Auf seinem Weg quer durchs Lager passiert Priscus die Reitergruppe, die gerade ihr Quartier bezog. Es kam nicht selten vor, dass Abordnungen anderer Einheiten für eine Nacht im Lager Station machten, so dass er die Szene kaum weiter beachtete. Lediglich ein etwas fremdartig aussehender Mann in der Gruppe konnte seine Aufmerksamkeit kurz auf sich lenken, bevor er weiter ging.
Beiträge von Gaius Tallius Priscus
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Nach dem Abendessen mit den Kameraden gönnte sich Priscus einen Besuch auf der Latrine, bevor er noch einen Kollegen aus einer anderen Centurie besuchen wollte. Mit zufriedenem Gesichtsausdruck erleichterte er sich und seinen Körper von den Überresten der Verdauung und verließ das kleine Gebäude dann wieder.
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Als Priscus an diesem Abend von der Baustelle zurück kam, fühlte er sich auf seltsame Art erschöpfter als sonst. Eigentlich hatte er den ganzen Tag nicht viel gemacht, nur mit der langen Decempeda einen Baumstamm nach dem anderen vermessen. Ob es an der Hitze lag, die auf dem Platz ohne jeden Schatten herrschte oder daran, dass einem das ständige Zählen und Messen dann irgendwann doch ermüden konnte, wusste er nicht. Eine ganze Weile lag er auf seiner Pritsche und starrte nach oben, bevor er sich aufraffte und zusammen mit den Kameraden begann, das Abendessen zuzubereiten.
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Mit einer langen Messlatte in der Hand und einer Schar Soldaten um sich herum stand Priscus auf dem Materialplatz vor einem Stapel Baumstämme.
"Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, und 8 Fuß - macht 68 Fuß, den können wir nehmen."
Er wartete, bis die Soldaten den eben vermessenen Baumstamm mit Hebelstangen vom Stapel geholt hatten und zum Abtransport in Richtung Baustelle brachten. Dann konnte er den nächsten vermessen.
"Eins, zwei, drei, vier, fünf - nein, das wird nix, der ist zu kurz. Nächster.
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs, und 3 Fuß - nehmen wir auch."
Es war nicht leicht, passende lange Stämme für die Hebeanlagen zu finden, die dann auch noch dick genug waren und vom sonstigen Zustand her gut genug, als dass man sie wie benötigt weiter verarbeiten konnte.
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Ein Bote der diensthabenden Wache meldet die Ankunft einer Abordnung der Ala I Moesica im Lager, die auf dem Weg nach Rom ist.
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Den Mann von der torwache interessierte es weniger, mit wem die Männer reisten, sondern erstmal, wer sie überhaupt waren. Nachdem er den Optio der Wache hinzu geholt hatte und sie sich gemeinsam überzeugt hatten, dass es sich um Reiter der Ala I Moesica handelte, wurde das Tor geöffnet und der Trupp eingelassen.
Das große Lager bot genug Platz, um eine solche Gruppe unterzubringen. Während die ersten Männer schon absitzen und ihre Pferde in einen Stall führen konnten, schickte man einen Boten zum Legaten.
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Nach seinem eigenen Dienstschluß betrachtet Priscus vom Rand des Platzes aus amüsiert das Treiben der Kameraden. 'Keine schlechte Idee', denkt er sich und fragt sich, ob dieses Spiel eine große Zukunft hätte, wenn man es etwas organisierter ablaufen lassen würde und auf die komischen Zwischengespräche und selbsternannten Experten verzichten würde. Vielleicht könnte man dann in ferner Zukunft einmal sogar ein Amphitheater mit diesem Spektakel füllen...
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Priscus sah eine solche Schleuderschlaufe nicht zum ersten Mal, da hier und da immer mal wieder Kameraden mit einem solchen Ding übten. Er selber hatte sie nie sonderlich gemocht, er war eher ein Freund der Geschütze. Aber da sein Centurio ihn schon explizit ansprach, trat er nach vorne und ließ sich die Schlaufe reichen.
"Dann versuche ich mich mal daran", schloß er sich dem lockeren Umgangston seines Vorgesetzten an und griff nach einem Stein. In Anwesenheit des Centurio verkniff er sich, gleich einige Soldaten zum Sammeln von geeigneten Steinen zu schicken, was auf dem ordentlich gefegten Platz gar nicht so leicht sein dürfte.
Ein paar Mal bewegte er die Schlaufe ohne Stein durch die Luft, dann legte er das Geschoß ein und ließ das Gerät erst einmal kreisen. Als er meinte, das richtige Gefühl entwickelt zu haben, beschleunigte er die Bewegung und ließ dann den einen Riemen los. Mehr nach oben als nach vorne schoß der Stein davon und kam eine Zeit lang später nicht allzu weit entfernt wieder herunter.
"Können wir nicht lieber Vögel jagen statt des Holzpfahls?"
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Priscus' EInheit hatte bei den derzeitigen Mauerarbeiten nicht direkt etwas zu tun und befasste sich vor allem mit dem Bereitstellen der Materialien für die nun immer weiter in die Höhe wachsenden Baugerüste. Auch das Aufstellen der großen Kräne, die benötigt wurden, um Säulentrommeln an ihre gewünschte Position zu bringen, erforderte nun mehr Zeit und sorgfältigere Arbeit. Die Arbeiten gingen daher etwas langsamer vor sich, da man nicht riskieren wollte, dass einer der Kräne einstürzte und ein Gerüst beschädigte. Man hatte aus dem letzten Zusammenbruch gelernt und wollte nicht, dass ein zweites Unglück passierte.
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Frisch gebadet ging es den Männern schon wieder etwas besser und so traten sie gerne erneut zum Auslaufen unter dem wachsamen Auge von Optio Priscus an. Einige kleine Runden auf dem flachen sandigen Exerzierplatz erschienen den Soldaten fast wie eine Wohltat, nachdem sie zuletzt immer wieder auf einem Schutthaufen herumklettern mussten. Ihre Pila gegen Ziele zu werfen machte ihnen auch sichtlich mehr Spass, als mit einer Pionierhacke auf Betonklötze einschlagen zu müssen.
Auf kraftraubende Übungen mit Scutum und Gladius verzichtete Priscus bewusst, die Männer hatten ihre Arme mit dem Schleppen von Steinen schließlich zuletzt schon genug trainiert. -
Quasi auf Befehl ihres Optio betrat eine ganze Centurie in kurz hintereinander folgenden Gruppen die Thermen des Lagers. Die Anlage war gerade groß genug, damit die Männer sich nicht im Weg herum standen. Ausgiebig nutzten sie die Gelegenheiten, sich den Staub aus den Haaren zu waschen und die vom Hantieren mit den schweren Steinen müden Muskeln zu entspannen. Fröhlicher, nur leicht gedämpfter Lärm füllt für einige Zeit die Halle mit dem Warmbad, bevor sich die Männer langsam wieder in den Vorraum begaben, um die Kleidung wieder anzulegen und sich wie befohlen zum Exerzierplatz zu begeben.
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Von der Baustelle kommend, dirigierte Priscus die Männer seiner Einheit zunächst zurück zu ihrem Kasernenblock und ließ sie dort Aufstellung nehmen.
"Männer, das war gute Arbeit. Ihr habt euch ordentlich ins Zeug gelegt und eure Sache gut gemacht. Ich weiß, dass es eine ziemlich dumme Arbeit war, auf einer Baustelle etwas abreißen zu müssen, aber jetzt haben wir diese Drecksarbeit hinter uns. Wenn es nochmal sowas gibt, wird es eine anderen Einheit machen."
Er machte eine kurze Pause und klopfte sich selber etwas Staub aus der Tunika.
"So schmutzig wie wir sind, haben wir uns einen Besuch in den Lagerthermen verdient. In einer Stunde sehen wir uns dann zum Auslaufen auf dem Exerzierplatz."
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Deutlich staubiger als ein üblicher Bautrupp passierte die Einheit von Priscus von der Baustelle kommend das Lagertor. Nach tagelangen mühevollen Abbrucharbeiten an der Baustelle, hatten es sich die Soldaten verdient, ihren Arbeitsplatz schon am Nachmittag zu verlassen.
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Schließlich war der Bauabschnitt geräumt und die Fläche konnte neu bebaut werden. Sorgfältig kontrollierten einige Kollegen von Priscus, ob das Mauerwerk der benachbarten Segmente nicht beschädigt worden war, was zum Glück nicht der Fall war. Priscus begleitete seine Männer zusammen mit den letzten Karren abgetragener Steine zunächst zum Sammelplatz, wo das Material noch umgeladen werden musste. DIe verwendbaren Ziegel kamen wieder auf die Stapel, von denen sich die Mauertrupps bedienen konnten. Der Rest wurde auf verschiedene Haufen verteilt und sollte später abgeholt werden.
Während ein anderer Trupp an der ehemaligen Abbruchstelle nun wieder mauerte, begab sich Priscus mit seinen Leuten zurück ins Lager.
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Die kurzfristigen Abbrucharbeiten an der Baustelle des Amphitheaters führten zu einem erhöhten Verschleiß an Hacken, Hämmern und Meißeln. Das übliche Schanzwerkzeug der Soldaten war eher für Erdarbeiten geeignet und nutzte sich auf dem harten Beton stärker ab während der üblichen Trainingsmärsche. Eine große Holzkiste voller Werkzeuge, die entweder nachgeschmiedet oder neu geschärft werden mussten, oder die einen neuen Griff oder Schaft benötigten, stand in der Fabrica und immer wieder brachten die Soldaten abends weitere Stücke mit ins Lager zurück. Eines nach dem anderen wurde von den Schmieden und Handwerkern wieder instand gesetzt und fand einen oder zwei Tage später wieder den Weg zurück in die Einheit, zu der es gehörte. Immerhin war jedes Stück mit einer entsprechenden Markierung versehen und die Soldaten achteten gut drauf, dass ihre Ausrüstung komplett blieb.
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Nach einer miserablen Nacht quälte sich priscus am nächsten Morgen aus dem Bett. Der Kopfschmerz war nicht verflogen. Er verzichtete auf ein Frühstück, auf einen allzu lauten Befehlston bei Morgenappell und versuchte auf dem Weg zur Baustelle, im Gehen noch ein wenig weiter zu schlafen.
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In mühsamer Arbeit, die mehr als nur einen Tag in Anspruch nahm, konnten die Legionäre die Betonbrocken zertrümmern und abtransportieren. Jetzt mussten noch die darunter liegenden Mauerstücke in ihre Einzelteile zerlegt werden. Priscus ordnete an, dass es dabei nicht unbedingt auf Schnelligkeit ankam. Ihm war es lieber, wenn die Soldaten die Ziegel und den Mörtel dazwischen sorgfältig auseinanderschlugen, so dass man zumindest einen Teil der Ziegel noch einmal verwenden konnte. Der Rest würde als Füllmasse im Straßenbau landen. Die Soldaten organisierten sich in mehreren Ketten, von denen die vorderen Soldaten die Brocken aus dem Haufen holten und die letzten die getrennten Ergebnisse auf Wagen verluden.
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Der emsigen Betriebsamkeit und der daraus resultierenden stetigen Gewalt des Bautrupps konnte der Abschnitt des Theaters nicht lange stand halten und brach bald in sich zusammen. Der gefährlichste Schritt war damit erledigt, ohne dass jemand dabei zu Schaden gekommen wäre. Jetzt begann die mühsame Arbeit, die weitgehend von Hand erledigt werden musste. Mit Hacken musste der Beton zerschlagen werden, um ihn dann später als Schotter im Straßenbau einzusetzen oder noch weiter zu zermahlen, um ihn dann anderen Mischungen zuzusetzen.
Vorsichtig stiegen einige Männer auf den großen Schutthaufen, suchten sich einen sicheren Standplatz und begannen, auf die großen Brocken einzuschlagen. Priscus organisierte zwei Ketten von Soldaten, die die zerkleinerten Stücke abtrugen und auf Karren verluden. Der Staub und die Sonne machten die Arbeit nicht eben angenehmer und Priscus ließ die Männer häufiger wechseln. So konnte jeder regelmäßig eine Pause machen, einen Schluck trinken und den Betonstaub von den rauhen, aufgeschürften Händen waschen.
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Diesmal schaute Priscus nur stumpf vor sich hin, als er nach dem Aufstehen zur Latrine kam. Due Ludi Florales steckten ihm in den Knochen, dafür war sein Kopf ziemlich leer und sein Darm, wegen dem er eigentlich die Latrine aufgesucht hatte, komischerweise auch. Einige Augenblicke saß er schweigend da und entließ einige Abgase, dann gab er den Platz mehr oder weniger unverrichteter Dinge an den nächsten Kameraden ab. Mit Wasser und einem Schwamm entfernte er noch den einen oder anderen spritzigen Rückstand vom Vortag, bevor er den Raum verließ.
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Priscus' Kopf brummte vom Wein, von gewissen Tätigkeiten seines restlichen Körpers und von Erinnerungen, als er sich nach den Ludi Florales auf seine Schlafstätte fallen ließ. In seinem Kopf kreisten die Gedanken mal um das Geld, was er bei diversen Lupae hinterlassen hatte, mal um die diversen Sorten Wein, die er konsumiert hatte und immer wieder um das Gesicht ohne Namen vom Vorabend. Er vermisste sie. Und sein Kopf brummte wie ein Faß...