Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    An dem geschichtlichen Ausflug auf den Spuren Alexanders wollte sich Priscus nicht beteiligen. Seine Kenntnisse waren auf diesem Gebiet auch nicht unbedingt gut und zumindest ansatzweise hatte er schon verstanden, was der Centurio ihm sagen wollte. "Eben. Schauen wir, wohin uns unser Weg führt. Keine Schlacht wird zweimal geschlagen, sondern jede ist eine neue."


    Die Zukunft der verschiedenen Posten bei der Legion interessierte ihn etwas direkter, immerhin hatte er mit den jeweiligen Leuten mehr oder weniger direkt zu tun. "Sparsus? Ja, der wird das gut machen. Was Ausbildung angeht hat er etwas wenig Erfahrung, aber das macht ja erstmal nichts. Wenn wir vom Feldzug zurück sind, ist er ein kampferfahrener Mann und wird das an neue Rekruten sicher weitergeben können." Von den anderen Umbesetzungen hatte er noch nichts gehört. "Nein, wusste ich noch nicht. Ich nehme an, Artorius Avitus ist der neue Praefectus?" Das lag schließlich nahe, da man einen Primus Pilus kaum mitten auf dem Feldzug entlassen konnte.

    Zitat

    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    " Ich hoffe auch, dass wir diese Stadt Belagern werden. Ich hörte, dass hier wohl sehr viele von der parthischen Soldaten sein sollten ! Diese Stadt werden wir nicht so einfach nehmen können, wie in Circesium. Ich ich glaube auch nicht, dass wir darauf hoffen können, dass uns wieder ein Verräter in die Stadt führen würde. "


    Erst jetzt merkte Imperiosus, dass seine Worte wohl ziemlich hoffnungslos klangen und dieMoral eines Soldaten sinken könnte, wenn er dies hörte, darum fügte er noch schnell hinzu.


    " Aber wir von der Prima sind ja Kampferprobte Soldaten, die Besten im ganzen Imperium. "


    "Das wäre schon ein seltener Glückfall, Centurio, wenn uns das noch einmal passieren sollte", stimmte der Optio zu. Zumal man eine Stadt voller Soldaten wohl kaum einfach so erobern konnte, selbst wenn ein Verräter ein Tor öffnete. "Der Häuerkampf in Circesium war außerdem schon hart genug, und dabei waren dort keine Soldaten in der Stadt. Aber gegen unsere Belagerungsgeräte werden auch die Mauern von Dura Europos nichts ausrichten können. Zumindest an Steinen für die Munition wird es uns hier ja nicht mangeln."

    Zitat

    Original von Marcus Flavius Aristides
    „Auf eine gute Zeit und darauf, daß die morgigen Tage und die Folgenden ebenso gut werden!“


    Marcus nahm einen tiefen Schluck und spürte den würzigen Wein – leider etwas warm – seine Kehle hinab rinnen. Ein guter Tropfen aus dem Süden Syrias, den sein Sklave ihnen kredenzt hatte. Der marginale bittere Hauch eines kräftigen Weines blieb auf Marcus Zunge zurück, ein guter Geschmack, der nur kam, wenn man den Wein nicht zu sehr verdünnte. Und zu solchen Gelegenheiten kam so etwas nicht in Frage, das übertriebene Verwäßern. Zufrieden über den Eigengeschmacks dieses orientalischen Weines lehnte sich Marcus etwas zurück und gegen den Pfosten des Zeltes.


    „Ich werde später noch die Männer zusammen rufen laßen. Ich würde mich freuen, wenn Du dann noch hier wärest. Ich denke, die Männer möchten sich sicherlich noch angemeßen von Dir verabschieden.“
    Schließlich war Priscus bei den Männern beliebt und das wußte Marcus. Nachdenklich musterte Marcus den optio einen Moment.
    „Sag' mal, optio, wie steht es eigentlich bei Dir? Hast Du Dir schon Gedanken gemacht, was nach einem Feldzug für Dich kommen könnte? Würdest Du in der Legio Prima bleiben wollen oder...ähm...woanders hin wollen?“


    Priscus erwiderte den Trinkspruch und hob ebenfalls seinen Becher. "Auf die nächsten siegreichen Tage."


    Die anschließende Frage ließ seinen Gesichtsausdruck etwas verwirrter erscheinen. "Wie Gedanken machen? Wieso sollte ich daran denken, die Legio I zu verlassen?" Er fragte sich, ob sein Centurio noch etwas wusste, was er ihm noch mitteilen wollte. Immerhin dachte man normalerweise nicht einfach so aus einer Laune heraus darüber nach, die Legion zu verlassen. Zumindest Priscus tat das nicht. "Nein, also ich habe nicht einmal einen Grund, darüber nachzudenken. Mein Weg führt mich dahin, wohin die Legion geht. Oder wohin ich versetzt werden, falls das so sein soll."

    Priscus stand zum letzten Mal in der Linie dieser Männer, auf dem Platz ganz am Ende, wie es sich für einen Optio gehörte. Schon oft hatte er diesen Platz eingenommen, nachdem er an der Linie entlang gegangen war und die Männer mit kritischem Blick gemustert hatte. Die Linie war kürzer geworden durch den Krieg, aber heute war Priscus etwas langsamer gegangen als sonst. Mit dem Centurio hatte er alles besprochen, jetzt wartete er darauf, was dieser der Truppe mitzuteilen hatte.

    Zitat

    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    " Das hört man doch gerne. Wenn sie dann auch noch zu gut kämpfen, können wir zufrieden sein. Bekommen sie ausreichend Wasser ? Möchte ja nicht, dass sie mir alle verdursten, bevor der eigentlich Kampf stattfindet.


    "Ja, die Versorgung ist sichergestellt", bestätigte Priscus ohne zu zögern. In den ersten Tagen bei der neuen Centurie hatte er eigentlich in jedem freien Augenblick nichts anderes gemacht als festzustellen, welche Soldaten es gab, welche Ausrüstung zur Verfügung stand, wer für was verantwortlich war, welche Probleme es zuletzt gab, auf was gewartet wurde und so weiter. Die Soldaten waren ihm dabei eine gute Hilfe gewesen. "Ich bin gespannt, ob es wirklich einen Kampf gibt. Also, wieder sowas wie vor Edessa. Eine Belagerung wäre mir schon ganz recht. Ich komme ja eher aus der technischen Ecke." Priscus wusste nicht genau, ob sein Centurio das schon wusste, darum erwähnte er das einfach mal.

    Zitat

    Original von Tiberius Artorius Imperiosus
    Tiberius ging zu seinem Optio, um nach dem rechten zu sehen.


    " Optio, wie machen sich die Männer ? "
    fragte er knapp, denn sicherlich konnte sie sehr viel von ihm lernen.


    "Salve, Centurio!" grüßte der Optio zurück und löste seinen Blick von dem langsam immer tiefer werdenden Graben. "Prima machen sie sich. Sind ein paar echte Wildschweine dabei, die durch den Boden wühlen als würden sie den ganzen Tag nichts anderes machen. Wenn es sein muss, lassen wir die ein großes Loch buddeln und ganz Dura Europos drin verschwinden." Das würde zwar ein paar Tage dauern, aber bestimmt allen mächtig viel Spass machen.

    Die umständlichen Worte und das feierlich Servieren des Weines ließen Priscus ahnen, dass es in diesem Gespräch um etwas besonderes gehen sollte und die Vermutung nach einer Versetzung lag nahe. Immerhin hatte es Verluste gegeben und Männer mussten ersetzt werden. Wohin es für ihn ging, war zweitrangig und dass er weiter Optio blieb störte ihn auch nicht. "Der Dank gebührt dir, ich war gerne dein Optio", antwortete er daher erst einmal etwas feierlich und verlegen. Sicher war der Wechsel von der ersten Kohorte zur neunten nicht gerade prestigeträchtig und die Sache mit der Erfahrung und dem dortigen neuen Centurio etwas dünn als Begründung, aber Priscus freute sich trotzdem auf die neue Aufgabe.


    "Ich werde schon mit ihm auskommen", merkte er zu Artorius Imperiosus an. Er hatte schon mehrere Centurionen erlebt und vermutlich würde auch dieser nicht sein letzter sein. Das Angebot, Männer mitnehmen zu dürfen, kam da wesentlich überraschender. Stumm schüttelte der Optio den Kopf. "Nein, ich denke nicht. Jeder hier ist ein guter Kamerad und mit jedem würde ich Seite an Seite kämpfen und arbeiten, aber jeder hat seinen Platz dort, wo er zugeteilt wird." Und da er nun einmal nicht über diese Zuteilung zu entscheiden hatte, kommentierte er sie auch nicht. Er hatte nicht einmal besondere Lust dazu, sich darüber Gedanken machen zu müssen und vermutlich war auch genau das der Grund, warum er als Optio so zufrieden war und überhaupt nicht traurig, nicht Centurio zu sein.

    Als der Primus Pilus das erneute Signal zum Lauf zum Tor gab, setzte sich Priscus diesmal an die Spitze der Männer seiner Centurie, um diesmal auch von vorne den Überblick zu haben, was sich tat. Das Tor war tatsächlich geöffnet und der verbleibende parthische Widerstand rasch gebrochen. Zum Warten blieb aber keine Pause, sofort gab es neue Befehle. Priscus machte sich allerdings erst einmal auf die Suche nach seinem Centurio, der mit dem Kommandotrupp unterwegs gewesen war. Außerdem kannte dieser wohl die Ziele, welche sie in der Stadt aufsuchen sollten. Immerhin sollten sie ausdrücklich nicht die ganze Stadt aufwecken, sondern nur bestimmte Männer ausfindig machen, soweit er das mitbekommen hatte. Wobei er sich nicht ganz sicher war, ob die Stadt nicht ohnehin in wenigen Augenblicken komplett wach war. Einige Schreie und Rufe der Parther hatte man bis draußen vor der Mauer gehört, da müsste es sich drinnen auch längst verteilt haben. Immerhin war ein bevorstehender Häuserkampf mal etwas anderes als eine Feldschlacht, wennauch nicht unbedingt eine angenehmere Aussicht.

    Auch wenn er erst wenige Tage zuvor seiner jetzigen Centurie zugeteilt worden war, lief die Arbeit schon recht problemlos. Die neunte Kohorte war zwar nicht unbedingt das, was für einen Optio der ersten Kohorte der Traumposten für eine nächste Stelle war, aber im Krieg musste man nehmen was kommt. Die Männer hier waren nicht unbedingt die Elite der Legion, aber trotzdem noch solide Soldaten und vor allem auch mit einfachen Arbeiten zufrieden, selbst wenn sie länger dauerten. Viele junge Männer waren dabei, die knapp vor dem Feldzug als Rekruten zur Armee gekommen waren, weil man diese bevorzugt in die siebte und neunte Kohorte steckte, die in der Schlachtaufstellung häufig die am wenigsten tragenden Rollen hatten.


    Beim Lagerbau war das allerdings egal und Priscus stand diesmal mit vielen seiner neuen Kameraden am Wall, denn die Verschanzung wurde besonders gründlich angelegt. "Ruhig kräftig reinhauen! Was ihr heute nicht schafft, macht ihr morgen. Wenn die Parther jemals über dies Linie kommen, haben wir was falsch gemacht! Wir sind hier erst fertig, wenn der Graben acht Fuß Tiefe hat!"


    Mit dem Centurie seiner Einheit hatte er in den ersten Tagen ihrer Zusammenarbeit wenig gesprochen, aber für den nötigen Dienstbetrieb reichte es. Jetzt im Lager würde sicher noch mehr Zeit sein, wobei sie sich ja ohnehin schon aus der ersten Kohorte kannten.

    Priscus hockte gerade vor seinem Zelt und kümmerte sich um seine Ausrüstung, als der junge Soldat sich bei ihm meldete. Der Optio dankte für die Meldung, schickte den Mann zurück zu seiner vorigen Tätigkeit, richtete sein Cingulum und den Schwertgurt und betrat wenig später das Zelt des Centurio.


    "Salve, Centurio, melde mich wie befohlen!"

    In lockerer Formation und in leichtem Laufschritt hatten sich die Männer der ersten Kohorte auf das Tor zubewegt, als auf halber Strecke der Primus Pilus wieder Halten befahl. Priscus war mit seinen Leuten nicht ganz vorne gewesen und erst nach einigen Augenblicken sprach sich leise herum, dass das Tor trotz Signal noch verschlossen war. "Wer kommt auch auf die Idee mit einer fallenden Fackel", meckerte ein Soldat leise herum. "Das könnte je genauso gut ein Kamerad gewesen sein, der von Parthern von der Mauer geworfen wurde, gerade als er das Signal geben wollte!"


    "Ruhe!" zischte Priscus. "Die Kameraden wissen schon, was sie tun und lassen und hier nicht im Vorfel verhungern."

    Wieder galt es ein Lager zu errichten, aber nicht wie an jedem Abend, sondern größer und massiver. Es hatte sich herumgesprochen, dass sie bald Verstärkung bekommen würden und auch Priscus war sehr froh über diese Nachricht. Die Lagerverschanzung in Richtung Stadt, die sie heute errichteten, würden wohl in den nächsten Tagen noch weiter ausgebaut werden und den ersten Teil eines Sperriegels bilden, sollte es zu einer Belagerung kommen. Der Optio hoffte darauf, dass genau das passierte. Auf dem Schlachtfeld schienen die Parther nicht ungeschickt zu sein, aber einer ausgewachsenen Belagerung hatten sie sicher auf Dauer nichts entgegen zu setzen.

    Priscus hatte angeordnet, dass die Männer seiner Centurie die ledernen Schutzhüllen auf den Schilden ließen, als sie ausrücken. So konnte sich das Mondlicht nicht im metallenen Schildbuckel spiegeln und sie verraten und die Männer konnten sich hinter die Schilde hocken, so dass auch ihre Rüstungen nicht aufblinken konnten. Schweigend warteten sie auf das Signal zum Aufbruch und Sturm auf das Tor.

    Wieder auf dem Marsch zu sein tat Priscus gut. Circesium hatten sie hinter sich gelassen und es ging weiter. Der Optio mochte das Gefühl, dass nichts dieses Heer aufhalten konnte. Das hatte er den Soldaten bei der Ausbildung und beim Training immer beigebracht, jetzt wurde es wirklich gebraucht. Und sie marschierten gegen Dura Europos, entlang des großen parthischen Stroms. Des Stroms, über den schon in Mantua gesungen wurde.


    "Von den Küsten von Britannia
    bis zu Parthias großem Strom
    ziehen wir mit Mut zu Felde
    für den Kaiser, Ruhm und Rom.
    Unser Alltag ist das Trainung
    und die Siege unser Lohn
    und wir tragen stolz den Namen
    einer römischen Legion."


    auf die Melodie von "From the Halls of Montezuma"

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    Die Kohorte rückte ab, verschwand leise im Dunkel der Nacht...


    Die Männer der zweiten Centurie hatten sich alle rechtzeitig wieder aus ihren Zelten bewegt und einsatzbereit gemacht. Einige hatten gleich nachdem der Optio die Nachricht vom nächtlichen Einsatz überbracht hatte, mit dem Anlegen der Rüstung begonnen, um dann startklar vor sich hin zu dösen. Andere waren schon vor der offiziellen Nachtruhe in den Zelten gewesen und hatten so lange wie möglich wenigstens noch ein klein wenig Nachtruhe genießen wollen. Jetzt standen sie alle wieder auf der breiten Lagerstraße, gerüstet, bewaffnet und bereit für den nächtlichen Abmarsch.


    Gleichschritt wurde nicht angezählt, der Primus Pilus hatte nur den Abmarsch angeordnet, nicht mehr. Was Priscus auch verständlich erschien, immerhin sollten sie ja keinen Lärm machen. Einige der Soldaten hatten sogar Tücher um ihre Cingula gebunden, damit diese nicht wie üblich leise vor sich hin klimperten und sie schon von weitem verraten würden. Gefechtsbereite Legionäre in Standardausrüstung waren einfach nicht dafür gebaut worden, sich heimlich still und leise anzuschleichen.

    Priscus wandte sich um, als ihn der Melder des Primus Pilus ansprach. Schweigend nahm er die Meldung zur Kenntnis. Die geheime Operation schien also größere Ausmaße zu haben. Die Kameraden wären nicht sonderlich erfreut, in einer halben Stunde gleich wieder antreten zu müssen. Priscus schickte den Melder wieder zurück, die Annehme der Meldung zu bestätigen und begab sich dann zurück zu den Zelten. Es war sicher besser, den Jungs jetzt direkt bescheid zu sagen, dass sie zwar noch in den Zelten bleiben und ein wenig ausruhen sollten, aber es gleich wieder los gehen würde. Besser so, als wenn sie nachher gerade eingeschlafen waren. Außerdem dauerte sowohl das Aufschnüren als auch das wieder Anlegen der Caligae ein wenig und das wollte der Optio seinen Leuten nun wirklich ersparen, wenn sie schon planmäßig um die Nachtruhe gebracht wurden.


    Leise ging er also von Zelt zu Zelt und setzte die Soldaten in Kenntnis, verbunden mit der Aufforderung, dass alles ruhig ablaufen sollte. Von der Stadt aus sollte man nichts merken und unbeteiligte Kameraden brauchten auch nicht aufgeschreckt zu werden.

    Priscus hätte durchaus gerne Lust auf ein kleines Abenteuer zusätzlich gehabt, aber trotzdem hatte er sich bei der Frage nach Frewilligen erst einmal zurück gehalten. Erstens gab es immer welche, die sich beweise wollten und auch sollten. Zweitens ging schon der Centurio mit auf diese Mission, da musste auch jemand im Lager bleiben. Drittens war Schlaf oder zumindest Ruhe immer gesünder als die Möglichkeit, in der Dunkelheit hinterrücks ermordet zu werden. Alles in allem war der Optio also nicht traurig, am Ende nicht bei den Freiwilligen zu sein, die sich heimlich davon schlichen, sondern zu denjenigen zu gehören, die im Lager blieben, die übrigen Männer ins Bett schickten und sich um die verstärkten Wachen kümmerten. Was auch immer in dieser Nacht passieren würde, es könnte dazu führen, dass die Männer besonders schnell aus den Zelten kommen und kampfbereit sein müssten, dachte er sich. Dementsprechend genau hatte er die pünktliche Nachtruhe überprüft, die ordentliche Bereitstellung der Ausrüstung, keine herumliegenden Gegenstände und freie Wege zu den Sammelplätzen und Toren. Auf ein leichtes Pfeilgeschütz gelehnt stand er nun am Wall und starrte in die Dunkelheit, ohne irgendetwas erkennen zu können.

    Von den diversen Aktivitäten und Vorbereitungen ging nicht alles spurlos an der Centurie von Priscus vorbei, aber andererseits hatten sie auch keine besonderen Befehle erhalten. Bei einem Holztransport hatten sie mitgeholfen, aber das war es dann auch schon gewesen. Wenn sie nicht gesehen hätten, dass die Kameraden daraus Leitern bauten, hätte das alles mögliche bedeuten können. Holz konnte man schließlich immer gebrauchen, für Verschanzungen oder Zeltgestänge oder Flöße oder irgendetwas anderes. Der Optio dachte an die Übungen in Mantua zurück, als sie auf dem Exerzierplatz Türme gebaut hatten. Eine schöne Belagerung, mit Türmen und Geschützen, das wäre eine nette Abwechslung, fand er. Aber wie man hörte, sollte in Circesium gar keine große Garnison liegen, da würde sich der Aufwand wohl nicht lohnen.

    Leise vor sich hin grinsend und mit ein paar Kameraden plaudernd beobachtete Priscus, wie einige der Männer seiner Centurie durch das Wasser tobten. Es war beruhigend zu sehen, dass sie noch oder schon wieder fit waren. Er wurde das Gefühl nicht los, dass ihnen auf diesem Feldzug noch einiges bevorstehen sollte. Gerüchte über einen Angriff auf Circesium machten die Runde, Spekulationen über die Schwere der Verletzung des Kaisers und sonstige Gerüchte aller Art. Priscus hatte allerdings meistens nur wenig Freude daran, ungesicherte Informationen weiter zu geben und verließ sich lieber auf das, was vom Centurio gesagt wurde. Und wenn der nichts sagte, konnte man den Tag eben genießen.

    Schon seit Tagen waren die Truppen direkt am Fluss unterwegs, aber trotzdem war die Möglichkeit zu Baden etwas besonderes. Auch wenn sich die Männer am Tag noch so sehr quälten und dahin schlichen, so legte der Optio doch Wert darauf, dass jeder die Gelegenheit für eine Erfrischung nutzte. Aber wirklich treiben musste er ohnehin niemanden. Abgesehen von jenen, die brennende Wunden an den Unterschenkeln hatten und den Kontakt mit Wasser folglich scheuten. Aber Wasser, Kühlung und Reinigung war das beste, was einer Wunde passieren konnte, erst recht im staubigen, trockenen Parthia. Das hatte Priscus schon vorher gewusst, aber die Ärzte und Sanitäter wiesen auch oft genug darauf hin.


    Selber stand er ebenfalls im Wasser, nachdem die Routinearbeiten des Tages erledigt waren, um kurz zu Entspannen, bevor es an die Zubereitung des Abendessens ging. Wobei Entspannung gar nicht so leicht war, denn es war ziemlich voll im Fluß, selbst wenn nur ein Bruchteil der Soldaten gleichzeitig im Wasser sein konnte. Der Fluß bot zwar viel Platz, aber niemand wollte derjenige sein, der eine ungünstige Untiefe entdeckte oder irgendwelchen Parthern in die Hände lief. Man musste die Götter ja nicht mehr herausfordern als nötig.


    Überhaupt war der Fluss auch eine gute Gelegenheit zum Dienst an den Göttern. Eine beträchtliche Strecke entlang des Ufers hockten Soldaten am Fluß und warfen im Gedenken an gefallene Kameraden Gegenstände in den Fluß. Nichts teueres und bloss keine Waffen natürlich, denn diese konnte man noch brauchen, aber persönliches und irgendetwas, was man auf der Reise ins Jenseits gut gebrauchen konnte.