Dagegen hatte ich keine Einwände, ich war froh, dass auch Terentius es offensichtlich ernst meinte und nichts herauszögern wollte. Nachdem Langzeitverlobter Nummer eins meine Schwester schändlich hatte sitzen lassen, und Kandidat Nummer zwei auf Nimmerwiedersehen nach Germanien verschwunden war, war ich in der Hinsicht etwas misstrauisch.
“Das passt doch sehr gut, nicht wahr?“ wandte ich mich, Zustimmung heischend, an Seiana. Das genaue Datum festzulegen und überhaupt die Einzelheiten, da hielt ich mich dann aber zurück, schließlich war es – den Göttern sei Dank!!! - nicht meine Hochzeit, und so beschränkte ich mich im weiten Verlaufe des Gesprächs darauf, höfliche Geräusche an den richtigen Stellen von mir zu geben, und einfach bloß dabei zu sein, so wie es der Anstand verlangte.
Beiträge von Faustus Decimus Serapio
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Während ich noch dem fremdartigen Klang des Namens nachhorchte, sprang der Sklave auf einmal auf mich los. Reflexhaft wich ich aus, nach hinten, und ohne darüber nachzudenken wollte meine rechte Hand zum Gladius greifen. Jedoch, ich war in zivil, trug überhaupt kein Gladius, und mein rechter Arm war seit Tasheribat noch immer nicht genesen, gehorchte mir nur rudimentär und sandte dabei einen stechenden Schmerz aus. Ich wurde blass und presste, halb vor Schmerz, halb vor Zorn (und möglicherweise auch ein ganz klein wenig vor Schreck... ) die Lippen zusammen.
Der Sklave hatte mich natürlich nicht ernsthaft angreifen wollen, er stand grinsend vor mir. Ich hätte ihm am liebsten eine reingehauen! Aber es zeugte nicht gerade von Überlegenheit und Würde, gegenüber den Sklaven handgreiflich zu werden.
“Tu das nie wieder, stolidus!“ zischte ich zornig.
Ich trat dich an ihn heran, griff mit der Linken in seinen Nacken, in das schöne geflochtene Haar, und drehte seinen Kopf in Richtung eines Feuers, das gar nicht weit von uns am Rande des Platzes in einer kleinen Esse brannte. Ein Mann dort nahm gerade ein glühendes Brandeisen heraus, und drückte es einem mageren Sklaven auf die Schulter. Der schrie, versuchte zurückzuweichen, doch andere hielten ihn fest. Es zischte, der Geruch von verbranntem Fleisch waberte bis zu uns.
“Sieh dir das genau an. Willst du auch so eins? Wenn du mir das nächste Mal Grund zum Zorn gibst, dann, bei Iuppiter, bekommst du auch so ein Mal.“ sprach ich, noch immer wütend, zu dem Hibernier. Neue Sklaven versuchten oft anfangs, ihre Grenzen auszutesten, und ich hatte bei diesem Exemplar doch deutlich den Eindruck, dass er Milde als Schwäche fehldeutete. -
Meine alten Freunde bei der Prima würden das gar nicht gerne hören - aber ich war selig, wie ich in meinem neuen schwarzen Harnisch über schwarzem Subarmalium mit schwarzen Pteryges, und mit wippendem schwarzem Helmbusch, geschmückt mit Armillae und Phalera, dynamischen Schrittes durch die Castra Praetoria wandelte. Mein weißes Focale war elegant ineinander verschlungen, und weiß war auch meine Eques-Tunika mit den schmalen Purpurstreifen (bestes, sattes Purpurschnecken-Rot, kein billiges Imitat), und mein Paludamentum, das ich schräg über die rechte Schulter drapiert trug, damit nicht jedem gleich ins Auge sprang, dass mein rechter Unterarm immer noch mit einem straffen (ebenfalls weißen) Verband umwickelt war.
Abgesehen davon ging es mir aber körperlich gut, und ich war nach der langen Zeit des verwundet Herumliegens, des Reisens, des Wartens und des Ämter-ablaufens hochmotiviert, endlich wieder in den aktiven Dienst zu treten. Dass die schwarzweiße Farbkombination nicht nur schick war, sondern zudem noch den Wappenfarben meiner Gens entsprach, das nahm ich als gutes Omen.Der übliche Parcours aus Torwache, Principawache und Vorzimmersekretär wurde absolviert, und schließlich kam der Augenblick, wo ich dem Prätorianerpräfekten, meinem neuen Vorgesetzten gegenübertrat. Zuletzt hatte ich ihn getroffen, als er, wenn auch nur der Form halber, um die Hand meiner Schwester angehalten hatte – das war schon ein wenig seltsam. Aber jetzt, als ich jetzt seine Amtsstube betrat, grüßte ich natürlich mit der größten Präzision (wenn auch mit links) und nahm schneidig vor ihm Haltung an.
“Ave Praefectus Praetorio Terentius Cyprianus! Tribun Decimus Serapio meldet sich zum Dienstantritt.“simoff: nach Absprache fange ich hier schon mal an
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Einige Zeit nachdem ich beim Stadtpräfekten vorgesprochen hatte, war es soweit: ich trat meinen neuen Posten an. Die letzten Tage war es mir kaum wirklich vorgekommen, selbst als ich mir die neue Ausrüstung besorgt hatte, und auch jetzt konnte ich es noch immer kaum glauben: Ich war Gardetribun! Ich gehörte zum erlesenen Kreis der Prätorianer. Somit war die Torwache diesmal keine Hürde. Voll Tatendrang betrat ich die Castra.
simoff: nach Absprache fange ich hier schon mal an
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Das würde nicht einfach werden. Ein ungezähmter Wilder, voller Groll. Aber es reizte mich... wie wenn man ein schönes wildes Tier sieht, und es sich zu eigen machen, zähmen und abrichten möchte.
“So haben die Götter dir das Schicksal eines Sklaven zugeteilt, und du solltest versuchen, es mit Würde zu tragen.“ gab ich dem Mann ungerührt zur Antwort. Wenn er die Wahrheit sprach, dann konnte man den Zorn ja irgendwie schon ein bisschen verstehen... aber die Welt war nun mal nicht immer gerecht, Fortunas Rad drehte sich schneller als man dachte, und wer vermochte schon zu durchschauen, wem die Parzen warum welches Schicksal schrieben?Ich bekam den Zuschlag, niemand sonst schien heute einen störrischen Kelten haben zu wollen.
“Schreib mir eine Rechnung“ sagte ich zu dem Sklavenhändler, und als es geschehen war, drückte ich meinen Eques-Ring in das Wachs. “Dein Gehilfe soll damit bei der Casa Decima vorbeikommen, dann wird mein Sekretär ihm die Summe aushändigen. Er kann uns aber auch gleich begleiten, ich bin auf dem Weg nach Hause.“
Und mit Blick auf meine neueste Errungenschaft gebot ich: “Dann nehmt ihm mal die Ketten ab.“
So ganz risikolos erschien mir das zwar nicht, aber von einem Sklaven in Ketten hätte ich nicht viel.“Du gehörst nun mir.“ erklärte ich dem Sklaven. “Ich bin der Tribun Faustus Decimus Serapio. Dein Herr.“ Und mit harter Miene fügte ich hinzu: “Wenn du mir gut dienst, soll es dein Schaden nicht sein, wenn du zu fliehen versuchst oder sonst Blödsinn machst, wirst du es bitter bereuen. Verstanden? - Und sag mir wie du heißt.“
Sim-Off: überwiesen
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Die Thermen des Zenodorus, an der Via Crastina? Viel zu vorbelastet! Wäre ein schlechtes Omen.
Die Taberna Irem auf der Tiberinsel? Zu speziell. Was wenn er orientalisches Essen verabscheute?
Am Obelisken der großen Sonnenuhr, auf dem Marsfeld? Unmöglich. Zu viele Blicke.
Ein diskretes Hinterzimmer, irgendwo? Zu anrüchig. Und geschmacklos. Sähe ja so aus als wolle ich nur das eine.
Eine lauschige Hütte auf unseren Ländereien bei Ostia? Zu weit weg. Weder er noch ich konnten einen ganzen Tag lang einfach verschwinden.
Zuletzt entschied ich mich für den Clivus Cinnae. Dieser Hügel, der nördliche Ausläufer des Ianiculums, lag nahe genug an der Stadt, um ihn in kurzer Zeit zu erreichen, und war doch schon außerhalb, ländlich und idyllisch, sozusagen perfekt für ein romantisches Rendezvous an einem schönen Spätsommerabend. Ob es so romantisch werden würde, das bezweifelte ich zwar, aber..... aber es würde dann auf jeden Fall nicht am Treffpunkt liegen.Und so verbannte ich meine Bedenken in ein abgeschiedenes, energisch umzäuntes Distrikt meiner Selbst, und schrieb ihm eine kleine Botschaft. Was hatte ich noch zu verlieren? Nach meiner blamablen Flucht beim letzten Zusammentreffen: Nichts! Aber sowas von gar nichts!
Ravdushara wurde genauestens instruiert und überbrachte das Briefchen mit vielen Vorsichtsmaßnahmen. Und tags darauf begab ich mich mit flatterndem Herzen zum Clivus Cinnae. Ich ritt auf Tertia, denn das machte zum einen den Weg angenehmer, zum anderen wusste ich, dass ich auf meiner schönen weißen Stute eine besonders gute Figur machte, und ausserdem waren die Satteltaschen schwer, vollgepackt mit guten Dingen für ein romantisches Picknick.
Falls es denn soweit kam.
Falls er überhaupt kam.
Falls ich nicht alleine da oben herumsitzen und ihn, mit wachsender Ungeduld und Demütigung, vergeblich erwarten würde.
Nein, nicht gleich das schlimmste annehmen.Hoch zu Ross, das Gladius am Sattel, in eine locker gegürtete saphirblaue Tunika gekleidet, (von der ich wußte, dass sie die Farbe meiner Augen betonte), sorgfältig rasiert, frisiert, mit wohlduftendem Zimtöl eingerieben, so erreichte ich den Gipfel. Ich war früh dran. Die drei Pinien ragten, lange Schatten werfend, in den klaren Himmel. Das Gras auf der Hügelkuppe stand hoch, es war trocken und vergilbt, und raschelte leise, als ich Tertia hindurchtrieb, auf die Bäume zu. Der Blick war wunderbar von hier oben. Die Stadt, alle sieben Hügel, schienen zum Greifen nahe, und dahinter sah ich, bläulich im Dunst, die Berge von Alba und Tusculum. Unten auf der Via Flaminia, fuhren Gespanne, klein wie Spielzeug, und auf dem Tiber glitt gerade ein breiter Flußkahn, gezogen von Treidelochsen, unter dem Pons Mulvius hindurch.
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[Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara
Auf weißem Velum war die Botschaft geschrieben, mit viel Mühe und doch ein wenig krakelig, ein rotes Seidenband hielt sie zusammen, und sie roch nach Zimtöl. Ravdushara, damit betraut sie zu überbringen, lauerte lange im Verborgenen vor der Villa Flavia, bis er endlich den bleichen Blonden alleine ausgehen sah. Er folgte ihm, und in einem ruhigen Winkel übergab er Sciurus die Botschaft.
“Dies ist von meinem Herrn für deinen Herrn.“Der Sinne beraubt, im Taumel verloren
Von schwelenden Feuern verzehrt
Ich harre des Gottes, aus Flammen geboren
Der in rauschhafter Nacht mich begehrtMorgen zu Sonnenuntergang,
auf dem Clivus Cinnae, bei den drei Pinien.
Ich muß mit Dir sprechen! -
Herzlichen Glückwunsch!!
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Das nahm ich ihm nicht ab. Seit wann hielten sich Händler damit auf, den Barbaren Lateinunterricht zu geben? Entweder er belog mich.... oder dieser exotische Wilde war ein großes Sprachtalent. Wenn auch ein bisschen einsilbig.
“Berichte mir, wie bist du in die Sklaverei geraten? Was hast du dir zu schulden kommen lassen?“
'Freigeboren' und 'frisch eingefangen' stand ihm ja förmlich auf die Stirn geschrieben. Wahrscheinlich hatte er irgend ein Verbrechen begangen... es war doch bekannt, dass hin und wieder Banden von räuberischen Hibernierkriegern an Britanniens Küste anlandeten, und die zivilisierten Leute dort behelligten. -
Wie ein Raubtier knurrte er mich an, so dass ich instinktiv zurück zuckte. Aber schnell straffte ich mich wieder – in Ketten konnte er mich ja wohl kaum anfallen – und inspizierte sein Gebiss. An dem war nichts auszusetzen. Aber die große Überraschung war, dass er ein ganz ordentliches Latein sprach! Dieser Kontrast verblüffte mich. Und er schien sogar eine Art von Humor zu haben.
“Ganz passabel.“ antwortete ich lässig, mit Blick auf seinen für meine Begriffe doch etwas grobschlächtigen aber nicht unattraktiven Körper. Interessante Tätowierung. Schöne Haare...
Und er roch nach Ärger. Trotzdem konnte ich nicht widerstehen. Mein Leibsklave bemerkte schon wie ich den Entschluß fasste, sah mich noch beschwörend bis mißbilligend an... das war mir aber egal.
“Fünfhundert!“ rief ich dem Händler zu, bei dem ich erst neulich meinen Germanen gekauft hatte (der sich ja prächtig gemacht hatte).“Wie kommt es dass du Latein sprichst? Hast du schon als Sklave gedient?“ erkundigte ich mich dann bei dem Barbaren, dem Hibernier wenn ich recht verstanden hatte. Ich hatte mal eine Sklavin, die von dort stammte kennengelernt, aber die war ein ganz trauriges und sanftes Mädchen gewesen.
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[Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara
Das Wasser in dem großen Kessel war kochendheiß. Vorsichtig, die Hände mit Tüchern umwunden, trug Ravdushara ihn aus der Küche ins Balneum, und goss ihn aus, in das mit heißem Wasser schon halbgefüllte Bassin. Aus der Wasserleitung ließ er kühles Wasser nachlaufen, erfühlte dabei immer wieder die Temperatur im Becken, bis er sie für angenehm befand. Die Fläschchen mit den Badeölen arrangierte er in Griffreichweite am Rande des Beckens, dann widmete er sich der Beleuchtung, und entzündete zusätzlich zu den Öllampen ein gutes Dutzend Kerzen. Die Flämmchen spiegelten sich malerisch im Wasser und erfüllten den Raum mit dem süßen Duft von warmem Bienenwachs – Geldverschwendung, fand Ravdushara, aber er kannte den Geschmack seines Herren und sein Herr mochte nun mal Kerzen.
Philodemos brachte Essen und Wein aus der Küche. Er stellte das Tablett ab, streifte Ravdushara mit einem kurzen Seitenblick, in dem kaum verhohlene Verachtung stand, und verschwand wieder. Es war purer Neid, sagte sich sich Ravdushara, während er das Essen zurechtrückte, den kalten Braten, das Obst, das Gebäck, daneben ein paar Sitzkissen aufklopfte. Philodemos war unscheinbar, er würde den Rest seines Lebens mit rußgeschwärztem Gesicht in der Küche schuften. Ravdushara dagegen führte ein entspanntes Leben und sah den Tag, an dem er sich freikaufen würde, mit großen Schritten näher eilen. Zwei Drittel der Kaufsumme hatte er schon angespart, und sein Herr hatte, trotzdem Ravdushara mittlerweile ständig kleine Summen von seinen Einkünften abzweigte, nie Verdacht geschöpft.
Noch eine Ladung heißes Wasser, dann war alles bereit. Ravdushara rückte sein Gewand zurecht, eine leichte Tunika in sattem Grün, die nur über eine Schulter verlief, und an den Hüften in schmale Falten gelegt war. Er verteilte ein paar Tropfen Mandelöl auf seinen Handflächen, verrieb sie auf Brust und Schultern und erwartete, still wie eine Statue neben dem Eingang postiert, die Ankunft der Herrschaften. -
“Warum bietet denn niemand?“ fragte ich mich erstaunt, als ich den großen Barbaren auf seinem Podest erblickte. Wie immer war der Sklavenmarkt voller Menschen, Käufer und Verkäufer, Waren und Müßiggänger, aber niemand schien den Mann erwerben zu wollen.
“Vielleicht Herr, weil er so aussieht, als ob er dir schon in der ersten Nacht die Kehle durchschneiden, das Haus in Brand setzen, und fliehen würde.“ schlug mein Leibsklave Ravdushara mit seidiger Stimme eine Erklärung vor.
Hm... da hatte er nicht so ganz unrecht. Ich trat näher an die Bühne heran und musterte mit zurückgelegtem Kopf den Wilden. Er blickte ausgesprochen finster drein. Aber was für ein prachtvoller Körperbau! Er könnte mit Theseus trainieren. Oder einfach dekorativ herumstehen wenn Gäste kamen und Obst anreichen. Oder... ich könnte ihn in ein Ludus stecken, und endlich meinen eigenen Gladiator haben.
“Zeig einmal deine Zähne, Sklave!“ erbat ich mir. Gesunde Zähne waren ein Muss. Außerdem wollte ich erproben, ob er wirklich Latein verstand. -
Das weckte Erinnerungen. Der sachte Druck der Fingerspitzen sandte ein warmes Strahlen in meinen Körper aus. Ihn wiederfinden... Ich hob den Blick. Ja, er kannte mich, ja, er durchschaute mich, ich musste ihm nichts vormachen. Massa hatte keine Scheu vor großen Worten. Still lächelnd lehnte ich meine Stirn an seine. Ich schloss die Augen und spürte seinen Atem.
Zeitlos.... Das war schön gesagt. Zeitlos und vertraut war was uns verband.... wir taten einander gut. Als würden sich alle Misstöne in ein harmonisches Klingen verwandeln, so verspürte ich die Erkenntnis: es war gut. Es berührte nicht das große, merkwürdige Gefühl, das mich zu Aton hinzog, es schmälerte nichts.
Was um alles in der Welt hindert dich, zu ihm zu gehen, ihm ein paar Zeilen zu schreiben, einen Boten zu schicken ? Gute Frage. Morgen... ja, morgen da würde ich genau das tun.
Auch Appius machte mir ein Geständnis: die Wüstenblume. Ich verspürte ein Echo der Eifersucht, aber es war mehr die Erinnerung daran, wie alles in mir hochgekocht war, als ich sie miteinander gesehen hatte, wie einsam und verschmäht ich mich gefühlt hatte, als ich vom Krankenlager aus hatte zusehen müssen wie er ihr nachrannte... Sie war weit fort, und das Echo verklang noch während ich lauschte. Ich sagte nichts, beschloss nur, dass es wirklich dringend notwendig war, ihn auf andere Gedanken zu bringen!
Ins Balneum. “Oh ja.“ Ich hob die Hand und fuhr mit den Fingerspitzen ganz kurz spielerisch über seine Unterlippe... - es sah so hinreißend aus wenn er zu schmollen vorgab! - dann begann er mit den Kompromissen und ich fing an zu schmunzeln, zu grinsen, dann herzlich zu lachen! Und kaum hatte ich mich wieder eingekriegt – ich musste ihn nur ansehen, um ob dieser herrlichen Selbstironie wieder hilflos loszuprusten. Erfüllt von zauberhafter Leichtigkeit, erhob ich mich von der Kline, und schwebte förmlich mit ihm zum Balneum. -
Massa so bald schon wiederzusehen, das machte mich überglücklich. Ich musste mich schwer zusammennehmen, um ihn nicht zu offensichtlich anzustrahlen. Contenance, Faustus. Wir waren schließlich nicht alleine. Er blieb ganz locker, aber er hatte ja auch mehr Zeit gehabt, sich auf diese Überraschung gefasst zu machen.
“Du Gierschlund!“ neckte ich ihn freundlich, griff lächelnd in den angebotenen Beutel und nahm mir ein paar Nüsse.
“Ach, hätte ich mir ja denken können dass du deswegen hier bist... Furios!! Du musst heute abend unbedingt in die Casa kommen! - Ich wollte eigentlich meine Schwester hier treffen, aber wir haben uns irgendwie verpasst, oder vielleicht kommt sie erst später, sie wollte direkt von der Acta hierher kommen.“
Bei seiner Frage nach meinem Germanen zog ich eine zerknirschte Grimasse.
“Schon. Ich hab ihn ganz neu. Imposant, was? Hmm... sei mir nicht böse deswegen, ja?“ (Ich machte mir da keine ernstlichen Sorgen, Massa hatte mir schließlich schon ganz andere Sachen nicht nachgetragen.) “Komm, setz dich zu uns! Die Matrosen können doch bestimmt mal kurz auf dich verzichten. Wenigstens für einen Kampf!“
Ich ließ meinen Charme spielen und duldete kein Nein. Zusammen mit Massa kehrte ich zu meinem Platz zurück, wobei ich mich freundlich bei den Leuten entschuldigte, über deren Füße ich schon wieder hinweg steigen musste. Ich gebot den beiden Sklaven zusammenzurücken, damit wir alle Platz zum sitzen hatten, und entschuldigte mich bei der streitbaren jungen Witwe:
“Verzeih bitte meinen plötzlichen Aufbruch! Darf ich dir meinen Vetter Massa vorstellen? Wir hatten uns zuletzt in Ägypten gesehen, und ich hätte ihn auf gar keinen Fall hier in Rom vermutet!“
Hoffentlich hatte ich sie nicht zu sehr vor den Kopf gestoßen, wir hatten uns doch so angenehm unterhalten.
Und zu Massa meinte ich erklärend: “Die junge Dame hier hat ebenfalls eine Zeit lang in Alexandria gelebt. Wir haben miteinander gewettet...“
Ohrenbetäubendes Gebrüll brandete auf, der Murmillo stand mit stoßbereiter Klinge vor seinem besiegten Gegner. “... und ich habe gewonnen!“ schloß ich entzückt.
“Har-pa-lus! Har-pa-lus! Iugula! IU-GU-LAAAA!!!“
Der Hoplomachus hatte keinen guten Kampf geboten. Ich wollte Blut sehen. -
Nicht seine Welt... so ausgedrückt konnte ich es eher verstehen. Ich zuckte in einer entschuldigenden Geste mit den Schultern, es tat mir schon wieder leid, ihn so angefahren zu haben.
“Du müsstest das Kämpfen halt trainieren, ist alles Übungssache.“
Dass es auch Lichtblicke gab, da hatte Flavus natürlich recht. Mein Vater zum Beispiel... in Hispania...
“Ja sicher gibt es Ausnahmen... und natürlich ist es wichtig, dass Leute mit Idealen, wie du, diesen Weg auf sich nehmen. Die Macht mag vor allem beim Kaiser und seinen Stellvertretern liegen, aber in ein paar Punkten hat der Senat doch immer noch ein Wort mitzureden... und vor allem sind die Ämter, die du im Laufe des Cursus Honorum absolvieren wirst, noch immer bedeutsam! Also, die am Anfang natürlich kaum, aber die späteren schon. Einflussreich und hochangesehen... Nachdem Meridius und Livianus sich ins Privatleben zurückgezogen haben, kann es unserer Gens nur guttun, wenn wieder Decimer in den Senat streben.“
Ich überlegte, ob ich Flavus einen weisen Rat geben konnte?
“Was die politische Landschaft hier angeht, frag am besten Seiana, als Auctrix kennt sie sich bestens aus. - Und auch Tante Venusia hat viele Verbindungen in der vornehmen Gesellschaft, noch von früher her, da war sie Comes von Germanien... sie kann dir bestimmt auch gute Ratschläge geben.“ -
[Blockierte Grafik: http://img337.imageshack.us/img337/1619/ravdushara.jpg] | Ravdushara
“Lasst mich verdammt noch mal in Frieden! Bei Baal-Nessana, bei Al-lat und Manat der Erlauchten, ich schwöre, mehr hab ich nicht! Mein Herr ist Tribun, er wird euch finden und einlochen, und die Ratten im Carcer werden euch eure diebischen Finger abbeißen!“ schimpfte Ravdushara, doch es klang eher ängstlich als ungehalten. Die beiden Kerle, die ihm mit gezückten Messern die Börse abgenommen hatten, schienen mit dem Geld nicht zufrieden, bedrängten ihn weiter, er stand bereits mit dem Rücken zur Wand. Blanke Klingen wurden bedrohlich unter Ravdusharas Nase geschwenkt, er wurde immer blasser und verfluchte still aber herzhaft seinen Herrn, der ihn durch seine Torheit in diese unsägliche Lage gebracht hatte.
“Die Kleider auch, und die Schuhe!“ verlangte einer der Räuber in der übelsten Subura-Mundart, so übel dass der arme Nabatäer kein Wort verstand.
“Wie bitte?!“
Ein Stoß vor die Brust, Ravdushara wurde rücklings gegen die Wand geschleudert. Er kam wieder auf die Füße, die Lippen zusammengepresst, fixierte er zornig die beiden Strauchdiebe. Sie waren jung, Jugendliche noch, schmutzig und schmal. Ravdushara war kein Schwächling, aber er wusste es besser, als sich mit bloßen Händen mit zwei Messerstechern anzulegen.
“Ich finde, er sieht wie ein entlaufener Sklave aus...“ meinte der größere der beiden, zog den Rotz hoch und spuckte in den Staub der Gosse. “Wir haben ihn gefunden, wir könnten ihn verkaufen...“
“Ja, an Porculus, oder an die Gruben...“ Der andere lachte böse und riss Ravdushara, ihn mit dem Messer im Schach haltend, die Lacerna aus gutem Leinen von den Schultern. -
Zitat
Original von Potitus Vescularius Salinator
Potitus lehnte sich zurück. Dass er dahinter steckte, war offensichtlich nicht bekannt geworden! Allerdings war Livianus auch ein harter Brocken! "Und wie schätzt du seine Treue zum Kaiser ein?" fragte er weiter, nicht näher auf das Thema eingehend. Als Praetorianer würde er sicher noch erfahren, dass Salinator schuld an der Sache war, aber in diesem Gespräch war es kaum sinnvoll!Vescularius war undurchschaubar. Die Frage erinnerte mich an das dünne Eis, ich vermeinte es leise knirschen zu hören. Warum zum Hades fragte er mich sowas? Zweifelte er etwa an der Treue des Prätorianerpräfekten?! Oder wollte er mich prüfen?
“Er ist ein aufrechter Soldat, der loyal seine Pflicht tut. Ich hatte nie Anlass an seiner Kaisertreue zu zweifeln.“ bekundete ich meine ehrliche Meinung. Sooo gut kannte ich Terentius ja nun nicht, aber damals in Parthien hatte er sich eben meine Achtung erworben. Trotz der Durchsuchung hielt ich ihn für einen im Grunde anständigen Mann, der bloß zu unangemessen harten Methoden gegriffen hatte. -
Das war geschmeichelt, doch ich hörte es trotzdem gern.
“Ich habe eine Menge erlebt... erzähl ich dir gern mal in Ruhe. - Oh, die Wüste hat auch was für sich, die feinsandige ist der perfekte Untergrund, um mit dem Streitwagen zu fahren. Ich hatte meine Biga mit, und hab das ausgenutzt. Aber allgemein ist das Nildelta grüner, als man sich das so vorstellt... Eine Bildungsreise dorthin ist auf jeden Fall ein grandioses Erlebnis, aber die Reise, die ist riskant, auf der Hinfahrt sind wir in einen Sturm geraten, der zwei Mann von Bord gespült hat.“Seiana verärgert? “Ach, da steht sie doch drüber.“ versicherte ich Flavus, dann wurde ich selbst zunehmend un-lockerer, als er so freimütig seine Abneigung gegen das Militär bekundete.
“Dir ist schon klar, Flavus, dass das Militär das Fundament des Imperiums ist? Die stabile Herrschaft, der Reichtum, die Sicherheit, alles beruht auf den Legionen. Und eine gewisse Zeit unter dem Adler, und zwar als einfacher Soldat, kann einem jeden jungen Römer nur gut tun!“ widersprach ich ihm energisch. Mit dieser Meinung gehörte ich allerdings (ausnahmsweise) zum alten Eisen, der Zeitgeist fand, dass ein Römer entweder 20 Jahre, oder gar nicht, oder als Offizier in der ritterlichen oder senatorischen Laufbahn dienen sollte.
“Ja, ich weiß,“ gab ich widerstrebend zu, “ganz früher mal habe ich das ähnlich wie du gesehen, aber nur bis ich selbst zur Armee gegangen bin, mittlerweile ist mir deutlich, wie komplett ahnungslos ich damals war. Treue, Mut, Opferbereitschaft, das sind Tugenden die du beim römischen Soldaten finden wirst, aber in dem Muränenbecken der Politik wirst du diese Qualitäten vergeblich suchen!“ -
Becirct von diesem Lächeln, und von den niedlichen Grübchen die es herbeigezaubert hatte, nahm ich ganz zutraulich auf einem der Stühle Platz. Ich streckte die Beine lang aus, stützte den linken Ellbogen auf die Tischplatte, und folgte mit den Augen unverwandt den Bewegungen des schönen (und bescheidenen!) seit Jahren lernenden.
“Wenn du einen Becher mit mir trinkst – unbedingt!“ gab ich ihm kokett zur Antwort.
“Verrätst du mir wie du heißt?“
Ravdushara glitt mit undurchschaubarer Orientalenmiene an mir vorbei, hielt sich vornehm im Hintergrund. Ich erprobte weiter mein strahlendstes Lächeln an Adonis, sah kalkuliert weg, sah wieder hin, schenkte ihm einen herausfordernden Blick... es machte Spaß, und solange ich flirtete fühlte ich mich doch deutlich gesünder, als wenn ich nur herumsaß und über das was mir fehlte nachdachte. -
Alles in Ordnung? Nein!!! Aber ich hörte auf herumzutigern, denn mein Sklave klang ehrlich besorgt und sogar etwas verstört, ich wollte nicht, dass er glaubte ich habe den Verstand verloren.
“Danke Theseus. Aber...“ Ich rieb mir die Nasenwurzel, schüttelte unwillig den Kopf. Es war zu viel. Ich konnte das, was da gerade geschehen war, weder fassen noch verstehen, und ganz sicher konnte ich hier und jetzt keine Entscheidung treffen.
“...ich glaube nicht. Lass uns zurückgehen...“
Zum ersten Mal betrachtete ich meine Umgebung wirklich bewusst – in was für einen jämmerlichen Winkel hatte es uns da verschlagen! Aber irgendwas fehlte.
“Wo ist Ravdushara?“ fragte ich. Hoffentlich war er nicht verlorengegangen, er kannte sich in Rom doch nur wenig und in der Subura gar nicht aus. Und wie als Antwort auf meine Frage, drangen von irgendwo aus dem Gassengewirr Stimmen... Männerstimmen, undeutlich, aber ich meinte, die seine darunter zu erkennen. Es klang nach Streit.
“Oh zum Cerberus! Komm schnell!“
Ich trabte wieder los, in Richtung der Stimmen, es ging um eine zerbröckelnde Insula herum, wo es bestialisch stank, eine krumme Treppe hinab – war das hier nicht auch die Gegend, in der wir damals den ermordeten Octavier aufgefunden hatten? - dann durch eine Gasse, nur schulterbreit, in die wohl nie ein Sonnenstrahl drang...