ZitatOriginal von Marei
Wo bin ich? *verwundert umguck und Augenreib* Ich bin wieder zu Hause!!!
Beiträge von Phaeneas
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Die Frau bedankte sich überschwänglich, beteuerte ihre grenzenlose Freude, erwähnte noch mehrfach, wie sehr man sich auf Summanus verlassen konnte und wiederholte natürlich mehrfach für sich den Fehler, der ihr unterlaufen war – wahrscheinlich um ihn zukünftig nicht noch mal zu machen.
Endlich war Phaeneas erlöst von der lauten, aufdringlichen Frau, nachdem die Passantin ihr endlich hatte sagen können, wie sie den gesuchten Schrein fand. Sobald sie sich abgewandt und auf den ihr gewiesenen Weg gemacht hatte, wandte sich der Bithynier prompt wieder dem Fluss zu. Unterbrechung vorbei, jetzt wieder zurück zum Programm.
Nach Hause hatte sie gewollt, hatte sie gesagt … Nach … Hibernia, diese Insel, nach der sie so große Sehnsucht gehabt hatte … Und trotzdem hatte die dunkelhaarige Fremde genau gewusst, dass das Wunschdenken war ... Und sich stattdessen an einen anderen Ort gewünscht … Einen Ort, den sie mit einem seltsam klingenden Namen in einer fremdartigen Sprache benannt hatte. Der Name allein schon hatte etwas Verwunschenes an sich gehabt … Irgendetwas an dieser Sprache war … melodisch gewesen … Auch wenn Phaeneas nicht hätte sagen können, ob es eine schöne Melodie gewesen war oder nicht … Aber das interessierte auch nicht. Das Land der Glückseligkeit, so hatte sie gesagt … Der Ort, an den man kam, wenn dieses Leben vorbei war … Wegen des ewigen Kreislaufs … Das hatte fast geklungen wie … wie die Gute-Nacht-Geschichten, die er manchmal mitbekam, wenn Mitsklaven ihre Kinder ins Bett brachten. Da passierten solche Dinge und da kamen solche Länder mit solchen blumigen Namen vor. Seine Mutter hatte ihm nie Gute-Nacht-Geschichten erzählt. Sie hatte ihm Ermahnungen und Hinweise und Ratschläge mit in den Schlaf gegeben. Noch die letzte Sekunde hatte schließlich genutzt sein wollen, um ihn für die Gefahren und Herausforderungen des Tages zu wappnen. Darum war es schließlich immer gegangen. Das Überleben und sonst nichts. Und daneben war nun mal keine Zeit für etwas anderes gewesen. Nur für Anweisungen und die wenigen köstlichen Momente am Hals seiner Mutter. Das kleine Gesicht in ihren Haaren vergraben. Und dann waren diese Momente viel zu schnell vorbei gewesen. Ab ins Bett, damit er ausgeruht war für den nächsten langen Tag. ‚Schlaf Phaeneas, schlaf tief, du wirst es brauchen …‘ Leise klang in seinem Kopf noch immer ihre Stimme … Wohlgehütet unter seinen angenehmeren Erinnerungen …Ein Stein bewegte sich plötzlich über die Oberfläche des Flusses. Berührte ein paar Mal das Wasser und verschwand dann in den Tiefen des Tibers. Phaeneas sah zur Seite und erkannte die Passantin, die eben noch den Weg hatte erklären können. Kurz darauf erwiderte sie den Blick. „Nein. Wie machst du das?“ Ruhig war seine Stimme, sachlich wie immer der Inhalt seiner Worte. Aber dass er fragte allein hätte schon allen, die ihn ein wenig kannten, verraten, dass er es wirklich wissen wollte.
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Nun gut, das Interesse ging von Phaeneas zu den Briefkontakten, die Lucianus – schreibunfreudig wie er war – bescheiden gepflegt hatte. Ihm sollt’s recht sein. Anfangs hatte er noch – unwissend wie er bei solchen Dingen war (schließlich interessierte ihn das römische Justizwesen und die damit verbundene Gefängniskultur keinen digitus weit) – gehofft, sie würden ihren Irrtum bemerken, ihn doch noch holen und zu Lucianus bringen. Lucianus … Seit der sich seines Vertrauens als würdig erwiesen hatte, hatte sich der bithynische Sklave nicht mehr so einsam gefühlt. Klar, einen Freundeskreis hatte er natürlich nie gehabt und in der Liebe war es bis vor kurzem auch nichts geworden. Aber bis er zehn gewesen war, hatte er schließlich nur seine Mutter gehabt und hatte er in dieser Zeit jemals etwas vermisst? Ein Mensch, dem man nicht gleichgültig war und dem man sich zugehörig fühlen konnte, reichte völlig, um die Kälte, Gleichgültigkeit und Beliebigkeit der Welt auf ein erträgliches Maß fernzuhalten.
Aber da er bei einer Gefangennahme wohl kaum zu Lucianus gedurft hätte, war es besser, sie taten das mit ihm, was Phaeneas bei Fremden am liebsten war: sie ließen ihn in Ruhe.An die Papiere des Hauses durften sie sich gerne halten. Wenn sie hier alles auseinander nahmen – ihm sollt es recht sein. Ihm war das alles seit jeher vollkommen egal – solang sie nur Lucianus irgendwann freiließen.
Auf den neuen Wunsch des Urbaners hin nickte er Syria, die dienstbereit im Hintergrund stand, zu und einige Momente später reichte sie ihm Notizen, aus denen er dem Soldaten vortrug: „ … , Aurelius Ursus, … … Hadrianus Iustus, Artorius Reatinus, Duccius Marsus”, schloss er eine lange Liste von Namen. Immer noch hatte er mit keiner Wimper gezuckt und nichts an seinem völlig leidenschaftslosen Tonfall verändert. -
Perfekt. Situation gemeistert, stellte Phaeneas fest. Mehr Gedanken verschwendete er an diese vergangene Szene auch schon nicht mehr – an Dinge vor wenigen Augenblicken zu denken war nicht seine Art, dafür war es viel zu wichtig immer mit klarem Kopf fest in der Gegenwart verankert zu sein. Das heißt … nein. Gerade jetzt war ein klarer Kopf nämlich nicht wichtig. Gerade in diesem Moment war von entscheidender Bedeutung, in jeder Hinsicht das Gegenteil eines klaren Kopfes zu genießen und das möglichst bis zum Abwinken. Wie lange hatte er schließlich darauf warten müssen, sich in den Armen eines atemberaubenden Mannes wiederzufinden, und … wie lange würde es möglicherweise dauern, bis es wieder so weit war? Nein, bloß keine Zeit mit Grübeleien verlieren! Jetzt hieß es mit allen Sinnen genießen.
Er umarmte Cimon seinerseits und nahm seine spontanen Liebkosungen entgegen. Die drei Worte, die der Bithynier mit so schlafwandlerischer Sicherheit und ohne ein einziges Zögern gesagt hatte, schienen seinen Geliebten neu motiviert zu haben. Phaeneas schloss die Augen, während dessen Lippen auf seiner Haut ein entrückendes, warmes Gefühl zurückließen. Wie lange …
Die Worte dagegen, die er selber eben noch so selbstverständlich benutzt hatte – war ja klar, dass er ihn liebte - , nun von Cimon zu hören, ließ für einen Moment seinen Herzschlag aussetzen. Nur um kurz darauf das aufgeregte Klopfen in seinem Inneren noch zu verstärken. Cimon liebte ihn … Der Mann, den er seit geraumer Zeit anhimmelte, erwiderte das …
Klar hatte der Nubier ihm das schon einmal gesagt, bei der Aussprache, an deren Ende seine Mitsklaven ihnen gratuliert hatte. Trotzdem war es ihm, als hörte er das zum ersten Mal …
Ein schwindeliges, andächtiges Gefühl stellte sich bei ihm ein, während er damit beschäftigt war, dieses neuerliche Bekenntnis zu genießen. Er liebte ihn … Er wurde geliebt …So, jetzt war dieses Thema von wegen Unsicherheit und Befürchtungen endlich abgeschlossen (hoffentlich).
In einer einzigen Bewegung zog er sich die Tunica über den Kopf. Dabei kamen helle Linien zum Vorschein. Helle sanfte Linien, die sich über seinen Körper zogen. Über Oberarme, Rücken, Brust, Po und Oberschenkel und die mit seinem etwas dunkleren Teint kontrastierten. An manchen, aber wenigen Stellen ergänzten sich diese Linien mit etwas seltsameren ähnlich hell gefärbten Formen, die auf seiner Haut aber auch nur kleine Flächen einnahmen.
Dann schlang er die Arme um Cimons Hals, eine Hand an dessen Hinterkopf, und presste sich ein weiteres Mal eng an dessen Körper, Stirn an Stirn, Nase an Nase, die Münder nur wenig voneinander entfernt. Phaeneas‘ heißer, unregelmäßiger Atem musste auf der Haut des Nubiers prickeln. Neben denen von Cimon wirkten seine für einen Mann durchschnittlich breiten Schultern schmal. -
Noch immer schwirrten in Phaeneas‘ Kopf jede Menge Fragezeichen und dementsprechend Fragen. So vieles war ihm am Christentum nachwievor vollkommen unverständlich – aber war es ein Wunder? Dieser christliche Glaube zeichnete sich ja gerade durch dieses revolutionär andere Gedankengut aus! Im Vergleich zur römischen Mentalität. Da entschied nicht Macht, Geld und Herkunft, ob jemand eine halbwegs rücksichtvolle Behandlung verdient hatte. Nein, hier zählten so verrückte Dinge wie Friedfertigkeit, Feindesliebe und Verzeihen! Hier freute man sich über Zöllner, Bettler, den Pöbel und Sklaven – und sowas war ja wohl noch nie dagewesen! Jedenfalls hatte Phaeneas sowas zuvor definitiv noch nie gehört! Und es war für diesen Linos dementsprechend nicht schwer gewesen, den Bithynier in den Bann dieser seltsam anmutenden Ideen zu schlagen.
Er musste unbedingt noch mehr über dieses Christentum erfahren!Als der andere schließlich in einer für den vinicischen Sklaven beinahe widerwärtig offenen Weise danach fragte, ob er mit ihm Kontakt halten wollte, zuckte es in Phaeneas gewohnheitsmäßig unangenehm und das übliche Misstrauen quoll in ihm auf.
Trotzdem tat da der Bithynier etwas, was er fast nie tat. Er gab Linos, diesem gerade der Kindheit entwachsenen jungen Mann, den er gerade heute flüchtig kennengelernt hatte, seine Adresse: „Ich bin Phaeneas, Leibsklave von Marcus Vinicius Lucianus, dem Senator und Consular. Wenn du das so jemandem sagst, wirst du mich immer finden können. Auch wenn ich verkauft werden sollte.“ Was natürlich völlig in den Sternen stand. Dieses Detail merkte er nur an, weil Linos ja noch nicht ganz wusste, wie diese Gesellschaft funktionierte.
„Zur Zeit lebe ich in der Villa Vinicia in Rom. Wenn du etwas Zeit hast, dann klopf doch einfach dort an und frag nach mir. Ich kann mir meine Aufgaben relativ flexibel einteilen. Und wenn es denn gerade passt, dann leiten dich die Sklaven am Lieferanteneingang an mich weiter.“ Lieferanteneingang, das war wichtig – an der herrschaftlichen repräsentativen Vordertüre hatten Unfreie in Privatangelegenheiten ganz sicher nichts verloren.Sim-Off: Tut mir leid, es ist echt viel dazwischen gekommen ...
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Die relativ blasse, dunkelhaarige Frau, die Tiefen des Tibers, die Ruhe und die Erinnerung an alles, was war und was noch sein würde. Es war ein Augenblick wie aus einem seiner Träume gewesen. Seiner Tagträume. In denen alles weit und fern war. Und dunkel und kühl. Und ein bisschen, als wäre alles Leben dort erstarrt. Dort lebte man schließlich nicht. Dort existierte man nur. Nachts träumte er für gewöhnlich nicht. Tief und schwarz war Phaeneas‘ Nachtschlaf. Er hatte schließlich erholsam zu sein. Tagsüber brauchte man alle Reserven, die man nur aktivieren konnte. Träume, das war etwas für den Tag. Dann, wenn man während der Arbeit die Möglichkeit hatte, sich an ganz andere Orte fortzuträumen. Orte, die sicherer waren. Ungestörter. Friedlicher.
Schritte unterbrachen seine Gedanken. Und um die Aufdringlichkeit perfekt zu machen, folgte auch noch eine Stimme, die die Ruhe endgültig zerstörte. Eine Frauenstimme: „Entschuldigung“, wandte sie sich laut, aufgeregt und betont höflich an Phaeneas, „ich such einen Summanus*-Schrein. Man hat mir gesucht, dass ich den hier irgendwo finde. In der Nähe eines der Muta* und der Disciplina* geweihten Schreins. Oder war es die Oblivio*?“, begann sie zu überlegen. „Oder die Postverta*? Jedenfalls“, lächelte sie, „weißt du zufällig, wo dieser Schrein ist? Der Summanus-Schrein, mein ich.“
Phaeneas schüttelte nur ohne jede Regung den Kopf.
„Sicher nicht?“, hakte die Frau nach. „Es muss hier irgendwo sein. Oh, es war schon so schwer, den Oblivio-Schrein zu finden, da muss doch auch der von Summanus zu finden sein …“
„Nein, ganz sicher nicht, gute Frau.“ Sie sprach ihm eindeutig zu viel und zu aufgeregt.
Kurzerhand drehte sich die Frau zu einer anderen Passantin, die genau wie der Bithynier am Tiber stand. „Entschuldigung“, rief sie zu ihr hinüber, „ich bin auf der Suche nach einem Summanus-Schrein! Kannst du mir sagen, wo ich den finde? Er muss hier in der Nähe sein -“ Sie fing wieder damit an, mit Postverta, Oblivio, Muta und Disciplina um sich zu werfen …
Sim-Off: *Summanus = Gott der nächtlichen Dunkelheit
Muta = Göttin der Ruhe und Stille
Disciplina = Göttin der Selbstbeherrschung
Oblivio = Göttin der Vergesslichkeit
Postverta = Göttin der VergangenheitSim-Off: So, endlich
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Okay, Technik ist eine "verlässliche" Angelegenheit. Mein Internet hat sich spontan und scheinbar grundlos verabschiedet, ist jetzt aber wieder vorhanden. Hoffentlich
Tut mir echt leid, dass jetzt schon ziemlich viele Leute ziemlich lange auf mich warten müssen. Ich bemüh mich, so bald es geht überall zu antworten
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Dabei hatte doch jeder große Mann in Rom eine Hand voll Sklaven hinter sich, denen sein Vertrauen galt, die seine Karriere mitbetrieben und die dementsprechend fester Bestandteil des Stadtgetratsches waren. Und Phaeneas wusste ehrlich gesagt nicht, warum Putz-, Aufräum- und Handwerkssklaven ihnen ihr Schicksal neideten. Weil es tausende von ihnen gab, beachtete sie auch niemand.
Solche einfachen Unfreien hatten ihre Ruhe, wurden nicht von Leuten verfolgt, die sich nur ins gemachte Bett legen wollten, und auf ihnen lastete nicht die Bürde des öffentlichen Interesses. Das ihn gerade in der schlimmstmöglichen Erscheinungsform in der Mangel hatte.Na ja. Aber schlimmer als von Herrschaften belastet und auf ein Geständnis hinmalträtiert zu werden, war’s auch nicht.
„Ja, Herr, der bin ich.“
Als der Urbaner das Desinteresse der Prätorianer an Phaeneas ansprach, machte der sich noch nicht einmal die Mühe zu einem Schulterzucken. „Die Prätorianer schienen sehr auf meinen Herrn fixiert. Als sie hier waren, haben sie nur ihn abgeholt.“ Der Bithynier war bei all dem ja daneben gestanden. Aber auf ihn hatten sie keinen Seitenblick verschwendet. Denen war nur wichtig gewesen, Lucianus mitzuzerren.
„Die Schriftstücke, nach denen du verlangst, Herr, wurden alle von den Prätorianern mitgenommen."
Sim-Off: Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob die Briefe wieder zurückgegeben wurden. Die Ermittlungen gegen Lucianus laufen ja noch …
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Hm, was Rhi anus auch schade fand, war die Tatsache, dass die Herrin vor ihm mit Scheuklappen durch die Welt lief. Sie schaute ihn nicht mal an. Leute gab’s. Dabei entging ihr dabei so viel … Rhianus würde nie verstehen, wie Menschen bewusst die Augen vor der Welt verschließen konnten. Was es hier nicht alles zu sehen und zu genießen gab! Wie konnte sie denn wissen, ob sie alles hatte, was sie zum Glücklichsein brauchte, wenn sie nicht mal das vor ihrer eigenen Haustür kannte?
Na ja, typische Einstellung für die römische Oberschicht … Verbarrikadierten sich in ihren Villen und setzten nie einen Fuß auf die Straßen Roms, sondern nur in ihre Sänften … Suchten sich die Sklaven, mit denen sie schlafen wollten, nicht selber aus, sondern ließen von anderen einschätzen, was ihnen wohl gefallen könnte … Bescheuerte Einstellung …Rhea dagegen ging auf ihn ein. Und zeigte eine klassissche Reaktion für Frauen, gerade in ihrem Alter. Konnte überhaupt nicht glauben, dass sie jemand allen Ernstes attraktiv finden konnte. Auch das würde Rhianus nie verstehen, dass es Frauen gab, die fest davon überzeugt waren, reizlos geboren worden zu sein, oder schon völlig verfrüht mit ihrem Liebesleben abgeschlossen hatten.
Er erwiderte ihr Zwinkern: „Natürlich, kein Problem! Die genaue Adresse lässt sich leicht organisieren.“ Mit den Worten drehte er sich um und löste eine Sklavenkette aus, an deren Ende jemand, der schreiben konnte, und jemand, der die genaue Adresse wusste, stand.
Als Rhianus die Wachstafel mit der gewünschten Notiz in Händen hielt, reichte er sie Rhea: „Hier! Bitte sehr, schöne Frau!“, flüsterte er ihr verschwörerisch zu.Ad Servium Artorium Reatinum
Praefectus Legionis
Legio XXII Daiotariana
Nikopolis
AegyptusSim-Off: Tschuldigung, RL-Stress
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Dieses WE wirds ziemlich eng. Also ich werd wahrscheinlich nicht zum Schreiben kommen
So wie es bei mir allgemein wieder etwas stressig geworden ist in letzter Zeit ...
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Zitat
Original von Iunia Axilla
Ich finde, das grenzt schon an eine arge Erwartungshaltung, die Gentes müssten sich um jeden Neuling aufopferungsvoll kümmern und ihm alles vorkauen. Aber mal im Ernst: Das sind auch Menschen. Die haben genauso ein Recht auf ihren Spaß wie jeder Neuling.Oh ja, richtig!
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Oh, ihr Götter, das durfte nicht wahr sein! Das war etwas, was dem Bithynier bis ans Ende seiner Tage ein einziges Rätsel sein würde! Er hatte ja schon Schwierigkeiten, übers Marsfeld zu laufen, ohne überall erkannt zu werden. Aber spätestens sobald sie den Namen seines Herrn erfuhren, wusste da draußen jeder dahergelaufene Bettler, wer Phaeneas war.
Stellte der Urbaner sich dumm? Versuchte er mit dieser Tour, Phaeneas‘ Stolz zu treffen, indem er ihm jeden Wiedererkennungswert absprach?! Ein trauriger Versuch, denn dem Bithynier war vollkommen egal, welche Aufgaben er ausführte. Er wollte nur, dass Lucianus aus dem Carcer entlassen werden würde und halbwegs gesund nach Hause zurückkäme.
Wollte er sich einen Witz auf Phaeneas machen, indem er mit dieser Frage darauf anspielte, wie wenig Privatsphäre man als engster Vertrauter eines Politikers noch hatte?! Dass alle Welt alles von einem wissen wollte, dass jeder einen vollschleimte und man nirgendwo mehr so recht seine Ruhe hatte?!
Oder wollte er ihm damit zu verstehen geben, wie schnell sich Dinge änderten, wie schnell etwas vorbei war? Daran musste der Urbaner ihn nicht erinnern.
Dass dieser Soldat hier jedenfalls mit seiner Centurie einfach so hereinschneite, ohne sich vorher wenigstens durch andere halbwegs danach zu erkundigen, wer in dem entsprechenden Haushalt was zu sagen hatte und wer den Herrschaften nahe gestanden hatte, das konnte er dem Bithynier so nicht verkaufen.
Leute gab’s.„Phaeneas, Herr“, antwortete der Sklave ohne jede Regung.
„Seit dem Beginn seiner Statthalterschaft in Germania“, erwiderte er. Ernst und mit fester Stimme. Wie immer. Dabei blickte er den Urbaner an. Nicht aufdringlich, nicht musternd. Leer waren seine Augen. Leere schwarze Augen. Keine einzige Emotion sprach aus ihnen, keine Angst, kein Widerwillen … nur Leere. Kühle Leere.
Völlig ruhig stand er vor dem Soldaten, wandte keinen einzigen Augenblick die Aufmerksamkeit von ihm ab, ignorierte bewusst alle um sie herum. An den Sklaven hier lag ihm nichts. Und an den Soldaten noch weniger.
Die schneeweiße, völlig nüchterne Tunica kontrastierte mit dem schwarzen Haar, den schwarzen Augen, der dunklen Haut … und allgemein der dunklen Art des bithynischen Sklaven. -
Cimon hätte die Wahl? Was war denn das für ein Herr, der solche blöden Sprüche nötig hatte?!, dachte Phaeneas und runzelte die Stirn.
Aber was das Problem des aurelischen Sklaven mit der Tätowierung anging: Phaeneas verstand kein Wort. Er hatte echt keine Ahnung, was daran so schlimm sein sollte.
Wenn er, Phaeneas, gedanklich allem hinterherhängen würde, was mal wehgetan hatte, oder mit jeder einzelnen seiner Narben ein Problem hätte … da würde er ja nicht mehr fertig werden.Aber gut – es war so und das einzige, was da Sinn machte war, dass Cimon möglichst schnell lernte, mit dem Ding zu leben.
So ließ er sich von seinem Liebsten ergreifen und zurück so nah wie möglich an ihn heran führen.
Langsam – so bedächtig, dass der Nubier jederzeit Stopp sagen konnte – ging er mit dem Kopf an das heran, was vorher durch das Halstuch verdeckt worden war. Als seine Nase direkt über der dunklen Haut schwebte, schloss er die Augen und atmete einmal hörbar tief ein, um den schwindelerregenden Duft seines Geliebten aufzunehmen.
Dann drückte er seine Lippen innig auf Cimons Nacken, kostete damit sanft dessen gezeichnete Haut, löste sich vorsichtig wieder von dem aurelischen Zeichen an dessen Hals. Viermal im Ganzen küsste er die Tätowierung, die Cimon so quälte, und wiederholte dazwischen immer wieder: „Ich liebe dich.“ – „Ich liebe dich.“ – „Ich liebe auch dieses Ding an dir.“ Und immer wieder ein Kuss. -
Hey hey hey, die Sklavin wusste aber, wie sie sich gürten musste. Das sah ja mal raffiniert aus. Und die Herrin hatte auch was, so ihre Art, das konnte sich sehen lassen.
„Herrin Decima“, nickte Rhianus grüßend und mit einem Schmunzeln, „Rhea.“ Er wollte doch mal sehen, ob denen kein Lächeln zu entlocken war. Seine haselnussbraunen Augen sprachen eine ganz eigene Srache.
Soweit alles in Ordnung.
Dann kam der unangenehme Teil der Angelegenheit, die domina, die höchstselbst mit ihm redete – hatte da sein Charme schon Wirkung gezeigt? - , kam mit einem Wunsch, der definitiv nicht zu erfüllen war.
Ja, blöd gelaufen, da kann man noch so viel Geld haben, wenn jemand nicht da ist, ist er nicht da.
„Oh, das tut mir leid. Der junge Herr ist vor einiger Zeit von seinem Vater nach Aegyptus, Nikopolis genauer gesagt, geschickt worden. Dort ist er bei dem Praefectus Legionis Artorius Reatinus zu Gast. Mit einem persönlichen Gespräch kann ich also momentan nicht dienen, Herrin“, zuckte Rhianus bedauernd mit den Schultern. „Du könntest es ja mal brieflich versuchen …“, lautete sein Gegenvorschlag -
Äh nein, etwas gab es definitiv an Auroras Verhalten auszusetzen: dass sie ihre Füße nicht unter Kontrolle hatte. Innerlich seufzte Phaeneas. Bei solchen Dingen hatte er nachwievor Mühe, die vinicischen Sklaven zu beurteilen. Dort, wo er aufgewachsen war, wäre sowas ein Todesurteil gewesen. Aber die vinicischen Unfreien waren da ganz anderes gewöhnt. Die wurden von ihren Herrschaften beinah verwöhnt, wenn man ihn fragte. Was denen alles durchging, unglaublich.
Nach einem strafenden Blick von Phaeneas hielt sie endlich ihre Füße still. Alternativ begann sie an dem Armreif an ihrem linken Handgelenk herumzuspielen. Diese verwöhnten Sklaven! Was für eine lose Moral! Da reichten ein paar Soldaten und die wussten nicht mehr, wie man sich zu verhalten hatte.„Für Senator Lucianus, Herr“, erwiderte der Bithynier. Hoffentlich waren die bald weg. „Ich habe seinen Tagesablauf koordiniert, ihm die Post gebracht und vorgelesen, Briefe für ihn geschrieben, bei seinen täglichen Aufgaben Notizen gemacht.“ Und so weiter und so fort. Mädchen für alles, pflegte Phaeneas zu sagen. Jedenfalls war sein Zuständigkeitsbereich sehr breit angelegt. Was in gewisser Weise eine logische Folge der Tatsache war, dass er Lucianus betreffend nichts gerne aus der Hand gab. Ach, was gäbe er dafür, wenn er ihm immer noch jeden Tag wichtige Schreiben aus dem ganzen Imperium präsentieren könnte …
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Rhianus‘ Glück war mal wieder perfekt. Ein grandioser Frühling hatte angefangen. Ganz Rom (oder zumindest da, wo keine Architektur oder Pflaster den Boden von Mutter Erde bedeckte) war grün und saftige Zweige streckten sich dem Himmel entgegen. Apropos saftig, Pflanzen waren nicht die einzigen, die zu dieser Jahreszeit diese Eigenschaft aufwiesen. Männer wie Frauen schienen unter der Frühlingssonne aufzublühen und entfalteten lockend ihre Reize. Da fiel Rhianus ein, dass er für heute Abend ja noch niemanden aufgerissen hatte. Na, da hatte er für heute ja noch was zu tun.
Die angenehme Wärme von draußen flutete das Vestibulum, als Rhianus die Haustür aufzog, um das großartige Wetter zu begrüßen – und nicht nur das, auch die Leute, die da davorstanden. Die Sklavin bekam ein verwegenes Lächeln und auch die Herrin wurde charmant in ihrer Weiblichkeit gewürdigt. Die meisten mochten sowas. Menschen liebten es, verwöhnt zu werden. Mit Komplimenten, mit Aufmerksamkeit, mit Höflichkeit. Und aufdringlich zu sein, hatte noch niemand Rhianus nachsagen können.
„Einen wunderschönen Tag, wie kann ich behilflich sein?“, erkundigte er sich in seiner unnachahmlichen Art.
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Sofort musste der vinicische Sklave wieder ungläubig lachen: „Mein Nachbar, mein Mitsklave, mein Herr?!“ Linos hatte sich schon gut in Phaeneas‘ Lebenssituation hineinversetzt.
Aber seine Irritation hörte nicht auf: „Es mögen doch nicht alle Leute das gleiche wie ich.“ Genauer gesagt mochten eher die wenigsten Menschen das, was der Bithynier mochte. „Und ich mag nicht alles, was andere mögen. Es gibt Sklaven, die würden sich ein Bein ausreißen für die Freiheit. Mir wär das egal.“Wieder eine Geschichte von diesem Iesus. Ein Gesetz, in dem was über Liebe zu einem … zu Gott stand?! Was war das denn für ein Gesetz? Nochmal Nächstenliebe …
Was dieser Mann aus S… woher auch immer tat, löste bei Phaeneas nur augenfällige Verwunderung aus. Wer machte sowas schon?! Wenn auf Roms Straßen nachts Leute erschlagen und ausgeraubt wurden, waren die meisten nur froh, selber nicht drunter zu sein. Und im täglichen Überlebenskampf bei den einfacheren Schichten hatte niemand Zeit, um da für jemanden Arzt zu spielen oder einen zu holen. Geschweige denn zu bezahlen. Und die Reichen fühlten sich da natürlich nicht zuständig. Warum auch? War ja niemand verwandtes.
Unter Sklaven wurde einfach jemandem der Befehl gegeben, sich um jemand Kranken oder sonstig Verletzten zu kümmern. Da einen auf … Samariter zu machen, war auch nicht empfehlenswert. Wenn der Sklave für irgendwas bestraft worden war, machte man eher noch den Eindruck mit einem Aufrührer zu sympathisieren, wenn man sich unaufgefordert um ihn kümmerte. Nein, wer sich Ärger mit den Herrschaften einbrockte, hatte das selber auszulöffeln, auch wenn er nur zum Sündenbock für irgendwas erkoren worden war.
Dieser Mann aus … Sama… machte ja genauso seltsame Sachen wie dieser Iesus ... Ah ja, klar, war ja auch seine Geschichte …Mit halb offenem Mund sah Phaeneas Linos an. Nichts besonderes?! „Das …“, brachte er nur mit Mühe hervor, „ … das ist … schon was besonderes …“
Na gut, wer der Nächste sein sollte, das hatte Phaeneas jetzt verstanden.
„Du kennst jede Menge Leute, die jemanden kennen, die jemanden kennen, Linos“, antwortete Phaeneas unbeirrt. „Das ist so in Rom. Da kennt jeder jede Menge Leute. Ob sie die Leute kennen, nach denen du suchst, ist fraglich. Aber das ist normal. Ein paar Versuche gehen immer daneben. Aber irgendwann kommt man schon auf eine Spur. Dass jemand glaubt, jemanden zu kennen, der vielleicht entfernt was mit Christen zu tun haben könnte. Und der Spur geht man dann nach. Es dauert in der Regel, bis man was verwertbares findet. Aber irgendwann klappt es.“
Dann nickte er bedächtig: „Zu erzählen wer genau man ist, ist nicht immer förderlich. Manchmal kann es Wunder wirken, aber manchmal auch eher kontraproduktiv sein. Was genau man möchte, ist manchmal auch klüger, nur anzudeuten. Das kommt auf die Situation an.“
Ein Fisch?! Wofür auch immer das gut sein sollte. „Also ehrlich gesagt - noch nie gesehen, Linos. Aber ich werd‘ mal die Augen offen halten.“
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Sooo ... Nachdem mein vorübergehendes Internet zuletzt komplett in die Knie gegangen ist, hab ich jetzt endlich (hoffentlich ...) festes, stabiles, dauerhaftes Internet. Jetzt ist auch wieder mit Antworten von mir zu rechnen.
Tut mir leid, dass das in letzter Zeit so chaotisch und unzuverlässig war ...
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Phaeneas verdrehte nur innerlich die Augen. Ja klar, Sklaven glaubten natürlich jeden Quatsch, den man ihnen erzählte. Und dementsprechend nahm jeder Sklave jede Drohung für bare Münze … und hatte natürlich sofort Angst!
Als ob Sklaven nicht schon genug beschäftigt wären: Damit, zu analysieren, wie die Herrschaften diese Anweisung nun konkret gemeint hatten, wie sich eine Veränderung im Haus auf das Leben aller auswirken würde, womit zu rechnen war, wenn etwas nicht klappte, wie ernst es ihnen mit etwas gewesen war und so weiter und so fort.
Da blieb natürlich noch jede Menge Zeit, um mit den Zähnen zu klappern!
Ja, klar.Nebenbei hatte er ein Auge auf Aurora. Schließlich musste er sich, als oberster Unfreier, von Zeit zu Zeit von der Arbeit seiner Mitsklaven überzeugen.
Aurora war der bunte Hund der vinicischen Familia. Um niemanden sonst zerriss man sich unter den üblich tratschfreudigen Sklaven so das Maul wie um sie. Aber vor acht … zehn … Jahren, so in etwa, hatte sie angefangen, sich als Frau zu zeigen und war seitdem konsequent ihren Weg gegangen.
Phaeneas interessierte nur, ob sie ihre Arbeit machte.
Und das tat sie gut, war höflich, gehorsam, hilfsbereit. Drängte sich nicht auf, benahm sich nicht sonstig irgendwie unpassend, aber war immer da, sobald man sie brauchte. So repräsentierte man die Familia Vinicia.