Beiträge von Merowech von Veldidena

    Merowech erblickte nun, da die Germanen eingepfercht worden waren, in einiger Entfernung Brigio, der sich gerade reinigte, so gut es ihm eben möglich war. Mit müden Schritten ging er auf ihn zu. Er legte ihm einfach die Hand auf die Schulter und sagte mit müder Stimme: "Schön, dich in einem Stück zu sehen."


    Dann stellte er sich einfach neben ihn und beobachtete die Szenerie. Langsam begann er allmählich zu realisieren. Doch all die schlimmen Gedanken, die in ihm aufzusteigen begannen, unterdrückte er mit aller Gewalt. Dazu war später auch noch Zeit.

    Als Merowech den Lärm aus dem Inneren des Lagers hörte und somit erkannte, dass Cupidus das zweite Tor erreicht hatte, rief er: "Gut Männer! Wir dringen jetzt in das Lager ein. Diese Mistkerle sitzen in der Falle."
    Die Soldaten begannen in das Lager vorzurücken, stießen allerdings nicht mehr auf nennenswerten Widerstand.


    Inzwischen hatte Bribrax die Legionäre den nicht allzuweiten Weg durch den Wald zum Lager geführt. Als er bereits den Lärm hörte, sagte er zu Crispus: "Das Lager ist ganz in der Nähe." Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, als sie auf eine Lichtung gelangten, in deren Mitte sich das Lager befand. Dort herrschte heilloses Chaos...

    Da Merowech sah, dass er genügend Leute hatte, um die Vorderseite des Lagers abzusichern, von den Legionären aber noch jede Spur fehlte, beschloss er, einen der Equites zurückzuschicken und den Fußtruppen den Weg zu zeigen. Er wählte dazu Bribrax aus, einen hervorragenden Reiter.


    Bribrax ritt zurück in Richtung Schlachtfeld und traff dort auf den Zenturio Crispus, der soeben im Begriff war, mit seinen Truppen aufzubrechen.
    "Salve Zenturio! Ich wurde vom Lager der Banditen hierhergeschickt, um dir den Weg dorthin zu zeigen. Es ist nicht sehr weit."

    Merowech blieb bei der Hälfte der Turma I zurück, welche das Lager abriegeln sollte.
    "Also gut Männer, ihr habt den Duplicarius gehört: Frauen und Kinder werden verschont. Sofern sich jemand von den Banditen ergeben will, wird er gefangen genommen. Ansonsten wisst ihr, was zu tun ist."


    Merowech war noch vollkommen ihm Kampfesrausch. Das ganz Grauen, welche um ihn herum geschah und geschehen war, hatte er irgendwie nicht richtig war genommen... oder besser: Er hatte es nicht wahrnehmen wollen. Die Equites riegelten das Lager auf ihrer Seite so gut wie möglich ab. Nur vereinzelt versuchte eine Frau mit ihrem Balg zu fliehen, die anderen suchten ihr Heil vermutlich in der Flucht durch das zweite Tor. Bald müssten auch die ersten Legionäre anrücken.

    Merowech ritt noch eine Weile neben Brigio her, um die Fliehenden aufzuspüren. Aber schließlich zeigte sich keiner mehr von ihnen. Er blickte sich kurz um und sagte dann zu Brigio: "Na, was meinst du? Kehren wir zurück zu Cupidus? Ich glaube, wir haben den Großteil von ihnen erwischt."
    Trotzdem blieb Merowech wachsam. Diesen germanischen Banditen war einfach nicht zu trauen.

    Merowech nahm neben Brigio seine Position ein und gemeinsam machten sie sich an die Verfolgung der fliehenden Banditen. "Jetzt ist der Spieß umgedreht", dachte er sich. Dennoch blieb er vorsichtig. Ein zweites Mal wollte er heute nicht mehr in einen Hinterhalt kommen. Wo ein Germane vor ihm herlief und er ihn einholen konnte, brachte er ihn mit einem Streich seiner Spatha zu Fall: Nicht gerade ehrenhaft, aber effektiv.

    Merowech hatte sich mit den anderen zu den Legionären zurückgezogen und dort tapfer gekämpft. Nun, als der Kampf vorbei war blickte er sich zuerst suchend nach seinem Freund Brigio um, zu welchem er im Kampfgetümmel den Kontakt verloren. Erleichtert atmete er auf als er ihn einen Siegesschrei rufen hörte. Dann erst bemerkte er, dass sein Tunika blutig war. Er hatte einen Kratzer am Oberamr abbekommen, aber die Wunde war nicht so tief, dass sie lebensbedrohlich gewesen wäre. Er suchte Brigio auf und sagte: "Diesmla haben sie uns nicht gekriegt, was? Könntest du vielleicht die Wunde an meinem Oberarm versorgen?"


    Allmählich begann nun die Verfolgung der fliehenden Banditen. Die Offensive gegen die Germanen näherte sich ihrem letzten Akt....

    Merowech war ein wenig überrascht, als er bemerkte, dass sein Angriff mit der Hasta dem Monstrum kaum etwas auszumachen schien. Er hatte den Hünen von eburnus abgelenkt, aber nun ließ er die Axt auf ihn niedersausen. Merowech macht einen Satz zurück und wich dem Angriff aus. So stark der Recke war, ebenso langsam war er, und das war sein Nachteil, vor allem jetzt, wo er von hinten wiederum von Eburnus bedrängt wurde. Während der Germane versuchte, sich gegen die beinden Soldaten zu verteidigen, wurden ihm immer mehr Wunden zugefügt. Als er erneut ausholte, um die Axt diesmal auf Eburnus niedersausen zu lassen, gelang es Merowech mit einem wuchtigen Hieb seiner Spatha dem Germanen einen Oberarm abzutrennen. Ein grausame Schmerzensschrei entwich der Kehle des Recken, während seine Axt nach hinten viel, da sie nun Übergewicht bekam....

    Nicht weit von Eburnus entfernt brachte Merowech gerade einen Germanen zu Fall, in dem er ihm mit einem gezielten Stoß die Hasta durch den Hals rammte. Er sah, wie das Monstrum die Axt auf Eburnus Parma niedersausen ließ. In diesem Moment überwand er in wenigen Sätzen die Distanz zu seinem Kameraden und rammte dem Hünen die Hasta in die Seite, wo er sie auch stecken ließ. Dann zog er sein Spatha und ging in Kampfposition.

    Im allerletzten Moment konnte Merowech den Schwertstreich, der seinem Bein galt, abwehren. Dann war auch schon Brigio zur Stelle, der den Germanen niedermachte. Merowech reagierte schnell, glitt von seinem Pferd und wehrte den Angriff eines weiteren Germanen ab, als schließlich ein Pfeilhagel einsetzte. Seinem Pferd gab er noch einen Schlag, so dass es nach hinten lief, dann nahm er seine Position im Schildwall ein und ließ den Pfeil angriff über sich ergehen. "Das Gute daran ist, dass sie mit den Pfeilen auch ihre eigenen Leute erwischten.", murmelte er vor sich hin.

    Dankend nickte Merowech Cupidus zu. Die Stärkung hatte ihm gut getan. Er wusste gar nicht mehr, wann er zum letzten Mal etwas zwischen die Zähne bekommen hatte. Noch ein Schluck Wasser, dann schwang er sich kauend auf sein Pferd Horsa. Dann nahm er seine Position neben Brigio ein und bereitete sich auf den Kampf vor: "Auf ein Neues, Kumpel. Pass auf, dass dir nichts zustößt."
    Dann sandte er noch ein Stoßgebet zu seinen Krieggöttern Sucellus und Teutates, sowie zu Mars, auf dass sie ihn im Kampf führen und beschützen mögen. Für Merowech war es ohnehin nur der Name, welcher Mars von Sucellus unterschied. Er gelobte, ein Opfer darzubringen, sollte er wieder im Lager ankommen.

    Merowech antwortete:
    "Vier Verwundete und einen entführten Decurio, wenn du weißt, was ich meine. Wir sollten die Zeit, die uns bis zu Cupidus' Rückkehr bleibt, nützen um uns auszuruhen und ein wenig die Kräfte zu sammeln. Ein inners Gefühl sagt mir, dass wir heut noch ein paar dieser Banditen in die Anderswelt schicken werden."

    Merowech hatte eben ein paar Steine eingesammelt und war wieder zur Prima zurückgekehrt, als er das Geschrei der Banditen hörte. "Diese Mistkerle sind uns gefolgt", schoss es ihm durch den Kopf und instinktiv zog er seine Spatha. Auch die anderen Equites machten sich kampfbereit, aber die Banditen zogen sich wieder zurück. Merowech wartete allerdings ab, ob sie nicht noch ein zweites Mal zurückkehren würden, ehe er seine Waffe senkte. Dann erblickte Merowech Quintus Duccius Eburnus.
    "He Quintus, bei euch alles klar? Irgendwelche Verlust?", fragte er ihn.

    Merowech nickte und wandte sich dann an die übrigen Equites:
    "Männer, ihr habt den Decurio gehört. Ruht euch aus, wir haben wahrscheinlich nicht lange Gelegenheit dazu, bis wir wieder in den Kampf müssen."
    Dann wandte er sich an Brigio:
    "Brigio, verteil die Wurfspeer. Ich suche hier inzwischen noch ein wenig Munition für meine Schleuder. Man kann nie wissen."
    Dann stieg er von seinem Pferd ab und tastete den Wald boden nach Steinen in geeigneter Größe ab, welche er dann in seinem Beutel verschwinden ließ.

    Von den Männern, deren Rückzug Merowech dirigiert hatte, waren nur zwei verletzt: Dunovirix und der Eques, von dem sich herausstellte, dass er Marbod genannt wurde. Sie waren bereits mit den anderen Verwundeten ins Dorf zurückgekehrt, während der Rest der Prima den Rückzug der Quarta deckte. Merowech nagelte noch einen der Banditen mit einem Wurfspieß an einen Baum, bevor der Rückzug endgültig von statten gehen konnte. Die Reiter der Ala zogen sich nun in Wigands Dorf zurück...

    Merowech wandte sich auf die rechte Seite, so wie es Cupidus befohlen hatte. Plötzlich hörte er dicht neben ihm ein Stöhnen. Da lag ein verwundeter Kamerad. Merowech ging in die Hocke, damit er nicht so schnell gesehen werden konnte, und fragte leise: "Bist du schwer verletzt oder kannst du laufen?"
    Der Soldat antwortet: "Ich glaube, mich hats am Bein erwischt. Ich komme nur langsam voran."
    Merowech riskierte noch einmal einen Blick. Im Moment sah er keinen Germanen. "Gut", meinte er dann, "stütz dich auf mich. Es kann nicht mehr weit sein."
    Da ertönte Geschrei in seinem Rücken. Reflexartig wandte sich Merowech in die Richtung, aus welcher der Lärm kam. Da regestrierte er abe, dass es lateinisches Geschrei war. Endlich! Verstärkung! Er half dem Eques auf die Beine, stützte ihn und sagte: "Komm, wir müssen so schnelle wie möglich zu den Pferden. Es ist nicht mehr weit."
    Der Soldat bis die Zähne zusammen. Er hatte sichtlich Schmerzen. Doch so gut und so schnell er konnte, hüpfte er auf einem Bein und von Merowech gestützt vorwärts. Sie erreichten die Equites der Verstärkung und Merowech brüllte ihnen entgegen: "Ich bins! Merowech! Haltet uns den Arsch frei!" Er wollte nicht durch eine dumme Verwechslung den eigenen Leuten ins Schwert laufen. Endlich hatten sie die Pferde erreicht. Als er Brigio sah, japst Merowech zynisch: "Ein schöner Abend, nicht wahr?"

    So gut es ging versuchte Merowech mit seiner Schleuder den Rückzug seiner Kameraden zu decken. Immer wieder feuerte er ein Geschoss aus deer Deckung ab, wobei nur manchmal ein Zufallstreffer einen Germanen zu Fall brachte, und wechselte dann seine Position. Es wurde allmählich dunkler in diesem verfluchten Wald. Schon glaubte er, von den übrigen Männern seiner Einheit getrennt worden zu sein, aber dann hörte er Cupidus Brüllen in seinem Rücken. In gebückter Haltung eilte er in die Richtung. Als er Cupidus erreichte rief er: "Ich kann sie nicht länger aufhalten. Ich habe kaum noch Geschosse und hier habe keine Zeit, Steine zu suchen."

    Durch den Aufschrei von Dunovirix kapierte Merowech ziemlich schnell, was geschehen war. Sie waren in einen Hinterhalt geraten. Er stürzte zu seinem Kameraden und sah, dass sich ein Pfeil in dessen linke Schulter gebohrt hatte. Schon versuchte ein Germane, auf den verwundeten Gallier loszustürzen, doch Merowech gelang es eben noch, diesem sein Schwert in die Seite zu rammen und so seinen Kameraden vor dem sicheren Tod zu bewahren.
    "Dunovirix, kannst du kämpfen?", brüllte Merowech.
    "Ich kann nur meinen Schwertarm benützen.",antwortete der Gallier.
    Merowech wusste, dass sie im Kampf nicht viele Chancen hatten, aber die Tatsache, dass es stockfinster war und sie sich getarnt hatten konnte ihnen den Rückzug decken.
    "Wir schlagen uns zu Cupidus durch", entschied der junge Soldat. Er half Dunovirix auf die Beine und sah aus der Entfernung Cupidus Position. Dort war auch Brigio und verteidigte sich gegen die Angreifer. Die beiden eilten an den Kämpfenden vorbei. Pfeile schwirrten durch die Luft. Nachdem sie zu zweit einen weitern Germanen zu Fall gebracht hatten, waren sie bei den anderen angelangt.
    "Cupidus, sie sind uns überlegen, was befiehlst du?", brüllte Merowech.

    Merowech antwortet Cupidus sogleich: "Ich glaube, wir sind da auf einen Vorposten gestoßen, Cupidus. Die beiden haben sich nicht gerade professionell verhalten, was die Sache für uns vereinfacht hat.", sagte Merowech mit einem zynischen Grinsen.
    "Demnach dürfte es nicht mehr weit sein. Inzwischen sollten meine Leute die beiden Leichen versteckt haben. Sollen wir ganz normal weitergehen." Merowech wartetet Cupidus Entscheidung ab, von nun an würde man sich nach dem ersten Feindkontakt doppelt ruhig verhalten müssen, denn es war zu erwarten, dass man jetzt öfter auf kleiner Posten und Patroullien stieß.