Beiträge von Faustus Decimus Serapio

    Auf der Kline ausgestreckt, aß ich ein paar Happen von den Vorspeisen, und lauschte dabei aufmerksam den Meinungen in der Familienrunde. Es war schön, alle auf einem Haufen hier zu haben, auch wenn wir in dieser Konstellation zum ersten Mal hier lagen, es war die Familie, noch besser: die jungen Verwandten, ich mochte jeden auf seine Weise, und ich fühlte mich hier rundherum wohl, so entspannt wie ein Pferd, das zufrieden mit seiner Herde auf der Weide steht, ein bisschen Gras frisst, manchmal mit dem Schweif schlägt, und sich mit den anderen am Mähnenkamm knabbert.
    Massa sprach meine geheimen Gedanken aus, und ersparte es damit mir, dieses Argument auf den Tisch zu packen, Flavus stimmte ihm zu, Pinus hielt sich vornehm zurück – ich hätte am liebsten eine Makrele nach ihm geworfen, so blasiert wie er wieder tat! - und Seiana... sie war ziemlich unterkühlt, die ganze Zeit schon. Ich sagte mir, dass sie unheimlich viel durchgemacht hatte, und lange alleine gewesen war, und wahrscheinlich noch eine Weile brauchte, um sich wieder an das gesellige Familienleben zu gewöhnen... aber ein bisschen störte es mich trotzdem, dass sie sich sich, wie es mir schien, so gar keine Mühe gab, sich auf die entspannte Runde einzulassen. Ob sie vielleicht verärgert darüber war, dass ich sie nicht vorher gefragt hatte, bevor ich die Idee hier äußerte...? (So sehr wir beide uns auch verändert hatten... Seiana würde immer zu den Menschen gehören, die bestimmen wollten wo's langging. Da war ich mir sicher!) Dass Venusia sehr in sich gekehrt war, das war natürlich. Sie tat mir leid! Als ich sie kennengelernt hatte, auf der Fiesta zu Livianus' Rückkehr, da war sie so fröhlich und patent gewesen. - Ein Knall, Massa hatte seinen Becher unsanft abgestellt. Was hatte er denn, er sah auf einmal so grüblerisch aus?


    “Da sind wir uns ja alle einig,“ meinte ich, zufrieden dass es keines langen hin und hers bedurfte. “Ephialtes...“ überlegte ich, verband den Namen mit dem dazugehörigen Gesicht. Ja, doch, es war ein hübsches Gesicht. “Wie gut dass du da schon so früh vorgesorgt hast“ versuchte ich Seianas klugen Einsatz zu würdigen, “Ich bin sicher, dass Ephialtes seine Sache gut machen wird! - Hm... ein paar hochwertige neue Sklaven könnten wir uns aber doch trotzdem anschaffen finde ich... so, für neue Akzente, und vielleicht auch ein paar neue Wandgemälde? Der ägyptische Stil ist doch jetzt sehr angesagt. Ich habe einen Freund, der kennt einen jungen Freskenmaler, der wirklich ein begnadeter Künstler ist, den könnte ich mal fragen. Und Porphyrmöbel würden da unheimlich gut dazu passen.“
    Es mangelte an nichts in unserem Domus, weder an guten Sklaven, noch an zeitloser Eleganz, noch an unaufdringlicher Zurschaustellung von Reichtum, noch an Stil, dafür hatte meine Schwester gesorgt, und ihr Geschmack war zweifelsohne erlesen. Aber: mir fehlte hier ein bisschen... das außergewöhnliche, unerwartete... das glamouröse. Porphyr statt Tuffstein.
    “Übrigens mein neuer Leibwächter, Theseus, den könnt ihr euch gerne alle ausleihen wenn ich ihn gerade nicht brauche, der Bursche ist wirklich eine Naturgewalt.“


    Coryhia kam wieder und trug den Hauptgang auf, ein würziger Zickleinbraten, Schneckenpastete, in Ingwerbrühe gedünstetes Gemüse und, zur Feier des Tages, kleine Spieße mit knusprig gegrillten Rotkehlchen an Salbei und Speck. Köstlich!
    “Und, wie gefällt euch die Stadt, was habt ihr schon so erkundet?“ wandte ich mich an die Neu-in-Rom-Fraktion. Zwei Spieße und ein Stück Pastete fanden ihren Weg zu mir. Zum Essen setzte ich mich aufrecht hin, wie ein Barbar, denn das elegante Liegen erforderte leider einen Arm zum Abstützen und einen zum Essen. Aber wir waren ja unter uns.


    “Klasse!“ rief ich fröhlich aus, als Massa mir meine ganz private Führung nach da oben in Aussicht stellte. Aber das folgende Thema machte mich... befangen. Er war so zartfühlend, die Worte sehr allgemein zu halten, aber meine Gedanken waren leider sehr spezifisch, und die Hitze in meinem Gesicht wurde noch etwas hitziger.
    “Klingt gut.“ murmelte ich, und: “Wie man's nimmt.“
    Entspannter war ich auf jeden Fall, und körperlich wieder viel kräftiger, bis auf den blöden Arm halt, in anderer Hinsicht ließ die Besserung auf sich warten. Austern jedenfalls konnte ich keine mehr sehen. Aber vielleicht lag die Heilung ja woanders, ganz nahe, vielleicht musste ich nur die Hand danach ausstrecken. Fasziniert betrachtete ich wie die Trauben in seinem Mund verschwanden, und als er mich damit neckte schnappte ich selbst begehrlich danach, riss mit den Lippen eine ab und aß sie genüßlich.
    “Oh, hör mir nur damit auf! Du hast gut reden, du grausamer Achaier, der du, ähm, mit den pfeilschnellen Schiffen und dem weindunklen Meer vermählt bist. Ich habe mich ja in mein Schicksal ergeben..... aber es hat doch noch Zeit. Jede Menge Zeit. Erst mal steht meine Schwester im Vordergrund.“
    Er war jedenfalls angemessen verdutzt. Ich seufzte, als er von seinem baldigen Aufbruch sprach. “Schade. Aber zur Hochzeit musst du einfach da sein...“
    Eigentlich gab es ein wichtiges Thema zu besprechen, und zwar, wie wir eben jenen Flottenpräfekten wieder versöhnlich stimmen konnen, aber ich fand, dass Massa erst mal in Ruhe hier ankommen sollte, bevor wir uns so ernsten Dingen zuwandten.
    “Mein Germane, ja, der war ein echter Glückskauf.“
    Ich lächelte über Massas demonstratives Muskelspiel, wobei ich den Anblick durchaus sehr genoß.
    “Sag es doch, er würde dich fertig machen. Der Mann ist groß wie ein Baum und stark wie ein Bär...“ Mein Lächeln wurde schelmisch. “Gefällt er dir? Sollen wir ihn mit ins Balneum nehmen?“


    Ich schickte den Sklaven, der sich dienstbeflissen in unserer Nähe hielt, los, um das Bad für uns anzuheizen und Massagesklaven aufzutreiben. Als er sich entfernt hatte, warf ich einen Blick in die Runde, um mich zu vergewissern dass wir soweit alleine waren, dann rückte ich näher an Massa heran, legte ihm die Hand auf die Schulter, fuhr mit ausgestreckten Fingern langsam durch sein schönes langes Haar.
    “Appius... Ich wollte dir aber noch erzählen... also, auch wenn's wahrscheinlich überflüssig ist, nur um ehrlich zu sein, nur damit du es weißt... dass ich schon wieder in etwas hier in Rom verstrickt bin, also, mit dem Herzen... dass ich in der Hinsicht nicht frei bin...“ Ich hielt die Augen niedergeschlagen, als ich ihm das sagte. Wahrscheinlich war es wirklich unnötig ihm das zu erzählen, er war locker, er hatte nie irgendwelche Ansprüche erhoben... Es hatte keine Bedeutung für unsere Leidenschaft, oder für unsere Freundschaft! ... Oder doch? War es nicht eine romantische Freundschaft?
    “Du kannst mich ruhig auslachen.“ schloß ich, mich ziemlich närrisch fühlend.

    “Na und du erst. Scheint als wärst du erwachsen geworden!“ neckte ich meinen Vetter, umarmte ihn meinerseits mit dem linken Arm, klopfte ihm auf die Schulter und trat wieder einen Schritt zurück, musterte ihn von oben bis unten. Früher war der Altersunterschied zwischen uns mir doch sehr viel bedeutender vorgekommen. Jetzt war der kleine Flavus zu einem hübschen jungen Mann geworden. Bona Dea, wurde ich etwa alt?
    “Da ist es...besonders. Eine sehr besondere Stadt. Exotisch und rebellisch. Aber wir waren auch im Süden der Provinz, auf dem Feldzug gegen die Blemmyer, das ist wirklich eine fremde Barbarenwelt dort.“
    Ich lachte über seine Frage nach dem Befinden der Stadt. “Rom - ich glaube Rom ist unverwüstlich, und kann einen weiteren Decimer gut verkraften. Ich bin aber auch erst neulich wieder hier eingezogen, nach meiner Rückkehr aus Ägypten. - Sag, wie geht’s der Familie in Tarraco? Tullus hat geschrieben, aber der alte Herr meinte nur dass du dich hier mit unserer Hilfe auf den Cursus Honorum vorbereiten sollst. Er hat wohl große Pläne mit dir, was?“

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    Original von Iunia Axilla


    “Es steht einer Dame gut zu Gesicht, so mitfühlend zu sein“ meinte ich freundlich, als meine Gesprächspartnerin mir einfach nicht glauben wollte. Wie sie sich ereiferte, das war richtig niedlich. “Aber Gladiatoren sind nun mal dazu da, gegeneinander zu kämpfen, Legionäre jedoch verteidigen das Reich. Wer hätte Fulmineus einen besseren letzten Kampf, einen würdigeren Tod schenken können, als Mactator? Eine solch einmalige Darbietung von Kampfeskraft, Mannesmut und Todesverachtung sollte Anlass zur Freude sein, nicht zur Klage.“
    Mittlerweile diskutierte ich mehr aus Spaß am streiten, eigentlich fand ich die Angelegenheit nämlich auch ziemlich tragisch, und hatte damals wirklich Mitleid mit dem schönen Mactator gehabt, aber das konnte ich unmöglich zugeben.

    Aber jetzt wurde es spannend! Die Menge gröhlte und ich gröhlte mit, durch den entschlossenen Angriff wieder versöhnt mit dem Murmillo:
    “Harpalus! Har-pa-lus!! Immer drauf! Gib ihm den Reeest!!“
    Ich mochte es, wie er die Wucht des Scutums einsetzte, und sah gebannt hinunter in die Arena. Der Gesprächsfaden ging dabei wieder ein bisschen verloren. Decimus? Plötzlich ganz aufmerksam wandte ich der Frau den Kopf zu, aber sie sprach von Decimus Meridius. Ich lächelte, stolz auf meinen berühmten Verwandten, unterließ es aber, mich mit ihm zu schmücken, vielleicht weil ich nicht prahlen wollte, vielleicht weil ich es nett fand, zur Abwechslung mal mit jemandem zu plaudern, ohne dabei im Rahmen meiner Gens wahrgenommen zu werden.... (Ich meine damit, wenn man sagt 'ich bin Decimer' haben die Leute gleich bestimmte Schlagworte im Kopf, und erkundigen sich meist, was denn eigentlich Meridius macht.)
    “Das Hinterland ist auch wunderschön. Die sonnendurchglühten Steineichenwälder... überall Zistrosen im Frühling, und Eidechsen wie Smaragde, und immer der Duft von Thymian...“ schwärmte ich sehnsüchtig. Nein, mit dem Land meiner Kindheit konnte Italia nicht mithalten.
    Ich nahm mir die angebotene Dattel und verspeiste sie, grinsend über die Frage.
    “Naja, bei aller Schönheit, Hispania ist und bleibt Provinz, und im Vergleich zu hier sind die Leute doch schon eher etwas engstirnig gesinnt, finde ich. Die wirklich aufregenden Dinge geschehen hier in Rom... Ich war eine Weile hier und habe Mactator angefeuert, dann bin ich nach Mantua zur Legion gegangen. Und du...“
    Ich legte den Kopf schief, sah sie sinnierend an. Ihre dreiste Art war ansteckend. “...lass mich raten. Du bist nach Rom gereist, um hier deinen Ehemann zu heiraten: ein mittelalter Eques, sagen wir, ein Bauunternehmer, der dir jeden Wunsch erfüllt,“ – das schloß ich daraus, dass sie so unbesorgt ihr Geld verwettete – “aber viel arbeitet und wenig Zeit hat.“ Sonst wäre sie nicht alleine bei den Ludi Romani, die ließ sich doch normalerweise niemand entgehen!



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    Original von Garulf


    Als kurz darauf eine kleine Atempause in unserer Unterhaltung einsetzte, überbrachte mein Sklave mir eine seltsame Botschaft.
    “Was?!“ fragte ich irritiert - einen Wimpernschlag später war ich schon aufgesprungen, ich reckte den Kopf und hielt spähend nach der blauen Tunika Ausschau, warf der Dame ein flüchtiges “Entschuldige mich!“ hin und eilte von dannen, stieg über Füße und Mäntel, fing ein paar ungehaltene Kommentare, erreichte die Treppe und stieg schnell hinab zum nächsten Zwischengang. Mein Herz hüpfte in meiner Brust, als ich die vertraute Gestalt erkennen konnte, da lehnte er lässig an der Mauer, als wäre es vollkommen alltäglich, dass er hier war. Mit einem breiten, strahlenden Lächeln ging ich auf den stattlichen Classissoldaten zu und umarmte ihn, also seine stahlgewappneten Schultern, mit dem linken Arm, auf eine kameradschaftliche Weise. (Und ich verwünschte alle fünfzig mal tausend Zuschauer, die mich davon abhielten, ihn richtig zu begrüßen.)
    “Massa“ frohlockte ich, vollkommen begeistert über dieses Wiedersehen, “was machst du denn hier?“

    “Was soll ich nur tun... was soll ich nur tun...“ murmelte ich wirr, zu mir selbst, hin und hergerissen in dem Wirbelwind meiner Empfindungen. Ich wollte mich nicht wieder, wollte mich nie wieder in so einer un-klaren, vollkommen un-vernünftigen, und mehr als un-angemessenen Passion verlieren. Es war zu viel. Es war einfach über mich gekommen! Es war zu groß! Ich tat dann seltsame Dinge, für die ich mich im Nachhinein nur schämen konnte. So was wie dieser bekloppte Dauerlauf durch die Subura! Ein Wunder wenn wir wieder nach Hause fanden. Kein Wunder dass mein Sklave mit mir sprach wie mit einem Schwachsinnigen.
    “Etwas Ausdauertraining kann niemals schaden!“ schnappte ich, verärgert über seinen Spott, oder wohl eher darüber, dass ich den wahrscheinlich verdient hatte. Ich schüttelte den Kopf, fuhr mir durch die Haare, über die verschwitzte Kopfhaut, ging ein paar Schritte hin, ein paar Schritte her, trat gegen einen Haufen schimmliger Lumpen, hob die Augen gen Himmel, senkte sie wieder zu Boden, und sah dabei doch immer Manius' Gesicht, der fragende, beinahe erschrockene Ausdruck, er hatte es nicht erwartet mich zu sehen, und es hatte auch ihn bewegt, dessen war ich mir sicher, aber... ob zum guten oder zum schlechten, ich wusste es nicht, ich wusste nichts mehr, außer dass ich ihn wiederhaben mußte.
    Ein schweres Seufzen entwich meiner Brust. “...was soll ich denn nur tun......“


    “Ja, geht nur.“
    Ich entließ die beiden mit einem wohlwollenden Lächeln und erhob mich. Dabei fiel mein Blick auf den Hügel von leeren Austernschalen, Überrest meines Frühstückes. Leidig verzog ich das Gesicht. Wenn die Austern nicht bald Wirkung zeigten, musste ich mir echt was anderes überlegen... Melitta räumte den Tisch ab, und ich verließ das Peristyl, um mich den Aufgaben zu widmen, die dieser schöne Tag so mit sich brachte.

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    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus grinste. Da hatte er aber jemanden gut erwischt! "Wunderbar! Ich habe dein Engagement nicht vergessen, weißt du!" sagte er und grinste dann wieder. Serapio war ihm wirklich in allerbester Erinnerung! Dann wurde er wieder etwas ernster. "Wie stehst du übrigens zu Terentius, dem Praefectus Praetorio?" Er hatte vielleicht noch einen Sonderauftrag!


    Ich war überwältigt. Der Traum sollte wahr werden! Und ich begann mich ernsthaft zu fragen, ob die Geschichten, Gerüchte und Anfeindungen gegen den Stadtpräfekten nicht vielleicht doch bloß Unsinn waren. Ich meine... jemand, der sich offenbar selbst so daran freute, mir eine so gute Nachricht zu verkünden – konnte so ein jemand wirklich so schlecht sein wie mein Vater es annahm?
    “Terentius ist ein hervorragender Kommandant, das habe ich in Parthien selbst erlebt. Und in Alexandria hat er immer hart und gerecht durchgegriffen. Von daher schätze ihn hoch.“ gab ich meine ehrliche Meinung kund. Nach kurzem Zögern fügte ich hinzu: “Allerdings... vor kurzem ließ er unser Domus durchsuchen. Nur weil wohl irgend jemand meine Schwester die Auctrix irgendwie bei ihm angeschwärzt hat. Eine Hausdurchsuchung, als wären wir Schwerverbrecher! Dabei hat meine Familie immer treu zu Rom gestanden und dem Imperium schon viele große Dienste erwiesen und dafür große Opfer gebracht!“
    Das empörte mich, und ich wagte es nur nicht, dem wirklich Luft zu machen, weil ich trotz allem die Befürchtung hatte, Terentius habe nicht aus eigenem Antrieb gehandelt. Jedenfalls beobachtete ich den Präfekten genau, wollte sehen wie er auf dieses Thema reagierte. Das mit der geplanten Hochzeit, das behielt ich lieber für mich.

    Seiana war schnell. Ich erwiderte ihr Lächeln mit einer Miene der Zuversicht. Es war das erste Mal, dass ich die beiden zusammen sah, und bei den herzlichen Begrüßungen, die sie austauschen, hatte ich doch Mühe diese Miene beizubehalten. Ich stand auf und nahm Seianas Hand - wie ein Mime auf einer Scena kam ich mir dabei vor (nicht im positiven Sinne) – und 'eröffnete' ihr:
    “Schwester, der Präfekt Terentius hat um deine Hand angehalten. Er verspricht dir ein gutes Leben an seiner Seite, und dass es dir an nichts mangeln wird, und dass er immer auf dich achtgeben wird. Ich habe meine Einwilligung gegeben. Du bekommst das Latifundium bei Ardea als Mitgift.“
    Ich meinte mich nämlich zu erinnern, dass sie das Anwesen ganz gerne mochte, und hoffte, ihr so wenigstens eine kleine Freude zu machen....bei dieser freudlosen Angelegenheit hier. Ich rückte Seiana einen Stuhl zurecht, schenkte ihr auch von dem Setiner ein.
    “Es geht jetzt noch um den Termin. Ich denke, wir sollten vor diesem freudigen Ereignis nicht unnötig viel Zeit verstreichen lassen.“

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    Original von Appius Decimus Massa
    Im Peristylium stehen und sagen können, du bist zu Hause Appius. War ich das ab heute und für die Zeit, die ich unter den Lebenden weilte ? Unabhängig vom Dienst an Rom, hatte ich hier den Grund und Boden unter meinen Füßen, der die Decimas beherbergte. Es war sehr ruhig hier. Kein Lärm von der Straße. Es fehlte etwas, etwas entscheidendes, was eine Familie und ihre Zukunft ausmachte. Das Lärmen tobender Kinder. Ich sah mich um, war Rom anders als Piraeus.


    " Hier lässt es sich aushalten." Ich drückte den Rücken durch , holte tief Luft. " Ein harter Tag. Segel aufziehen ist eine Knochenarbeit. Die Aussicht ist dafür fantastisch. " Ich hatte die Taue das erste Mal in den Händen. Rau waren sie, die Hände brannten nach dem ersten Aufziehen. Eine Salbe von einem der Matrosen half gegen die Rötung und das Brennen. " Ich habe viel Zeit mit gebracht. Meine Anwesenheit ist erst zum morgendlichen Antreten erwünscht. Also was schlägst du vor, Serapio?" Ich war zu allen Schandtaten bereit.


    " Sag mal, gibt es hier keine Kinder? Das erste, über was man in Piraeus stolperte waren Kinder und ihre Mütter oder die Herrin des Hauses, die versuchte, das Chaos in die richtigen Bahnen zu lenken." es war merkwürdig, dass gerade das fehlende Chaos auffiel.


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    Ja doch, lauschig war es hier zu dieser abendlichen Stunde: dämmrigblau der Himmel über uns, hoch oben noch goldrot angestrahlte Wolkenstreifen, das Plätschern des Brunnens, ganz leise nur die Geräusche der Stadt.
    Ich ließ mich auf eine Gartenkline fallen, orderte etwas zu essen und zu trinken für uns beide bei einem Sklaven, und betrachtete Massa mit stiller Zufriedenheit.
    “Es ist echt fabulös dass du hier bist. Übrigens: blau steht dir. - Mhm.... das Ding ist ja auch gigantisch! Ein Wunder der Technik. Sag mal, nimmst Du mich mal mit hoch?“


    Viel Zeit... Warum wurden meine Wangen auf einmal so heiß als er mir das mitteilte?
    “Ja.... ähm... ich weiß nicht, da gibt es so viele Möglichkeiten.... worauf, ähm, hast du denn Lust?“ sprach ich mit unnachahmlicher Eloquenz.
    “Die Kinder, die sind wahrscheinlich schon im Bett. Secundus und Sevilla, die kleinen Kinder von Magnus, die wohnen hier mit ihrer Mutter, die wirst du auch noch kennenlernen. Ansonsten findest du hier nur eingefleischte Junggesellen, Jungspunde und meine wunderbare Schwester..." Ich beugte mich verschwörerisch zu ihm. “....die übrigens bald den Prätorianerpräfekten heiraten wird!“

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    Original von Iunia Axilla


    Wir plauderten, während da unten der Kampf in die entscheidende Phase ging. Was mich schon wieder um einen Hauch verstimmte, war der Artaxata-Kommentar, den ich, wenn auch leise, wohl vernommen hatte – ich fand das, angesichts meiner hochtragischen Geschichte irgendwie... kleinlich, sich so mit den Fakten aufzuhalten. War halt eine dramatische Verdichtung!


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    Original von Appius Decimus Massa
    ... Über mir an einem Treppenaufgang erspähte ich einen Jungen mit Süßzeug. „ Heee, du, komm her!!“ Er hatte sich gerade erhoben und sah zum Rang, ein Sklave bewegte sich auf ihn zu, dann sah er zu mir. Mein militärischer Ton, die hellblaue Tunika und die Lorica bewogen den Jungen zu mir zu kommen. „ Gib mir von den Feigen und den Nüssen. Von den Keksen drei .“ Großzügig gab ich ihm drei Sesterzen und einen Dupondius dafür, dass er den Sklaven hatte stehen lassen. „ Du weißt was sich gehört.“ Ich grinste und lehnte mich gemütlich mit dem Ellbogen auf die Mauer. Eine Nuss kauend, sah ich wieder nach unten.


    Am Rande, so aus den Augenwinkeln, bemerkte ich, dass der Verkäufer, auf dessen Feigen ich ungeduldig wartete, meinen Sklaven erst mal links liegen ließ, weil irgendein Kerl von der Classis da herumkrakeelte. Das missfiel mir, aber ich sah darüber hinweg weil das Gespräch gerade so interessant war. Und irgendwann kam das Obst ja dann doch, dankend nahm ich es von Delon entgegen.
    “Sie waren Gladiatoren, es war ihre Bestimmung zu kämpfen, und sie sind mit einem legendären Duell abgetreten.“ widersprach ich dem 'beklagenswert'. “Die Schuld an Fulmineus' Tod trägt ja nicht Mactator, ebensowenig wie man sagen könnte, eine Soldat trüge Schuld, der auf Befehl seines Kommandanten einen Feind tötet. Also, nach der Lustratio jedenfalls.“
    Eine Tribunentochter hatte ich vor mir, das könnte möglicherweise ihr ungewöhnliches Interesse am Drill in der Legio erklären. Und ganz nostalgisch wurde sie, als sie von ihrem Herkunftsort erzählte, ich lächelte mitfühlend, das konnte ich gut nachvollziehen!
    “Ja tatsächlich, ich komme aus Tarraco. Wir haben in der Stadt gelebt, aber ich hatte einen ganzen Haufen Verwandte, die im Umland Landwirtschaft und Pferdezucht betrieben haben... und immer noch tun. Und meine Großeltern mütterlicherseits, bei denen war ich oft, die lebten damals mit ihren Ziegen in der Sierra Teixeta, wo man so runterschaut auf Stadt und Meer... Ich vermisse das auch manchmal. Dieses Licht, dieses klare..... Ich bin mit sechzehn weg gegangen.“
    Versonnen biss ich in eine Feige... und spuckte aus. Bäh! Scheußlich!
    “Völlig wurmstichig!“
    Anscheinend hatte der einfältige Sklave sich die guten Feigen wegschnappen lassen, von diesem gierigen Matrosen eben! Wo kamen wir da hin, wenn irgendwelche Peregrinen uns Rittern ungestraft die Erfrischungen streitig machen konnten!
    Ich stupste meinen Germanen an:
    “Theseus! Geh mal zu diesem unverschämten Burschen von der Classis, der da drüben herumlungert“ Ich zeigte vage in Richtung hellblauer Fleck, “...und richte ihm bitte deutlich von mir aus, das diese Ränge den Equites vorbehalten sind!“

    “Auf die Hochzeit!“
    Die Gläser klirrten, der Wein war herb und köstlich, aber der bittere Nachgeschmack der arg asymmetrischen 'Verhandlung' ließ sich damit nicht wegspülen.
    Da der Tradition damit Genüge getan war, schickte ich einen Sklaven aus, um meine Schwester nun hinzu zu bitten. Ich fürchtete nämlich, sie würde mir den Kopf abreißen, wenn wir sie beim Festlegen des Hochzeitstermines nicht mit einbeziehen würden.
    “Dann bleibt noch, einen Termin auszumachen. Es sollte zügig vonstatten gehen.“
    Bevor der nächste Sturm aufzog.

    Als ich nach Hause kam, erfuhr ich, dass heute morgen der Besuch aus der Heimat eingetroffen war, den Großonkel Tullus uns in seinem Schreiben angekündigt hatte. Ich muss sagen, es hatte mich stolz gemacht, dass er diesen Brief an mich richtete, ich fühlte mich dadurch schon fast wie der Pater Familias.... aber da war auch die Verantwortung, die mit diesem Auftrag einherging. Es musste was werden aus dem Jungen. Wie gut dass ich so eine umfassend gebildete, interessierte und informierte große Schwester hatte... denn ich selbst hatte mit der Politik in dieser Stadt nichts zu tun, mal abgesehen davon, dass ich in einen Senator verliebt war.
    Ich klopfte an der Türe des Cubiculums, und öffnete sie, als ich ein 'Herein' zu vernehmen meinte.
    “Flavus, grüß dich!“
    Lächelnd trat ich auf meinen Vetter zu - ich hatte ihn schon vor langer Zeit ins Herz geschlossen, vielleicht weil er, ebenso wie ich, nicht zu den herkulesgleichsten Vertretern unserer Gens zählten – und drückte ihm, mit der Linken, die Hand.
    “Schön dass du da bist. Wie war die Reise?“

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    Die Stufen des Tempels hinab, fort, nur fort. Es war zu viel. Ein verkrüppelter Bettler versperrte mir den Weg, streckte, um Almosen heischend, eine Hand wie eine Vogelkralle nach mir, ich wich ihm hastig aus, stolperte in eine festlich gekleidete Familie, die ein Opferrind mit goldenen Hörnern mit sich führte, murmelte eine Entschuldigung und wandte schnell das Gesicht ab, versuchte den viel zu zahlreichen Menschen zu entkommen, die wie Ameisen wimmelnd das Augustusforum bevölkerten. Der Durchgang zwischen Tempel und der Säulenhalle des Romulus versprach einen Hauch von Einsamkeit, aber kaum hatte ich ihn erreicht, strömte eine ganze Rhetorikklasse im Gefolge ihres graubärtigen Lehrmeisters hinein, ihre Stimmen hallten durcheinander, ich eilte weiter, durch das Tor in der großen Brandmauer, auf die Rückseite des Tempels und hinein in die Subura.


    Hinter mir hörte ich die Schritte meiner Sklaven, aber ich wollte niemanden sehen, und schon gar nicht, dass mich jemand so aufgelöst sah, kopflos stürzte ich weiter, durch enge Gassen, vorbei an ärmlich gekleideten Bewohnern, schüttelte die Hand einer Hure ab, die mich, ihre verbliebenen Zähne zu einem fauligen Lächeln entblößend, in einen Insulaeingang ziehen wollte.
    Irgendwann stand ich in einer Sackgasse, ausser Atem, umgeben von rußgeschwärzten, baufälligen Wänden und Müll, aber alleine, für den Moment alleine. Ich vergrub das Gesicht in den Händen.
    Manius.
    Alle Distanz, die aus der langen Trennung entstanden war, alles Abwägen, alle Ironie... waren wie Rauch im Sturm vergangen in dem Moment als ich ihm wieder gegenübergestanden war. Ich verstand das nicht. Es war zu viel! Kein vernünftiges Wort hatte ich herausgebracht, dabei stand er da direkt vor mir, es wäre doch so einfach gewesen, zu sagen: 'Vergieb mir, bitte' oder eben 'Nein, du hast tatsächlich kein Recht, leb wohl', eines von beiden hätte ich sagen müssen, und zwar entschieden! Aber ich hatte mich aus dem Staub gemacht. Dramatisch wie ein korinthischer Tragöde, nicht stoisch wie ein römischer Tribun.
    Faustus, du bist und bleibst ein unverbesserlicher Feigling.

    Zitat

    Original von Potitus Vescularius Salinator
    Potitus lehnte sich zurück. Männer, die sich für den Kampf nicht zu schade waren, imponierten ihm! "Naja, eine Phalera ist wohl kaum angemessen für dein Engagement! Ich hatte eher an eine Hasta Pura gedacht..." Er griff nach einer Tabula, sah sie kurz an und legte sie wieder beiseite. Die Dienstbeflissenheit des Decimers brauchte natürlich auch ein Objekt! "Das hoffe ich, denn ich hatte mir gedacht, dass Leute wie du auch hier in Rom gebraucht werden! Insbesondere dort, wo der wichtigste Mann Roms beschützt wird! Was meinst du?" Er verschränkte die Arme auf dem Tisch und beugte sich vor. Es war wohl klar, worauf er anspielte!


    Hasta Pura! Gab es einen schöneren Klang als dieses Wort?! Hasta Pura..... So melodisch, so verheißungsvoll! Meine Augen begannen zu leuchten. Mit einer Hasta Pura könnte ich mich aufschwingen in die Heldengalerie meiner Familie... Familie, Gens, da war doch was. Ich machte mir wieder bewusst, dass der Mann hinter dem Schreibtisch der war, wegen dem mein Vater resigniert die Stadt verlassen hatte, und ich kam mir illoyal vor. Wie ein, um es mit den Worten meines alten Freundes Iulius Sparsus auszudrücken, Arschkriecher der Macht.
    Aber: der Weg zu einer erfolgreichen Militia Equestris ging unmöglich an diesem Officium vorbei. Der Mann hinter dem Schreibtisch konnte meine hart erkämpfte Karriere, meine gesamte Existenz, mit einem Fingerschnippen beenden. Oder begünstigen. (Ich verstand auf einmal, was Manius meinte, als er mir geschrieben hatte: „es reicht längst nicht mehr, aus eigener Kraft zu schwimmen, und wer nicht auf eines der Boote der Mächtigen sich emporziehen lässt, wird gnadenlos von der Charybdis verschlungen, welche am Grunde lauert.“) Und mein Kommandant in Ägypten hätte mich nicht für die Lanze vorgeschlagen, wenn ich sie nicht verdient hätte!!
    ….Die Garde?! Gebannt hing ich an seinen Lippen. Er sprach doch von der Garde! Der Traum aller Soldaten, den ich einmal aus Treue zur Prima ausgeschlagen hatte, und seitdem nicht mehr darauf zu hoffen gewagt hatte.
    “Das wäre... mir natürlich die allergrößte Ehre, Präfekt.“

    Theseus war gut! Er kämpfte besonnen und effektiv und war hart im nehmen. Besonders gefiel es mir, dass die beiden, trotzdem sie sich gegenseitig nicht schonten, dabei kameradschaftlich blieben.
    Ich nahm meinen Becher und füllte ihn aus der Karaffe, die noch bei den Resten meines Frühstückes stand, mit stark verdünntem Wein, reichte ihn Theseus.
    “Hier, trink auch einen Schluck.“ forderte ich ihn auf, dann kam Sidonius an die Reihe. “Das war gut. Ich möchte, dass ihr beiden regelmäßig zusammen übt, mit den Stäben und im Ringkampf.“
    An meinem Leibwächter war wohl ein Gladiator verloren gegangen. Ich überlegte, ob ich ihn nicht trotzdem in ein Ludus stecken sollte, damit er noch mehr Schliff bekam (um mich besser beschützen zu können, nicht für die Arena)... aber nein, zur Zeit, in meinem nur halb-wehrhaften Zustand, da sollte er besser an meiner Seite sein wenn ich ihn brauchte, als den ganzen Tag in einer Gladiatorenschule.
    “Macht das aber auf Dauer nicht hier im Garten, es könnte die Damen des Hauses stören. In den Thermen gibt es Palaestren, da gibt es alles was man zum Trainieren braucht, da kann man laufen, ringen, Krafttraining machen und so weiter, und sich danach massieren lassen, und waschen kann man sich da natürlich auch gleich.“ erklärte ich meinem Germanen. Ein Thermenbesuch war außerdem immer ein Genuß, und ich fand, dass tapfere Leibwächter auch besondere Auszeichnungen verdienten.
    “Sidonius soll dir das zeigen. Die Agrippathermen sind fabelhaft, und der Eintritt kostet nur ein As, Massage extra. Da gehen Sklaven und Bürger gleichermaßen hin, ihr müßt euch halt anständig benehmen gegenüber den Bürgern, aber da habe ich bei euch keine Bedenken. Ravdushara soll euch dann Geld geben.... ach, und für den Einkauf ja auch noch.“
    Mein guter Leibsklave hatte nämlich mittlerweile die Verwaltung dieser ganzen alltäglichen Ausgaben übernommen, zu meiner Erleichterung, ich hatte es nicht so mit den Zahlen, ihm dagegen schien das gar nichts auszumachen.
    “Und wenn du lieber lange Strecken läufst, Theseus, auf dem Marsfeld kann man auch wunderbar trainieren.“

    [Blockierte Grafik: http://img169.imageshack.us/img169/8343/sklaveianitorfr0rt1.jpg]


    “Sehr wohl, junger Herr.“ erwiderte der Ianitor freundlich auf diese vorbildliche Nuntio. “Bitte tritt ein.“
    Er trat beiseite, um Massa in das Haus eintreten zu lassen, und schickte seinen jungen Gehilfen - dessen Name, wie wir mittlerweile wissen, Ephialtes lautete - nach Serapio aus.



    * * *


    Massa, welcher Besuch könnte mir willkommener sein. Beschwingt eilte ich zur Porta, um ihn zu begrüßen.
    “Massa, alter Halunke!“ rief ich liebevoll aus und umarmte ihn stürmisch. Mit Rücksicht auf Marcus, der aus einer sehr viel konservativeren Zeit stammte, aber auf eine Weise, die man durchaus noch als kameradschaftlich-stürmisch bezeichnen konnte.
    “Hast du endlich hierher gefunden!“
    Ich lachte, einfach nur weil ich mich freute ihn zu sehen, und zog ihn in den dunklen Schlund der Fauces.

    Eigentlich besah ich mir diese Phalanx von Heilpflanzen nur so 'interessiert', um den Moment, wo ich so einem Quacksalber entgegentreten musste, hinauszuschieben. Aber da war auch Mohn. Die herrlichen Blumen wuchsen in einem hohen Tontopf. Sie waren schon verblüht, reif für die Ernte. Nur ein paar kraus vertrocknete Blütenblätter, in denen das Rot bereits verblasst war, hingen noch an den Samenkapseln.... den prallen Samenkapseln, hinter deren graugrüner, zart beflaumter Oberfläche sich das wunderbarste Ambrosia verbarg... Ich schluckte trocken. Atmete unwillkürlich tiefer, mit bebenden Nasenflügeln. Nein...
    Wie von fern hörte ich in meinem Rücken Ravdushara mit einem anderen Mann sprechen. Iaret war gar nicht da? Wie gut, da war ich gerade noch mal davongekommen. Mit einem Ruck wandte ich mich von dem hypnotischen Anblick des Mohns ab.
    “Nun, dann sind wir wohl leider umsonst gekommen, lass uns...“ hob ich, zu meinem Sklaven gewandt, an, doch dann fiel mein Blick auf den Mann hinter der Theke, und dieser Anblick war beinahe ebenso fesselnd. Bei Cupido! Was für ein Adonis!
    “...Aber, wenn wir schon mal hier sind. - Ja, er möchte.“ beschloss ich, musterte den Mann eingehend und warf ihm ein strahlendes Lächeln zu. Mit welch unnachahmlicher Lässigkeit er dieses Süßholz kaute! Heiß. Ich hatte mein Unbehagen glatt vergessen. Dem würde ich bereitwillig in jedwedes Behandlungszimmer folgen.
    Hast Du heut' abend schon was vor? sprachen meine Augen, mein Mund dagegen erkundigte sich ganz profan: “Bist du Medicus?“

    Kaum hatte ich es ausgesprochen, war ich mir beinahe sicher, dass Seiana die Idee zu unkonventionell finden würde – aber sie ging darauf ein, wirkte auf einmal wirklich interessiert und hörte endlich auf, so gequält zu lächeln.
    “Aber sicher.“ versprach ich ihr, sehr erleichtert, dass ich ihr diesen Wunsch doch nicht verwehren musste. “Mach ich gern. Ich werde mir eben ein neues besorgen.“
    Ich zuckte die Schultern. Natürlich hingen Erinnerungen daran, aber es war tatsächlich kein großes Opfer. (Nicht, dass ich für Seiana nicht auch ein großes Opfer gebracht hätte!) Es war ein gutes Gladius aus der Schmiede der Prima, aber kein außergewöhnliches. Ich hatte es seit Edessa, als mir mein altes, sagen wir abhanden gekommen war. Natürlich hatte ich es immer gut gepflegt, und im Laufe der Zeit auch verschönern lassen, mit Verzierungen an Knauf und Griffschutz, aber ich hatte, anders als viele meiner Kameraden, zu meiner Waffe kein sonderlich sentimentales Verhältnis, sah sie eher als Werkzeug. Ein Werkzeug, das ich zur Zeit sowieso nicht gebrauchen konnte. Wenn es den Stahl besonders machte, dass ich damit Blut vergossen hatte, wenn es im Hochzeitsritus Glück bringen konnte, dann musste ich mir das nicht zweimal überlegen.
    “Gute Nacht!“ Ich lächelte ihr noch einmal zu, dann verließ ich das Atrium und schlurfte zu den Cubicula. Die Sklaven hatten mitgedacht und eines der freien für mich gerichtet, da fiel ich ins Bett und schlief mich erst einmal aus.