Beiträge von Publius Vipsanius Gallicus

    Gallicus nickte knapp und reichte dem Centurio wortlos den gesiegelten Brief seines Patrons auf den Tisch.



    An den
    Rekrutierungsoffizier oder derzeitigen Kommandeur
    der Legio I Traiana Pia Fidelis



    Salve,


    der Träger dieses Schreibens, Publius Vipsanius Gallicus, ist mein Klient und ich möchte ihn hiermit für eine Position als Unteroffizier der Legio I Prima Pia Traiana Fidelis empfehlen.
    Er diente bereits unter meinem Vetter Lucius Annaeus Florus als Nauta in der Classis Misenis bei der Marineinfantrie und hat sich stets durch seine Umsicht und seinen Gehormsam hervorgetan. Während seiner Dienstzeit wurde er unter anderem auch mit bronzenen Armillae für seine Verdienste ausgezeichnet. Nach Ablauf seiner 25 Jahre Dienst bei der Classis wurde er mit allen Ehren entlassen und erhielt das römische Bürgerrecht.
    Ich bin sicher, dass er die Aufgaben eines Optios oder eines Signifers zur vollsten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten erfüllen wird und empfehle ihn daher für die eben genannten Posten.



    gez. KAESO ANNAEUS MODESTUS






    Dass er dem Rekrutierungsoffizier keine bessere Geschichte über seine Armiliae hatte erzählen können, tat dem Vipsanier fast ein wenig leid, aber es gab nun mal keine. Er hatte während seiner Dienstzeit nie Anlass zu Beschwerde gegeben, immer „brav“ seinen Dienst versehen, bis auf ein paar kleinere Scharmützel war ja auch nicht viel losgewesen, und war nach seinen fünfundzwanzig Jahren dafür eben mit dem Bürgerrecht und bronzenen Armiliae belohnt worden.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    Der Rekrutierungsoffizier war im ersten Moment überrascht, das hatten sie hier nicht oft, dass ein Veteran sich erneut verpflichten ließ.
    Interessiert registrierte er die armillae, die der Mann trug und fragte nach:
    "Ah, dann willkommen bei uns. Nun, dann müsste ich wissen in welchem Rang man dich entlassen hat.
    Und wenn du mir verrätst wofür du die bekommen hast, schadet das dirsicherlich auch nicht."
    wobei er mit dem Stilus auf das Handgelenk des Mannes zeigte.
    Man hörte deutlich, dass dies hier nicht sein normaler Rekrutierungstonfall war


    "Ich war Nauta, als ich ehrenhaft entlassen und mir das Bürgerrecht verliehen wurde", beantwortete er die erste Frage des Centurios. Des Vipsaniers Blick fiel wieder auf die Armiliae, die dem Centurio also auch aufgefallen waren. Er lächelte leicht und sprach: "Die Armiliae hab' ich bei meiner Entlassung für „besondere Taten während meiner Dienstzeit“ erhaten." Im Grund waren sie nicht mehr als eine Art Abschiedsgeschenk gewesen, aber so etwas bekam immerhin auch nicht jeder... "Ich hätte an eine Wiederaufnahme in den Exercitus als Optio oder Signifer gedacht", fügte er noch hinzu und zückte den Brief seines Patrons. "Ein Empfehlungsschreiben von meinem Patron habe ich auch noch, wenn du das brauchst..." Der fast schon kameradschaftliche Ton des Centurios ließ ihn hoffen.

    Glücklicherweise war jedes Lager der römischen Armee nach dem gleichen Schema aufgebaut, so dass Gallicus den Weg zum hiesigen Rekrutierungsbüro schnell gefunden hatte. Dort klopfte er kräftig an, trat ein und grüßte den Diensthabenden (welchen Rang der auch immer haben mochte) in militärischem Tonfall:


    "Salve! Ich bin Publius Vipsanius Gallicus und möchte mich erneut verpflichten. Zuvor habe ich fündundzwanzig Jahre bei der Classis Misenensis gedient."


    Mehr war vorerst nicht zu sagen. Vielleicht würde der Soldat ja auch die Armiliae erkennen, die seine Handgelenke zierten.

    Gallicus blickte den Mann seinerseits seltsam an. "Du hast dich keineswegs verhört, Miles", erwiderte er. "Ich will wieder in die Legionen eintreten. Das ist ja nichts ungewöhnlich." Viele ehemalige Soldaten der Hilfstruppen taten das. "Also wo muss ich hin?" Außerdem war die Legion sein einziger Ausweg, etwas anderes konnte er nicht, in der Verwaltung hatte er kläglich versagt, und ein Handwerk beherrschte er auch nicht. Es blieb nur die Legion.

    Nachdem er nichts mehr in Rom zu erledigen gehabt hatte, war Gallicus mit dem Brief seines neuen Patrons nach Mantua aufgebrochen um endlich wieder den Legionen, in diesem Falle der Legio I Traiana Pia Fidelis beizutreten. Die Reise von Rom nach Mantua hatte er in ungefähr zweieinhalb Tagen, in dem er sich von einem Händler gegen ein kleines Entgeld hatte mitnehmen lassen bewältigt. Nun, am frühen Nachmittag des dritten Tages seit dem er in Rom stand er vor dem eindrucksvollen Castellum der ersten Legion.


    Dieser Anblick des steinern Lagers weckte in Vipsanius Gallicus viele Erinnerungen. Gute, wie schlechte. Vor mehr als fündundzwanzig Jahren hatte er vor dem Castellum der Classis in Misenum gestanden, als sechzehnjähriger Jüngling um der Flotte beizutreten und das Bürgerrecht für sich und seine Nachkommen zu erwerben. Das war ihm auch gelungen aus dem Peregrinus Publius Gallicus von damals war der römische Bürger Publius Vipsanius Gallicus geworden. Vom Militär hatte er sich dennoch nicht wirklich lossagen können, schließlich hatte er ja auch keinen anderen Beruf gelernt, konnte nichts anderes als das „Soldatenwerk“. So würde er also wieder eintreten, in die Legionen des Kaisers.


    "Salve Miles!", grüßte Gallicus den wachhabenden Soldaten und verfiel wie von selbst wieder in einen militärischen Tonfall. "Mein Name ist Publius Vipsanius Gallicus. Ich habe fünfundzwanzig Jahre bei der Classis Misenensis gedient und möchte nun wieder eintreten. Ich nehme an, dass ich zum Rekrutierungsbüro muss, nicht wahr?" Von seinem Intermezzo in Germanien erwähnte er ganz absichtlich nichts, denn es schien ihm sehr unbedeutend in Bezug auf sein Anliegen.

    Das Rennen begann! Sofort nachdem das Tuch, das derjenige, der das Startsignal gegeben hatte den Boden berührte, preschten die acht Wagenlenker hervor und kämpften um die vorderste Position. Gallicus Blick heftete sich an die beiden Fahrer der Factio Albata, Fortunatus und Pigor Secundus. Beide waren sehr gut weggekommen, Fortunatus ein wenig besser, er war an der Spitze. Direkt hinter ihm war Pigor Secundus, dem es allerdings nicht gelang seinen Factio-Kollegen zu überholen. Als Erster beendete schließlich Fortunatus die erste Runde und nahm die zweite Runde in Angriff, hinter ihm, allerdings schon deutlich hinter ihm befand sich irgendein Wagenlenker der Grünen, erst dann kam Pigor Secundus.


    Vipsanius Gallicus führte sich seinen Weinschlauch zum Mund und stimmte enthusiastisch in die Sprechchöre der Anhänger der Albata ein:


    "Vorwärts, Fortunatus!!! Lass sie Staub schlucken!!! Albata vor!!!"




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    SODALIS FACTIONIS ALBATAE

    "Das werde ich tun", nickte Gallicus dem Annaeer zu.


    "Dann vale, Patronus!", verabschiedete der Vipsanier sich freundlich. "Und danke, noch einmal!"


    Auch wenn er Modestus schon gefühlte hundert Mal gedankt hatte, konnte er, ob der großen Hilfe, die er ihm geleistet hatte, trotzdem nicht davon ablassen.


    Gallicus nickte dem Patron zum Abschied zu und entfernte sich dann aus dem Atrium und danach aus der Domus Annaea.

    Zu jener Zeit, als Vipsanius Gallicus sich für einige Tage in der Haupstadt des Imperium Romanum befand, fand auch der Endlauf zu den Spielen zu den Feriae Latinae statt. Als treuer Anhänger der Factio Albata, der Weißen, jener Factio, die einst sein Patron Annaeus Florus geleitet hatte und die jetzt ein Verwandte des Florus leitete, zählte der Vipsanier den Besuch von Wagenrennen, wann immer er die Zeit dazu hatte, regelrecht zu seiner Pflicht. Er hatte sich ein wenig über die antretenden Fahrer informiert und wusste, dass Fortunatus, einer der Spitzenfahrer der Weißen sogar große Chancen auf den Sieg hatte. Es versprach also ein äußerst spannendes Rennen zu werden!


    Mit einem Weinschlauch bewaffnet bezog Gallicus auf einem der billigeren Plätze, er war schließlich kein Krösus, Stellung und hielt gut gelaunt nach bekannten Gesichtern Ausschau, auch wenn er in Rom ohnehin kaum jemanden kannte, aber das konnte sich ja noch ändern. Seine Frau hatte er indes zu Hause gelassen, denn für Wagenrennen hatte sie seltsamerweise nichts übrig.




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    SODALIS FACTIONIS ALBATAE

    Die Frage seines neuen Patrons konnte Gallicus getrost verneinen:


    "Danke, Patronus, aber ich habe genug Geld für die Reise."


    Dann kam der Sklave wieder zurück, Modestus unterzeichnete und siegelte das Stück Papyrus und der Vipsanier nahm selbiges mit einem dankenden Nicken entgegen.


    "Noch einmal vielen Dank, Patron!", sagte er. "Selbstverständlich werde ich dir regelmäßig schreiben, wie es sich für einen treuen Klienten gehört."

    Gallicus nickte noch einmal dankend für das Empfehlungsschreiben seines neuen Patrons. Gründe, die gegen eine Wiederaufnahme sprachen, wusste er nicht. Er war römischer Bürger und auch nicht vorbestraft.


    "Ich würde gerne sobald wie möglich nach Mantua aufbrechen, Patronus", sagte er, die ungewohnte Anrede benutzend.


    "Nun, wie gesagt möchte ich als Optio oder Signifer wieder eintreten, Patron", erwiderte der Vipsanier etwas irritiert. Oder was meinte der Annaeer sonst mit einer 'besonderen Position'?


    "Verzeih mir, Patronus. Ich werde darauf achten", entschuldigte Gallicus sich schließlich noch für sein Versäumnis.

    Gallicus nickte seinem neuen Patron noch einmal dankbar zu, bei dessen Worten bezüglich der Marineinfaterie gab er nur einen zustimmenden Laut von sich. An so etwas hatte er auch schon gedacht, denn er ging davon aus, dass man Männer, die bei der Marineinfanterie gedient hatten, weitaus lieber aufnehmen würde, als solche, die sich um die Schiffe der Flotte gekümmert hatten.


    "Ich werde deinen Rat beherzigen", sagte der Vipsanier. "Nun, da ich in Italia bleiben möchte, habe ich an die einzige hier stationierte Legion gedacht, die Legio Prima."

    Gallicus nickte und stellte erfreut fest, dass der Mann ihm offenbar helfen wollte.


    "Ich bin als einfacher Nauta aus dem Dienst ausgeschieden und war bei der nautischen Abteilung. Aber kämpfen kann ich genauso gut wie ein Marineinfanterist! Außerdem wurde ich für meine Verdienste mit bronzenen Armiliae ausgezeichnet. Ich würde am liebsten einer Legion beitreten, vielleicht als Optio oder Signifer."


    Zur Bekräftigung deutete der Vipsanier auf seine Arme, die von besagten Armiliae geziert wurden.


    Bei dem Vorschlag des Senators horchte er auf. Er überlegte kurz und nickte dann bedächtig. Das war weitaus mehr als er zu hoffen gewagt hatte, und er würde seinem Patron auch nicht die Treue brechen, denn sobald dieser zurückkehren würde, würde er sich wieder in dessen Patronat begeben.


    "Ich danke dir vielmals für dein Angebot und nehme es gerne an", sagte er fast ein wenig feierlich.

    Gallicus kam das ganze etwas seltsam vor. Einerseits schien der Verwandte seines Patrons nicht zu wissen, wo sein Patron war, aber andererseits schien Florus sich auch nicht mit seiner Familie überworfen zu haben oder dergleichen, sonst hätte man ihn ja wohl kaum empfangen.


    "Wenn du etwas über seinen Aufenthaltsort erfährst, wäre ich dir sehr dankbar, wenn du mir eine Adresse zu kommen lassen würdest, damit ich meinem Patron schreiben könnte", sagte der Vipsanier noch bezüglich seines Patrons.


    Dann kam er auf den Grund für seinen 'Besuch' zu sprechen: "Nun, du solltest vielleicht meine Vorgeschichte kennen. Ich wurde als Peregrinus geboren, habe mir dann bei der Flotte, als mein Patron und dein Verwandter dort Präfekt war das Bürgerrecht verdient und bin nach dessen Verleihung lieder wieder aus der Flotte ausgereten um nach Germanien zu gehen. Dort war ich einige Zeit lang Praefectus Portuensis, allerdings hat mir die Arbeit dort leider keine wirkliche Befriedigung gebracht. Also habe ich den Entschluss gefasst wieder zum Militär zu gehen. Ich bin zwar schon relativ alt, aber ein paar Jahre werde ich gewiss noch gut meinen Dienst verrichten können. Und naja, ich habe mir von meinem Patron in dieser Sache einen Rat oder eine Empfehlung erhofft. Vielleicht kannst du mir ja auch weiterhelfen?"


    Vipsanius Gallicus blickte den Aedilis Plebis durchaus hoffend an.

    Gallicus musste glücklicherweise nicht allzu lange warten, bis der Aedilis Plebis das Atrium betrat und ihn überaus freundlich begrüßte.


    "Salve, Annaee Modeste!", grüßte der Vipsanier ebenso freundlich zurück.


    Anschließend überlegte er einen Moment, bevor er sein eigentliches Anliegen vortragen wollte, wollte er sich noch nach seinem Patron erkundigen.


    "Darf ich zuerst fragen, ob du weißt, wo sich mein Patron derzeit aufhält?"

    Direkt hinter dem Ianitor der Gens Annaea betrat Gallicus das Atrium der Domus Annaea, wo er geduldig auf den ihm noch unbekannten derzeitigen Aedilis Plebis, den ehrenwerten Annaeus Modestus wartete. Während er dies tat, musterte er die Einrichtung des Atriums und ging langsam auf und ab.

    Gallicus kratzte sich nachdeklich am Hinterkopf. Natürlich, dass der Aedilis Plebis sehr viel zu tun hatte, verstand er. Da der Vipsanier fest damit gerechnet hatte, seinen Patron hier zu treffen, überforderte ihn die Situation ein wenig.


    "Naja, eigentlich wollte ich meinen Patron um Unterstützung bezüglich meines weiteren Werdegangs bitten..."


    Der Vipsanier blickte den Inaitor nachdenklich an.


    "Aber da dieser nicht da ist, hätte ich gehofft sein Verwandter könnte mir einen Rat geben. Meinst du wäre das möglich? Es müsste ja nicht sofort sein, du verstehst?"