Beiträge von Timokrates Kyrenaikos

    Timokrates Gesichtsmuskeln kennen sehr viele Stufen von Grinsen und in den letzten Minuten wurden fast alle abwechselnd durchgespielt. Aber das jetztige Grinsen, als er Medeias Hand packt und sich daran macht, sie in Richtung Westen mitzuschleifen, stellt den absoluten Höhepunkt dar. Schnell, aber doch vorsichtig, zieht er sie mit in Richtung Paneion, was vielleicht nicht die beste Wahl für ein nettes Zusammensein zu Zweit ist, aber immerhin ein Anfang. Timokrates ist eigentlich immer noch fremd in der Stadt. Wo die richtig geheimen und romantischen Orte sind, davon hat er keine Ahnung. Aber das muss Medeia ja nicht wissen...

    Mit Medeia im Schlepptau betritt Timokrates den Park des Paneions und sofort verebbt der Lärm der Stadt. Tausend Vögel zwitschern ihr Liedchen, ein kleines Bächlein plätschert durch den Rasen und die Luft riecht nach Jasmin und Pinienharz. Ein paar andere ausgelassene und glückliche Spatziergänger schlendern über die verschlungenen Wege, die Sonne scheint freundlich durch die schattenspendenden Blätter und Nadeln der Bäume, die sich sanft im kühlenden Wind hin und her bewegen.


    "So, da wären wir fürs Erste." meint Timokrates und bremst seine Schritte, um sich sogleich sehr fachkundig zu geben: "Dieser Park wurde zu Ehren des Gottes Pan errichtet und stellt eines der unbekannteren Wunder der Stadt dar. Die Pflanzen und Tiere hier kommen aus der gesamten Oikomene, sie wurden von den Geographen, die mit Alexander den Großen durch die Welt zogen, aus allen Winkeln seines Reiches hierher gebracht und die Sammlung wird seit damals Stück um Stück vergrößert. Hier, sieh:" Timokrates bückt sich zu einer großen, pastellrosanen und braun gesprenkelten Blüte hinunter. "Das hier ist zum Beispiel eine Orchidee von der Quelle des Indusflusses, weit hinter dem Königreich der Parther, wo gigantische Ameisen hausen, die unvorstellbare Goldschätze bewachen..." Natürlich hat Timokrates nicht die geringste Ahnung, um was es sich bei dieser Pflanze handelt, aber er spekuliert darauf, dass Meideia ebenso ahnungslos ist wie er.

    Timokrates sitzt einigermaßen gelangweilt auf seiner Kline. Weder den Erzählungen des Eparchen noch den Ausführungen über die Arbeit des Strategen kann er großartig was abgewinnen. Umso mehr steigt sein Interesse, was es mit diesem Weinkelch auf sich hat. Ein makedonischer Brauch?


    Die Sache mit den Dionysosmysterien gefällt ihn darüber hinaus sehr. Direkter Kontakt mit Göttern ist immer eine feine Sache, vor allem sehr unterhaltsam, da die Unsterblichen in der Regel ein besseres Programm zu bieten haben, als eine übliche menschliche Abendgesellschaft. Vorfreudig grinsend schaut er zu Nikolaos: "Mit dem größten Vergnügen werde ich dem Mysterium beiwohnen. Dionysos hat sich in der Vergangenheit immer als guter Gastgeber erwiesen und es wird, denke ich, mal wieder Zeit, sich bei dem alten Knaben blicken zu lassen..."

    Timokrates runzelt die Stirn. "Ich wollte damit auch nicht andeuten, dass meine Reaktion auf deine Forderung eine Befürchtung meinerseits beinhaltete, mehr als zweitausend Drachmen bewilligen zu müssen, sondern eher so, dass ich höchstens bereit wäre, weniger zu bewilligen. Und mit "weniger" meine ich: "bedeutend weniger".


    Desweiteren wäre es mir sehr liebm bevor ich zu konkreten Zahlen kommen will, einen ganz genauen Kostenumschlag vorliegen zu haben, dann können wir gerne weiter über die genaue Summe debattieren..."

    Ein kurzes schadenfrohes Grinsen huscht über Timokrates Gesicht, als er den Unfall auf der Fahrbahn sieht, dann meint er wieder zum Eparchen: "Aha! Liquamen in Germania. Was es nicht so alles gibt. Woraus machen die den da? Aus Forellen? Karpfen? Eidechsen?
    Aber um wieder darauf zurück zu kommen: Natürlich gibt es "Baelo Claudia" auf dem Markt. Ich denke, es gibt keinen Ort in der gesamten Oikomene, in dem du ihn nicht finden würdest. Das Unternehmen dort hat nämlich eine sehr rigorose Strategie: Statt das Garum mühsam in Handarbeit herzustellen, wird es in Massenbetrieben verarbeitet, so dass man alle Welt zum selben Preis beliefern kann. Deshalb und wegen des vielgerühmten Rezeptes, das jedoch angeblich nur IV Menschen im Reich kennen dürfen (nicht einmal der Basileus) hat Baelo Claudia beinahe ein Garummonopol inne..."


    Sim-Off:

    Leider nicht in der WiSim, sondern nur historisch - bis jetzt zumindest. ;) [Kurzinfo]

    Timokrates überlegt scharf. Er hat keine Ahnung, ob Ioshua Epheser ist oder nicht. Soweit er aber weiß, ist Ioshua vor allem eines: Bürger und Satrap in einen entfernten Land irgendwo in Arabia Felix...


    Er räuspert sich kurz und meint dann: "So wie ich die Katastasis auslege, kann jeder, der eine nachgewiesene Ephebie vorzuweisen hat, alexandrinischer Bürger werden, der von der Ekklesia dazu erhoben wird ungeachtet seiner Herkunft oder seines Standes, außer die Rhomäer natürlich, die sind automatisch Bürger. Das war von jeher Sitte und Brauch der Vorfahren und daran soll sich nichts ändern.
    Was mich in diesem Fall mehr interessiert, ist die Frage, was passiert, wenn Jemand alexandrinischer Bürger werden will, der bereits Ämter und Titel in einer anderen Poleis bekleidet..."


    ... oder in einem anderen Land, außerhalb des Imperiums, zum Beispiel in Arabia Felix...

    Da hat Corvus den Richtigen getroffen...


    "Aber nur wenn es sich dabei um den echten "Baelo Claudia" handelt! Nur die Makrelen der hispanischen Küste können den unglaublichen und authentischen Geschmack bieten und die Rezeptur kriegt sonst sowieso keiner hin! Da ist es mir vollkommen egal, was die Leute sagen von wegen Marktanteilsvorteile und schlechte Behandlung der Arbeiter, ich werde immer den "Baelo Claudia" kaufen. Auch wenn noch so viele meinen, der lusitanische "Lacobriga" wäre besser, egal, ob zu Fisch, Geflügel oder einfach so aufs Brot- auf meinem Tisch kommt nichts Anderes..."

    Erfreut und mit den vor Begeisterung glühenden Augen eines Liebhabers der eigenen Stadt (und vor allem eines Liebhabers rothaariger, hübscher Frauen) antwortet Timokrates: "Dann weiß ich, wo wir hingehen, komm mit-" und streckt die Hand nach ihr aus, in der Hoffnung, dass sie sie annimmt...

    Timokrates, der die Debatte etwas aus den Augen verloren hatte, weil sich seine Gedanken um andere, natürlich äußerst wichtige, Dinge drehten, hört die Frage des Nikolaos, was ein geübter Beobachter vor allem am plötzlichen nervösen Herumzupfen seiner Hände am Chiton erkennen könnte.


    Gespielt großzügig wirkend, aber in Wirklichkeit mit ein paar Befürchtungen im Nacken, stellt er eine Gegenfrage, um sich einen genaueren Überblick zu verschaffen:


    "Wieviel hieltest du denn für notwendig, Nikolaos?"

    Timokrates schaut ahnungslos umher. "Gladiatorenspiele mag man hier eigentlich nur deswegen nicht, weil sie rhomäisch sind, genau wie Garum. Schaulustiger Mob ist schaulustiger Mob, ob Rom oder Alexandria macht da nicht so einen großen Unterschied, denke ich. Beides sind große Städte mit einen hohen Anteil von Menschen, deren hauptsächliche Sorge es ist, etwas zu essen zu bekommen, nicht, welcher Lyriker heute am Gymnasion vorträgt. Zumindest sind die wesentlich gewaltsameren Wagenrennen bei den breiten Schichten des Volkes populärer als die Agone, wo sich eingeölte Athleten zum friedlichen Wettkampf treffen."

    Timokrates grinst in sich rein als er Ioshuas Antwort hört. Daran merkt man mal wieder, wer zuhause in schönes Tuch gehüllt ist und Däumchen dreht, während sich sein Geld wie von Alleine vermehrt und wer wirklich aufs Meer hinaus fährt um Handel zu treiben. Wahrscheinlich denkt der Tylusier, Piraten wären wären verwegene Seefahrer mit Holzbein und Augenklappe oder so...
    Ironisch antwortet er mit dem Blick auf Ioshua: "Ich glaube, das mit den Piraten wäre keine gute Idee. Ein paar Küstenbewohner mit Fischerbooten zu attakieren klingt nicht sonderlich spektakulär. Anderseits: Vielleicht gefällt es den Alexandrinern ja doch, denn die Küstenbewohner sind meistens Kopten. Aber wenn es gut ankommen würde, würde die Gefahr bestehen, dass auf Dauer sämtliche Küstenstreifen des Mittelmeeres entvölkert würden, sicher nichts, was ein guter Ökonom verantworten könnte. "
    Dann schaut er wieder zu Corvus. "Aber die Idee mit dem Hafenbecken halte ich für gar nicht so schlecht. Man könnte den Kibotos bequem dafür herrichten oder noch besser, irgendeine Stelle am Mareotissee. Und noch seetüchtige, aber nicht mehr verwendete alte Schiffe gäbe es genug in Alexandria. Die Kosten wären also nicht allzu hoch.
    Und wenn man zu Tode Verurteilte als Besatzung heranziehen würde, wäre auch die Frage der Freiwilligkeit geklärt. Oder noch besser: Zu Tode Verurteilte gegen die Flotte. Die zu Tode Verurteilten dann natürlich ohne richtige Waffen. Dann hätte man auch noch eine ordnungsgemäße Exekution von staatlicher Seite her..."

    Timokrates ist so in seine Idee vertieft, dass er fast gar nicht merkt, was auf der Rennbahn passiert, aber dann sieht er, wie der attackierte weiße Fahrer strauchelt und sich überschlägt, eine Szene, die Aufgrund ihrer Brutalität Timos schakalhaften Charakter sofort begeistert.
    "Obwohl: Vielleicht lassen wir es lieber doch beim Wagenrennen..."

    Fieberhaft geht der (übrigens in seiner Eitelkeit durchaus ebenso geschmeichelte) Neualexandriner die besten und romantischsten Möglichkeiten durch, einen Nachmittag in Alexandria mit einer Frau zu verbringen. Antirhodos? Nein, nur was für ältere Ehepaare, die meinen, ihre Beziehung wieder in Gang bringen zu müssen. Pharos? Nur was für Touristen - oder? Die Ruinen sind ganz nett, aber erst Abends. Ebenso verhält es sich mit so gewissen Etablissements, außerdem: Das lassen wir lieber gleich, denn die sind sicher nichts für eine Dame... Aufs Land? Kanopus? Nein, zu weit weg. Bleibt eigentlich nur noch...


    "Bist du zum ersten Mal in der Stadt, meine Liebe?"

    Zitat

    Original von Ioshua ben David
    jo, klugscheiß...man echt, manchmal geht einem das gehörig auf den Keks. ;)


    Klug daherreden, wenn man keine Ahnung hat, nervt auch. ;)


    Zitat

    Ich bezweifle, daß es selbst im IR 357 aktive IDs gibt. Man muß es halt auf die Provinzen verteilen, wo die entsprechenden Finanzbeamten das dann überwachen, wobei man ihnen ja auch Gehilfen unterstellen kann.


    Kanns sein, dass da Jemand mal so richtig Lust hat, ordentlich Steuern zu hinterziehen? :D


    Nicht, dass ich was gegen ein bisschen Korruption hätte... :P

    Timokrates macht es sich neben Nikolaos bequem und verdrückt einige Naschereien, um gleich darauf mit vollem Mund zu antworten: "Nun, ich kann nicht klagen. Da derzeit keine Ernte eingefahren wird, ist meine Arbeit eher ruhig und erbaulich. Ab und an eine Kontrolle, ob in den Speichern auch das eingelagert ist, was eingelagert sein sollte, das wars."


    Timokrates würde sich gerne noch weiter mit Nikolaos unterhalten, aber da kommen schon der Praefectus und der Gastgeber an. Mit etwas Missfallen bemerkt Timokrates, dass der Erstere immer noch nicht aufhört, fortwährend die Bewohner der Stadt mit seiner Barbarensprache zu beleidigen. Deshalb grüßt er stur auf griechisch:


    "Chaire, Eparchos, freut mich, dich zu sehen."

    Ich glaube kaum, dass sich genug Steuereintreiber finden würden, um von allen 357 IDs die Steuern abzupressen.


    Und wie man eigentlich aus der Schule wissen sollte, wurde das exzessive Auspressen der Provinzen mit der Neuordnung der Römischen Republik durch Augustus obsolet. ;)

    Im Gegensatz zu Medeia, die natürlich nicht weiß bzw. sich vielleicht eigentlich schon denken könnte, dass Timokrates im Laufe seines Lebens schon oft mit Ehemännern zu tun gehabt hatte, die ihm jeden Knochen im Leib brechen, ihn an einem Seil hinter ihrem Pferd durch die Stadt schleifen, mit flüssigem Pech bestreichen und ihn, nachdem sie ihn kastriert hätten, mit mit den Kopf nach unten an einen Galgen hängen wollten, und noch jedesmal mehr als gimpflich davon gekommen war, macht sich Timokrates nicht erst jetzt Gedanken über Medeias Reize. Im Grunde genommen war die Aussicht auf die Auffrischung seines früheren kleinen Abenteuers mit der schönen Athenerin von Anfang an der Hauptgrund, warum er sie überhaupt ansprach. 8) Medeia gehörte zu den wenigen Frauen, die er nie vergessen konnte und wollte. Denn neben ihrer außerordentlichen Attraktivität - schöne Frauen gab es viele auf der Welt - besaß sie auch noch einen ausgeprägten Charakter, ein Wesenszug, den Timokrates selbst zwar auch besaß, aber immer gerne bereit war, gegen die Aussicht auf ein lukratives Geschäft oder eine kleinere Gaunerei einzutauschen. Oft genug hatte er damals, in Athen, davon geträumt, die Frau zu ehelichen und mit ihr zusammen eine berühmte und erfolgreiche Räuber- oder Piratenbande zu gründen, ließ diese Pläne dann aber fallen Angesichts der Tatsache, dass die meisten Ehen von männlicher Seite her mit derartigen Wünschen begannen, später aber in der lebenslänglichen beschaulichen Idylle eines Landhäuschens mit zwei Kindern, einen Wagen und nen Hund endeten und zog es vor, abzuhauen.


    Deshalb steht er jetzt auch hier, das charmanteste Lächeln aufgesetzt, dass sich in seinem weiten Reportoire an Gesten und Mimiken befindet, und antwortet kokettierenderweise: "Oh, einer der wichtigsten Männer ist aber übertrieben. Man tut eben, was man kann...


    Und wie sollte ich die Bitte der schönsten Frau des Mittelmeerraumes abschlagen können, mir den heutigen Nachmittag zu stehlen?" Mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht blickt er ihr tief in die Augen. Dann meint er, fast unpassend knapp und eilig: "Wo soll's hingehen?"

    Obwohl zutiefst enttäuscht über diese formelle Begrüßung (aber was hätte er auch anderes erwarten sollen?), behält Timokrates sein freudenstrahlendes Lachen im Gesicht bei, wenn es auch jetzt noch unglaubwürdiger ausschaut, als zuvor. Dann bricht die Fassade ganz zusammen. "Öhm, von welcher Pechsträhne redest du?" Kurz rattert es im Gehirn, dann erwähnt er: "Ach, die Pechsträne meinst du. Naja, das Leben ist ein ständiges Auf und Ab, weißt du..." Er schweigt für einen Moment, irgendwie betreten, um sich danach umso stolzer aufzurichten und mit der Simme und Mimik eines Kindes, das gerade ein lang ersehntes Spielzeug erhalten hat, zu verkünden: "Ich bin jetzt Archiprytanes in dieser Stadt, weißt du?"