"Welche Körperteile? Alle! Ich tippe auf Speerwurf, das kam bei uns auch nach dem Schwerttraining. Oder Formaldienst. Das ist echt nervig. Aber man braucht es, sonst latscht man sich beim Wachwechsel auf die Füße..."
Priscus nahm einen Schluck aus seiner Patera, beobachtete einige Kameraden, die sich gerade zur Wache rüsteten und machte sich dann daran, ein paar neue Nägel in seine Caligae zu schlagen. Da ist man kaum ein paar Tage dabei und schon fallen die Nägel aus...
Beiträge von Gaius Tallius Priscus
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Der zweite Tag Wache war nicht viel spannender als der erste. Wieder auf einem Turm, wieder mit einem altgedienten Kameraden. Noch war es ja spannend, sie nach ihrer Herkunft, ihrer Karriere, ihren Tätigkeiten usw. auszufragen und von seinen eigenen Vorstellungen oder der Familie zu erzählen, aber bald würde das bestimmt auch langweilig werden. Man darf sich gar nicht vorstellen, 25 lange Dienstjahre die halbe Zeit auf einem dummen Turm in einem Lager kurz vor Rom rumzustehen und auf einen Feind zu warten, der hier garantiert nie auftauchen wird...
Priscus' Wachpartner schien die Gedanken des jungen Mannes erraten zu haben: "Du wirst nicht deine ganze Dienstzeit hier verbringen. Schau mal runter ins Lager - was siehst Du? Legionäre beim Arbeitdienst, Legionäre auf dem Weg zu den Büros, Legionäre auf dem Weg zum Hafen, Legionäre, die bald Unteroffiziere werden... Die Legion bietet Dir viele Möglichkeiten, Du musst nur auf sie warten und im richtigen Augenblick zugreifen." -
Am Abend traf Priscus wieder zufällig auf Falco, der nach dem harten Training ziemlich verschwitzt aussah. "Du hängst dich ja richtig rein - sowas gefällt den Offizieren immer. Heute zum ersten mal Schwertraining am Pfahl gehabt?" Der Probatus nickte und gab mit ein paar Gesten mehr als deutlich zu verstehen, dass er seine Arme kaum noch nach oben bekam.
"Das gibt sich", lachte Priscus, "ich hab's ja auch überlebt. Aber ein kleiner Tipp, falls Dir der Handrücken von der Innenseite des Schildgriffes weh tut: besorg' dir ein Stück starkes Leder, das Du dir als Handschutz anlegen kannst. Das wirkt Wunder!" -
Priscus hatte heute morgen seinen ersten Tagesbefehl als Legionär erhalten - Wachdienst. Naja, man kann ja nicht gleich was spannendes erwarten...
Gemeinsam mit einigen anderen Legionären machte er sich auf den Weg zu ihren Posten, um die alten Wachen und Patrouillen abzulösen. Zum ersten Mal bekam Priscus mit, wie so ein Wachwechsel in allen Einzelheiten vollzogen wurde. Wer wem Meldung machte, wer wen wohin kommandierte. "Ein Glück, dass ich erstmal nichts anderes tun muss, als meinem Kameraden hinterher zu laufen", dachte er sich. Und schnell merkte er auch, wozu der Formaldienst gut gewesen war - wenn die Soldaten keinen Gleichschritt geübt hätten und nicht genau wüssten, wer wie läuft, wären sie sich bestimmt ein paar Mal auf die Füße getreten.Als das Procedere endlich abgeschlossen war (eigentlich hatte es nicht mal ein paar Augenblicke gedauert, aber wenn man hautnah dabei ist, ist sowas schon sehr spannend) und er zusammen mit einem Kameraden seinen Posten auf einem Turm bezogen hatte, wurde es dann doch ziemlich schnell langweilig. "Stehen wir immer nur auf diesem langweiligen Eckturm rum oder werden wir auch mal am Tor eingesetzt?" fragte er den anderen. Lachend antwortete der: "Keine Sorge, ans Tor kommst Du auch noch. Aber die LEGIO I setzt dort normalerweise keine blutigen Frischlinge ein... Die Position am Tor kann durchaus stressig sein!"
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Priscus entdeckte den Neuling am nächsten Morgen kurz vor dem Morgenappell. "Salve! Du scheinst neu hier zu sein. Ich heiße Priscus und bin auch erst seit kurzem hier. Erst gestern habe ich meine Grundausbildung abgeschlossen. Falls Du mal Hilfe brauchst und dich nicht traust, einen der älteren legionäre oder den Optio zu fragen, dann kann ich dir vielleicht weiterhelfen."
Schon rief der Centurio zum Antreten und das Gespärch war unterbrochen.
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Priscus war am Abend nach den anstrengenden Tag wie ein Stein in sein Nachtlager gefallen und sofort tief eingeschlafen. Er war für die dritte Nachtwache eingeteilt worden und musste seinen Schlaf daher zwar nicht unterbrechen, aber unmöglich früh aufstehen. Es war noch dunkel, als ihn die Kameraden weckten und den Wachwechsel durchführten. Das erste Licht des Tages bei Sonnenaufgang an einem klaren Himmel entschädigte ein wenig für die kurze Nacht, aber es versprach auch ein heißer Tag zu werden.
Nachdem zum Wecken geblasen worden war gab es wieder nur ein kleines Frühstück und schon machten sich die Soldaten daran, das Lager abzubauen und ihre Ausrüstung zusammenzupacken. "Warum haben die denn heute schon wieder so eine Eile? Mir tun die Beine noch von gestern weh..." raunzte Priscus einem Kameraden zu.
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Auch Priscus nahm seinen Platz in der Reihe ein und wartete auf die Befehle. Die Ausbildung war bisher schon anstrengend gewesen und die anstehende Übung würde bestimmt nicht leichter werden...
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Unerbittlich scheuchte der Optio die Rekruten über den Platz. Es ging nach links und nach rechts, vor und zurück, hin und her. Priscus schwitzte unter seiner Ausrüstung. Wieder nach links und wieder nach rechts... Der schleift uns heute noch zu Tode...
Und wieder fuhr der Stab des Optio dazwischen und korrigierte die Unordnung in den Reihen. Ich darf gar nicht daran denken, dass wir das häufiger machen müssen... -
Priscus schüttelt nur den Kopf, als Cupitor aufsteht und verschwindet. Er hatte mehr Kameradschaft erwartet.
In seiner Stube brummten die älteren Legionäre ein paar unfreundliche Worte, als er ihnen von Cupitors Faulheit erzählte. Aber schon bald setzten sie ein hämisches Grinsen auf. "Den werden wir uns schon noch erziehen. Aber wenn er zu faul zum Kochen ist, bringen wir ihm das Essen sogar ans Bett - pass' auf!" Ein Legionär stand auf, nahm Cupitors Getreideanteil aus der Mühle und verstreute ihn sorgfältig über dessen Nachtlager.
Priscus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. So hatte er sich das Leben unter Soldaten, die einem die Familie ersetzen vorgestellt. "Dann zeigt mir mal, was beim Essenkochen so alles zu machen ist. Ich ziehe es doch vor, mein Getreide nicht ans Bett geliefert zu bekommen." Die Legionäre lachten zufrieden. Es sollte ein gemütlicher Abend werden...
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Priscus nahm wie befohlen Aufstellung vor dem Pfahl und begann, ihn mit gezielten Stössen zu bearbeiten. Zumindest versuchte er das. Immer wieder weigerte sich sein Arm die schön geplanten Bewegungen richtig in die Tat umzusetzen. Ungelenk traf er mal links und mal rechts daneben, dann sank wieder der Schildarm unmerklich aber stetig nach unten. Wie konnten solche Übungsschilde nur so höllisch schwer sein? Schon stand der Ausbilder neben ihm und verpasste ihm mit seinem Stab einen Schlag auf die Brust. "Schild hoch!" schnauzte er, "und nicht so hektisch mit dem Schwert. Der Pfahl wird dir schon nicht weglaufen. Lieber zehn saubere Treffer als 20 Misserfolge in der selben Zeit."
Priscus atmete schwer und hustete Staub. Zehn saubere Treffer - der ist gut. Wenn ich wenigstens zwei- oder dreimal nacheinander Treffen würde... -
"Das ist ja toll. Aber ich hoffe, Du schnarchst nicht zu laut.
Komm', lass und 'rüber gehen und schauen, ob wir den anderen Legionären in unserer Stube beim Essen kochen helfen können.
Aber warum fragst Du nach der Ausbildung - sind Dir die Trainingseinheiten etwa nicht genug?!? Lass' das bloss nicht unseren Optio hören, der denkt sich bestimmt noch andere Gemeinheiten aus."
Priscus sah etwas besorgt aus, ob mit Cuptior wirklich alles in Ordnung wäre. Erst die wilden Geschichten aus seiner Kindheit, jetzt war ihm die Ausbildung nicht heftig genug... Was würde seinem Stubenkamerad wohl als nächsten einfallen?
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Priscus ergriff die Hand von Aventurinus und half ihm auf. "Gute Runde", grinste er. "Ich werde Dir mal Gelegenheit zur Revanche geben."
Die schneidende Stimme des Optio unterbrach sie: "Wir sind hier nicht auf dem Sportplatz. Hier wird für den Krieg trainiert und keine lustigen Spielchen gespielt. Los, weitermachen." Er wies den beiden zwei ältere Legionäre als neue Gegner zu und beobachtete ihre Bemühungen. Gegen die erfahrenen Kämpfer zogen sie immer wieder den Kürzeren...
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Priscus beschloß, nicht weiter zu bohren. Die Sache schien Cupitor zu belasten.
"In welcher Stube bist Du untergebracht? Ich bin in der dritten."
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Priscus war froh, dass in den letzten Tagen viele neue Rekruten gekommen waren. Der Optio nahm sich nun diese Neulinge besonders vor und Priscus erwischte sich bei einem Grinsen, als er mal wieder eine Gruppe um das lager rennen sah.
Ein Treffer mit einem Holzschwert holte ihn schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. "Konzentrier' dich, Priscus!" rief ihm sein Gegenüber zu und unternahm einen weiteren Angriff. Priscus stemmte sich mit aller Kraft dagegen und nach ein paar Minuten heftiger Auseinandersetzung blieb er als Sieger stehen. Einige ältere Soldaten, die in der Nähe trainierten warfen ihm ein paar anerkennende Blicke zu. "Weiter so, Kamerad. Wenn Du so weiter machst wird man dich bald als Legionär aufnehmen."Priscus nahm sich vor, sich nie mehr von irgend etwas beim Training ablenken zu lassen.
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Priscus hörte mit großen Augen zu. "3 Jahre der Kindheit in Gefangenschaft verbracht? Du nimmst mich nicht auf den Arm? Das hast Du wirklich alles erlebt?" Zweifelnd sah er seinen neuen Kameraden an. Er wirkte durchaus nicht so, als würde er zur Begrüßung gleich wilde Lügengeschichten auftischen, aber diese Sache klang doch sehr fantastisch.
"Du hast deinen Bruder erwähnt - muss ich den kennen? Du bist aus der Gens Claudia, die sehr bekannt ist, aber mehr weiss ich davon eigentlich nicht."
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Priscus gesellt sich zu den sich unterhaltenden Soldaten und nickte Cupitor freundlich zu. "Auch neu hier? Ich bin erst vor wenigen Tagen gekommen, aber man lebt sich schnell ein. Die Ausbildung ist ziemlich hart, ich hoffe, Du bist fit."
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Ich sollte Recht behalten mit meiner Vorahnung - der Optio nahm uns jeden Tag hart ran und drillte uns erbarmungslos.
Jeden Tag hatte der Optio Priscus und die anderen Soldaten mit Schwert, Schild und Pilum üben lassen. Für die Rekruten gab es extra Training, dazu Sonderübungen im Exerzieren, um die komplizierten Formationen und Manöver kennen zu lernen. "Erst wenn man euch Nachts aus dem Schlaf reissen kann und ihr mit geschlossenen Augen euren Platz in der Formation findet, dann seid ihr tauglich für den Dienst Roms", hatte der Optio gesagt - und man durfte annehmen, dass er es relativ ernst meint...
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Schon am zweiten Abend taten Pricus sämtliche Knochen weh. "Ein Unmensch ist dieser Ausbilder" grummelte er vor sich hin, als er am Abend mit einigen Kameraden vor dem Kasernenblock saß und seine müden Muskeln massierte. Nach den schweißtreibenden Läufen um das Castell hatte er seine ersten Übungen mit Schwert und Schild absolviert und war unter dem Gewicht der Übungswaffen schon nach wenigen Minuten fast zusammengebrochen. Den Weidenschild die ganze Zeit auf Augenhöhe zu halten, wie es der Optio von ihm verlangte, war einfach nicht möglich.
"Nicht aufgeben, immer fleissig üben, dann schaffst Du das schon" machte ihm ein älterer Kamerad Mut und liess spielerisch sein Schwert in der Hand rotieren. Priscus nahm einen Schluck sauren Wein und beschloss, genau das zu tun. Bloss nicht aufgeben - er wollte es einfach schaffen.
Aber jetzt musste er sich ausschlafen, der nächste Tag würde bestimmt wieder so hart werden. -
Die ganzen Formalitäten waren für Priscus ziemlich schnell verlaufen. Er hatte gar nicht genau mitbekommen, wer ihn jetzt eigentlich weshalb wo eingetragen hatte. "Zweite Cohorte, Centurie des Carus" hatte er immerhin behalten. Sich ordentlich melden würde er also können. Und jetzt?
Jetzt stand er erstmal mit seinem bisschen Gepäck in einer Kammer des Kasernenblocks und lies sich von einem seiner Stubengenossen erklären, wo er seine Sachen hinpacken könne und wo er seine Ausrüstung bekomme. "Immerhin lerne ich bei der ganzen Rumrennerei das Lager kennen", dachte er sich und machte sich mit einem Soldaten zusammen auf den Weg zur Materialausgabe, um seine Ausrüstung zu erhalten. -
Ein junger Mann mit einem kleinen Gepäckbündel nähert sich ehrfürchtig dem großen Castell der LEGIO I in der Nähe von Rom. In einigem Abstand bleibt er kurz stehen und holt tief Luft. War es richtig, sich zur Legion zu melden? Würde er es schaffen? Ja, das würde er, da war er sich sicher. Es war eine ehrenvolle Aufgabe und er würde sie meistern.
Entschlossen setzte er sich wieder in Bewegung und erreichte das Tor. Der Torwache erklärte er: "Mein Name ist Gaius Tallius Priscus, ich habe mich zur Armee gemeldet und wurde zu dieser Legion geschickt. Wo muss ich mich melden?"