Beiträge von Merowech von Veldidena

    Auch Merowech verteilte auf der linken Seite seine Männer und gab ihnen im Flüsterton zu verstehen, dass sie darauf achten sollten, keine Spuren im Schnee zu hinterlassen. Rechts von ihm ging ein Gallier namens Dunovirix. Die Reihe der Männer bewegte sich äußerst ruhig in der Dunkelheit vorwärts und vermied jedes Geräusch, so gut dies möglich war. Weit und breit war nichts zu sehen oder zu hören. So schlichen sich die Männer in der Dunkelheit vorwärts auf jedes Anzeichen, welches vom Feind kommen konnte, genaustens achtend.


    Nach geraumer Zeit vernahm Merowech Geräusche aus einiger Entfernung. Er machte ein Zeichen und die Männer blieben stehen. Es war, als ob sich zwei Menschen leise unterhalten würde. Ruhig schlichen sie wieder vorwärts und da sahen sie zwei Germanen, die sich auf ihren Wachposten unterhielten. Merowech gab Dunovirix durch ein Zeichen zu verstehen, dass er selbst den Linken ausschalten würde, während der Gallier den Rechten zum Schweigen bringen sollte. Er suchte sich eine geeignete Position und bereitete seine Schleuder vor. Dann nickte er Dunovirix zu. Dieser war seinen Wurfspeer und durchbohrte den rechten der Germanen, so dass nur noch ein Röcheln seiner Kehle entkam. Ehe der zweite Germane registrieren konnte, was vor sich ging, traf ihn ein Geschoss aus Merowechs Schleuder an der Schläfe und drückte ihm den Schädelknochen ein. Alles geschah sehr schnell. Die Männerwarteten kurz und schlichen zu den Leichen, sobald sie bemerkten, dass keine weiteren Germanen anwesend waren. Dunovirix Germane war tot, Merowechs Germane lag auch regungslos am Boden, aber er durchschnitt ihm zusätzlich die Kehle um auf Nummer sicher zugehen. Während die Männer die Leichen versteckten, begab sich Merowech ruhig zu Cupidus.

    Merowech ta so, wie ihm geheißen. Er zog Kettenhemd und Helm aus und bestrich sich sein Gesicht. Als Brigio ihm den Wurfspeer herüber warf und ihn auf sein Schleuder ansprach, nickte Merowech nur stumm. Seine Schleuder hatte er in jedem Fall immer dabei, denn auf sie verließ er sich am meisten. Er blickte sich um und sah, dass alle Männer der Aufklärungseinheit bereit waren. Dann wandte er sich an Cupidus: "Cupidus, ich glaube wir sind soweit. Die Männer warten nur noch auf deinen Befehl."

    Dankend nahm Merowech den Schlauch von Brigio entgegen und tat einen kräftigen Schluck. Dann gab er seinem Kameraden den Schlacuh zurück und erwiderte: "Ich bin ganz deiner Meinung. Wenn, dann sollten wir gleich zuschlagen und diesem Pack den Gar ausmachen. Die Entscheidung liegt aber wohl beim Zenturio und du weiß, dass die meisten Römer in diesen Dingen eher zurückhaltend sind. Sie wollen alles gut durchplanen. Das mag zwar oft von Vorteil sein. Aber jetzt ist es meiner Meinung nach fehl am Platz."
    Auch wenn Merowech in einer römischen Provinz geboren und aufgewachsen war, so war er kein römischer Bürger und er fühlte sich auch eher als Räter denn als Römer, auch wenn ihm die Annehmlichkeiten der römischen Zivilisation gefielen.

    Merowech verfolgte das Gespräch, da er selbst aber Räter war, verstand er nicht, was die Germanen miteinander redeten. Und in seiner Zeit als Soldat hier hatte er kaum die Gelegenheit gehabt, ein paar Brocken Germanisch zu erlernen. Er wandte sich an Brigio:
    "Was reden die denn da?"

    Als die Armee wieder aufbrach um vom Dorf aus das Banditennest auszuheben, ritt Merowech neben Brigio unter den übrigen Equites in der Vorhut. Wachsam beobachtete er die Umgebung. Schon einmal wären sie beinahe in einen Hinterhalt geraten und dabei hatten sie ihren Decurio verloren. Diesen Germanen war einfach nicht zu trauen.


    "He Brigio", sagte er aus dem Mundwinkel, "Ist es bei den Germanen eigentlich üblich, aus dem Hinterhalt heraus anzugreifen?"
    Während er dies fragte festigte er den Griff um seine Hasta und zog sein Scutum etwas an sich heran. Er wollte nicht derjenige sein, der aus Leichtsinn getroffen vom Pferd fiel, wenn es soweit war.

    Nun wurde es allmählich wieder ernst. Tuto hatte drei Reiter als Vorhut vorausgeschickt. Merowech entspannt sich auf dem Ritt ein wenig, um sich somit geistig auf den nun bevorstehenden Kampf vorzubereiten. Er unterdrückte den Zorn auf die Feinde, um dann im Getümmel des Kampfes seiner Wut freien Lauf geben zu können. Nicht umsonst sollten die Banditen den Decurio gefangen genommen haben.

    Da nun Tuto einstweilen die Führung über die Prima übernahm, nahm Merowech seinen Platz neben Brigio und und stieg auf sein Pferd. Wieder einmal ging es in den Kampf. Merwech spürte zwar eine gewisse innere Anspannung, allerdings war die Nervosität, welche er bei seiner ersten Begegnung mit dem Feind gehabt hatte kaum noch vorhanden. Außerdem galt es, den Decurio zu befreien, und dieser Gedanke spornte ihn zusätzlich an.

    Während sich die Offiziere zur Einsatzbesprechung zurückzogen, ging Merowech und ließ beim Rest der Truma I Kampfbereitschaft herstellen. Schließlich sammelte sich die gesamte Turma. Nur gab es ein Problem: Die Turma war ohne Führung, denn deren Decurio war ja von den Germanen gefangen genommen worden. Merowech wandte sich kurz an Brigio und sagte: Brigio, ich werde schnell Cupidus aufsuchen und ihn um Rat fragen, was die Führung unserer Turma betrifft."
    Darauf machte er sich zum Ort der Einsatzbesprechung auf und wartete dort in angemessener Entfernung bis diese beendet wurde. Er musste Cupidus noch unbedingt sprechen.

    Merowech und der Rest der Turma I ritten gerade durch das Tor des Lagers, als sie bemerkten, dass sich die Truppen bereits gesammelt hatten. Er führte sie zum Centurio und sagte:


    "Salve Centurio Crispus. Eques Merowech meldet sich mit dem Rest der Turma Prima zurück. Warten auf weiter Befehle."

    Merowech ritt neben Brigio her und erklärte ihm auf dem Weg ins Lager, was man alles durch den Gefangenen erfahren hatte, wo sich der Unterschlupf befinden sollte und dass die Turma I am Angriff teilnehmen soll.
    "Du siehst also, Brigio, es wird uns nicht viel Zeit bleiben uns auszuruhen."


    Durch das Gespräch war der Rückweg zum Lager kürzer erschienen als er eigentlich war. Denn schon hörte man, wie dort der Angriff vorbereitet wurde.

    Merowech hörte die Hufschläge und dachte sich sehr wohl, dass es sich vermutlich um seine Kameraden handeln würde, doch konnte man nie sicher genug sein. Er schlüpfte zu Brigio ins Versteck und harrte dort, die Hand auf dem Griff seines Schwertes, wer nun wohl des Weges kommen mochte.

    Sim-Off:

    Nichts für ungut, aber Merowech wurde zuvor vom Decurio fortgeschickt.


    Merowech kam zu der Stelle, an der er Brigio und den Rest der Männer verlassen hatte. Er war heil froh zu sehen, dass seinem Freund nichts zugestoßen war. Sogleich stieg er von seinem Pferd ab und ging auf Brigio zu.


    "Brigio, ein Befehl des Decurio der Turma III. Offenbar hat der Gefangegene verraten, wo Decius steckt. Ich soll euch unverzüglich zurück ins Lager bringen."

    Merowech beobachtete alles . Der schrei des Centurios hatte schlagartig das Stimmengewirr zum verstummen gebracht. Gerade als dieser die Befehle ausgeben wollte, gelangte ein Bote des Cupidus ins Zelt. Merowech wollte aber noch auf die Nachricht des Boten warten und die möglicherweise neuen Befehle des Centurios abwarten, bevor er dem Decurio antworten konnte.

    Merowech hatte kaum Zeit, den anderen ins Wort zu fallen. Nun aber wandte er sich an Atius Romanus:
    "Herr, Brigio führt den Rest der Turma an. Wir haben abgemacht, uns an der Stelle wieder zu treffen, an der wir den Decurio verloren haben. Sind wir erst im Wald, wird es für mich ein leichtes sein, die Stelle wieder zu entdecken."

    Merowech blickte auf die Karte, dachte kurz nach, um sich orientieren zu können und zeigte dann auf einen etwas größeren Wald nördlich des Lagers. Er antwortete:
    "Hier in diesem Wald haben wir den Decurio verloren. Allerdings kann ich die genaue Stelle nicht auf der Karte zeigen. Dazu war der Wald zu groß und ist die Karte zu ungenau. Wenn jedoch in den Wald reite, kann ich mich sofort wieder orientieren."


    Sich in der Wildnis Merkmale einzuprägen, um sich später orientieren zu können, hatte Merowech bereits in seiner Jugen auf den Bergwiesen seiner Heimat gelernt. Daß er außerdem ein guter Schütze mit der Schleuder war, behielt er vorerst noch für sich. Zu gegebenem Zeitpunkt würde er von dieser Waffe schon gebrauch machen.

    Merowech antwortete Romanus sogleich: "In schnellem Ritt dürfte die Stelle ungefähr eine Stunde von hier entfernt sein. Cupidus ist, so viel ich weiß, selbst auf Patrouille."


    Dann wartete er nur noch darauf, dass ihm Romanus den Befehl geben würde, den Rest der Turma antreten zu lassen und sich auf den Weg zu Brigio und den anderen Equites der Turma Prima zu machen.


    Doch da kam ihm noch ein Gedanke. Er räusperte sich und sagte:
    "Herr, wir sollten vielleicht auch Fackeln mitnehmen, denn es beginnt allmählich zu dämmern und ich möchte nicht ohne Licht in diesen dunklen Wäldern umherirren."

    Merowech nickte kurz und machte sich auf den Weg zu den provisorischen Stallungen, wohin seine Kameraden sein Pferd gebracht hatten. Dort angekommen gab er seinem Hengst etwas Wasser und ein wenig Futter. Danach gab er dem Tier ein wenig Gelegnheit, sich auszuruhen, war es doch den ganzen Tag unterwegs gewesen. Merowech begab sich zu seinem Zelt und packte seine Schleuder ein. Sollte es auf der Suche zu einem Kampf kommen, so wollte er auf diese Waffe, die er perfekt beherrschte, keinesfalls verzichten. Dann trank auch er einen Schluck Wasser und ruhte sich ein wenig aus.