Endlich war DER Tag gekommen! DER Tag an dem DAS gesellschaftliche Ereignis schlechthin stattfand. DAS Ereignis auf das ganz Rom ... ach was, das ganze Imperium ... nur gewartet hatte: Die Hochzeit von Manius Flavius Gracchus und Aureila Prisca!!!!!! Ein Megaspektakel von noch nie dagewesenem gigantischen Ausmaßes und Bedeutung. Einem Phänomen gleich, von dem die Menschen noch in tausenden von Jahren sprechen würden.
Tja, zu schön um wahr zu sein, … träum weiter!, seufzte Prisca schweren Herzens während sie den als Tieren verkleideten Sklaven beim herum hüpfen zusah. Na gut, es war eben "nur" eine traditionelle Hochzeit, deren Ablauf bestimmten Regeln unterworfen war: Eheritus - Essen - Fackelzug - Einzugsritus - wieder Essen - und am Schluss 'zackzack' ab in die Kiste. An Durchschnittlichkeit war diese Hochzeit wahrlich kaum zu übertreffen, wobei das Fabelspiel in Kombination mit der Speisefolge durchaus recht "nett" anzusehen gewesen war. Ein historisches Ereignis sah allerdings anders aus. Und "Nett" soll ja bekanntlich der kleine Bruder sein von Schhhhh….
Schhhhhwamm drüber!, seufzte Prisca erneut hinter ihrer Maske der glücklich wirkenden Braut, die sie für den heutigen Tag extra aufgesetzt hatte obwohl sie sich damit abfinden musste, dass die zweite Hochzeit eben nie an den Zauber der Ersten heran reichen konnte. Dabei hätte dieser Tag so schön werden können, wenn - ja - wenn Prisca ihren Kopf hätte durchsetzen können. Aber nein! Die schon seit langem geplanten Spiele waren in den Augen der Familie ja zu pompös und viel zu dekadent, um sie anlässlich einer "Zweithochzeit" abzuhalten. Was soll denn das Volk und er Kaiser davon halten, wenn zwei Patrizier wegen einer Hochzeit derart auf den Putz hauen" … Papperlapapp, was schert mich denn das Geschwätz des Pöbels, zog Prisca immer noch schmollend eine imaginäre Schnute, obwohl sie längst vor dem Willen der "lieben Verwandtschaft" kapituliert hatte. Sollten doch Alle auf eine passendere Gelegenheit warten, wenn sie unbedingt wollten. Aber etwas passenderes als meine Hochzeit werden sie nur schwer finden. - Finden oder nicht, an den Gegebenheiten würde das eh nichts mehr zu ändern.
Also positiv denken und in die Zukunft blicken, denn die Zukunft gehört uns, rief Prisca immer wieder die Worte ihres frischgebackenen Ehemann ins Gedächtnis und dies half sogar ein wenig, um der bescheidenen Feierlichkeit doch etwas positives abzugewinnen. Insbesondere dem kleinen Schauspiel mit den Fabeltieren, welches die Gäste recht gut zu unterhalten schien. Obgleich die Zahl der geladenen Gäste recht überschaubar war. Das Kolosseum hätte man mit ihnen kaum füllen können, vielmehr hätte die kleine Gruppe ziemlich verloren auf den Rängen gewirkt. Konnte man überhaupt von Gästen sprechen? Die meisten Anwesenden stammten eh aus beider Familien, sodass man genauso gut von einer kuscheligen Familienzusammenkunft hätte sprechen können.
Blieb noch ein weiterer "Höhepunkt" übrig, der den Namen wirklich verdient hatte und das war die Anwesenheit der Kaiserfamilie! Ja, die Tatsache, dass der Kaiser samt Kaiserin und Filius der Hochzeit beiwohnten, gab der Feierlichkeit zweifelsohne einen gewissen Hauch von Besonderheit, wobei … auf Domitilla´s Hochzeit waren die Kaiser´s auch gewesen und somit war es mit der Exklusivität abermals nicht weit her.
Doch das Beste kommt bekanntlich immer zum Schluss und - wie bei den meisten Hochzeiten - wäre das dann wohl: … Die Hochzeitsnacht! …
Nun hatte Prisca so ihre persönlichen Vorstellungen vom Ablauf jener Nacht der Nächte, die sich jedoch nicht unbedingt mit denen ihres frisch angetrauten Ehemannes decken mussten, zumal sie über die "spezielle Vorliebe" des Flaviers kaum Bescheid wusste. Würde es ihr also gelingen, ihn für eine leidenschaftliche und (in jeder Hinsicht) "erfüllte" Liebesnacht zu gewinnen? Prisca hatte so ihre Zweifel, wobei sie nichts unversucht lassen würde, um letztendlich (auch) ihre persönlichen Ziele zu erreichen. Dementsprechend hatte sie höchstpersönlich darauf geachtet, dass das Ambiente bis ins letzte Detail stimmte (und die pronuba hatte dabei herzlich wenig mitzureden).
Das Schlafgemach wurde gleichsam schummrig erhellt und angenehm erwärmt von einigen Feuerbecken, die dezent in den Ecken und Nischen aufgestellt worden waren. In das Feuer hatten die Sklaven eine Mischung aus duftenden und berauschenden Aromen gestreut, die nunmehr den Raum und jede Person darin beherrschten. Das zentrale Möbelstück (das Bett) war bedeckt worden mit unzähligen Rosenblüten sowie einer Vielzahl von Kissen, die allesamt zum Verweilen und kuscheln einluden. Auch auf die Gefahr hin einfach darauf einfach einzuschlafen, war es Prisca ein großes Bedürfnis gewesen alles möglichst angenehm und wohlig zu gestalten, um die besten Voraussetzungen für ein positives Gelingen zu schaffen.
Sie selbst war gekleidet in eine lange, weiße tunica rectra, die sie höchst selbst gewoben hatte. Darüber trug Prisca den obligatorischen Wollgürtel, den die pronuba mit dem nodus herculis "verschlossen" hatte. Das Haar war zurecht gemacht worden mit der hasta caelibaris (der eigens umgebogenen Lanze) sowie den insgesamt sechs, mit wollenden Bändern umwickelten, Haarsträhnen welche die nötige Kraft und Reinigung mit sich bringen sollten. Zusätzlich sollten der Haarkranz und das flammeum dem Ehemann die Vitalität seiner angetrauten Frau signalisieren und ihm (wenn möglich) dazu zu animieren sich zu nehmen, was ihm von Rechtswegen zu stand.
Die Frage war nur ob dies alles ausreichen würde, um die nötige Libido in Gracchus zu entfachen oder, ob es noch weiterer "Maßnahmen" bedurfte. Letztendlich kannte Prisca die intimsten Gedanken und Wünsche ihres Gatten nicht und es fiel ihr mitunter schwer ihn einfach danach zu fragen. Am Ende bevorzugte er es - den Sklaven in den Strochenverkleidungen gleich - mit Stöcken durch das atrium getrieben zu werden, oder (schlimmer noch) es gleichermaßen mit ihr zu tun.
Blieb also nur die Option, es auf behutsame Art heraus zu finden, indem sie nunmehr auf ihren Ehemann zu ging und sich vor ihm hin zu stellen.
"Es war ein sehr schönes Fest nicht wahr? Das Schauspiel und das Gelage …ich hatte den Eindruck, dass es selbst dem Kaiser sehr gut gefallen hat.", durchbrach Prisca die gedankenschwangere Stille des Raumes mit ziemlich profanen Worten, gepaart mit einem herzlichen Lächeln das hoffentlich die unsichtbaren Hürden ein wenig leichter überwinden ließ:"Ich hoffe du bist nach all dem offiziellen Protokoll noch nicht zu müde für ein wenig Entspannung? …Ich würde nämlich sehr gerne unseren Hochzeitstag gemeinsam ausklingen lassen. …Darf ich? ….", . Gleichzeitig mit dieser Frage legte Prisca ihre Hände behutsam auf seine Schultern, um sie sanft zu massieren, während sie ihren Schoß auffordernd gegen seinen Körper rieb, denn schließlich oblag es allein ihn den Knoten ihres Gürtels endlich zu lösen …