Beiträge von Merowech von Veldidena

    Merowech antwortete: "Natürlich kann es vorkommen, dass sich ein Tier dabei verletzt. Aber üblicherweise sind die Pferde so gut trainiert, dass dieser Fall eine Seltenheit ist."


    Dann fuhr er fort:


    "Kommen wir nun zur Ausbildung der Pferde!


    Ein Pferd der ALA samt ihrem voll ausgerüsteten Reiter erreicht ein Gewicht von 500-600kg und eine Geschwindigkeit, bei mittelschwerem Galopp, von 40 km/h!
    Die Ausbildung stellt einen hohen Akt der Dressur dar. Das Pferd muss auf kleinste Hilfen des Reiters schnell und sicher reagieren. Außerdem muss es gegen erschreckende Eindrücke auf dem Schlachtfeld abgehärtet und an Dinge gewöhnt werden, die den natürlichen Instinkten des Pferdes widerstreben.


    Das größte Problem stellt die direkte Konfrontation mit geschlossenem Fußvolk dar!
    Dazu wird das Pferd schrittweise an die Situation gewöhnt. Zuerst neben Schilden gefüttert, sie werden spielerisch mit diesen traktiert, bis die Pferde die Schilde tolerieren.
    Dann werden die Pferde bis zum Körperkontakt an Schildreihen herangeführt, notfalls, abgesessen, wobei sich die Infanterie dabei völlig passiv verhält. Dies wird solange geübt, bis die Pferde dies in schneller Gangart und von allen Seiten, problemlos, auch mehrmals hintereinander machen.
    Nach dem optischen wird nun der akustische Schrecken genommen. Genauso wie bei den optischen Schrecken werden die Pferde auch hier, anfangs unter angenehmen Begleiterscheinungen, wie das Füttern, an den Lärm gewöhnt.


    Ständiges Üben kann ein Pferd dazu bringen nicht nur einzelne Männer sondern auch ganze Fronten Niederzureiten.
    Wichtig im Kampf ist ein ständiges IN Bewegung halten des Pferdes, denn ein Kampf gegen einen Fußsoldaten, vom stehenden Pferd hinab, würde ein Reiter, durch die Verletzlichkeit seines Pferdes, im Normalfall verlieren.


    Der Angriff auf andere Reitereinheiten stellt weniger ein Problem dar, muss aber dennoch ebenfalls ausreichend trainiert werden!"


    Vielleicht würden nun ein paar Fragen auftauchen, deswegen sah Merowech in die Runde.....

    Weiter ging es im Vortrag:


    "Kommen wir nun zur Reitausbildung, die der Grossteil von euch schon hinter sich hat!


    Das Pferd wird zum Kampf benutzt, was unbedingt voraussetzt, dass der Reiter sein Pferd mit einer, oder sogar keiner Hand lenken kann.
    Der Zügel wird nur im Notfall eingesetzt, dient somit als Notbremse.
    Er wird nur zum Anhalten oder langsamer werden verwendet und dabei dann aber auch möglichst schonend angenommen, da durch das scharfe Gebiss die Pferde sofort reagieren.


    Unsere Pferde haben ein Stockmaß, dass sich kaum über 155cm bewegt. Das Auf- und Abspringen ist ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung, da es im Ernstfall über Leben oder Tod entscheidend ist.
    Dies muss von beiden Seiten ebenso beherrscht werden, wie mit oder ohne Sattel.
    Ohne Ausrüstung sollte dies soweit kein Problem darstellen. Mit den Waffen schon etwas schwieriger, denn dann hat der Soldat das Schild in der Hand und somit ist die linke Hand belegt und er muss das Ganze nur mehr mit einer Hand schaffen.
    Geübt wird zu Anfangs auf Holzpferden, zuerst ohne Waffen und Ausrüstung, dann mit voller Ausrüstung. Von Links und Rechts, mit Lanze oder gezogenem Schwert in der Hand.
    Egal welche Konstellation, das Auf- und Abspringen vom Pferd muss zu jeder Zeit möglich sein.


    Das Reiten selbst solltet ihr ja auch schon alle beherrschen.
    Wenn der Reiter sitzt, egal ob mit oder ohne Sattel, sollte es so aussehen, als stünde er aufrecht mit gespreizten Beinen. So hat der Reiter mit den Oberschenkeln mehr Halt am Pferd und kann mit größerer Wucht, vom Pferd herab den Speer schleudern, oder mit dem Schwert zuschlagen.
    Unterschenkel und Fuß sollen ab dem Knie locker herabhängen, sonst würde sie bei jedem Anprall verletzt werden.
    Der Oberkörper wird in allen Gangarten leicht zurückgenommen und gerade, aber flexibel gehalten. Die Zügelführende, linke Hand sollte möglichst tief und ruhig gehalten werden.
    Reitet man nach links, legt man den Zügel locker an der Außenseite des Halses, also rechts, an, ohne zu ziehen, verlagert das Gewicht nach links und treibt mit dem Außenschenkel, dem rechten! Und Vice versa.
    Man sollte so viel, als möglich mit Gewichts und Schenkelhilfen wirken, weniger mit dem Zügel. Der Gebrauch des Schildes reduziert das Arbeiten mit dem Zügel ohnehin auf ein Minimum."


    Merowech rechnete nicht mit Fragen, da die meisten diese Übungen schon hinter sich hatten, wartete aber doch einen Augenblick ab...

    Merowech hatte zwar mit dieser Frage nicht gerechnet, aber er antwortete: "Im direkten Feindkontakt wird von euch nicht verlangt werden, zu schwimmen. Dazu ist erstens keine Zeit, und zweitens wärd ihr im Wasser vor feindlichen Geschossen ungeschützt. Allerdings kann es bei Erkundungsritten oder Umgehungsmanövern vorkommen, dass die Ala andere Wege finden muss. In diesen Fällen kann es auch durchwegs sein, dass wir einen kleineren Fluss durchschwimmen müssen, um einen Brückenkopf zu errichten. Hierbei werdet ihr eure Rüstung ablegen und auf den Rücken eurer Pferde packen. Ist die Frage somit für dich ausreichend beantwortet?"

    Da es seitens der Probaten keine Fragen mehr gab, fuhr Merowech fort:


    "Dann kommen wir zum nächsten Punkt: Die Ausbildung in der ALA.


    Für die Ausbildung der Probati ist, wie ihr ja schon wisst, der Decurio zuständig! Er wird euch alles beibringen, was zum reiterkampf gehört. Aber nach der Ausbildung ist das Training nicht zu Ende. Sowohl Reiter, als auch Pferd müssen ständigen Übungen unterzogen werden.


    Der Exerzierplatz (campus), der sich auch oft außerhalb des Castellums befindet, wird mit Ehrfurcht behandelt.
    Zusätzlich zum campus gibt es runde Reitbahnen (gyri). Sie dienen zur Ausbildung von und mit dem Pferd. Der Vorteil der runden Reitbahnen ist der, dass sie keine Ecken haben, wo sich die Pferde verletzen können. Die Plankenwand der gyri ist so konstruiert, dass die den entstehenden Lärm nach innen reflektieren und sich die Pferde so an den Kampflärm gewöhnen können.


    Der Einzeldrill und die Exerzierübungen werden durch Geländeübungen, die oft in schwierigstem Gelände durchgeführt werden, ergänzt. Diese Übungen haben zumeist sogar Manövercharakter.
    Die Marschübungen werden so vollzogen, dass die Reiter in voller Ausrüstung eine, ca. 15km lange, Marschstrecke zurücklegen, dabei aber immer wieder vorpreschen und sich wieder zurückziehen. Dies wird aber nicht nur in der Ebene, sondern auch in bergigem und schwierigem Gelände geübt.


    Außerdem wird von jedem römischen Soldat und dessen Pferden verlangt, schwimmen zu können.


    Soviel zu den grundlegenden Dinge, die für euch ja sicher nichts Neues darstellen!"

    Merowech antwortete: "Salve, Romanus. Du kannst dir sicher sein, dass du hier in Confluentes eine Lücke hinterlässt. Aber Rom ist nicht aus der Welt. Ich hoffe, du lässt Mal von dir hören."

    Es war nicht so peinlich, wie Stelios dachte, denn schließlich waren sie noch in ihrer Ausbildung und dann durften solche Fehler schon Mal passieren. Merowech ließ die Männer aber die Übungen wiederholen, denn nur durch Üben würden sie auch besser werden.

    Merowech fuhr im Vortrag fort:


    "Auf hartem Boden, oder im Winter werden die Hufe des Pferdes mit Hufschuhen geschützt, eine, aus Eisen gefertigte, Platte mit zwei Flügeln, an denen zwei Ösen angebracht sind, die dem Huf übergezogen werden. Die Gehflächen sind mit Furchen oder Stollen versehen, die dem Pferd Halt geben."


    Kurz pausierte er um einen Schluck zu trinken


    "Der Kopf der Pferde wird mit so genannten Rossstirnen geschützt. Diese werden aus dickem Leder erzeugt, mit Bronze – oder Messingnägeln verziert und bedecken einen großen teil des Kopfes. Die Augen werden ausgeschnitten und metallene Augenschutzkörbe eingesetzt.
    Außerdem haben die Pferde einen Brustschutz, teilweise sogar einen Körperschutz, welche ebenfalls aus Leder gefertigt werden."

    "Ebenfalls gut.", antwortete er. Inzwischen waren die Probaten alle versammelt. Merowech teilte sie in die selben Gruppen wie am vorherigen Tag ein und übergab eine Gruppe den Equites. Er selbst bildete die Fortgeschrittenen aus: "Heute üben wir den Angriff mit der Hasta und den Wurfspießen. Ihr nehmt zuerst eure Hasta. Seht mir nun genau zu."
    Merowech trieb sein Pferd an, legte die Hasta an und rammte sie in eine der Strohpuppen, ohne sie dabei zu verlieren. Als er zurückgekehrt war, ließ er es die Probaten versuchen.

    "Um ehrlich zu sein, Castus, habe ich mich selber schon so manches Mal gefragt, was diese Anweisung soll. Ich kann es mir nur dadurch erklären, dass es vielleicht für einige Angehörige der Steppenvölker in Pannonien gedacht ist. Vergesst es einfach. Wir reiten hier mit Sattel, in Ordnung?"

    Nachdem nun alle Fragen hinreichend erklärt waren, nahm Merowech einen Schluck Wasser und fuhr mit dem Vortrag fort:


    "Kommen wir nun zu den Sätteln, die ihr auch schon alle kennt!


    Es gibt verschiedene Arten von Sätteln, doch allen ist gemein, dass sie vier Hörnchen an den Ecken haben, weswegen wir sie auch Hörnchensattel (sedile) nennen.
    Es gibt den langhörnigen Sattel, der ein reiner Kissensattel ist, welcher 4 Bronzehörnchen hat, welche die Versteifungen darstellen.
    Dann gibt es eine Variante als versteiften Kissensattel, der über dem Widerrist mit einem Bogen oder vorne und hinten mit je einem Bogen versehen ist. Die Hörnchen haben hier keine direkte Verbindung mit diesen Bögen und sind elastisch montiert.
    Die dritte Variante ist ein Hörnchensattel, der wie der Vorige aufgebaut ist, allerdings einen Sattelbaum aus Holz hat.
    Alle Sättel werden aus Ziegenleder gefertigt und unter ihnen befindet sich eine Reiterdecke aus Wolltuch, die den Rücken des Pferdes schont.
    Der, den Sattel festhaltende Bauchgurt, sowie Brust- und Schweifgurte und das Kopfgeschirr sind mit Phalerae und Standesabzeichen versehen.
    Welche Art von Sattel ihr verwendet bleibt euch überlassen, testet aus und versucht, mit welchen Sattel ihr am Besten zurecht kommt!


    Natürlich könntet ihr auch ohne Sattel reiten, allerdings dient der Sattel auch als Ablage bzw. Aufhängung für diverse Ausrüstung, welche ihr dann allesamt in Händen halten oder umhängen müsstet!"

    Sim-Off:

    Ist schon in Ordnung


    Auch die übrigen Probaten ritten nun über den Platz und hatten zu Beginn noch so ihre Schwierigkeiten. Merowech gab dem einen oder dem anderen, der allzu große Probleme hatte, Hinweise wie man es besser machte. Und so verging der Nachmittag allmählich.


    Schließlich ließ Merowech die Probaten halten: "Das hat heute schon recht gut geklappt. Natürlich ist es eure Aufgabe, solche Dinge ständig zu üben, auch wenn ihr einmal Equites seid. Ein Soldat muss immer in Übung sein! So, nun versorgt ihr eure Pferde und eure Ausrüstung und dann ab zum Essen fassen. Übrigens werden wir uns morgen wieder hier mit voller Ausrüstung zur selben Zeit einfinden. Verstanden? Gut. PROBATI, ABITE!"


    Merowech blieb noch ein wenig stehen und beobachtete die Anfängergruppe, die Scarpius ausbildete. Auch sie machte sich allmählich. Morgen würde sie schon das Reiten an sich üben können.

    Merowech beobachtete die Probaten und stellte fest, dass alle schon ziemlich gut reiten konnten. Er ließ sie halt machen und sprech dann: "Das war bereits sehr gut. Nun möchte ich, dass ihr eure Übungsausrüstung holt, denn ihr dürft nicht vergessen, dass die Pferde im Kampf mit dem Druck eurer Oberschenkel gelenkt werden. Ich will mir ansehen, wie gut ihr dies bereits beherrscht."

    Merowech nickte. Das wäre natürlich selbstverständlich. Dann hatte er dazu allerdings noch eine Frage: "Verzeihung, Silanus, aber soll diese Verabschiedung im Beisein aller Turmae der ALA vonstatten gehen oder nur unter Beteiligung der Ausbildungsturma? Anderenfalls wären nämlich die jeweiligen Offiziere zu informieren." Es sollte nicht so klingen, als wollte Merowech sich davor drücken. Allerdings war er noch nicht allzulange Offizier und er war sich nicht ganz sicher, wie die übrigen auf eine Weisung von ihm, ihn voller Mannschaftsstärke auf dem Forum zu erscheinen, reagieren würden.

    Die Frage war durchaus berechtigt und Merowech wunderte sich, dass sie eigentlich nicht öfter gestellt wurde: "Gute Frage, Probat. Mir ist dies zwar noch nie im Kampf passiert und ich habe es auch nie erlebt, aber diese Möglichkeit darf nicht außer Acht gelassen werden. Sollte es vorkommen, dass euer Pferd zu scheuen beginnt, bzw euch im Kampfgetümmel abwirft, was glaubt ihr, werdet ihr dann wohl tun?"

    Merowech beobachtete die Gruppe: Einige hoben die Hand, andere nicht. "Alle mit Reiterfahrung treten nun aus und kommen zu mir." Merowech bildete zwei Gruppen. Er wandte sich an Scarpus und einige andere Eques und sprach: "Wärt ihr doch biite so gut und bringt den anderen die Grundlagen des Reitens bei. Ich werde inzwischen die Reitkünste meiner Gruppe beurteilen."


    Dann entfernte er sich ein Stück mit seiner Gruppe, denn die Unerfahrenen würden zunächst auf hölzernen Übungspferden das Auf- und Absitzen üben. Er ließ seine Gruppe aufsitzen und gab den Befehl, je zehn Runden in den verschiedenen Gangarten zu reiten. Merowech selbst beobachtete dabei, wie gut ein jeder Reiten konnte.