Nach der Schlacht am Ufer des Flusses, der Schlacht in der die Zehnte Legion im Hinterhalt des Surenas beinahe gänzlich vernichtet worden war, zog das römische Heer, getreu der Befehle seines verwundeten kaiserlichen Feldherren, weiter gen Süden. Erst einmal ging es Richtung Circesium. Oder Karchemis, wie die Parther sagten. Entlang des schäumenden Chaboras marschierten die Soldaten, schritten die Pferde, trotteten die Mulis und rumpelten die Wägen. Kundschafter durchstreiften die Berge. Hin und wieder trafen sie auf parthische Kollegen, hin und wieder gab es Scharmützel zwischen Reitern der Hilfstruppen und parthischen Überfalltrupps, doch die Hauptmacht der feindlichen Armee hatte sich anscheinend zurückgezogen, ebenfalls nach Süden, wohl in Richtung von Dura, der alten Grenzstadt.
Im Verlaufe des Marsches wurden die Hänge flacher, und die Berge wichen vom Ufer des Chaboras zurück, was den Vormarsch erleichterte. Noch immer zeigte sich die Landschaft in ungeheuren Kontrasten - grün und lieblich blühend an den Gestaden des Flusses, schroff und steinig sobald man ihn verliess. Die Menschen dieses Landstriches flohen und versteckten sich beim Herannahen des Heerzuges, nur die Tiere schienen die Einsamkeit zu bevölkern. Silberreiher staksten durch das fischreiche Gewässer, Raubvögel kreisten über den Schluchten und des Nachts drang manchmal das rauhe Brüllen der Berglöwen bis in die Zelte der Legionäre. Auch Schlangen und Skorpione gab es reichlich.
Einige Tage waren seit der Schlacht vergangen, und es war nicht mehr weit bis nach Circesium, als das Heer wieder einmal des Nachmittags halt machte und am Flussufer lagerte. Der Chaboras machte hier einen weitgeschwungenen Bogen, floss ruhig und friedlich dahin. Ein kleines Fischerdorf - menschenleer, offenbar in Eile verlassen - schmiegte sich unweit des errichteten Marschlagers an das sanft geneigte Ufer, auf Pfählen errichtet waren die Hütten und schilfgedeckt. Hell blitzten die Strahlen der Sonne auf der Wasseroberfläche. Der Chaboras war hier von einem intensiven, klaren Aquamarinblau, er lud förmlich dazu ein, sich in seinen kühlen Fluten zu erfrischen, und zudem den Dreck und das Ungeziefer des Marsches loszuwerden.