Beiträge von Timokrates Kyrenaikos

    "Hm, Schade... meint Timokrates verhalten bezüglich der Häppchen. Er hat schon lange nichts mehr gegessen außer höchstens ein paar Quallen, die er veresehentlich verschluckt hat.


    Als Ioshua den Mordverdacht ausspricht entstetzt sich der Besucher. Mord?


    "Was... Du meinst... ? Nein! Ich hab ihn nicht ermordet! Ein Optio hat das getan, heute Mittag in Heraklion...


    Was eigentlich ganz gut war, denn der Mann war gerade drauf und dran, mich zu ermorden. Oder eigentlich, er hatte schlimmeres vor, ehrlich gesagt. Eklige Sache, ganz eklige Sache."


    Er lehnt sich wieder zurück und schenkt sich noch einen Wein ein. Auf nüchternen Magen sollte man eigentlich nicht Trinken, aber auch egal.


    "Geregelter Lebenslauf? Na das übliche: Haushalt, Stellung bei der Stadt, Handel. Ja, Handel vor allem. Aber ohne dieses ständige Hin und Her und die andauernden - ekligen - Sachen.


    Und was du kriegst -"


    Aprupt schnellt Timokrates nach vorne, so dass sein Gesicht ganz nah zu dem von Ioshua ist und schaut ihn mit großen Augen an.


    "einen guten und zuverlässigen Handelspartner mit politischem Standbein in Alexandria und weitreichenden Beziehungen!"


    Mann, der stellt vielleicht Fragen. Anstatt dass er einfach Ja sagt und Kohle springen lässt.

    Innerlich ärgert sich Timokrates. Warum müssen Händler immer so reserviert und begriffsstutzig sein?


    Er seufzt auf, holt gleichzeitig tief Luft und fängt an zu erörtern:


    "Naja, weißt du und dann bin ich hierher gekommen - heute morgen und nicht gerade nett - kennst du Zoroaster noch den Ganoven, Anubis leite ihn gut - und dann hab ich mir gedacht, dieses Leben ist nichts mehr für mich, ich sollte lieber einen gefestigteren Lebenslauf anfangen. In Alexandria bleiben, handeln und eine Stütze der Gesellschaft werden.


    Und dann habe ich gehört, dass du derzeit in der Stadt verweilst und dass ich dich sicher fragen kann, ob du mich irgendwie unterstützt, mir hier eine Existenz aufzubauen. Ein Haus vielleicht, etwas Geld, einen Laden, einflussreiche Freunde... "


    Timokrates schüttet das nächste Glas runter und schenkt sich nach. Ärgelich, jetzt ist der Krug leer!


    "Hast du vielleicht noch irgendein kleines Häppen zu dem Wein? Ein paar Trauben oder Oliven vielleicht, in Schinken umhüllte Datteln, ein paar Wachteln oder etwas Kaviar?"

    Timokrates gerät ein wenig ins Stocken und trinkt noch einmal einen kräftigen Schluck Wein. Besser gesagt: Er leert den Becher. Dann schaut er Ioshua fragend an und schenkt sich ohne auf eine Besätigung zu warten, nach.


    "Missgeschick? Hatte ich von einen Missgeschick geredet?"


    Er versucht den Blick des Tylusiers zu widerstehen, reißt sich dann aber zusammen.


    "Ja klar! Das Missgeschick! Richtig, Richtig!


    Nichts ernstes... das heißt, schon was ernstes, aber nichts wo du deine Finger mit im Spiel hattest...


    Um es kurz zu machen: Schiffsbruch, Schiff futsch, Mannschaft futsch, all mein Hab und Gut futsch..." meint er schulterzuckend und mit ehrlich ratloser Mine.


    Dass dabei noch eine römische Galeere mit im Spiel war, verschweigt er lieber...

    "Prost, Ioshua!" Meint Timokrates und trinkt einen ordentlichen Schluck. Nach einiger Zeit bemerkt er die Stille, die zwischen beiden herrscht und kommt zu den Entschluss, dass der Tylusier etwas wissen will, das Timokrates ihm noch nicht beantwortet hat. Also ringt er sich durch:


    "Du, weißt du, es geht um meinen letzten Auftrag. Da ist mir nämlich ein kleines Missgeschick passiert-


    und da ich dachte, weil wir so gute Freunde sind (sind wir doch nicht wahr?) und du ja quasi in meiner -" Er überlegt kurz. Schuld ist vielleicht meilenweit übertrieben für die Tatsache, dass Timokrates mal eine Warenladung hat ankommen lassen und sich nur ein wenig Geld in die eigene Tasche gewirtschaftet hat. "- da du ja quasi immer zufrieden mit meinen Diensten warst, dachte ich mir, könntest du mir vielleicht helfen, aus meiner misslichen Lage herauszukommen."


    Timokrates holt tief Luft, nachdem er geredet hat.

    Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    Mal ne Bitte an die Ägypten-Experten. Könnt ihr mir mal hier einen Link posten, wo was zur ägyptischen Namensgebung zu finden ist. Oder so einen Satz ägyptischer Musternamen. Bei Hassan, Yussuf und Karim wäre ich mir als Beispiel schon nicht sicher, ob das nicht arabische Namen sind. Und ein ägptischer Peregrinus hatte doch vermutlich nur 1 Namen oder gibt es da auch was mit "Tut", Sohn des (Ench) Amun?


    Für Ägypter bin ich ehrlich gesagt überfragt.


    Du kannst mal die Namensliste für Nichtrömer durchgehen. Da finden sich hauptsächlich griechische Namen. Da Alexandria eine griechische Stadt ist, haben die Bürger dort sowieso solche Namen und auch Ägypter und Juden haben ihren Kindern oft griechische Namen gegeben.

    Timokrates schaut etwas enttäuscht bis schräg, als der Mann ihn nicht ebenso freundlich behandelt. Dann schaut er sich um. Er sieht einen Stuhl und setzt sich einfach mal nieder ohne gefragt zu haben. Lässig kauert er sich hin.


    "Wasmichzudirführtwasmichzudirführt..." Ah! Kannst du dich noch erinnern, damals in Berenike, wo du mich angeheuert hast? Wegen der Fracht aus Socotra! Haha!"


    Sogleich zieht sich Timokrates wieder zurück. War wohl ein schlechtes Beispiel.


    "Äh, ich meinte eher nach India, natürlich. Das waren noch Zeiten, was?"

    Zitat

    Original von Publius Decimus Lucidus
    Nein, noch nicht. Den Status als alexandrinischer Bürger muß man sich erst verdienen, wie das genau ablaufen wird, wird in den nächsten Wochen bekanntgegeben.


    Vielleicht sollte man noch hinzufügen, dass das nicht heißt, dass man noch keinen alexandrinischen Bürger spielen darf. ;) Nur die Statussache ist noch nicht geklärt und bevor das nicht klar ist, wirds eh keine Möglichkeit geben, den Bürgerstatus auszuspielen ;)

    Timokrates, der in das Tablinum hineingetänzelt kommt, hört gar nicht auf die Antwort des fetten Händlers sondern ruft gleich mit strahlender, erfreuter Mine:


    "Ioshua! Chaire, alter Freund! Was machen die Geschäfte?"

    Mit zerrissener Kleidung, geschwollenem Gesicht und Schmerz in jeden einzelnen Teil seines Körpers taucht Timokrates bei der Villa eines alten Geschäftspartners auf. Er ist müde, hungrig und durstig und hofft, hier eine kleine Ruhepause zu kriegen. Schließlich schuldet ihm der Mann noch einen kleinen Gefallen. Zumindest glaubt Timokrates das.


    Skeptisch beugt sich der Lybier nach hinten um das Haus genauer zu betrachten und beschließt dann, dass es schon das richtige sein wird. Er klopft an und nimmt eine lässige Haltung an...

    <---


    Timokrates sitzt auf einen Hügel im Osten der Stadt und blickt hinunter: Ein weites Feld von Häusern bedeckt die Sicht zwischen See und Meer bis zum Horizont. In der Mitte ragt ein spiralförmiger Turm in die Höhe und weiter am Meer blitzt es von Pharos her periodisch auf. Ein Kühler Wind vom Meer her fährt Timokrates durch die Haare und ein paar Möwen kreischen. Erschöpft und glücklich lässt sich Timokrates in den Rasen fallen. Hier scheint ein guter Ort zu sein um eine neue Existenz zu gründen.


    Erschöpft schläft er sofort ein.

    Nach einiger Zeit erfolgt ein neuer Befehl und die Legionäre stoppen ihr Plündern. Ordentlich stellen sie sich wieder in Reih und Glied. Durch das Tor kommt der Optio mit seinen Leuten. Sie tragen einen ganz grün und blau geschlagenen Zoroaster, der unsanft neben den Äthiopier in den Sand geschmissen wird. Der Boten färbt sich rot.


    "Ich hab dir doch gesagt, du sollst dich nicht mit den falschen Leuten anlegen, Freundchen" meint der Optio hasserfüllt und spuckt den liegenden Perser ins Gesicht.


    *öhm...* räuspert sich Timokrates um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und meint gewandt: "Verzeih, verehrter Herr Optio, aber würde es dir etwas ausmachen, mich ein bisschen hier loszubinden? Das tut nämlich verdammt weh!"


    Der Centurio blickt zum Pfahl, schaut dann wieder zu dem Klümpchen Perser am Boden und fragt:"Wer ist das?"


    "Nur... ein Sklave... ein aufmüpfiger Sklave... röchelt Zarathustta und hustet einen Batzen Blut in den Sand.


    "Aha! Dann hast du sicher nichts dagegen wenn wir ihn mitnehmen und verkaufen, oder?" Vollkommen unnötig unterstreicht der Optio seine Frage, indem er seinen Stiefel auf Zoroasters Kopf abstellt und ein bisschen drückt.


    "Nein, Nein! Im Gegenteil! Nimm ihn mit! Ich will ihn nicht mehr" wimmert der Perser.


    Timokrates verdreht die Augen. Muss eigentlich jedes Gespräch über ihn am heutigen Tag immer irgendetwas mit Sklaverei zu tun haben?


    Der Centurio schnippst und zwei Soldaten stampfen aus der Reihe um Timokrates zu befreien. Der aber schreit:


    "He! Lasst das! Ich bin kein Sklave! Ich bin ein freier Mann!"


    "Tatsache, Optio, der ist nicht gebranntmarkt!" meint einer der Soldaten.

    "Verflucht! Na gut, dann lasst ihn laufen."


    Die Ketten fallen zu Boden und Timokrates ist frei. Schnell schiebt er sich durch die Reihen der Legionäre. Nicht dass ihn hier vielleicht auch noch jemand wieder erkennt...


    --->

    Timokrates wird durch den staubigen Hof des kleinen Anwesens geführt, in dessen Mitte ein solider Holzpfahl steht. Um den Pfahl herum sieht man immer noch rote Blutspritzer im Sand.


    Der gut gelaunte Äthioper schmeißt sein Opfer gegen den Pfahl, holt Ketten und bindet es mit fachmännischem Geschick dort hin, so dass der Körper frei bleibt aber die Hände und Füße in schmerzhafter Position befestigt sind. Fröhlich ein Liedchen vor sich her pfeifend geht er wieder fort um gleich danach wieder zu kommen - in der einen Hand einen Kübel voll Wasser, in der anderen eine Peitsche.


    Zum zweiten Mal an diesem Tage wird Timokrates durch einen Schwall Wasser aufgeweckt. Wieder prustet er und schüttelt sich, dann schaut er nach vorne.


    "Oh..."


    Der Äthiopier wartet ein bisschen und lässt den Eindruck auf sich wirken, dann karrt er weiteres Werkzeug an, das jeden Medcus zu aller Ehre gereicht hätte: Eine Schüssel mit heißen Kohlen und einen Brenneisen, diverse Zangen und Messerchen in allen Größen und Formen und einige Instrumente, deren Sinn absolut nicht erkennbar ist - außer, dass sie wahrscheinlich dafür gedacht sind, Schmerz zuzufügen. Der Äthiopier ist halt ein Fachmann und weiß, wie man ein Opfer schon im vornherein abschreckt. Außerdem muss er auf seinen Herren warten, der sich das Spektakel sicherlich anschauen will.


    Timokrates gefällt das Ganze dagegen nicht so gut. Er zappelt und strampelt und versucht, sich loszureißen- allerdings freilich ohne Erfolg.


    Dann schaut der Äthipoier wieder zum Haus. Wo wohl sein Herr bleibt?


    Die Antwort folgt sogleich: Unsanft wird das Tor zum Hof eingerissen und eine Horde römischer Legionäre stürmt in geordneter Reihe den Innenhof. Irgendwo brüllt ein Offizier und der Äthiopier wird sogleich unsanft gepackt.


    "Was los sein? Was los sein? Was der Herr haben gemacht?" wimmert er mit einer auffallend hohen Stimme, worauf der Soldat, der ihn von hinten gepackt hat, mit brutaler Mine antwortet:


    "Er hat seine Schulden nicht bezahlt."


    Dann schmeißt er den Äthiopier zu Boden und vier Legionäre beginnen, auf ihn, der fürchterlich schreit und jammert, einzutreten. Währenddessen durchwühlen andere Legionäre alle Gebäude um den Hof herum und ziehen alles raus, was irgendwie brauchbar scheint. Nur Timokrates steht in der Mitte an seinen Pfahl gebunden und wird ignoriert.


    "Hallo? Und was ist mit mir? He! Macht mich los!"

    Wenig später haben die beiden Fischer einen ordentlichen Batzen Drachmen erhalten und das Lokal zufrieden grinsend verlassen. Timokrates und der Perser sitzen nun allein in der Ecke. (Naja, fast allein: Der dicke Äthiopier ist auch noch da) Eine angespannte Stille durchdringt die Szene, die sich fernab vom Troubel der Taverne abzuspielen scheint. Beide schauen sich an. Die Blicke des Persers durchbohren Timokrates, welcher seinerseits den Perser anschaut, aber eher in der Hoffnung, irgendwas freundliches in dessen Mine zu erblicken.


    "Könntest du mich jetzt bitte losbinden, Zoroaster." meint Timokrates plötzlich und der Situation unangemessen bestimmend.


    Daraufhin lacht der Perser laut und schallend los. Auch Timokrates lächelt ein bisschen, wird aber wieder gebremst, denn der Perser schaut ihn wieder ernst an:


    "Sag du mir lieber, was mit meiner Ware passiert ist, damals."


    "Ach so... Die Ware... Ja, da war was mit der Ware, da hast du wohl recht..."


    Daraufhin brüllt der Perser ihn zornesrot an:"Ich kann mich gut erinnern, wo sie hin gekommen ist! Ein gewisser Lybier mitsamt seiner Saubande, den ich damals als Karawanenführer angeheuert hat, hat sie nämlich mitgenommen!


    Sie hat ihr Ziel nie erreicht. Statt dessen erfuhr ich von einen Agenten aus Karthago, dass die Ware dort wieder aufgetaucht ist - unter einen anderen Händler. Und der hat viel Geld gemacht damit! Sehr viel Geld!"


    Timokrates schaut etwas empört.


    "Aber Nein, das war doch ganz anders... Weißt du, als wir nämlich auf dem Weg waren, da kam so eine Bande von Garamanten und hat uns-" worauf er wieder einen Schlag auf dem Hinterkopf verpasst kriegt.


    Immer noch wütend meint der Perser: "Die Beschreibung traf aber nicht auf irgendwelche Garamanten zu. Eher auf ein kleines, durchtriebenes lybisches Schlitzohr." Dann lächelt er: "Aber weißt du was? Ich will ja nicht so sein. Zoroaster ist für seine Großzügigkeit und Milde bekannt. Du wirst mir meinen Verlust einfach abarbeiten - Drachme für Drachme. Und wag es ja nicht, mich wieder zu betrügen! Ich finde dich!


    Und weißt du was: Damit es gar nicht soweit kommt, werde ich dir gar nicht die Gelegenheit geben, mich zu betrügen. Außerdem musst du noch angemessen bestraft werden." Er wendet sich zum Äthioper. "Lass ihn in Ketten legen und binde ihn an einen Pfahl in den Hof."


    Mit einen heftigen Hieb schlägt der Äthiopier Timokrates nieder. Bewusstlos wird er von seinen Platz weg gezerrt...

    Das innere der Lehmhütte ist dunkel, heiß und rauchig. Die Luft ist geschwängert von allerlei orientalischen Düften, die Timokrates scharf in der Nase stechen und seine vom Salzwasser durchspülten Augen zum Tränen zwingen. Allerlei Seefahrervolk tummelt sich hier, lungert herum, trinkt und raucht aus dicken, bäuchigen Wasserpfeifen, scherzt, spielt Würfelspiele, Senet oder Duodecim Scripta.


    Ein Fischer redet kurz mit einer Kellnerin, welche sie weiter führt zu einem Hinterzimmer, vor dem ein dickbäuchiger, kahlrasierter Äthiopier mit einem gefährlich aussehenden Säbel Wache hält. Der Fischer unterhält sich kurz und flüsternd mit ihm und schließlich wird der Fischer durchgelassen.


    Eine ewige Zeit vergeht, in der Timokrates inmitten des Ladens steht, schwindelt und am liebsten Kotzen würde, aber sein Magen ist absolut leer. Er kann jeden Knochen seines Körpers fühlen und auch das Blut, das in ungesunder Weise von seinem geschwächten Herz durch die Adern gepumpt wird.


    Dann kommt der Fischer wieder raus mit einen anderen Mann - Einen dicken Perser mit langem Bart und stechenden grünen Augen. Der Perser schaut zu Timokrates und erstarrt.


    Entsetzt reisst Timokrates die Augen auf. Der Perser lächelt. Aber das Lächeln hat nichts freundliches an sich.


    "Eine Runde auf mich!" erklingt der dröhnende Bass des Persers. Dann geht zu Timokrates und den anderen Fischer. "Herzlich Willkommen in meinem bescheidenen Palast!" meint er charmant und freundschaftlich, wobei er Timokrates beiläufig tief in die Augen schaut. Timokrates erschaudert. Er deutet allen, auch Timokrates, sich zu setzen.


    "Dann lasst uns mal über das Geschäftliche reden... Ja, ich nehm den Sklaven. Wieviel?"


    "Kein Sklave!" wirft Timokrates ein, was ihn nur einen festen Hieb auf dem Hinterkopf durch den äthiopischen Wächter einbringt. Schmunzelnd schaut ihn der Perser an:

    "Ich weiß. Und ich habe auch nicht vor, dich zu verkaufen..."

    <---


    Der Hafen von Herakleion ist ein bunter, belebter Ort. Griechische und Syrische Handelsschiffe, ägyptische Nilschiffe aus gebündeltem Stauden und arabische Dhous ankern neben den zahlreichen kleinen Fischerbooten. Allerlei Menschen aus dem gesamten Osten der Welt wuseln an den Kais und Docks herum, rauhe Seemänner aus Gallien, Africa, Achaia oder Hispania auf Landgang saufen sich schon am Morgen die Hucke voll, Arabische oder Indische Handelsherren mit ihren buten Turbanen und feinen Gewändern begutachten Warenpakete, jüdische Verwalter notieren Handelslisten, griechische und ägyptische Fischer preisen ihre Waren an, römische Legionäre patroullieren, schauen, ob alles nach Recht und Gesetz verläuft, kassieren Hafengebühren und Schutzgeld und jagen unsanft abgehalfterte Gestalten, Bettler, Kleinhändler, Glücksspieler, Prostituierte und Drogensüchtige von ihren Plätzen. Und ein riesiges Heer ägyptischer und afrikanischer Tagelöhner be- und entläd die vielen Schiffe um die Waren, die vom Nil aufwärts kommen, weiter zu transportieren. Zwischen dem Geschrei der Menschenmassen und dem Gestank des Hafenwassers kreischen allgegenwärtig die Möwen.


    Timokrates kann sich kaum halten, so schwindlig ist ihm. Zwar hat er ein wenig Wasser bekommen, schal und brackig, und der Mund ist nicht mehr so trocken aber in guter Verfassung ist er wirklich nicht. Die Sonne brennt ihm auf den Kopf und er sehnt sich nach nichts mehr als einer ordentlichen Amphore Wein, einen Bad und einer Frau an seiner Seite. Immer wieder kippt er weg, aber die beiden Fischer sind unbarmherzig, treiben ihn mit Stößen und Tritten weiter durch das Gemenge der Menschen hier.


    "So, da wären wir!" meint dann der Eine und klopft am Türrahmen einer bemalten Lehmhütte, die nur durch einen Vorhang verdeckt ist, hinter dem ein stickiger Dunst hervorquillt.

    Ein kalter Schwall Meerwasser ergießt sich über Timokrates Gesicht. Hustend und prustend wacht er auf und zappelt hin und her.


    "Sieh an! Er ist wach!"


    Unverwandt blickt Timokrates auf den Mann über ihn, ein undeutlicher Schatten in der Sonne. In der Hand hält der Mann einen Wasserbottich, allerdings einen leeren, denn dort kam wohl das Wasser raus, das ihn so unsanft geweckt hat. Ein paar Tropfen fallen runter und platschen auf Timokrates Stirn.


    "Was-"


    Retter oder Feinde? Timokrates will sich aufrichten und bekommt gleich die Antwort: Seine Hände sind gefesselt. Er will zutreten. Aber in weiser Voraussicht haben die Fischer auch seine Beine zugeknotet.


    Erkennend und mit einem leichten Grinsen merkt Timokrates an: "Ah! Feinde!"


    Die beiden Fischer, die er nun genauer erkennt, kichern bestätigend.


    "Komm! Wir richten dich her!" meint der andere und packt ihn unsanft. Dann wendet er sich an den, der als erstes sprach: "Der gibt sicher einen ordentlichen Preis in Alexandria auf dem Sklavenmarkt. Mann, haben wir ein Glück!"


    "Ich weiß nicht, der schaut so merkwürdig. Irgendwas stimmt nicht mit den..."


    Aha! Alexandria also...


    --->

    Uuurgh! Timokrates schlägt die Augen auf. Besser gesagt, er versucht es, denn die Salzkruste und das Brennen machen den Vorgang schwer. Was hat ihn da aufgeweckt?


    Er öffnet die Augen und mitten in seinem Blick kauert ein riesiges Ungeheuer über ihn, unscharf zu erkennen aber ein wahres Monster! Zwei ausdruckslose Sitelaugen glotzen ihn an und eine Unzahl an Beinen und Mandibeln bewegt sich rythmisch. Timokrates verzieht das Gesicht vor Scheck. Mit seinen riesigen Klauen greift die Bestie an.


    "Au!"


    Es hat ihn in die Nase gezwickt! Nun klärt sich die Sicht. Es scheint ein Krebs zu sein. Mit der einen Hand schlägt er das kleine Tier von sich weg und dreht sich auf den Rücken, um eine bessere Sicht über die Lage zu haben.


    Kein Zweifel: Er liegt in einem Fischerboot. Aber wie ist er da hin gekommen? Wo ist er überhaupt? Das Letzte, an das er sich erinnern kann ist ein Sturm in der Ägäis. Timokrates muss die Augen zusammen kneifen. Das Licht der Morgensonne blendet ihn. Er will den Oberkörper aufrichten. Nicht leicht, denn er ist schwach und alles tut ihm weh.


    Zwei Fischer gehen ihrem Tagwerk nach. Asier? Syrer? Ägypter? Bevor er weiter überlegen kann, bricht er wieder zusammen...

    Ruhig schwankt das kleine Fischerboot - eine wirkliche Nussschale - im Wasser der Küste hin und her. Ein kühler, salziger Morgenwind bläst durch die Luft, verkrustet die Haut einer weißen Spur und trocknet den Mund aus. Über den Köpfen der Fischer kreischen die Möwen, hoffen, sich einen Happen von dem Fang ergattern zu können. Zwischen den nassen Netzen tummelt und zappelt nämlich eine Vielzahl von Meeresgetier, Fische, Krebse, Tintenfische, alle Früchte des Wassers. Die Ausbeute des Tages war gut. Dieser Morgen wird eine Menge Drachmen in die Taschen der Fischer fließen lassen.


    Geschäftig machen sich die beiden Bootsmänner daran, die Tiere aus den Netzen zu befreien und nach Art und Größe in gefüllte Wassereimer zu sortieren. Ab und zu fliegt etwas über Bord, das sich in den Netzen verfangen hat und das man nicht verwerten, nicht zu Geld machen kann: Vor allem Algen, Tang und andere Wasserpflanzen, aber auch rostige Metallstückchen, Glas- oder Tonscherben, die die Netze zerschneiden könnten. Erstaunlich, wieviel Müll die Zivilisation auf dem Meeresgrund verstreut.


    Die Fischer machen ihre Arbeit gelassen und routiniert. Fast wirkt alles ganz normal, ganz alltäglich. Nur eine kleine Sache ist da, die nicht in das Bild passt: Auf dem Boden der Nussschale liegt in zerfetzter und durchnässter Kleidung ein weiterer Mann mit wildem Haar, Bart und Kopftuch. Dem Aussehen nach ein Lybier. Der Mann ist offensichtlich bewusstlos...