Einmal war ich schon da gewesen, hatte nach der Rückkehr aus Parthien Lucilla besucht. Jetzt erwartete mich weniger angenehme Gesellschaft.
    Ravdushara klopfte an und meldete mich.
    "Mein Herr, der Tribun Faustus Decimus Serapio kommt auf Einladung des Senators Germanicus Avarus."

    Den Brief, den Massa mir aus Misenum mitgegeben hatte, den übergab ich natürlich bei nächster Gelegenheit an Tante Venusia.




    Duccia Venusia
    Roma
    Casa Decima Mercator





    Salve Venusia,


    es ist nicht entschuldbar, was vorgefallen ist. Ich habe dir falsche Hoffnungen gemacht. Ich bin ein Decimer , aber keiner der Decimer, die im Hause Decima Entscheidungen fällen dürfen. Vor allem Entscheidungen, die deine Kinder Secundus und Sevilla betreffen. Sollte ich es anderweitig wieder gut machen können, lass es mich wissen. Wenn du Lust hast. Ich habe eine kleine casa oberhalb von Misenum's Hafen mit Blick aufs Meer. Sie steht dir und den Kindern jederzeit offen.


    Danke noch mal für die zwei Tunikae, sie gefallen mir sehr. Sag Sevilla einen schönen Gruß von mir und recht vielen Dank für die hübsche Stickerei auf der Tunika. Ich ziehe sie fast jeden Tag an. Hat sie aus den Stoffresten schon eine Kleid für ihre Puppe ? Was macht Secundus. Wie sieht es bei ihm mit dem Unterricht aus. Was machen seine Gladiatoren? Das wichtigste, wie geht es dir. Ein Verwandter von dir steht auf der Proskriptionsliste. Leicht wird es dir zur Zeit nicht gemacht.



    Vale Massa


    "Ich möchte nur die Hoden und das Filetstück mitnehmen." wies ich die Priesterin an. Wahrscheinlich würde dieser gestandene Eber sowieso nicht wirklich ein Gaumenschmaus sein.
    Sie nickte, lächelte mir, die blutigen Hände im Schwein, sehr penetrant zu.
    "Aber gern! Ein Amulett habe ich auch noch für dich, und einen ganz ausgezeichneten Trank. Ist ein Universal-Tonikum aus dem Priapus geweihten Kräutern, es wirkt wahre Wunder."
    "Hmm... ja..."
    Sie metzgerte noch ein bisschen am Schwein herum, dann drückte sie dem Germanen die von mir gewünschten Stücke in die Hand und wusch sich am Brunnen neben dem Tempel. Sich in den Hüften wiegend und viel mit dem Wimpern klimpern, zeigte sie mir dann das ganze Sortiment ihrer Hilfmittel. Und um ganz sicher zu sein, kaufte ich ordentlich ein: eine mittelgroße Priapusstatue für den Hausaltar, ein kleines Penisamulett zum um den Hals hängen, ein großes Penisamulett zum an die Türe hängen, eine Flasche Universal-Tonikum und eine Phiole mit merkwürdig riechendem Bocksgünsel-Öl. Die Schriftrolle mit den reich bebilderten Abenteuern der wollüstigen Varena im Sündenpfuhl Rom, die wollte ich aber nicht haben. Und auch das Angebot, noch mit Chrysis in die Hütte zu kommen lehnte ich dankend ab. Eine großzügige Tempelspende hinterließ ich ihr aber auch so.
    "Eines sollt ihr wissen" wandte ich mich dann mit sehr ernster Stimme an meine drei Sklaven. "Sollte irgendeiner von euch jemals ein Wort über das hier verlieren... dann ziehe ich ihm eigenhändig die Haut ab!! - Los, wir gehen."


    Und so machten wir uns wieder auf den Heimweg. Über die Hügel, durch den Wald, über sonnengesprenkelte Pfade, ritten wir zurück in die Zivilisation und erreichten gegen Abend die ewige Stadt. War ich nun endlich geheilt?! Das würde sich zeigen...

    So klang die ganze Sache doch ein bisschen anders. Ich hörte konzentriert zu. Dass Seiana und Venusia zuvor schon eine Auseinandersetzung gehabt hatten, das erklärte einiges. Da war Massa offenbar zwischen die Fronten geraten.
    "Du hast recht, Seiana. Ich bin auch der Meinung dass die Kinder hierbleiben sollen. Es ist einfach zu gefährlich so weit zu reisen, wenn es nicht unbedingt nötig ist, vor allem jetzt."
    Ob Marcus Flavus ein angenehmeres Wesen entwickelt hätte, wenn er in Tarraco aufgewachsen wäre? Ich bezweifelte es.
    "Aber ich glaube, ich verstehe jetzt besser, wie es zu dem Streit gekommen ist." Allein Seianas Tonfall gab mir einen deutlichen Hinweis. Und ein Wort wie 'idiotisch' hörte man doch äußerst selten aus ihrem Munde. "Ausserdem: Massa hat sich nicht beklagt! Gar nicht. Er hat selbst gesagt, dass er einen Fehler gemacht hat, in der Hinsicht. Aber Seiana, ich fürchte... ähm, also, auch wenn ich in der Sache ganz deiner Meinung bin... kann es sein, dass du dich vielleicht ein bisschen...hart ausgedrückt hast?"
    Wie verdammt schwierig das war, ich wollte weder meine Schwester vor den Kopf stoßen, noch Massa illoyal sein – nein, eigentlich war es nicht schwierig, es war unmöglich.
    "Jedenfalls hat das... bei ihm den Eindruck erweckt, das er nicht mehr als Teil der Familie angesehen wird. Dass er sozusagen nur als Freund von mir hier willkommen ist. Und das ist ein wirklich schlimmes Mißverständnis!! Seiana, ich will dir gar keinen Vorwurf machen, echt nicht, aber du mußt das irgendwie aus der Welt schaffen. Nicht weil du irgendwie schuld daran wärst, aber weil du die einzige bist die das kann!" Flehentlich sah ich sie an, versuchte zu erklären: "Massa ist... jemand ganz besonderes für mich, er ist... edelmütig, und feinfühlig und großzügig und tapfer, und die Familie ist ihm wahnsinnig wichtig. Ich liebe ihn sehr! Und ich kann das absolut nicht ertragen, dass zwischen euch dermaßen Unfrieden herrscht. Bitte Seiana, bitte, kannst du ihm nicht irgendeinen lieben Brief schreiben, damit das wieder in Ordnung kommt?!"

    "Danke..." murmelte ich verlegen. Sogar einen Falerner gab er mir mit, das war echt großzügig von ihm. Den Brief verstaute ich, sorgfältig damit keine Käseflecken dran kamen, in meiner Ledertasche. Und in der Umarmung dann, schmolz meine Reserviertheit schon wieder dahin. Nur das mit der "lange vermissten Nacht", das nahm ich ihm nicht ab, und meine Augen wurden schmal als er das sagte. Eindeutig ein Mitleidskompliment, sowas wollte ich nicht!
    Aber seine Begleitung, die wollte ich. Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein. Ich meine ja, lass uns ein Stück zusammen gehen."
    Er wollte nach Rom – wirklich? Ich lächelte vorsichtig. "Im Ernst?! Das.... freut mich auch sehr." Was eine recht hölzerne Antwort war, angesichts der Wärme und der... Gelöstheit, die sich bei dieser Aussicht in mir ausbreiteten. Auch wenn ich mir innerlich streng (aber leider nicht so wirklich erfolgreich) einschärfte: was zwischen uns läuft, das soll nichts, das darf nichts damit zu tun haben, dass ich ihn bei der Garde will.
    Mit einem schiefen Lächeln nahm ich sein Gesicht zwischen die Hände und hauchte ihm noch einen allerletzten Kuss auf die Lippen. Dann nahm ich meine Sachen und war bereit zum Aufbruch.
    "Komm, Compagnero, wir machen einen dramatischen Abgang!"


    Vor dem Haus wartete tatsächlich ein verschlafener Calo mit meinem gesattelten Pferd. Ich nahm es entgegen, drückte dem Jungen ein Trinkgeld in die Hand. Dann ging ich, das Pferd am Zügel führend, neben Massa den Weg entlang. Jetzt ging die Sonne auf! Ein goldener Glanz legte sich über das Meer, das von hier oben ganz glatt wirkte. Kleine Fischerboote fuhren, wie hingetupft, in der Bucht. Und die Wolken am Horizont - feine, sich an den Rändern im unendlichen Himmel verlierende Schleier - erstrahlten in rotgoldenem Schein...

    Solange wir uns küssten war alles wunderbar. Doch sobald ich mich von ihm löste, war da wieder eine heftige Distanz. Ich fand ihn arg... sachlich, dafür dass wir gerade noch so innig gewesen waren. Als würde es ihn gar nicht kümmern, dass ich weg mußte. Und geantwortet hatte er auch nicht so richtig, auf mein... Versprechen. Unwillig setzte ich mich auf, zog die Decke um mich, und sah ihm zu wie er sich mit dem Brief beschäftigte.
    "Sicher."
    Ich stützte das Kinn auf die Faust und ärgerte mich über mich selbst... dass ich gerade so unbeherrscht gewesen war, dass ich ihm viel zu deutlich zu verstehen gegeben hatte, wie sehr ich ihn bei mir haben wollte. Was wenn er gar nicht nach Rom wollte? Aber nein, jeder wollte doch nach Rom, und jeder wollte zur Garde. Es war wohl nur die Loyalität zu Octavius, die ihn zögern lies. Oder? Was sonst könnte es wohl sein, nachdem das heiße Zusammensein gestern so ein jämmerliches Ende genommen hatte? Ich war beschädigte Ware, das ließ sich nun mal nicht beschönigen. Ein wehes, wundes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus, ein Gefühl das ich nur zu gut kannte und das ich hasste, als Vorbote von unnötigen Enttäuschungen.


    Ich schluckte und stand auf. Ohne ein Wort ging ich ins Balneum, wusch mich, trank einen Schluck Wasser, suchte die Latrine auf, klaubte meine Sachen zusammen (ich war ein schlechter Prätorianer, hatte gestern in der Hitze des Gefechtes all meinen Kram einfach liegen lassen), zog mich an, hängte mir meine Tasche um und legte mir meinen Mantel um die Schulten.
    "Also dann." Es klang irgendwie beleidigt in meinen Ohren. Ich setzte noch ein: "Danke für alles." hinzu, unschlüssig am Türrahmen lehnend.

    Seiana zu meiner Linken, ihr ritterlich den Arm bietend, folgte ich Flavus, und schließlich fand er den Veranstalter und machte uns alle miteinander bekannt. Bei Cupido, was war der hübsch! Jetzt verstand ich was Flavus gemeint hatte mit 'er wird dir gefallen'. Ich musste mich echt zusammenreißen, um ihn nicht über Gebühr hinaus anzusehen, einfach weil es Spaß machte ihn anzusehen.
    "Salve Iulius Dives! Wir bedanken uns ganz herzlich für diese wunderbare Einladung und sind schon sehr gespannt. Wie du siehst sind wir eine theaterbegeisterte Familie..." Hoffentlich waren wir nicht zu viele. Andererseits waren wir Gäste mit denen sich gut angeben lies. Und war das hier nicht für irgendeine Wahl? Von daher hatten wohl alle was davon.
    Und dann gab es auch noch Blumen. Verdutzt blickte ich auf die weiße Blüte in meiner Hand. Die war schön, und ich mochte Blumen sehr... so lächelte ich freudig überrascht dem edlen Spender zu und dachte so bei mir: Was für eine charmante Begrüssungsgeste! Ausserdem ... Moment.... ich verbiss mir ein Grinsen, denn ich erinnerte mich vage daran, dass die Dianthusblume eine ganz besondere Bedeutung haben konnte – jedenfalls für die Eingeweihten. Wenn der wüßte! dachte ich amüsiert, was ich da jetzt reindeuten könnte! Dann hätte er mir sicher nicht gerade diese Blume gegeben. Schade eigentlich. Oder.... war es vielleicht doch kein Zufall? Ach Unsinn.
    Dann, als ich die Prätorianer unserer Eskorte auch alle mit lieblichen Blumen bewaffnet erblickte – was ziemlich lustig aussah – da fragte ich mich, ob dieser Iulier uns vielleicht auf eine subtile Art und Weise veralbern wollte? Ich ließ die Hand mit der Blume darin herabsinken, so dass die Toga darüberfiel und es nicht mehr so ins Auge sprang.


    Wir folgten unserem Gastgeber hinein, und ich nahm neben meiner Schwester in der ersten Reihe Platz. Ehrenplätze! Daran könnte ich mich gewöhnen!
    Optio Iunius verstand sein Handwerk, ich mußte ihm keinerlei Anweisungen geben, was ich als sehr angenehm empfand. Die kleine Stella verströmte Vorfreude, wie ein Leuchten um sie herum. Und auch ich genoß es sehr, die Atmosphäre des Theaters um mich herum zu spüren, blickte freudig über die sich füllenden Ränge.
    "Ein ausgesprochen schönes Theater," meinte ich im Plauderton zu unserem Gastgeber. "ich hatte bisher noch nie einen Blick hineingeworfen, dabei war ich schon häufig hier in Ostia. Aber meist nur in Portus. Sind die Schauspieler auch von hier, oder handelt es sich um ein herumziehendes Ensemble?"

    "O Priapus," begann ich schließlich das Gebet, hocherhoben vor dem weihrauchumnebelten Kultbild stehend, "Priapus mit dem eisenharten Glied, König des Beischlafs, Spender unermesslicher Freuden, o du mächtiger Zeuger, höre mich an... mich, Faustus Decimus Serapio, der ich der unglücklichste unter allen Sterblichen bin. Denn du, o großer, o du größter von allen, du hast mir deine Gunst entzogen, und ich, o Priapus, ich kann mich nicht entsinnen dich je gefrevelt zu haben, nein, im Gegenteil, stets habe ich deine Gabe mit der größten Freude und Hingabe geehrt."
    Es war zum verzweifeln! Die Hände gen Himmel gerichtet klagte ich dem Gott zornig mein Leid.
    "Doch nun bin ich befallen von grauenvoller Schwäche. Wie Lähmung befällt es mich, trotz meiner jungen Jahre, und lässt noch die zarteste Regung des Fleisches wie tot darniedersinken, Hohn und Häme ernte ich anstelle von Lust, und niemals wird der Drang gestillt, immer währt das hoffnungslose Verlangen und sitzt mir alle Zeit wie ein spitzer Dorn in den Lenden... Warum nur strafst du mich so? Welcher Fluch lastet auf mir? Womit nur habe ich diese Qual verdient, die die des Tantalos noch übertrifft?!"
    Ravdushara stand mit einer Platte voll Opfergaben bei mir, neben ihm an einem Strick der über und über geschmückte Eber.
    "Sie her, o Freund der Manneskraft, sieh was für vortreffliche Gaben ich dir in dein Heiligtum gebracht habe." Eine nach der anderen legte ich auf den Altar. "Die schönsten Blumen, die süßeste Honigwabe, die größten Granatäpfel, alles zu deiner Freude o Priapus, und sieh vor allem diesen tadellosen Eber, stürmisch und stark, beglückt mit nie versagender Zeugungskraft, er hat schon drei dutzend gesunde Ferkel gezeugt und ist unersetzlich für die Zucht – jedoch: er soll dein sein o Priapus. Und dafür gib mir zurück was mir genommen wurde, löse den Fluch, segne mich mit stählerner Standhaftigkeit! Do ut des!"
    Ich nahm dem Eber die Wollbinden ab, strich ihm mit dem Opfermesser den Rücken entlang. Das Tier stand ganz gelassen da, es schien nichts böses zu ahnen. Ich kraulte es ein bisschen am Kopf, senkte dabei das Messer, das ich in der linken Hand hielt, dann zog ich es in einer schnellen, harten Bewegung über die Kehle, schlitzte sie tief auf. Das Blut schoß hervor, ich trat rasch zurück, nicht ohne ein paar Schlieren abzubekommen, und der Eber brach zu Boden, verschied in einer roten Lache zu Füßen des Gottes.


    In dem gestampften Lehmboden versickerte das Blut rasch. Die Priesterin Chrysis weidete derweil das Tier aus, wühlte in den dampfenden Eingeweiden und verkündete schließlich mir angespannt wartendem:
    "Der große Priapus hat dein Opfer angenommen. Sei getrost! Fortan wird sein Segen wieder mit dir sein!"
    Was für eine Erleichterung! Ich stieß die vor lauter Aufregung angehaltene Luft langsam aus. War der Albtraum endlich vorbei?! Huldigend rieb ich nochmal Priapus' Phallus, dann trat ich aus dem Tempel hinaus ins Sonnenlicht.

    Cornelius ist ein würdiger Kaiser.... ein würdiger Kaiser.... ein würdiger Kaiser..." Die leisen Worte dröhnten mir in den Ohren.
    ...ein würdiger Kaiser."
    Ich hatte nichts von Cornelius Proklamation gesagt. Der Gefangene war isoliert gewesen. Doch er wußte bescheid. Wie konnte er bescheid wissen, wenn er nicht in den Plan der Verschwörer eingeweiht war?
    Es war eine Art von Grauen, die mich überkam. Da saß dieser durchaus mitleiderregende, verdiente alte Senator, der mich irgendwie ein bisschen an meinen Vater erinnerte, und hatte seine Finger in der Verschwörung mit drin. Wer noch alles? Manius? Am Ende gar mein Vater?!
    "Und das wirst du." antwortete ich mechanisch, tonlos. Es war mir alles zuviel. Lug, Betrug, die Unmöglichkeit das richtige zu tun. Mir war, als hätte ich keine Luft zum Atmen mehr, und die Decke des Gewölbes schien mich zu erdrücken. Von irgendwoher vermeinte ich ein leises... Schaben zu hören, wie Fingernägel auf Metall. Ich schauderte. Ich wollte hier weg.
    "Aber warum." flüsterte ich, viel zu erschüttert um mich weiter zu verstellen. "Warum?! Es wäre doch genug gewesen, Vescularius zu töten!! - Aber der Kaiser, er war doch kein schlechter Mann, und seine Frau... und sein Sohn..."

    Habet. Das war ja nun das wichtigste Verdachtsmoment, und dem konnte auch diese Wortgewandte nicht wirklich was entgegensetzen. Mir fiel auf: selbst wenn sie nichts wußte oder nichts verriet, dieses Verhör war für mich auf jeden Fall hilfreich, weil es mir erlaubte, in aller Ruhe nochmal den Fall durchzugehen und mit einem wenn auch unwilligen Gegenüber darüber zu reflektieren.
    Egal ob schuldig oder nicht – mein Gesicht zuckte. Wenn ich nicht wüßte, dass der Consular wirklich schon in seinem Blut gelegen hatte, als die Garde kam, hätte mich das vielleicht nachdenklich gemacht. So dachte ich mir nur: Da könnte man glatt eine Mordverleumdung (bis hin zur Hetze gegen den Kaiser) raushören. Was für ein Leckerbissen. Aber den mußte ich mir für später aufheben, für den Augenblick überhörte ich es gekonnt - und lachte statt dessen trocken auf. Dann winkte ich ab, zügelte meine humorlose Heiterkeit.
    "Entschuldige. Aber mir fiel nur gerade ein, dass dein Cousin seine Frau ja zurückgelassen hat. Kein sehr guter Beschützer möchte ich meinen. Sie ist jetzt Hausgast des Kaisers... Also du verwirrst mich, Aurelia. Eben sagst du noch, dass das beste Einvernehmen herrschte zwischen deiner Familie und dem Herrscher, und ihr mit Ämtern überschüttet wurdet, dann sagst du, dein Vetter habe plötzlich um sein Leben gefürchtet. Grundlos? Wohl kaum!"
    Ich straffte mich, blickte der Frau direkt in die Augen, und, als würde ich mit scharfer Klinge zustoßen, sprach ich die schonungslose Wahrheit (oder jedenfalls das was ich dafür hielt) aus: "Dein Vetter hatte Anteil am Kaisermord. Und er ist geflohen, einzig und alleine um sich selbst zu schützen. Ohne Rücksicht auf seine Familie, ohne Rücksicht auf überhaupt irgendwen als sich selbst."
    Mal sehen wie sie darauf reagierte.

    Ja verstand er denn immer noch nicht?! Zornig packte ich ihn bei den Schultern und sprach auf das eindringlichste auf meinen jungen Vetter ein:
    "Flavus! Glaubst du denn ALLES was man dir erzählt?! Sei nicht so NAIV! Du hast keine Ahnung, ob der nicht auch mit der GIFTMORDVERSCHWÖRUNG zu tun hat. GIFTMORD am KAISER und seiner Frau und seinem kleinen Sohn. Das schlimmste nur vorstellbare Verbrechen überhaupt!!"
    Ich starrte ihn an, in der verzweifelten Hoffnung, so was wie einen Funken von Verständnis zu entdecken und erklärte, fast wie einem Kind, denn anscheinend war er das in mancher Hinsicht noch:
    "Der Name Tiberius ist befleckt mit dem allerschlimmsten nur vorstellbaren Verbrechen. Einem Frevel gegen Menschen und Götter! Und selbst wenn der Kerl wirklich in Achaia gewesen sein sollte – er ist Teil dieser verachtenswerten, verfemten Sippschaft! - JEDER ist IMMER Teil seiner FAMILIE, und so wie wir alle noch immer den Lorbeer in unserem Wappen führen, den Meridius einst bei Septimanca gewann, so werden die Tiberier immer alle mit diesem Frevel beschmutzt sein! Und wer sich mit ihnen abgibt, der riskiert ebenfalls in den Schmutz gezogen zu werden! Bona Dea, Flavus, hast du das jetzt endlich verstanden?!"


    Wie kam er nur auf die wunderliche Idee, ein Mensch könnte sozusagen als "Individuum" losgelöst von seiner Familie betrachtet werden? Eine ganz merkwürdige Vorstellung.

    Ein großer Tag, ein ganz großer Tag war das heute. Prunkvoll herausgeputzt wartete ich, hoch zu Ross, auf dem Forum Romanum auf das Erscheinen der Parade. Neben mir tat mein bisheriger Kommandant genau das gleiche. Um uns herum war eine üppige Eskorte aufgestellt.
    Ich ritt heute einen schneeweißen hispanischen Hengst. Zum einen hob mich das schon mal farblich heraus, zum anderen hatte er einen wunderbar eleganten Paradeschritt. Natürlich behielt ich eine würdevolle Miene bei, doch insgeheim sonnte ich mich in den Blicken der Menge. Ich trug meine schimmernde Paradeuniform, ein Meisterwerk der Schmiedekunst, auf dem das Wappen unserer Gens zentral eingearbeitet war, Mars und Bellona zierten als vergoldete Darstellungen Harnisch und Helm, ein nachtschwarzes Paludamentum mit goldener Skorpionstickerei wallte heroisch hinter mir.
    Wenn der Zug das Forum erreichte, dann würden wir mit ihm weiterreiten, die Via Flaminia entlang und dann zum Marsfeld. Dort war eine große Tribüne für die bedeutsamen Bürger errichtet worden und dort auf dem Marsfeld würde dann auch der Kaiser erscheinen.


    Was für Massen von Menschen da auf den Strassen waren! Und alle möglichen kleinen Stände und Buden waren an den Seiten der Paradestrasse aus dem Boden geschossen, es gab Würstchenverkäufer, Süßkramverkäufer, Leute mit kühlen Getränken, Verkäufer von bunten Tüchern zum Winken oder gegen die Sonnenhitze, es gab Strassenkünstler und Hütchenspieler.
    Ich war unglaublich froh, dass das Wetter heute so schön war. Ein gutes Omen. Wenn jetzt auch noch die heiligen Hühner Appetit hatten, dann mußte einfach alles gut gehen. Die Garde war mir dank versprochenem Donativum zugeneigt, Claqueure in der Menge hatte Ravdushara bezahlt... Und mit Paraden zum Kommadowechsel hatten die Praetorianer ja nun wirklich Erfahrung. Ah, der Hörnerklang kündigte sie bereits an. Hocherhobenen Hauptes sah ich den Truppen entgegen, erfreute mich an dem prachtvollen Anblick, den archaischen Paradeuniformen, dem perfekt disziplinierten Aufmarsch.

    Die Ankündigung


    [Blockierte Grafik: http://img209.imageshack.us/img209/8867/praeco.jpg| Der Praeco



    "Audite! Audite!"


    Auf den Stufen der Curia Iulia hatte sich wieder einmal der städtische Ausrufer eingefunden. Mit volltönender Stimme und raumgreifender Rhetorik verkündete er die neuesten Erlasse des Senates (in diesen Tagen ein schnell abgehandelter Punkt), Ankündigungen zu den nächsten Festtagen, und aktuelle Werbeangebote der Vereinigung der Töpfer vom Viminal.
    Ausserdem hatte er noch eine weitere Neuigkeit:


    "Am dritten Tage vor den Kalenden des Iunius* findet die große Parade der Cohortes Praetoriae statt. Zum feierlichen Abschied des bisherigen Praefectus Praetorio, des hochverdienten Appius Terentius Cyprianus und anlässlich der Kommandoübergabe an seinen designierten Nachfolger versammeln sich die Truppen der Garde zur vierten Stunde des Tages auf dem Forum Romanum und ziehen von dort zum Marsfeld. Dort findet ein Apell vor unserem geliebten Kaiser, Imperator Augustus Potitus Vescularius Salinator" – mit gekonnten Rednergesten wurden Name und Titel untermalt - " statt. Zu seinen Ehren und zur Freude aller Römer präsentieren die Cohortes Praetoriae ihre unvergleichliche Waffenkunst!" Eine Kunstpause folgte, dann:
    "Alle Bürger der Stadt sind eingeladen, der Zeremonie beizuwohnen."


    Nach dem Vortrag wurden die Bekanntmachungen öffentlich auf dem Forum ausgehängt.


    Sim-Off:

    * ~ 30. Mai
    Bildquelle: HBO Rome


    AUDITE ~ AUDITE ~ AUDITE


    Am
    dritten Tag vor den Kalenden des Iunius*
    findet die


    Große Parade der Cohortes Praetoriae


    statt. Zum Abschied des bisherigen Praefectus Praetorio Appius Terentius Cyprianus und anlässlich der Kommandoübergabe an seinen designierten Nachfolger versammeln sich die Truppen der Garde zur vierten Stunde des Tages auf dem Forum Romanum und ziehen von dort zum Marsfeld. Dort findet ein Apell vor dem Imperator Caesar Augustus Potitus Vescularius Salinator statt. Zu seinen Ehren und zur Freude aller Römer präsentieren die Cohortes Praetoriae ihre unvergleichliche Waffenkunst.


    Alle Bürger der Stadt sind eingeladen, der Zeremonie beizuwohnen.


    [Blockierte Grafik: http://img379.imageshack.us/img379/4679/praefectuspraetoriopv0.gif]




    Sim-Off:

    * ~ 30. Mai

    Zitat

    Original von Decima Stella


    Catus' kleines Schwesterchen war doch wirklich ein liebes Mädchen. Und so wohlerzogen!
    Ich lächelte väterlich auf sie herab, legte ihr die Hand auf die zierliche Schulter.
    "Ich freue mich, dass du dabei bist, Cousine Stellula. Nun bin ich von schönen jungen Damen umringt. Und du kannst gern Serapio zu mir sagen."
    Das Grün stand ihr, sie sah allerliebst aus.
    "Catus, du solltest eine Auge auf deine Schwester haben" scherzte ich gutgelaunt, "sonst wird unser Haus von gar zu vielen Verehrern belagert werden." Sie war ja im besten Verlobungsalter. Ob da schon etwas geplant war? Ich mußte Catus fragen. Wenn nicht, dann ließ sich gewiss schnell etwas passendes finden, vor allem bei dem gewaltigen Aufstieg der mir bevorstand. (Nur Seiana hatte ich bisher davon erzählt, dass ich der neue Gardepräfekt werden würde, dem Rest meiner Familie hatte ich bisher noch nichts davon verraten, und auch sonst hatte ich mich darüber mit eiserner Disziplin in ebenso eisernes Schweigen gehüllt.)


    Wir näherten uns dem Theater, das Gedränge wurde dichter und unsere Begleiter mussten uns den Weg bahnen. Farbenfroh gekleidete ostiensische Bürger, romanisierte oder exotische Fremde aus allen möglichen Bereichen des Imperiums (aber weniger orientalische und ägyptische Gesichter, schien mir), einfache Leute, Verkäufer von Erfrischungen, Blumen, weichen Sitzkissen, dazwischen eine Menge Bettler die trotz Brotspenden vehement Almosen forderten...
    "Wo ist dein Freund, Flavus, kannst du ihn sehen?" fragte ich, die Stimme erhoben, um auch durch das lärmende Stimmengewirr hindurch von ihm gehört zu werden. Und unwillkürlich legte ich den Kopf in den Nacken, betrachtete das Theater, ein hübsches Gebäude, und studierte die Figuren und Inschriften an der Fassade.

    Da war ein verräterischer Glanz in den Augen dieses alten, kraftlosen Mannes. Und mit einem Mal wurde meine Kehle ganz eng, und ich wünschte mich weit weg von all dem...
    ".... Aber nicht hier im Kerker." widersprach ich leise flüsternd. "Es ist......mein Vater könnte an deiner Stelle sein, wenn er nicht rechtzeitig nach Hispania gegangen wäre...... Senator Vinicius, ich achte das was ihr getan habt. Und ich glaube, dass es nicht umsonst war. Cornelius hat in Syrien den Aufstand entfacht, und er hat sich rasend schnell ausgebreitet. Die Legionen sind schon auf dem Weg hierher. Es wird bestimmt nicht mehr lange dauern, dann ist deine Gefangenschaft zu Ende."

    Was für abgrundtiefer Sarkasmus mir da entgegenschlug, und wie hübsch höflich verpackt. Meine Mundwinkel zuckten, aber nur ganz kurz, als ich so bei mir dachte, dass diese Dame wie eine Sirene war: süßer Gesang und rasiermesserscharfe Krallen. Auf der Rückreise von Ägypten hatten wir in der Nähe von Capri eine Insel passiert, auf der es angeblich noch Sirenen geben sollte... und unwillkürlich stellte ich mir die Aurelia nun als männermordende Bestie auf den schroffen Klippen vor. Faustus, konzentrier dich! Mit einem Blinzeln vertrieb ich diesen unprofessionellen Gedanken und beschäftigte mich wieder ganz mit dem was sie sagte, und vor allem wie sie es sagte.
    Es klang durchaus glaubwürdig, und da war kein Zeichen von aufgeregt sein oder von Unsicherheit. Am ehesten fand ich sie noch zu selbstgewiss für eine Frau die, vom Generalverdacht belastet, von der Familie verlassen, hier zur Rede gestellt wurde. War das nur patrizische Selbstüberschätzung... oder war da noch was anderes...? Es machte mich jedenfalls stutzig.
    Dass sie nicht in Rom gewesen war, das war mir schon bekant. Ich nickte und sagte, ohne Beteiligung zu heucheln: "Mein Beileid."
    Wenn es stimmte, dass sich die Abneigung wirklich nur auf Vescularius konzentriert hatte... dann lag es wirklich nicht so nahe, deshalb Valerianus zu ermorden. Es sei denn man hoffte seinen Stellvertreter dann, der Rückendeckung beraubt, schnell zu Fall zu bringen.


    "Du sagtest ja, dass sich nichts geändert hat, dass der alte Kaiser gleich dem neuen ist." wiederholte ich ungefähr ihre Worte von vorhin. Dann stellte ich mich ein bisschen dumm und meinte ganz ernsthaft: "Ich frage mich natürlich... und vielleicht kannst du es mir erklären, Aurelia – wenn sich nichts geändert hat, und wenn deine Gens so unschuldig ist wie du sagst... warum hat Aurelius Lupus dann sofort nach dem Tode Valerians diese hohen Ämter von sich geworfen und ist wie der Blitz geflohen?"

    Kaum hatte ich mein Geheimnis offenbahrt, da schlug er ganz andere Töne an. Halb geschmeichelt, halb widerwillig, antwortete ich ehrlich: "Ein paar." Im Grunde war es unmöglich von einer Schlacht wahrhaftig zu erzählen. Niemand der dabei war, der drinsteckte in dem Taumel von töten oder getötet werden, konnte wirklich wissen was geschehen war, erst im nachinein reimte man sich Dinge zusammen, formte Fetzen blutiger Bilder und glückliche Zufälle zu Geschichten von Heldentaten und gelungener Strategie. Aber das wollte natürlich keiner hören, also war es denkbar ungeeignet um einen hübschen Aventinburschen zu beeindrucken.
    Und er flirtete doch! Dieses unschuldig raffinierte Lächeln war für mich ein klares Signal. Für den Augenblick war ich vollkommen vom Kampf abgelenkt.
    "Ich danke dir." sprach ich, und folgte der Einladung, strich mit den Fingerspitzen leicht über seine Hand hinweg als er mir das Essen anbot. Dann brach ich mir ein Stück vom Kuchen ab und kostete. "Mhm! Sehr gut, das macht Lust auf mehr..."
    Aus Germanien also, und Schiffsbauer. Ich legte den Kopf schief als er sich vorstellte – ich hätte lieber noch ein wenig in der angenehmen Anonymität verweilt, denn sobald ich mich als Decimer vorstellte, fühlte ich die Verpflichtung auf mir lasten, mich anständig zu benehmen. Aber sei's drum.
    "Freut mich sehr, Sabinus. Weißt du, ich würd mich gern revanchieren und dich gleich noch auf einen Becher Wein einladen. Ich bin Faustus De... – HA! LUPUS!!" Der Speer flog in hohem Bogen davon und ein Aufbranden von Applaus ging durch die Reihen.
    "LUPUS!!!" johlte ich begeistert mit, da hatte mein Kelte sich einen gewaltigen Vorteil verschafft, aber der Hoplomachus zog gleich nach und Lupus wich zurück, wurde getroffen.
    "HABET!" gröhlte das Publikum, ich fluchte selbstvergessen und brüllte unwirsch: "Los, los, los, los du stinkfauler Kelte! Glaubst du der Kampf ist schon vorbei oder was! Vorwärts verdammt, auf ihn, sonst lernst du die Minen kennen!!"

    In seinem Traum! Ich lächelte kokett, wischte mir die Hand am Tuch ab, und räkelte mich genüßlich im Bett.
    "Mhm, ganz phantastisch." Wie er mich ansah... jetzt wurde ich seltsamerweise auf einmal verlegen. Ich war halt, wie nahezu jeder, mehr für die flüchtigen Begegnungen, wo man gleich wieder auseinander ging, oder vielleicht war ich gar nicht mal dafür, aber es war eben so üblich – und neben jemandem aufzuwachen, den ich wirklich mochte, den ich so sehr mochte.... das war irgendwie verwirrend. Auch wenn es mir, wie gesagt, sehr gut gefiel. Seine Fingerspitzen sandten ein wohliges Prickeln aus. Ich biss mir unschlüssig auf die Unterlippe und richtete mich auf einen Ellenbogen auf.
    "Das wäre... traumhaft. Aber ich kann nicht, ich muß nach Rom... - Appius, ich versprech dir, ich werd alles tun damit du auch bald nachkommen kannst!"
    In einer schnellen Bewegung glitt ich über ihn, stützte meine Arme rechts und links seines Kopfes ab, näherte langsam mein Gesicht dem seinen. Zart küsste ich seine Brauen, und die feine Spur darüber, die von der Wunde damals zurückgeblieben war, und ich küsste auch seine schönen hohen Wangenknochen und innerlich schmunzelnd küsste ihn auch auf die Nase, dann erst kam ich zu seinen Lippen. Erst die Mundwinkel, die ich so gerne lächeln sah, dann die Unterlippe, die er zu einem so hinreißenden Schmollen vorwölben konnte, dann verlor ich mich zärtlich... und wehmütig zugleich, denn ich wollte nicht gehen... in einem langen sanften Abschiedskuss.