Beiträge von Merowech von Veldidena

    Als ich mehr oder weniger frisch in das quartier zurückkehrte, sah ich, dass die meisten noch an den Folgen des Vorabends litten. Ich beschloss, mir einen Spaß zu machen und rief mit lauter Stimme:


    Probati aufgestanden!


    Sofort tat sich so einiges im Schlafraum...

    Um diese Zeit war die Therme fast wie ausgestorben. Den Gang in das Warmwasserbecken und die Massage beschloss ich aus zwei Gründen auszulassen: Erstens hatte ich nicht so viel Zeit zu vertrödeln und zweitens wollte ich mich nur erfrischen. Ich hüpfte in das kalte Wasser und wie ein Blitz fuhr es durch meinen Körper. Als ich nach etwa fünf Minuten wieder aus dem Becken stieg und mich abtrocknete, fühlte ich mich wie neu geboren. Der schale Geschmack in meinem Mund war zwar noch da, aber den würde ich schon noch loswerden. Nachdem ich mcih angezogen hatte, kehrte ich wieder in unsere Unterkunft zurück.

    Ich wusste nicht mehr genau, wann oder wie ich in der vorigen Nacht in mein Bett gefunden hatte. Als ich jedoch an diesem morgen erwachte, war ich richtig verkatert. Ich roch, als ob ich in einem Weinfaß geschlafen hätte. Da bis zum beginn der Übungen noch etwas Zeit war, beschloss ich, in die Therme zu gehen und mir im Frigarium einen klaren Kopf zu verschaffen.

    Beim Gedanken, einen Schluck Wein zu trinken, rann mir beinahe das Wasser im Mund zusammen, zumal in meiner Heimat die Gelegenheit, Wein zu trinken, eine Seltenheit war... Cervisia ist dort das Hauptgetränk der Bevölkerung. "Gegen einen Schluck Wein habe ich nichts einzuwenden", antwortete ich Brigio. Dann wandte ich mich an Vibulanus: "Ich glaube, wir haben uns noch nicht bekannt gemacht: Mein Name ist Merowech und ich komme aus der Umgebung von Veldidena, das liegt in den Alpen. Außer deinem Namen, Vibulanus, weiß ich allerdings nichts von dir."

    Ich beschloss, bevor ich mich zu Bett begab, in die Therme zu gehen, um mich ein wenig zu entspannen. Während ich im warmen Wasser saß, dachte ich daran, dass mein Großvater noch nicht die Annehmlichkeiten der Römer kannte und auch mein Vater stand ihnen skeptisch gegenüber. Ich konnte mir jedoch eine Welt ohne Bäder kaum noch vorstellen. Nachdem ich noch in das Kaltwasserbecken gesprungen war und mich der Numider massierd hatte, verließ ich entspannt die Therme und begab mich zu den Unterkünften.

    Auf dem Reitplatz angekommen wiederholte ich immer wieder die Übungen, die ich bisher gelernt hatte. Traben, Gallopieren, Wende nach links und Wende nach rechts. Nach einiger Zeit war mein Pferd etwas ermüdet und auch ich war nicht mehr gerade frisch.
    Also brachte ich Horsa zurück in den Stall, versorgte ihn und streichelte ihn noch, bevor ich ihm eine Gute Nacht wünschte.

    Als ich mich nach den Übungen des heutigen Tages noch nicht richtig ausgelastet fühlte, beschloss ich in den Stall zu gehen und auf Horsa noch ein paar Runden zu reiten. Das Pferd begrüßte mich mit einem wiehern. Ich ging zum Stellplatz, sattelte es und führte es aus dem Stall zum Reitplatz.

    "Ja. Ich habe mir einen schönen braunen Hengst ausgesucht. Ein gutes Tier, wie ich finde.", antwortete ich Brigio. Dann sagte ich noch:
    "Ach ja, den verletzten Probaten glaube geht es den Umständen entsprechend gut...ich wollte es dir gestern noch sagen, aber du warst glaube ich schon eingeschlafen."

    Ich betrat die Schola, welch ich gestern gerade noch geschrubbt hatte, und sah, dass der Platz hinter Brigio noch frei war. Also ging ich dorthin, setzte mich, tippte Brigio von hinten auf die Schulter und sagte:
    "Morgen, bist du auch schon gespannt, was man uns hier so beibringt?"

    Da Dameas Alexis offensichtlich nicht im Stall war, rief ich einen anderen Stallburschen. Der brachte mich zu den Pferden, die für die Probaten zur Auswahl standen. Ich strich einigen über das Fell. Manche von ihnen scheuten, aber eines hatte es mir angetan: Es war ein brauner Hengst mit schwarzer Mähne und einer weißen Blesse auf der Stirn. Ich merkte gleich, dass er Zutrauen zu mir gefunden hatte. Also sagte ich dem Stallburschen, dass ich ihn nehmen würde. Ich sattelte den Hengst, führte ihn aus dem Stall, ging zum Reitplatz und ritt ein wenig. Unterdessen dachte ich mir einen Namen aus. Der Hengst war angenehm zu reiten und gewiss ein gutes Tier. Er reagierte sofort auf den Druck meiner Oberschenkel.
    Nachdem ich eine Weile geritten war, brachte ich ihn zurück in den Stall und versorgte ihn noch: Ich gab ihm ein wenig Hafer und Wasser. Dann strich ich ihm über die Stirn. Als er mich mit treuen Augen anblickte, sagte ich zu ihm: "Du sollst Horsa heißen."
    Horsa wieherte kurz. Ich verabschiedete mich noch von ihm und begab mich in meine Unterkunft.

    Erschöpft betrat ich die Unterkunft. Ich legte meine Ausrüstung ab, verstaute sie noch schnell und ließ mich in meine Bett fallen. Dann schloss ich die Augen. Eigentlich hätte ich ja Brigio noch über die verletzten Probaten informieren müssen...


    "Ach ja: Brigio, ich glaube, die Verwundungen der Probaten sind nicht so schlimm. Sie wurden vom Medicus gleich versorgt."

    Als ich von drinnen das "Herein" des Decurios hörte, betrat ich sein Officium, salutierte und sagte:


    "Decurio, Probatus Merowech meldet, der Boden der Schola wurde zwei Mal von mir geschrubbt. Probatus Syphax reparierte das Mobiliar und muss nun unter der Aufsicht des Duplicarius Staub wischen. Ich wurde vom Duplicarius entlassen und warte nun auf weitere Befehle."


    Dann wartete ich gespannt, was der Decurio sagen würde.