Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Die zusätzlichen Appelle und Kommandoübergaben im Zuge der Eingliederung der neuen Kameraden hatten dazu geführt, dass auf der Baustelle kurzzeitig etwas weniger gearbeitet wurde. Wie üblich hatte der gegossene Beton dies dazu genutzt, um soweit auszuhärten, dass die Schalungen entfernt werden konnte. Bis zum Mittag hatten die Männer aus Priscus Einheit die Holzplatten neu gesetzt und die nächsten Abschnitte mit Beton gefüllt.


    Dann konnten sie sich wieder den am Vortag beschafften Materialien für den Fußboden widmen.


    "Wir kümmern uns jetzt um den Boden der einzelnen Segmente, die mit Mosaiken versehen werden sollen. Keine Sorge, das wird nicht der ganze Boden sein, sondern nur ausgewählte Stücke, aber mit denen müssen wir eben anfangen. Der Rest wird normal gepflastert, das geht dann später schneller.


    Wir haben hier gewachsenen Boden, darauf kommt jetzt erstmal der Kies. Gleichmäßig verteilen, wenn ich bitten darf. Hier, das macht ihr."


    Während die ersten Männer beginnen konnte, schaute Priscus sich die gelieferten zerschlagenen Ziegel an und zeigte den anderen, wie klein sie sein müssten, um später verarbeitet werden zu können.

    Zitat

    Original von Camillus Matinius Plautius
    Er nickte dem wachhabenden Optio zu.


    "Alle Männer und Frauen gehören zum Haushalt des Legatus und können passieren! Aber auch ich habe ein Anliegen an dich, Optio. Wo bitte finde ich die Stallungen?


    "Offiziere oder Legionsreiterei?" fragte der Wachoptio zurück und erklärte dann doch einfach beides.


    "Offiziere an der Via Principalis, rechts der Via Praetoria. Legionsreiterei zu Hälfte hier vorne links vom Haupttor über's Intervallum und die andere Hälfte in der Retentura, von hier aus zweite und dritte Straße links hinter der Principia."

    Zitat

    Original von Lucius Artorius Avitus
    "Milites state... Optio, die Einheit wegtreten lassen"


    Priscus trat zwei Schritte nach vorne, drehte sich nach rechts, machte wieder einige Schritte nach vorne und salutierte als Zeichen, dass er den Befehl vernommen hatte. Dann wandte er sich erneut nach rechts, um den Männer ins Gesicht zu blicken und ließ ein angemessen lautes "Milites, abite!" erschallen. Die Männer lösten die Reihe auf und waren wenige Augenblicke später bereits weitgehend in der Barracke verschwunden, in die ihnen der Optio ebenfalls folgte.

    Schon wieder hieß es für Priscus und seine Männer zum Appell antreten, da noch einige zusätzliche Veränderungen anstanden. Streng hatte er darauf geachtet, dass auch diesmal alles in bester Ordnung war und stand nun auf seinem Platz am Ende der Reihe. Er wartete, dass Vesuvianus noch einmal zu den Männern sprechen würde, aber den genauen Ablauf hatte man ihm nicht mitgeteilt.

    Die Männer der wachhabenden Einheit betrachteten das Geschehen eingehend und salutierten vor dem neuen Kommandeur, soweit das nötig war. Einige, die etwas weiter weg standen zählten nach, wie viele neue Männer der Legatus mit in die Legion brachte.


    Nachdem die Kolonne das Tor passiert hatte, musste sich die Wache wieder ihrem normalen Dienst zuwenden. Die Soldaten, die im Lager Dienst taten, hatten etwas länger das Vergnügen, die Neuen betrachten zu dürfen und ihnen wo nötig zu helfen, indem sie Wege erklärten, beim Abladen anpackten oder auch nur irgendwelche Türen auf hielten.

    Priscus nickte zu diesen Anweisungen. Heute hatte er also keine Kräne zu bauen, um hoch hinaus zu gelangen, sondern alle würden ganz brav auf dem Boden bleiben. Die nötigen Arbeitsschritte für den Bodenbelag waren immerhin einfach genug, dass sie von allen Soldaten ausgeführt werden konnten und gleichzeitig umfangreich genug, um auch alle sinnvoll zu beschäftigen. Wer wollte schon gerne der Depp der Centurie sein, der irgendeine unnütze Arbeit bekam, nur damit er beschäftigt war...


    "Wir brauchen Kies, Sandsteine, Ziegel, Kalk und Wasser", zählte er laut auf, als er wieder bei den Soldaten war. "In großen Mengen. Wir haben den Boden für die Mosaiklege zu bereiten. Ein paar Hämmer brauchen wir auch, um die Ziegel klein genug schlagen zu können. Und ein paar Stampfer oder Walzen."


    In kleinen Gruppen schickte er die meisten Soldaten los, das benötigte Material zu holen und begab sich mit den restlichen zur ersten zu bearbeitenden Fläche.

    Priscus schaffte es gerade noch, einigermaßen angemessen zu salutieren, wie es sich in Anwesenheit des Primus Pilus gehörte, da war dieser auch schon wieder verschwunden. Jetzt war also Aufräumen angesagt.


    "Das hat ganz sicher mit dem neuen Legatus zu tun", sagte er zwischendurch zu einem Legionär. "Wann sonst kommt der Primus Pilus persönlich zu uns? Der bleibt doch normalerweise auch nur bei seiner Centurie. Irgendwas muss zumindest los sein."


    Als Optio musste Priscus wohl besonders vorbildlich aufräumen, damit sich seine Leute an ihm ein Beispiel nahmen. Routiniert faltete er deshalb Textilien, bürstete seine Schuhe und begann damit, den Helm blank zu machen. Und sobald er im Augenwinkel einen tatenlosen Kameraden fand, hatte er eine Aufgabe für ihn: Fegen, Asche aus der Feuerstelle holen, Schildhüllen kontrollieren, Sachen stapeln etc.

    Die Soldaten blickten enttäuscht drein, aber ändern konnten sie damit auch nichts. Sie hofften, dass der Centurio bei der morgentlichen Stabsbesprechung mehr erfahren würde und ihnen dann berichten würde. So verteilten sie weiterhin ihre diversen ungesicherten Erkenntnisse und versuchten herauszufinden, ob die Nachbarbarracke mehr wusste...

    Am nächsten Tag setzten die Männer aus Priscus' Einheit die begonnen Arbeit an den Treppen fort. Erneut mussten sie die Schalungen für die Stufen umsetzen und konnte dann neuen Beton eingießen. Auf den großen schon gegossenen Flächen ging es mit dem Bewässern heute etwas leichter, da Teile schon vorsichtig betreten werden konnten.


    Nachdem alle Schalungen gefüllt waren, gab Priscus seinen Leuten diverse Kleinarbeiten, damit sie beschäftigt waren und schaute sich dann nach dem Centurio um, um die nächsten anstehenden Arbeitsschritte in Erfahrung zu bringen.

    Auf dem Weg vom Tor zu den Unterkünften hatten die Soldaten auch nicht viel mehr als neue Gerüchte aufschnappen könne, was die Abreise des Caesar betraf. Keiner wusste etwas genaues zu berichten. Entweder hatte der Kommandeur ein großes Geheimnis um seine Abreise gemacht oder man hatte bisher noch nicht die richtigen Leute gefragt. Von einer Versetzung war die Rede, von einem Brief des Kaisers, von einem Kommandowechsel. Gespannt warteten die Soldaten ab, ob ihnen ihr Centurio vielleicht noch etwas erzählen konnte.

    Erschöpft von der täglichen Arbeit auf der Baustelle, aber doch noch munter miteinander schwatzend, passierten die Soldaten aus Priscus' Einheit das Haupttor. Die ersten hatten Gerüchte mitbekommen, dass der Caesar das Kommando über die Legion abgegeben hatte, aber keiner wusste genaueres. Die Wachen konnten lediglich bestätigen, dass der Caesar das Lager am Mittag mit einer Eskorte und Gepäck verlassen hatte. Mehr gab der Wachbericht nicht her und um den Tordurchgang nicht unnötig zu blockieren, schickte der Optio die Leute weiter zu den Barracken.

    Bis zum Abend konnten in jedem Treppenabschnitt zwei weitere Stufen gegossen werden, an einer weiteren Treppe im benacharten Sektor ebenfalls. Priscus rechnet im Kopf kurz nach, wieviel Tage es noch dauern würde, bis diese Treppen alle fertig wären und kam zu einem akzeptablen Ergebnis. In den höheren Stockwerken war es einfacher, da wurden die Treppen einfach auf die darunter liegenden Gewölbe gemauert und man sparte sich aufwändigen Betonguss. An einigen Stellen waren die Treppen schon fertig und so langsam bekam man ein Gefühl für die Raumwirkung des Baus. Vor dem Ende des Arbeitstages nutzt Priscus ein wenig freie zeit, um einmal so weit wie möglich im Rohbau empor zu steigen und sich dann einen anderen Weg nach unten zu suchen. Ja, es machte ihm schon Spass in diesem Werk umher zu laufen, an dem er mitgewirkt hatte.


    Dann kontrollierte er noch einmal die Betonflächen, die gewässert worden waren und war auch hier zufrieden. Die Sonne ging langsam dem Horizont entgegen und brannte nicht mehr von hoch oben hinunter, so dass die Soldaten für heute den Wassersack zur Seite legen konnten. Geschlossen, aber ohne Gleichschritt, begab sich seine Einheit dann zurück ins Lager.

    Die Bewässerungsarbeiten gegen die glühende Hitze konnten realtiv problemlos durchgeführt werden und nach mehreren Kontrollen konnte sich Priscus wieder voll und ganz den weiteren Bauarbeiten widmen. An der angefangenen Treppe waren die ersten Abschnitt inzwischen weit genug durchgehärtet, dass die Schalung vorsichtig entfernt werden konnte und weitere Abschnitte gegossen werden konnten. Bei vielen dieser Arbeiten stellte sich mit der Zeit eine gewisse Routine ein und einige der Männer wurde zu regelrechten Experten für Schalungsbau oder das Ausgießen von Beton.


    Dass der Bau inzwischen mehr als zwei Stockwerke hoch war erleichterte den Männern ihre Arbeit ein wenig, denn so konnten sie viel Zeit im Schatten verbringen und mussten nicht in der glühenden Hitze arbeiten wie ihre Kollegen, die hoch über ihnen auf den Gerüsten standen und Mauern, Säulen und Gewölbebögen des dritten Stockwerks errichteten.

    Nachdem seine Erfindung auch bei einem weiteren Test auf der Baustelle zufriedenstellend funktionierte oder zumindest keiner der anderen Soldaten noch Verbesserungsvorschläge äußerte, konnten die Männer mit der Umsetzung beginnen.


    "Wir müssen neben jeder Betonfläche, die zu bewässern ist, ein Fass aufstellen. Mit dem gefüllten Sack müssen wir sofort über die Fläche kommen, sonst verlieren wir viel zu viel Wasser."


    Die Männer stöhnten, deen bei der großen Hitze auch noch Wasserfässer schleppen zu müssen, war alles andere als angenehm. Zumal es ja nicht damit getan war, ein Fass aufzustellen - es musste auch noch gefüllt werden. Kleinere Fässer und große Eimer wurden dazu mit Wasser gefüllt und dieses dann zu deng roßen Behältern gebracht. Priscus arbeitete selber mit, denn schließlich wollte er bald mit der Bewässerung beginnen. Die lange Latte, die er angefordert hatte war auch geliefert worden und konnten an den Säcken befestigt werden. Während ein Mann am Fass stand und den Sack sorgfältig mit Wasser füllte, stand ein anderer am anderen Ende der Latte und konnte den gefüllten Sack dann weit hinaus über die Fläche bewegen.


    "Gut, ihr beiden macht diese Fläche hier. Das geht ja wirklich recht schnell. Dann wechselt ihr euch mit zwei anderen Kameraden ab. Die übernehmen dann die Fläche dort drüben.


    Hier vorne können wir auch mit Eimern wässern - wir spannen einfach ein dichtes Leinenttuch über die Öffnung, dann haben wir einen ähnlichen Effekt. Das selbe da drüben.


    Und der Rest geht wieder an seine normale Arbeit. Wir sind ja schließlich keine Gärtnertruppe, die sich nur um Bewässerung kümmert."

    Geraume Zeit später kam Priscus wieder auf die Baustelle zurück und holte einige Leute aus seiner Einheit zusammen.


    "Ich habe mal was ausprobiert und hoffe, dass es klappt. Wie ihr seht ist das hier ein Mantelsack, genauer gesagt sind es zwei ineinander gesteckte Säcke. Metellus, der äußere ist deiner, der lag gerade griffbereit in deiner Stube." Er wartete nur kurz, ob der angesprochene sich dazu äußern wollte und fuhr dann fort. "Der innere ist meiner, den habe ich noch ein wenig mit Bimsmehl eingerieben. Wenn man sie jetzt mit Wasser füllt, sprudelt dieses einigermaßen brauchbar und langsam an den Seiten hervor. Zumindest sollte es reichen, um den Beton besser wässern zu können als mit Eimern.


    Wenn das klappt, müssen wir mal schauen, ob wir entweder noch ein paar Mantelsäcke verwenden oder uns in der Fabrica passende Säcke geben lassen können."


    Dann schickte er zwei Soldaten eine lange Latte holen, an die der Sacke angebunden werden sollte und begab sich selber zum nächsten Wasserfass, um das Ergebnis seiner Bastelei auch einmal praktisch vorzuführen.

    Mit zusätzlichem Material kam er wieder zurück und öffnete zuerst den Beutel, den der geholt hatte. Bimsmehl befand sich darin, welches die Soldaten normalerweise nutzten, um ihre Rüstungen damit abzureiben und damit den Rost zu entfernen. Jetzt entnahm Priscus eine handvoll und verteilte sie vorsichtig auf der feuchten Innenseite des leinenbeutels. Dadurch setzten sich noch mehr Lücken zu und das Wasser konnte noch feiner verteilt aus dem Beutel heraus sprudeln. Noch einmal erprobte er seine Konstruktion und war nach dieser Prüfung zufrieden. Rasch knotete er noch ein kurzes Seil an das obere Ende, das normalerweise nur mit einer dünnen Lederschnur verschlossen wurde. Dicht schließen konnte man den Sack damit nicht, aber immerhin an eine lange Stange binden, um ihn auch weit über die Fläche halten konnte. Dann packte er alles zusammen und begab sich wieder zur Baustelle.

    Wenig später kehrte der Optio noch einmal zurück. Diesmal war seine Suche gezielter, mit wenigen Handgriffen hatte er zwischen seinen Sachen das herausgesucht, was er noch benötigte. Mit einem Beutel in der einen Hand und einigen kurzen Stücken Seil in der anderen verließ er die Barracke wieder und ging zurück zur Zisterne.

    Aus den Mannschaftsquartieren kommend, eilte Priscus zur Zisterne. Wer nicht wusste, dass er auf der Baustelle eingeteilt war, hätte denken können, er hätte ein paar freie Stunden und wollte schnell einige Textielien waschen - immerhin trug er zwei Leinensäcke mit sich, in denen die Soldaten auf dem Marsch ihre Reservekleidung zu transportieren pflegten. Die Säcke waren jedoch leer und der Optio hatte auch gar nicht vor, sie zu waschen. Er tauchte den ersten einfach ins Wasser, hielt ihn dabei weit offen, schloss ihn unter Wasser und zog ihn wieder heraus. Sofort sprudelte an allen Seiten das Wasser heraus. Und es ging ihm viel zu schnell. Geduldig probierte er den zweiten Sack aus, der aus dickerem Leinen gearbeitet war. Schon lief das Wasser langsamer heraus, aber auch das gefiel ihm noch nicht. Er kratzte sich kurz am Kopf, dann steckte er beide Säcke ineinander. Das Ergebnis stellte ihn schon fast zufrieden. Nach einmal kratzte er sich am Kopf, ließ die Säcke dann auf dem Rand der Zisterne liegen und ging noch einmal zurück zu seiner Unterkunft.