Der Schritt beiseite störte Phaeneas, der die beiden anderen Sklaven nachwievor ignorierte, kein bisschen. Im Gegenteil, dadurch erschien ihm die Unterhaltung mit Cimon ungestörter. Was ihn dagegen leicht beunruhigte war die Schnelligkeit, mit der der schwarze Sklave die Becher der zwei nachfüllte. Mehr als einen einzigen Becher Wein hatte er nicht vor zu trinken, weshalb er sich den, den er in der Hand hielt, angemessen einteilte. Aber im Allgemeinen war sein Reaktionsvermögen auf schnelle Aktionen hin sehr verlangsamt, weshalb sich die Frage stellte, ob er schnell genug würde protestieren können, wenn sein Gegenüber vorhatte, ihn zu gut zu umsorgen.
„So etwas kann passieren, Cimon“, versuchte er den Ausdruck in dessen Augen zu beschwichtigen. „Man kann nicht alles ahnen.“ Auch wenn es als Sklave den Herrschaften gegenüber nicht ungünstig war.
Aber prompt erschien wieder ein Lächeln auf des Aurelischen Gesicht. Leise wurde seine Stimme. Auf die Verbesserung des Lebens sagte der Bithynier nichts; sein Leben war weder gut noch schlecht, also konnte man daran nichts drehen oder wenden. Doch war nicht zu übersehen, dass Cimon bei der Sache immer noch unsicher zu sein schien – so ergänzten sie sich gut, ein jeder war einmal bei etwas gehemmt, wo für den anderen nichts groß dabei war. Trotzdem kam Phaeneas nicht umhin des Scherzes halber zu schmunzeln. Es war das erste Mal, dass er höchstpersönlich selbst auf so ein Fest eingeladen wurde – nicht nur indirekt über seine Herrschaften. „Dann danke ich dir für deine Gastfreundschaft, Cimon“, nickte der Bithynier leicht schelmisch. „Bisher kann ich nur das beste über sie sagen.“
Was ihm außerdem stark ins Auge fiel, waren zuerst Cimons wandernde Augen, dann wie er den Kopf nach den beiden anderen umdrehte. Hm, zugegebenermaßen waren deren Stimmen eigentlich deutlich vernehmbar. Nur hatte der bithynische Sklave das bisher, während er mit dem aurelischen Custos Corporis geredet hatte, nicht auch nur annähernd wahrgenommen. Infolgedessen war es verständlich, dass Cimon sich Gedanken um die zwei machte. Was Phaeneas aber in seinen Augen erblickte, als er sich ihm wieder zuwandte, damit hatte er doch nicht gerechnet, sah er doch erst etwas durcheinander aus. Dann glaubte er, einen freudigen Ausdruck aus des Aurelischen Gesicht zu lesen. Für den Bithynier war kein bisschen nachvollziehbar, was gerade eben in dem anderen Sklaven vorgegangen sein musste. Dazu, auch nur annähernd und dezent nachzufragen, kam er allerdings gar nicht mehr, denn dazu wurde er viel zu sehr von dem gefesselt, was Cimon ihm dann signalisierte, bzw. mehr, wie er es tat. Er war wirklich ein Meister der Mimik und er bannte Phaeneas damit jedes Mal wieder!
Daraufhin unterbreitete er ihm das Angebot zu einem Abendessen. Wenn der Leib- und jetzt Begleitsklave nachts mit seinen Herrschaften heimkehren würde, würde er sicher nichts mehr bekommen. „Ja, das haben wir ganz sicher“, bestätigte er noch, mehr rhetorisch, Cimons Einstieg. „Ich würde gerne noch etwas essen. Warte, ich begleite dich, Cimon. Das kannst du schließlich unmöglich alles allein tragen.“ Außerdem blieb ihm so des Schwarzen Gegenwart erhalten.