Im Stillen nahm Phaeneas sich vor, wenn möglich kurz mit einer in Frage Kommenden zu reden, um herauszufinden, was für ein Typ Mensch sie war und wie sie dementsprechend mit Neuem, mit ... Herausforderungen, mit ... an sie gestellten Wünschen ... umzugehen pflegte ... Unter vier Augen, denn einem Sklavenhändler lag ja gerade daran, seine Sklavin als etwas zu verkaufen, was sie nicht unbedingt sein mussten. Phaeneas aber musste grob abschätzen können, was er ihr damit antat, wenn er sie für Lucianus erwählte ...
Eigentlich – Phaeneas hatte sich ausführlich umgehört – hätte der Sklavenhändler von eben ein breites Sortiment und höchste Qualität liefern sollen. Aber was er ihnen da geboten hatte, war nicht wirklich etwas für Lucianus gewesen. Deshalb beschloss Phaeneas, es als nächstes erst einmal bei den Versteigerungen zu versuchen.
Von überall her hörte man hier die Auktionatoren ihre zu versteigernden Unfreien anpreisen. Menschemassen drängten sich, um den Verlauf mitzuverfolgen oder einen Blick auf den Sklavin bzw. die Sklavin zu erhaschen.
'Dunkelhäutig. Eventuell Syrerin oder Ägypterin', sprach der Bithynier sich still immer wieder vor, während er mit Lysias die jeweils zu Versteigernden betrachtete. Da Phaeneas sich selbst von dieser Aufgabe komplett überfordert sah, klammerte er sich regelrecht an diese Angaben.
Hier fragte zum Glück niemand mehr, was es denn sein sollte. Denn mehr als die gehobenen Ansprüche seiner Herrschaften und dass die Sklavin für keine zu konkrete Beschäftigung – aber nicht für die Küche oder etwas in der Richtung! – gedacht war, konnte er dazu nicht angeben.
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„Da, schau, Lysias! Da wird eine waschechte Syrerin angeboten!“, stellte Phaeneas vollkommen überrascht fest. Innerlich jubilierte er schon – denn dass sich sein Auftrag so leicht erfüllen ließ, hätte er nicht gedacht. Aber Lysias enttäuschte ihn in dieser Hoffnung: „Ja, ein schönes Gesicht. Tolle Haare! Und diese Haut ... Aber die macht ja ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter! Ich glaube kaum, dass die jemals zu einem Lächeln fähig ist. Nein, schaun wir weiter!“ Phaeneas nickte seufzend und nahm hin, dass ihre Suche noch länger dauern würde, obwohl er sich jetzt schon reichlich erschöpft fühlte. Nicht körperlich. Sondern seelisch.
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„Da! Die wär doch was!“, rief Lysias kurz darauf. „Klasse Haare, super Figur – sowas kann man sich doch nur wünschen!“ Von seinem Fund überzeugt sah er den Lucian’schen Leibsklaven an.
„Also zum einen macht die genau das gleiche Gesicht wie die vorher“, analysierte der nüchtern, „und zum anderen: Schüchterner geht’s ja wohl nicht mehr. Nein, die ist nichts.“ Vehement schüttelte er den Kopf. Schüchternheit sprach nicht gerade dafür, dass sie in Bezug auf Lucianus selbstbewusst sein würde, sprich, gut damit klarkommen.
„Na gut“, lenkte Lysias ein und warf noch einen letzten respektzollenden Blick zu der Frau hinüber.
„Wie wär’s mit der da?“, schlug Lysias, nicht ganz so ernsthaft, mehr um überhaupt eine Idee einzubringen, vor. „Tolle Haare, schöne Haut ... Nicht schlecht die Lippen ...“
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„Bist du verrückt?! Die ist noch ein halbes Kind! Sowas kann man doch unmöglich als Frau werten!“, versetzte Phaeneas sofort. Nein, so etwas könnte er nie verantworten.
„Hm, du hast recht. Außerdem ist sie gewaltig blass ...“