Beiträge von Phaeneas

    „Abreise? Na denn komm gut an. Ja, klar, Kumpel, bei mir passt immer alles.“ ‚Mach dir keine Sorgen, sei glücklich‘ war Rhianus‘ Lebensmotto und das noch mit `n bisschen Epikur vermischt war eine gute Kombi.
    Ja, der Oberkörper war schon nicht schlecht. Der verführte schon zu allen möglichen Gedankenspielchen …
    Rhianus‘ haselnussbraune Augen blitzten verwegen, während er sich durch die wilden braunen Rastalocken fuhr, die nur mühsam (und des Türdienstes wegen) von einem Haarband gebändigt wurden.
    Beim Anliegen kratzte sich Rhianus kurz über den sorgsam in Form gehaltenen Kinnbart und die leicht stoppeligen Wangen. „Jaaa“, überlegte er kurz. „`S ist jetzt auch schon ein bisschen spät und die meisten Leute hier, die nich gerade Nachtdienst haben, stellen sich auch eher schon aufs Bettgehen ein. Weiß jetzt gerade nicht, wie weit Phaeneas da ist … Na ja, aber ihr seid ja zusammen – da wird er sich nich dran stören, wenn du plötzlich an seinem Lager auftauchst.“ Rhianus zwinkerte frech. „Komm, ich zeig dir den Gemeinschaftssaal, in dem er schläft.“
    Ein paar Gänge kreuz und que(e)r und durch mehrere Zimmer hindurch, da standen sie vor einer Tür. „So, da schläft er. Ganz in der Mitte, da ist sein Lager. Und wenn du ihn da drinnen nicht findest, frag einfach die nächstbesten Leute, die dir übern Weg laufen. Die müssten’s dann schon wissen.“ Mit einem freundlichen und sehr lockeren Nicken verabschiedete sich Rhianus. „Viel Glück dann, Cimon!“

    Selbstbewusste Augen blitzten Cimon entgegen, als die Tür aufgeschoben wurde. „Ah, grüß dich, Cimon! Wie geht’s so?“, wandte sich Rhianus sofort an ihn. Locker und entspannt stand er vor ihm, die linke Hand auf den linken Oberschenkel, dessen zugehöriges Bein leicht angewinkelt war. Standbein – Spielbein eben.
    „Was kann ich heut für dich tun?“ Unübersehbar flirtete er mit dieser Hilfsbereitschaft. Mit der Treue nahm er’s nicht so genau (warum Freude einschränken, wenn man sie unbegrenzt teilen kann?), anders als hoffnungslose Romantiker wie Lysias (so ein Verräter, machte erst einen auf Draufgänger und hängte sich dann für alle Ewigkeit an den Hals einer einzigen Frau) oder … Phaeneas. Dessen offizieller Geliebter ihm gerade gegenüberstand.

    ‚Pflicht, Pflicht, Pflicht‘, pochte es in Phaeneas‘ Kopf. Trotzdem, obwohl der Hebel zum unbedingten Pflichtbewusstsein schon längst umgelegt war, blieb sein Blick an Cimons Augen kleben. Welch ein Glück, welch ein unglaubliches Glück einen Mann so zu sehen. Mit derselben Hingabe, mit derselben Zuneigung, mit derselben Versuchung in den Augen. Oh ja, wie verlockend wirkte das auf den Bithynier, wie sehr riefen ihn diese vor Liebe glitzernden Augen weit fort von hier, an einen Ort, an dem sie allein waren.
    Verstohlen schielte er auf Gesicht und Hände – mehr Haut war nicht unbedeckt. Oh ja, wie sehr wollte er nun diese dunkle Haut berühren, genau so wie er sich das in der Saturnaliennacht gewünscht hatte, als er den Nubier alleine in der Cella Servis zurückgelassen und noch einmal zurückgeblickt hatte. Oh ja, schon damals hatte er es gewollt, auch wenn er es zu dieser Zeit noch nicht zugegeben hätte. Verrückt sein nach einem Mann, den man kaum kennt – das geht schließlich nicht.
    Phaeneas zuckte leicht, als er Cimons Hand an dieser intimen Stelle spürte. Ein schnelles, bestimmtes Kopfschütteln, bei dem die schwarzen Locken flogen, war alles, wozu er kam, bevor der Nubier auch schon Kraft auf Phaeneas‘ Körper ausübte. Der Kuss blieb unerwidert, viel zu perplex war der vinicische Sklave. Obwohl er ein leichtes Kribbeln auslöste. Wie herrlich, in einen Mann vernarrt zu sein!
    Energisch schob er Cimon wieder von sich weg, mit einem leicht mahnenden Blick, von wegen ‚So was tut man nicht‘.
    Oh ihr Götter, und das noch vor Cephalus und Antias! Phaeneas warf einen entschuldigenden Blick zu den beiden hinüber. Die lächelten gnädig zurück.


    Verstummt und perplex sah er dem nubischen Unfreien schließlich nach, wie er von Antias wie es der Anstand verlangte hinausgeleitet wurde, während schon Cephalus Phaeneas‘ Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte.

    Sim-Off:

    *Der Titel ist geistiges Eigentum von jemand anderem, aber ich find die Quelle grad nicht wieder


    [Blockierte Grafik: http://img156.imageshack.us/img156/1492/17000055wr7.jpg]


    Misstrauisch und verärgert zogen sich ihre Augenbrauen zusammen, während Falten auf ihrer Stirn entstanden. „Du willst wohl zu deinem Liebhaber?“, erfolgte der inzwischen typisch schnippische Tonfall. Früher war sie ganz anders gewesen; aber seit Mago in der Küche das Sagen hatte, sprach sie nur noch so.
    Tagsüber hatte Evanoridas zwar des Öfteren in der Culina zu tun, aber um diese Uhrzeit, da hatte sie recht, da war er auf der Suche nach Mago. „Stimmt“, nickte er deshalb.
    Mit scheinbar felsenfester Gelassenheit wandte sie sich von ihm ab, um sich wieder zu ihm zu drehen, die Hände lässig an einem Handtuch trocknend. „Hätte mich auch gewundert, wenn es anders gewesen wäre“, langsam wie ein sich anschleichendes Raubtier kam es über ihre Lippen. Finster blitzten ihre Augen ihn an. Was hatte Arete nur gegen ihn?
    „Was dein Anliegen angeht“ – Arroganz triefte aus ihren Worten – „der Kochlehrling ist gerade andernorts mit der Aufsicht beschäftigt. Du musst dich also noch einen Moment gedulden.“
    Also, eigentlich war Evanoridas überglücklich gewesen, heute überhaupt einen Vorwand gefunden zu haben, um noch mal in die Culina zu kommen. Aber wenn er Arete so betrachtete, wie sie ihn ansah, verflüchtigte sich die Freude und wich dem absolut unwiderstehlichen Wunsch weit weg zu sein.
    „Ich frag mich sowieso, wie der es geschafft hat, Küchenchef zu werden“, fuhren Aretes Spott und Wut nun zu wahrer Größe auf. „Der muss sich wohl hochgeschlafen haben – das ist ja wohl alles, was er kann!“ Der Satz schlug Evanoridas ins Gesicht wie ein nasser Lappen. Es hatte vergleichsweise auch die Wirkung einer spontanen kalten Dusche.
    „Mago ist ein großartiger und begeisterter Koch!“, brauste er auf. „Seine Beförderung war absolut angebracht und die logische Folge seiner Leistungen in den letzten Jahren!“
    Beleidigt schürzte Arete die Lippen. „War ja klar, dass du ihn in Schutz nimmst. Bist ja sein Bettgefährte.“
    Jedes Wort brannte wie Feuer und brachte ihn dazu, zu wünschen, er hätte nur nie mit Mago geschlafen.
    Ausgerechnet Arete, seine Angebetete, blitzte ihn an aus bösen Augen und warf ihm solche Dinge an den Kopf, während er ihr eigentlich nur sagen wollte: ‚Aber ich will doch nur dich! Dich, meine große Liebe, meine Traumfrau! Du bist der Mensch, mit dem ich mein Leben verbringen möchte! Die Person, auf die ich nie verzichten will! Du! Dich liebe ich! Dich und nicht Mago! Auch wenn ich mit ihm ins Bett gehe. Trotzdem wirst du doch immer außer Konkurrenz stehen.‘
    Aber mit jedem Augenblick, mit jedem tödlichen Blick von Arete wurde sie unerreichbarer.
    Na, toll!! Früher hatte sie ihn kaum wahrgenommen und heute schien sie ihn partout nicht ausstehen zu können. Das war genau die Art Aufmerksamkeit, die sich Evanoridas immer von ihr gewünscht hatte.
    „Na, er scheint ja nicht übel zu sein, so wie du ihm nachläufst“, fuhr Arete fort.
    „Er ist ein uralter Freund“, presste Evanoridas hervor.
    „Na, dann hoffe ich, dass er dich nach Feierabend ordentlich rannimmt“, sprach sie ungerührt weiter. „Da ist er nämlich.“
    Mit einer Geste auf den eintretenden Mago, auf dessen Gesicht ein Lächeln erschien, drehte sie sich abrupt um und Evanoridas glaubte meilenweit zu fallen.
    „Viel Spaß nach Feierabend!“

    „Bald möglichst wieder nach Mantua …“, wiederholte Phaeneas leise und traurig. Unter allen anderen Umständen wäre es für ihn völlig selbstverständlich und völlig unangefochten akzeptiert gewesen, dass sein Geliebter eben seinem Herrn in eine Stadt am anderen Ende von Italia zu folgen hatte.
    Aber das hier geschah alles nicht unter normalen Umständen. Das hier geschah nicht so, wie Phaeneas sich das Anbandeln, Zustandekommen und Fortdauern einer Liebesbeziehung vorstellte. Das hier war alles ganz anders.
    Für gewöhnlich hätte der Bithynier Cimon jetzt nämlich in eine leerstehende Sklaven-cella gezerrt.
    Und das konnte er nun nicht.
    Eine Katastrophe.
    Wie sollte er nur die nächsten Nächte einschlafen?
    Wie sich tagsüber konzentrieren?


    Wie lange würde er seinen Zustand – das komplett neben sich stehen – noch vor seinen Mitsklaven verbergen können?
    Wie lange würde er das noch aushalten müssen?
    … Bis er Cimon irgendwohin zerren konnte? Endlich.


    Weg war die Ruhe, die in ihm entstanden war, während die anderen Unfreien ihnen gratuliert hatten.


    „Nun gut … Dann komm einfach irgendwann mal vorbei, wenn es sich ergibt. Wegen meiner Aufgaben kann ich leichter mal eine Pause einschieben als die anderen Sklaven. Oder sag mir Bescheid, wenn ich dich irgendwo in Rom besuchen kommen kann, Cimon. Ansonsten … ja, ansonsten schreiben wir eben, wenn du wieder lang in Mantua bist und ich irgendwo anders …“
    Inzwischen ging das mit dem Schreiben wie von selbst, die Anfangsschwierigkeiten als erwachsener Gerade-Nicht-Mehr-Analphabet waren wie weggeblasen. Na ja, was sein Lehrer in Germania gesagt hatte, hatte sich als wahr erwiesen: Übung macht den Scriba.


    „Nun denn, mein Liebster …“ Mit einem Schlag hefteten sich die schwarzen Augen auf Cimon. „Bis bald!“ Ein schmales Lächeln erschien auf seinem Gesicht. So eines, wie es die anderen Sklaven praktisch noch kaum je von ihm gesehen hatten.

    Dem leichten Ziehen hielt Phaeneas stand und blieb korrekt auf der Stelle stehen, auf der er ein perfektes Paar nach römischen Maßstäben abzugeben beschlossen hatte. Nichtssagend blieb sein Gesichtsausdruck, auch wenn sein Herz klopfte und er Mühe hatte, seinen Atem zu regulieren. Aber das ging die anderen schließlich nichts an.
    Amor und pietas. In einer perfekten römischen Familia hatten die Mitglieder pietas füreinander zu empfinden, Pflichtgefühl. Zumindest nach außen hin. Amor, den Verstand verwirrende wilde Leidenschaft, hatte seinen Platz im Umgang mit Prostituierten und Sklaven.


    „Das ist nett von dir, Cimon“, lächelte die blonde, großgewachsene Syria (die trotzdem noch ein Stück kleiner war als der aurelische Sklave). „Aber das Glück, mit dem Leibsklaven unseres Herrn zusammen zu sein, schon.“


    Für einen kurzen Moment – wirklich nur einen winzig kleinen Augenblick – entgleisten Phaeneas‘ Gesichtszüge, auf Cephalus‘ und Antias‘ Information hin, und Entsetzen wich seiner sonst so entspannten Miene. Was?! Er sollte sich jetzt von seinem Geliebten verabschieden, jetzt schon? Gerade jetzt? Sofort riss er sich wieder zusammen und blickte gefasst in die drei Gesichter. „Natürlich. Ich komme sofort mit euch mit.“
    Schließlich wurde sein Gesicht schneeweiß, als ihm gänzlich bewusst wurde, was das bedeutete. Die Unruhe, die ihn seit den Küssen im Park befallen hatte, würde nicht aufhören. Oh nein. Für ungewisse Zeit würde sie ihn noch begleiten. Ihn verfolgen, im Nacken sitzen, abends zu ihm unter die Decke kriechen. Immer noch … Wie lange nur noch?


    „Tja, Cimon, das war‘s dann wohl vorerst“, sagte er viel ruhiger, als ihm der Sinn danach stand, und ein wenig steif. Etwas abwesend sah er den geliebten Nubier an, als hätte die reine Erwähnung von Pflicht ihn irgendwo anders hin gerufen.
    Auf sein Angebot hin schüttelte Phaeneas den Kopf: „Nein, das ist keine gute Idee.“„Und auch gar nicht nötig!“, beeilte sich Antias sofort zu beteuern.


    Ein entschuldigender Blick ging von Cephalus zu Cimon: „Tut uns leid, dass wir ihn dir jetzt entführen müssen. Jedenfalls, dir nur das Beste und dass ihr euch bald wiederseht.“ Wieder ein Zwinkern.
    „Ich begleite dich dann mal zum Ausgang“, wurde Cimon schließlich von Antias hinauskomplimentiert. „Hier entlang.“
    „Und wir gehen schon mal und schauen nach dem Hypocaustum“, versuchte Cephalus Phaeneas sofort in Beschlag zu nehmen.


    Der bithynische Sklave drehte sich leicht zu Cimon und drückte kurz dessen Rechte mit der eigenen. „Wie stehn deine Chancen, demnächst mal wieder vorbeizukommen?“ Hoffnung leuchtete dem Nubier dezent entgegen, er saugte sich mit Blicken an dessen grauen Augen fest.

    „Warum sollten sie?“, gab Phaeneas, nun doch ein wenig belustigt, zurück. „Das würden sie nie wagen, mich auszulachen. Zumindest nicht offen. Vergiss nicht, ich bin Leibsklave meines Herrn.“
    Cimon entspannte sich und begann sich in seine Rolle, die zu spielen man gerade von ihm erwartete, einzufinden. Tja, hier standen sie nun, zum ersten Mal offiziell als Paar - und da fiel Phaeneas auf, dass etwas fehlte. Etwas, was ein römisches Paar in offizieller Funktion tat. Er schob seinen Arm vorsichtig unter den von Cimon. So, jetzt passte das Bild. Einen Schritt noch trat der Bithynier näher an seinen Liebsten heran. Eine eng verbundene Einheit … endlich. Endlich, endlich, endlich.
    „Hab ich ja. Als ich dir gesagt habe, dass du über unsere … unglückliche Geschichte kein Wort verlieren sollst. Da hab ich dir gesagt, dass man genau beobachtet, was wir beide tun.
    Außerdem dachte ich, dass du das wissen müsstest. Bei deinem Herrn … müsste das doch selbstverständlich sein …“
    Ja, hatte sich als Irrtum herausgestellt. Aber konnte man ja auch nicht vorher wissen, dass es Leute gab, denen das allen Ernstes nicht klar war, nach welchen Regeln die Welt funktionierte. Die Welt der „Schönen“ und Reichen.


    „Na, endlich hat unser Leibsklave eine offizielle Beziehung. Du glaubst gar nicht, wie erleichtert wir alle darüber sind, Cimon. Endlich nicht mehr dieses anrüchige Alleinstehend-Sein“, zwinkerte Syria. „Ja, dieses Glück, das du jetzt hast, hätte ich auch gern gehabt.“ Mit einem Lächeln ließ sie die nächsten an die beiden heran. Die Traube im Peristyl war inzwischen sehr groß geworden.


    Das gerade noch überglückliche Lächeln, als die anderen noch nicht dagewesen waren, war aus Phaeneas‘ Gesicht gewichen. Genauso hatte sein Umgang mit Cimon an Innigkeit verloren. Alles, was über Armunterhaken hinausging, war schließlich viel zu vertraulich für die Öffentlichkeit!


    Gerade noch bekam der Bithynier Zeit, um Cimons Blick zu erwidern, da wandten sich schon Antias und Cephalus an ihn: „Ach ja, Phaeneas, wir waren sowieso auf der Suche nach dir. Die Hypocausten-Heizung spinnt schon wieder, das müssten wir uns mal gemeinsam anschauen. Wenn du bitte mitkommen könntest …“ Erwartungsvoll stand das Atrienses*-Team vor ihm und sah ihn auffordernd an. Für solche Dinge, die das Haus betrafen, war immer das Trio zuständig. Phaeneas kümmerte sich zwar nicht um die Reparatur an sich (dafür gab es Handlanger-Sklaven), aber bei der Entscheidung, was von wem, verbunden mit welchen Kosten, gemacht werden sollte, dabei musste er dabei sein.


    Sim-Off:

    * lat. atriensis = für das Haus und die Hauseinrichtung zuständiger Sklave

    In Gedanken noch eher … da gerade vorhin, im Bauch immer noch dieses Gefühl, gerade jetzt süchtiger denn je nach dem Mann, auf den er jetzt schon gewaltig lange ein Auge geworfen hatte (am Rande erwähnt der erste seit geraumer Zeit, bei dem der Bithynier das getan hatte – also, so ernsthaft), wurde Phaeneas auf Deidameia aufmerksam. Er sich noch verwirrt um, über Cimons Arm hinweg, der um ihn geschlungen war, als immer mehr Sklaven zu ihnen dazu stießen, und war erst mal damit beschäftigt, seinen komplett von Cimon beanspruchten Kopf auf die neue Situation einzustellen.


    Und schließlich war Phaeneas noch überrumpelter, als der Nubier ihn plötzlich losließ und aufstand. Deswegen kauerte er immer noch auf dem Mosaik-Peristylboden und blickte seinem Geliebten nur perplex nach.


    Entsetzt wichen die anderen Sklaven zurück, als sie Cimons entschlossene Augen und seine drohende Haltung sahen. Genauso verblüfft wie gerade noch eben die zwei starrten ihre unfreien Kollegen nun den aurelischen Sklaven an. Keiner außer ihm selbst verstand, was da grade los war. Welche Laus dem da über die Leber gelaufen war.


    Eilig löste sich Phaeneas aus seiner Starre, rappelte sich auf und fasste leicht nach Cimons Arm. „Sie beglückwünschen uns. Daran musst du dich spätestens jetzt gewöhnen“, flüsterte er dem für ihn so verdammt attraktiven Mann zu. „Wir sind Personen öffentlichen Lebens. Unser Privatleben interessiert sie. Der Leibsklave ihres Herrn ist endlich eine Verbindung eingegangen.“
    In klassisch römischer Rednergeste hob der Bithynier die Hand und blickte bescheiden in die Runde, die sich um das Paar gebildet hatte. Deidameia bekam ein leichtes Schmunzeln. Eine typische Phaeneas-Reaktion eben. Still und mit möglichst wenig Aufsehen. Nichts war ihm suspekter, als im Mittelpunkt zu stehen. Nichts war gefährlicher.


    Sobald Phaeneas so die Situation entspannt hatte, schien plötzlich der Bann gebrochen und die Sklaven lachten und freuten sich weiter. Sie strebten auf die beiden frisch Verliebten zu, gratulierten Phaeneas, schüttelten Cimon die Hand: „Das freut mich so für euch!“
    „Alles Gute dieser Welt!“, wünschte Mania. „Den Segen der Götter!“, ließ Antias auf die beiden herabregnen.
    Lysias grinste Cimon vielsagend an: „Du Glückspilz! Guten Fang gemacht. Viele beneiden dich.“ Und zwinkernd fügte er an: „Ich auch.“


    Genau diesen einen Spruch hörte der aurelische Sklave so oder anders in dieser denkwürdigen Szene noch gewaltig oft

    Zitat

    Original von Manius Flavius Gracchus
    Die kommenden Tage werde ich weiterhin nur lesend aktiv sein, da mir das Tippen wieder einmal recht schmerzhaft ist; zum Wochenende hin bin ich dann gänzlich absent, danach hoffe ich, dass es besser wird ...


    Das hoffe ich auch ... :)

    Gerade eben hatte Lysias die Porta aufgeschoben, so ganz entspannt. So ganz locker, wie man eine Salutatio seiner Ansicht nach angehen sollte. Nur mit Gemütlichkeit ließ sich sowas ernstes erfolgreich meistern.
    Deswegen hatte er gerade ganz in aller Ruhe die Tür aufgeschoben und lehnte sich gerade lässig dagegen, … da bemerkte er, dass es da einer ganz schön eilig zu haben schien. Im Laufe der Zeit lernte man als Türöffnersklave die Leute ja kennen, die einen so Tag für Tag wieder aufm Sprung hielten. Und da lernte man irgendwann auch zu unterscheiden, wie die so drauf waren, wenn sie alle Zeit der Welt hatten, und wie’s bei denen so rüberkam, wenn das genaue Gegenteil der Fall war.
    Bei der nach schnellem Handeln verlangenden … Bitte des duccischen Quaestors, hielt Lysias also nur noch die Tür auf und ließ ihn durch. „Salve, quaestor! Geht klar, du weißt ja, wo du hin musst.“ Außerdem wuselten da drin sowieso genug Sklaven herum, die sich notfalls sofort jedes verirrten Klienten annahmen.
    Ein leichtes, amüsiertes Grinsen blieb auf Lysias‘ sommerbesprosstem Gesicht zurück, als der Duccier schon an ihm vorbei war.

    „Du, Mania, ich glaube Phaeneas ist verliebt! Aufgeregt und begierig nach Aufklärung musterte Charmis die Mutter seines besten Freundes, die dadurch so etwas wie seine Ersatz-Mama geworden war. Seine eigene hatte er nie bewusst gekannt.


    „Aber natürlich ist Phaeneas verliebt!“, antwortete Mania fröhlich. „Nach seinem Verhalten und den Ereignissen der letzten Wochen, das mit den Briefen und so, ist das für mich ja völlig offensichtlich. Und weißt du was, mein Spatz, die meisten Menschen verlieben sich.“ Geduldig machte sie sich so die Mühe, das dem kleinen Jungen zu erklären.
    Allerdings wollte Charmis das gar nicht so theoretisch erklärt bekommen! „Ja aber weißt du denn auch …“ Mania ließ ihn gar nicht ausreden.
    „Ich meine, ist doch schön! Dass unser Leibsklave – nach all der Zeit allein – doch auch noch sein Glück findet! Da sollten wir uns alle freuen! Und wer es ist, der unserem Phaeneas gefällt, das erfahren wir noch früh genug, nämlich dann, wenn es so weit ist, dass die beiden ein Paar sind. Dann wird er uns den Mann, den er für seine Seite auserkoren hat, vorstellen.“
    „Ja, aber, Mania …“, versuchte Charmis ein weiteres Mal einzufallen.
    „Ich meine, nicht wahr, mein Schatz, gesellschaftlich hätte er sich ja schon lange jemanden suchen sollen. So wie jeder Römer des Ansehens wegen heiratet. Aber unser Phaeneas macht das eben anders, so wie er ja generell vieles anders macht, als man das gemein hin erwartet. Viele verstehen das ja nicht und schütteln den Kopf über ihn – aber ich kann das gut nachempfinden. Ich entschiede mich auch lieber fürs Herz als für die Pflicht. Und da sollten wir ihn uns alle zum Vorbild nehmen, nicht wahr, Charmis.“ Sie strich ihm liebevoll übers Haar.
    „Aber, Mania, … ach!“ Entnervt und am Ende seiner Geduld gab Charmis auf.
    Warum mussten Erwachsene auch immer alles besser wissen? Und immer so von ihrer Version der Geschichte überzeugt sein?

    Sein Inneres zitterte. Während er den Nubier mit Blicken festhaftete, wo er gerade saß. Sein Körper zum Zerreißen angespannt.
    Lauernd nahm er die ersten Worte auf … und traute seinen Ohren nicht.
    Wollte Cimon jetzt erst noch über das Wesen der Liebe philosophieren?! Hatte er jetzt wirklich nichts Besseres zu tun? Als einfach wie ein Mann klar ‚Ja‘ oder ‚Nein‘ zu sagen?! Dabei war – am Rande erwähnt – die Liebe eines der Themen, über die Phaeneas am allerwenigsten gern philosophierte.
    Und dazu konnte der vinicische Sklave die spontanen Assoziationen des aurelischen noch nicht mal nachvollziehen. Angst. Wenn die Liebe mit etwas gar nichts zu tun hatte, dann war es Angst. Und Schwärze war doch nun wirklich das wünschenswerteste, was Phaeneas sich vorstellen konnte.
    Aber Phaeneas wäre nicht Phaeneas, wenn er sich lange mit den seltsamen Auffassungen anderer Leute beschäftigen würde.
    Gerade jetzt, wo Cimon endlich zum Elementaren kam.
    Phaeneas‘ Augen wurden beinahe doppelt so groß, als er Cimons flehenden Gesichtsausdruck von so nahe sah.
    Ja!!! Er liebte ihn! Er liebte ihn! Er liebte – liebte – liebte ihn! Juhu! Endlich! Unendliches Glück – so jubelte der Bithynier innerlich
    … und ließ sich deshalb nur noch geradewegs in Cimons Arme sinken.
    Die Sicherheits-Fragen hatte Cimon letzten Endes zufriedenstellend beantwortet, damit hatte Phaeneas alle Vorsichtsmaßnahmen davor geschaltet, die noch innerhalb seiner Möglichkeiten lagen. Mehr konnte er jetzt wirklich nicht mehr tun – jetzt gab es nur noch eines.
    Sollte Cimon doch nicht wissen, was Liebe war, war doch komplett egal!


    Phaeneas saß halb neben ihm und halb auf seinem Schoß, in seinen Armen, und schlang seinerseits fest die Arme um seinen Hals und küsste ihn. Klebte an seinen Lippen - und war endlich da, wo er sich seit Wochen hinwünschte. Jetzt aber wirklich.


    Da hörten sie plötzlich in der Nähe ein Klatschen.
    Phaeneas sah erstaunt auf, löste dafür seine Lippen von Cimon. Da stand Deidameia, Menyllus‘ ältere Schwester, und klatschte begeistert.


    Plötzlich, davon herbeigelockt, strömten immer mehr Sklaven in den Peristylhof und klatschten und lachten ebenfalls, als sie das frisch vereinte Paar sahen.

    Langsam begann Phaeneas wirklich Angst zu bekommen.
    'Wenn mir etwas zu stoßen sollte ...' Lucianus sprach genau das aus, was sein Leibsklave in seinen düstersten Vorahnungen nicht zu fürchten wagte.
    Wenn Lucianus, seinem Herrn, der unangefochten für ihn wichtigsten Bezugsperson, jemand unersetzbarem, etwas - Gravierenderes - zustoßen würde ... unvorstellbar.
    Das Leben war doch schon gefährlich genug! Da musste man doch nicht noch nachhelfen, indem man sich in so eine hirnrissige Verschwörung verrstrickte, die nochdazu wage Aussichten auf Erfolg hatte!
    Und wofür? Wofür? Für die eigene Macht? Nur um selbst zu denen zu gehören, die die Zügel in der Hand hielten? Dafür sein Leben riskieren?
    Das war doch riesengroßer Unsinn!


    'Oh, Lucianus, bitte sei vorsichtig ...'

    Zufrieden nickte der Bithynier, als ihm Cimon stumm recht gab, dass ein Unfreier nun einmal seinem Eigentümer zu gehören hatte. Etwas anderes zu sagen wäre schließlich Rebellion. Phaeneas sah es gerne, wenn man ihm recht gab, wenn er schließlich unbestreitbar recht hatte.


    Auf den bedauernden Blick hin zuckte Phaeneas nur mit den Achseln. Es war wie es war. Daran konnte man schwerlich etwas ändern, deswegen war es das Beste, sich einfach damit abzufinden. Am Schluss blieb doch von allem nur Erinnerung. Auch vom Leben … blieb letztlich nur Erinnerung …


    Jaaaaa … Mit Cimons „Das beantwortet meine Frage." war erstmal alles gesagt, was gesagt werden musste. Stille breitete sich aus. Genauso in Phaeneas‘ Kopf. Während es in seinem Inneren immer noch bedrohlich brodelte. Denn letztlich blieb doch noch etwas, das geklärt werden musste. Etwas, das jetzt unausweichlich wurde.
    Jede Liebesbeziehung stellte ein Risiko dar. Aber doch war der Bithynier immer und immer wieder eine eingegangen, wenn er den Eindruck gehabt hatte, dass es gepasst hatte. Und das Risiko kalkulierbar gewesen war. Tja … wie war das bei Cimon?
    Jedesmal wieder ein Risiko … und doch immer wieder …
    Tief atmete er ein und aus.


    Die letzte Frage, die nach einer zufriedenstellenden Antwort verlangte …


    Todernst und bohrend richtete er seinen Blick auf den aurelischen Sklaven. Fast als wollte er ihm mit Blicken sagen: ‚Ich scherze nicht und wehe! du scherzt!‘ Für keine Sekunde ließ er ihn aus den Augen.



    „Cimon, liebst du mich?“



    Prüfend und misstrauisch musterte er ihn dabei, um nur keine Regung zu übersehen, jede Ernsthaftigkeit genau erkennen zu können. Als würde er ihm ohne weiteres zutrauen, ihm eiskalt ins Gesicht zu lügen.
    Denn jetzt galt es, noch in letzter Sekunde jede Schauspielerei zu enttarnen und damit eine Katastrophe abzuwenden.
    Angestrengt und unerbittlich fixierte er ihn also.


    Na gut, in Anbetracht dessen, dass Cimon längst wusste, wie es um Phaeneas stand, war es für ihn ein leichtes, auch unehrlich die Antwort zu geben, auf die der Lucian’sche Leibsklave hoffte. Leider. Aber das war nun mal das dämlicherweise viel zu große Risiko bei dieser Sache


    ‚Oh bitte, bitte, bitte!‘ Das Herz klopfte ihm bis zum Hals und er fühlte Schweißausbrüche …

    Na toll! Jetzt hatte Tigranes ihm diesen Job aufgebürdet! Ausgerechnet ihm, von dem die meisten Leute allein deswegen schon überfordert waren, weil er praktisch nie sprach. Ja klar, man musste ja auch reden und beim Reden bestimmte Regeln menschlichen Zusammenseins befolgen (nie über Schlechtes, immer nur über Schönes reden, es sei denn man lästerte gerade über jemanden). Sonst war man ‚unsozial‘ und die Leute fühlten sich zurückgestoßen. Kleine Sensibelchen


    Okay, mal schaun, wie er das mit diesem Iulius Proximus hinbekommen würde.
    Im Atrium wies Xerxes auf die Klinen und brummte: „Ich hol mal den Herrn.“ Ein Nicken. Damit, hoffte er, war die Sache erledigt. Für mehr reichte seine Ahnung vom gewöhnliche Umgang Normalsterblicher nicht aus.

    „Nun gut … Nachdem wir das geklärt haben, ähm … müsste er wahrscheinlich schon zu sprechen sein.“ ‚Oder? Das hätte Lichas doch jetzt auch gesagt, nicht, Xerxes?‘, flüsterte Tigranes besagtem zu. Der nickte gewichtig. „Genau, der ist zu sprechen.“
    Schließlich sah er sich suchend um – und entdeckte Xerxes. „Ja, Herr, dann würde ich vorschlagen, du folgst Xerxes. Der führt dich ins Atrium und benachrichtigt den Hausherrn.“
    Xerxes sah ihn nur verwirrt und hilflos an; und ziemlich überrascht. Tigranes dagegen antwortete mit einem unerbittlichen Blick und wiederholte streng für seinen Mit-Türwächter: „Und benachrichtigt den Hausherrn … !

    Es war also wirklich Áedán. Diese Liebschaft. Cimons Liebschaft. Wie diese Formulierung brannte!
    Na toll. Das hörte sich ja echt so an, als ob Cimon nur geradewegs mit diesem Áedán ins Bett gestiegen wäre. Stellte sich nur die Frage: Ob er da in einer Beziehung mit Phaeneas genauso für gefährdet wäre.


    Eine seltsame Form von Erleichterung breitete sich in dem Bithynier aus. Während er gleichzeitig den Eindruck hatte, dass die Verwirrung in ihm nur noch größer wurde.
    Trotz dem, was Cimon zuletzt gesagt hatte, schaffte Phaeneas es noch zu kritisieren: „Du kannst mir gar nicht gehören, weil du deinem Eigentümer gehörst und niemandem sonst.“ Mit Nachdruck stellte er das fest.


    Das mit dem Kopf gegen die Säule schlagen ließ der Nubier erfreulicherweise. Komische Eigenart. Diese offene Gewalttätigkeit. Diese Grausamkeit gegen sich selbst.
    Die Sache mit diesem Atonis verstand Phaeneas immer noch nicht recht. Aber gut, alles musste man auch nicht verstehen.


    Als der aurelische Sklave ihm so nahe kam, konnte Phaeneas seinen Atem spüren. Seine Wärme, das leichte Zittern. Musste in seine Augen sehen. Senkte verschämt den Blick. Schob ihn mit den Händen zurück, die dabei auf Cimons Brust zu liegen kamen. Entfernte sich selbst noch ein kleines Stück, zusammen mit den Händen.


    Und dann kam eine verdammt unverschämte Frage. Eine sehr indiskrete, neugierige Frage. Die der Bithynier nun wirklich nicht so einfach zu beantworten gewillt war.
    Nur das, was er für wichtig hielt, sollte Cimon erfahren.


    Die aufgerissenen Augen jedenfalls verunsicherten Phaeneas ein weiteres Mal. Und dann hätte er fast loslachen können, als er keine Gelegenheit bekam zu antworten.


    Mahir immer noch lieben? „Ich bitte dich, das ist ewig her! Und wahrscheinlich ist er längst tot! Mahir war damals schon fast 50.


    Tja, nach ein paar Jahren hab ich einen neuen Besitzer bekommen und bin wieder in einem ganz anderen Teil von Italia gelandet. Wir konnten uns nicht mehr sehen und so wurde die Beziehung praktisch unmöglich gemacht. Wir haben uns verabschiedet und … das war’s.“ Nüchtern kamen diese Worte über Phaeneas‘ Lippen. Die dunklen Augen ruhig auf Cimon gerichtet.


    „Na ja, aber in gewisser Weise werde ich ihn immer lieben ... So wie auch die Männer, die nach ihm kamen ...“, reflektierte er schließlich nachdenklich über einen Teil der Geschichte, über den Menschen wohl nur schwer eine Aussage machen können.


    Aber nochmal zurück zum vorherigen Thema. „Mahir ist sehr vorsichtig und rücksichtsvoll mit mir umgegangen.“ Und hatte damit entscheidende Maßstäbe dafür gesetzt, wie Phaeneas bis auf den heutigen Tag in einer Beziehung - von einem Mann - behandelt werden wollte. „Nie hat er mich zu etwas gedrängt. Aber das musste er auch gar nicht – beantwortet das deine Frage? Es hat sich alles wie von selbst ergeben, wie es aus mir selbst kam.“

    Als der Spruch von den schweren Zeiten, die Rom bevorstanden, kam, wusste Phaeneas, worum es ging. Weshalb Lucianus so durch den Wind war. Na klar. Diese unselige Verschwörung. Dieser dämliche Umsturz. ‚Ach, was auch immer sie mit dieser Machtpolitik haben‘, dachte der Sklave unwillig. Jetzt zeigten diese Pläne schon erste negative Folgen. Indem sie den sonst so ruhigen, entspannten Lucianus ungeduldig und unwirsch werden ließen. Danke.
    Nach Aegyptus. Na, viel Spaß. Gut, was die da in Aegyptus machen würden, konnte dem Bithynier auch egal sein. Die würden die Zeit schon totschlagen können. Solange sie nicht in das letzte Provinznest gehen sollten, konnte man sich dort als Oberschichtler mit Geld laut Phaeneas‘ Quellen ein ganz nettes Leben machen.

    Aufmerksam hörte sich Phaeneas an, was Lucianus seines Gasts wegen brauchte. In Anbetracht dessen, dass der Sklave genau wusste, wo der „Curator rei publicae“ seine jeweiligen Akten verstaut hatte (oder besser: von ihm verstauen hatte lassen), brauchte er nur geradewegs in das Arbeitszimmer gehen und das Gewünschte mitnehmen.
    Unterwegs gabelte er noch eine junge Sklavin, und zwar Thessalonice, auf, die Wasser und Wein mitbrachte. Ihre Stupsnase hoch erhhoben, während sich das Licht auf der porzellanartigen Haut ihres schmalen Gesichtes reflektierte, schritt sie an die beiden Männer heran und schenkte die Erfrischungen ein. In ihren Augen dabei ein Ausdruck, den man eventuell als hochmütig hätte interpretieren können – aber natürlich war es nur die stolze Art einer Frau, die wusste, was sie an sich hatte. (Mal davon abgesehen, dass einem aufmerksamen Beobachter ihre verkniffenen Lippen aufgefallen wären.)
    Das ließ Phaeneas wohlmeinend gewähren, auch als sich Thessalonice nach getaner Arbeit wieder in den Wirtschaftstrakt zurückzog und dem Lucian’schen Leibsklaven das Feld überließ.
    Denn noch während sie sich mit den Bechern beschäftigte, reichte er seinem Herrn die geforderten Papiere.


    Es war auffällig, dass er häufig die Möglichkeit nutzte, wo sich die Gelegenheit gab, Lucianus in Beschlag zu nehmen. Oder besser, seine Gegenwart. Manchmal ließ es sich praktisch nicht vermeiden, wegen seiner anderen lästigen Pflichten als Tonangebe-Sklave (auf die der Bithynier auch gut verzichten könnte), dass andere Sklaven Lucianus und seinen Gästen aufwarten, aber wann immer sich beide Pflichten (als Leibdiener und oberster Sklave) nicht gegenseitig ausschlossen, kümmerte sich Phaeneas selbst um Lucianus‘ Wohl.
    Denn auch ohne den Curator-Akten-Auftrag wäre Phaeneas hier persönlich anwesend gewesen.