Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Als Priscus kurz vor dem vereinbarten Zeitpunkt an der Principia ankam, hatte er eine beachtliche Anzahl von Soldaten mitgebracht. Nicht alle Mitglieder der Centurie waren verfügbar gewesen, da einige von ihnen festen Aufgaben im Lager nachgingen, aber fast alle anderen hatte Priscus auftreiben können. Tatsächlich hatten einige auch Musikinstrumente dabei, meistens Flöten. Der Cornicen war auch mitgekommen, auch wenn sein Instrument für die leise Hintergrundmusik eines Opfers denkbar ungeeignet war.


    Die reich verzierte Schürze, die er sich für das Opfer umbinden musste, fand Priscus albern. Ein einfaches Leinentuch hätte es seiner Meinung nach auch getan, zumal ein paar Spritzer Blut auf einer Soldatentunika noch nie geschadet hatten. Aber sein Centurio war eben von noblerer Herkunft, irgendwo musste sich das ja bemerkbar machen. Als Opfergaben hatte er nur etwas Getreide aus seiner Tagesration dabei, da er vergessen hatte am Vortag aus dem Getreidebrei noch rasch einige Kekse zu backen. Aber er nahm an, dass es trotzdem reichen würde, immerhin sollte Mars ja noch ein ganzes Tier bekommen.

    Langsam aber stetig wuchs der Wall an, und mit den Arbeiten an den benachbarten Abschnitten zusammen. Das Lager für fast die komplette Legion hatte gewaltige Ausmaße, aber da auch viele Legionäre beschäftigt waren, hatte jede Gruppe doch nur einen vergleichweise kleinen Abschnitt zu bearbeiten. Priscus schaute nach dem Feldzeichen seiner Centurie, um sich zu orientieren. Marschlager wurden zwar nach Möglichkeit immer nach dem gleichen Schema angelegt, aber da es zuletzt lange Zeit nur Märsch mit kleineren Gruppen gab, musste sich auch der Optio am ersten Tag auf die neue Situation einstellen. Dann ließ er die Männer am Wall kurz alleine, um sich zum Lagerplatz seiner Einheit zu begeben. Dort hatten einige Soldaten und die Trossknechte schon mit dem Abladen der Maultiere und dem Aufstellen des Centurionenzelts begonnen. Priscus zeigte ihnen, wo ihr Schanzabschnitt lag, damit sie die Schanzpfähle herüber bringen konnten, die auf den Maultieren festgebunden waren. Auf dem Wall würden sie eine stabile Pallisade ergeben. Mit einigen Pfählen auf der Schulter machte er sich dann wieder auf den Weg zum Wall, wo gerade die letzten Körbe mit Erde aus dem Graben hinauf gereicht wurden.

    Mit einer Messlatte bewaffnet stand Priscus während der Schanzarbeiten mal auf und mal neben dem langsam anwachsenden Wall und kontrollierte, dass sich die Soldaten bei der Tiefe des Grabens keine eigenmächtige Erleichterung erlaubten. Der weiche Boden machte das Schanzen einfach und noch waren alle am Anfang des Manövers frisch, da achtete der Optio ganz genau darauf, dass der Graben überall die vorgegebene Tiefe erreichte und auch die richtige Breite hatte. Damit ergab sich dann die Breite und Höhe des Walls fast von selbst.

    Gleich nach der ersten Übung begann der Medicus mit der weiteren Untersuchung des Oberkörpers. "Nanu, Herzrasen? Hast du das immer? Oder jetzt nur von den paar billigen Kniebeugen? Halt' mal die Luft an."


    Er zählte laut bis fünf. "Tatsächlich, du wirst ganz rot. Na, dann atme mal weiter. Deine Kondition ist miserabel. Hast du häufiger sowas? Schwindelanfälle? Keuchhusten? Atemnot? Schweißausbrüche? Überhitzung?"

    Dass das Vieh anscheinend eine gewisse Zuneigung für ihn empfand, ihm den Arm abschleckte und sich von ihm führen ließ, machte Priscus nicht unbedingt glücklick. Er konnte sich bessere Freunde vorstellen als ein störrisches Vieh, was ohnehin geopfert werden sollte.


    "Dann bleibt für mich wohl die Rolle des Cultarius", stellte er nach der Rollenvergabe fest. Während er die Kameraden zusammen rief, war er froh, das Vieh eine Zeit lang los zu sein und war schon gespannt, ob es auf dem Weg zur Principia wieder zu irgendwelchen unvorhergesehenen Zwischenfällen kam.

    Priscus und seine Kameraden genossen die Aufführung. Sie hatten zwar nicht immer ganz genau zugehört, weil auf den hinteren Reihen sowieso nicht alles so genau ankam, und daher eigentlich gar keine Ahnung, was genau gerade passiert und wer mit wem wieso über was sprach, aber unterhaltsam war es trotzdem.


    "Ja, alles in Ordnung", bestätigte Priscus, soweit er das aus dem Marsch heraus beurteilen konnte. Die Pause nutzte er dann, um sich bei allen Männern der Centurie zu erkundigen, ob tatsächlich alles in Ordnung war. Etwas Zeit für einen Schluck aus der Feldflasche und ein paar Worte zu dem Krieg im Osten war dann auch noch, bevor es schon wieder weiter ging.

    Der Tonfall des Legionärs gefiel dem Optio in diesem Augenblick gar nicht, aber er hatte keine Lust, sich darüber aufzuregen. Der Centurio hatte darum gebeten, die Aktion möglichst leise durchzuzführen, da wäre eine Zurechtweisung nur störend.


    Als das Vieh endlich wieder den Kopf weit genug hob, schwenkte Priscus schnell seinen Arm und bekam die Schlinge damit sogar ziemlich problemlos über den Kopf und eines der Hörner. Das andere stellte sich quer, aber mit einem verwirrten und überraschten Kopfschütteln leistete das Vieh selber unfreiwillig Hilfe. Schnell zog Priscus an dem Seil, um die Schlinge enger zu ziehen und wartet dann darauf, was der Centurio als nächstes vor hatte. Vermutlich blieb ihnen nichts anderes übrig, als das Vieh wieder zurück in den Stall zu ziehen. Freiwillig mitkommen würde es sicher kaum.

    Priscus bekam am Ende seiner Marschgruppe nur wenig davon mit, was die erste Centurie vorne anstellte. Er war froh, dass seine Einheite nicht betroffen war, denn Laufschritt mit vollem Marschgepäck war alles andere als angenehm.


    "So ein Aufwand", murmelte er zu dem Kameraden neben sich, der auch schon einige Jahre Erfahrung in der Legion hatte. "Statt die Jungs vorne rennen zu lassen, hätten wir auch einfach drumherum laufen können. Wir gehen doch sowieso nachher noch ins Gelände, nehme ich an."

    Priscus wurde das Gefühl nicht los, dass dem Centurio die ganze Sache fürchterlich peinlich war und dass Cunctator Angst vor dem Vieh hatte. Anders konnte er sich nicht erklären, warum der Centurio sie bat, leise zu sein und warum Cunctator ihm das Seil zuwerfen wollte, anstatt einfach näher heran zu kommen und es ihm zu geben. Es wäre gelogen gewesen, wenn der Optio behauptet hätte, dass ihm das alles Spass machte, aber eine gewisse Erheiterung konnte er nicht leugnen, sofern das Vieh nicht gerade allzu bedrohlich guckte.


    "Dann halte aber auch wirklich gut fest", ermahnte er Cunctator und machte sich mit der Schlinge in der Hand auf den Weg in Richtung Kopf. Natürlich machte das Vieh ausgerechnet jetzt keine Anstalten, sich beim Fressen stören zu lassen und den Kopf zu heben, so dass er die Schlinge darüber streifen konnte. Vorsichtig ließ Priscus die große Schlinge trotzdem neben dem Kopf baumeln, um sie dann im passenden Augenblick herüber zu ziehen. Die großen Hörner machten diese Aufgabe auch alles andere als leicht und natürlich hielt das Vieh von der ganzen Maßnahme auch nicht allzu viel.

    Nachdem auf den ersten Schritten keinem der neuen Rekruten seiner Einheit das Marschgepäck auseinander gefallen war und sich keines der Maultiere geweigert hatte, das gemütliche Lager zu verlassen, stellte sich bei Priscus rasch Marschstimmung ein. Eintönig würde es nun die Straßen entlang gehen, dachte er sich, nur unterbrochen von den wechselnden Marschliedern, die irgendwer sicher immer wieder anstimmen würde.


    Priscus marschierte in der letzten Linie seiner Centurie, in der reihe ganz außen, so dass er immer mal wieder mit einem halben Schritt nach außern schauen konnte, ob in den Linien vor ihm noch alles in Ordnung war. Wenn aus seiner Einheit jemand zurück fiel, dann würde er ihn aufsammeln und wieder nach vorne bringen müssen.

    Ein lautes Scheppern erhob sich, als alle Soldaten mehr oder weniger gleichzeitig ihre Marschgepäcke anhoben und auf der Schildkante platzierten. Die mitgeführten Kochtöpfe und Werkzeuge schlugen an einander, klapperten gegen den Schild oder hier und da auch mal gegen die Rüstung des Nebenmannes, bis alles an seinem Platz war.


    Schon wenige Schritte nach dem Abmarsch legte Priscus auch sein Pilum parallel zur Tragestange über die Schulter, denn auf den ebenen Straßen brauchte er es kaum als Wanderstock. Außerdem hatte er so eine Hand frei, falls er bei einem der Neulinge rasch helfend eingreifen musste, wenn es Probleme mit schlecht gepackten Marschgepäcken gab.

    "Hervorragend. Der Trottel, der mal das andere Ende in der Hand hatte und das Vieh hat laufen lassen, hat sich wohl verdrückt, was?"


    Weiteres Scharren mit den Beinen des Tieres hinderte den Optio daran, sich weiter aufzuregen, wenn er nicht in einem unachtsamen Moment auf die Hörner genommen werden wollte. Immerhin schien das Vieh ein wenig lauffaul zu sein und sich nicht ganz so eilig verdrücken zu wollen.


    Das Seil war schön lang, aber bei genauerer Betrachtung sicher nicht das, was das Tier schon einmal um den Hals hatte, denn es hatte keinerlei Schlaufe oder Knoten. "Mach' mal eine Schlinge dran. Sonst nützt es uns nichts."

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Sparsus
    Als das Sammelsignal der ersten cohorte ertönte fragte sich Sparsus wieso das so laut sein musste und drehte sich wieder um, um weiter zu schlafen. Als er dann jedoch das hektische Fußgetrappel und hörte und Cicero aus seiner Einheit ihm sagte das es ins Manöver ginge, war Sparsus auf einmal hellwach und machte das er in voller Montur nach draußen kam. Er fragte sich gegen wen sie bitte ins Manöver ziehen wollten, aber da er sowieso ein Freund von Überraschungen war, kümmerte er sich nicht weiter drum.


    Sim-Off:

    hab dem Sammeln der zweiten einfach mal etwas vorgegriffen ^^


    Sim-Off:

    :dafuer:


    Das Sammeln der zweiten Centurie war schneller und reibungsloser verlaufen, als Priscus es bei der beachtlichen Zahl neuer Soldaten in ihren Reihen erwartet hatte. Als sie auf dem PLatz standen, ging er noch einmal die Reihen durch und schaute, ob alles in Ordnung war. "Marschgepäcke könnt ihr nochmal absetzen, aber lasst die Schilde auf dem Rücken geschnallt!"


    Am Ende der Reihe waren die Maultiere mit dem schweren Gepäck etwas unruhig, aber die Trossknechte kümmerten sich liebevoll um ihre grauen Vierbeiner. Der Optio hatte es eher auf die Zweibeiner der Einheit abgesehen, insbesondere die neuen. "Alles klar bei dir? Kriegst du den Schild noch ein bisschen höher geschnallt? Dann trägt's sich leichter", verteilte er hier und da noch als Tipp.

    "Schon wieder eine Musterung? In diesem Frühjahr läuft es aber wirklich gut." Der Medicus kratze sich an seinem eingerissenen Ohr, dem er seinen Spitznamen verdankte und ging das übliche Programm für Musterungen durch.


    "Zwanzig Kniebeugen, dabei laut mitzählen."

    Die Überlegung erschien Priscus durchaus logisch. Trotzdem hatte er jetzt erst einmal andere Sorgen, als sich die Wolken am Horizont anzusehen. Das Tier hatte sich nämlich wieder in Bewegung gesetzt und noch immer war niemand zu sehen, der ein Seil zur Hand hatte.


    "Egal was mit dem Vieh gemacht wird, wir brauchen ein Seil. Oder willst du es an den Hörnern packen?"

    Priscus war auf dem Weg zum Stall etwas abgelenkt gewesen und dementsprechend irritiert, als plötzlich mit viel Lärm ein großes braunes Etwas an ihnen vorbei stürmte und den Centurio zu einem Sprung gegen die nächstbeste Wand nötigte. Erst einen Augenblick später realisierte er, dass es sich bei diesem großen braunen Etwas um das beabsichtigte Opfertier handelte. Nur einen Schritt hinter dem Centurio stürmte er daher pflichtbewusst zusammen mit diesem auf das Tier los, auch wenn er keinen blassen Schimmer hatte, wie man dieses Tier nun einfangen sollte. Der Einsatz eines Schwertes verbot sich schließlich ausnaheliegenden Gründen zum jetzigen Zeitpunkt. Irgendwo müsste doch jemand sein, der ein Seil hätte, mit dem das Tier festgebunden werden könnte. Mit einem Blick über die Schulter schaute er, ob dieser jemand mit dem Seil vielleicht inzwischen aus dem Stall gekommen war, aus dem das Tier entwischt war.

    Der Medicus war nämlich gar nicht in seinem Zimmer. Erst etwas später ertönte hinter dem Suchenden eine Stimme. "Auch ein Medicus muss mal zur Latrine. Aber jetzt komm' rein. Was liegt an?"


    Der Suchende war augenscheinlich kein höherrangiger Soldat, also konnte sich der Medicus einen formalen gruß ersparen und ließ den Mann einfach hinter sich her ins Zimmer laufen.

    Nach dem Wettlauf war alles so schnell gegangen, dass Optio Priscus gar keine Zeit gehabt hatte, dem Sieger des Laufes zu gratulieren. Immerhin war der aus seine Centurie, das musste entsprechend gewürdigt werden. Dass er dazu jetzt Gelegenheit hatte, weil Sparsus im Schwertkampf früh ausgeschieden war, störte ihn nicht weiter.


    "Sparsus, eine hervorragende Leistung im Wettlauf. Du hast unsere Centurie sehr gut vertreten. Deine Kameraden können stolz auf dich sein."

    Der Medicus beendete wenig später seine Untersuchung und winkte ab. "Ich seh' schon, auch du willst mir keine Freue machen. Alle wollen sie kerngesund sein, wenn sie hier ankommen. Und dann, wenn es zum ersten Mal raus zum Übungsmarsch geht, dann jammern sie alle. Kaputte Füße, Magenschmerzen, Zahnschmerzen, Erkältung, Liebeskummer, Rückenschmerzen und so weiter. Anstatt mal vorher was zu sagen."


    Noch einmal winkte er ab. "Was soll's. Es sind deine 20 Jahre, die du hinter dich bringen musst. Zieh' dich wieder an. Bist tauglich. Wegetreten."