Während der Centurio bei der Kanalreinigung persönlich mit anfasste, stand Priscus ein paar Straßenecken weiter und versuchte einen Hausbesitzer davon zu überzeugen, dass sein Haus durch das aufgeweichte Fundament nicht mehr allzu stabil war und jederzeit einstürzen könnte. Der Mann wollte das aber nicht so recht einsehen und glaubte, mit ein paar zusätzlichen Balken hier und da ein ein wenig neu angehäufter Erde würde das schon wieder passen. Der Optio war da eindeutig anderer Ansicht, konnte den Mann aber auch in einem längeren Streitgespräch nicht überzeugen und zog mit seinen Leuten schließlich weiter. Es gab andere Stellen in Mantua, an denen ihre Hilfe ebenfalls gebraucht wurde und auf weniger Widerstand stieß.
Beiträge von Gaius Tallius Priscus
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Sim-Off: Mach' ruhig Schluss hier.
Priscus entfernte sich mit seinen Leuten wieder in die Gegenrichtung, nachdem der Centurio losgegangen war und kümmert sich um seine verbleibenden Häuserblocks. Was sie sahen, war dasselbe wie überall, nur nicht ganz so schlimm, da die Straßen hier leicht anstiegen und das Wasser besser ablaufen konnte. Es blieb zwar nass, aber nicht ganz so nass wie an anderen Stellen. Das machte das Vorwärtskommen etwas einfacher, da sie nichts aus dem Wasser fischen mussten. Relativ zügig waren Sie daher wieder zurück am Sammelpunkt und hatten nichts dagegen, wenn es nun wieder zurück ins Lager gehen würde. -
Mehrere Wechsel und einige Verletzungen hatten Priscus inzwischen ziemlich weit nach vorne gespült, so dass er nun mit den Kameraden in der Schildwand in der ersten Reihe stand. Nun waren es andere, die von hinten besser den Überblick behalten konnten und Druck machten, während er sich nur nach vorne schob, möglichst wenig Angriffsfläche bot und sich mit dem Schwert die Gegner vom Leib hielt. Diese zogen sich aber inzwischen immer weiter zurück und ihre Linien wurden dünner. "Geschlossen vorrücken! Keine Lücken lassen!" ermahte der Optio die Männer neben ihm immer mit lauter Stimme. Je weiter sie vorrückten, umso länger wurde nämlich ihre Linie und umso schneller bildete sich Lücken.
"Anhalten und formieren! Vielleicht geben die auf!" brüllte er, als er sich wieder nach vorne orientierte. Langsam ebbte der Kampflärm ab und man konnte etwas besser verstehen, was auf der anderen Seite gebrüllt wurde.
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Anscheinend war Priscus nicht der einzige Soldat hier, was ihn ein bisschen beruhigte. Die meisten anderen schienen allerdings auch nur als Begleitung ihrer Centurionen erschienen zu sein, die ihren Kollegen beglückwünschen wollten. Aber der Centurio hatte schon recht und kein Soldat lehnte ab, wenn er kostenlos irgendwo etwas zu trinken und zu feiern bekam. Trotzdem hielte sich die Männer eher abseits, um sich nicht zwischen die Senatoren zu drängen. Außerdem konnten sie sie besser den feinen Frauen hinterherschauen, ohne aufzufallen.
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Noch eine Auszeichnung wurde verliehen und Priscus freute sich für den geehrten Kameraden genauso, wie er sich über seine eigene Auszeichnung gefreut hatte. Alle hatten sie bei dem Unwetter mit angepackt. Kein Vergleich zu Parthia, aber trotzdem guter Einsatz.
Dann rückte die Legion langsam wieder ab. Eine Einheit nach der anderen verließ den Exerzierplatz und zog sich wieder ins Lager zurück. Wie immer zählte der Optio am Ende der Kolonne den Gleichschritt an.
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Priscus war etwas überrascht gewesen, als sein Centurio ihn zu seiner Geburtstagsfeier eingeladen hatte. Aber da er wohl nicht absagen konnte, hatte er sich in saubere Kleidung gesteckt und war zur angegebenen Taberna in Mantua gegangen. Auch hier verstärkte sich sein Eindruck, dass er als Optio auf der Feier wohl eher deplatziert war. Die Taberna gehörte nicht zu der Sorte, die Soldaten normalerweise aufsuchten und auch die Gäste schienen alle ziemlich hochrangig zu sein. Priscus fiel es immerhin nicht schwer, den Centurio zu finden, um seine Glückwünsche los zu werden. "Salve, Centurio! Noch einmal herzlichen Glückwunsch zum Geburtstasg und zur Beförderung", gratulierte er höflich, auch wenn die ganze Centurie natürlich schon gleich am Morgen im Lager gratuliert hatte.
Fast schon gewohnheitsmäßig zog er sich dann recht bald aus dem Mittelpunkt, beobachtete die anderen Gäste und wartete darauf, dass der Centurio irgendetwas sagen oder machen würde, aus dem er auf den weiteren Verlauf der Feier schließen konnte.
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Auf den entsprechenden Befehl hin trat Priscus wieder zurück zu seiner Einheit und verfolgte den weiteren Fortgang der Zeremonie. Sein Centurio wurde also befördert. Damit hatte er nicht unbedingt gerechnet, aber warum nicht? "Prima Victrix!", stimmte er in den Schlachtruf aus dem Mund des Kommandeurs mit ein und war gespannt, ob auch gleich einer neuer Centurio für seinen Einheit benannt werden würde.
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Während es offenbar zwei Offiziere benötigte, um die weitere Zukunft eines kleinen Mädchens zu klären, packten in den Straßen die Legionäre zusammen mit den Einwohnern kräftig an. Wähend die meisten hausbewohner erstmal mit ihren eigenen Häusern und Gärten beschäftigt waren, griffen die Legionäre überall dort zu, wo entweder mehr Leute gebraucht wurden, als im Haus wohnten, oder wo es um öffentliche Plätze und Gebäude ging.
Schon bald hatten sich an mehreren Stellen Ketten organisiert, die Eimer oder Schanzkörbe voller Schlamm aus irgendwelchen Kellern nach draußen reichten, während an den Straßenkreuzungen die Überreste von vom Sturm beschädigten Gebäuden zusammen getragen wurden, die wiederum von anderen Trupps beseitigt wurden. Jetzt wo es nicht mehr regnete, war auch die kanalisation nicht mehr gefährlich und mehrere Zugänge zu ihr waren geöffnet worden, um allerlei Unrat von dort nach draußen zu befördern.
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Der Optio nickte knapp, als ihm der Centurio von seinen Arbeiten berichtete. Was sollte er auch anderes tun, als sie kommentarlos zur kenntnis zu nehmen? Er fragte nicht, welcher Kamerad verletzt wurde, denn das würde er sicher auch so noch heraus bekommen. Als der Centurio dann noch die Worte des Tribuns zitierte, rollte er nur mit den Augen.
"Hier vorne sind noch drei oder vier Häuserblocks, an denen wir noch nicht waren" erklärte er dann und deutete in eine der Nebenstraßen. Dann zeigte er in die Gegenrichtung. "Von dort müsste gleich noch ein Truppe aus zwei Contubernia zurück kommen, dann wäre dort alles durch. Ich weiß aber noch nicht, wie es bei denen aussieht und ob sie wirklich bald schon kommen." Wenn das mal keine Steilvorlage für den Centurio war, dem Trupp entgegen zu gehen.
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Zusammen mit seinem Conturbernium rücke auch Priscus ab, da der Befehl keine Fragen offen ließ. Anstatt sich gleich auf die erstbeste Arbeit zu stürzen, zogen sie erstmal ein paar Straßen weiter, denn immerhin wussten sie, was sie damals beim Unwetter alles gesehen hatten. Auch von den Einwohnern waren viele in den Straßen unterwegs, um sauber zu machen oder noch Wasser aus den tiefer gelegenen Räumen ihrer Häusern zu schöpfen.
Planmäßig trafen Priscus und sein Trupp nach ein paar Straßenecken auf eine der Barrieren, die sie aus einem halben Baugerüst gegen das Wasser gebaut hatten und die inzwischen auch schon wieder halb offen war. Ob vom Wasser oder durch die Einwohner, war ihm egal. "Komplett auseinandernehmen! Was noch brauchbar ist, schleppen wir aber erst gar nicht raus aus der Stadt, sondern legen es gleich wieder da vorne an die Baustelle, von der es stammt", änderte Priscus ein wenig die Anweisungen, die sie erhalten hatten. Einem dicken Balken aus Bauholz schadete es schließlich nicht, wenn er mal nass geworden war, so dass ihn sein Besitzer sicher weiter verwenden wollte.
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"Nass!", antwortete Priscus auf die Frage des Centurio und machte eine theatralische Pause. ""Klatschnass!", wurde er dann etwas ausführlicher. Nach einer weiteren Pause kamen dann aber auch noch brauchbare Informationen. "Wir haben diverse Kanaleinlässe von angeschwemmtem Gerümpel befreit, zwei provisorische Barrieren zur Wasserableitung gebaut, eineinhalb Säcke voller halbwegs wertvollem Kleinkram aus dem Wasser gefischt und eine Katze an Land abgesetzt. Insgesamt drei Contubernia graben dort drüber ein zwei provisorischen Ableitungsgräben richtung Stadtmauer." Mit einer Hand deutete er in die Richtung. "Ernsthaft vermisste Bewohner scheint es keine zu geben. Es sitzen nur Dutzende Leute gerade da, wo sie beim Einsetzen des Gewitters waren. Wir kennen inzwischen wohl halb Mantua beim Namen, weil wir ständig gefragt wurden, ob wir irgendwen gesehen haben."
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Der Abend des Tages, an dem Priscus seine Phalera für die Rettungsarbeiten in Mantua erhalten hatte, war recht seltsam. Einerseits hatten die Männer mit der Auszeichnung einen Grund zum Feiern und Priscus kam gerne dem ungeschriebenen, aber trotzdem ewig gültigen Gesetz nach, eine Amphore Wein für alle auszugeben. Andererseits hatten die Männer an diesem Tag auch vom Tod des Legatus Legionius Tiberius Vitamalacus erfahren und das war ganz gewiss kein Grund zu ausgelassener Freude. Prgamatisch wie Soldaten nun einmal waren, hatte der Optio daher rasch einen kleinen Altar herrichten lassen und die frisch erworbene Amphore Wein zunächst dorthin gebracht. Gemeinsam mit den anderen Unteroffizieren der Centurie opferte er den ersten Becher Wein den Göttern der Unterwelt, damit der Legatus auch jenseits des Reichs der Lebenden immer verlässliche Truppen um sich hatte. Erst dann begann der fröhliche Teil, in dem den Soldaten etwas von dem Wein ausgeschenkt wurde.
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Zunächst hatte Priscus angenommen, dass Aufrufen der Männer hätte etwas mit der bevorstehenden Bestattung des Legatus Legionis zu tun. Er merkte jedoch schnell, dass das nicht der Fall war und entspannte sich ein wenig. Offenbar wollte der Kommandeur schnell zu einem normalen Tagesablauf übergehen und die Soldaten nicht nur mit Trauer vom Platz lassen.
Der Optio blickte weiter geradeaus, bis er an der Reihe war und seine Phalera entgegen nahm. Mit festem Blick schaute er den Praefectus Castrorum an, während er ihm die Hand schüttelte. "Danke, Praefectus!", antwortete er auf das Lob und blickte die Phalera in seiner Hand erst an, als der Praefectus seine Hand wieder losgelassen hatte und zum nächsten weiter schritt. Dann stand er wieder stramm und blickte geradeaus, bis die Zeremonie beendet war. Seine Gedanken waren jedoch bei seiner Centurie, wo am Abend wohl eine Amphore Wein auf seine Kosten geleert werden würde.
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Für Priscus und wahrscheinlich auch viele andere der Soldaten war es ein Schock zu hören, dass der Legatus verstorben war. Priscus hatte nie persönlich etwas mit ihm zu tun gehabt, aber der Kommandeur war für ihn trotzdem immer eine wichtige Person gewesen. Nun war er also tot. Priscus schluckte.
Was dann passierte, war dagegen Routine und lief völlig emotionslos bei ihm ab. Der Praefectus Castrorum würde das Kommando übernehmen, wie es sowieso der Fall war, wenn die Truppe im Lager lag und der Kommandeur abwesend war. Dann wurden Namen aufgerufen. Mechanisch trat der Optio aus der Reihe heraus und schritt nach vorne, als auch sein Name genannt wurde. Schweigend postierte er sich mit den anderen aufgerufenen Männern vor dem Podium und wartete mit geradem Blick nach vorne auf weitere Anweisungen.
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Der Centurio war nicht der einzige, der sich diese Frage stellte. Aber Priscus war ja schon von dem EInsatz als Wasserratte nicht begesitert gewesen, auch wenn er ihm einen Auszeichnung eingetragen hatte und hatte schon dabei befürchtet, dass sie zum Aufräumen wieder zurück kommen mussten. Immerhin hatten sie diesmal Zeit für Vorbereitungen. "Nehmt alles mit, was ihr an Werkzeug finden könnt! Schanzkörbe nicht vergessen!" Kampfausrüstung war wohl nicht mitzunehmen, nahm der Optio an. So würden die Männer noch mehr Ausrüstung transportieren können und weniger Zeit brauchen, alles auf Maultiere zu verladen. Aber die Anweisung dazu musste wohl eher vom Centurio kommen.
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"Schieben! Schieben!" brüllte Priscus immer wieder, nachdem die Lücke in die Pallisade gebrochen war. Was die Kameraden vorne jetzt brauchen war vor seiner Meinung nach vor allem Masse, die von hinten nachdrückte und die Verteidiger einfach wegspülte. Außerdem kam man einfacher den Wall hinauf, wenn die Kameraden von hinten schoben. Auf diese Weise kam er auch selber irgendwann auf den Wall. Da der Beschuss mit Speeren aufgehört hatte, hielt er seinen Schild nun auch nicht mehr über dem Kopf und hatte damit von oben auf dem Wall sogar mal wieder ein wenig Überblick. Vorne an der Spitze sah er die Crista des Centurio aus der Menge ragen, ansonsten waren es blanke Helme dicht an dicht. Irgendwo blitzte eine ungeschützte Schwertklinge auf und der zugehörige Soldat zog sich brav gleich aus dem Schlachtgetümmel zurück. Viel mehr konnte er aber auch wieder nicht sehen, denn von hinten wurde weiter gedrückt und für den Optio ging es auf der Innenseite des Walls wieder nach unten. "Verletzte durchreichen!" rief er noch und schubste einen Kameraden nach hinten an sich vorbei, der auch etwas von der roten Suppe abbekommen hatte.
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"Guten Morgen, Centurio!", lautete die erwartete pflichtschuldige Begrüßung, bei der selbst eine Truppe gestandener Männer immer ein wenig nach Kinderchor klang. Danach gab es aber tatsächlich mal etwas interessantes und abwechslungsreiches, denn einen neuen Signifer bekam man schließlich nicht alle Tage.
Nachdem nach dem kurzen Appell die Männer schon wieder entlassen wurden, ging Priscus nicht gleich zu seiner Stube, sondern erstmal zu seinem neuen Unteroffizierskollegen. "Salve Gallicus!", begrüßte er ihn. "Gaius Tallius Priscus, der Optio hier", stellte er sich dann kurz selber vor. "Auch wenn du es noch knapp 80 mal hören wirst: herzlich willkommen!" begrüßte er ihn dann mit einem freundlichen Grinsen im Gesicht. "Wo hast du bisher gedient?"
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Dem Optio entging nicht, dass Senecio nicht allzu überzeugt klang, aber er nahm es ihm nicht übel. Selber war er ja auch nicht überzeugt, dass es einen großen Unterschied machte, ob sie nun durch die Straßen irrten und gegen das Wasser kämpfen oder nicht. Es war ohnehin überall und letztlich würden doch nur alle warten können, bis es weg war. "Sehr schön. Weitermachen", sagte er daher auch nur. "Immerhin gibt's diesmal mehr als genug zu trinken bei der Arbeit!", witzelte er dann noch.
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Während sich der Centurio mit der Spitze schon den Wall hinauf schob, behielt der Optio die FOrmation von hintem im Blick. Zumindest, soweit man unter einem Schilddach, das einmal in den Graben hinein knickte und an der andere Seite wieder hinauf kam, überhaupt von Überblick sprechen konnte. Ein wenig musste er schon grinsen, dass die Männer jetzt mit der Pallisade zu kämpfen hatte, die erst am Morgen noch gelangweilte Männer hatte ausbessern lassen. Aber viel Zeit für diesen Gedanekn gönnte er sich nicht.
"Dritte Linie im Graben abknien! Bildet mit den Schilden eine Brücke!" brüllte er von hinten durch. Dadurch würde es für die nachfolgenden Männer nämlich westlich einfacher werden, durch den Graben zu kommen. Für die Männer unter den Schilden würde das zwar ziemlich unbequem werden, aber wer sagte denn, das Krieg bequem war?
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Da der Optio aber erstmal noch zwei Straßen weiter weg unterwegs war, konnte er erst einmal gar nichts sagen. Zumindest nicht zu Legionär Senecio und seinen Abflussrinnen. Stattdessen beruhigten Priscus und seine Leute weiter besorgte Anwohner, fischten eine wasserscheue Katze aus den Fluten, die sich an ein Holzstück klammerte, füllten inzwischen den zweiten Sack mit allerlei Kram, den das Wasser mit sich spülte und hielten sich durch kleinere Laufeinlagen warm, denn so nass wie sie waren wurde ihnen inzwischen auch ziemlich kalt.
Erst etwas später kam Priscus dann tatsächlich bei Senecio und seinen Kameraden vorbei, die mit ihrer Abflusrinne ganze Arbeit geleistet hatten. Des Wasserstand in der näheren Umgebung war eindeutig niedriger als in den restlichen Straßen. "Na, wie läuft's?" erkundigte er sich.