Beiträge von Laris

    Papa hatte so vieles vorausgesehen, aber den Tod meiner Brüder, von Mama und ihm selbst damit hatte er nicht gerechnet. Natürlich liebte ich ihn trotzdem über alles, aber inwiefern dann seine anderen Entscheidungen weise gewesen waren, würde erst die Zukunft zeigen. Ich hoffte Papa würde mir diesen Gedanken verzeihen, aber er und Mama hatten diese Welt einfach verlassen und mich vergessen.


    Dann blickte ich kurz auf, als die Herrin mir einen Platz anbot. Ich sah an mir herunter und befürchtete den Stuhl zu beschmutzen, doch die Herrin musste mein Aussehen doch auch gesehen haben und nach der anstrengenden Arbeit am Morgen, war ich jetzt schon ein wenig bereit die Vorsicht über Bord zu werfen und neben ihr zu sitzen. Außerdem war die ewige Anspannung was nun eigentlich ihre Absichten waren ziemlich ermüdend, weshalb ich ihrer Aufforderung Folge leistete und mich auf den Korbstuhl setzte. Allerdings ganz nach vorne an den Rand, damit ich wenigstens noch mit den Füßen auf den Boden kam.


    "Wie du wünscht, Domina... das würde m... mich freuen."


    Schnell blickte ich wieder zu Boden. Ob mich ihre neue Tätigkeit wirklich erfreuen würde, das wusste wohl bloß Voltumna allein.

    Bei dem verzweifelten Gesichtsausdruck meines Gegenübers biss ich mir auf die Unterlippe. Einerseits war ich durchaus schadenfroh, dass dieser Fiesling wohl Probleme mit seiner schmutzigen Tunika bekommen würde, aber andererseits war ich eigentlich niemand, der anderen lange böse war. Außer einer Person, der ich wenn ich erst groß und stark bin mit sicherheit den gar aus machen werde!


    Nach einiger Überlegung beschloss ich dem Jungen zu helfen. Vielleicht würde er dann in Zukunft netter sein. Oder sich totlachen, weil ich damit irgendwas dummes tat.


    "Lass uns tauschen. Meine Tunika ist nur ein bisschen gräulich von der Asche und riecht nach Rauch, ist aber sonst noch in Ordnung. ich nehm dann deine, dass fällt bestimmt nicht auf."


    Dachte ich zumindest und da der Sklavenjunge ja auch nicht größer oder kleiner war als ich selbst, mussten die Kleidungsstücke dem jeweils anderen schon passen.

    Sim-Off:

    Kein Problem ;)


    Ich beschloss erstmal meine Last in den Ofen loszuwerden, bevor ich mich weiter mit dem Mann unterhielt. Das Gewicht des Feuerholzes war nicht gerade vorteilhaft, wenn ich ohne vor Schmerz verzogenem Gesicht und mit gleichsam gepresster Stimme mit jemandem sprechen wollte. Ausserden schien der Mann jetzt gerade weit weg zu sein, sodass ich ihn einen Moment ungestört ließ.


    Als ich endlich meinen Rücken befreit hatte von seiner Last und dem praefurnium den Rücken zukehren konnte, war ich nicht nur erleichtert, ich fühlte mich sogar bereit dem Sklaven, seinen Worten nach zu schließen war er ja ein Unfreier, zu antworten. Wenn er mich jetzt noch böse behandeln wollte, dann konnte ich wenigstens die Beine in die Hand nehmen.


    Ich beschloss um seine Frage zu beantworten ihn einfach an meinem reichhaltigen Schatz an Lebenserfahrung teilhaben zu lassen und seinen begonnen Satz zu beenden.


    "... bräuchtest du trotzdem Essen und ein Dach über dem Kopf, wenn du überleben willst. Die Freiheit alleine stillt wirklich nicht den Hunger und wärmt nicht sehr."


    Das wusste ich aus eigener Erfahrung jetzt wenigstens schon zur genüge, wenn Papa mir für diese Worte wohl auch den Popo versohlt hätte, aber Papa war ein stolzer Mann gewesen und trotzdem ist er jetzt tot.

    Ach? Der nette, aber furchtbar cholerisch aussehende Herr war der Maiordomus gewesen und gar kein edler Herr? Deswegen hatten seine Augen wohl bei jedem "Herr" geglänzt, wie die von einem Honigkuchenpferd. Ich beschloss in Zukunft ein bisschen genauer hinzusehen, mit wem ich zu tun hatte.


    "Ja, Domina. Sowohl lesen, als auch schreiben und rechnen. In der letzten Unterrichtsstunde haben wir noch Vergilius Maros Aneeis mit Ennius Annales verglichen. Papa meint immer umfassende Bildung wäre das wichtigste, wenn wir später in seinen Beruf eintreten wolten... entschuldige Domina, das ist natürlich Vergangenheit."


    Ich wusste immer noch nicht, was nun die Herrin eigentlich von mir wollte und nachdem sie mir gerade noch so nett über die Haare gestreichelt hatte - jetzt vermisste ich Mama und Papa gleich nochmal doppelt so sehr, danke Herrin - verunsicherten mich ihre ständigen Fragen doch sehr.

    Mit gesenktem Kopf verharrte ich an meinem Platz, als sie sich erhob und näherkam. Wusste Aplu, was sie jetzt vorhatte! Erschrocken zuckte ich dann zusammen, als sie mir mit ihrer Hand durch das Haar fuhr. Und dann noch ihre netten Worte, es klang sogar, als ob sie sie ernst gemeint hatte.


    Ich war verwirrt. Was wollte die Herrin bloß? Hatte sie wirklich nur ein bisschen Reden im Sinn? Mit mir? Einem kleinen, dreckigen Jungen? Trafen sich die edlen Damen da nicht sonst einfach zum Häkeln, Stricken oder Weben? Mama hatte oftmals beim Wäsche waschen mit ihren Freundinnen gequasselt, aber die Herrin hatte wohl noch nie ein schmutziges Stück Stoff angefasst, um es zu reinigen.


    Trotzdem wusste ich noch immer nicht, wie ich jetzt auf die Herrin reagieren sollte. Auch ein letztes heftiges Schniefen half nicht und aufwachen aus einem Traum tat ich leider auch nicht. Am Besten war es, ich beantwortete erstmal ihre Fragen.


    "Ja,Domina. Ich beschicke das praefurnium mit Feuerholz." Ich hätte ja jetzt gerne gesagt, dass das eine ganz schön anstrengende Arbeit war, die einen auslaugte und wie ein Tier fühlen liess, aber solche Details hätten die Herrin sicher nicht interessiert. "Ich weiß den Namen des Mannes nicht, Domina. Nur dass er größer war als ich" Was selbstverständlich kein Wunder war, wo sich diese Herrschaften nicht mit vielen Kleinwüchsigen umgaben. "und schon weiße Haare hatte. Entschuldige, Domina."

    Ich hatte aber Angst vor ihr, egal wie freundlich sie lächelte und nett sie erschien. Ohne Zweifel hatte sie mir noch ncihts getan und ich schämte mich auch ein bisschen, dass ich in Erwägung zog, dass sie mir weh tun wollte, wo sie doch nichts dergleichen auch nur angedeutet hatte, aber ich konnte zum einen nicht den kühlen Blick bei der ersten Begegnung vergessen und zum anderen was Mama immer so berichtet hatte. Vielleicht hätte sie ja mittlerweile was anderes gesagt, aber da es meine Mama ja nicht mehr gab, konnte ich mir auch keinen Rat bei ihr holen.


    Außerdem war man nun mal verängstigt, wenn die Familie vollständig ausgelöscht, die Heimat verloren war und man als Kind in einem Moloch wie Rom als Feuerholzschlepper bei einer adeligen Familie sein Dasein fristete. Da hätte doch selbst Herkules den Schwanz eingeklemmt und sich klein gemacht!


    Nun, wenn die Herrin meine Geschichte hören wollte, dann solte sie sie auch zu hören bekommen, vielelicht war ich ihr dann als Opfer zu unwichtig. Schliesslich war ich ja gar kein widerspenstiger Sklave, bei dem es ein Genuss gewesen wäre ihm Manieren beizubringen. Mit trotzdem weiterhin zum Boden gerichteten Blick begann ich zu erzählen.


    "Ich komme aus Caere, Domina. Dort habe ich bis vor kurzem glücklich mit meinem Papa und meiner Mama und meinen sechs Brüdern gewohnt. Doch meine Geschwister sind plötzlich an irgendeiner Krankheit gestorben. Den einen Tag haben wir noch über den Hof getobt, am anderen lagen sie krank im Bette und am nächsten waren sie tot, nur ich hab noch gelebt."


    Bei der Erinnerung daran, wie wir am Morgen den Lehrer geärgert und danach Barbar und Prätorianer gespielt hatten, kamen mir die Tränen und eine nach der anderen rollte mir die Wange runter. Ich schniefte ein wenig, dann senkte ich den Kopf noch weiter, damit die Herrin nicht sah, dass ich weinte.


    "Dann starben Mama und Papa. Einfach so. Am Abend hatten sie mir noch eine gute Nacht gewünscht und gesagt, wie sehr sie mich lieben und am nächsten Morgen konnte ich sie nicht mehr aufwecken. Doch man hat mir nicht mal Zeit gegeben sie zu betrauern und zu begraben. Sobald sich ihr Tod herumgesprochen hatte, kam ein böser Duumvir, schmiss mich von Papas Hof und erkärte ihn zu seinem Eigentum. Was sollte ich tun, Domina?"


    Erschrocken hielt ich inne und schniefte nochmal besonders laut. Die Frage war mir rausgerutscht, weil ich immernoch so wütend war und so traurig nichts mehr zu haben, was mich an meine Eltern, meine Geschwister und an meine Heimat erinnerte, aber die Herrin sollte doch nicht wirklcih darauf antworten. Schnell erzählte ich weiter, damit sie das vielleicht vergaß.


    "Ich hab keine Verwandten mehr, in Caere durfte ich nicht bleiben und wo sollte ich etwas zu essen bekomemn zum Überleben? Der Lehrer hatte viel über Rom erzählt und dann dacht ich, dass ich hier vielleicht was finde, aber es gibt hier ja soviele Bettler und noch mehr böse Leute als in Caere. Ein Herr hier aus der Villa hat mir dann etwas zu essen gegeben und weil ich mich schämte nichts dafür bezahlen zu können und auch weiterhin Essen brauchte, hat er mich eingestellt, Domina. Ich arbeite jetzt im Hypokaustum und bin froh hier schlafen zu dürfen."

    Den Weg vergessen? Die einzig wahre Idee! Totaler Gedächtnisverlust wäre eine vortreffliche Lösung gewesen, wo diese Sklavin doch tatsächlich Zeit hatte mitzukommen. Aber ich konnte den Befenl der Herrin doch nicht einfach so unter den Tisch fallen lassen. So war ich nicht erzogen worden und wenn sich jemals einer der Herren oder die Herrin in dem Raum wieder an mich erinnern sollte, dann gäbe es bestimmt kräftigen Ärger.


    Irgendwie war ich ja auch froh so schnell jemanden gefunden zu haben, der die leidige Aufgabe übernahm ein Tablettt voll Wasser zu halten. Außerdem schien sich Flava ja auf die Arbeit zu freuen, das war etwas über das ich sie unbedingt mal ausfragen musste. Ich hatte eine Entscheidung getroffen und so folgte ich der Sklavin entschlossen, aber auch mit weichen Knien zur Tür.


    "Ich führ dich hin."

    Näher sollte ich kommen? In Schlagreichweite etwa? Ihr prüfender Blick war wie glühende Nadeln auf meiner Haut und alles in mir sträubte sich dagegen näher als unbedingt nötig zu treten. Nicht das sie mir unsympathisch erschien, keineswegs und bis jetzt hatte ich persönlich auch noch keinen Anlass gleich in Tränen auszubrechen, aber was ich so über hochgeborene Römerinnen und Römer erlauscht hatte und was sich einige Sklaven zu gemurmelt hatten, war nicht geeignet gewesen mir Vertrauen zu der Herrin einzuflößen. Vielleicht war ihre freundliche Stimme auch nur verstellt, um dann umso grausamer zuzuschlagen? Wo war der Schutz und Beistand der Eltern wenn man ihn am dringengsten brauchte? Aber für mich gab es keinen Schutz mehr und meine Eltern waren nur noch Schatten.


    Einen halben Fuß rückte ich näher, um nicht ihre Wut zu wecken, weil sie vielleicht denken könnte, dass ich nicht gehorchen wollte, mehr wäre aber zuviel verlangt gewesen.


    "Ja, Domina."

    Oh, da war tatsächlich jemand noch ärmer dran als ich selbst. Mit so einem Namen war das Leben bestimmt kein Zuckerschlecken. War es ja für Sklaven wohl eh nicht, da ich aber gerade genau soviel schuftete wie ein Sklave und wohl auch nicht mehr wert war, liess ich das mal außer acht. Aber neu war sie auch, das machte mir Flava sympathisch, dann war sie bestimmt keine von diesen eingebildeten Sklaven, die hier zu Dutzenden rumliefen und die sich für was besseres hielten, weil sie seit drei Jahren nicht mehr verkauft worden waren.


    Aber die Sklavin sprach da ein Problem an, das wohl durchdacht sein wollte, wenn ich eine Lösung finden wollte. Dann kam mir eine Idee, dich ich aber kaum gut finden konnte. Brr, musste ich wirklich wieder zurück?


    "Ich, äh... könnte dich,... öh,.... hinführen."


    Von ganzem Herzen hoffte ich, dass sie was besseres zu tun hatte, als von mir dorthingeführt zu werden. Hörst du Tinia? Sie soll was anderes vorhaben!

    Gerade war ich auf dem Weg vom Ofen zum Holzlager gewesen, als mich der Sklave mit der Botschaft erreicht hatte, dass die Herrin mich zu sehen befahl. Vor Entsetzen hatte ich meinen Korb fallengelassen und hatte als erstes nur einen Gedanken gehabt: Flucht! Dann erinnerte ich mich an die hohen Mauern um die Villa und die verwirrende Vielzahl von Räumen in ihr. Vermutlich hätte mich der Sklave auch mitgeschliffen, wenn ich lieber nicht vor die Herrin treten wollte.


    Was wollte sie auch bloß von mir? Sollte mich jetzt die Strafe dafür ereilen, dass ich so ungeschickt mit dem Tablett gewesen war? Mit Schaudern fiel mir wieder ihr kühler Blick in diesem dummen Raum ein. Warum hatte Aplu nicht verhindert, dass ich in eine so dumme Geschichte gestolpert bin? Die Welt war einfach nicht fair. Und was hatte Mama manchmal zu ihrer Freundin gesagt, wenn sie sich allein glaubten und über Rom getratscht hatten? Hieß es nicht, dass hier edle Frauen ihren Sklaven das Fleisch von den Knochen schlagen ließen, nur weil ihnen langweilig war? Unwillkürlich betastete ich meinen Arm, um dann festzustellen, dass die Herrin wohl kaum längere Kurzweil an meiner dünnen Gestalt finden würde.


    Dabei bemerkte ich auch, dass meine Arme und Hände von einer feinen aber schmierigen Ascheschicht bedeckt waren und ich den ganzen Schmutz dann gerade schön hässlich verteilt hatte. Zum Glück sah auch der Bote der Herrin ein, dass ich so wohl besser nicht vor ihr erschien. Kurz durfte ich mir noch Hände und Gesicht waschen, um eine frische Tunika in meiner Größe zu finden war keine Zeit und besitzen tat ich ja keine weitere, trotzdem war es in gewisser Weise schon ein ganz klein bisschen beruhigend halbwegs sauber vor die Domina zu treten und nicht auszusehen wie Vulcanus letzter Knecht.


    Als ich dann in das Atrium geführt wurde und die Herrin da in ihrem Stuhl erblickte senkte ich den Kopf und versuchte mich solange wie möglich hinter dem Botensklaven zu halten, bis der jedoch keinen Schutz mehr bot und ich vor der Herrin dastand. Mehr als ein leises Krächzen brachte ich aber nicht heraus und die Fliesen vor der herrin waren eindeutig einfacher anzublicken, als sie selbst.


    "Domina?"

    Mit vor Anstrengung verbissenem Gesicht kam ich zum praefurnium und schleppte meine Last langsam näher heran. Warum musste Holz nur so schwer sein, dass man fast davon erschlagen wurde? Hätten die Götter das Holz nicht auch leicht wie Federn machen können? Die Antwort auf meine Frage war wohl die unerträgliche Hitze die in der Nähe des Ofens herrschte. Sobald ich sie spürte, brach mir der Schweiß aus und meine Augen begannen zu Tränen.


    Das war der Grund, warum ich die Person, die mir die Frage gestellt hatte nicht richtig erkennen konnte. Aber als der Mann anfing zu hsuten, da war meine noch geringe Körpergröße zum ersten Mal von Vorteil, zog doch die Rauchschwade einfach über meinen Kopf hinweg. Allerdings war mir nicht so ganz klar, wie ich die Bemerkung über das Frischfleisch aufnehmen musste. ich hoffte der Mann wäre kein Grieche von der Sorte, vor denen Papa mich immer gewarnt hatte.


    "Mein Name ist Laris, Herr, aber ich gehöre niemanden."


    War das jetzt zu frech? Ich hoffte nicht, denn soviel ich durch meine verquollenen Augen sehen konnte, schien es, dass der Mann vor mir hier schon länger arbeitete und dementsprechend nicht gerade wie ein netter Onkel aussah.

    Als plötzlich eine Stimme hinter mir ertönte, zuckte ich heftig zusammen, bevor ich mich umdrehte. Zwar hatte mich die Domina geschickt aber eigentlich gehörte ich ja nicht in die Culina und dass hier nichts los war, war irgendwie komisch, vor allem, dass alles so aufgräumt war. Wie bitte sollte man in einer so leeren und ordentlichen Küche unbemerkt einen Leckerbissen verschwinden lassen? Das hätte doch nichtmal ein talentierter Zauberer geschafft.


    Mit großen Augen starrte ich auch jetzt die Frau an, die sich vor mir hinkniete. Warum machten sich eigentlich so viele Erwachsene immer die Mühe sich auf Augenhöhe mit uns Kindern zu begeben? Die sollten doch froh sein so groß und stark zu sein. Insgeheim schwor ich mir, wenn ich mal groß und kräftig war wie Herkules, mich niemals vor Kindern wie mir in die Hocke zu begeben. Entweder sie würden dann den Kopf in den Nacken legen, oder mir nicht in die Augen schauen können; mir würde es egal sein.


    Aber jetzt musste ich erstmal meinen Auftrag erfüllen, sonst sanken wohl die Chancen auch jemals nur halb so groß wie Herkules zu werden ins Bodenlose.


    "Mein Name ist Laris und wer bist du? Achso, es soll jemand als Bedienung in... verdammich, ich weiß nicht mal was für ein Raum das war."

    Was bei Voltumnas schrecklichem Angesicht hatte ich diesem Jungen angeblich getan, dass der so gemein zu mir war? Erst behauptete er, ich hätte seine Tunika schmutzig gemacht, dann beleidigte er mich und jetzt sollte ich auch noch schmutzige Hände haben, dabei habe ich die doch noch gestern Abend gewaschen. Was zuviel war war zuviel! Ich war es leid immer zu kuschen und mich zu entschuldigen, alles zu tun, was man mir sagte. Ich war doch kein Sklave und dass mich ein Sklave beleidigte war mehr als ich ertragen wollte.


    Nur weil er größer war, zwar nur eine Handbreit aber immerhin, und hier länger lebte sollte der sich nicht zuviel rausnehmen. mit einem Schwung sprang ich von der Pritsche und hob meine beiden Hände zu Fäusten geballt... und hätte beinahe vor Schmerz geheult, denn nach dem anstrengenden gestrigen Tage, hatte ich heute heftigen Muskelkater in den Armen. Aber ich biss die Zähne zusammen und machte ein finsteres Gesicht. Der Junge würde mich sicherlich nicht flennen sehen.


    "Pass du besser auf, wo ich meine Fäuste gleich hintue!"

    Geh in die Küche hatte die Herrin gesagt und da ich gut erzogen war, tat ich natürlich, was die Herrin befohlen hatte. Umso lieber, da die Herrin mich dadurch vor schlimmeren Unglücken beim Wasserservieren bewahrt hatte. Außerdem ging es in die Culina, vielleicht ergab sich ja die eine oder andere Gelegenheit etwas Leckeres in meinem für meine Körpergröße viel zu großen Magen verschwinden zu lassen. Nur hoffentlich waren die in der Küche nicht ganz so furchtbar, wie Mama wenn sie uns erwischt hatte. Vermutlich würde ich meine Finger die nächsten Tage noch brauchen, nur meinen Hintern, den brauchte ich beim Holzschleppen wirklich nicht mehr belasten.


    Als ich dann die Culina betrat war erstmal niemand zu sehen. Schon komisch, dabei war die Küche doch so groß, dass zehn Köche hier was hätten brutzeln können.


    "Hallo? Jemand da?"

    Mit irgendwas wedelte der Junge da vor meiner Nase rum, aber es war zu dunkel um was zu erkennen, nur ein gelegentliches Plitsch oder Platsch konnte ich hören, mir aber nicht erklären, was das mit einer Tunika zu tun haben sollte.
    Aber hatte ich wirklich seine Kleidung auf den Boden geworfen? Wann sollte das gewesen sein? Höchstens gestern Nacht, aber da war ich zu Müde um irgendetwas mitbekommen zu haben, was ich getan haben sollte.


    Ich kratzte mich erstmal verlegen am Kopf, vielelicht hatte ich das ja wirklich getan und dann wollte ich nicht lügen, denn Papa hatte ja gesgat man darf nicht lügen, aber darf man lügen, wenn man nicht weiß, dass man lügt? Aber, wer dagte mir eigentlich, dass der Junge nicht selbst schuld war. So unfreundlich, wie hier alle Leute waren, konnte es durchaus sein, dass ich nur angemacht und ausgenutzt werden sollte. Außerdem mochte ich Beleidigungen von einem Sklaven nicht auf mir sitzen lassen.


    "Selber Idiot! Pass doch auf, wo du deine doofe Tunika hinwirfst und gib nicht mir die Schuld."

    "Ja, Domina."


    Eigentlich wollte ich der Herrin danke sagen, dass sie mich von dieser schrecklichen Aufgabe befreite, doch wäre das viel zu dreist gewesen. So senkte ich meinen Kopf und nickte dann. Als ich wieder hochsah, um mich zuentfernen, bemerkte ich ihren kühlen Blick und erschauderte. Wenn ich ihr nochmal begegnen würde, dann gäbe es bestimmt Ärger.


    Stil und leise zog ich mich dannaus dem Raum zurück. Sobald ich durch die Tür, stellte ich das Tablett ab und flitzte los in die Küche, führte mich der Weg doch schön weit weg, von diesem Erlebnis. In Zukunft würde ich es mir dreimal überlegen, wo ich neugierig langging. Aplu sei dank, war diesmal noch alles glimpflich ausgegangen und auf ein nächstesmal hatte ich keine große Lust. Zum Glück kamen die Herren und Herrinnen des Hauses nie zum Hypokaustum oder in die Unterkünfte.

    Zitat

    Original von Tiberia Albina


    Eigentlich griff Albina nur mit der Hand leicht zur Seite ohne den Blick von ihren Gesprächspartnern abzuwenden, doch aus dem Augenwinkel nahm sie unverhältnismäßig viel Bewegung auf dem Tablett war und sogleich hörte sie es klirren. So schaffte sie es gerade noch sich leicht rumzudrehen und das Tablett mit einer eigenen Hand mitzustützen. Verwirrt blickte sie den Sklaven in der Erwartung ein bekanntes Gesicht zu erkennen. Doch der Junge war ihr gänzlich unbekannt, noch dazu jünger als sie erwartet hatte.
    "Du solltest besser aufpassen." sprach sie ernst. "Stell dir vor, du würdest so ein Tablett fallen lassen. Wenn es dir zu schwer ist, dann solltest du zu solcher Arbeit nicht abbestellt werden." Während ihrer Worte zog sie ihre Stirn in Falten. "Wer bist du überhaupt?" fragte sie dann den Jungen und schaute sogleich zu ihrem Vetter, der sicher auch Antwort wusste.


    Bei allen helfen Göttern, da hatte die Herrin leider bermekt, dass ich das Tablett nicht sonderlich sicher hielt und es kam noch schlimmer, hatte die herrin doch sogar mich bemerkt und mich angesprochen. Was sollte ich denn jetzt sagen? Und warum schauten die alle so ernst und teilweise auch geringschätzig? Mein Herz sank mir in den Ledenschurz und ich entschied, dass ich am wenigsten falsch machen konnte, wenn ich zwar der Frage nachkam, aber so wenig wie möglich sagte. Mit gesenktem Kopf nickte ich bei der Ermahnung, dann antwortete ich der edlen Herrin.


    "Laris, Domina."

    Als sich die Klauen der Harpyien tiefer in meinen Körper bohrten wachte ich auf und stellte erschrocken fest, dass das nicht emine Mutter war, die versuchte mich aus dem bett zu schmeißen. Endlich kam mir wieder in den sinn wo ich war und warum ich hier war. Mit Mühe konnte ich bei der Erinnerung an zu Hause die Tränen zurückhalten. Nach einigen Augenblicken drangen dann auch endlich die Worte des Jungen vor mir in mein Hirn. Sondelrich viel Sinn ergaben sie allerdings in meinen Augen nicht.


    "Entschuldigung, aber... äh? Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?"

    Tief und traumlos war mein Schlaf zwar und erholsam, aber bei weitem nicht lange genug, um wieder völlig quietschfidel z usein. Vor allem warum musste ich jetzt schon aufwachen? War doch gar nicht Zeit für Schule und Hunger hatte ich auch noch nicht... leise murmelte ich in die Pritsche und drehte mich zur Wand.


    "Lass mich noch, Mama..."

    Auf dem Weg von der Sklavenunterkunft zum Hypokaustum kam ich auch am Triclinium Parvum vorbei, bzw. eigentlich tat ich das nicht, aber ich fand es wurde zeit, dass ich mal den Rest des Hauses kennenlernte, falls ich mal irgendwohin geschickt wurde. Nun, vorerst bewegte ich mich aber eng an den Mauerwänden entlang, weil ich angst hatte, dass mich jemand für einen Dieb oder Tuhestörer hielt.


    Als ich dann jetzt vor den nächsten Raum kam, stürzte aufeinmal ein Sklave daraus hervor und drückte mir ein Tablett mit einem Krug Wasser und mehreren Bechern so plötzlich in die Hand, dass ich ein wenig wankte und etwas von dem kostbaren Nass verschütttete. Der Sklave verschwand da schon um die nächste Ecke und kurz darauf konnte ich hören, wie er sich in der Ferne übergab. Ich wurde panisch. Was hatten die in dem Raum mit dem Sklaven angestellt, dass er grün im Gesicht geworden war wie ein Busch?


    Doch jetzt winkte eine domina im Innern des Raumes scheinbar nach dem Wasser. Was sollte ich tun? Tablett fallenlassen und Weglaufen hinterließ bestimmt keinen guten Eindruck. Am Besten war es wohl, wenn ich einfach so tat, als gehörte ich fest zum Haushalt. Soviele Sklaven wie es hier gab, kannten die Besitzer bestimmt nicht alle... und dass Sklaven am Besten einfach nur schwiegen, wenn sie bedienten, soviel hatte ich auch schon gelernt.


    Trotzdem zitterte ich ein wenig, als ich auf die Domina zutrat und ihr das Tablett mit gesenktem Blick reichte. Vielleicht würde sie mich einfach nicht bemerken, denn was sind denn Sklaven schon anderes, als laufenden Möbelstücke? Unglücklicherweise, zitterten meine ausgestreckten Arme so sehr, dass die Becher aneinanderklirrten und auch der Krug mit dem Wasser nicht mehr lange in waagerechter Position bleiben würde. Oh Aplu, steh mir bei!