Beiträge von Aurelia Prisca

    Bei der Nennung der anderen hielt Prisca innerlich kurz den Atem an. Natürlich meinte sie einen ganz bestimmten "anderen" und prompt hatte sie dessen Fratze wieder vor Augen. Lächerlich, aber Prisca dachte tatsächlich, er (der andere) würde - wie auf ein Stichwort hin - jeden Moment aus irgendeinem verborgenen Winkel hervor springen, sich an Gracchus Togazipfel klammern und jammernd ausrufen: Oh nein, mein geliebter Aton ...tu es nicht ...ich bitte dich, Ich liebe dch, komm mit mir! Ähnlich wie bei der Szene auf der Hochzeit der Sergia, vor den Augen von hunderten von Gästen. Prisca schüttelte es, als sie an den Decimer dachte. Diesen Widerling, diesen Handlanger des Vesculariers, ...diesen Pathicus!


    Letztere Bezeichnung hatte der Mistkerl wahrlich verdient - der sich gleich bei mehreren Männern als Freudenknabe anbiederte nur, weil er anscheinend seinen A … nicht voll genug bekommen konnte. Er und Gracchus und auch mit dem Iulius und mit wem sonst noch alles??? Igitt … Doch Stop! Mäßige bitte deine Gedanken Prisca. Du verlobst dich heute und nichts und niemand soll dir diesen Tag verderben, mahnte sich Prisca selbst zur Räson. Was allerdings nur schwer möglich war, da ausgerechnet dieser Pathicus es gewagt hatte sie als Hochverräterin zu bezeichnen und als Giftmischerin, als Spionin und Kollaborateurin der Kaisermörder und als was auch immer ... Dieses Schwein!


    Und Gracchus? Hätte sie ihn nicht auch in ähnlicher Weise bezeichnen müssen, angesichts des Wissens um die Briefe, in denen er seine Gefühle für den Decimer eindeutig kund getan hat? Nein! Prisca horchte ganz genau hin und ihr Herz sagte etwas anderes. Und als Gracchus überdies noch betonte, dass andere der Vergangenheit angehörten war sie sich sicher, dass sie ihn niemals in die gleiche Wagschale werfen würde.


    Die Zukunft gehört uns! … und nichts wird uns davon abhalten


    "So soll es sein!", stimmte Prisca ihm mit einem (innerlich umso erleichterten) Lächeln zu und ohne zu zögern ergriff sie seine Hand, um ihm die Führung zu überlassen. Es war im übrigen ein sehr schönes Gefühl, endlich wieder einen Mann an der Seite zu wissen. Einen Mann wie Gracchus! Mochte er auch nicht gerade so jung und attraktiv sein wie manch andere, doch ….Andere gehören der Vergangenheit an. Uns gehört die Zukunft und nichts wird uns davon abhalten. … nichts wird uns davon abhalten ...nichts und niemand ... Die fortwährende Wiederholung seiner Worte würde das Versprechen (das sie in wenigen Minuten abgeben würde) hoffentlich für alle Zeit besiegeln und damit die gemeinsame Zukunft mit Gracchus, auf die sich Prisca tatsächlich freute, als sie zusammen mit ihm - Hand in Hand - dem Beamten entgegen trat ...

    Du meine Güte … Wo würde Venus solche Schönheit tolerieren?"D...d..Danke …", da blieb Prisca gleich zu Beginn die Stimme weg, angesichts dieses wundervoll schmeichelnden Komplimentes und unschwer war an ihren leicht geröteten Wangen zu erkennen, wie sehr sie davon angetan war. Es gab eben Männer die es schafften, sie mit nur einem einzigen Kompliment derart zu beeindrucken, während andere es selbst mit einem Dutzend selbiger nicht schafften. Gracchus gehörte eindeutig zu Ersteren, denn seine Worte klangen stets mit sehr viel Bedacht gewählt, als hätte er sie vorweg hundert Mal bezüglich ihrer Wirkung abgewogen, ehe er sie aus seinem Mund entließ. Daran konnten selbst die (nicht gar so) leisen Zweifel an der Ehrlichkeit seiner Worte etwas ändern.


    Irgendwie fühlte Prisca sich zu dem Flavier hingezogen und woran genau das lag, blieb selbst für sie ein Mysterium. Am ehesten hätte sie es wohl dem unbestreitbaren Altersunterschied zwischen ihm und ihr zugeschrieben, sofern sich die Aussagen einiger ihrer Freundinnen tatsächlich bewahrheiten sollten, die allesamt behaupteten, dass ältere Männer eindeutig zu den BESTEN zählten: Weil sie eben in jederlei Hinsicht MEHR Erfahrung vorzuweisen haben …


    Prisca hatte nie so richtig darüber nachgedacht, so lange sie sich nur für Gleichaltrige oder jüngere Männer interessiert hatte. Doch fortan müsste sie sich wohl (oder übel) näher damit auseinander setzen, dass sie bald schon ihr Leben an der Seite eines älteren Mann verbringen würde. Nun lag es ja nicht allein an dem Altersunterschied, doch stellte Prisca ganz spontan fest, dass sie sich sehr wohl mit dem Gedanken anfreunden konnte und daran vermochte selbst der sehnsüchtige Gedanke an Scato und die schöne Zeit mit ihm nichts (mehr) zu verändern.


    "Ich bin mir bewusst, dass sich unsere Hochzeit womöglich noch etwas hinziehen wird. Nichtsdestotrotz möchte ich, dass du folgendes weißt: Ich werde dir wohl niemals deine erste Frau ersetzen können und gleichwohl gehe ich davon aus, dass ich - als Frau - kaum im Stande sein werde, dich derart zu faszinieren wie andere es womöglich können. … Gleichwohl wünsche ich mir - aus tiefsten Herzen heraus - dir dieses Versprechen erfüllen zu können (hier und heute), indem ich dir stets eine gute Ehefrau sein will, ... in guten-, wie in schlechten Zeiten", fand Prisca schließlich einige Worte zur Antwort wieder, die sie dem Flavier auch so aus tiefster Überzeugung heraus mitteilen wollte, während sie ihm ein offenes und ehrlich gemeintes Lächeln schenkte.


    Versprechen waren seit jeher nur soviel wert, wie sie tatsächlich auch eingehalten wurden, ebenso, wie selbiger Erfüllung ein inniger (zumal sogar fanatischer) Wunsch inne wohnen musste, wie beispielsweise: Ich will ... deine Frau werden und, ...ich will unbedindgt ein Kind von DIR!!! ...

    Am sechzehnten Tage vor den Kalenden des Iunius (pünktlich zur Mittagszeit) "kämpfte" sich ein Tross von Sklaven langsam durch die Menschenmenge vorwärts. Das Ziel lag bereits vor ihren Augen doch - angesichts der Vielzahl herum schwirrender Menschen und der überall herum stehenden Wägen und Stände - war es gar nicht so einfach, die mitgeführte Sänfte sicher, heil und gleichzeitig zügig durch das chaotische Treiben hindurch zu lotsen. Zumal der wertvolle Inhalt auf keinen Fall zu sehr durchgeschüttelt werden durfte, denn wie sähe das denn aus, wenn eine völlig zerzauste Aurelia, auf den Stufen der Regia, ihrem künftigen Gemahl gegenüber treten müsste?! … Fünfzehn Peitschenhiebe, für jede verrutschte Haarlocke. Diese Strafe hatte die Aurelia allen Sklaven in Aussicht gestellt und deshalb bewegten sich die mobilen Haushaltsutensilien (insbesondere die Sänftenträger) auch alle so, als ob sie auf rohen Eiern laufen würden.


    Die Anstrengungen wurden am Ende jedoch belohnt. Kaum hatten die Träger die Sänfte vor den Stufen abgestellt, da ertönte aus dem Inneren auch schon der Befehl die Vorhänge zurück zu schlagen und kaum, dass die Sklaven diese Order ausgeführt hatten, entstieg (oder besser gesagt entschwebte) Prisca bereits dem Trage-Gefährt.


    Gehüllt in ein weißes Kleid aus purer Seide und behangen mit güldenem Schmuck, "erstrahlte" Prisca im Glanz der aufkeimenden Frühlingssonne, als sie die letzten Meter, die Stufen hinauf zur Regia "schwebte". Wahrlich ein Wunder, dass sie dabei nicht stolperte angesichts der inneren Anspannung, die ihre Knie weich wie Wachs werden ließen, je näher sie ihrem künftigen Ehemann kam.


    Du meine Güte, … er sieht wahrlich gut aus für sein Alter und seine edle Erscheinung lässt keinerlei Zweifel an seiner Herkunft und an seinem Stand, kam Prisca regelrecht ins schwärmen, als sie Gracchus verstohlen musterte. Hoffentlich bemerkt er nicht wie aufgeregt ich bin, dachte sie im selben Atemzug, mit dem sie sogleich zur Begrüßung ansetzte:


    "Salve verehrter Flavius. ….Ich hoffe du musstest nicht zu lange auf mich warten? ...Dabei hoffte ich so sehr, dir zuvor zu kommen nur um dir zu zeigen, wie sehr ich mich auf diesen Tag gefreut habe." Mit einem offenem und strahlendem Lächeln grüßte Prisca ihren künftigen Gemahl und ihre schmeichelnden Worte klangen allesamt so ehrlich, wie sie es es mit ihren bewundernden Blicken, auf seine Person zu beziehen vermochte. Gracchus mochte zwar bei weitem nicht der Traummann sein, den Prisca insgeheim erhofft hatte, dennoch faszinierte er sie dermaßen, dass sie aufrichtig bereit war ihm keine Hörner aufsetzen zu wollen. Wenn ich je ein Kind zur Welt bringen werde, so soll es von ihm sein und seinen Namen tragen! So zumindest lautete aktuell der innere Schwur, an den Prisca sich halten wollte, sofern die Götter endlich ein Einsehen mit ihr haben würden. Ich will doch nur ein Kind ...von ihm … für Rom!


    Mit diesem gedanklichen Wunsch auf der Seele trat Prisca ihrem künftigen Gemahl gegenüber und die innere Anspannung drohte all ihre Contenance aufzufressen während sie einfach nur da stand und ihn erwartungsvoll und bewundernd ansah.

    Prisca saß in einem bequemen Korbsessel (noch in ihrem Morgengewand) und mit beiden Händen hielt sie das geöffnete Schreiben fest, das ein Sklave ihr soeben überreicht hatte:


    Teuerste Prisca!


    Nun da die Zeiten des Umbruches vorüber sind und Rom eine goldene und insbesondere friedvolle Zukunft bevor steht, so können auch wir der unsrigen uns wieder widmen.


    So dies dir agreabel ist, möchte ich den sechzehnten Tage vor den Kalenden des Iunius* zur Mittagszeit proponieren, um unsere Verlobung in das Eheregister eintragen zu lassen.


    Sofern dieser Termin dir nicht zusagt, lasse es mich schlichtweg wissen, andernfalles werde ich frohgemut dich vor der Regia des Cultus Deorum erwarten.


    Mögen die Götter stets über dich wachen!


    Unser Verlobungstermin. So bald schon? ...Endlich! … Aber, warum zittern eigentlich meine Hände so?, dachte die Aurelia und gleichzeitig spürte sie ein angenehmes Kribbeln im Bauch und, wie ihr Herz vor Aufregung schneller schlug. Das Gefühl aus Vorfreude und gespannter Erwartung vor dem Unbekannten ... So was albernes. Es handelt sich doch NUR um meinen Verlobungstermin. Prisca verstand selbst nicht was mit ihr los war. Sie kannte das Prozedere doch bereits von ihrer erster Ehe her. Außerdem kannte sie ihren zukünftigen Gemahl und ebenso das Haus, in das sie (wieder) einziehen sollte. Alles war bekannt … und schließlich bin ich kein unerfahrenes Mädchen mehr!, seufzte Prisca wehmütig in Erinnerung, an ihre Jugend und an die vielen schönen Stunden die sie bereits (v)erlebt hatte.


    Vielleicht kam diese innere Anspannung ja von daher, weil diese Ehe wieder ein Anfang von etwas Neuem war und somit sehr viel für ihre Zukunft abhängen würde. Recht viele Gelegenheiten, einen Mann zu ehelichen, werde ich in Zukunft sicher nicht mehr bekommen und wenn ich nicht endlich bald schwanger werde, dann … Schnell schüttelte Prisca den Kopf, um jenen unvorstellbaren Gedanken an die Zukunft wieder zu verdrängen, der sich immer häufiger bei ihr einschlich.


    "Mara! … Hilf mir beim ankleiden! Beeil dich. Ich will auf die Märkte und etwas kaufen", rief die Aurelia laut nach ihrer Leibsklavin und wieder einmal mussten Taten schnell für die nötige Ablenkung sorgen, damit die trüben Gedanken sie nicht völlig zermürbten ...

    Über Tote und (Tod-)Kranke zu reden, machte Prisca schnell depressiv. Zu viele liebe Verwandte und gute Freunde hatte sie schon leiden und sterben sehen und jedesmal führte ihr das die eigene Vergänglichkeit gar schmerzlich vor Augen. Daran lag es wohl auch, dass sie ihren Cousin bis dato noch nicht besucht hatte. Aus Angst, ihn in einer Verfassung zu sehen die gänzlich anders wäre als die, in der sie ihn in guter Erinnerung hatte: Als den großen und starken Mann, der ein ebenso großes Herz besaß und bei dem sie sich stets wohlbehütet und sicher gefühlt hatte. Wie bei einem großen Bruder Den Prisca leider nie hatte und ausgerechnet er wurde von einem der Schergen, dieser … Dieser Bestie! "Ja, genau … diese Bestie war ein Fluch für ganz Rom und für unsere Familien! Den Göttern sei Dank, dass seinem Treiben ein Ende gesetzt wurde" Beipflichtend und mit einem anteilsvoll mitleidenden Blick vernahm Prisca von der Heldentat des Onkels der Sergia und im selben Atemzug wurde diese ihr noch um ein vielfaches sympathischer.


    "Dein Onkel ist wahrlich ein Held, einem Herkules gleich, der es gewagt hat diesem Widerling ... " In Erinnerung an den glatzköpfigen Vescularier schüttelte es Prisca regelrecht:" … die Stirn zu bieten. Ich trinke daher auf deinen Onkel, auf die Sieger, auf Rom!...", sprachs, verschüttete (zum Leidwesen der Sklaven) einen Teil des Weines "... und auf uns. Mögen die Götter uns allen stets wohl gesonnen sein. Im Dies- wie auch wie im Jenseits. ", ehe Prisca einen ordentlichen Schluck von dem guten Falerner nahm. Trinksprüche und gute Wünsche konnten schließlich nie schaden und deutlicher konnte Prisca die Sympathie für die Sergia, ihren Onkel und den Rest der anhänglichen Verwandtschaft wohl kaum ausdrücken. Guten Freunden wünscht man eben alles Gute. Ob Fausta eine gute Freundin werden würde? Auch in dieser Hinsicht war Prisca (ziemlich) "guter Hoffnung", wobei sie in der Sergia auch so etwas wie eine "Verbündete" sah, in Bezug auf eine ganz bestimmte persona non grata.


    Es handelte sich jedoch keinesfalls um jenen homo novus, an dessen Namen man zwangsläufig denken musste, sobald über die Hochzeit von Flavia Domitilla und Tiberius Lepidus gesprochen wurde. Da konnte Fausta noch so geschickt die verwandtschaftlichen Verhältnisse vertuschen: Bruder bleibt Bruder. Und ein Germane bleibt immer ein Germane (und ein Pathicus bleibt eben ein Pathicus). Prisca musste unweigerlich schmunzeln, als sie an die "Skandalhochzeit" des Jahres dachte. Eine Patrizierin und ein Germane? Wahrlich für manche ein Skandal bzw. eine Schande, wobei Prisca das Ganze eher gelassen sah. Sie hatte längst begriffen, dass der Adel sich nicht ewig den Veränderungen der Zeit verschließen könnte und sie selbst zählte mittlerweile viele Bürgerliche mit Stolz zu ihren guten Freunden. Hauptsache ICH muss NIEMALS einen Bürgerlichen heiraten In eigener Sache blieb Prisca natürlich weiter konservativ.


    "Oh du kennst Domitilla? Das ist ja schön. Sie ist übrigens auch eine gute Freundin von mir", entgegnete Prisca und ihr Lächeln wurde einen Tick schelmischer: "Ich kann dich beruhigen, meine Liebe. Selbstverständlich werden die Hochzeiten in einem angemessenen zeitlichen Abstand zu einander stattfinden." Sollen ruhig erst die beiden heiraten. Und dann abwarten, ob und wie groß das Gerede über den Tiberer und die Flavia sein wird. Denn MEINE Hochzeit und die Spiele sollen in jeden Fall nur für positives Gerede sorgen, dachte Prisca dabei nicht ganz uneigennützig an ihren (zugegeben nicht immer) guten Ruf, um den sie sich (zumindest) bezüglich ihres künftigen Gemahls keine Sorgen machen musste: "Du kennst ihn bestimmt. Es ist Pontifex Flavius Gracchus. Wir werden unsere Verlobung bereits in ein paar Tagen eingetragen lassen", verriet Prisca den Namen ihres Göttergatten mit freudig klingender Stimme. Ob die Sergia damit gerechnet hatte? Prisca beobachtete gespannt die Reaktionen, auch von den umliegenden Damen (insebesondere Octavia´s), da sie den Namen laut genug ausgesprochen hatte.

    Mit einem Lächeln und einem Nicken pflichtete Prisca den Worten der Venus bei. Amors Pfeile soll man nie unterschätzen! Nun, ich hoffe Venus behält recht, notierte Prisca gedanklich, dass sie dem Gott der Liebe unbedingt ein Opfer darbringen musste: Am besten ein großes Opfer, damit die Wirkung seiner Pfeile umso fataler bei IHM aus fällt. Wobei mit IHM jene Person gemeint war, von deren libido Prisca´s sehnlichster Wunsch abhing und dessen Samen hoffentlich bald schon auf fruchtbaren Boden treffen würde! Denn dieser Boden würde nicht ewig fruchtbar bleiben angesichts der biologischen Uhr, die unablässig weiter tickte (sofern sie überhaupt noch tickte). Letztere Überlegung war für Prisca allerdings ausgeschlossen: Niemals liegt es an mir! Das ist völlig absurd. Durch IHN werde ich endlich schwanger, … es MUSS einfach funktionieren Dieser Wunsch nahm in Prisca so langsam fanatische Züge an und beeinflusste mitunter sprunghaft ihr Gemüt: Von himmelhoch jauchzender Freudenstimmung - über Missmut und schlechter Laune hinweg - bis hin zu depressiven Heulattacken, bekamen die Sklaven in regelmäßigen Abständen das volle Programm zu Gesicht.


    Heute war Prisca allerdings eindeutig in Hochstimmung. Zum einen mochte das an den zahllosen Rauschmitteln liegen, die sie im Laufe des Tage bereits konsumiert hatte. Zum anderen standen die Vorzeichen - für die geplante nahe Zukunft - deutlich besser als noch vor einigen Wochen. Endlich haben wir offiziell einen neuen Kaiser … der hoffentlich die Geschicke im Reich wieder in geordnete Bahnen lenken würde, sodass Manius und ich endlich heiraten können. So gesehen war der Trinkspruch für den neuen Kaiser gar nicht so verkehrt, lächelte Prisca versonnen vor sich hin, während sie den süßen Duft des glimmenden Opiums genussvoll, mit der Hand der Nase zu fächerte.


    Leicht benommen von der Wirkung, sank Prisca mit geschlossenen Augen zurück in die Kissen. Ein wohliger Seufzer kam über ihre Lippen und beinahe hätte sie laut aufgelacht, als vor ihrem geistigen Auge ausgerechnet die kleinwüchsige Gestalt von Carolus erschien. Es lag wohl daran, dass sie gerade von ihm gesprochen hatten, denn eigentlich hätte (in dem berauschten Zustand) ein ganz anderes "Mannsbild" erscheinen müssen. Dann lieber an gar keinen Mann denken … Schnell öffnete Prisca wieder die Augen, um stattdessen lieber das reale Bild der schönen Venus zu genießen.


    Die Göttin der Liebe war auch wirklich bezaubernd anzusehen, wie sie da so lag und (scheinbar ganz verliebt) ihr eigenes Spiegelbild betrachtete. Allerdings nur kurz, ehe sie von Prisca den Grund für ihre Absenz bei den Spielen wissen wollte:Ach herrje, die Totenspiele ...was sag ich jetzt bloß? … Die Wahrheit, dass ich mich an dem Tag wirklich nicht wohl gefühlt habe? Nein, auf keinen Fall. Sonst wird mir am Ende noch irgendeine ernsthafte Krankheit angedichtet, überlegte Prisca schnell, wobei sie mit einem flüchtigen Seitenblick zu Octavia hinüber sah, die bestimmt schon die Ohren gespitzt hatte. Womöglich litt Prisca schon an Verfolgungswahn, doch wollte sie auf Nummer sicher gehen, dass ihre körperliche Verfassung durch nichts und niemand in Frage gestellt würde.


    "Ja es ist wirklich ein Jammer. Aber leider, leider war ich verhindert ...", zuckte Prisca entschuldigend mit den Schultern, ohne dabei rot zu werden. Diese Notlüge tut ja niemandem weh: "Ich weiß nicht, ob du dich an meinen Cousin, Titus Aurelius Ursus, erinnerst? Er hatte an der Seite von Kaiser Palma für die Befreiung Rom´s gekämpft. Kurz vor Ende des Bürgerkrieges wurde er sehr schwer verletzt und zu unser aller Sorge, laboriert er noch immer an seinen Wunden", erklärte Prisca mit leicht gesenkter Stimme, damit es Octavia noch schwerer fiele das Gespräch zu belauschen: "Ich reiste also vor einigen Wochen zu ihm nach Mantua, um die Ärzte über seinen Gesundheitszustand zu befragen und erst nachdem ich Gewissheit hatte, dass die Gelehrten alles in ihrer Macht stehende für meinen Cousin tun, konnte ich nach Rom zurück kehren. Tja, nur leider kam ich einige Tage zu spät, was die Totenspiele angeht", schloss Prisca ihre (hoffentlich) plausible Erklärung ab und sie ging davon aus, dass alle (Nach-)Fragen damit beantwortet wären. So zufriedenstellend - wie Prisca die Genesungsfortschritte ihres Lieblingscousins im übrigen dargestellt hatte - war sein Gesundheitszustand bei weitem nicht. Genau genommen kamen schon viel zu lange keine guten Nachrichten mehr von den Ärzten und die Reise nach Mantua war längst überfällig. Nur hatte Prisca - wenn sie ehrlich zu sich selbst war - bislang nie die Zeit und auch Lust gefunden, die Strapazen auf sich zu nehmen.


    "Die Zeit lässt sich nun mal nicht zurück drehen, so gern ich auch bei den Spielen zugegen gewesen wäre. Aber ich tröste mich damit, dass nicht einmal wir Götter den Fluss der Zeit zu beeinflussen vermögen, nicht wahr?", versuchte Prisca nun das Thema mit einer scherzhaften Bemerkung abzuschließen und das Augenmerk (und das Gehör Octavias) stattdessen lieber auf die nahe Zukunft zu richten: "Indes ich bin guter Hoffnung, dass ich die nächsten Spiele mit erleben werde, die anlässlich meiner Hochzeit stattfinden,"tat Prisca absichtlich geheimnisvoll, indem sie den Kopf nun tuschelnd zu Fausta neigte: "Ich hoffe sehr, dich, deinen Mann und deine Familie zu meine Gästen zählen zu dürfen?" Damit war quasi die Einladung ausgesprochen und Prisca war gespannt, ob und wie viel schon über ihre geplante Hochzeit bekannt (respektive getuschelt) worden war.

    Zuerst die spitze Bemerkung der Aurelia und nun auch noch der schadenfrohe Zusatz der Sergia. Octavia schnaubte wütend. Gegen Zwei hätte sie nie eine Chance, das wusste sie und deshalb drehte sie den beiden Frauen nun gänzlich den Rücken zu. Zwei Kissen weiter lag zum Glück eine von ihr besten Freundinnen und mit dieser begann Octavia sogleich angeregt zu tuscheln. Über wen, das war wohl unschwer zu erraten. Prisca lachte nur amüsiert über diese Trotzreaktion und kümmerte sich aber nicht weiter um Octavia. Viel lieber wollte sie mit der Sergia ein wenig weiter plaudern, nachdem sie alle auf den Kaiser angestoßen hatten. Die Anspielung auf das berühmte Heiligtum der Diana nahm Prisca im übrigen als Kompliment für die aufwändige Dekoration, mit der sie das tablinum eigens für diese Feier hatte um dekorieren lassen. Die Bemerkung mit dem Duell und ihrer Aufmachung bezog Prisca wiederum auf den Bogen und den Köcher mit Pfeilen, die sie als Accessoires neben sich liegen hatte:


    "Nun, zweifelsohne würde Venus den Pfeilen der Diana nicht viel entgegen setzen können, käme es je zu einem Duell zwischen ihnen", entgegnete Prisca schmunzelnd, im Namen der beiden Göttinnen gesprochen: "Doch niemals würde ich, Diana, gegenüber meiner Schwester, der Göttin der Liebe und der Schönheit, zu solch grausamen Mitteln greifen, gleichwohl ich mich viel lieber von ihrem Charme, ihrer Schönheit und ihrer Sinnlichkeit würde betören lassen." Bezog sie es im übertragenen Sinne dann weiter auf sich und die Sergia um damit anzudeuten, dass sie die Sergia sehr sympathisch fand. Zwar kannten sie sich nur flüchtig, aber das könnte man ja ändern und warum nicht eine neue (gute) Freundin gewinnen? Das Gegenlager ist schließlich auch nicht untätig wie Prisca mit einem kurzen Seitenblick zu Octavia und einigen anderen Damen der Gesellschaft feststellen musste, die sie rein aus gesellschaftlichen Verpflichtungen heraus und weniger aus Freundschaft eingeladen hatte.


    "Das Schießen überlasse ich ohnehin lieber Amor, da seine Pfeile sehr viel angenehmer wirken und abgesehen davon: Worüber sollten wir uns auch zanken, nicht wahr?", sprach Prisca weiter und zwinkerte der Sergia gut gelaunt zu: "Mein Kleid ist übrigens von Carolus Campus. Ich weiß nicht ob du ihn zufällig kennst? Er lebt noch nicht lange in Rom und hat vor ein paar Wochen einen Laden, bei den trajanischen Märkten eröffnet. Seine diesjährige Kollektion steht ganz unter dem Motto der griechischen Mythologie, wobei er hierfür ausschließlich die erlesensten Stoffe aus dem fernen Orient verwendet", plauderte Prisca ganz ungezwungen los, denn über Mode zu reden gefiel der Aurelia sehr. Schließlich diente dies oft dem zwanglosem Einstieg in so manch tiefer gehendes Thema: Zum Beispiel: würde mich ja brennend interessieren, was die Sergia mit Decimus Serapio "verbindet" - oder besser gesagt - ihren Mann mit diesem vescularischen A...kriecher. Die Erinnerung an die Hochzeit und den Auftritt des verhassten Decimus war gleichermaßen unvergessen wie sein Vergehen an ihr, für das Prisca ihm auf ewig Rache geschworen hatte.


    Ob dieses Thema jedoch heute angesprochen werden würde, das stand auf einem anderen Blatt. Sei´s drum. In jedem Fall gab Prisca gerne Auskunft über ihren neuen Haus- und Hofschneider, während sie das wundervolle Kleid der Sergia mit bewundernden Blicken bedachte: "Bei deinem Kleid hat Calavius sich allerdings selbst übertroffen. In diesem Punkt müssen Carolus und Diana sich wohl eindeutig der schönsten aller Göttinnen geschlagen geben", mit einem ergebenen Seufzer lehnte Prisca zurück in die weichen Kissen und bedachte ihr Gegenüber mit einem offenen Lächeln. Eine modische Niederlage zugeben zu müssen, wäre andernorts und gegenüber einer anderen Person ungleich schwerer zu ertragen, als gegenüber der holden Venus, die heute hier aus dem Olymp herab gestiegen war. Was mitunter an dem süßlichen Duft der glimmenden Kräuter liegen mochte, der die Sinne der Aurelia längst soweit vernebelt hatte, dass eigentlich nichts und niemand mehr ihre gute Laune ernsthaft gefährden könnte ...

    Nach Priscas Ansprache wurde es kurz still im Raum. Anscheinend wollte Keine als Erste ihre Gedanken offen legen und so sah sich Octavia notgedrungen veranlasst, einen Vorschlag zu unterbreiten: "Also ich …" Weiter kam die Flaminia allerdings nicht, da plötzlich eine andere Stimme um die Aufmerksamkeit der Anwesenden buhlte. Oh wenn haben wir denn da. Ist das nicht … ach ja, das ist doch Sergia Fausta, auf deren Hochzeit ich eingeladen war?, Überrascht und zugleich voller Neugier richtete Prisca die Augen auf die Erscheinung der Venus, die sie beinahe nicht wieder erkannt hätte. Kein Wunder in der Aufmachung! Nun hatte Prisca schon Bedenken gehabt, dass das Kostüm der Diana ein wenig zu freizügig sei, da die Tunika nur wenig bis über die Oberschenkel reichte. Aber das Kleid der Venus! Wahrlich, dieses Arrangement aus Perlen und weißer Seide war der absolute ein Hingucker und wurde der Venus mehr als gerecht. Als wäre die Göttin höchstpersönlich den Fluten entstiegen, so stand die Sergia gerade inmitten dem Meer aus Kissen. Prisca war beeindruckt und machte keinen Hehl daraus, dass ihr gefiel was sie sah.


    Anders Octavia, die vielmehr böse Blitze aus ihren Augen auf die Sergia abschoss, die es gewagt hatte sich einfach vorzudrängen. "Oh wen haben wir den da? Soll das etwa Venus sein? Also ich hatte die Göttin der Liebe immer etwas schlanker in Erinnerung", konnte sich die Flaminia eine spitze Bemerkung über die Rundungen der Sergia nicht verkneifen.


    Prisca winkte jedoch nur ab und schenkte der Bemerkung der Flaminia keine Beachtung. Vielmehr fühlte sie ihre Meinung durch Fausta bestätigt und das gefiel ihr. Abgesehen davon fand Prisca nicht, dass die Rundungen der Sergia an den falschen Stellen saßen, vielmehr konnten es sich nicht viele leisten, überhaupt daran zu denken, ein solch gewagtes Kleid zu tragen ohne Venus darüber zu erzürnen, sich mit ihr vergleichen zu wollen.


    "Also ich hatte dich auch etwas schlanker in Erinnerung, Octavia, seit ich dich zuletzt in den Thermen in all deiner Pracht bewundern durfte. Oder täusche ich mich da?" Belustigt sah Prisca in die Runde und viele der anwesenden Frauen stimmten lachend zu, wodurch Ocatvia noch wütender wurde. Das interessierte Prisca jedoch nur wenig: "Egal! Ich danke jedenfalls der Mutter aller Göttinnen, dass du heute sie und nicht Venus als deine Favoritin gewählt hast" Mit diesem dezenten Seitenhieb auf Octavias Figur ergriff Prisca eindeutig Partei und erntete dafür einen noch böseren Blick von ihr, als sie demonstrativ von der Aurelia abrückte: "Pah! Und Du? Warum hast DU wohl ausgerechnet Diana gewählt? Du glaubst wohl es reicht, wenn du nur deine Schenkel entblößt? So wirst du aber wohl kaum jemanden finden, der sich erbarmt dich zu schwängern, allerliebste Aurelia!!" Schoss die beleidigte Octavia einen durchaus schmerzenden Pfeil auf Prisca ab, den sie jedoch souverän durch Nichtbeachtung abzublocken wusste.


    "Ich danke dir, Venus, schönste aller Göttinnen, dass du meiner Meinung bist und mehr noch freue ich mich, dass du heute den Weg in den Olymp gefunden hast!", begrüßte Prisca stattdessen die Sergia mit einem anerkennendem Lächeln und bereitwillig bot sie den Platz an ihrer Seite an: "Magst du dich zu mir setzen? Iuno wollte ohnehin gerade gehen um nachzusehen, wo und mit wem sich ihr Göttergatte gerade herum treibt", stichelte Prisca kichernd zur Flaminia zurück du servierte sie damit endgültig ab, indem sie den Platz an ihrer Seite neu vergab.



    "Ein wundervolles Kleid hast du da an. Mmmmh diese viele Perlen. Herrlich! Wer hat das Kleid entworfen? ", bemerkte Prisca leise, anerkennend und voller Neugier zu Fausta hin und mit lauterer Stimme, zu den Anderen gesprochen: " Nun denn,...lasst uns auf den neuen Kaiser und auf Venus anstoßen, die es verstanden hat die Feste zu feiern, wie sie fallen!" Gleichzeitig griff Prisca nach dem Kelch mit Wein, um diesen mit der Rechten prostend in die Runde hoch zu halten ...


    Wie auf das Stichwort hin begannen die Tänzerinnen und Tänzer erneut ihre Körper, in lasziv anmutenden Bewegungen zu der betörenden Musik zu präsentieren, um die anwesenden Göttinnen zu unterhalten. Gleichzeitig reichten Sklavinnen weitere Rauschmittel dar, die sie auf silbernen Tabletts schmackhaft angerichtet hatten ...

    Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang (Hippokrates um 400 v.Chr.) ... Liegt darin also die Kunst, das Leben so lang wie möglich erscheinen zu lassen?


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    Opiumschwangere Rauchschwaden, gepaart mit süßen Düften und würzigen Aromen, durchzogen die Halle, die erhellt wurde allein vom flackernden Schein einiger Feuerbecken. Züngelnde Flammen, die ein Spiel von wabernden Nebelschwaden, von Licht und Schatten in die Luft und an die Wände malten. Von irgendwo her erklang sphärischer Gesang und Musik wie aus dem Nichts, zu der anmutig wirkende Körper, im Tanz vereint sich drehten. Alles diente dazu, den berauschten Sinnen der Zuschauerinnen zu schmeicheln, die allesamt auf weichen Kissen gebettet da lagen und das Schauspiel, sowie die süßen orientalischen Opiate ausgiebig genossen. Eine Szene, die fern jeder Realität schien. Also ob Göttinnen im Olymp, dem ewigen Zeitvertreib des süßen Nichtstun frönten. Waren es wirklich Göttinnen? Nein, im Grunde war es eine ganz reale Situation ...


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    … Prisca hatte einige Freundinnen zu einer zwanglosen Feier in die villa Aurelia eingeladen. Einen konkreten Anlass gab es nicht. Außer man bezog es auf die jüngst bekanntgegebene Wahl des neuen Kaisers. Wobei Prisca dem neuen Kaiser nur wenig Sympathie entgegen brachte, nachdem ihr "senatorisches Vögelchen" (Servius Pedanius Cato) im Vertrauen gesungen hatte, dass ihr Ehemann in spe (Manius Flavius Gracchus) ebenfalls auf der Kandidatenliste zur Wahl des Augustus gestanden hatte. Gracchus hätte zum neuen Kaiser gewählt werden können? Diese Nachricht hatte Prisca erstmal verdauen müssen und immer wieder stellte sie sich die Frage, warum es nicht dazu gekommen ist. Woran hat es gelegen? Hätte man nicht eventuell das Ergebnis manipuli … oder besser gesagt: hätte man dem Schicksal nicht ein wenig auf die Sprünge helfen können? Nun, die Wahl ist vorbei und vorbei ist vorbei. Wozu gebe ich mich eigentlich mit diesem alten Lustmolch Cato ab, wenn er nicht mal in der Lage ist mir wichtige Informationen rechtzeitig zu beschaffen!! Die Aurelia haderte immer wieder mit der vertanen Chance, die ihr Leben zweifelsohne grundlegend hätte verändern können. Ich an der Seite von Gracchus! Als erste Frau, an der Spitze des Imperiums! Diese verlockende Position hätte Prisca nur zu gerne eingenommen und sie zu erreichen, wäre ihr jeden Versuch wert gewesen - auch wenn die Aussicht auf Erfolg (realistisch betrachtet) angesichts der übrigen Kandidaten nicht sehr groß gewesen sein dürfte. Doch Prisca sah die Dinge nicht immer realistisch, eher idealistisch und emotional, wobei ihr selbst ihre unerfüllte Liebe zu Scato von heute auf morgen nichts mehr bedeutet hätte, wäre Gracchus tatsächlich zum neuen Kaiser ausgerufen worden.


    Doch leider hatte der Senat anders entschieden und wieder einmal meinte es das Schicksal nicht gut mit Prisca, weshalb sie dieses protzige Fest heute sozusagen als Trotzreaktion gegen alle Götter und die ganze Welt ausrichtete. Gemäß dem Motto: "Göttinnen des Olymps, im Rausch der weltlichen Laster". Zwar hatten einige ihrer Freundinnen leicht irritiert reagiert, als sie auf den Einladungen gelesen hatten, dass sie sich dem Anlass entsprechend wie ihre Lieblingsgöttin kleiden sollten. Aber das störte Prisca wenig. Sie wusste genau, dass die meisten ihrer Freundinnen allein schon aus reiner Neugier der Einladung gefolgt wären, selbst wenn sie zu einer plumpen Sexorgie eingeladen hätte. Allerdings sollte das Fest heute keinesfalls in einer solchen ausarten, auch wenn das Ambiente zweifelsohne wie geschaffen dafür gewesen wäre: Schummriges Licht, überall herumliegende Kissen, Rauschmittel bis zum abwinken, betörende Musik, leicht bekleidete Tänzerinnen und Tänzer …


    "Sag mal Prisca, gibt es eigentlich einen bestimmten Grund, weshalb du uns heute eingeladen hast und wir uns ausgerechnet als Göttinnen verkleiden sollten?", stellte Octavia Flaminia (eine gut situierte Plebejerin und langjährige Bekannte der Aurelia) schließlich die Frage des Tages und erntete prompt einen darauf vorbereitenden Lacher von Prisca.


    "Ach, meine liebste Octavia. Benötigst du denn immer einen Grund für das, was du tust? Und warum muss ausgerechnet ICH dir einen nennen?", fragte Prisca amüsiert und mit gleichsam provokantem Unterton nach, während sie fragend in die Runde blickte: "Benötigt ihr etwa alle einen Grund? Könnt ihr nicht einfach mal ein Fest und euer Leben genießen, ohne über den Grund nachzudenken? Nun denn, so lasst mich einen Grund nennen: ... Lasst uns den neuen Kaiser feiern! Indem wir ihm - jede in persona ihrer Lieblingsgöttin - huldigen. Passt euch das nicht? Weiß Eine von Euch gar sicher einen besseren Grund für dieses Fest? Nur zu, ich höre?! So mag sie diesen nennen und wir stimmen darüber ab. Ganz so, wie es die Männer im Senat zu tun pflegen, wenn sie einen neuen Kaiser wählen. Also?" Abwartend hob Prisca eine Schale mit glimmenden Räucherstäbchen und schwenkte dieses provokant prostend vor Octavias Nase hin und her: "Na komm schon. Octavia. Du als Juno, der höchsten aller Göttinnen verkleidet, möchtest du nicht Anfang machen? Ich bitte dich! Oder überlässt du das Denken lieber den Anderen ... " Wer auch immer das wäre.


    Die Verbitterung über den Ausgang der Wahl war ungleich schwerer in Priscas Worten zu erahnen als der Grund, weshalb sie heute NICHT in dem Kostüm ihrer Lieblingsgöttin (Fortuna) erschienen war sondern, in der Aufmachung der Göttin Diana. Der Göttin der Jagd! Denn zu jagen, danach stand ihr derzeit ganz der Sinn. Was sonst hatten reiche Römerinnen (reiferen Alters) auch zu tun, als der Erfüllung irgend welcher Träume und Wünsche nach zu jagen und sich ansonsten dem süßen Leben und dem Nichtstun hinzugeben? Das Wort Arbeit kannten sie nicht, Geldsorgen hatte Keine von ihnen und die meisten waren bereits verheiratet, hatten ihren Männer genügen Nachkommen geschenkt, sodass sie gelassen in die Zukunft blicken konnten.


    Auch Prisca konnte sich in dieser Hinsicht so einiges vorweisen. Sie gehörte noch zu den jüngsten- und demnach begehrenswerten Matronen. Sie war bereits einmal verheiratet gewesen und war nun einem der angesehensten Römer im Reich versprochen. Darüber hinaus galt sie als eine der reichsten Frauen des Imperiums, sodass sie eigentlich die besten Voraussetzungen mitbrachte, die eine Frau sich wünschen konnte ...tja, wäre da nur nicht dieser eine, aber entscheidende Makel den sie vorzuweisen hatte! Sie hatte noch immer keine Kinder zur Welt gebracht und das sorgte zweifelsohne für so manch spöttisches Getuschel. Zwar scherte sich Prisca selten um das Getuschel um ihre Person, wären da nicht die ach so lieben Freundinnen, die es beizeiten liebten sie damit aufzuziehen. Allen voran Octavia, doch die hatte gerade ein Grundsatzproblem zu klären und das wiederum bescherte Prisca etwas Zeit, sich zu entspannen und zu genießen … sei es der Triumph über ihre Freundin, oder einfach nur der Glaube daran, die Kunst des Lebens entschlüsselt zu haben, womit sie dem Schicksal zweifelsohne ein Schnippchen geschlagen hätte ...


    Sim-Off:

    Falls eine Verwandte, Freundin oder Bekannte von Prisca zufällig Zeit und Lust hat, darf gerne nach eigenem Gusto mit gepostet werden. Einfach - ohne Umwege - hier mit rein schreiben ;) ... Diana, Iuno vergeben, Venus reserviert ...


    [SIZE=7]edit: simoff ergänzt[/SIZE]

    Tja, mitunter war es eben Glücksache, ein Zeichen von der Glücksgöttin zu erhalten und heute schien es das Schicksal (mal wieder) nicht gut mit ihr zu meinen. So sehr Prisca auch allen Geräuschen der Umgebung lauschte und ihre Augen suchend umher schweiften, sie vermochte einfach kein ein-, zwei- oder ihretwegen auch mehrdeutiges Zeichen wahr zu nehmen. Dabei war an den Opfergaben nun wirklich nichts auszusetzen! Davon war Prisca jedenfalls überzeugt, als sie das Füllhorn gedankenverloren betrachtete.


    Wie lange kniete sie nun schon hier, wartend auf ein Zeichen? Ene gefühlte Ewigkeit! Und Minute um Minute verstrich ohne, dass etwas geschah. Nicht mal das leiseste Zwitschern eines Vogels, oder ein spürbarer Luftzug ... Nichts! Oder ist das etwa DAS Zeichen? ...Eben, dass absolut nichts geschieht?, überlegte Prisca während sie ungeduldig auf den Knien herum rutschte. Wahrscheinlich hole ich mir auf dem kalten Boden eher den Tod als, dass ich irgendwann Gewissheit haben werde, ob ich jemals schwanger werde ... Genervt schnaubte Prisca durch die Nase. Am liebste wäre sie einfach aufgestanden und gegangen, doch vielleicht war gerade das ihre Prüfung, welche Fortuna für sie ausgesucht hatte und sie müsste nur noch ein wenig länger ausharren, um der Göttin zu gefallen ... Welcher Mensch auf Erden wusste schließlich, was genau den Göttern gefiel und so musste man eben interpretieren und so lange herum probieren, bis man glaubte ene Antwort von oben erhalten zu haben.


    "Fortuna, schönste, klügste und anbetungswürdigste Göttin aller Göttinnen, wenn du mir meinen innigsten Wunsch erfüllst, dann ... dann werde ich dir zu Ehren ein Spektakel veranstalten lassen, von dem die Menschen noch in tausend Jahren sprechen werden", gab Prisca voller Überzeugung ein weiteres Versprechen ab, welches - ihrer Überzeugung nach - selbstverständlich in jeder Hinsicht ein Superlativ werden würde ...

    Warum er ausgerechnet mich heiraten will? Nun, weil er mich damit für immer an sein Geheimnis binden kann! Zu gerne hätte Prisca ihre Vermutung laut geäußert, doch durfte sie Scato nichts davon sagen. Niemandem dürfte sie jemals von dem Geheimnis erzählen! Das hatte sie Gracchus geschworen und daran hätte Prisca sich auch gehalten, wenn er sie nicht zur Gattin genommen hätte, … aber anscheinend vertraut mir Gracchus nicht genug. Warum sonst hätte er sich, so kurz nach dem Tod seiner Frau , eine Neue entschieden, wenn nicht aus diesem Grund? Weil ich ihm so gut gefalle? Pah! Wahrscheinlich wäre er viel lieber frei für seinen Geliebten, diesem widerlichen Kerl. Andererseits denkt er wohl, seine Passion künftig ausleben zu können, ohne sich mir gegenüber verstellen zu müssen, dachte Prisca mit leichter Verbitterung daran, dass sie womöglich ihren künftigen Gatten mit dem verhassten Decimer würde teilen müssen. Doch "kampflos würde sie ihren Mann auf keinen Fall aufgeben: Soll er sich ruhig mit seinem Liebhaber vergnügen, so lange er auch bei mir liegt, bis ich endlich schwanger bin!!


    Wenngleich Gracchhus nicht unbedingt der Wunschvater ihres Kindes (oder besser derer vieler) war, so blieb Prisca eben nicht unendlich Zeit, um besonders wählerisch in Bezug auf den Kindsvater zu sein. Wie sähe das jetzt aus, wenn ich seinen Antrag nachträglich zurück weise? "Oh seht mal her, die Witwe Prisca hält es nicht für nötig, einen Flavier zu heiraten. Ob er ihr nicht gut genug ist, oder zu alt?" Womöglich würden er und ich zum Gespött von ganz Rom! Und dann? Dann gäbe es am Ende niemals wieder eine Verbindung zwischen den Familien.Nein nein, das darf ich auf keinen Fall riskieren, ihn mit dem Wunsch zu brüskieren, mich mit einem anderen zu liieren … und das nicht nur des Reimes wegen. Warum? Warum nur, bist du nicht schon eher in mein Leben getreten? Und warum, ... musst ausgerechnet du mein Herz derart berühren, schweiften Priscas Gedanken wieder zurück zu Scato und wehmütig sah sie ihm in die Augen, als sie seine hoffnungsschwangere Frage hörte.


    Zu spät … oder nicht? … Nicht? … Es nie zu spät, hieß es doch immer so schön. Und dennoch sah Prisca keine Lösung und gab es in ihren Augen keinen Weg in eine gemeinsame Zukunft, in eine Ehe, die erfüllt sein könnte von leidenschaftlicher Lust und Liebe: "Ich denke, ich ...fürchte, es ist zu spät …", So sehr ich es auch bedaure, weil ich dich liebe kam es leise über Prisca´s bebende Lippen, gepaart mit einer Sehnsucht in ihren Augen, die ihre Liebesbezeugung kaum verhehlen mochte, während sie mit festerer Stimme weiter sprach: "Gracchus und mein Cousin haben die Ehe bereits ausgehandelt und diese womöglich schon nach außen getragen, da die Eintragung ins Eheregister zeitnah erfolgen soll. Wenn ich die Ehe JETZT absage, dann wäre das ein offener Affront gegenüber deine Familie. Hinzu käme möglicherweise der Spott der Leute. Das könnte die Beziehungen zwischen unseren gentes für immer zerstören. Das kann - und darf - ich nicht riskieren. Das verstehst du doch? …. Nein, es gibt wohl keinen anderen Weg als diesen. Was uns bleibt, ist zumindest die schöne Erinnerung und hoffentlich eine tiefe Freundschaft, die uns fortan verbinden mag" Mit einem tiefen Seufzer rang Prisca mit den Worten, die sie eigentlich nicht aussprechen wollte. Sie wollte Scato nicht nur als Freund, nein, sie wollte nach wie vor ihm gehören ...

    Heute war der Festtag der Göttin Fortuna! Sie war Prisca´s Lieblingsgöttin und deshalb war es für sie selbstverständlich, der Göttin an diesem Ehrentag ein Opfer darzubringen. Und zwar im Tempel am Forum Boarium, wo üblicherweise die adeligen Matronen zum Wohl ihrer Kinder und Schwestern beteten. Nun hatte Prisca leider weder Kinder noch Schwestern, doch das hielt sie nicht davon ab an jenem Festtag der Göttin des Schicksals zu huldigen, in der Hoffnung damit ihrem innigsten Wunsch nach einem eigenen Kinde endlich Vorschub leisten zu können.


    Zumal der Zeitpunkt zweifelsohne günstig gewählt war, nachdem Prisca unvermutet einen neuen Ehemann gefunden hatte. Lediglich gepaart mit der Ungewissheit, der sich gleichzeitig (aus dieser Verbindung) ergebenden Gelegenheiten, bezüglich der Zeugung eben jenes gemeinsamem Kindes.


    Denn eigentlich frönte ihr Zukünftiger lieber der gleichgeschlechtlichen Liebe und so würde er sich wohl kaum - trotz aller inspirativenLockungen mittels ihrer weiblichen Reize - regelmäßig zu ihr hingezogen fühlen und sich gar paarungsbereit zeigen wollen. Oder würde er am Ende doch wollen, wenn ich ihn verführen würde? Dem Zufall dürfte hier allerdings nichts überlassen werden, sodass Prisca alles daran setzen müsste, um endlich schwanger zu werden und für dieses Unterfangen würde sie primär ihren Ehegatten benötigen, sofern sie ihm nicht einfach ein Kuckucksei würde unterschieben wollen.


    Würde ..wollen ...werden …hätte ... könnte … müsste ich, ...verdammt nochmal!! …


    "Oh Fortuna, ich bitte dich demütig …" ..Arrrrghh, was heißt hier demütig? Hab ich dich nicht schon dutzend ...nein, hunderte Male darum gebeten, "dass du meinen Leib endlich mit der Frucht eines Kindes segnen mögest! Bitte, Fortuna! Du, als die höchste aller Göttinnen, die ich verehre wie keine Andere und der ich auf ewig dienen willl. In aller Demut und in tiefster Dankbarkeit, das schwöre ich auf Jupiters Stein"


    ...zusammen mit diesen Worten, legte Prisca das Füllhorn (mehr ein Bukett aus erlesensten Speisen und wertvollsten Gaben) auf der Stufe, vor der Statue der Göttin Fortuna nieder, vor der sie sich gleichzeitig auf den Knien niederließ, um somit ihre absolute Demut und Ergebenheit zum Ausdruck zu bringen: "Bitte, Fortuna, Göttin des Schicksals, gewähr mir diesen einen Wunsch und mache, dass mein neuer Ehemann sich zu mir hingezogen fühlt. … Lass seinen Samen in mir gedeihen, auf das ich ihm einen gesunden Sohn schenken werde. Um nichts weiter will ich dich jemals mehr bitten, Vielmehr will ich dir fortan - an jedem deiner Ehrentage - ein opulentes Opfer darbringen" ... und wie zum Zeichen ihrer ehrlich gemeinten Worte, beugte sich Prisca vor und streckte sich bäuchlings auf dem kalten Mamorboden aus, um ihrer Göttin die allergrößte Hochachtung entgegen zu bringen, die eine Patrizierin wohl bereit wäre, indem sie sich buchstäblich vor ihrer Angebetenden in den Staub warf.


    "Oh Fortuna, Göttin des Schicksals, Lenkerin aller Wünsche und Flüche, bitte erhöre mein Flehen und nimm mein Opfer wohlwollend an … ,wiederholte Prisca zum x-ten Mal ihren Wunsch und unterstrich selbigen mit einem Kuss, den sie auf die Stufen "ihrer Göttin" hauchte. Denn die Hoffnung starb (bekanntlich) zuletzt und somit auch ihr letzter Funke Ehrgefühl, den ignorierend sie sich hier in aller Öffentlichkeit, auf den Knien bittend wieder fand..und wenn nicht. Dann eben nicht! ICH werde schon Mittel und Wege finden um ein Kind zu bekommen, ICH, Aurelia Prisca, … so wahr ICH hier auf meinen Knien harre, schickte Prisca einen sehr leise gedachten Zusatz nach, der bestenfalls ihrer menschlichen Schwäche geschuldet war und weniger ihrer religiösen Verbundenheit ....

    In Anbetracht der Vielzahl der zu klärenden Dinge, die es im Zusammenhang mit den anstehenden Festivitäten zu klären galt, war es kaum verwunderlich, dass dem kleinen Widerborst kaum mehr Beachtung geschenkt wurde. Zumindest bis zu jenem Zeitpunkt, als der junge Flavius sich mit einer knappen Entschuldigung ins Vomitorium verabschiedete.


    Du meine Güte, dem Kleinen würde es wahrlich besser zu Gesicht stehen, wenn er ein bisschen weniger in sich hinein fressen würde, dachte Prisca nur als sie dem dicklichen Stiefsohn in spe (innerlich leicht angewidert) nach blickte. Nicht, weil seine Erscheinung sie abstieß, sondern vielmehr angesichts der unwillkürlichen Vorstellung, wie der Knabe sich in Kürze - wenig ästhetisch anmutend - übergeben würde.


    Pfui Spinne, schüttelte sich Prisca, denn sie hatte nie verstanden, weshalb man bei Tisch immerzu bis zum Erbrechen schlemmen musste, obgleich es ja durchaus nichts ungewöhnliches war, wenn jemand bei Tisch das Essen im Rückwärtsgang wieder oral dem Anblick der übrigen Anwesenden preis gab. Ein ästhetisher Anblick wäre dies niemals und genau aus diesem Grunde mochte Prisca diese gesellschaftliche Eigenart auch nicht.


    Aber jedem das Seine und deshalb verabschiedete Prisca den Kleinen mit einem verständnisvoll geheucheltem Kopfnicken, gepaart mit einem eher hilflos wirkendem Lächeln, angesichts der Ankündigung einer kurz bevorstehenden Emesis.


    Doch zuück zu der Frage, ob alle Notwendige besprochen wäre.


    "Von meiner Seite aus wäre alles Notwendige besprochen ..., warf Prisca fast beiläufig ein trotz der Tatsache, dass bezüglich ihrer Mitgift sicherlich noch ein wenig gefeilscht werden musste. Eine Aurelia wurde schließlich nie zum erstbesten Angebot "verscherbelt", aber darum musste sie sich eigentlich keine Gedanken machen. Schließlich besaß ihr Cousin Lupus genügend Verhandlungsgeschick und zweitens würden eine altehrwürdige gens wie die Flavier wohl kaum ein Angebot machen, wenn sie es nicht wirklch ernst meinen würden.


    Von daher konnte Prisca eigentlich sehr gelassen sein, nur war sie es eben aus dem einen Grund nicht, da sie sich (mal wieder) ausgerechnet in den falschen Flavier verliebt hatte ...

    Ach herrje, wo sind nur meine Manieren. Woher sollen die beiden meinen Namen auch kennen, nach all den vielen Jahren, dachte Prisca als Batiatus danach fragte und gab bereitwillig Auskunft:"Ich bin Prisca, die Tochter des Marius Aurelius Iustus. Außer mir wohnen zur Zeit noch Aurelia Lentidia, Titus Aurelius Durus und Sextus Aurelius Lupus hier in Rom" Es schadete sicher nicht, die Namen der übrigen Verwandten gleich mit zu erwähnen, denen die beiden Neuankömmlinge - früher oder später - begegnen könnten. Je nachdem für wie lange Drusilla und ihr Onkel gedachten hier in Rom zu bleiben, doch direkt danach zu fragen schickte sich nicht. Stattdessen schwenkte Prisca zurück auf die Erwähnung des Staus, der einen gewissen Aufhänger für die weitere Konversaton bot.


    "Ihr hattet Glück, dass ihr nur im Stau warten musstet. Bis vor kurzem waren die Tore Roms noch komplett geschlossen. Niemand durfte hinein, noch hinaus, nachdem der neue Kaiser so plötzlich und unerwartet ins Elysium gegangen ist. Hattet ihr denn davon gewusst, oder seid ihr gar aus einem anderen Grund nach Rom gereist?" Gut möglich, dass die beiden davon noch gar nichts mitbekommen haben, andernfalls .... "Die Totenspiele zu Ehren des Kaisers* finden übrigens bereits übermorgen statt, falls ihr Lust habt sie euch anzusehen" Ein Spektakel wie dieses gab es schließlich nicht alle Tage und wenn sie schon mal da waren ...



    Sim-Off:

    *) Ich habe die Ankunft zeitlich einfach mal so gelegt, dass der Besuch der Spiele möglich wäre - als Spielaufhänger, falls gewünscht

    In diesen Tagen war es für Prisca nicht einfach, einen tiefen und erholsamen Schlaf zu finden. Wieder einmal. Die Erinnerungen aus der jüngsten Vergangenheit waren keineswegs vergessen und angesichts des plötzlichen Ablebens des neuen Kaisers riefen sie ein mulmiges Gefühl hervor. Zwar sah es nicht danach aus, dass der Tod Palmas ein ähnliches Chaos auslösen würde, wie der seines Vorgängers, aber wer konnte das schon wissen. Schließlich hatte der Kaiser keinen direkten Nachfolger benannt und damit lag es nun in den Händen der Senatoren, über die Zukunft des Imperiums zu entscheiden. Blieb nur zu hoffen, dass sich die Entscheider schnell einig werden würden, denn Prisca mochte sich nicht vorstellen was sonst alles passieren könnte. Einen Bürgerkrieg hatte sie selbst mit erlebt. Doch selbst auf die Gefahr hin, dass eines Tages wieder ein Trupp Prätorianer das Haus stürmen könnte, zog sie es vor Rom in der jetzigen Situation nicht zu verlassen, so wie manch Andere.


    Also harrte Prisca der Dinge die kommen würden und schlug sich stattdessen so manch schlaflose Nacht um die Ohren, in der sie grübelnd und sinnierend durch die Gänge der villa wandelte. Zu ihrer Verwunderung herrschte heute unter den Sklaven ein wenig mehr Hektik, als sie es ansonsten um diese Uhrzeit von dem mobilen Mobiliar gewohnt war. "Was ist denn los? Warum schlafen die meisten Sklaven noch nicht?", herrschte sie den maior domus an, als dieser ihr zufällig über den Weg lief. "Herrin, oh welch glücklicher Zufall, dass du wach bist. Ich war mir nicht sicher ob ich dich wecken lassen soll, oder nicht" entgegnete der maior domus mit einem erleichterten Seufzer. "Mich wecken? Nun, wenn du keinen guten Grund vorzubringen hättest, dann solltest du das lieber nicht tun, außer, du möchtest unbedingt die Peitsche spüren", bedachte Prisca den Sklaven mit einem strengen Blick und amüsierte sich köstlich, wie sie ihn damit einschüchtern konnte.


    "J..j..ja, aber ja doch, Herrin. Niemals und unter gar keinen Umständen, würde ich dies wagen …", stammelte der maior domus verängstigt und mit einer tiefen Verbeugung. "Es ist nur so, dass ...ehm, ich dachte nur es ist ein guter Grund, …. weil soeben deine Verwandtschaft angekommen ist. Genauer gesagt, Aurelia Drusilla und ihr Onkel"
    "Drusilla und ihr Onkel?", wiederholte Prisca den Namen bemächtig und sie musste kurz nachgrübeln, welcher Linie des Familienstammbaumes sie diesen zuordnen sollte: "Ach ja, die Tochter des Commodus", fiel es ihr dann wieder ein: "Ist gut, Sklave. Geh wieder an deine Arbeit. Ich werde die Ankömmlinge begrüßen", entschied Prisca kurzerhand und scheuchte den maior domus mit einer Handbewegung weiter.


    Kurze Zeit später betrat Prisca das tablinum, in dem die beiden Aurelier warteten. Zum Glück weilten keine anderen Gäste hier, denn sonst hätte Pisca die Gesichter wohl kaum wieder erkannt. Oh, wie hübsch sie ist!, bedachte Prisca zuerst Drusilla (und dann den Onkel) mit einem aufmerksamen Blick und einem freundlichen Lächeln: "Salvete! … Ich habe soeben von eurer Ankunft erfahren und wollte es mir nicht nehmen lassen, euch zu begrüßen", richtete Prisca freundlich das Wort an beide. "Ich hoffe ihr hattet eine angenehme Reise und habt ihr alles zu eurer Zufriedenheit vorgefunden? … Ihr seid sicher sehr müde und erschöpft und dennoch würde mich brennend interessieren, was ihr von eurer Reise zu berichten habt", erkundigte sich Prisca weiter nach dem Wohl der Gäste und da es momentan ihr oblag das Haus zu führen, gab sie nebenbei den Sklaven einige Anweisungen um sicher zu gehen, dass Drusilla und ihr Onkel auch die schönsten Gemächer und sämtlichen Komfort erhalten würden.

    Salve Magnus und danke für die Info.


    Drusilla wird bereits erwartet :dafuer:
    Herzlich willkommen in der Familie!


    Wie schon erwähnt, soll der Vater Lucius Aurelius Commodus sein.
    Den Namen der Mutter würden wir gerne nachreichen.


    Außerdem bräuchten wir noch einen lebenden NSC-Onkel, wegen der Tutela für Drusilla.
    Wenn das geht, bitte Lucius Aurelius Batiatus Minor als Sohn des Lucius Aurelius Batiatus eintragen.


    Vielen Dank und
    LG


    Prisca

    Gute Miene zum bösen Spiel? Wie soll das funktionieren. Ich an Gracchus`Seite und Scato … will zu den Legionen und sein Tribunat leisten? Prisca sah Scato entsetzt an als sie sich vorstellte, wie er womöglich irgendwo in einer Provinz sein Leben, im Kampf gegen die Feinde Roms riskieren würde. Nein, diese Vorstellung war zu schrecklich! Warum nur ich? Prisca biss sich auf die Zunge und schwieg, obwohl sie den (ihrer Ansicht nach) wahren Grund zu kennen glaubte: Damit ich das delikate Verhältnis zwischen Gracchus und diesem widerlichen Decimus niemals verraten werde, denn das würde ihm womöglich seinen guten Ruf im Senat und in ganz Rom kosten. Eine Männerliebe und noch dazu mit einem ehemaligen Günstling des Vesculariers. Hätte Prisca nicht absolute Verschwiegenheit geschworen, so hätte sie Scato womöglich davon erzählt, doch ihr Ehrgefühl verbot ihr selbiges zu tun, wofür sie sich innerlich furchtbar schämte.


    "Flavius Gracchus wollte mir mit seinem Eheversprechen womöglich nur Gutes tun.", fand Prisca schließlich eine fast schon ironisch klingende Begründung: "So erspart er mir die Schmach, fortan als unfruchtbar geltende Witwe mein Dasein hier in Rom fristen zu müssen. Denn wer will schon eine Frau wie mich zur Gattin, die immer noch keine Kinder zur Welt gebracht hat? Wie du vielleicht weißt, habe ich meinem verstorbenen Ehemann Beizeiten keinen Nachkommen schenken können." An wem von beiden es tatsächlich gelegen haben mochte, wissen wohl nur die Götter. Vielleicht hatte es auch nur an genügend Gelegenheiten gemangelt, ehe Piso durch sein frühzeitiges Ableben endgültig einen Schlussstrich unter die Familienplanung gezogen hatte.


    "Nur eine Fehlgeburt vermag ich vorzuweisen und das in meinem Alter. So gesehen bin ich wahrlich nicht DIE ideale Ehefrau für so manchen aufstrebenden Römer. Auch für dich nicht", kam es schwer über Pricsas bebende Lippen während sie Scato wehmütig ansah: "Du vermagst es tatsächlich in dir zu haben, dass Rom dir eines Tages zu Füßen liegen wird. Und nichts wünsche ich mir sehnlicher, als diesen Tag miterleben zu dürfen." Ein flüchtiges Lächeln begleitete diesen aufrichtigen Wunsch, ehe ihre Mundwinkel wieder ernst und traurig nach unten glitten:


    "Ach wen ich dir doch nur garantieren könnte, dass ich ..."Ein tiefer Seufzer entrang sich Priscas Brust: "dir einen gesunden Sohn schenken könnte, dann … würde ich ALLES dafür tun. Selbst meinen Tod würde ich klaglos hinnehmen mit dem Wissen, dass dieses Kind von dir wäre. Es kostete viel Überwindung das alles zu sagen und dennoch wollte Prisca nicht, dass Sacto sich wegen ihr für immer grämen würde, oder er gar eine Dummheit begehen würde.


    "Du darfst deine Karriere wegen mir nicht aufs Spiel setzen, hörst du! Versprich mir das. … Du bist ein sehr guter Politiker, aber kein guter Soldat!"Wer von beiden gefährlicher lebte, stellte Prisca mal dahin und auch wenn das jetzt seltsam klingen mochte, so war ihre Überlegung recht simpel: Das Blut EINES Politiker wird wenigstens vor aller Augen, auf den Stufen des Senats vergossen während das eines Soldaten - unter Tausenden - auf einem staubigen Schlachtfeld versickern würde. . Soldaten mochten Helden sein, doch Prisca brauchte keine Helden und schon gar keine Toten. Sie wollte im Grunde nur einen Mann, dem sie ihr ganze Leidenschaft, ihre Lust und ihr Vertrauen schenken wollte. Einen Mann wie Scato! Doch das Schicksal verwehrte ihr diesen Wunsch:"Auch für mich wird es schwer sein, dir jeden Tag zu begegnen und dir so nah zu sein in dem Wissen, dass wir fortan füreinander unerreichbar sind." Eindringlich sah Prisca zu Scato auf und obgleich ihre Augen voll Tränen schwanger schimmerten, huschte ein aufmunterndes Lächeln über ihre Lippen: "Und dennoch will ich zu dir halten und immer für dich da sein, egal was kommen wird …"

    So, hier wären die Familienverhältnisse für Aurelia Corvina mit der Bitte um Eintragung in den Stammbaum:


    Vater: Quintus Aurelius Corvus (Sohn von Numerius Aurelius Fulvus und Antonia Iavolena)
    Mutter: Calpurnia Alimenta


    Vielen Dank! :)

    "Ja, die Götter spielen wahrlich ein tragisches Spiel mit uns", stimmte Prisca niedergeschlagen zu und blickte dabei auf Scato´s Hand, in der die ihre ruhte. Ist es tatsächlich ein von Göttern gelenktes Spiel? Ein Spiel dessen Regeln wir weder kennen noch mitbestimmen dürfen? Wenn ja, so standen sie beide im Augenblick wohl eindeutig auf der Verliererseite. Diese Überlegung setzte Prisca noch mehr zu, denn so betrachtet wollte und konnte sie sich absolut nicht damit abfinden, dass zwischen ihr und Scato von nun an nichts mehr sein durfte. Keine Gefühle, keine Zuneigung ...keine Leidenschaft …


    "Wer sagt denn, dass wir nichts mehr für einander empfinden dürfen? Die Götter? Die Gesellschaft? Wer bestimmt denn die Regeln in diesem tragischen Spiel und wer will uns letztendlich verbieten, bei diesem Spiel mitzuspielen? Was haben wir schon großartig zu verlieren, wenn augenscheinlich ohnehin NUR der Wille der Götter geschieht?", kam es trotzig und aufbegehrend zwischen Priscas bebenden Lippen hervor, als sie ihre Augen wieder auf Scatos Antlitz richtete: "Ich möchte nicht, dass der Götter grausames Spiel all das zerstört, was zwischen uns ist" Tja, was war das schon? Im besten Fall ging es um ein paar harmlose Küsse und einen "Ein-Tages-Flirt" wenn man das Treffen in Pygri so bezeichnen mochte.


    Allerdings war Prisca überzeugt, dass auch ihr werter Gatte in spe - Manius Flavius Gracchus (mit dem sie so manches "delikates" Geheimnis teilte) - nach der Eheschließung kaum von seinen Gefühlen und Neigungen würde Abstand nehmen nur, weil er sich nunmehr in der Verantwortung gegenüber einer Frau sah, deren Reize ihn kaum zu beeindrucken vermochten im Vergleich zu seinen gleichgeschlechtlichen Artgenossen. Selbst das hätte Prisca noch hingenommen aber die Tatsache, dass ausgerechnet dieser eine Widerling, der sie entführt und gedemütigt hatte ihr größter Konkurrent wäre … nein, warum soll ich mich nicht auch vergnügen dürfen und mein Leben weiter leben? Mit wem auch immer, denn das Leben war einfach zu kurz …


    "Können wir uns nicht weiterhin nahe stehen? Uns gegenseitig Wärme und Zuneigung spenden? So wie Freunde es eben tun, oder gar ... wie Bruder und Schwester?" Zugegeben wäre das nur ein schwacher Trost, eine Notlösung sozusagen, im Vergleich zu den Möglichkeiten wie sie Liebenden zur Verfügung standen. Aber immerhin wäre es ein Ansatz, ein erster Schritt und eine Lösung, um sich nicht gänzlich voneinander loszusagen:"Bitte! ...Bitte sag mir, dass du immer noch etwas für mich empfindest. Zumindest soviel, dass du mit mir unter einem Dach leben- und mir weiter in die Augen blicken kannst, wann immer wir uns begegnen." Als wäre die Realität für sie beide nicht ohnehin schon schwer genug zu ertragen, so hoffte Prisca inständig, dass sie beide wenigstens in ihren Träumen würden glücklich werden können ...