Beiträge von Gaius Tallius Priscus

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    Original von Marcus Iulius Sparsus
    "Salve Priscus. Nun, Schlachtfelder trifft es nicht wirklich."


    "Keine Schlachtfelder?" Priscus machte eine amüsiert fragendes Gesicht. "Ja, was denn dann? Germaninnen mit langen blonden Haaren? Uralte dicke Bäume? Einsame Limesbaustellen mitten in der Wildnis?"

    Zwei Tage hatte Priscus den Soldaten seiner Centurie Zeit gegeben, die Rückkehr nach Mantua zu feiern, ihre Beutestücke im Bekanntenkreis herumzuzeigen oder zu verkaufen, Post an die Familie zu schreiben sofern vorhanden, und die Blasen an den Füßen und sonstige Wunden ein klein wenig verheilen zu lassen. Jetzt stand der Optio im Schein der Morgensonne des dritten Tages nach der Rückkehr in der Lagergasse vor der Baracke. "Neunte Cohorte, Centurie des Artorius Imperiosus, antreten zur Generalinventur!"


    Alles, wirklich alles sollte an diesem Tag gezählt und auf Benutzbarkeit geprüft werden. Von den Maultieren bis zur den Schnallen am Schutzbezug der Schilde, von den Nägeln in den Schuhsohlen der Caligae bis zu den Fingern an den Händen der Soldaten. Denn alles das, was während des Feldzuges nicht versorgt, repariert oder ersetzt werden konnte und deswegen durchhalten musste, konnte jetzt geordnet angegangen werden.

    Da waren sie wieder, in ihren Unterkünften, die Soldaten der Legio I. Wobei Priscus nicht wieder dort gelandet war, wo die Reise begonnen hatte, sondern in einem anderen Teil des Lagers, bei der neunten Cohorte. Aber das war egal, die Baracken sahen schließlich überall gleich aus.


    "Kameraden, willkommen zu Hause!" sprach er als knappe Begrüßung aus, bevor er sich daran machte, die Anweisungen seines Centurio in die Tat umzusetzen. "Marschgepäcke ablegen! Stuben beziehen! Richtet euch wieder ein, bringt eure Sachen unter, ladet die Tragtiere ab. Und räumt euer Zeug direkt ordentlich ein, ich komme nachher zur Stubenkontrolle durch. Wenn es ordentlich ist, dürft ihr raus nach Mantua, heute abend ist Ausgang."


    Später ging er dann von einer Stube zur anderen, schaute nicht allzu streng, ob wirklich ordentlich aufgeräumt war und entließ dann ein Contrubernium nach dem anderen nach draußen, nicht ohne jedes zu ermahnen, es nicht mit dem Feiern der Rückkehr zu übertreiben. "Wir müssen nicht gleich morgen wieder weg, ihr könnt eure Rückkehr also ruhig über mehrere Tage verteilt genießen." Zumindest hoffte er das.

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    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    Der Artorier ging nach hinten zu seinem Optio.


    " Die Männer sollen ihre Stuben beziehen, sie in Ordnung bringen. Wenn dies geschehen ist, bekommen sie alle Ausgang für heute. Doch sage ihnen, dass sie sich benehmen sollen. "


    Der Einzug nach Mantua wurde für die Legio I in Priscus' Augen durchaus ein kleiner Triumphmarsch. Die Nachricht von ihrer bevorstehenden Ankunft hatte sich herumgesprochen und nicht wenige Frauen und Kinder waren ihnen ein ganzes Stück entgegen gekommen, um sie so früh wie möglich zu begrüßen. Während die eine Hand Speer und Gepcäktragtestange fest hielt, winkten viele Soldaten mit der anderen Hand den Menschen zu und natürlich ließ es sich auch niemand nehmen, seine ansich illegalen Kinder und Frauen kurz an sich zu drücken, wenn er sie entdeckte. Priscus hatte zwar niemanden, den er auf diesem Wege begrüßen konnte, aber auch er war glücklich, wieder nach Mantua zu kommen und dabei so begrüßt zu werden. Gelegentlich brach auch mal eine junge Frau oder ein Kind am Wegensrand irrtümlich in Trauer aus, weil sie ihren Liebling nicht an der erwarteten Stelle entdeckten. Umso größer war dann doch die Freude, wenn er einfach nur bei einer anderen Einheit gelandet war, am besten noch verbunden mit Auszeichnungen und Beförderungen. Und diejenigen, die tatsächlich Verluste zu beklagen hatten, stützten sich gegenseitig in ihrer Trauer.


    Der Optio nickte seinem Centurio als Bestätigung des Befehls zu. "In Ordnung, wird gemacht."

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    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    Als es endlich soweit war, freute er sich schon sehr darauf, bald wieder im Standlager zu sein, gutes Essen zu geniesen und hier und da mal auch nach Mantua zu gehen, um mal etwas anderes zu sehen, als immer nur das Lagerinnere bzw. das Schlachtfeld, welches zum Glück sehr weit von ihnen entfernt war.


    Ereignislos war die Überfahrt vergangen, fand Priscus. Von einem Zwischenstop an der Küste Macedonias, der ihre Route änderte und sie direkt nach Ravenna führt, war nichts aufregendes passiert. Und auch wenn sie nun wieder auf heimatlichem Boden waren, so waren sie für Priscus doch erst einmal noch eine Truppe auf dem Marsch. Nur das Sichern des Lagers konnte etwas lockerer angegangen werden und daher auch der Abbau am Morgen.


    Priscus ließ die Schanzpfähle wieder auf die Tragtiere verladen und überwachte das Einpacken der Zelte. Die Überfahrt hatte man genutzt, um Schäden an den Lederzelten auszubessern und sie einzufetten, so dass sie jetzt wieder in erstaunlich gutem Zustand waren. Dann war rasch Marschbereitschaft hergestellt und die Soldaten konnten einen weiteren Tag ihrem Standlager entgegen ziehen.

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    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    Imperiosus schaute zufrieden zu seinem Optio.


    " Gut. Ich denke, dass unser Schiff in kürze ablegen wird. "


    Nachdem somit nun alle Vorbereitungen für die Überfahrt getroffen waren, gönnte Priscus sich selbst und den Männern etwas Ruhe. Alle hatten es wohl verdient, mal ein wenig herum zu sitzen und nichts zu tun, solange der Centurio keine anderen Pläne hatte. Später würde er herumgehen und die Soldaten dazu anhalten, die Ziet zur Ausbesserung ihrer Ausrüstung zu nutzen. Nähen, Waschen und Polieren, das konnte man alles prima auf den Schiff tun. Dazu ein wenig Fitness, auch das würde möglich sein.

    Die Vorstellung, dass sie mitten auf der Straße oder einem Marktplatz standen und von ihren Soldaten mit Wein versorgt wurden, gefile Priscus, aber er hielt sie ebenfalls für unrealistisch. "Ich denke nicht. Eher werden und die Einheimischen irgendwelche Sachen verkaufen wollen. Sind ja alles sehr geschäftstüchtige Leute hier."


    Was sich auch bemerkbar machte, als sie das Ende der Straße erreicht hatten, die auf einen größeren Platz mündete. Wirklich übersichtlich war es hier nicht und kaum blieben sie stehen, um sich einen Überblick zu verschaffen, da kamen auch schon die ersten Händler an, die ihnen Speisen, Getränke und leichte Mädchen verkaufen wollten. Priscus interessierte sich jedoch mehr für eine schattige Sitzgelegenheit mit gutem Blick über den Platz und fand diese schließlich auch in Form von einigen Fässern, die vor einer Wand standen. "Das sieht nach einem guten Plätzchen aus. Hier machen wir unsere zentrale Anlaufstelle für die Patrouillen."

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    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    Nun, als letzter seiner Einheit, betrat auch Imperiosus das Schiff, ging zur Reling und schaute zum Hafen hinnunter. Er hatte ein wenig Essen dabei, welches er als Opfergabe ins Meer warf, so zumindestens hatte er es heute morgen bei seinem Gebet versprochen, es zu machen.


    Nun ging sein Blick zu den Männern, nicket ihnen zu und wartete darauf, dass das Schiff ablegen würde.


    Für Priscus bedeutete das Einschiffen das, was es auch schon auf dem Hinweg bedeutete: das Leben an Board zu organisieren. Mal lauter und mal leiser rief er einige Namen auf, um zu erfahren, welches Contubernium wo im Schiff sein Quartier bezogen hatte. Dann ging er durch, ob alle Ausrüstung, die auf diesem Schiff mitfahren sollte, auch an Board war und schließlich ging er durch, ob sich auf dem Schiff noch irgendetwas oder irgendjemand befand, der gar nicht eingeplant war. Wen er gerade nicht brauchte, um sich erklären zu lassen, welche AUsrüstung wo lang, den schickte er auf Deck, damit sich auch der Centurio von der Vollständigkeit der Truppe überzeugen konnte.


    "Die Centurie ist planmäßig eingeschifft!" meldete er schließlich und klappte demonstrativ die Wachstafel mit den entsprechenden Notizen mit einem klackenden Geräusch zusammen.

    DIe Erleichterung in der Einheit war zu spüren und zu hören. Der Übergang im Einklang mit den Göttern war geschafft und die Legion hatte offenbar den richtigen Weg gewählt. Lautstark klopften die Soldaten wieder einmal mit ihren Händen beifällig auf die Schilde, um ihre Zufriedenheit auszudrücken.

    "Lange her, dass wir hier waren, Centurio" sprach Priscus seinen Vorgesetzten auf dem Weg in die Stadt an. "Und damals hatten wir auch nicht unbedingt Augen für das Straßensystem der Stadt. Hier vorne und dann links die Straße runter, da werden wohl auch jetzt die meisten Jungs hin wollen, denke ich. Oder hattet ihr noch woanders was gefunden?" Er nahm einfach an, dass damals auch sein Centurio in der Stadt unterwegs gewesen war, um gewissen Trieben nachzukommen. Für die Patrouillengruppe war das Wissen um solche Stadtviertel sicher wichtig.

    Feierlich ging es zu und seltsamerweise fand Priscus dieses Gefühl vergleichbar mit dem, wenn es zu einer bevorstehenden Schlacht ging. Die Anspannung war spürbar, die Soldaten ruhiger als sonst, man hatte im Lager aufgeräumt, es wurde ordentlich angetreten, die Centurionen sprachen lauter als sonst und der Legat hielt eine Rede. Nur nur ging es diesmal nicht gegen einen Gegner und es bestand keine Aussicht, siegreich das Feld verlassen zu können. Am Ende würden sie den verstorbenen Imperator übergeben haben und dann endgültig eine Legion sein, die mit Feldherr in die Schlacht zog und ohne ihn zurück kam.


    Erinnerungen an die letzten Tage, Woche und Monate zigen nicht durch Priscus' Kopf. Vielleicht würden sie auf dem Schiff kommen, wenn man wartete und nichts anderes zu tun hatte, als sich zu unterhalten. Jetzt schwankte er noch jeden Tag zwischen routiniertem Dienst und besonderen Anlässen und wenn er mal einen Moment frei hatte um in den Himmel zu schauen und durchzuatmen, dann dachte er an irgendetwas, aber nicht an den Krieg, den sie hinter sich gelassen hatten und auch nicht an das, was nun auf sie zukommen könnte.

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    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    Nun stand Avitus vor ihnen und teilten ihnen mit, dass alle Soldaten der Legio Prima ausgang hatten, nur eben die Neunte nicht. 'Na Toll !', dachte sich Tiberius, doch Befehl war eben Befehl und darum auch nichts machen.


    " Zu Befehl Praefectus. "
    stimmte der Artorier mit den anderen Centurionen ein und ging zu seiner Einheit zurück. Würde sie halt Patrouille laufen.


    Auch Priscus war nicht sonderlich erfreut, dass er mit seinen Leuten durch die Stadt patrouillieren sollte. Bei der ersten Kohorte war er andere Aufgaben gewohnt gewesen, aber Befehl war Befehl und die unerfahrenen Männer konnten ein bisschen Erfahrung in dieser Sache sicher gebrauchen. Mit einer Wachstafel in der Hand teilte er Gruppen ein und versuchte ihnen grob, Aufgabenbereiche zuzuweisen. Bei einer Stadt, in der man sich selber nicht auskannte, war das alles andere als einfach.


    "Informiert euch gegenseitig, wenn euch irgendetwas nützliches, kritisches, störendes oder hilfreiches auffällt. Versteckte Plätze, verschlossene Durchgänge, Tunnel, Treppen auf die Stadtmauer, einfach alles. Ändert eure Wege dementsprechend ab. Eine Gruppe bleibt mit mir zentral in der Stadt und versucht das ein wenig zu koordinieren."

    Wo sonst Marschlieder gesungen wurden, erklangen nun Totenklagen der feierlichsten und traurigsten Art. Wenn man einen einzelnen getöteten oder ganz normal verstorbenen Kameraden auf dem letzten Weg begleitete, dann war immer auch mal das eine oder andere eher fröhliche oder aggressive Lied dabei. Aber hier ging es nicht um einen einfachen Soldaten, sondern den Imperator persönlich. Priscus sang leise, wenn er überhaupt sang, denn bei Trauerliedern war er nicht allzu textsicher. Er begnügte sich damit, auf die Marschordnung zu achten, jeden Tag über die ordentliche Ausrüstung der Männer zu wachen, an gelegentliche Opfer und Gebete zu erinnern und im übrigen dafür zu sorgen, dass die Einheit bei aller rechtschaffenden Trauer nicht in völlige Starre verfiel.


    Drei übereinander gestapelte flache Steine oder etwas vergleichbares, was beim abendlichen Schanzen anfiel, musste für seine Centurie abends als privater Mini-Feldaltar herhalten und die Nachtwache nahm es gerne und selbstverständlich als ihre Pflicht an, nicht nur im Lager zu patrouillieren, sondern auch dafür zu sorgen, dass auf diesem Altar neben einem grünen Zweig auch immer ein kleines glimmendes Stück Kohle und etwas Weihrauch lag.

    "Alles antreten!", übersetzte Priscus den Klang der Hörner noch einmal in Worte, damit auch keiner behaupten konnte, etwas verpasst zu haben. Eilig ordneten die Soldaten ihre Ausrüstung, setzten die Helme auf oder kontrollierten noch einmal den Sitz von Gladius oder Pugio. "In der Lagergasse antreten! Zwei Linien!" Der Optio war etwas lauter und angespannter als sonst, immerhin war dies kein gewöhnliches Sammeln. Die Einheit sollte einen tadellosen Eindruck machen und dazu gehörte exaktes und schnelles Antreten ebenfalls dazu.

    "Neinneinnein, so wird das nie etwas!" Energisch schüttelte Priscus den Kopf. "Hier, Lederlappen in die Hand nehmen, etwas Sand drauf, einen Tropfen Olivenöl und dann geht's los. Und kräftig drücken, du sollst den Rost entfernen und nicht streicheln!" Während des Feldzuges war die Pflege der Ausrüstung nicht ganz so wichtig gewesen, aber jetzt nahm Priscus es umso genauer und kümmerte sich um jeden Mann einzeln. Der Schweiß hatte teilweise hässliche Spuren hinterlassen, die es nun zu entfernen galt.


    "Mit einem nassen Lappen geht es besser", war sein Rat an den nächsten Kameraden, der ein paar Blutflecken aus den Ecken seiner Cingulumbeschläge entfernen wollte. "Wasser könnt ihr euch dort drüben holen. Heute wird daran nicht gespart."


    Zwei Zelte weiter hatten die Soldaten Probleme bemerkt, als sie probehalber schonmal die Helmzier auf den Helm setzen sollten. "Tja, der Haken ist hinüber. Schlagt entweder einen neuen rein oder versucht was mit Lederschnüren zu improvisieren. Ich schaue mir das nachher an."

    Ganz sicher war sich Priscus nicht, was das nun zu bedeuten hatte. Sollte nur die Prima abgezogen werden, um den toten Imperator zurück zu bringen oder sollte die Belagerung tatsächlich abgebrochen werden, bevor sie richtig begonnen hatte? Auf seinem Gesicht ließ er die Frage nicht erkennen, aber eine Weile war er ziemlich ratlos. Erst langsam setzte sich von Mund zu Mund die Erkenntnis durch, dass es für alle Legionen erst nach Syria und dann zurück nach Hause gehen sollte. Gemischte Gefühle machten sich bei Priscus breit. Der Legat hatte recht, sich um den Leichnam des verstorbenen Imperators zu kümmern war die höchste Pflicht, die eine Legion haben konnte. Und doch war es ein unbefriedigendes Gefühl, einfach so abzuziehen und zu behaupten, die Parther hätten ihre Lektion gelernt. Hoffentlich würden diese es genauso sehen.


    Die Legio I hieß eigentlich Traiana Pia Fidelis. Aber der Optio fragte sich, ob man sie nicht vielleicht in Ulpiana Pia Fidelis umtaufen sollte, so sehr wie sie sich den Ulpiern nun verbunden fühlen musste.

    Der Befehl zum Lagerabbau kam nicht mehr überraschend, nachdem der Legat in seiner Rede angekündigt hatte, dass es für alle in Richtung Heimat gehen würde. Dass die Legio I die letzte war, die den Platz verlassen würde, machte die Sache insofern etwas einfacher, als dass die Männer die wenigste Eile hatten und den meisten Bewegungsfreiraum. Alle wussten, was kommen sollte und so waren die Gepäckbündel schnell geschnürt.


    "Wir decken hier einen Rückzug und einen Trauermasch, denkt daran", schärfte Priscus den Männern ein. "Entgegen der üblichen Reihung die Tragtiere nach vorne vor unsere Centurie. Und seid wachsam und kampfbereit. Man weiß nie, was die Parther sich noch ausdenken."

    Für Priscus war es ein komisches Gefühl, den Einsatz der Geschütze zu überwachen. Einerseits standen sie hier im Feld, vor einer belagerten Stadt und somit war es ein echter Kampfeinsatz. Andererseits standen sie hier im Wissen, dass sie sowieso bald abziehen würden und nur schossen, um die Parther zu beschäftigen. Letztlich war das Ganze also wohl doch nur ein Übungsschießen unter äußerst realen Bedingungen. Was kein Grund war, auf gute alte Artillerie-Lieder zu verzichten.


    "Sehne vor und zurück,
    Richtet aus das gute Stück,
    Die Geschütze sind wieder auf'm Feld!
    Nicht zur kurz, nicht zu lang
    Was weiß ich wohin der gang,
    Die Geschütze schießen über's Feld!


    Wir singen Ho! Ho! Hi!
    Für die Ballistarii,
    Uns're Schilde werden aufgestellt!
    Und wo immer ihr seid,
    macht euch allzeit bereit,
    Die Geschütze sind wieder auf'm Feld!"


    Abgelenkt von den nächsten Kameraden, die sich von ihm verabschieden wollten, achtete Priscus nur noch kurz auf den davon schleichenden Serapio und dachte auch später nicht ernsthaft über ihn und seine Neigungen nach. Er hatte nie ein großes Geheimnis darum gemacht, dass er zwar das Leben eines Soldaten mit Begeisterung ausfüllte, aber ansonsten in Sachen Leidenschaft und Emotion eher unterdurchschnittlich ausgestattet war. Er war sich dessen bewusst und ganz zufrieden damit. Inzwischen betrachtete er es sogar durchaus als Glück, dass seine Gedanken nur noch selten zu jenem Mädchen mit den langen dunklen Haaren zurück wanderten, das er damals, vor Jahren, bei den Floralia in Mantua getroffen hatte, das nur auf der Durchreise war und an das er noch sehr lange hatte denken müssen. Ansonsten kam er klar, es gab genug Frauen, die ihn zumindest ganz nett fanden, so dass er bei Bedarf auf seine Kosten kam. Es schwirrten durchaus gelegentlich bestimmte Namen durch seinen Kopf, mit denen er sich eine Zukunft vorstellen konnte, aber bei jenen stießen seine sparsamen Bemühungen auf keine fruchtbare Reaktion und das verdarb ihm eindeutig den Spass. Dass die Frauen im Umfeld der Legion im Allgemeinen mehr Auswahl hatten als die Männer und bei manchen Kameraden die Neigungen entweder deswegen oder grundsätzlich anders waren, konnte er dann auch problemlos als Tatsache akzeptieren. Ein Kollege hatte eine Legion mal als eine Herde von 5000 brünftigen Stieren bezeichnet und da Priscus nicht wusste, ob Stiere in solchen Situationen mit den Hörnern aufeinander los gehen würden, war der Optio ganz froh, dass es seine Leute zumindest nicht mit Schwertern taten. Mit allem anderen konnte man sich arrangieren.