Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Kaum hatte der Lageralltag sie wieder, stand für die Legionäre schon wieder ein wichtiger Feiertag an, nämlich die Rosaliae Signorum. Vor allem für den Feldzeichenträger der Centurie hatte das eine Menge Arbeit bedeutet, war es doch ein besonderer Tag an dem mit ihm und dem Feldzeichen alles in Ordnung sein musste. Aber auch die Legionäre sollten in bestem Glanz erstrahlen und auch wenn die vierte Centurie der neunten Kohorte insgesamt eine eher unwichtige Einheit war, achtete Priscus am Abend vor dem Feiertag trotzdem ganz genau darauf, dass alle Männer ihre Sachen in Ordnung hatten oder noch letzte Makel beseitigten. Dem Centurio sollte sich schließlich ein saubers Bild bieten, wenn er sie am nächsten Tag zu der Feierlichkeit führen sollte.

    Mehrere Wochen waren nun seit der Rückkehr der Legio I in ihr Standlager vergangen, und der Lageralltag hatte die Soldaten wieder. Die Fabrica hatte ganze Arbeit geleistet und alle beschädigten Ausrüstungsgegenstände waren repariert oder ersetzt worden. Auch die verletzten Soldaten hatte sich aus dem Lazarett zurück gemeldet, wenn sie nicht aufgrund ihrer schweren Verletzungen aus dem Dienst entlassen worden waren. Nur neue Rekruten hatte die Einheit noch nicht zugeteilt bekommen, so dass die Stuben alle nur halb besetzt waren.


    Am täglichen Dienstplan änderte das wenig, denn dann wurden die Routineaufgaben eben mit geringerer Mannstärke bewältigt, soweit das ging. Oder eine Übungseinheit auf dem Exerzierplatz musste als Ausgleich für Mehrarbeit an anderer Stelle ausfallen, was die meisten Soldaten aber auch nicht störte.

    In einer ruhigen Stunde, wenn man unter sich war, schüttelten die Arbeiter in der Fabrica zuweilen die Köpfe über solche Offiziere, die leicht orientierungslos herkamen und offenbar selber gar nicht so genau wussten, was sie eigentlich wollten. "Natürlich kann man ein Cingulum nachträglich verändern. Man kann alles austauschen. Die Platten, die Anhänger, die Schnalle, die Befestigung für den Dolch. Geht alles, macht alles Arbeit."


    Bei der Frage nach der Lorica ersparte sich der Custos einen Kommentar. "Deine bisherige Rüstung hat es also von Parthia aus nicht mehr bis hierher geschafft? Mit der Wartezeit liegst du völlig richtig. Wir arbeiten schon sehr schnell, falls viele neue Rekruten ausgerüstet werden müssen. Dauert aber in jedem Fall auch seine Zeit."

    Der Custos entnahm eine Crista aus der Kiste, holte aus einem weiteren kleinen Kästchen einen Metallhalter, mit dem die Crista auf dem Helm befestigt wurde und legte beides auf den Tisch. "Die hätten wir dann also schonmal. Deine bisherige Crista gibst du intern weiter? Nehmen wir sonst auch in Zahlung. Schilde sind in Produktion, da ist in Parthia ja einiges draufgegangen. Ich lasse dich auf die Warteliste setzen. Cingula haben auch Wartezeit. Irgendwelche Wünsche bezüglich der Gestaltung?"

    "Ah, einmal was schickes Neues für den Herrn Centurio, da schauen wir mal, was wir im Angebot haben. Optiostäbe werden natürlich in Zahlung genommen. Den nimmt nicht dein Nachfolger gleich in Empfang?" Der Mann wischte sich die Hände an der Schürze ab und griff in eine Kiste. "Crista transversa haben wir im Moment nur mit schwarzem Pferdehaar. In Ordnung?"


    Priscus hatte kein Problem damit, dass sich der Kollege vordrängelte, denn er wollte ja gar nicht zum Custos, sondern war nur wegen der Schreinerei hier gewesen. Also verabschiedete er sich nun auch wieder und ließ den Mann von der Fabrica seiner Arbeit nachgehen.

    "Oh, dann mal einen herzlichen Glückwunsch, Centurio!" freute sich Priscus für seinen Kameraden und deutete einen förmlichen Gruß an. "Da scheint der Feldzug ja auch noch im Nachklang die eine oder andere Ehrung nach sich zu ziehen. Mit neuen Probati haben wir im Moment noch nichts zu tun. Aber die Legion wird ja sicher bald wieder Zulauf bekommen, denke ich."


    Am anderen Ende des Ganges erschien ein Mann mit lederner Arbeitsschürze und kam auf die Männer zu. "Na, auf wen wird hier gewartet? Kann ich euch weiterhelfen?"

    Die Tage vergingen und nach und nach meldeten sich verletzte Soldaten wieder voll einsatzbereit und die Materialbestände wurden wieder aufgefüllt. Noch stapelte sich Holz in der Lagergasse, aus dem neue Schanzpfähle hergestellt werden sollten, aber der Stapel wurde schon kleiner. Einige neue Speere hatte die Fabrica schon geliefert, aber noch waren nicht alle Männer wieder damit versorgt. Die Zelte waren dagegen schon geflickt, denn kleine Lederreste für Flicken oder neue Seile für die Abspannung ließen sich problemlos auftreiben. Schwerer war es mit Maultieren, für die die Einheit lediglich auf der Warteliste stand. Auch bei den Metallarbeiten würde es wohl noch ein wenig dauern, bis alles ersetzt war, was während des Krieges zerstört wurde oder verloren ging. Zerbrochene Metallteile oder solche, die sich nicht mehr einfach so reparieren ließen, hatten die Soldaten inzwischen eingesammelt und an der Fabrica abgeliefert, damit diese dort eingeschmolzen und zu neuen Teilen verarbeitet werden konnten. Metall war schließlich kostbar und nicht un beliebigen Mengen einfach so zu beschaffen.

    Ein anderer wartender gesellte sich auf den Ruf hin allerdings zu dem frisch ernannten Centurio. Priscus kam von der anderen Seite des Ganges herüber, wo er allerdings nicht auf einen Custos Armorum gewartet hatte, sondern mit einem der Legionsschreiner sprach, der nun in Richtung Holzlager unterwegs war. "Salve", nickte er dem Kollegen zu, denn da dieser auf dem schnellsten Weg von seiner Beförderung herkommen war, konnte Priscus von dieser noch nichts wissen. "Auch auf der Suche nach Ersatzmaterial für deine Einheit?"

    Das berühmte Zitat Caesars gehörte mit Sicherheit zu den beliebtesten Sprüchen, die auf den Latrinen dieser Welt für verschiedenste Zwecke missbraucht wurden. Priscus entdeckte auch selten wirklich neue Varianten, aber auch die altbekannten waren immernoch unterhaltsam.


    Ich kam, sah und traute meinen Augen nicht!


    Ich kam, sah und ging wieder!


    Nicht kommen und nichts sehen ist die beste Möglichkeit, nicht besiegt zu werden!

    Den restlichen Nachmittag verbrachte Priscus damit, die diversen Listen und Anweisungen, die er hatte notieren zu lassen, in seiner Stube zu ordnen und dann dem Centurio einen Bericht über die Lage der Einheit zu geben. Danach erledigte er ein paar Kleinigkeiten und dam zum Abendessen mit seinen Kameraden wieder zurück in die Stube. Nach Monaten auf dem Marsch schmeckten die ersten Mahlzeiten in festen Unterkünften gleich noch einmal so gut.


    Am nächsten Tag begann gleich nach dem Morgenappell die erste Kontrolle der Umsetzungen der Anweisungen vom Vortag. Der Optio kontrollierte, ob die wegen Verletzung von der Arbeit freigestellten Soldaten sich auch wirklich am Lazarett meldeten und auf Behandlung warteten und erkundigte sich bei denen, die irgendwo eine Bestellung aufgeben sollten, ob sie auch einen Liefertermin genannt bekommen hatten. Wo das nicht der Fall war, konnten die Soldaten gleich noch einmal umdrehen und erneut fragen gehen.


    In seiner eigenen Stubengemeinschaft halt Priscus aber auch tatkräftig selber bei den anstehenden Arbeiten, um mit gutem Beispiel voran zu gehen. Außerdem wollte er auch, dass die lästigen Ausbesserungsarbeiten bald erledigt waren und man sich um die Sachen erstmal nicht mehr kümmern brauchte.

    Priscus gab schon lange regelmäßig Geld für die Acta Diurna aus und hatte in letzter Zeit schon das eine oder andere Mal den Kopf über die neueste Ausgabe geschüttelt. Bei manchen Artikeln fragte er sich schon, was diese in einer staatlichen Zeitung zu suchen hätte. Da fiel es ihm auch nicht schwer, sich dem Protest gegen diesen unpassenden Artikel anzuschließen, auch wenn er den Leserbrief ein wenig zu gekünstelt formuliert fand.


    An die Redaktion der Acta Diurna
    Rom


    Mit grosser Empörung haben wir, allesamt Soldaten der Legio Prima Traiana Pia Fidelis, in der letzten Acta in dem als "Frühlingsmärchen" titulierten Artikel die abfälligen Worte über unsere Leistungen, und die unserer Waffenbrüder der anderen Legionen an der Front in Parthia gelesen. Da wird erbittert über den herzlichen Willkommensgruss, den die Zeitung Imago anläßlich unserer Heimkehr auf die Titelseite gesetzt hat, hergezogen, da werden der Sieg von Edessa, die Erstürmung Circesiums, die Verteidigung Armeniens und unserer Grenzen im Osten gerade mal so lapidar als wohl kaum triumphal herabgewürdigt. Die Rückkehr der Legio Prima aus dem Krieg, die Ankunft in Italia, war der Acta hingegen wohlgemerkt keinerlei Notiz wert.
    Mag diese tendenziöse Schreibe auch dem Zweck dienen, ein konkurrierendes Blatt mit aller Häme zu treffen, so ist solch eine Polemik der kaiserlichen Zeitung doch in keinster Weise würdig!
    Jener Schreiber, der wohl kaum in seinem Leben ein Schlachtfeld von weitem gesehen hat, jener Mann, der in seiner Stube im sicheren Rom solcherlei Schmähungen verfasste, sollte sich besser auf den Patriotismus besinnen, der Rom gross gemacht hat. Er sollte nur einmal der Soldaten gedenken, die auf den Schlachtfeldern des Ostens ihr Leben gaben, um den Feind in die Schranken zu weisen. Sie sind für die Sicherheit unseres Römischen Imperiums gestorben, und für unseren geliebten Imperator - möge er seinen Platz unter den Göttern finden - aber auch für einen jeden Bürger des Reiches. Mit Fug und Recht sind sie als Helden zu bezeichnen, und jener Schreiber möge es sich zweimal überlegen, bevor er das Andenken unserer gefallenen Kameraden auf solch plumpe Weise verächtlich zu machen sucht!



    Die Soldaten der Legio Prima Traiana Pia Fidelis:



    F. Decimus Serapio, Optio
    Q. Marius Musca, Miles
    Sp. Luscius Silio, Miles
    X X X (S. Velius Rupus, Miles)
    L. Antius Dasius, Miles
    Ser. Seius Nasica, Miles


    K. Caecilius Macro


    Marcus Iulius Sparsus
    Optio, I Kohorte II Centurie


    Livius, librarius praefecti castrorum



    M. Iul. Lic., optio ad spem ordinis



    Caius Valerius Tacitus


    Gaius Tiberius Andronicus
    Duplicarius, I Turma


    Lucius Ovidius Agrippa
    Decurio, I Turma


    Optio Tallius Priscus, Coh IX, Cen IV







    Während der Kontrolle ließ Priscus nicht nur die Mängel notieren, sondern vergab auch gleich Arbeitsaufträge. Mal waren es nur Anweisungen für das jeweilige Contubernium, das Flicken auf Löcher in den Zeltplanen nähen sollte oder verbogene Teile wieder geradebiegen. In anderen Fällen waren es Anweisungen für gleich mehrere Stubengemeinschaften, die gemeinsam Material beschaffen sollten, um größere Ersetzungen vorzunehmen. Immerhin konnte man nicht alle Arbeiten der Fabrica aufbürden. Die würde schon genug zu tun haben, so dass die Soldaten die eine oder andere kleinere handwerkliche Arbeit auch gut selber erledigen konnten, sobald das nötige Holz, Leder, Seilmaterial oder was sonst gebraucht wurde zur Verfügung stand.


    Zusammen mit den vorher erteilten Anweisungen zur Ausbesserung der persönlichen Ausrüstung ergab sich für jeden Soldaten ein umfangreiches Arbeitsprogramm für die nächsten Tage. Der Optio hatte die meisten Anweisungen auch mit einem Termin verbunden, an dem er sich das Ergebnis anschauen wollte. So konnten die Soldaten unliebsame Arbeite nicht lange aufschieben. Andererseits sollte für alle unverletzten Männer auch in den nächsten Tagen schon wieder der ganz normale Lageralltag eintreten, mit Wachdienst, Übungen und allgemeinen Arbeitseinsätzen. Wobei letztere vermutlich besonders häufig in den Wald führen würden, um Holz zu beschaffen oder aber zu Einkäufen in der näheren oder weiteren Umgebung, um anderes Material zu besorgen. Priscus war froh, sich darum keine Gedanken machen zu müssen. Schon die Inspektion seiner Centurie hatte lange genug gedauert. Jetzt konnte er endlich anordnen, dass die Männer das ausgelegte Material wieder wegräumten und mit der Umsetzung der Aufträge begannen.

    Noch ein weiterer Soldat kam in den Genuss, mit einer Wachstafel neben dem Optio her zu laufen und nun die Mängel zu notieren. So konnte Priscus ganz nebenbei austesten, welche Soldaten zuverlässige Schreiber waren, auf die man im Falle eines Falles zurückgreifen konnte oder die sich für eine Ausbildung zum Techniker oder eine Empfehlung als Tesserarius eigneten, falls mal jemand nach sowas fragen würde.


    Der Feldzug hatte die Ausrüstung ganz anders beansprucht, als das bei den Manövern in Friedenszeiten der Fall war. Da wurde immer alles vorher geprüft, während der Manöver konnte man vergleichsweise sorgfältig damit umgehen und hinterher auch kleinere Schäden schnell beheben. Im Krieg war das anders. Jedes Zelt hatte Löcher, notdürftig geflickte Zeltschnüre und fehlende Heringe, Werkzeug war zerbrochen oder verloren gegangen. Nur die Pallisatenpfähle waren erstaunlich komplett. Da zahlte es sich aus, dass jeder einzelne mit der Bezeichnung der Centurie markiert war und somit nicht aus Versehen zu einer anderen Einheit abwandern konnte. Außerdem hatte man sie in dem steinigen Boden in Parthia nur selten weit in den Untergrund rammen können und wenn sie nirgendwo fest drin stecken, konnten sie auch nicht abbrechen. Dafür waren beim Arbeiten zwischen den Steinen umso mehr Hacken und Schaufeln kaputt gegangen und mit Schnellreparaturen aus der Feldschmiede ersetzt worden. Auch das würde wieder einige Arbeit für die Fabrica bedeuten, bis das Material wieder komplett wäre.

    Wenn es irgendwo ein absolut urtümliches Gefühl der Heimat gab, dann auf der Latrine. Sogar für Priscus, dem es normalerweise ziemlich egal war, wo er war, solange es ein Militärlager war. Aber kurz nach der Rückkehr nach Mantua machte er extra nochmal den Umweg zu der Latrine, die er früher immer benutzt hatte, als er noch bei der ersten Kohorte und damit in einem anderen Teil des Lagers untergebracht war.


    Priscus setzte sich, schaute nach neuen Sprüchen und lauschte den leisen Toilettengesprächen der Kameraden. Es ging mal wieder um das alte Thema der stinkenden Fürze.


    "Laute Fürze stinken nicht."
    "Stimmt, die leisen sind viel schlimmer."
    "Blödsinn. Die lauten kommen einfach nur mit mehr Druck und stinken deswegen woanders."

    Die Liste wurde immer länger und es gesellten sich noch verlorene Schilde, notdürftig geflickte Schuhe und durchlöcherte Tuniken hinzu. Wieder bedachte der Optio auch die Maultiere und ihre Treiber mit einer Inspektion und führte wenig später daher auch noch ein paar beschädigte Sätze Zaumzeug auf der Liste.


    "Jungs, das wird eine ganze Menge Arbeit für die Fabrica", stellte er schließlich nach einem abschließenden Blick auf die Liste fest. Dabei war das erst der Anfang. Weiter sollte es mit der kollektiven Ausrüstung gehen. Dazu entließ Priscus die Männer kurz zurück in ihre Stuben, um Zelte, Schanzwerkzeuge, Pallisadenpfähle und sonstiges Zubehör in der Lagergasse vor den Stuben auszulegen und zur Zählung vorzubereiten.

    Nachdem alle Wunden begutachtet waren und festgelegt war, wer noch wie lange geschont wurde und wer sich wann im Lazarett zu melden hatte, schickte der Optio auch den Capsarius wieder zurück in die Linie. Die Liste war nicht gerade kurz, aber abgesehen von denjenigen, die gar nicht mit angetreten waren, weil sie im Lazarett lagen, war immer ein positives Ende absehbar.


    "Gut, nachdem wir jetzt wissen, wer von euch noch komplett oder demoliert ist, machen wir mit der Ausrüstung weiter. Alle, denen Ausrüstungsstücke fehlen, massiv beschädigt sind oder die welche zu viel haben, vortreten." Der Ansturm war nicht ganz so groß wie vorher bei den Verletzungen und wegen überzähliger Stücke trat natürlich niemand vor. Selbst wenn sie in Parthia etwas als Beute aufgesammelt hatten, hatten sie es schon längst an unzureichend ausgestattete Kameraden abgegeben.


    Wieder holte der Optio sich einen Mann aus der Centurie zu sich, der für ihn mit notierte, während er erneut die Linie abschritt und jeden der vorgetretenen Männer danach fragte, was ihm verlorengegangen sei. Mal waren es nur Teile des Marschgepäcks, viele hatten kein Pilum mehr, bei einigen hatte der Helm eine Wangenklappe eingebüßt und einer hatte für sein Schwert keine passende Scheide mehr.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus
    "Nein danke, Priscus. Von Syrerinnen oder Partherinnen habe ich erstmal genug für die nächsten Fünfzig Jahre. Da ist mir eine kleine blonde Germanin schon lieber."


    Gab Sparsus breit grinsend zurück. Der kam auf Ideen, nach der ganzen Geschichte sich noch eine Syrerin mit nach Hause nehmen... :D


    Da musste der Kamerad wohl bei seinem der Ausgänge in die Städte in eine falsche Gasse geraten sein, dass er sich nicht liebevoll betreut fühlte. Zumindest kam es Priscus so vor. "Naja, wer weiß, was so eine Germanin mit dir anstellt. Lass dich nicht vom Wachturm schubsen", grinste er.


    Nur am Rande bekam Priscus mit, dass auch andere Soldaten noch über Versetzungen sprachen. Er konnte sich gar nicht erklären, warum die plötzlich alle weg wollten. Wo die Truppe doch ohnehin schon weit unter Sollstärke war. Da würde er demnächst wohl wieder ziemlich viele Probati bekommen, mit denen er sich austoben konnte.

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus
    Bei Priscus‘ frage nickte Sparsus nur wissend.


    "Ja, ganz genau. Ich suche mir eine hübsche Germanin, oder vielleicht auch zwei und nehm die mit in einen einsamen Limeswachturm, mitten in der Wildnis. Da hab ich wenigstens einmal was Vernünftiges während der Wachzeit gemacht."


    "Man, bist du umständlich", grinste Priscus. "Hättest du dir doch einfach eine Partherin oder Syrerin mitbringen können. Da hättest du dich auch nicht auf einen zugigen Wachturm für zurückziehen müssen."

    Mit dem Capsarius an seiner Seite ging Priscus von einem zum nächsten und informierte sich ausführlich über die Verletzungen der Soldaten, die von den Ärzten veranschlagte Heilungsdauer und die Behinderung um Dienstbetrieb, die sich aus der Verletzung ergabe. Mal waren es Narben aus dem Kampf, die schon mehr oder weniger gut verheilt waren, mal Blasen an den Füßen, die erst auf dem Weg seit Ravenna entstanden waren und mal irgendwelche anderen Problem, Durchfallerkrankungen eingeschlossen.


    Der Optio verteilte recht großzügige Diensterleichterungen für die betroffenen Soldaten in den nächsten Tagen. Die baldige Aufnahme des regulären Dienstes war zwar wichtig, damit die Männer keinen Durchhänger bekamen, aber noch wichtiger war Priscus, dass sie alle wieder fit wurden. Wobei letztlich ohnehin der Centurio über den Tagesplan entschied und Priscus nur Vorschläge machen konnte.


    Wie schon zuvor bei der Namesnennung kümmerte sich Priscus auch bei den Verletzungen um die Trossknechte und diesmal auch die Maultiere. Bei letzteren konnte der Capsarius ihm zwar nicht helfen, aber die Knechten kannten sich gut genug mit den Tieren aus. Zwar war ein verletzter Knecht oder ein humpelndes Maultier nicht ganz so schlimm wie ein angeschlagener Legionär, aber Ruhepausen und angemessene Behandlung konnte man ihnen auch verordnen.

    Als alle Soldaten in der Lagergasse angetreten waren, begann die Prozedur mit dem Namensappell. Jeder Soldat wurde namentlich aufgerufen, mit genauer Angabe seines Dienstgrades und der Zugehörigkeit zu einem Contubernium. Für diejenigen, die im Lazarett lagen, antwortete jeweils ihr dienstältester Stubenkamerad. Der Optio las alle Namen von einer Liste ab und blickte den jeweiligen Soldaten immer einmal kurz ins Gesicht, während der Tesserarius neben ihm her lief und auf einer zweiten Liste die Anwesenheit der Soldaten notierte.


    Nachdem auf diese Weise alle Männer notiert wurden, machte Priscus ausnahmsweise auch bei den Trossknechten mit der Namensnennung weiter. Die waren zwar gar keine Mitglieder der Armee, aber trotzdem musste auch bei ihnen Ersatz beschafft werden, wenn einer verloren ging.


    "Sehr schön. Auf dem Weg von Parthia hierher ist und niemand verloren gegangen", fasste Priscus schließlich das Ergebnis der Zählung zusammen. Da man bei schwerer Verletzten nie wusste, wie lange sie durchhalten, war das kein selbstverständliches Ergebnis. "Tesserarius, zurück ins Glied. Capsarius, her zu mir. Alle Soldaten, die seit unserer Rückkehr hierher nach Mantua die Dienste eines Medicus in Anspruch genommen haben, zwei Schritte vor!" Die große Mehrheit der Soldaten trat vor.