Beiträge von Merowech von Veldidena

    Merowech warf kurz einen Blick zu Romanus Gruppe, die mit den richtigen Pferden übte: Die erfahrenen Reiter kannt man bald heraus. Dann kontrollierte er noch einmal alle seine Probaten und als er feststellte, dass nun keiner mehr vom Holzpferd fiel und die Übung schon recht gut voranging, gab er dem Signalbläser ein Zeichen und dieser stieß in seine Tuba. Er wartete, bis alle ruhig waren und die Aufmerksamkeit auf ihn gerichtet war. Dann sagte er: "So, das einfache Auf- und Absitzen am Übungpferd beherrscht ihr nun. Allerdings reiten wir bei der ALA nicht ohne Rüstung. Jeder Probat zieht sich jetzt also seine volle Rüstung an und kehrt zu seinem Pferd zurück. Dann beginnt die Übung von vorne. Ihr werdet gleich feststellen, welchen unterschied es ausmacht."


    Dass nach der zuvor schon ein wenig kräfteraubenden Übung nun eine viel anstrengendere Übung den Neulingen zu schaffen machen würde, war Merowech vollkommen bewusst. Es würde vermutlich nur eine Frage der Zeit sein, bis der eine oder andere Probat vor Erschöpfung nicht mehr konnte. Aber Merowech wollte gezielt ausloten, wie sehr die Probaten bereit waren, an ihre Grenzen zu gehen. Ein Soldat musste Zähigkeit beweisen und im Kampf über sich selbst hinauswachsen, um heil zurückzukommen. Er selbst hatte diese Erfahrung damals in den Kämpfen bei Borbetomagus machen müssen und viele seiner Kameraden waren damals nicht mehr zurückgekehrt.


    Inzwischen waren die Probaten zurückgekehrt und begannen nun mit der Übung, während Merowech auf- und abschritt, den einen tadelnd, einen anderen lobend, im Großen und Ganzen mit dem Fortschritt der Übung zufrieden.

    Nachdem die Probaten teils einen Schritt vorgetreten waren, teils stehen geblieben waren, sagte Merowech bestimmt: Diejenigen mit Reiterfahrung gehen hinüber zu Decurios Atius, er wird euch weitere Befehle geben. Der Rest: Mitkommen!"
    Dann winkte er den Equites, die ihm bei der Vorbereitung geholfen hatten. Sie gingen zu der Stelle, wo mehrere Übungspferde standen. Merowech gab nun die weiteren Instruktionen: "Das Ziel des heutigen Nachmittages ist es, euch das richtige Aufsitzen auf eure Pferde beizubringen. Wie ihr wahrscheinlich schon mitbekommen habt, ist das Pferd für uns im Kampf überlebenswichtig ergo ist es für einen Soldaten der ALA unerlesslich, die Reitkunst perfekt zu beherrschen. Jeder sucht sich nun ein Übungspferd aus."
    Nachdem die Probaten teilweise unsicher sich je ein Pferd gesucht hatten, instruierte er die Equites, den Probaten vorzumachen, wie man richtig auf- und absitzt. Merowech selbst ging inzwischen herum und besah sich den mehr oder minder großen Fortschritt. Zu Beginn hatten die meisten Probleme, sich ohne Steigbügel auf das Holzpferd zu schwingen, welches immerhin die Größe eines richtigen Pferdes hatte. Zum Glück trugen sie noch keine Rüstung, denn dann würde es nochmal schwieriger werden. Einige der Probaten fielen sogar herunter. Aber allmählich zeichneten sich Fortschritte ab, bei den einen schneller, bei den anderen weniger schnell.

    Merowech überlegte nicht lange und sagte: "Da du der ranghöhere bist, überlasse ich dir die Gruppe am lebenden Objekt. Außerdem ist es vielleicht auch nicht schlecht, wenn du dir gleich selbst ein Bild davon machen kannst, welche Fortschritte die Probaten machen."
    Er hoffte, der Decurio war damit einverstanden. Angenehm würde keine der beiden Gruppen sein, auf jeden Fall würden sie heute nachmittag gute Nerven brauchen.

    Merowech besprach sich kurz mit Romanus: "Ich schlage vor, wir bilden zwei Gruppen: Gruppe eins übt das Auf- und Absitzen auf den hölzernen Übungspferden, Gruppe zwei übt am lebenden Objekt. Welche würdest du gerne übernehmen, Romanus?"

    Merowech ging zu seinem Pferd und löste den am Sattel befestigten Proviantbeutel und einen kleinen Wasserschlauch. Er setzte sich in den Schatten des Wachturmes, stärkte sich und ruhte sich ein wenig aus. Bald würde es nämlich wieder weitergehen.

    Merowech nickte Romanus zu und sagte dann: "Alle Probatii mit Reiterfahrung treten einen Schritt nach vorne!" Erfahrungsgemäß waren dies nicht viele und selbst und denen, die vortraten, waren nicht selten welche, die zwar schon einmal auf einem Pferd gesessen waren, aber deshalb noch lange nicht erfahrene Reiter waren.

    Merowech bereitete alles für das erste Training mit den Probaten vor. Übungswaffen wurden herbeigeholt und ebenso die Strohpuppen, obwohl es für diese am ersten Tag wohl noch keine Verwendung geben würde. Auch die hölzernen Pferde für all jene Probaten, die noch keine Reiterfahrungen hatten, wurden herangeschleppt. Schließlich war alles vorbereitet und Merowech erwartete mit den ihm zugeteilten Equites die Ankunft der Probaten.

    Für das Konditionstraining schwebte Merowech schon einiges vor seinem geistigen Auge vor, das er allerdings mit Romanus noch absprechen wollte:"Wenn du sagst, die Probaten seien konditionell so schlecht, dann würde ich mit deiner Erlaubnis einen täglichen Morgenlauf bei Anbruch der letzten Nachwache vorschlagen. Dadurch sind sie dann schon frisch für den Unterricht und du wirst sehen, wie sich ihre Kondition verbessert. Außerdem würde ich einmal pro Woche einen 15-Meilen-Marsch vorschlagen, bei dem wir ihnen mit Steinen gefüllte Rucksäcke aufbürden. Dies festigt neben der Kondition zusätzlich ihre Zähigkeit, auch wenns nicht gerade angenehm sein dürfte. Aber schließlich sind wir hier ja nicht in einer der Villen von Neapel."


    Dann hielt Merowech kurz inne und überlegte: "Hatten sie schon mit ihren Pferden Kontakt?"
    Er wartete, was ihm sein neuer Decurio antworten würde.

    Merowech setzte sich und hörte den Ausführungen von Romanus zu. Dann sagte er: "Gut, Romanus, welche Aufgaben hast du für mich vorgesehen?" Merowech war schon klar, dass er beim Training den Probaten zeigen und lernen sollte, wie man richtig kämpft. Aber vor einer Klasse zu stehen und zu unterrichten, das war wohl eher eine Aufgabe für den Decurio. Vielleicht würde er ja währenddessen alles für die nachmittäglichen Übungen vorbereiten müssen.

    Merowech betrachtete den ruhig und bedächtig dahin fließenden Strom und das wilde Flußufer. Dann meinte er: "Ehrlich gesagt, Cupidus, will ich's gar nicht wissen, was sich dort drüben tut. Ich komme zwar aus den Alpen, aber diese unermesslichen Wälder und Sümpfe sind mir unheimlich. Den Göttern seis gedankt, dass sie mich im Imperium zur Welt kommen ließen." Dann blickte er noch auf die übrigen Seiten, die Gebiete der römischen Provinz, die sich in der warmen Frühlingssonne ausstreckten. Alles war ruhig. Schließlich sagte er: "Was meinst du, Cupidus, solln wir wieder aufbrechen?"

    Merowech stärkte sich ebenfalls ein wenig. Nachdem sie den ganzen Tag in der Sonne geritten waren, war es angenehm, sich ein wenig im Schatten des Wachturms auszuruhen. Auf Cupidus Frage erwiderte er: "Schaden kann es jedenfalls nicht, wenn wir einen Blick wagen. Auch wenn die Posten ihre Runden drehen, so kann es dennoch sein, dass sie durch die Eintönigkeit des Dienstes das eine oder andere Detail übersehen. Auch wenn ich das nicht hoffen will."

    Nachdem sie sich eine Weile umgehört hatten, ritten Thorleif und Merowech wieder weiter, immer wieder Halt machend und lauschend, ob nicht etwas Verdächtiges zu hören war. Aber da war nichts. Schließlich erreichten sie das Ende des Waldes. Alles war ruhig. Kein Feind, der sich irgendwo verborgen hätte. Und auch auf der Wiese, die sich nun vor ihnen erstreckte und sich bis zum Ufer des Rhenus hinzog, war nichts auffälligs. "Komm, wir kehren um.", sagte Merowech zu Thorleif.


    Sie ritten wieder durch das Waldstück zurück, immer noch wachsam, denn man konnte ja nie wissen. Aber schließlich erreichten sie wieder Cupidus und den Rest der Turma. Merowech machte sofort Meldung:
    "Decurio, Duplicarius Merowech meldet, alles ruhig. Wir haben das Waldstück durchritten, allerdings ist uns nichts auffällig erschienen. Dahinter erstreckt sich eine Wiese, die an den Rhenus grenzt, aber auch dort war alles ruhig."

    Sim-Off:

    Nein, ist ne andere Zeitspanne, wenn das in ordnung geht."


    Merowech betrat den Raum. Er schloss die Tür hinter sich, nahm Haltung vor seinem neuen Vorgesetzten an und sagte: "Decurios Atius Romanus, Duplicarius Merowech meldet sich zum Dienst und erwartet weitere Befehle."

    Merowech blickte kurz zu Thorleif und sagte dann: "Nein, alles klar." Dann ritten die beiden der Kolonne voraus. Alles war ruhig. Sie näherten sich den Wäldern. Merowech bedeutet Thorleif, sein Pferd etwas zu gängeln. Aufmerksam ritten die beiden in den Wald hinein. Dann blieben sie kurz stehen und lauschten in den Wald hinein. Aber außer den üblichen Geräuschen war nichts zu hören...

    Auf Cupidus Befehl schwang sich Merowech in den Sattel. Mogontiacum: Er war nun schon einige Zeit bei der ALA, aber dennoch hatte er bisher kaum bzw. gar keine Gelegenheit, diese Stadt zu besuchen. Vorfreude, endlich etwas Abwechslung zu erleben, erfüllte ihn. Doch dann riss er sich wieder zusammen und wartete auf das Signal zum Aufbruch.