Beiträge von Gaius Tallius Priscus

    Während seiner Arbeit auf dem Exerzierplatz bekam Priscus von den Bauarbeiten in den letzten Tagen immer weniger mit. Nur im hinteren Teil des Lager sah er noch Maurer auf Gerüsten an den beiden letzten Türmen arbeiten und hier und da ragte die Spitze eines Baukarns aus dem Lagerinneren. Das hin und her auf den Straßen rund um das Lager war allerdings beachtlich - ständig wurde irgendetwas in das Lager rein oder aus ihm heraus getragen.


    Noch wohnten die Soldaten im Zeltlager, aber wenn er mal einen Blick ins Innere des Lagers warf, dann machten die Barracken schon einen sehr fortgeschrittenen Eindruck, zumindest wenn man davon absah, dass überall die Dächer und fast sämtliche Türen fehlten...


    Da zog Priscus es dann doch vor, in einem kleinen Zelt zu nächtigen und vorher mit ein paar Kameraden einen kleinen Ausflug in ihre neue Stammkneipe zu machen.

    "Oh, die sind wie üblich ziemlich träge. Kommen nicht pünktlich, schleppen sich schlaff durch die Gegend und können Links nicht von Rechts unterscheiden. Und dann kommen sie immer mit den Bauarbeiten als Ausrede."
    Er schnappte sich eine handvoll Nüsse aus einer Schale, knackte sie mit der Hand und liess sie genüsslich im Mund verschwinden.
    "Aber die kriegen wir auch noch fit", grinste er und wechselte ansatzlos das Thema: "Macht das eigentlich Spass, die ganzen Baugerüste zu zimmern?"

    Priscus betrat mit einigen Unteroffizieren das Gasthaus. Sie wirkten erschöpft, aber gut gelaunt. Sie suchten sich einen Tisch und bestellten Wein und Käse.
    "Was meint ihr - wie lange dauert's noch, bis das Lager fertig ist? Ihr arbeitet ja in einem höllischen Tempo!"

    "Hervorragend! Milites - pergite!" Auf das Kommando des Optios hin setzte sich die Gruppe in Bewegung. Mit Unus - Duo - Tres - Quatuor zählte er den Gleichschitt an und dirigierte sie mit einigen Abbiegekommandos um den Platz. Nachdem sie zwei Runden zu seiner Zufriedenheit hinter sich gebracht hatten, lotste Priscus sie wieder zurück in die Mitte des Platzes.


    "Sehr schön, Probati. Geradeaus könnt ihr jetzt. Aber ein Soldat muss mehr können, als nur geradeaus zu gehen. Es gibt eine ganze Menge Befehle, die ihr lernen müsst. Ich erkläre euch die jetzt mal:


    Wenn ich sage 'State!', dann steht ihr stramm.
    Wenn ich sage 'ad dextram!', dann dreht ihr euch nach rechts.
    Wenn ich sage 'ad sinistram!', dann dreht ihr euch nach links.
    Wenn ich sage 'retro!', dann dreht ihr euch um.
    Wenn ich sage 'aequatis passibus', dann kündige ich damit an, dass ihr das Folgende im Gleichschritt machen sollt.
    Wenn ich sage 'pergite!', dann marschiert ihr los.
    Wenn ich sage 'consistite!', dann haltet ihr an.
    Und wenn ihr im Marsch die Richtung ändern sollt, dann heißt das 'ad dextram pergite' bzw. 'ad sinistram pergite'. Und wehe, ihr kürzt die Kurve ab! Es wird eine saubere, exakte Ecke gelaufen, wenn ich bitten darf.


    Damit euch das in Fleisch und Blut übergeht, werden wir das jetzt ganz kräftig üben.


    Also, Probati, state!"


    Sim-Off:

    Wir setzen das Exerzieren auch praktisch um! Du startest in Feld 55 und blickst nach rechts. Für jeden Anzähltakt rückst Du ein Feld vor. Und natürlich befolgt Du meine Befehle.


    Beispiel: "Aequatis passibus pergite! Unus - duo - tres - quatuor. Ad dextram pergite! Unus - duo. Consitite!" Dann bist Du vier Felder vorgerückt (59) nach rechts gedreht und noch zwei vor und daher auf Feld 79.


    Alles klar? Gestartet wird jetzt wieder in Feld 55.




    "Milites, state! Aequatis passibus, pergite! Unus - duo - tres - quatuor. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres - quatuor. Ad sinistram pergite! Unus - duo. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres. Ad dextram pergite! Unus - duo - tres. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres - quatuor. Ad sinistram pergite! Unus - duo. Ad sinistram pergite! Unus - duo - tres - quatuor - unus - duo - tres - quatuor. Consitite!"


    Sim-Off:

    Na, schön verwirrt? :) Wo sind wir jetzt und wohin schauen wie?

    Priscus liess die Probati am nächsten Morgen nach dem Morgenappell auf dem freien Platz im Baulager antreten. Zumindest versuchte er das...


    "In einer Reihe antreten habe ich gesagt. Das ist doch keine Reihe! Wenn man da ein Bild von euren Fußabdrücken malt, glaubt doch kein Mensch, dass da mal Militär gestanden hat! Das ist ein Hühnerhaufen..."
    Wild gestikulierend sortierte er mit seinem Optiostab die Probati so lange hin und her, bis er mit der Aufstellung einigermaßen zufrieden war.


    "So, immerhin, hat ja doch noch geklappt. Und jetzt gehen wir euch einen Laufstall bauen."


    Er kommandierte die Männer hinaus auf ein freies Stück Wiese neben dem Lager, das später einmal der große Exerzierplatz werden sollte.


    "Als erstes werdet ihr lernen müssen, im Gleichschritt zu laufen und auf Kommandos zu hören. Der zukünftige Exerzierplatz hat genau vier Ecken. Und von einer Ecke zur nächsten ist es eine schnurgerade Linie. Wir wollen mal versuchen, ob ihr in der Lage seid, eine saubere Runde um den Platz zu marschieren.
    Habt ihr das verstanden?"

    Bei den Holzfällern hatte Priscus mehr Glück. "Monaciensis? Ja, der ist gerade eben wiedergekommen. Da drüben." antwortete einer der Legionäre auf die entsprechende Frage. Priscus ging hinüber zu dem jungen Mann, auf den der Soldat gezeigt hatte. "Du bist Titus Fabius Monaciensis? Gut. Für die Probati ist inzwischen ein halbwegs geregelter Ausbildungsbetrieb eingerichtet worden. Nachmittags arbeitet ihr ganz normal auf der Baustelle, vormittags ist Training. Das erste Warmlaufen hast Du schon verpasst. Dabei hab' ich doch nun wirklich laut genug im Lager gerufen. Aber mach' Dir keine Hoffnungen, wir holen das nach!" Ein Grinsen machte sich auf Priscus Gesicht breit, verschwand aber dann wieder ganz plötzlich, als er sich knapp verabschiedete "Wir sehen uns morgen nach dem Morgenappell."


    Er stapfte davon und versuchte, weitere Probati einzusammeln.


    Sim-Off:

    Kein Problem, wenn ich Bescheid weiss, dass Du abwesend bist, berücksichtige ich das. :)

    Priscus hatte mit den eigentlichen Arbeiten auf der Baustelle nicht viel zu tun. Er war mit der Ausbildung der Probati beauftragt worden und verbrachte entsprechend viel Zeit damit, im Durcheinander der Baustelle seine Schützlinge überhaupt zu finden. Offensichtlich waren sie nicht immer bei den Einheiten angekommen, zu denen sie geschickt worden waren oder sie waren einfach falsch zugeteilt worden. Mit einer Wachstafel in der Hand marschierte er unermüdlich durch das Baulager und zu den Arbeitsplätzen und fragte nach dem Verbleib einiger Leute. "Einen Gaius Claudius Correctus müsstet ihr hier haben", fragte er einen anderen Optio und registrierte wortlos dessen Kopfschütteln. "Und einen Titus Fabius Monaciensis, habt ihr den?" Wieder nur Ratlosigkeit. "Versuch's mal bei den Holzfällern", empfahl ihm einer. Priscus grüßte und machte sich auf den Weg zum Wald.

    Nach einer gemütlichen Runde, die bei einigen der Rekruten aber dennoch schon einige größere konditionelle Schwächen zeigte, kehrte die Truppe wieder ins Lager zuürck.


    "Jungs, das muss aber besser werden! Wenn ich sage, wir gehen laufen, dann wird gelaufen und nicht durch die Gegend geschlichen. So werdet ihr nie Soldaten! Da ist eine trainierte Schnecke ja schneller.
    Morgen nach dem Morgenappell geht's weiter, ihr seid für den Vormittag von den Arbeiten auf der Baustelle befreit.


    Wegtreten - und gute Nacht."

    "Da bist Du hier genau richtig! Hier kannst Du Rom mit ganzer Kraft dienen und ein langer Trainingsmarsch mit vollem Gepäck und wund gelaufenen Füßen ist genau das richtig, um eine Frau zu vergessen." Der Grinsen des Optio war zwar nicht wirklich freundlich, aber es wirkte immerhin überzeugend.


    Er wandte sich wieder an den Signifer der Einheit: "Ja, wo bleiben jetzt die anderen?" Der Signifer zuckte mit den Schultern. Ein anderer Soldat kam hinzu und machte Meldung: "Monaciensis war eben noch da, der muss den Aufruf mitbekommen haben. Correctus habe ich heute noch nicht gesehen."
    Priscus brummte vor sich hin, zückte eine Wachstafel und machte sich Notizen.


    "Na gut. Cicerus, komm' mit, wir wollen hier nicht ewig herumstehen." Sie gingen weiter und holten aus anderen Einheiten noch weitere Probati zusammen. Als die kleine Gruppe auf dem freien Platz in der Mitte des Lagers stand, setzt Priscus wieder sein breites Grinsen auf.
    "Für größere Trainingsmaßnahmen ist es heute schon zu spät, aber ein bisschen Laufen tut immer gut. Sorgt auch für einen guten Appetit und einen gesunden Schlaf!"
    Und schon setzte er sich in leichtem Laufschritt in Bewegung und befahl den Probati, ihm zu folgen. Sie liefen hinaus in die Dämmerung und offensichtlich hatte der Optio vor, eine Runde um die gesamte Baustelle zu laufen...

    "Ah, immerhin einer", brummte Pricus. "Weisst Du, wo die anderen stecken?" Er sah den Probatus an und schüttelte dann selber den Kopf "Ach, warum frag' ich, weisst Du eh nicht..."
    Er blickte ungeduldig die Lagergasse entlang.


    "Was hast Du gemacht, bevor Du dich zur Legion gemeldet hast?"

    Nicht immer kamen alle Probati sofort wie gefordert zu ihm. "He, alle Probati bei mir melden!" rief er dann lauter und blickte grimmig jedem ins Gesicht, den er noch nicht kannte.
    Der Signifer einer Einheit kam zu ihm. "Mit Namen geht's besser", grinste er und brüllte selber die Zeltreihe entlang: "Cicerus, Correctus und Monaciensis - her zu mir!"

    Am Abend, als die Soldaten für ihren Zelten saßen und Getreidebrei löffelten, machte Optio Priscus mit einer Wachstafel in der Hand seine Runde. "Habt ihr hier in Mantua neue Probati in eure Einheit bekommen?" fragte er immer wieder. Und jedesmal, wenn das zutraf, rief er etwas lauter die Zeltreihe entlang "Alle Probati bei mir melden!" und wartete darauf, die Namen der Neulinge zu notieren, um den Ausbildungsplan für die nächsten Tage zu erstellen.

    Während sich einige Soldaten nun in Richtung der Principia entfernten, ging Priscus weiter seinem Dienst nach. Bei den Ermittlungen konnte er nicht helfen, da er den Spiegel noch nie gesehen hatte.
    Er schaute kurz an der Baustelle für die neue Barracke vorbei und stellte fest, dass nun wirklich schon alle Brandreste entfernt waren und die Fundamente neu gesetzt wurden.

    Trotz der diversen Ereignisse der letzten Tage stand auch wieder der Alltag auf dem Programm und Priscus führte eine neue Gruppe von Rekruten auf den Platz, um ihnen den Umgang mit Schild und Schwert näher zu bringen. Mit dabei war auch Aulus Cornelius Superbus.


    "Zuerst werdet ihr lernen müssen, wie man Schild und Schwert im Kampf zu halten hat. Die Waffen, die ich euch gerade gegeben habe sind extra schwerer, damit ihr eure Arme trainiert. Der Umgang mit den echten Waffen fällt euch nachher leichter. Außerdem sollt ihr euch ja nicht gleich beim ersten Mal verletzen, wenn ihr mal was falsch macht.
    Aber eigentlich ist es ganz einfach: ihr steht in leichter Schrittstellung, mit dem linken Bein nach vorne. Den Schild haltet ihr mit der linken Hand so, dass seine Oberkante knapp unter euren Augen liegt und die untere Gesichtshälfte noch schützt. Macht euch um die dann ungeschützen Unterschenkel erstmal keine Sorgen, dazu kommen wir später.
    Das Schwert haltet ihr in der rechten Hand waagerecht auf Hüfthöhe neben dem Körper. Der Gegner sollte es von vorne gar nicht sehen, damit er nicht weiss, wie ihr als nächstes angreift. Das Schwert ist eine Stichwaffe, d.h. ihr wedelt nicht in einer wild ausholenden Bewegung damit herum und versucht eurem Gegner den Kopf abzuschlagen, sondern ihr stecht damit schnell und gezielt auf das Gesicht oder den Bauch des Gegners und zieht es dann wieder zurück.
    Alles klar? Dann üben wir das jetzt."


    Er teilte jedem Soldaten einen Holzpfahl zu, der als sein Gegner diente. Die Soldaten nahmen vor ihm Aufstellung und begannen, auf ihn einzustechen. Priscus ging von einem zum nächsten, um sie zu kontrollieren und zu verbessern.

    Als Optio stand Priscus an der hinteren Ecke der Aufstellung seiner Centurie und sah vor sich ein Meer aus blank polierten Helmen mit aufgesetzten Helmbüschen aus glatt gekämmten Pferdehaar. Und wie ein Körper wippten diese Büsche auf und ab, als Priscus mit der gesamten Truppe den Eid ablegte:
    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA"

    Die gröbsten Überreste der abgebrannten Barracke wurden im Laufe des Tages abgetragen und die im Gebäude übrig gebliebenen mehr oder weniger verkohlten Ausrüstungsgegenstände geborgen. Einige konnte man noch gebrauchen, aber vieles musste entsorgt werden.


    Dort, wo das Fundament noch zu gebrauchen war, begannen Techniker sogar schon mit dem Ausmessen für die neuen Balken und an den anderen Stellen sollten auch die Fundamente entfernt und neu aufgebaut werden.

    Auch wenn weiter immer mehr Rauch aufstieg und die Hitze immer größer wurde beruhigte es Priscus doch einigermaßen, dass sich sehr bald sehr viele Soldaten zu den Löscharbeiten eingefunden hatten. Von allen Seiten wurden immer mehr Eimer mit Wasser gereicht, so dass Priscus mit seinen Leuten das Übergreifen des Feuers auf die Nachbargebäude verhindern konnte.
    Als er sah, wie sich Commodus mutig in das Gebäude wagte, um nach Legionären zu suchen, stockte ihm einen Moment der Atem. Als er dann sah, wie sich Maximus sofort mit einigen anderen auf eine Rückkehr des Optio vorbereiteten und Wassereimer bereit hielten, wusste er, dass es gut gehen würde.


    Inzwischen waren auch ein paar Sanitätssoldaten eingetroffen, die sich um die Soldaten kümmerten, die sich verletzt hatten oder im dichten Rauch zusammengebrochen waren. Als Priscus den taumelnden Quirinalis bemerkte, lief er sofort hin und zog ihn weg vom Rauch und winkte einen Sanitäter herbei.

    Aus dem benachbarten Kasernenblock eilte Priscus mit weiteren Soldaten herbei, die die Schreie der Soldaten gehört hatten. Schon von weitem sah er die Rauchwolke und die große Anzahl von Legionären, die um die Barracke herum liefen.
    Doch es hatte sich rasch sowas wie eine Kette gebildet und über Wassereimer gelangte das Wasser aus den Zisternen zum Brandherd.
    Dummerweise bestand die Barracke zum großen Teil aus Holz und Fachwerk und die bisherigen Bemühungen konnten gerade mal die Ausbreitung der Flammen verhindern.