Beiträge von Merowech von Veldidena

    Merowech betrat den Unterrichtsraum, lehnte sich hinten an die Wand, verschränkte die Arme und beobachtete das Geschehen. Als Romanus kurz zu ihm blickte, nickte er ihm zu, als Zeichen, dass bereits alles für die Reitübungen am Nachmittag vorbereitet war. Romanus würde schon verstehen.

    Während Atius Romanus mit den Probaten in der Schola war, bereitete Merowech mit einigen Equites alles für den Nachmittag vor. Obwohl primär noch das Auf- und Absitzen und im Anschluss das Reiten an sich geübt werden sollte, ließ Merowech dennoch die Übungshastae und die Übungpuppen vorbereiten. Einige Probaten konnten ja schon etwas reiten und vielleicht konnte diese Gruppe dann schon mit dem Kampftraining zu Pferd beginnen.

    Merowech grinste kurz und sagte dann: "Du weißt ja selbst, wie das ist, Cupidus. Hier bring ichs vielleicht noch zum Decurio und dann schau ich, dass ich die restlichen Jahre, die mir bis zu meiner Entlassung und zur Verleihung meines Bürgerrechtes bleiben, möglichst unbeschadet überstehe. Darüber hinaus habe ich mir ehrlich gesagt noch keine Gedanken gemacht."


    Was nützte es auch, große Zukunftspläne zu schmieden, wenn man nicht wusste, was Fortuna mit einem vorhat.

    Merowech nickte zustimmend, schloss wieder die Augen und genoss das warme Wasser. Er tauchte nochmal kurz unter, stieg dann aus dem Becken und sprang in das Kaltwasserbecken, wo er ein wenig schwamm. Dann verließ er auch dieses und begab sich zum schwitzen noch ein wenig ins Dampfbad.

    Als Merowech die beiden so sprechen hörte, wurde ihm zum ersten Mal bewusst, dass er eigentlich gar nicht wusste, woher Cupidus stammte, obwohl er diesen schon so lange kannte. Er sagte: "Verzeih, Cupidus, wenn ich dich unterbreche, aber bist du nicht auch Germane?"

    Merowech warf Atius Romanus einen kurzen Blick zu, denn nur zu gut wusste er, mit welch romantisch verklärten Vorstellungen die meisten jungen Männer in den Dienst der Armee eintraten. Er war einst selbst einer von denen gewesen. Der erst Kampfeinsatz führte ihm dann jedoch das ware Gesicht des Soldatenlebens vor Augen. Allerdings wollte er die Probaten mit solchen Geschichten nicht entmutigen. Und dass das Lagerleben eher langweilig war, mochte zwar stimmen, konnte aber auch sein guten Seiten haben. Also antwortete er: "Warts einfach ab, und an das Lagerleben gewöhnst du dich schon noch, oder was meinst du, Romanus?"
    Den letzten Einwurf machte er mit einem leicht angedeuteten Lächeln. Ein guter Schachzug, denn so nahm er sich ein wenig aus der Schusslinie der Fragen, welche die Probaten unzweifelt stellen würden.

    Merowech öffnete kurz die Augen, erblickte den Probaten, schloss sie wieder und sagte: "Sehr erfreut Scarpus. Und? Wie gefällt es dir bei den Auxiliares?"
    Eine kleine Unterhaltung gehörte in den Thermen zum entspannen einfach dazu.

    Nachdem das erste Training mit den Probaten absolviert war, hatte sich Merowech in seine Unterkunft begeben, wo er seine Ausrüstung versorgt hatte. Dann war er schnurstracks zu den Thermen gegangen. Das hatte er sich heute redlich verdient. Er gab am Eingang dem Sklaven seine Sachen. Dann ging er zum Becken mit dem warmen Wasser, stieg hinein und ließ sich am Rand mit einem entspanntem Seufzen schließlich ganz ins Becken hineingleiten. Hier konnte man sich nach einem anstrengenden Tag wirklich entspannen.

    "Ebenfalls.", sagte Merowech. Dann ging er wieder zurück, wo die Equites soeben die Übungspferde verstauten und sich die Probaten auf den Weg in die Unterkunft machten. "Probati!", brüllte er ihnen nochmal hinterher, "Aufgepasst! Kleine Planänderung: Morgen Vormittag werdet ihr wie gewohnt in der Schola eure theoretische Ausbildung fortsetzen. Nach dem Mittagessen treffen wir uns hier wieder, um euch die nächste Stufe beizubringen. Abtreten." Dann half Merowech noch den Equites und machte sich danach auf den Weg in Richtung Unterkunft.

    Merowech sah, dass die Probaten auf den Übungspferden bereits sehr gute Fortschritte machten. Doch durch die lange Überei war der Nachmittag bereits erheblich vorangeschritten und die Sol hatte mit seinem Wagen den Himmel beinahe überquert. Als ihn Lycrurgus fragte, ob er auf einem richtigen Pferd sitzen dürfe, erwiderte Merowech: "Du hast deine Sache heute sehr gut gemacht, Probat, aber ich halte es für klüger, wenn wir es für heute dabei belassen." Dann kehrte er ihm den Rücken zu, ohne auf eine Antwort zu warten und stellte sich vor die Gruppe der Übenden.


    "Probati", rief er befehlend. Sofort hörten die Probaten mit den Übungen auf. "Ihr habt eure Sache heute schon recht gut gemacht. Morgen werden wir die selbe Übung bei richtigen Pferden versuchen. Wir treffen uns nach der Mittagsmahlzeit bei den Stallungen. Dort wird jeder sein Pferd ausfassen. Also Männer, ruht euch aus und versorgt eure Ausrüstung, morgen ist ein harter Tag. ABITE!"


    Nachdem die Probaten abgetreten waren und er die Equites angewiesen hatte, die Übungspferde zu verräumen, schritt Merowech zu Romanus hinüber nahm Haltung an - denn immerhin war er sein Vorgesetzter, auch wenn sie privat befreundet waren - und machte Meldung: "Decurio Romanus, Duplicarius Merowech meldet, die heutige Übung mit den Holzpferden ist erfolgreich abgeschlossen." Dann sagte er etwas ruhiger: "Die Neuen machen sich schon sehr gut. Ich denke, sie sind soweit, es bei richtigen Pferden zu veruchen. Deshalb habe ich den Probaten nun freigegeben und sie angewiesen, sich morgen bei den Stallungen einzufinden. Dort sollen sie ihre Pferde auswählen, um dann mit den richtigen Übungen beginnen zu können. Geht das soweit in Ordnung?"

    "Tiberius Lycurgus", wiederholte Merowech den Namen. "Jetzt pass mal gut auf meine Haltung auf." Merowech schob den Probaten ein wenig zur Seite, stellte sich neben das Übungspferd und schwang sich mit Leichtigkeit auf das Pferd. Dass es angenehmer war, auf einem richtigen Pferd zu sitzen, tat hier nichts zur Sache. Dann stieg er wieder ab und sagte zu Lycurgus: "Gesehen? Nun versuch du es erneut." Üblicher Weise sollten die Eques den Probaten helfen, doch manche machten sich offensichtlich nicht viel daraus.