Beiträge von Laris

    Zitat

    Original von Tiberiana Crista
    Cato war wieder einmal unterwegs und sie wollte mit ihrem Jungen, ihrem Adoptivsohn sprechen. "Laris? Kommst du bitte einmal zu mir rüber?" rief Crista fragend aus und scheuchte Nantas helfende Hand zur Seite um alleine und auf eigenen Füßen von Bett zur gemütlich gepolsterten Sitzecke zu gelangen. "Nanta? Schau du nach den von der Reise übriggebliebenen Stoffen und überlege dir, was wir daraus machen können. Das wäre sehr nett wenn dir etwas einfallen würde. Wir brauchen jede Münze..." Die Sizilianerin bejahte ihre neue Aufgabe und verschwand ohne weiteren Worte im Nebenraum. Die beiden Räume waren mit einem Vorhang abgetrennt. "Falls du die Kekse vom Markteinkauf suchst, die sind bei mir, Laris. Na komm zu mir." sprach Crista schmunzelnd in den leeren Raum hinein und lauschte, ob er nun zu ihr kommen würde. Wenn sie die Augenbinde nicht trug, schloss sie gewohnheitshalber die blinden Augen. Die Binde trug sie außerhalb der privaten Räume. "Oder spielst du gerade Verstecken?"


    Eigentlich war ich ja auf Entdeckungstour und wollte mich gerade an Christa vorbei in die große, weite Welt schleichen, als sie das Zauberwort in den Mund nahm. "Kekse!" Mit drei langen Schritten auf meinen kurzen Beinen war ich hinter ihr wieder hervorgekommen und vor ihr stehengeblieben. Wenn es Kekse gab, musste die Eroberung Germaniens erstmal warten. Schliesslich konnte ich auch nicht ohne angemessene Stärkung auf Erkundungstour in der neuen Stadt gehen.


    Die gefiel mir sowieso viel besser als das viel zu große, viel zu stinkige und viel zu böse Rom. Hier war es schon fast wieder wie in meiner Heimatstadt nur ein bisschen kalt und nass, als ob sich Tinia ein Gebiet gebastelt hätte wo sich selbst Götter ihren Schnupfen holen konnten. Brr, wie würde das wohl erst im Winter hier aussehen? Jetzt war allerdings das Wetter erstmal Nebensache, wichtigeres harrte meiner. "Krieg ich einen Ke...eks? Bitte, bitte, bitte?" Irgendwie fand ich auch, dass der Orstwechsel mir guttat und das der dämliche Gärtner nicht mehr ständig nach mir schlug, jetzt stotterte ich endlich wieder nur noch bei jedem vierten Wort und nicht mehr bei jedem zweiten. Lag wohl auch daran, dass ich bei Crista immer mit Worten um Kekse betteln musste, große Kulleraugen zu machen half bei ihr so selten.

    Die meiste Zeit der Reise über hatte ich einfach nur mit großen Augen und staunend geöffnetem Mund die Landschaft bewundert, wie sie sich veränderte, während wir an ihr vorbeizogen. Soweit von zu Hause war ich noch niemals nie zuvor gewesen. Zum Glück gab es ja auch jeden Tag etwas Neues zu sehen, sonst hätte ich mich bestimmt bald begonnen zu langweilen, aber so war die ganze Reise ein einziges großes Abenteuer, noch dazu eins, wo ich mich kaum fürchten musste, weil so viele andere noch ebenfalls reisten. Und unterwegs gab es soviel zu sehen und zu bestaunen, dass ich langsam verstand warum mein apa ständig von zu Hause fort gewesen war. Ich war Crista und wohl auch Cato wirklich unendlich dankbar, das sie mich mitgenommen hatten, etwas was ich bestimmt nie wieder gut machen konnte.


    Da war es fast schon mehr als schade, dass die Reise scheinbar ihrem Ende entgegen ging...

    Mit einem breiten Lächeln zeigte ich alle meine Zähne, samt einer Zahnlücke wo mein vorletzter Milchzahn rausgefallen war, aber das konnte Crista natürlich nicht sehn, trotzdem freute es mich das es ihr gut ging und sie sie sich noch sorgen um meine Knie machte. Mit Schwung setzte ich mich neben sie, wobei ich mittlerweile zumindest schon mit den Zehenspitzen den Boden berühren konnte. Aber was das Wachstum anging... da konnte ich ihr nicht recht geben. “Ach, alle anderen sind doch immer noch viel größ...er als ich. Und mein apa war auch immer kleiner als meine ati.“ Dafür würde ich wohl in Zukunft nicht soviel für meine Tuniken ausgeben müssen, die mussten dann ja auch nicht viel größer sein als jetzt!


    Das Lachen von Crista war kurz darauf richtig schön anzuhören, aber als sie dann erzählte, wie sie ihr Augenlicht verloren hatte, was für ein dummer Spruch eigentlich, ihre Augen leuchteten doch manchmal immer noch hübsch, bekam ich doch auch große Augen. “Didie Säulen um das Becken hier neben uns?“ Etwas beklommen rückte ich auf der Sitzbank weiter nach vorne, dann lauschte ich wieder gebannt Cristas Worten. Zum Glück saßen wir nicht an einem flackernden Kaminfeuer im Dunkeln, sonst wäre mir bestimmt ein Schauer über den Rücken gelaufen. Als sie dann bei der Stelle ankam, wo sie sich den Kopf angestoßen hatte, fuhr ich zusammen und drückte ihre Hand. “Oh...“ In Zukunft würde ich mich vor bösen Katern in acht nehmen und nur noch Katzen streicheln! Bei ihrer Zwischenfrage nach dem Brand, nickte ich heftig mit dem Kopf, murmelte aber dann doch ein: “Naja, nicht so richtig...“, um Crista nicht zu unterbrechen. Damals war der Gärtner mit mir Dünger kaufen gegangen, der war dann aber in einer schmuddeligen Taverne steckengeblieben, vor der ich mir stundenlang die Beine in den Bauch gestanden hatte, als wir zurückkamen, war der Brand nur noch so eindrucksvoll, wie früher, wenn die Stoppeln auf den Feldern abgebrannt wurden.


    Die Hand von Crista auf meiner Schulter brachte mich dann aber wieder dazu ihr aufmerksam zuzuhören. Ein wenig biss ich mir auf die Lippen, weil ich es doch ziemlich ungerecht fand, dass gerade Crista nichts mehr sehen konnte und nicht so ein Widerling, wie der Typ der mir mein Elternhaus weggenommen hatte. “Hoffentlich lässt Voltumna dir dein ganzes Augenlicht zurückkehren!“ Mit den Namen von den Herrschaften konnte ich nichts anfangen, ich hatte nur einmal mit einer domina zu tun gehabt, und den Rest höchstens mal gesehen. “Das ist doch schön, dass du frei bist...“ Das Lächeln darob erstarb aber rasch auf meinen Lippen, als Crista meinte sie wollte vorgehen. “Oh!“ Da gab es endlich mal jemand auf der ganzen Welt die ich mögen konnte und dann wollte Crista weggehen. Mochte Vanth wissen warum. Als sie dann jedoch vorschlug mitzukommen, blieb mir einen Augenblick lang der Mund offen stehen. Meinte sie das wirklich ernst? Wollte sie mich wirklich mitnehmen? Warum? Ich war doch unnütz wie ein Kropf, sagte zumindest der Gärtner jeden Tag... aber eigentlich war es doch total egal, warum sie mich mitnehmen wollte, alles, wirklich alles war besser als hier zu bleiben! “So...fort wiwill ich mit dir mitgehen!“ Da gab es nichts zu überlegen, auch wenn sich Germanien nicht nett anhörte, war alles besser als hier. “Freikaufen brauchst du mich nicht, ich bin kein... Sklave.“ Zumindest soweit ich das bisher immer verstanden hatte. Und so eine komische Plakette hatte ich auch nicht. “Ich... ich weiß gar nicht, was ich jetzt sagen muss, Crista.“ Mit ziemlich großen und wie ich zu meiner Schande gestehen muss auch ziemlich feuchten Augen sah ich die nette Freigelassene an und wusste tatsächlich nicht, wie es jetzt nun weitergehen würde.

    "Hier!" Als Crista meinen Namen rief winkte ich mit der Hand und sah etwas ratlos drein, so dunkel war es doch gar nicht im Atrium, dass sie mich übersehen konnte. Auch wenn ich mich über das Verhalten wunderte, ließ ich es doch gerne zu, dass sie mir dann ihre Hände auf die Schultern legte und näher zu sich ran zog. Schon so lange seit dem Tod meiner ati war Crista auch damals als ich sie kennengelernt hatte die einzige gewesen, die sowas ähnliches wie eine Streicheleinheit für mich hatte, sodass ich leicht rote Wangen bekam; der dämliche Gärtner brachte die ja nur mit seinen täglichen Schlägen, wenn ich mal wieder zu tief oder zu flach oder überhaupt gegraben oder zuviel oder zuwenig oder auch überhaupt die Pflanzen gegossen habe, also eigentlich immer, zum Erröten und mich zum Weinen. "Danke Crista... jetzt... geht es mir gut." Was für einen Schund brabbelte ich da schon wieder, bestimmt würde ich gleich noch flennend auf die Knie fallen, weil sich jemand für mich interessierte. Aber deshalb durfte ich, bei Aplu. ja nicht die Erziehung meines apa vergessen. "Und bei didir, sieht auch all... alles gut aus?"


    Als mich dann Crista fragte, ob ich sie zu einem Sitzplatz führen könnte, nickte ich natürlich, blinzelte dabei aber doch verwirrt. Konnte sie da nicht selber hingehen? Und warum blickte sie, während sie mit mir sprach, beständig über mich hinweg auf den Boden hinter mir? Nachdem ich mich zweimal zum Nachsehen umgedreht hatte, war ich mir fast sicher, dass es da nichts zu sehen gabt. Moment zu sehen? War da nicht was...? Oh bei Unis Ti..., äh Töpfen... dann stimmten die Gerüchte also leider doch, die ein paar Sklaven über Crista erzählt hatten. Und ich Trottel frage auch noch, wie es bei ihr aussieht... Plötzlich ein wenig beklommen nahm ich ihre Hand und führte sie zu einer Sitzbank neben dem impluvium. Mit einer Blinden hatte ich es noch nie zu tun gehabt! Wie das wohl sein musste, nichts mehr sehen zu können? Das tat bestimmt weh... dafür musste sie wohl auch keine Möhren mehr essen, oder? Bei der steinernen Sitzgelegenheit angekommen wusste ich erst nicht so recht, wie ich Crista darauf hinweisen sollte, entschloss mich dann aber es ihr einfach zu sagen, außerdem musste ich ja auch noch ihren Haufen Fragen beantworten und das am besten ohne ständig zu stottern, wofür ich zu Hause eh schon längst den Hintern hätte versohlt bekommen.


    "Du kannst dich je... tzt setzen, Christa." Ich versuchte dabei ihr Lächeln zu erwidern, aber sehen konnte sie es natürlich nicht und es war auch ein wenig verschämt meinerseits, aber vielleicht hörte sie es ja aus der Stimme raus, das ich nicht gerade unglücklich war sie zu sehen. "Meinen Knien gehts wunderbar," auch wenn die Arbeit beim Gärtner anstrengend war, hatte jung zu sein wenigstens den Vorteil, alle Anstrengung noch ohne Probleme wegstecken zu können. "Ach gewachsen bin ich leider kaum, nur eine Handbreit... Wenn ich mal groß bin werde ich bestimmt als Zwerg arbeiten können. Passen tun mir meine Tuniken auch noch, a... aber die sehen aus, als wär schonmal jemand dadrin beerdigt worden. Was bei meiner Arbeit für den Gärtner weder verwunderlich noch störend war und vermutlich Christa überhaupt nicht interessierte, weil sie sowas wohl nur noch peripher tangierte.


    Aber wenn ich einmal anfing zu reden, dann laberte ich meistens so einen Schund wie mein apa, der dafür auch oft genug einen auf den Deckel bekommen hatte. "Kannst du eigentlich immer noch neue Kleidung nähen?" Tja, mir konnte leider gerade keiner einen Klaps auf den Hinterkopf geben, um nicht blöde Fragen zu stellen, war schließlich niemand sonst da außer Crista und die war ja nett. Und was war doch tatsächlich die erste Frage die mir in dem Moment einfiel, wusste Tinia warum.

    Beinahe hätte ich es ja schon aufgegeben auf ein mögliches Erscheinen von Crista zu warten, vielelicht wäre es ja doch besser gewesen durch die villa tiberia zu laufen und sie aktiv zu suchen? Aber bei meinem Glück hätte ich sie da bestimmt immer verfehlt oder mir eine Tracht Prügel eingfangen, weil ich irgendwo aufgetaucht wäre, wo ich nicht hätte sein sollen. Zumindest wurden langsam die kaubaren Fingernägel an meinen Händen knapp, als ich langsame, schlurfende Schritte in einem Gang hörte. Das hörte sich nicht wenig gruselig an, noch dazu wo es nicht mehr sonderlich hell im Atrium war und die umliegenden Gänge erst recht im Schatten lagen. Als ich dann auch noch ein leises Flüstern wie von den manen hörte, zuckte ich doch tatsächlich so zusammen, dass ich mir vor Schreck auf den Zeigefinger biss.


    "Autsch..."


    Schnell schlug ich mir die Hand vor den Mund, aber vermutlich hätte den Wehlaut selbst ein hunderzehnjähriger Methusalem gehört, dann sicherlich auch ein Geist aus der Unterwelt. Hatte ich vielleicht irgendwie meine Eltern oder meine Geschwister verägert? Da mochte Voltumna vor sein... im nächsten Moment patschte ich mir ob dieses Gedankens wegen an die Stirn. Manchmal war ich auch einfach viel zu ängstlich, denn die Gestalt die da langsam näherschlurfte war jetzt ziemlich deutlich zu erkennen und es war... Crista. Auf sie hatte ich doch schon stundelang gewartet und jetzt wäre ich beinahe vor ihr weggelaufen, weil ich sie für einen Geist hielt. Mitunter konnte ich wirklich so ein Idiot sein, dass mir apa bestimmt eine nicht sonderlich liebevolle Kopfnuss verpasst hätte.


    Schnell trat ich jetzt näher zu der großen freundlichen Frau und blieb dann vor ihr stehen.


    "Hahallo, Cirsta..."

    Ein wenig nervös zupfte ich an dem Kragen meiner Tunika herum, während ich durch das Atrium lief. Hoffentlich würde ich niemandem in den Weg laufen und noch viel mehr hoffte ich, dass Crista den Weg hier herfand. Wobei finden tat sie den Weg (hoffentlich) bestimmt, aber ob sie das gerade heute tun würde, das war wieder eine andere Sache. Bei Voltumna, da konnte sie vielleicht ja auch schon längst die Villa Tiberia verlassen haben, ohne dass ich es mitbekommen hätte. Möglich wäre es, hatte ich doch in den letzten Wochen immer einen ziemlich tiefen schlaf gehabt.


    Nun da mochte Aplu vor sein, dass sie schon weg war, bevor ich noch mal mit ihr reden konnte und das war es weshalb ich ja auch hier wartete, Löcher in meine Sandalen lief und mich der Gefahr aussetzte, von irgendso einem Dienstboten angemeckert zu werden. Schließlich war Crista immer unglaublich nett gewesen... ein wenig anstrengend vielleicht, aber wirklich sehr nett. Die würde bestimmt nicht einfach abreisen ohne vorher "Auf Wiedersehen" zu sagen. Aber wann hatte ich sie das letzte Mal gesehen? Das musste schon Ewigkeiten her sein, also vorgestern oder sogar davor!


    Mittlerweile schmeckte meine Unterlippe auch schon etwas komisch, vermutlich hatte ich mal wieder zu lange darauf herumgekaut. War wohl besser ich wechselte wieder zu Fingernägeln, auch wenn die ziemlich schmutzig waren. Na hoffentlich würde sie heute hier noch vorbeikommen.


    Sim-Off:

    Alle Plätze reserviert!

    Ähm, da für mich jetzt auch wieder mehr Zeit ist, könnte man mich bitte wieder als aktiven Pregrinus freischalten? Desideratus sieht doch so... naja aus.

    Vor ein paar Minuten hatte mich ein Sklave angesprochen und mir gesagt, dass die Herrin mich jetzt erwarten würde. Mit meinen Händen hatte ich da gerade in der Erde gewühlt, sodass ich mir diese erstmal waschen musste damit ich nicht mit schmutz unter den Fingernägeln unter die Augen der herrin treten musste. Überhaupt hatte ich schon weiche Knie bei dem Gedanken, vielelicht zu blöd für ihren Unterricht zu sein, schliesslich war sie eine waschechte Patrizierin und ich nur ein kleiner Junge vom Land. Ich hoffte Menrva würde ihre schützende Hand über mich halten, auf dass ich die Herrin nicht zu sehr enttäuschen würde.


    Mit frisch gewaschenen Händen und einer suaberen Tunika kam ich nun in den Raum, wo die Herrin wartete. Mit gesenktem Kopf trat ich vor sie.


    "Du ließest mich rufen, domina?"

    Die Frau war ja nett wie Mama! Wo gab es denn sowas? Ein letztesmal schniefte ich noch, dann tat es auch nicht mehr so weh. Zum erstenmal war wieder jemand wirklich nett zu mir, sowie Mama und Papa es früher gewesen waren. Bei Aplu, war das ein schönes Gefühl. Mit großen Augen schaute ich die Sklavin an und nickte dann heftig, als sie vorschlug eine neue Tunika zu nähen. Dann würde der Maiordomus ja gar nicht merken, dass ich die jetzige kaputtgemacht hatte.


    "Oh ja, bitte. Am besten so eine wie ich jetzt habe, dann kriege ich vielleicht keinen Ärger mit dem Maiordomus."


    Verlegen scharrte ich daraufhin mit einem Fuß, sodass die aufgeschürfte Haut an meinem rechten Knie ganz schön spannte und wehtat, aber diesmal liess ich mir nichts anmerken. Etwas verwundert war ich schon, wie nett die Sklavin war, war doch der Haushalt in dieser Villa sonst eher unnahbar.


    "Ich danke dir, Cr.. Crista. Warum bibist du so nett zu mir?"


    Hupps, das hatte ich gar nicht laut fragen wollen, aber jetzt war es mir doch rausgerutscht.

    Mit großen Augen starrte ich die Frau vor mir an... heftig schniefte ich und versuchte ann aufzuhören zu wimmern. So ganz allein zu flennen ging ja noch, aber vor einer Frau, dass war mir schon bei der Herrin so schrecklich peinlich gewesen und jetzt wegen so einem Kinkerlitzchen zu schluchzen war wirklich übertrieben. Schliesslich hatte ich mir früher auch schon das Knie aufgeschlagen... aber da war auch Mama noch da gewesen, hatte einmal drüber gepustet und die Sache war vergessen.


    Wenigstens stand niemand von der Herrschaft oder gar der Maiordomus vor mir, der hätte bestimmt was zu meckern gehabt!


    "Niemand, war meine Schuld."


    Ich blickte verschämt zu Boden und versuchte meine Knie und Ellbogen zu verstecken - aber dann sah man den Riss in der Tunika so deutlich, also wollt ich den auch noch bedecken, wofür ich aber meine Knie loslassen musste... ach es war zum Verzweifeln. Nach einem besonders tiefen Schneuzer brachte ich es dann über mich auch meinen Namen zu verraten, ich wollte ja nicht unhöflich sein.


    "Ich bin... Laris. verrätst du bitte niemanden, dass ich meine Tunika kaputtgemacht habe?"


    Vielleicht würde ich ja noch jemanden finden, der sie reparieren konnte.

    Immernoch war ich auf der Suche nach dem Gärtner. Bei Aplu, war der verdammte Krautgräber schwer zu finden. Als ob er sich gleich in der Erde vergraben hätte. Jetzt hatte ich von einem anderen Sklaven gehört, dass der Gärtner gerade in die Küche gegangen sei um sich dort zu erfrischen. Das war meine Gelegenheit! Wenn er mit einer der Küchenhilfen rumschäkerte würde ich ihn bestimmt erwischen. So schnell mich meine Beine trugen lief also durch die Villa, durch Gänge und Flure und über Höfe und kleine Gärten... und stolperte prompt über einen herausstehenden Stein.


    Mit Karacho stürzte ich zu Boden und konnte mich nicht mehr rechtzeitig abfangen, sodass ich mir erst die Ellbogen auf dem Pflaster des Hofes verschrammte, dann die Nase und zu guter Letzt auch noch die Tunika aufriss. Bei Voltumna tat das weh! Sofort stiegen mir die Tränen in die Augen und obwohl ich die Zähne zusammenbiss fing ich an zu wimmern. Dämlich! Ich war doch ein Junge! Mit aufgekratzten Kien und Armen humpelte ich weiter, jetzt musste ich erst recht den Gärtner finden, denn so konnte es doch nicht weitergehen.

    Bevor der alte Griesgram sich seine Entscheidung überlegen hätte können, wollte ich verschwunden sein. Einen Moment lang hatte ich ja schon gedacht, dass er nein sagen würde, oder mich prügelt, weil er dachte, dass ich lüge... auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen, aber in Zukunft würde ich mir diesen Weg merken, falls es mal nötig sein sollte. Artig verbeugte und bedankte ich mich aber noch.


    "Ich danke dir, edler Herr."


    Dann drehte ich mich aber schnell um und verschwand wieder in der Villa, um mich auf die Suche nach dem Gärtner zu begeben. Irgendwie war mein Schritt aber viel leichter auf dem Rückweg, denn mit der Zustimmung des Maiordomus war mir eine große Last vom Herzen gefallen.

    Bei der netten Begrüßung durch den Greisgram von einem Maiordomus zuckte ich eingeschüchtert zurück. Dann fing ich auch noch an zu stottern, denn den Namen der Herrin wusste ich noch gar nicht. Ohjeje, wenn der nun nein sagen würde, was sollte ich dann tun?


    "Ich... ich weiß den Na... Namen der do... do...domina leider nie.. nicht. Sie ist groß und hat dunkel... dunkelbraune Haare,... edler Herr. Und sie will mich unter... richten und braucht dafür Zeit. Und ich auch. Deswegen soll ich bei... beim Gärtner arbeiten."

    Ich dankte dem Sklaven und liess ihn dann wieder los. Schnell zupfte ich an meiner Tunika herum, damit sie auch ordentlich saß, wenn ich vor den Herrn über meine Zukunft trat. Ausßerdem beschlossich beim "edler Herr" zu bleiben, auch wenn ich jetzt wusste, dass der alte Griesgram gar kein edler Herr war, aber da ich ja was von ihm wollte, konnte ich ihm auch besser schmeicheln.


    Banger Hoffnung trat ich nun also auf den Maiordomus zu und sprach ihn mit gesenktem Blick an.


    "Edler Herr, ich komme von der domina. Sie möchte gerne, dass ich ab sofort dem Gärtner zur Hand gehe, aber nur mit deiner Erlaubnis natürlich."


    Also wenn mein papa eine schleimige Schnecke hätte haben wollen, dann wäre er jetzt bestimmt äußerst zufrieden gewesen. Aber auch in seinem Beruf hatte man manchmal kriechen müssen, wenn man hoch hinaus wollte.

    Suchend kam ich wieder einmal zum Seiteneingang der Villa. Unterwegs hatte ich mich zweimal verirrt und dann gemerkt, dass ich ja noch gar nicht im Hypokaustum bescheid gegeben hatte. Ich hoffte, dass alle dort noch immer dachten ich wäre im Gespräch mit der Herrin. Vor dem eingang angekommen, blickte ich mich erstmal um, konnte den weißhaarigen Mann aber nicht entdecken und hielt den nächsten Sklaven der vorbeieilte daraufhin kurz fest. Mit großen Augen und mit Staunen über meinen eigenen Mut, fragte ich ihn dann ziemlich schüchtern aus.


    "Weißt du, wo der Maiordomus zu finden ist?"

    Immernoch benommen von den Worten und der Begegnung mit der Herrin war ich zurück in die Unterkunft gegangen und hatte mich erstmal auf meine Bettstatt setzen müssen. Würden sich jetzt meine Zukunftsaussichten wirklich so drastisch bessern? Vor kurzem noch war ich am Verhungern und nun sollte ich wieder unterrichtet werden, im Freien arbeiten und kein Holz mehr schleppen. Ich musste dringend Aplu und vor allen anderen Voltumna ein Opfer darbringen auf das sie mir ihre endlich wieder gezeigte Gunst nicht entzogen. Aber wo bekam ich die Opfer dafür her? Ich hatte ja schliesslich kein Geld und von der kargen Nahrung hier, konnte ich überleben aber nicht viel opfern.


    Vielleicht würde mir der Maiordomus ja etwas geben, oder vielleicht die Herrin. Aber den einen musste ich dafür erstmal finden und dann den Auftrag der Herrin ausführen. Also länger konnte ich es mir nicht mehr erlauben hier herumzusitzen. Aber wo würde ich den Maiordomus finden? Vielleicht am Eingang wieder. Hoffentlich war er auch guter Laune oder wenigstens nur wenig miesepetriger.

    Ich verneigte mich vor der Herrin und dann sah ich zu, dass ich die Beine in die Hand bekam. Also den Maiordomus und den Gärtner sollte ich suchen. Oder vielleicht doch besser den Ausgang? Andererseits würde er sonst nie wieder unterrichtet werden können und Papa hatte soviel daran gelegen, dass alle seine Kinder gut unterrichtet werden; egal wieviel lieber wir gerne draußen gespielt hätten. Irgendwie hatte ich das Gefühl es meinem Papa schuldig zu sein, hierzubleiben und die Chance wahrzunehmen.


    In Gedanken versunken schlenderte ich daraufhin durch die Villa, auf der Suche nach dem Maiordomus und dem Gartenbeauftragten.

    Sie selbst würde mich also unterrichten. Noch konnte ich nicht entscheiden ob ich mich darüber freuen oder fürchten sollte. Andererseits würde sie bestimmt nicht so kräftig mit der Rute zuschlagen, wie der letzte Lehrer... allerdings konnte sie dafür ja auch einen kräftigen Sklaven kommen lassen. Nur die Zukunft konnte zeigen, was sie vorhatte. Vorerst musste ich mich in mein Schicksal fügen - auch wenn es jetzt schon ein bisschen netter aussah als heute Morgen.


    "Dann darf ich jetzt wieder gehen, Domina?"


    Erst als die Frage heraus war, fiel mir auf, dass sie ja nicht gerade sonderlich dankbar oder höflich klang. Ich biss mir auf die Unterlippe und hoffte es würde jetzt nur ein einfaches Entlassen aus ihrer Aufmerksamkeit geben, als auch noch eine Nachfrage.

    Mit großen Augen starrte ich die Herrin an. Ich sollte nicht mehr im Hypokaustum arbeiten, sondern wieder draußen an der Sonne? Und dann auch noch unterrichtet werden? Was hatte die Herrin vor? und warum wollte sie mir so helfen? Ich war völlig verwirrt und musste erstmal kräftig schlucken. Das ging mir jetzt alles viel zu schnell.


    "Wie du wünscht, Domina. Aber, w... wer wird mich unterrichten? Und wodrin? Und Wo?"


    Heute morgen noch hatte ich im Hypokaustum Holz geschleppt, dann schien es, als ob mir die Herrin prügel versetzen wollte und jetzt DAS. Ob Voltumna heute ganz besonders in Fahrt war? Und wenn ja zum Guten oder zum schlechten. Oh, so gerne hätte ich meinen Papa oder meine Mama um Rat gefragt. Vor allem Papa hätte schnell gewusst, was das alles zu bedeuten hatte. Er wusste sowas immer schnell.

    Was? Jaja der Mann hatte durchaus recht und ich, mein Rücken und meine Hände stimmten ihm bedingungslos zu, das hier war eindeutig keine Arbeit für Kinder! Aber Papa wäre doch eher gestorben, als mich hier arbeiten zu lassen. Nunja, jetzt war er verstorben und eine der Lehren die ich daraus ziehen konnte war wohl, dass ich in Zukunft niemals nie sagen durfte. Vorerst aber schüttelte ich heftig den Kopf, sodass meine Haare wild hin und her flogen - zumindest die Haare, die noch nicht schweißnass an meiner Kopfhaut klebten oder mir in die Augen hingen.


    "Nein Papa hätte mir nie erlaubt hier zu arbeiten, nie im Leben! Aber mein apa ist jetzt tot und meine ati auch und meine Geschwister auch..."


    Der Rauch aus dem praefurnium war eine gute Ausrede, warum ich mir jetzt die Augen rieb, die schon wieder begannen zu tränen.