Nachdem ihnen ein Schiff zugewiesen worden war, machten sich Priscus und seine Leute daran, die mitgebrachte Ausrüstung zu verstauen. Die beiden leichten Geschütze waren vergleichweise schnell verladen, denn sie waren zwar etwas unhandlich und auch schwer, aber es waren eben nur zwei Stück und so brauchte man nicht allzu lange dafür. Die 450 Schanzpfosten waren dagegen eindeutig die größere Belastung. Die Männer bildeten eine Kette vom Kai über die Planken bis zu dem Ort, an dem sie auf dem Schiff verstaut werden sollten un reichten einen Pfosten nach dem anderen durch. Die bereits fertig entladenen Maultiere schickte Priscus zurück zu den Unterkünften, denn sie wurden zusammen mit der leichteren Ausrüstung auf einem anderen Schiff untergebracht.
Beiträge von Gaius Tallius Priscus
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Mit einer kleineren Gruppe Soldaten und einer Horde Maultiere samt zuständiger Treiber im Schlepptau erreichte die Abordnung der zweiten Centurie der ersten Kohorte die Schiffe, die für das schwere Gerät zuständig waren. Suchend schaute sich der Optio nach dem Verantwortlichen um. Ein Tribun oder ähnliches stand und bunter Paradeuniform gut sichtbar herum, aber da er einen Helm trug, nahm Priscus an, dass er nicht mit den schweißtreibenden Arbeiten zu tun haben dürfte. Zwei Tribune der Legion waren auch zu enrkennen, hielten sich aber auch am Rande. Mittendrin im Getümmel vor den Schiffen waren dann allerdings einige Experten der Classis auszumachen, die hier wohl das Kommando führten.
"Zweite Centurie der ersten Cohorte," meldete Priscus, "zur Verladung von zwei leichten Geschützen und 450 Stück Schanzpfosten."
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Nachdem die Männer die Unterkunft in der alten Lagerhalle bezogen hatten, gab Priscus den Befehl weiter, dass die Cohors I erst einmal Essen fassen sollte. Auch wenn sie nur ein paar Tage von Mantua hierher gebraucht hatten, waren die meisten doch froh, einmal ohne Schanzarbeiten nach dem Marsch direkt mit dem Essen beginnen zu können. Das war vor allem deswegen praktisch, weil das schwere Gerät gleich zur Verladung auf die Schiffe vorgesehen war und die Tragtiere deswegen nicht einmal wie sonst am Abend üblich abgeladen werden musste.
Während noch der Rauch der Kochstellen aus der Halle waberte, ließ Priscus einen Teil der Soldaten seiner Einheit dann wieder draußen antreten. "Zwei Contubernia und die Maultiere kommen mit mir. Wir gehen die Geschütze und die Schanzpfosten verladen. Die anderen bleiben hier und warten drauf, dass man ihnen das Schiff nennt, auf dem wir mit dem Rest unserer Ausrüstung unterkommen werden."
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Dafür, dass sie in einer Lagerhalle untergebracht waren, die die Classis kurzfristig zur Verfügung gestellt hatte, waren die Soldaten für Priscus' Geschmack recht komfortabel untergebracht. Er hatte keine Ahnung, wo die Pritschen und Betten herkamen, die hier standen, aber die Soldaten belegten sie mit Freude.
"Wer jetzt schon meckert, kann gleich zu Hause bleiben", ermahnte er die wenigen Soldaten, die sich nicht über die Unterkunft zu freuen schienen. "Und fangt die Ratten bloss ein, wenn sie euch stören. Wer weiß, wann wir das nächste Mal Fleisch bekommen." Das wiederum war eine ziemliche Übertreibung, denn wenn der Kaiser mit ihrer Legion ziehen würde, würde die Vorsorgungslage wohl nicht allzu schnell kritisch werden.
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Nach Ravenna zu marschieren hatte gegenüber einem Übungsmarsch den Vorteil, dass man nicht nur das Gefühl hatte, tendenziell bergab zu gehen, sondern zumindest auf den letzten Meilen das auch tatsächlich sehen konnte. Der Hafen lag vor ihnen und das einzige was störte war die Tatsache, dass man mit Caligae nicht so bequem auf gepflasterten Straßen und Plätzen gehen kann wie auf Schotterwegen oder unbesetigten Wegen mit federndem Boden. Aber für die paar Schritte bis zu den Schiffen war das auch egal. Noch war nicht durchgegeben worden, welche Einheiten in welcher Reihenfolge verladen werden sollten und ob die Schiffe nachher alle in einem riesigen Konvoi fuhren oder in mehreren Gruppen über mehrere Tage verteilt. Priscus wusste nicht einmal, ob der Kaiser auch schon in Ravenna war oder seine Ankunft kurz bevor stand.
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Der Medicus ignorierte die eigentlich unübersehbare Tätowierung und überzeugte sich davon, dass mit den ehemaligen Knochenbrüchen alles in Ordnung war. "Weißt du, Straftäter, Künstler und anderes nutzloses Gesindel werden in der Legion nicht genommen. Aber mir kann deine Vorgeschichte egal sein. Ich bin nur dafür da, zu entscheiden, ob du hier und jetzt tauglich bist. Das bist du, egal was du vorher angestellt hast."
Mit raschen Bewegungen füllte er die Wachstafel aus. "Wenn dir in Parthia nochmal was auf den Fuß trampelt, dann sorg' ich sogar dafür, dass du auch danach noch laufen kannst. Aber wenn du nochmal mit blassen Augen vor mir stehst, lass' ich dich rauswerfen. Alles klar? Wegtreten."
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Ein breites Grinsen, für das der Medicus in der Legion bekannt war, verbreitete sich auf dessen Gesicht. "Schreib' ich dir jetzt auch noch Durchblutungsstörungen auf, weil du beim Lügen nicht mal rot anläufst oder halten wir die Wahrheit einfach unter uns? Was auch immer du nimmst, in der Legion ist es aus damit und das wird dir nicht schaden." Irgendwas hatte er erkannt und schien sich sicher zu sein. So sicher, dass er nicht auf eine Antwort wartete, sondern die Untersuchung fortsetzte.
"Tunika ausziehen!" Es folgte eine eingehende Betrachtung zahlreicher Körperregionen, inklusive Draufklopfen, dran riechen oder dran horchen. "Schonmal Knochenbrüche gehabt?"
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Routiniert überhörte der Medicus die Einwände zu den bisher gelsiteten Liegestützen. "Miserabel!" kommentierte er dann auch die gezeigte Leistung. "Aber zählen klappt immerhin. Komm' mal her." Dabei ging er aber schon selber auf den Mann zu, drehte ihn ein wenig, so dass das Licht von außen in sein Gesicht fiel und betrachtete ihn genauer. "Blasse Augen, ziemlich rot. Hast du häufiger Krämpfe?"
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"Ja, sind sie", antwortete Priscus auf die Frage des Centurio. "Einige scheinen richtig froh zu sein, dass es los geht. Vor allem die jungen Soldaten, die noch nicht lange bei der Einheit sind. Ich hoffe, dass das nicht in Übermut umschlägt."
Aber die tägliche Routine eines Marsches würde schon dafür sorgen, dass sich der Überschwang etwas legte, dachte sich Priscus und schritt weiter monoton voran.
Tage später schien sich dieser Eindruck zumindest nicht zu widerlegen, denn die letzten Marschtage waren ereignislos vergangen. Der Legatus hatte von Mantua kommend aufgeholt, was Priscus und sicher auch die Soldaten freute. Vermutlich abgesehen von denen, die mit dem Legatus unterwegs gewesen waren und ein paar Eilmärsche hinlegen mussten, um Anschluß an die Kolonne zu finden.
"Gibt es schon Informationen zum Einschiffen?" erkundigte sich Priscus bei seinem Vorgesetzten, als dieser gerade wieder einmal in seiner Nähe war. "Schlagen wir heute abend noch ein Lager auf oder besetzen wir einfach den kompletten Hafen und laden bis zum Einbruch der Dunkelheit ein?"
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Zitat
Original von Marcus Flavius Aristides
Marcus ließ sich etwas zurück fallen und bis ans Ende seiner centuria, die vorne von ihrem cornicen – momentan lautlos- in der Kolonne gehalten wurde und trat an die Seite von Priscus. Marcus ging einige Schritte schweigend und meinte, als sie ein kleines Wäldchen passierten, wo eine einzelne Rauchfahne von einem Gehöft hervor drang.„Der zweite Mann auf dem campus, der das Wort erhoben hat. Kennst Du ihn, optio?“
Ein kleines Verslein fiel Marcus in jenem Augenblick ein: Priscus möchtest Du frein: Mich wundert's nicht- klug bist du, Paula. Aber er nimmt dich nicht: Priscus ist ebenso klug. Marcus Mundwinkel hoben sich ein wenig und er fragte sich, warum ihm der Vers ausgerechnet jetzt einfiel. Wie zu sich selber zuckte er mit der Schulter und griff nach dem Schlauch mit der säuerlichen Erfrischung.
Als schon kurz nach Beginn des Marsches der Centurio neben ihm auftauchte, wunderte sich Priscus schon ein wenig, aber keineswegs negativ. Es zeugte von einem sehr aktiven Centurio, wenn er es auf sich nehmen wollte, den Tag über an der Kolonne entlang zu laufen und mal vorne und mal hinten zu sein. Aus eigener Erfahrung von Übungen wusste Priscus, dass sowas Kraft kostete, aber für die Moral der Männer äußerst positiv war. "Nein, Centurio, den Mann kannte ich nicht. Vielleicht ein Tribun der Praetorianer, der den Kaiser begleiten wird. Oder nur ein leitender Beamter vom Hof, der irgendwas koordiniert." Schon bei der Legion gab es Soldaten, die in die Principia abkommandiert waren, um irgendetwas zu koodinieren. Da würde der Kaiser sicher noch mehr solcher Leute haben. "Ein Quaestor vielleicht?" -
Als auf die erste Rede des Praefectus Castrorum eine zweite eines ihm unbekannten Mannes folgte, wurde Priscus zweierlei klar. Erstens hatte sich der Praefectus Castrorum im Vergleich zu dem anderen Redner doch kurz gefasst und zweitens schien die bevorstehende Mission noch ein ganz anderes Gewicht zu haben, als er es bisher vermutet hatte. Es zog nicht nur die Legio I in den Krieg und mit ihr der Imperator, sondern es wurden auch noch haufenweise große Reden darum geschwungen. Er wollte sich lieber gar nicht vorstellen, was zeitgleich wohl in Rom los sein müsste. Wenn es da schon vor dem Krieg ebenso festlich zuging, dann konnten sie für ihre Rückkehr wohl einiges erwarten.
Als dann auch noch einer der Tribune sprach, wurde Priscus noch mehr klar. Erstens hatte sich der Praefectus Castrorum doch nicht kurz gefasst, denn der Tribun schaffte es noch wesentlich kürzer und zweitens gab der Tribun mehr oder weniger das Kommando zum Abmarsch, was bedeutete, dass ihnen eine vierte Rede des Legionskommandeurs erspart blieb. Dabei hätte er eigentlich ausgerechnet von ihm eine Rede erwartet. Aber dafür war Priscus ja auch nur Optio und nicht Legat und als dann schließlich das Cornu seiner Centurie erklang und sich die Männer in Bewegung setzten, war ohnehin alles vergessen, was vorher gesagt wurde. Jetzt würden meilenweit die Caligae sprechen.
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Anders als bei dem emsigen Treiben um ihn herum zu vermuten war, saß der zuständige Medicus seelenruhig auf seinem Hocker hinter seinem Tisch und war über einige Wachstafeln gebeugt. Hätten hinter ihm nicht zwei völlig leere Regale an der Wand gestanden, hätte man nicht vermuten können, dass irgendeine besondere Aktion bevor stand. "Aha. Ein Rekrut zur Musterung. Zum Anfang 20 Liegestützen. Und laut mitzählen."
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Nun waren sie also auf dem Weg und jedem musste klar sein, dass einige diesen Weg nie wieder zurück gehen würden. Priscus hatte einen guten Start erwischt, das Gepäck saß gut auf dem Rücken und er brauchte mit der linken Hand nur leicht die Tragestange zu stützen und das Pilum zu halten. So hatte er die rechte Hand frei und nutzte das, um auf dem Weg durch Mantua hier und da noch eine kurze Abschiedsgeste zu machen. Entlang der Straße standen vielen Menschen, die sie zurück lassen würden. Gepackte Wägen standen am Straßenrand und etwas abseits des Weges, von denjenigen, die der Legion hinterher ziehen wollten. Was aber nur wenige taten, denn eine Überfahrt per Schiff war für wohl kaum einen der Anwohner Mantuas zu bezahlen. Zumindest vermutete Priscus das, sofern nicht ein Teil der Leute schon losgezogen war und deshalb nicht zu sehen war.
Früher oder später würden sie wieder Marschlieder anstimmen, aber er konnte gut verstehen, wenn jeder Soldat jetzt erstmal seine Gedanken ordnen musste und die ersten Schritte schweigsam sein würde.
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Priscus konnte zwar nicht ganz erkennen, dass sich der Praefectus Castrorum wie angekündigt kurz gefasst hatte, aber einen gewissen Motivationsschub verspürte er doch. Er ging nicht freudiger in den Krieg deswegen, aber es war eher so wie man sich gegenseitig aufschaukelte, bevor man ein Wagenrennen besuchte.
"IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA", sprach auch er als Eid.
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Als wäre es Routine, lief Priscus am Ende der Kolonne seiner Centurie, als diese auf den Campus geführt wurde. Doch es war alles andere als Routine, sondern der Ernstfall. Blecheimer und Pfannen der Vorderleute klapperten auf Kopfhöhe vor seiner Nase, hinter ihm schepperten die Glocken der Maultiere. Noch ein letztes Mal konnten die Männer die Gepäcke ablegen, dann war es bald so weit und sie würden Mantua verlassen. Es war nicht der erste Kampfeinsatz, in den Priscus zog und trotzdem war er unruhig. Die ersten Etappen bis Ravenna würden sicher schnell gehen, auf gut ausgebauten Straßen und mit nur leichten Lagern. Alles was dann kam, war auch für ihn Neuland. Er würde sich überraschen lassen müssen.
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Priscus war an diesem Morgen noch früher auf den Beinen als sonst. Obwohl er wusste, dass es ein langer Tag werden würde. Nach einem Besuch auf der Latrine holte er die letzten Reste Brot aus dem Backopfen am Lagerwall. Auf der abkühlenden Glut hatten sie die ganze Nacht lang noch gebacken und waren trocken und hart geworden. Alles andere als ein Genuss, aber als Notration genau das Richtige. Einen sauberen kleinen Leinenbeutel hatte der Optio dafür schon bereitliegen, dann wanderten auch sie in sein Marschgepäck. Auf dem Rückweg begegneten ihm die ersten Trossknechte, die zum vorerst letzten Mal Wasser für die Maultiere aus dem Lagerbrunnen holten.
Zur ersten Stunde bließ der Cornicen zum ersten Mal zum Abmarsch. Die Soldaten packten ihre Sachen zusammen, soweit dies noch nicht geschehen war und legten sie vor den Stuben auf den Gang. Während dann die Maultiere beladen wurden, ging Priscus durch die Stuben und schaute, dass nichts zurück gelassen wurde. Die Vollständigkeit der Gepäcke war längst geprüft und was jetzt noch fehlte, war ohnehin nicht mehr zu beschaffen. Alles was liegen blieb, sollte wohl absichtlich zurück bleiben, um keine Belastung zu sein.
Zur zweiten Stunde bließ der Cornicen erneut das Signal zum Abmarsch. Der Signifer holte das Feldzeichen und legte seine Marschausrüstung an. Die Soldaten halfen sich gegenseitig beim Aufschnallen der Schilde und die Maultiertreiber brachten die Tiere hinaus zum Intervallum, um den Soldaten nicht im Weg zu stehen. Dann warteten alle auf den Centurio, der sie hinaus auf den Campus führen würde.
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Vor einem Gebäude des Lagers waren die Schlangen von Soldaten derzeit länger als üblich, wenn es denn sonst überhaupt Schlangen gab. Die Fabrica war dieses Gebäude und zwar speziell der Teil, in dem Schuhnägel hergestellt und an die Soldaten ausgegeben worden. Fast jeder stattete während der Vorbereitungen dieser Stelle einen Besuch ab, um einen mehr oder weniger großen Betrag in den Kauf von Nägel für seine Caligae zu investieren. Die langen Märsch würden die Sohlen stark beanspruchen und wer nicht irgendwann zerfetzte Caligae haben wollte, musste sie regelmäßig neu beschlagen.
Auch Priscus kaufte lieber einen Beutel mehr Nägel als einen zu wenig, um auch nach der Ankunft in Parthia noch Reserven zu haben. Er wollte nämlich keinesfalls mit untauglichem Schuhwerk in die Schlacht ziehen. Der zu erwartende Sandboden würde ihnen schon genug Probleme machen.
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Die Rede des Primus Pilus wirkte auf Priscus motivierend, auch wenn er fesstellen musste, dass er eigentlich gar nichts direkt gegen die Parther hatte. Sie hatten sich nun also mit Rom angelegt, dann würde er eben hingehen und sie zurückschlagen, weil das sein Beruf war. Nicht mehr und nicht weniger. Er hatte keine Angst davor, aber die Vorfreude hielt sich auch in dieser Rede ein Grenzen. Geduldig wartete er ab, bis der Centurio sie wieder zurück in ihre Baracken fühte. Egal wanne s losgehen würde, bis dahin würde es ein Leben auf Sparflamme werden. Bloss nicht zu viel vom Gepäck wieder auspacken, was später wieder eingepackt werden müsste. Bloss keine Sachen anfangen, die man nicht mehr zu Ende bringen könnte. Und immer rechtzeitig auf die Latrine gehen, denn während des Marschierens ein kleines oder großes Geschäft zu verrichten war mehr als unangenehm.
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Vor einigen Tagen war es das Antreten zum Manöver gewesen, zu dem die Soldaten in Marschbereitschaft zusammen gekommen waren. Jetzt war es das Antreten vor dem Krieg. Alles, was jetzt nicht eingepackt war und mitgenommen werden konnte, würden die Männer vielleicht nie wieder sehen. Niemand wusste, ob er zum letzten Mal in seinem Leben hier auf dem Intervallum stehen würde, mit seinen Kameraden in der Reihe neben sich. Die Männer schienen deshalb etwas schweigsamer als sonst und auch Priscus redete weniger. Dinge, auf die man bisher nicht so sehr geachtet hatte wurden wichtig, andere Dinge, die bei Kontrollen gerne penibel überprüft wurden, traten in den Hintergrund.
Den Optiostab hatte Priscus schon an die Tragestange seines Marschgepäcks gebunden, damit er leichter zu transportieren war. Wie alle anderen Männer auch führte er in der anderen Hand das Pilum mit sich. Auf Befehl schnallte er sich den Schild wieder vom Rücken, stellte ihn neben sich und schaute, dass die Soldaten der Centurie es ebenso taten. Eigentlich eine lästige Sache, denn auch wenn der Schild schwer war, konnte man sich an das zusätzliche Gewicht auf dem Rücken gut gewöhnen. Bequem stehend und trotzdem angespannt, wartete der Optio ab, wer nun zu den Soldaten sprechen würde und das er zu sagen hatte. Wenn er hätte wetten sollen, hätte er auf die bekanntgabe des Abmarsches für den nächsten Morgen getippt.
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Die Weinverteilung konnte nicht ganz ausgleichen, dass die Männer wie an jedem Abend bei diesem Manöver müde waren, aber sie hob immerhin die Stimmung. Die frühere Rückkehr zum Standlager konnte auch kaum Gutes bedeuten, denn einen Marschtag gegen einen Tag Mobilmachung zu tauschen war nicht unbedingt ein angenehmer Tausch. Einige Trinksprüche später verzogen sich dann auch die Männer, die nicht noch zur ersten Wache aktiv bleiben mussten, in ihre Zelte zurück und genossen die letzte Nacht im Marschlager.