Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    "Sehr schön, das ist die richtige Einstellung, es geht doch nichts über ein paar ordentlich Caligae, mit denen man läuft. Das Imperium wurde nicht in Sänften erobert", gab Silvanus zufrieden bekannt und guckte dann ebenfalls in den Topf.


    "Ja, sieht gut aus. Jungs, Essen ist fertig."


    Die Soldaten kamen mit ihren Essgefäßen herbei und jeder bekam seine Portion des Breis zugeteilt.


    "Nimm' reichlich, das gibt Kraft für morgen."

    "So viel Praxis hätte ich gar nicht erwartet", musste Priscus ehrlich erstaunt zugeben. "Ich dachte immer, die Academia macht nur so eine theoretische Ausbildung mit Vorlesungen und Büchern und so. Die Praxis holen sich die Offiziere doch bei den Einheiten."


    Priscus war nicht immer mit den Tribunen seiner Legion zufrieden gewesen und hielt nicht viel von denen, die nur theoretische Kenntnisse hatten und wenig vom Alltag der Soldaten wussten.


    "Aber auch das was ihr da in der Praxis macht, scheint dann ja für den Alltag nicht viel zu nützen."

    Priscus guckte nicht ganz so zufrieden mit sich selbst und fand es weniger unterhaltsam, mit einer wirkungslos erscheinenden Waffe zu hantieren. Da der Centurio die Übung beendete, störte ihn das aber nicht allzu lange und der Aufforderung zum Anfassen an der Amphore kam er gerne nach.


    "Klar doch."


    Die Frage, warum Vesuvianus die Amphore erst auf den Platz getragen hatte, wenn sie jetzt wieder weg getragen werden sollte, verkniff er sich mit einem harmlosen Grinsen und fragte stattdessen nach den Erlebnissen an der Academia.


    "Was lernt man außer dem Umgang mit der Schleuder denn noch an der Academia?"

    Zitat

    Original von Herius Claudius Vesuvianus
    "In diesem Geschoss haben wir einen ziemlich langen Treppenabschnitt."


    Claudius tippte auf die entsprechende Stelle der Bauzeichnung.


    "Die beiden kleinen im Erdgeschoss machen wir bei der Gelegenheit gleich mit. Das wird anspruchsvoller als Gewölbe zu errichten, weil wir nicht nur keinen Unterbau haben, sondern keine horizontal verlaufende Fläche. Wir brauchen eine entsprechend große Schalung unten, eine ordentliche Abstützung dafür, seitliche Schalungsbretter und müssen zudem Stufe für Stufe einzeln gießen. Die Stufen müssen exakt gleich hoch sein, weil es sich bei unterschiedlichen Höhen unangenehm läuft. Da wartet Präzisionsarbeit auf uns, die ich von unserer Centurie erbracht wissen will. Das Errichten der Säulen und Geschossmauern in der dritten Etage kann von einer anderen Einheit übernommen werden. Dürfte ja nun keine Schwierigkeit mehr sein."


    Priscus hörte aufmerksam zu und versuchte zu verstehen, was von ihm verlangt wurde. Er konnte sich nicht wirklich damit anfreunden, dass sein Centurio alles nur Erdenkliche aus Beton gießen wollte, anstatt eine Treppe wie üblich aus Steinblöcken zu setzen, was zumindest nicht schwerer sein sollte.


    "Wir brauchen Schalungsbretter, Holzposten zur Abstützung und Keile zum befestigen," wiess er die Soldaten an. "Und holt ein paar Lote und zwei zusätzliche Decempedae, wir müssen nachher Maßarbeit machen."


    Dann wandte er sich noch einmal dem Centurio mit dem Bauplan zu, um sich die Details des Vorhabens anzusehen und einzuprägen. Er hatte es sich angewöhnt, erst im Kopf ein präzises Bild zu entwickeln, wie das Endergebnis auszusehen hatte, bevor er mit der Arbeit begann.

    Mit dem Tagesbefehl hatte der Centurio verkündet, dass heute Geschoßdecken gegossen werden sollten. Als Priscus nach dem Exerzieren mit den neuen Rekruten zur Baustelle kam, waren die Arbeiten bereits in vollem Gange. Er meldete sich beim Centurio an und wartete auf neue Befehle.


    Die Arbeit an den Kränen hatte inzwischen eine andere Abteilung fortgesetzt und in einiger Entfernung konnte er beobachten, wie diese Männer eben einen weiteren Kran aufrichteten.

    Priscus war es gewohnt, dass der Centurio die Übungen selber begann und dann irgendwann an ihn übergab. Dafür war er als Optio schließlich da.


    "Partitio acipio" [= ich übernehme die Abteilung], bestätigte er dann auch rasch seinem Vorgesetzten und wandte sich den Rekruten zu.


    Sim-Off:

    Wir machen da weiter, wo du stehst, also 44 mit Blick nach Westen


    "Aequatis passibus pergite! Unus - duo - tres. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres - quatuor. Ad sinistram pergite! unus - duo - tres - quatuor - unus - duo - tres - quatuor. Retro pergite! Unus - duo - tres. Ad dextram pergite! Unus - duo - tres - quatuor. Consistite!"

    Zitat

    Original von Decimus Aurelius Galerianus
    Kommentarlos nahm Galerianus den Kochlöffel in die Hand und rührte den Brei sorgfältig um.


    "Ich bin Decimus Aurelius Galerianus, Sohn des Aurelius Crassus. Geboren worden bin ich in Roma, habe aber die letzten Jahre unteranderem in Cremona verbracht"


    Das sein Bruder Sophus auch hier in der Legion war verschwieg Galerianus lieber, ihm war es lieber wenn die Milites ihn nach seinen Leistungen beurteilten waren und nicht daran das sein Bruder der Praefectus Castrorum war, denn das konnte schnell zu einigen Vorurteilen führen.


    "Ein Aurelier also? Sohn des Aurelius Crassus? Noble Familie." Silvanus und auch die anderen Kameraden ließen ein paar Laute der Anerkennung vernehmen. "Der Praefectus Castrorum ist auch aus dem Hause und einen Centurio hatten wir auch mal, der ist jetzt Quaestor. Aber weisst du wahrscheinlich eh."


    Silvanus kippte einige geschnittenne Äpfel in den Brei im Kochtopf.


    "Und du willst hier jetzt richtig Dienst wie jeder andere auch machen? Oder hat dich die Familie nur mal für ein paar Tage zwecks Erziehung hier hin geschickt und demnächst wirst du wieder in einer Sänfte durch die Gegend getragen?"

    Wie üblich am Ende der Reihe der Rekruten folgte Priscus der Gruppe auf den Exerzierplatz und zählte mit lauter Stimme den Gleichschritt an. Wenn er mit der gesamten Einheit unterwegs war, suchte er sich meistens einen erfahrenen Soldaten im hinteren Teil der Gruppe aus, auf dessen Schritt er achtete, um den Takt vorzugeben. Man durfte sich weder an den großen Schritten der langen Soldaten vorne noch an den kurzen Schritten der ganz kleinen hinten orientieren, um die Gruppe nicht aus dem Tritt zu bringen.


    Da die Rekruten aber allesamt keine erfahrenen Soldaten waren, gab Priscus einfach seinen eigenen, eingespielten Schritt vor und verteilte bis zum Erreichen des Exerzierplatzes einige leichte Schläge mit seinem Optiostab, wenn die jungen Männer den Takt verfehlten.

    Priscus brummte irgendeine abschätze Bemerkung über Wühlmäuse, Vögel, Schleudern, Pfähle oder sonst etwas und begann mit einem zweiten Versuch. Er wusste nicht ganz so genau, was er eigentlich anders machen sollte als beim ersten Mal, also verließ er sich einfach wieder auf sein Gefühl. Als das Geschoss die Schlaufe verließ, flog es dann auch schon flacher als im ersten Versuch, aber immernoch in einem ziemlich schlaffen Bogen in Richtung des Pfahls und kam schon weit vorher zu Boden.


    "Soso. Das ganze jetzt also noch flacher und viel stärker, und die Barbaren bekommen Hagel um die Ohren, richtig?"


    Zumindest die Theorie hatte er inzwischen völlig erfasst.

    Nachdem der Optio das Quartier wieder verlassen hatte, machten die Stubenkameraden des Neuen keine großen Umstände und banden ihn gleich mit in die tägliche Routine ein.


    "Hier, mach' dich nützlich", forderte Silvanus ihn freundlich auf und zeigte auf die Kochstelle. "Erstmal nur umrühren, damit es nicht anbrennt. Das schwierigere machen wir später."


    Silvanus war ein etwas untersetzter Soldat, machte einen sehr gemütlichen Eindruck und hatte die Angewohnheit, fürchterlich schnell zu schwitzen, weshalb er wannimmer es ging ein Tuch um seinen Nacken gelegt hatte, um sich den Schweiß abwischen zu können. Auch jetzt wischte er immer wieder, während er Zutaten für den Soldatenbrei vorbereitete, den die Soldaten dann gemeinsam essen sollten.


    "Wie alt bist du? Wo kommst du her?" fragte er munter drauf los.

    "Gut, gut", stellte Priscus fest.


    "Dann wirst du also auch wissen, dass wir hier jeden Morgen einen Morgenappell haben, dass du dazu jedes Mal so wie jetzt in Arbeitsdienstkleidung ohne Bewaffnung und Rüstung antrittst, dass wir im Moment normalerweise viel Dienst auf der großen Baustelle verrichten und dass unser Centurio ein netter Kerl ist."


    Er wartete das Nicken nicht ab. Entweder der Rekrut hatte das tatsächlich alles schon gewusst oder er wusste es eben jetzt.


    "Aber heute nehmen wir dich erstmal zum Exerzieren mit und du wirst gleich erstmal deine Rüstung anlegen dürfen. Aber keine Eile, dass sagt dir der Centurio dann alles, der kommt nämlich jetzt gleich."


    Priscus trat einen Schritt zurück und tatsächlich kam nur wenige Augenblicke später der Centurio aus seinem Wohnblock und trat vor die Männer. Priscus ging zu ihm hin, grüßte und meldete die Ankunft des neuen Rekruten. Dann wartete er darauf, ob es neben dem Tagesbefehl noch spezielle Befehle für ihn oder die Einheit geben würde.

    Das Aufbauen der neuen Kräne dauerte wesentlich länger, als Priscus vorgehabt hatte. Auch wenn noch keine Eile bestand, da die sonstigen Arbeiten auch nur langsam nachkamen, kam er trotzdem ein wenig ins Schwitzen und trieb seine Leute zu etwas schnellerer Arbeit an. Wenigstens einen Kran sollten sie am heutigen Tag noch vollständig aufgebaut bekommen. Für die anderen mussten sie ohnehin noch auf eine Lieferung neuer langer Seile aus der Fabrica warten.


    Einige Centurien hatten ihren Arbeitstag schon beendet, als die Männer dann tatsächlich die montierten Balken an den Seilen hochziehen und wie vorgesehen am Boden befestigen konnten. Die Pflöcke mussten nun eine ungleich höhere Belastung aushalten als bei den kleinen Kränen für das Erdgeschoss, dafür reichten die nun errichteten Kräne aber auch gleich für die nächsten beiden Stockwerke. Lediglich für die letzten Steine würde man noch auf andere Weise improvisieren müssen, um noch höher hinaus zu kommen. Die Konstruktion des Amphitheaters würde es dort aber ermöglichen, die Baumaterialien auf der Innenseite über die schon errichteten Ränge ganz nach oben zu bringen.


    Halbwegs zufrieden mit dem Ergebnis des Tages schickte Priscus seine Leute erst spät zurück in die Unterkünfte.

    Nach dem Wecken gab der Optio den Männern nicht mehr Zeit als sonst, bevor er den Cornicen zum Morgenappell blasen ließ. Es bestand auch kein Grund für ein verlangsamtes Morgenprozedere und so nahmen die Soldaten wie üblich vor ihrer Barracke Aufstellung. Noch bevor der Centurio aus seinem Wohnabschnitt kam, schritt Priscus die Reihe ab und schaute, ob die Kleidung ordentlich war.


    Sein Ziel war aber ohnehin der neue Rekrut.


    "Probatus Decimus Aurelius Galerianus, progredde!" [= tritt vor!]


    Er wartete, bis der junge Mann zwei Schritte nach vorne gemacht hatte.


    "Hast du eine gute Nacht verbracht? Haben dir die Kameraden alles gesagt, was du wissen musst, um den heutigen Tag zu überleben?"


    Da der Mann schon einmal ordentlich gekleidet war in Tunika, mit Gürtel und Caligae, schien das schon mal in Grundzügen geklappt zu haben.

    Am Abend kam Optio Priscus in die Stube, um zum ersten Mal mit dem Neuen zu sprechen.


    "Salve, ich bin Priscus, der Optio deiner neuen Einheit. Wir werden sicher viel Spass miteinander haben, während wir einen Soldaten aus dir machen."


    Seinem Grinsen war zu entnehmen, dass er sicher Spass haben würde. Die kameraden in der Stube bezweifelten, dass es der neue Rekrut auch immer so sehen würde.


    "In deiner Stube hier hat der dienstälteste das Sagen, das ist in diesem Fall Miles Silvanus. Ansonsten hast du zu tun, was dir der Signifer, ich oder der Centurio sagen. Und was dir alle anderen sagen solltest du der Einfachheit halber auch tun, dann fällt dir die Eingewöhnung leichter.


    Ob das klappt, werden wir gleich morgen sehen - wir sehen uns beim Morgenappell und ich nehme an, das wichtigste werden dir die Kameraden dann schon mitgeteilt haben."

    Ein Soldat der diensthabenden Cohorte klopft an und betritt das Büro.


    "Diese Nachricht wurde am Tor abgegeben", meldet er nachdem er salutiert hat und überreicht eine Wachstafel.



    Salve, Sophus!


    Ich habe deine Reaktionen verstanden, auch wenn es stets schwierig ist, sie nachzuvollziehen. Mögen dir die Götter ihren Schutz angedeihen lassen und dich auf all deinen Wegen begleiten.


    Von ganzem Herzen,
    Deandra.

    Am Abend kam ein Soldat von der Baustelle in die Fabrica und brachte wie üblich in diesen Tagen eine kleine Kiste mit Werkzeug, welches nicht mehr intakt ist. Außerdem hatte er eine Wachstafel dabei, auf der allerlei Bestellungen notiert sind, die einzelne Bautrupps hatten.


    "Die Gerüstbauer wollen, dass ihr die Nägel ein bisschen länger macht," zählte er auf, "und die Kameraden mit den Kränen brauchen lange Seile."


    Der Werkstattleiter schaute etwas mürrisch, den insbesondere die längeren Seile würden durchaus Mehrarbeit machen.


    "Gut, kriegen sie, dauert aber etwas", entschied er und schickte den Soldaten mit dieser Nachricht wieder hinaus.

    Ungestört davon, dass am anderen Ende des Platzes der Caesar auf der Baustelle erschienen war, ließ Priscus weiter passende Baumstämme heraussuchen. Erst als er sich aus dem gesamten Stapel alle passenden Stämme heraus geholt hatte, war er zufrieden.


    "So, bringt die letzten hier noch zu ihrem Einsatzort. Segment IX braucht noch zwei, den Rest erstmal an der Südseite ablegen, den übernehmen die Kameraden dort. Und wir fangen dann mit dem Zusammenbau an", sagte er den Soldaten und ging voraus ich Richtung der ersten Einsatzstelle.


    Mit Äxten gingen die Männer später daran, die Stämme in die passende Form zu bringen, dass sie oben mit einem leichten Winkel aneinander befestigt werden konnten, wie sie das schon vorher bei den kleineren Kränen für das Erdgeschoß gemacht hatten.

    Nach einer Zeit wird es Priscus doch zu langweilig und er verlässt den Platz wieder. Die Hitze des Tages scheint den Männern ihre Kräfte geraubt zu haben und wenn er es sich genauer überlegt, dann war das auch richtig so. Sie waren als Soldaten bei der Legion und zum Arbeiten auf der Baustelle eingeteilt. Dieses kuriose Ballspiel war eine nette Nebenbeschäftigung, aber nicht mehr. Er machte sich stattdessen auf den Weg in seine Stube, um fit für den nächsten Arbeitstag zu sein.