Beiträge von Timokrates Kyrenaikos

    Eine interessante Meinung, die dieser Philotes da hat, wirklich interessant. Timokrates bemüht sich, vorsichtig zu antworten.


    "Vielleicht ist das ja auch gerade der Grund, warum der Basileus einen Strategos sendet. Der weiß wenigstens, wie zu handeln, falls das Getreide ausbleibt..."

    So, mein definitiv letzter Senf dazu:


    1. Geschichte ist nicht Civilization VI. Es gibt in echt keinen Forschungsstammbaum. Für Ansichten, die sowas annehmen gibt es übrigens einen Fachbegriff Evolutionismus, der zurecht für ein sehr eingeschränktes und chauvinistisches Welt- und Menschenbild steht.


    2.

    Zitat

    Original von Corax Syphax
    Wieso rekrutierten sie dann nicht mehr Soldaten oder forderten die Familien auf mehr Kinder zu zeugen, damit die Bevölkerung stieg, und damit auch das Heer. Große Angst um Krankheiten mussten sie ja nciht haben, sie hatten ja die Kanalisation.


    Meinst du das eigentlich noch ernst? Denk mal ein bisschen nach, vielleicht kommt dir die Erkenntnis ja von selbst. ;)


    3. @ Germanicus: Schließ mich deiner Forderung an. (Das mit dem Thread teilen und nicht mit der Germanenseele natürlich :D)




    /edit: Link geändert

    Zitat

    Original von Corax Syphax
    Wenn das nicht der Fall gewesen wäre, dann wären wir jetzt mit unserer Entwicklung sicher einige Jahrzehnte voraus.


    Ich glaube nicht. Die römische Kultur funktionierte ganz anders als die unsere funktioniert, auch was die Wissenschaft angeht. Die Griechen kannten auch schon bereits die Prinzipien von Elektrizität, Differentialgetrieben oder Dampfkraft. Trotzdem haben sie diese Erkenntnisse eher dazu genutzt, lustige Spielsachen zu bauen. Wenn es das Römische Reich immer noch geben würde, wäre wahrscheinlich niemals jemand auf die Idee gekommen, so was im großen Stil nutzbringend anzuwenden.


    Außerdem: Erscheint es dir wirklich erstrebenswert, unter einer göttlich legitimierten Militärdiktatur zu leben? Willst du wirklich als quasi rechtsloses Subjekt in einen strengen Kastensystem leben und der Willkür dekadenter Aristokraten ausgesetzt sein?

    Timokrates schaut ein bisschen skeptisch. Sie haben die Stoa nun verlassen und kommen auf den etwas bevölkerteren Teil der Agora. Wahrscheinlich ist es hier nicht so gut, frei über die Rhomäer zu reden. Klar, Philotas scheint einer angesehenen Familie anzugehören, die können sich sowas sicher erlauben, aber er...? Man hört ja so allerhand Gerüchte... Lieber auf Nummer sicher gehen.


    "Na ja, Aegyptus ist eine reiche Provinz und liegt weit im Osten. Sicherlich ein wichtigstes potentielles Ziel der Parther in ihren Kriegsplänen. Ich halte es da nur für richtig vom Basileus, einen Strategos mit der Oberaufsicht zu betrauen. Und mal unter uns: Diese Ägypter brauchen doch die Peitsche. Mit dem Zuckerbrot können sie nicht umgehen. Ich hoffe nur, dass er sich zu den Griechen und Makedonen richtig verhält.


    Was mir viel mehr Sorgen macht, ist, dass man von dem Mann noch nicht viel gehört hat vorher. Ob er der Aufgabe überhaupt gewachsen sein wird? Schließlich ist Alexandria nicht leicht zu halten. Und wenn die Provinz ihren Kopf verliert, ist der Körper schutzlos..."

    Oh ja, Klatsch und Tratsch ist immer gut.


    "Du meinst den neuen Eparchen? Ich kenn da auch nur Gerüchte und noch ist er ja nicht da, so dass man sich ein Bild von ihm machen könnte. Soweit ich weiß kommt er aus Germania und hatte dort einen Posten beim Stratos inne. Ich bin auf jeden Fall sehr gespannt darauf, wie er sich in das neue Klima einlebt.


    Was mir viel mehr auffiel, ist, dass die Ablösung sehr überraschend kam. Ob das mit dem Krieg zu tun hat? Schließlich erhält er das Kommando über die XXIIIte, die sich ja im letzten Bürgerkrieg klar auf die falsche Seite postiert hat."

    Dreifach geheiligte Isis! Dass manche Leute sich immer so bedeckt halten müssen! Als ob sie was zu verlieren hätten! Timokrates spricht den Gedanken zwar nicht laut aus, aber vielleicht kann man an seiner Mimik und Körpersparache erkennen, was er denkt.


    Gerade hebt er schon an, um ein paar sorgfältig gewählte Widerworte auszusprechen, als ihm der letzte Teil von Philotas Satz wieder in den Sinn kommt. Also zuckt er nur mit den Schultern und meint.


    "Ein paar Runden im Gymnasion, eigentlich eine interessante Idee. Eine hervorragende noch dazu. Ich glaube, ich werde mich dem anschließen."


    Gewöhnlich zieht er es ja vor, in den Exedren des Gymnasions Leute anzuquatschen und ein paar Informationen aus ihnen heraus zu locken, aber mal zur Abwechslung selbst mit Schweiß, Sand und Öl verklebt zu sein hat auch seinen Reiz. Außerdem soll die Therme dort ganz nett sein.

    Der Lybier zuckt mit den Schultern: "Na ja, weißt du, irgendwann kommt die Zeit im Leben eines jeden Mannes, sich zu festigen und etwas zu tun für das eigene Wohl und für das Wohl der Gemeinschaft. Das Dasein als Händler hat schon seine Vorteile aber es ist immer ein Auf und Ab und nie hat man irgendwas Sicheres und Gefestigtes in der Hand."


    Dann schaut er dem Alexandriner fest in die Augen und meint:


    "Allerdings ist es sehr schwer, als Fremder in Alexandria Fuß zu fassen. Ich habe zwar schon den ein oder anderen wichtigen Mann kennen gelernt, aber vor der Ekklesia zu bestehen, das ist noch einmal eine ganz andere Sache.


    Aber genug von mir: Was machst du eigentlich und was hast du vor?"

    Weiterhin gibt sich der Lybier fachmännisch: "Aber ich denke, dank den verdammten Krieg werden sich die Sylpionpreise noch mehr steigern. Die meisten Produkte, die auf dem Markt erhältlich sind, kommen nämlich aus dem Reich der Parther. In nächster Zeit wird man sie also nur durch Schmuggel oder über den großen Umweg nach Indien erhalten."


    Kurz denkt er nach.


    "Eigentlich ganz gut, dass der Krieg mit meinem Ende als Händler zusammen fällt. Kriege mit den Parthern treffen den gesamten Luxusgütermarkt ganz empfindlich. Händler können zwar viel höhere Preise verlangen, dafür ist es aber auch viel schwieriger, an die begehrten Waren zu kommen. Sylphion, Seide sowie Gewürze und Drogen werden wohl in nächster Zeit etwas knapp werden. Zum Glück bin ich nicht auf solche Dinge angewiesen wie so manch anderer. Was jetzt nicht heißen soll, ich würde derartiges nicht schätzen, wenn es zu haben ist."


    Zu seinen Tätigkeiten meint er harmlos: "Oh nichts besonderes derzeit. Ich habe beschlossen, mich erst einmal hier nieder zu lassen, denn mir gefällt diese Stadt, sowie das Bürgerrecht zu erwerben. Als kyrenischer Bürger dürfte das nicht allzu schwer sein. Und danach vielleicht in die Politik gehen..."

    Timokrates runzelt die Stirn.


    "Naja, das "Handeln" habe ich eigentlich vor einiger Zeit aufgegeben. Man ist dabei gezwungen sich mit zuvielen Leuten einzulassen, mit denen man sich besser nicht einlassen sollte, wenn du verstehst was ich meine."


    Als der Alexandriner das Sylphion erwähnt, muss Timokrates etwas grinsen. Zwar hat er Zeit seines Lebens relativ wenig mit Produkten aus seiner Heimat gehandelt, aber es ist doch immer interessant, was für Gerüchte sich in der normalen Bevölkerung hartnäckig halten.


    "Naja, Sylphion habe ich auch das ein oder andere Mal gehandelt, aber nicht das lybische. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung verhält es sich nämlich so, dass die echte Pflanze seit einem halben Jahrhundert ausgestorben ist. Heute kriegst du nur noch billige Imitate ähnlicher Pflanzen aus Syria, Persis und Baktria. Stoffe mit viel schwächerer Wirkung, die oft nur den Namen mit dem echten Kraut gemein haben. Die kyrenischen Händler haben nämlich ihre Verknappungspolitik so weit gefahren, dass die Pflanze einfach ausgestorben ist. Ich denke nicht, dass es irgendwo auf der Welt auch noch eine Unze des Traumstoffes geben wird."


    Dann denkt er noch einmal kurz nach:


    "Aber auch das falsche Sylphion, vor allem das syrische, bewirkt großartige Resultate, vor allem wenn hübsche junge Männer und Frauen anwesend sind, wenn du verstehst was ich meine. ;)"

    Timokrates dreht sich um und schaut fragend auf eine wohl schon sehr lange hier stehende Büste eines Mannes.


    "Ah, den meint ihr! Ja, tatsächlich ein sehr erfolgreicher Mann."


    Timokrates versucht, zu kaschieren, dass er wirklich gar keine Ahnung hat, um wen es sich dabei handelt.


    "Allerdings ist es wohl genau das, was man von einen Steuereintreiber erwartet- finanziell erfolgreich zu sein."


    Dann mustert der Lybier den Mann.


    "Kann es sein, dass ich dich schon einmal irgendwo gesehen habe? Vor ein paar Tagen im Gymnasion vielleicht? Du kämpftest mit einem gewissen Philidas...


    Meine Wenigkeit ist übrigens Timokrates Kyrenaikos, meines Zeichens Händler aus der Kyreanica. Mit wem habe ich die Ehre?"

    Hnnng! Jetzt hat er den Gast doch aufgeweckt! Verärgert über sich selbst dreht er sich zu diesem. Aber gleich atmet er durch. Der attische Jüngling scheint sich nicht wirklich gestört zu fühlen von Timokrates Weckversuch. Er scheint kein Morgenmuffel zu sein, ganz im Gegensatz zu seiner eigenen Wenigkeit.


    Freundlich verbeugt sich Timokrates vor dem Fremden.


    "Auch dir einen guten Morgen, Nikolaos. Ich hoffe, du hast ebenfalls gut geschlafen, obwohl es sicherlich bequemere Möglichkeiten gegeben - äh, lassen wir das: Eigentlich ganz gut, dass du schon im Spiesesaal liegst, ich wollte gerade etwas zum Frühstücken aus der Küche holen. Das Personal schläft nämlich schon wieder."


    Timokrates hat letzteres gesagt, weil er nicht den (im Übrigen vollkommen richtigen) Eindruck erwecken wollte, dass er gar kein Küchenpersonal besaß. Aber so ganz gut gewählt war die Ausrede dann auch wieder nicht, wenn man auf vornehme Gesellschaft spielen will.


    "Machs dir bequem, ich bring ein paar Kleinigkeiten."


    Dann verschwindet er in der Küche und kommt nach einiger Zeit wieder raus mit einer Schale geschnittenes Weißbrot in der einen, einer Schüssel Wein zum Dippen in der anderen Hand. Er stellt alles auf den Tisch. Dann verschwindet er wieder und kommt mit einem ungeheuren Sammelsurium an Kleinigkeiten, Oliven, Pasten, Früchten, Kräutern, Gewürzen, einen Tiegelchen Honig und einer Kanne Fruchtsaft zurück. Er stellt alles ab und legt sich auch auf eine Kline.


    "Na denn, guten Appetit."

    Etwas irritiert ob der Frage, denn er hat gar nicht bemerkt, dass sich jemand in seiner Nähe befand, dreht sich Timokrates um und schaut direkt in das edle fein geschnittene Gesicht eines sehr kultiviert und aristokratisch wirkenden Mannes. Schnell kombiniert er: Das muss der Mann sein, der ihm gerade die Frage gestellt hat. Der Lybier* lächelt den Mann freundlich an. Aber sofort verzieht sich seine Mine zu einer Geste der leichten Irritation.


    So ganz klar ist ihm nämlich nicht, wen oder was der Fremde mit "Finanzexperte" gemeint hat. Verwechselt der Mann Timokrates mit seinem Anwalt? Oder will der Mann Timokrates ein Geschäft aufschwatzen? Oder meint er irgendeine Büste in der Galerie? Angestrengtes Schweigen macht sich breit. Vorsichtshalber will Timokrates noch einmal nachfragen.


    "Ähm... Noch mal bitte schön?"


    Sim-Off:

    * Lybier sind für die Griechen das was die Römer als Numider bezeichnen. 2000 Jahre später kennt man diese nordafrikanischen Völker als Berber. Du hattest also recht mit der Hautfarbe. ;)

    Sim-Off:

    Darf ich? ;)


    Ein paar Reihen weiter (nach dem XXII. Bildnis eines gewissen Deinocrates, der mit 9 Jahren sein erstes Amt inne hatte) begutachtet Timokrates, der sich ebenfalls vor der Hitze des Mittags hierher geflüchtet hatte, ein Ehrendenkmal des Königs Ptolemaios Philopator, welcher ein paar Jahre mit Kleopatra der Großen zusammen regierte, bevor sich die beiden Geschwister nach alter ptolemäischer Tradition und Sitte in einen Bürgerkrieg um die Alleinherrschaft stürzten.
    Der Mann, der die Büste hergestellt hat, muss ein großer Bildahuer gewesen sein. Zumindest hat er einen Auftrag mit einer schier unlösbaren Aufgabe übernommen: Einen 10jährigen, fetten Jungen (Timokrates schaudert, als er sich den depotischen, unerzogenen Knaben vorstellt) als lebendigen Gott und Herrscher der Welt darzustellen. Und der Künstler hat die Aufgabe mit Bravour bestanden: Gut, vielleicht kauft man dem Knabenkopf den nackten, athletischen Jünglingskörper nicht unbedingt ab, aber die Gesichtszüge zeigen eine Würde und Erhabenheit, wie sie nur bei einem Gott vorkommen können.
    Timokrates geht weiter und betrachtet den nächsten Kopf. Griechische Ruhmeshallen haben schon immer was sehr skurriles.

    Dionysos sitzt vor einem Plan des Brucheions, auf dem zahlreiche Linien eingezeichnet sind. Tönerne Miniaturfiguren sind ebenfalls darauf platziert. Um den Meister herum sitzt eine ganze Räuberbande.


    "Also Leute, das wäre der Plan: Am 17. Tag des Skirophorion* schlagen wir zu. Das Opfer wird auf seinem morgentlichen Weg zur Agora abgefangen und zwar genau hier!"


    Dionysos zeigt auf eine kleinere Gasse, die Arsinoestraße.


    "Die Straße ist um diese Uhrzeit schon recht belebt, da hier viele Händler ihre Geschäfte haben. Für gewöhnlich macht das Opfer an diesem Obststand halt um sich ein paar Datteln zu kaufen und ein wenig mit dem Obsthändler zu reden. Für gewöhnlich betritt er am 17. immer kurz den Laden.


    Der Händler zahlt dem Eutheniarchen nämlich eine kleine Summe, dafür erhält er bestimmte Vergünstigungen beim Kauf seiner Waren. Der Eutheniarch hat nämlich Zugriff zu den Hafenspeichern.


    Wenn an diesem 17. alles glatt läuft, wird der Obsthändler sich nicht in Alexandria befinden, denn er wurde von uns aus der Stadt gelockt. Stattdessen wird ein Angestellter des Obsthändlers den Archonten empfangen - Menelaos, das ist deine Aufgabe! Wenn alles klappt, geht der Eutheniarch in den Laden und wird von Demetrios und Krition überwältigt, während Menelaos draußen aufpasst.


    Wenn nicht, sollten sich Aethiopikos und Geta bereits unauffällig hinter den Mann postiert haben und ihm den Weg versperren. Gleichzeitig decken sie das Sichtfeld von vor dem Stand ab. Zwischen das Opfer und die beiden Decker sollte sich dann Lysander stellen, der dem Archonten schnell den Mund zuhält, so dass dieser nicht schreien kann. Das Opfer wird dann in den Laden gezerrt.


    Der Mann wird nun in eine Truhe verstaut und dann per Wagen zum Meson Pedion Ecke Demeterstraße gebracht, dem nächsten Eingang zu den Katakomben. Dort werde ich ihn in Empfang nehmen und töten lassen, während alle Beteiligten sich so schnell wie möglich in alle Winde zerstreuen.


    Worauf ihr aufpassen müsst: Um diese Uhrzeit patroulliert eigentlich immer eine römische Patroullie durch die Arsinoetraße. Wenn alles reibungslos läuft, dürfte diese von dem Vorfall nichts mitbekommen . Allerdings kann man sich hier nie ganz sicher sein. Ich weiß, keine günstige Ausgangslage, aber das ist leider die einzig sinnvolle Möglichkeit, das Opfer abzupassen.


    Die größte Schwierigkeit wird aber Folgende sein: Oft befindet sich der Archont in Begleitung von zwei Epheben. Diesen soll nichts passieren! Ist das klar? Keine relevanten Zeugen, auf gar keinen Fall! Lieber wird die Sache abgeblasen! Kein näherer Bekannter darf etwas beobachten!


    Denn die Sache ist die: Alles soll darauf hinweisen, dass Euxenides Opfer eines Racheaktes von Seiten des Obsthändlers geworden ist. Wir werden darauf achten, dass das Alibi des Obsthändlers alles andere als stichhaltigt ist. Außerdem hat der Händler durch die Abmachung mit dem Eutheniarchos, die wir natürlich über einen Mittelsmann öffentlich machen werden, ein Tatmotiv. Es soll nicht möglich sein, den Mord auf die Nimbactus zurück zu führen. Noch Fragen?"
    ________
    *Skirophorion: attischer Monat Juni

    Und weil sich wirklich kein Mensch in der Stadt um den guten Mann auch nur ein bisschen schert, ist es ein paar anonymen Gestalten der Stadt ein Leichtes, alle brauchbaren Informationen über den Eutheniarchos zu sammeln. Athleten und lüsterne Säcke im Gymnasion, Redner und Politiker auf der Agora, das Hauspersonal des Anwesens, der Masseur in der Therme, der ehemalige Hauslehrer seiner Jugend - alle werden angesprochen und gefragt, das Anwesen Tag und Nacht beobachtet. Notizen werden gemacht, Berichte angefertigt und alles verdichtet sich langsam zu einem klaren Netz. Man weiß, wann der Mann aufsteht, was er zum Frühstück ist, dann viel wichtiger, wann er aus dem Haus aufbricht um sein Büro auf der Agora aufzusuchen.
    Und man studiert auch seinen Körper ganz genau. Jede Narbe, jeder Leberfleck wird gezählt und verortet. Und all diese Nachforschungen, jedes einzelne Wort, kommen an einen Ort zusammen: Einer schäbigen Barracke im Rhakotis-Viertel...

    Das weitverzweigte labyrinthartige Gruftensystem der Stadt wird von den Bewohnern der Stadt in der Regel gemieden, wenn nicht gerade eine Beerdigung stattfindet. Dennoch gibt es einen bestimmten Berufsstand, der sich hier auch außerhalb der offiziellen Zeiten herumtreibt: Die Totengräber.


    Die meisten Leute meiden die düsteren Helfer des Fährmannes, die ihm tagtäglich die Körper der Verstorbenen einpacken, damit er sie schnurstracks mit seinem Boot über den Styx in Richtung Hades führen kann. Deswegen wissen auch die Wenigsten, dass die Gilden der verschiedenen Städte in Wirklichkeit eng miteinander zusammen arbeiten und sich auch um gewisse andere Geschäfte kümmern, die zwar oft auch mit dem Hades zu tun haben, aber mehr dazu gedacht sind, Obuli statt auf die Augenlider der Toten in die eigenen Geldbeutel zu legen...


    Tief im Inneren einer Gruft tanzt das Licht einer Fackel an den nassen, kalten Wänden. Drei Totengräber stehen um ein paar frische Leichnahme herum und begutachten diese mit professionellen Blicken. Immer wieder vergleichen sie die Körper dabei mit dem Bildnis eines Mannes.


    "Hmm... Ich denke, die können wir wieder in ihre Nischen sperren. Aber der da schaut eigentlich relativ gut aus."


    "Allerdings. Zum Verwechseln ähnlich. Den nehmen wir."


    "Hast du eine Ahnung, wozu der Chef die Leiche eigentlich braucht?"


    "Nö, keine Ahnung. Aber er sagte, wir sollen sehr genau sein. Ist eh ein komischer Typ, dieser Neue."


    "Na Jungs, dann wolln wir mal... Hebt an!"


    "Geht klar!"


    "Boah, wie das immer stinkt, unglaublich!"


    "Halts Maul und pack an!"


    Gemeinsam gehen die drei Männer ans Werk...

    Am nächsten Morgen betritt Timokrates das Zimmer, in dem sich die Kline mitsamt Nicophileaus befindet und staunt nicht schlecht. Warum schläft der Gast denn hier im Speisezimmer und nicht in einem der Gasträume? Verwundert zuckt er mit den Schultern. Dann schleicht er sich leise durch den Raum an der Kline vorbei. Schließlich will er den Besucher nicht aufwecken...

    Ranshid der lustige Inder


    Obwohl oder gerade weil er sich nicht ganz sicher ist, ob der seinen Job in diesem Haus morgen noch hat, grinst er nun in einem boshaften Grinsen und verbeugt sich höflich.


    "Ich wewrde mich nun zurwückziehen. Gute Nacht, edlerw Herrw. Wenn du was brwauchst, rwuf mich einfach."


    Dann zieht er ab.