Ich hatte aber Angst vor ihr, egal wie freundlich sie lächelte und nett sie erschien. Ohne Zweifel hatte sie mir noch ncihts getan und ich schämte mich auch ein bisschen, dass ich in Erwägung zog, dass sie mir weh tun wollte, wo sie doch nichts dergleichen auch nur angedeutet hatte, aber ich konnte zum einen nicht den kühlen Blick bei der ersten Begegnung vergessen und zum anderen was Mama immer so berichtet hatte. Vielleicht hätte sie ja mittlerweile was anderes gesagt, aber da es meine Mama ja nicht mehr gab, konnte ich mir auch keinen Rat bei ihr holen.
Außerdem war man nun mal verängstigt, wenn die Familie vollständig ausgelöscht, die Heimat verloren war und man als Kind in einem Moloch wie Rom als Feuerholzschlepper bei einer adeligen Familie sein Dasein fristete. Da hätte doch selbst Herkules den Schwanz eingeklemmt und sich klein gemacht!
Nun, wenn die Herrin meine Geschichte hören wollte, dann solte sie sie auch zu hören bekommen, vielelicht war ich ihr dann als Opfer zu unwichtig. Schliesslich war ich ja gar kein widerspenstiger Sklave, bei dem es ein Genuss gewesen wäre ihm Manieren beizubringen. Mit trotzdem weiterhin zum Boden gerichteten Blick begann ich zu erzählen.
"Ich komme aus Caere, Domina. Dort habe ich bis vor kurzem glücklich mit meinem Papa und meiner Mama und meinen sechs Brüdern gewohnt. Doch meine Geschwister sind plötzlich an irgendeiner Krankheit gestorben. Den einen Tag haben wir noch über den Hof getobt, am anderen lagen sie krank im Bette und am nächsten waren sie tot, nur ich hab noch gelebt."
Bei der Erinnerung daran, wie wir am Morgen den Lehrer geärgert und danach Barbar und Prätorianer gespielt hatten, kamen mir die Tränen und eine nach der anderen rollte mir die Wange runter. Ich schniefte ein wenig, dann senkte ich den Kopf noch weiter, damit die Herrin nicht sah, dass ich weinte.
"Dann starben Mama und Papa. Einfach so. Am Abend hatten sie mir noch eine gute Nacht gewünscht und gesagt, wie sehr sie mich lieben und am nächsten Morgen konnte ich sie nicht mehr aufwecken. Doch man hat mir nicht mal Zeit gegeben sie zu betrauern und zu begraben. Sobald sich ihr Tod herumgesprochen hatte, kam ein böser Duumvir, schmiss mich von Papas Hof und erkärte ihn zu seinem Eigentum. Was sollte ich tun, Domina?"
Erschrocken hielt ich inne und schniefte nochmal besonders laut. Die Frage war mir rausgerutscht, weil ich immernoch so wütend war und so traurig nichts mehr zu haben, was mich an meine Eltern, meine Geschwister und an meine Heimat erinnerte, aber die Herrin sollte doch nicht wirklcih darauf antworten. Schnell erzählte ich weiter, damit sie das vielleicht vergaß.
"Ich hab keine Verwandten mehr, in Caere durfte ich nicht bleiben und wo sollte ich etwas zu essen bekomemn zum Überleben? Der Lehrer hatte viel über Rom erzählt und dann dacht ich, dass ich hier vielleicht was finde, aber es gibt hier ja soviele Bettler und noch mehr böse Leute als in Caere. Ein Herr hier aus der Villa hat mir dann etwas zu essen gegeben und weil ich mich schämte nichts dafür bezahlen zu können und auch weiterhin Essen brauchte, hat er mich eingestellt, Domina. Ich arbeite jetzt im Hypokaustum und bin froh hier schlafen zu dürfen."