Beiträge von Aurelia Prisca

    Je länger ich darüber nach denke … desto unsicherer wurde Prisca in Bezug auf das was sie eigentlich wollte. Ja was will ich eigentlich? Eine schnelle Vermählung? Oder doch lieber mehr Zeit um die Entwicklung der Dinge zu verarbeiten? Ein pompöses Fest, oder eher eine bescheidene Feierlichkeit? Innerlich war Prisca hin und hergerissen zwischen den Standesdünkeln und ihren Gefühlen und selten hatte sie sich dabei so hilflos und verloren gefühlt wie in diesem Moment da ihre Gedanken ganz bei Scato waren. Ich muss mit ihm reden! Nur was soll ich ihm sagen? Dass es - außer der schönen Erinnerung - keine Zukunft für sie beide gäbe? Nein, das kann …. das will ich ihm nicht sagen. Doch bleibt mir nichts anderes übrig.


    Prisca fand einfach keine Lösung und keinen Ausweg. Natürlich hätte sie sich mehr Bedenkzeit ausbitten - oder eventuell der Verbindung gar widersprechen können. Allerdings wusste sie auch, dass sie sich das als kinderlose Witwe nicht leisten durfte. Ganz abgesehen von den Auswirkungen, die eine Zurückweisung wahrscheinlich auf die Beziehungen mit den Flaviern gehabt hätte. Je länger ich darüber nachdenke … desto sicherer war Prisca, dass sie sich in dieser Situation so verhielt, wie es von ihr erwartet wurde. Vor allem ihr Cousin Lupus hätte wohl kaum Verständnis dafür gehabt, wenn sie Gracchus einen Korb gegeben hätte.


    "Es ist mir genehm, wann immer du unsere Verlobung offiziell bekannt geben möchtest", antwortete Prisca schließlich auf die Frage nach der baldigen Eintragung der Verbindung und auch wenn es sie innerlich viel Überwindung kostete, so mochte man es dem gespielt erfreut wirkendem Lächeln nach außen hin nicht anmerken. Blieb noch die Frage nach der Dimension der Feierlichkeit und auch hier galt es zwischen Angemessenheit und Wunschdenken genauestens abzuwägen. Natürlich wollte Prisca ein Fest, dass ihrer Person angemessen war. Doch ein flüchtiger Seitenblick auf den anwesenden Sprößling aus der ersten Ehe erinnerte sie daran, dass es in der Familie - wie auch in der Öffentlichkeit - nicht ganz so gut ankommen könnte, wenn die Hochzeit der Zweitfrau die Feierllichkeit, der ersten Frau an Gracchus Seite komplett in den Schatten stellen würde.


    Andererseits konnte man es sich in ihren Kreisen auch nicht erlauben, allzu zu bescheiden aufzutreten, da man wiederum schnell der Verruf des Geizes oder des "verarmten Adels" angehängt bekam.

    "Ich denke wir sollten die Länge der Gästeliste in erster Linie von denjenigen Personen abhängig machen, die für unsere beiden Familien von politischem Nutzen sind. Außerdem dürfte das Ereignis - nach all der schweren Zeit die hinter uns liegt - eine willkommene Gelegenheit sein, um alte und neue Freundschaften zu pflegen und aufzufrischen. Ich fürchte nur, dass sich dies alles nur schwer mit einem kleinen Kreis an Gästen vereinbaren lässt, nicht wahr?" fand Prisca eine (ihrer Meinung nach) recht diplomatische Antwort auf die Frage nach der Zahl der Gäste. Nach dem Umfang des Unterhaltungsprogrammes hatte Gracchus ja (noch) nicht direkt gefragt:Eine exotische Tierschau, Gaukler, Musik, Spiel, Spaß, Gesang und Tanz, eine opulente Festtafel, protzige Deko … das Übliche eben. Von nicht mehr und nicht weniger ging Prisca zumindest bis dato aus.

    Dich nie vergessen, wie sollte ich auch?… Dir aber auch nie mehr so nah sein dürfen, wie damals in Pyrgi. Wie soll ich das nur ertragen? Prisca seufzte tief und wehmütig blickte sie Scato dabei ini die Augen. Seine Worte klangen so endgültig und ohne jede Hoffnung. Wie sollte das zwischen ihnen nur weiter gehen … auch wenn nichts mehr zwischen ihnen weiter gehen durfte … es aber irgendwie musste es ja weiter gehen…


    "Die Verlobung soll baldmöglichst schon bekannt gegeben werden. Die Hochzeit wird allerdings erst nach der Domitilla´s, mit dem Tiberer stattfinden. Ein genauer Termin steht somit noch nicht fest", antwortete Prisca fast schon erleichtert klingend, als ob ihnen dieser zeitliche Aufschub etwas bringen würde. Die Realität sah anders aus. Was soll und kann Scato schon daran ändern? Nichts! ...Und ich kann erst recht nichts daran ändern.


    "Mögen die Götter mich verurteilen und strafen für meine Gedanken, doch ich kann einfach nicht anders. Ich muss immerzu an dich und an die schöne Zeit in Pygri denken. … Nur du und ich", wisperte Prisca und ihr sehnsüchtiger Blick in seine Augen verrieten wohl das Wunschdenken dahinter, auch wenn es keine Möglichkeit gab dieses laut auszusprechen: Ich wünschte mir, wir hätten es einfach getan! Vereint in Lust und Leidenschaft, unseren Gefühlen folgend und keinen einzigen Gedanken an die Konsequenzen verschwendend. Doch die Zeit ließ sich leider nicht zurück drehen, geschweige denn aufhalten. Nur die Zukunft, die könnte man womöglich ändern oder neu gestalten, oder bliebe auch dies - für immer und ewig - ein unerfüllbarer Wunschgedanke? ....

    "Ja, warum ich?", tonlos und resigniert klingend wiederholte Prisca die Frage, auf die selbst sie keine rechte Antwort wusste. Doch halt! So ganz stimmte dies nicht, denn Prisca hatte durchaus eine Vermutung: Es ist, weil Gracchus meinem Wort allein nicht traut, dass ich niemals und niemandem sein Geheimnis verraten werde. Er will ganz sicher sein, indem er mich durch das Ehegelübde an sich bindet. Das war zumindest der einzige plausible Grund der Prisca einfiel, nachdem sie sich stunden- und tagelang das Gehirn darüber zermartert hatte, weshalb Gracchus ihr wie aus heiterem Himmel einen Antrag gemacht hatte.Oder will er mich nur heiraten um zu beweisen, dass nicht sein Verwandter Piso Schuld daran gewesen ist, dass ich ihm in unserer Ehe keine Kinder schenken konnte So recht mochte Prisca an diese Version nicht glauben, doch würde sie diese Scato noch eher mitteilen können, als das Geheimnis um Gracchus´ Liebschaften.


    "Ich weiß es nicht.", entschied Prisca kurzerhand, nichts von ihren Gedanken preis zu geben, auch wenn es ihr schwer fiel sich nicht mitzuteilen. Oh ihr Götter, warum nur darf ich nicht Scato heiraten und mit ihm glücklich sein? Diese Frage quälte Prisca noch mehr, nun da sie seine Reaktion beobachtete. Scato wirkte schockiert und fassungslos, doch er verachtete sie nicht - nicht sie - sondern wohl eher seinen Verwandten. Seine Augen glänzten den ihren gleich, voller Tränen und dieser Anblick versetzte Prisca einen schmerzhaften Stich ins Herz, in dem Augenblick da er ihre Hand ergriff.


    Dankbar umschlossen Priscas Finger sofort die Seinen und einer Ertrinkenden gleich zog sie sich schluchzend an ihn, hob dabei sanft seine Hand an, führte sie an ihre Lippen und hauchte einen Kuss auf seine Haut: "Sag mir bitte, dass ich träume und wir immer noch in Pyrgi sind. … Nur wir beide. Am Stand … und über uns die Sterne, funkelnd und hell. Ich wünschte wir wären dort. Nur du und ich. Ach wär ich doch nur frei für ....Dich", wisperte Prisca mit versagender Stimme und ihr Herz schlug wie wild in ihrer Brust. Sie durfte das eigentlich nicht sagen, nicht einmal daran denken und schon gar nicht durfte sie ihm so nahe sein und doch konnte und wollte Prisca ihre Gefühle nicht verbergen - auch auf die Gefahr hin, es damit für sie beide nur noch schlimmer zu machen.

    Bei allen guten Götter. Er ...er hat tatsächlich keine Ahnung was passiert ist. Einen Wimpernschlag lang sah Prisca geistesabwesend durch Scato hindurch. Sie hatte keinen Zweifel an der Aufrichtigkeit seiner Worte und dabei hatte sie so sehr gehofft, dass er etwas anderes gesagt hätte. Dann hätte sie wenigstens einen Grund gehabt, ihn für die Unverschämtheit zu beschimpfen: Wie konntest du es nur wagen, so mit meinen Gefühlen zu spielen. Doch diese Absolution gab Scato ihr nicht. So sehr seine Ehrlichkeit erfreute, so sehr tat die bittere Erkenntnis weh, dass aus ihren Gefühlen und der gegenseitigen Zuneigung, in Zukunft niemals mehr erwachsen dürfte als bestenfalls eine gute Freundschaft. Nur Freunde sein? Nichts weiter? Eine Träne stahl sich aus Priscas linkem Auge und sie rann - wie in Zeitlupe - über ihre Wange, denn tief in ihrem Herzen hatte sie in Scato weit mehr als "nur" einen guten Freund gesehen. Viel mehr! Bereits auf dem Rückweg von Pygri hatte Prisca von einer gemeinsamen Zukunft mit Scato geträumt. Von einer Zukunft, die geprägt wäre von Zuneigung, Leidenschaft und … ja, von Liebe, doch dieses Wort würde nun für immer ein Mysterium bleiben.


    Prisca musste wahrlich mit den Tränen wie auch mit den Worten ringen, die kaum aussprechbar waren, angesichts der Tatsache, dass sie damit jegliche Illusion von einer gemeinsamen Zukunft zerstören würde. Doch es führte wohl kein Weg daran vorbei:


    "Dein Verwandter … Ma ...Manius Flavius Gracchus, er … er hat an diesem Abend verkündet, dass er mich zur Frau nehmen will … Der guten Beziehungen unserer Familien wegen und mein Cousin hat der Verbindung zugestimmt. Die Hochzeit soll nach der Domitilla´s mit Tiberius Lepidus stattfinden. Außerdem hat Gracchus die Spiele, die ich zu Ehren deines Wahlsieges veranstalten lassen wollte als für einen solchen Anlass als zu großzügig betrachtet. Aus diesem Grunde sollen die Spiele nunmehr einer möglichen neuen Kandidatur deiner Person dienen und mit der Bekanntgabe meiner Hochzeit verbunden werden." Schluchzend kam die ganze bittere Wahrheit über Prisca´s bebende Lippen und man sah ihr deutlich an, dass sie keineswegs Freudentränen vergoss während sie Scato verzweifelt, entschuldigend und hilfesuchend zugleich in die Augen sah.


    Was hätte ich denn darauf erwidern sollen? Ich war völlig ahnungslos und wurde regelrecht von dieser Entwicklung der Dinge überrumpelt. Das mit der Hochzeit UND den Spielen! Hätte ich denn ein Zerwürfnis unserer Familien riskieren sollen??? Stumm vermochten Priscas Augen diese Entschuldigung zu vermitteln, die sie jedoch nicht laut aussprechen durfte.


    Wie würde Scato diese Neuigkeiten wohl aufnehmen? Prisca stand immer noch schluchzend da und rang mit ihrer Fassung. Sie ging vom schlimmsten aus, nämlich, dass Scato sich wortlos umdrehen- und gehen würde. Nein bitte tu mir das nicht an. Bitte, nur das nicht. Bitte! … Gib mir die Schuld, beschimpf mich, schlag mich … Nur, bitte sag etwas! Prisca sah flehentlich und sehnsüchtig zu Scato auf, denn sie wünschte sich in diesem Augenblick nichts mehr als, dass er sie einfach in den Arm nehmen würde, oder er wenigstens ein paar tröstende Worte finden würde. Sollte dieser Wunsch schien genauso weit entfernt zu sein, wie eben der nach einer gemeinsamen Zukunft mit ihm. Wenn uns schon nicht das Glück der Ehe vergönnt sein mag, so zumindest das Glück einer guten Freundschaft. Oder vielleicht sogar mehr? Die Hoffnung starb bekanntlich zuletzt und mit ihr glaubte Prisca an ihrem gebrochenen Herzen sterben zu müssen, welches - wie zum Trotz - gerade umso wilder in ihrer Brust schlug ...

    Nur wenige Tage lagen zwischen dem Ausflug nach Pygri, der cena bei den Flaviern und dem heutigen Tag und doch hätten diese Tage ereignisreicher nicht sein können. Prisca war völlig verwirrt und innerlich aufgewühlt. Immer und immer wieder hatte sie über die Entwicklung der Dinge nach gegrübelt ohne, dass es ihr etwas gebracht hätte in Bezug auf die eine Frage: Warum ...???


    Gerade las Prisca zum XVII-ten Mal die beiden letzten Zeilen des Gedichtes, als sie Schritte und eine vertraute Stimme in ihrem Rücken vernahm. Mit einem erfreut klingenden Seufzer wandte sie sich um und ein Lächeln umspielte flüchtig ihre Lippen, als sie die wenigen Schritte auf Scato zuging, die sie noch trennten. Vor ihm angekommen, wich der erfreut wirkende Glanz aus Prisca´s Augen jedoch einem eher wehmütigem Blick, mit dem sie ihn sekundenlang bedachte. Ihre Gefühle für ihn konnte Prisca schwerlich verbergen und umso schmerzlicher war die Erkenntnis, dass sie ihre ihre gefühle für ihn künftig würde tilgen müssen trotz allem, was zwischen ihnen geschehen war und noch hätte geschehen können. Für immer! Eine schmerzliche und dennoch schöne Erinnerung, die bleiben würde, auch wenn die Erkenntis darob mehr als schwer fiel.


    "Ich ...ich freue mich sehr, dass … du hier bist", begann Prisca unsicher und mit leicht belegter Stimme zu sprechen. Sie musste sich kurz räuspern, denn beinahe hätte sie der Versuchung nachgegeben, sich einfach an Scato zu schmiegen (so wie vor Tagen im Meer) und ihn um einen Kuss zu bitten. Aber nein! Das darf nicht sein! Nicht mehr und nie wieder … werde ich so in Wonne zerrinnen dürfen, so wie in jenen entzückenden Sekunden, in denen ich hab empfunden, als unsere Seelen verwirrend ineinander geflossen sind …


    Prisca hatte keine Ahnung wie sie sich von nun an gegenüber Scato verhalten sollte und sie hatte arge Bedenken, dass es ihr jemals gelingen würde wieder zur "Normalität" zurück zu kehren. Dazu waren sie fast schon einen Schritt zu weit gegangen, oder? Gleichsam wie ihr Verstand mit dieser einen Frage zu kämpfen hatte, schlich sich noch eine weitere plagende Frage in ihr Gehirn: Hat er am Ende gar gewusst, dass Gracchus mir einen Heiratsantrag machen will? Es lagen ja nur wenige Tage zwischen diesen beiden Ereignissen und deshalb erschien Prisca diese Vermutung gar nicht so abwegig, nämlich, dass die Flavier bereits im Vorfeld die künftigen ehelichen und politischen Beziehungen zwischen ihnen und den Aureliern besprochen hatten.


    "Hast du davon gewusst? ...Von der cena! Und zu welchem Anlass ich eingeladen worden bin? ….Warum? Warum hat man mir den wahren Grund denn nicht vorab mitgeteilt?", unter tränenschwangeren Augen sprudelten möglicherweise verwirrend klingende Worte aus Prisca´s Mund, doch waren ihre Gedanken zu sehr verwoben in dem Netz aus Erinnerung, Wunschdenken und bitterer Erkenntnis als, dass sie in diesem Moment - der Verzweiflung nahe - hätte klarer denken können. ...

    Berechnend … Im Grunde war jeder Mensch berechnend, so auch Prisca und deshalb bedurfte es eigentlich keiner Erklärung. Diese würde Gracchus ihr ohnehin nicht liefern, da die Flavier genauso wenig familieninterne Entscheidungen nach außen tragen würden, wie die Aurelier es tun würden. Egal, wie eng die beiden gentes miteinander verbunden wären. Den Frauen wurden politische Entscheidungen ohnehin nicht immer mitgeteilt, da hierfür keinerlei Notwendigkeit bestand und insbesondere dann nicht, wenn es "nur" um eheliche Verbindungen ging. Warum auch? Schließlich wurde stets dafür gesorgt, dass die Bräute nicht unter Wert verkauft wurden und es wäre wohl müßig gewesen in Domitilla´s Fall weiter darüber streiten zu wollen, ob die Tiberer tatsächlich eine schlechte Partie wäre nur, weil dieser seine Schwester an einen homo novus "verschachert" hatte. Sei´s drum! Es ist - wie es ist. Domitilla würde mit der Entscheidung ihres Vaters ebenso leben müssen, wie Prisca es mit der von Gracchus und ihrem Cousin würde tun.


    Das Thema Heirat war damit abgeschlossen! Fast, denn der Zeitpunkt der Spiele hing nunmehr im Wesentlichen von den Terminen der beiden geplanten Hochzeiten ab.


    "Nun einen genauen Zeitpunkt hatte ich noch nicht ins Auge gefasst. Dieser wäre allerdings ohnehin Makulatur, nun, da gleich zwei Hochzeiten in die Planungen mit einzubeziehen sind", entgegnete Prisca gelassen wirkend, auch wenn es ihr innerlich missfiel sich nach dem Termin für Domitilla´s Hochzeit richten zu müssen. Hoffentlich wird diese Ehe schnell und leise geschlossen, damit ich nicht noch eine Ewigkeit warten muss, dachte Prisca in Hinblick auf die Tatsache, dass sie nicht jünger wurde. Nicht, dass sie deshalb Torschlusspanik gehabt hätte. Neeeeeiiiinnnnn! Niemals! Wo denkst du hin?! Aber so langsam war es wirklich an Zeit zu beweisen, dass der Makel der Kinderlosigkeit nicht ihrem Leib zu zu schreiben war. Vielmehr waren andere Umständen daran schuld - oder besser gesagt: Einer ganzen Reihe von unglücklichen Umständen!


    Diese alle aufzuzählen zu wollen würde wohl den Umfang sprengen, doch gab es genügend Ereignisse in ihrem Leben, die Prisca davon überzeugten, dass es nicht an ihr gelegen haben konnte, noch immer keinem Kind das Leben geschenkt zu haben: Allein die Entwicklung der letzten Jahre - angefangen von der Ehe mit Piso, über die Fehlgeburt, seinem Tod, bis hin zu dem Trauerjahr und dem Folgen des Bürgerkrieges …


    Letzteres Ereignis war zweifellos die schwierigste und einscheidenste Phase in Prisca´s bisherigem Leben, in welcher der Wunsch nach einem Kind keineswegs an erster Stelle gestanden hatte. Hätte ich mich denn glücklich schätzen sollen, von irgend einem unbekannten Soldaten vergewaltigt zu werden? Nur um zu beweisen, dass ich sehr wohl Kinder bekommen kann? zog Prisca gedanklich Bilanz und sie war felsenfest davon überzeugt, dass es in ihrem Leben einfach nur an genügend Gelegenheiten gemangelt hatte um zu beweisen, dass sie sehr wohl im Stande gewesen wäre genügend Kinder zu bekommen.


    Doch was nützte ihr diese Erkenntnis, im Hinblick auf die bevorstehende Ehe mit Gracchus und der Zeit, die ihr noch bleiben würde? Zweifellos müsste sie die Frenquenz der Kopulationen deutlich steigern, was angesichts der geschlechtlichen Gesinnung ihres zukünftigen Gatten nicht ganz einfach werden würde. Zumal er schon zwei Nachkommen gezeugt hatte (was ihm womöglich genügte), sodass er am Ende gar keinen Bedarf an einer weiteren heterosexuellen Verbindung, zum Zwecke der Fortpflanzung seiner Gene, als zwingend erforderlich betrachten würde.


    Das allerdings würde Prisca mit allen Mitteln zu verhindern versuchen, denn sie wollte unbedingt ein Kind und das so sehr, dass sie nichts unversucht lassen würde um ihren Willen zu bekommen: Ich will ein Kind und ich werde es bekommen! Wenn nicht mit Scato, dann mit Gracchus! Ich muss nur seinen Verstand soweit vernebeln und seine Libido derart steigern, dass es ihm am Ende egal ist, wen er vor sich hat. Zum Glück gibt es dafür entsprechende Pulver und Tränke, glaubte Prisca sich helfen zu wissen - wenn es denn darauf an käme - indem sie regelrecht verschwörerische Gedanken entwickelte …


    "Je länger ich darüber nachdenke, umso mehr komme ich zu der Erkenntnis, dass wir die Spiele am besten losgelöst von den Terminen der Hochzeiten betrachten sollten. ... Denn ich würde mich sehr freuen, wenn du und ich - wenn wir - unsere Ehe so bald wie möglich "offiziell" bekannt geben könnten. Die Spiele können wir immer noch im Namen unserer beiden gentes ausrichen, wann immer wir wollen. Was meinst du? ",richtete Prisca schlussendlich die Frage wieder an ihren Ehemann in spe, in der Hoffnung, dass er ihre Gedankengänge nur bis zu dem Wunsch nach einer baldigen (und einvernehmlichen) Verbindung würde nachvollziehen können ...

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala


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    Als der Name ihrer Herrin fiel, glaubte Mara eine leichte Veränderung im Gesichtsausdruck des Consuls festzustellen und auch seine Worte entsprechen ganz dem, was ihre Herrin wohl erwartet (oder zumindest erhofft) hatte. Diese Antwort dürfte die Laune der domina sicher für eine gewisse Zeit heben, dachte Mara zufrieden, auch deshalb, weil sie zum Glück keine Ewigkeit darauf hatte warten müssen.


    "Vielen Dank, Herr! Deine Worte werden meine Herrin mit Sicherheit erfreuen. Vale bene, Herr",bedankte sich Mara mit einer tiefen Verbeugung und verharrte in dieser zum Abschied, bis der Consul samt Gefolge an ihr vorüber war.


    Anschließend nickte sie dem alten Ianitor kurz zu und machte sich auf den Weg zuück zur villa Aurelia.

    Zitat

    Original von Titus Duccius Vala
    "Nun... also...", ... "Bist du hier, um etwas zu berichten, Weib? Dann berichte."


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    >>Auwei, das wird heute nix mehr<<, dachte Mara sofort, noch während der Alte seine grauen Zellen bemühte. Typisch Herrin. Ein kurzer Brief hätte es auch getan! Den hätte Mara dem Ianitor einfach in die Hand drücken können und gut wär´s gewesen. Doch nein, stattdessen ...


    ... tauchte unvermittelt ein Menschenpulk an der Türe auf.


    Mara spang erschrocken zur Seite und blickte verwirrt vom Ianitor zu dem Mann, der das Wort an sie richtete. War DAS der besagte Consul??? Sehr wahrscheinlich war er es und er schien sehr in Eile und nicht gerade geduldig zu sein.


    "Ich ... also ... mein Weib, ähm ich meine natürlich ... meine Herrin... ", verhaspelte Mara sich prompt vor Schreck, ehe sie die zu überbringenden Worte fand: "... Aurelia Prisca richtet dir herzliche Grüße aus. Sie bedankt sich für dein schönes Geschenk und sie bittet dich um ein persönliches Gespräch, sobald es dir deine Termine erlauben."

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    Mit großen Augen verfolgte Mara, wie der rüstige Ianitor etwas mühsam aber durchaus zügig die massive porta aufzog. Sie wunderte sich ein bisschen, dass ein so alter Mann diese schwere Aufgabe hier erfüllen musste. Meistens bewachten doch starke, große und angsteinflößende Schlägertypen die Türen. So wie Leone (der aurelische Ianitor)! Wobei Mara natürlich wusste, dass Leone im Grunde ein ganz Lieber war, auch wenn sein Äußeres einen anderen Anschein hatte. Sei´s drum ...


    "Salve!", nickte Mara dem Alten freundlich lächelnd zu: "Meine Herrin, Aurelia Prisca, schickt mich. Ich soll Consul Duccius Vala eine Nachricht von ihr überbringen. Ist er denn zufällig zugegen und hätte er kurz Zeit, um mich anzuhören?", unterstrich Mara ihre Frage mit einem bittenden Blick, mit dem sie den Ianitor erwartungsvoll anblickte.

    Ein zufriedenes und gleichermaßen erfreutes Lächeln erschien auf Priscas Lippen. "Nun, wenn es denn dein ausdrücklicher Wunsch ist, so bin ich sehr gerne bereit, dir diesen Wunsch zu erfüllen", gab Prisca sich ein wenig geziert, obgleich sie nur zu gerne zu stimmte. Natürlich hatte sie gehofft (nein, velmehr hatte sie es erwartet), dass Scato sie zu diesem Anlass als seine offizielle Begleitung wählen würde. Das allein musste ja (noch) nichts weiter bedeuten, auch wenn einige Tratschweiber sich sofort den Mund darüber zerreissen würden, warum der Flavius ausgerechnet die Aurelia an seiner Seite haben wollte.


    Prisca interessierte es üblicherweise nicht, was über sie getratscht wurde, wobei sie einer Verbindung mit dem Flavier alles andere als abgeneigt gewesen wäre. Nur leider wollte das Schicksal etwas anderes als, dass heute und hier eine neuerliche Verbindung zwischen beiden gentes geschlossen wurde. Zwischen ihm und mir!


    Wenn überhaupt, so wurde heute bestenfalls eine Freundschaft geschlossen. Zwischen Scato und Prisca, weil sie sich einfach gut verstanden und sie augenscheinlich die Zeit miteinander sehr genossen. Was wollte man mehr? Prisca hätte durchaus mehr gewollt, wenn sie gedurft hätte und, wenn es das Schicksal so gewollt hätte ...


    So aber wurde es "nur" zu einem der schönsten Tage, die Prisca seit langem hatte erleben dürfen und dafür war sie Scato sehr dankbar. Ob das gemeinsame Bad wohl noch einige Überraschungen für sie bereit halten würde? Prisca war sehr gespannt und gleichermaßen aufgeschlossen für alles,was dieser Tag noch mit sich bringen würde.

    Zufrieden stellte Prisca fest, dass ihre Verbesserungsvorschläge nunmehr weitgehend mit den Ansichten ihres Zukünftigen übereinzustimmen schienen. Auch wenn es Scato womöglich nicht sehr gefallen wird zu hören, dass die Spiele nicht mehr allein seinetwegen ausgerichtet werden Was angesichts der heutigen Entwicklung jedoch leider nicht zu ändern war, nun, da das Schicksal entschieden hatte an wessen Seite sie fortan ihr Leben verbringen sollte. Manius Flavius Gracchus! Jener war zwar alles andere als der "Traummann", den Prisca erträumt hat, doch war es selbstverständlich, dass sie von nun an stets loyal hinter ihm stehen würde und sie seine Meinung und Ansichten (zumindest nach außen hin) teilen würde. Natürlich würde sie -je nach Bedarf - versuchen seine Meinung dahingehend zu manipulieren, dass diese mit der ihrigen konform ginge und nicht umgekehrt. Bei Piso war ihr das zumindest des Öfteren gelungen, doch würde die Zukunft erst zeigen müssen, wie gut ihr neuer Ehemann auf subtil gesteuerte Gedankenmanipulationen reagierte.


    Auf seinen Vorschlag hin, die benötigten Verbrecher über die Provinzen und Reichsgrenzen einzusammeln, war Prisca zunächst geneigt, einen ersten Versuch bei Gracchus zu starten, da ein solches Unterfangen sicher einige Zeit in Anspruch nehmen würde. Und Prisca mochte es gar nicht, wenn sie warten musste. Andererseits würde das Spektakel - wohl oder übel - einer längeren Vorbereitungszeit bedürfen, da die Spiele durch die heutigen Erkenntnisse eine völlig neue Ausrichtung bekommen haben. Für meine Hochzeit muss schließlich ALLES perfekt sein!: "Perfekt! Je mehr Verbrecher wir auf diese Weise einsammeln können, um so spektakulärer wird das Schauspiel für das Volk sein!", nickte Prisca schlussendlich beipflichtend zu und verzichtete darauf, Gracchus von einer schnelleren Lösung überzeugen zu wollen.


    Beipflichten musste sie Gracchus auch in Bezug auf seine Haltung betreffend der bevorstehenden Ehe zwischen Domitilla und dem Tiberer. Und das aus tiefster Überzeugung! Die Tiberer haben tatsächlich einer ehelichen Verbindung mit dem Plebs zugestimmt? Prisca war zunächst sprachlos angesichts dieser konsternierenden Nachricht. Und ausgerechnet mit Duccius Vala! Ein leichtes Kopfschütteln ihrerseits deutete an, wie sehr sie Gracchus' hilflos wirkende Geste nachvollziehen konnte. Prisca war zwar davon überzeugt, dass der alte Adel nicht auf ewig abgeschottet vom übrigen Volk existieren konnte und man sich deshalb frühzeitig um politische Bande kümmern musste. Genau aus dieser Überlegung heraus hatte sie die Wahl des Ducciers ja indirekt unterstützt, um eventuell daraus irgendwann einen persönlichen Profit schlagen zu können. Aber eine Vermischung der Blutlinien???!!! …


    Nein! DAS war in Priscas Augen - nach wie vor - absolut tabu. Schließlich war sie von Kindheit an so erzogen worden, dass es für eine Patrizierin nichts schlimmeres gab, als einem Plebejer versprochen zu werden: Adeliges Blut darf niemals mit dem des gemeinen Volkes vermischt werden, hatte Priscas Mutter immer gesagt und regelrechte Horrorgeschichten wusste sie zu erzählen: Von Patrizierinnen, die in ärmlichen Behausungen leben und im Haushalt ihres Mannes schuften und putzen mussten. Zudem mussten sie auf dem Feld arbeiten und wenn sie nicht spurten, dann wurden sie von ihren Männern geschlagen oder gar zu den Tieren in den Stall gesperrt. Und von Kindern, die aufgrund der Vermischung des Blutes missgebildet oder/und sogar geistig behindert waren und und und… Das war selbstverständlich alles nur erfundenes und dummes Geschwätz, doch prägten auch solche Geschichten mitunter einen Menschen. Daran änderte auch die Tatsache nichts, dass (zumindest) die namhaften plebejischen Familien längst einen luxuriösen Lebensstandard pflegten, sodass es der Schwester des Tiberers mit Sicherheit an nichts fehlen würde, außer der Gewissheit fortan mit einem "kleinen" aber "feinen" Makel der "Unreinheit" leben zu müssen.


    Wie sich die Schwester des Tiberers gerade fühlen mochte, darüber wollte Prisca gar nicht weiter nachdenken. Es reichte schon, dass auch Domitilla indirekt mit hinein gezogen wurde. Wie es ihr wohl geht? Oh je, die Ärmste. Das hat sie nun wirklich nicht verdient. Und dabei hat sie mir von dem Tiberer damals auf der Wahlsiegfeier noch als ihren "stillen Verehrer" vorgeschwärmt. Ich muss sie bei Gelegenheit fragen, wie sie dieser Verbindung nun gegenüber steht, erinnerte sich Prisca kurz an das letzte Gespräch mit ihrer Freundin zurück, ehe sie wieder das Wort ergriff:


    "Diese Nachricht ist mir neu und ich muss gestehen, ich bin sprachlos", reagierte Prisca entrüstet und gleichermaßen ratlos blickte sie in die Runde. Mit Sicherheit hatte Gracchus alles unternommen, um die Ehe zu verhindern, doch war er offensichtlich am Widerstand von Domitillas´ Vater gescheitert: Wie kann ihr Vater angesichts dieser blamablen Aktion der gens Tiberia nur seine Zustimmung geben? Ist ihm denn nicht bewusst, was er damit auslöst? Ist ihm der politische Nutzen aus dieser Ehe tatsächlich so viel wert, dass ihm die alten Traditionen und die ungeschriebenen Gesetze des Adels völlig egal sind??" Dieser Narr!!! Prisca bezeichnete ihn zwar nicht laut so, doch könnte man anhand ihrer emotional geladenen Äußerung unschwer die Meinung über Domitilla´s Vater ableiten. Wobei eigentlich ja die Tiberer den Tabubruch begangen hatten und nicht er. Das Bild, das seit ihrer Kindheit eingebrannt war - von der Schmach einer solchen Ehe - genügte jedoch, um dem Kerl am liebsten direkt ins Gesicht zu sagen, was sie von ihm hielt.

    Gemäß dem Auftrag ihrer Herrin machte sich Mara sofort auf den Weg zum Anwesen der Duccier, in der Hoffnung den Empfänger der Botschaft persönlich dort anzutreffen. Mara wunderte nur, weshalb die Aurelia nicht einfach ein kurzes Schreiben verfasst hatte. Dieses hätte Mara einfach an der porta abgeben können. So aber musste sie wahrscheinlich eine Ewigkeit warten, bis der Consul ein paar Minuten seiner kostbaren Zeit würde erübrigen, nur, damit sie ihm die Nachricht mündlich aufsagen könnte.


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    "Was soll´s,ich hab ja sonst nichts zu tun", seufzte Mara leise als sie die porta erreichte und anklopfte: *KLOPF KLOPF KLOPF*


    Geduldig wartete die Sklavin anschließend auf Einlass, während sie mit den Augen gedankenverloren einen Vogel verfolgte, der hoch am Himmel seine Kreise zog.

    Ein aurelischer Sklave überbrachte einen Brief, dessen Umfang wohl kaum erahnen ließ wie lange es tatsächlich gedauert hatte, bis seine Autorin überhaupt im Stande gewesen war jene knappen Worte an den Empfänger zu richten:



    Ad
    Caius Flavius Scato
    Villa Flavia
    Roma


    ich muss unbedingt mir dir reden. Bitte besuch mich so bald wie möglich. Ich erwarte dich!


    Prisca


    Sim-Off:

    Einfach an der porta vorbei und geradewegs in diesen Thread hinein, wann immer es beliebt. ;)

    Unaufhaltsam war die Zeit voran geschritten. Auf den schönsten Tag, den Prisca seit langem erleben durfte, folgte ein weniger schöner (dafür umso entscheidener) Tag und nunmehr war jener Tag gekommen, der wohl der Unschönste von allen drei werden würde. Dabei würde Prisca ausgerechnet heute den Mann wiedersehen, mit dem sie den schönsten Tag hatte verbringen dürfen! "Ach Fortuna, warum nur hast du mich verlassen? Habe ich dir nicht genug gehuldigt? Haben dir meine Opfer nicht gefallen? .... Ach, wie soll ich es ihm nur sagen?", haderte Prisca leise seufzend mit ihrem Schicksal während sie wartete und darüber nachgrübelte, wie sie es Scato am besten sagen sollte. Das mit den Spielen und das mit der Heirat …


    "Warum ...warum nur? Warum …" Warum musste es so kommen, wie es gekommen war?


    Prisca wusste keine Antwort darauf und die würde sie auch nicht auf dem Papyrus finden, auf dem sich die Abschrift eines Gedichtes befand, welches sie auf schmerzliche Weise an jenen Tag erinnerte und genau ihren Gemütszustand widerspiegelte:


    "Welch eine Nacht, ihr Götter und Göttinnen!
    Wie Rosen war das Bett! Da hingen wir
    Zusammen im Feuer und wollten in Wonne zerrinnen!
    Und aus den Lippen flossen dort und hier,
    Verirrend sich, unsre Seelen in unsre Seelen!-
    Lebt wohl, ihr Sorgen, wollt ihr mich noch quälen?
    Ich hab' in diesen entzückenden Sekunden,
    Wie man mit Wonne sterben kann, empfunden!

    [SIZE=7]Gaius Petronius Arbiter[/SIZE]


    Wieder und wieder überflog Prisca das Geschriebene und mit jedem Mal fühlte sie sich diesen Zeilen mehr und mehr verbunden …

    Ja, Pyrgi würde ihnen immer noch bleiben! Zumindest in guter Erinnerung, angesichts der schicksalhaften Wendung, die ihnen kurz bevor stand. Uns bleibt immer noch Pyrgi. Welch Ironie des Schicksals ließ diese Worte in einem ganz anderen Licht erscheinen, während Prisca - unwissend wie sie war - ernsthaft daran glaubte , dass dieser Ort womöglich zu einer gemeinsamen Zufluchtsstätte werden könnte. Einem Ort, an dem sie - fernab von Rom - einfach nur frei und ungezwungen leben durften. Sozusagen ein "geheimer" Treffpunkt für sie beide, der vielleicht, irgendwann, sogar zu einem kuscheligen Liebesnest werden würde. Nur für uns beide! Ein versonnenes Lächeln strich über Priscas Lippen während sie mit ihren Gedanken spielte: Zuerst ein gemeinsames Bad im kalten Meer, … dann eine cena im warmen balneum und … anschließend eine heiße Nacht zu zweit … Doch halt!


    Letzteres würde sicher nicht passieren! Nicht heute. Schließlich müssen wir uns noch eine Steigerung für das nächste Mal aufsparen, machte sich Prisca ernsthaft Hoffnungen, dass es ein nächstes Mal für sie geben würde. Wie hätte auch je ein Zweifel daran bestehen können angesichts der Tatsache, dass sie gerade "Händchen haltend" aus dem Wasser stiegen. Prisca genoss jedenfalls Scatos Nähe und dieses vertraute Miteinander sehr und seine galanten Gesten (wie das Umlegen des wärmenden Badetuches eben), mit denen er sie zu verwöhnen wusste.


    "Danke! Das ist sehr aufmerksam von dir", schenkte Prisca ihm dafür ein bezauberndes Lächeln und tat es ihm gleich, indem sie einem Sklaven kurzerhand ein Tuch aus den Händen nahm, um es Scato wiederum über die Schultern zu legen: "Eine Erkältung können wir beide uns nicht leisten.", bemerkte sie dazu schelmisch zwinkernd und gut gelaunt scherzend: "Ich, weil ich mich um die Ausrichtung deiner Spiele kümmern muss und du, weil du an diesem Ehrentag bei Kräften sein musst. … Ach wenn wir schon bei dem Thema Spiele sind, … hast du dir eigentlich schon Gedanken darüber gemacht, welche Dame du zu diesem Anlass an deiner Seite haben möchtest?", selbstredend spielte Prisca auf ihre eigene Person an, da sie diesen Tag zu gerne mit Scato verbrigen wollte und ohne die geringste Ahnung zu haben, dass sie das Spektakel tatsächlich an der Seite eines Anderen verfolgen würde.

    Völlig ahnungslos ob der schicksalhaften Entwicklung ihrer Beziehung, genoss Prisca es einfach nur von Scato gehalten zu werden und trotz der Kälte (die langsam in ihrem Körper hoch stieg) hätte sie es noch lange so im Wasser stehend ausgehalten. Wozu auch die Eile? Sie hatten ja noch den ganzen Abend und den darauf folgenden Tag vor sich ... und eventuell sogar den Rest ihres Lebens! Oh welch trügerisches Bild von einer gemeinsam Zukunft - einer Zukunft voller Leidenschaft und Zuneigung - schlich sich da soeben in Priscas Gedanken ein, als sie Scato so reden hörte.


    "So so, der Jäger möchte seine Beute also nur bewundern?! Nun, meinetwegen darfst du mich jeden Tag so bewundern, wenn du dies möchtest. Nur leider werden wir in Rom nicht mehr ganz so viele Gelegenheiten haben, uns so ungezwungen zu geben wie hier. Umso mehr freue ich mich darauf, dich bald schon wieder zu sehen!", wisperte Prisca an seine Brust und sprach damit unwissentlich jene traurige Wahrheit aus, die bald schon bittere Gewissheit werden sollte. Ein Wiedersehen würde es mit Sicherheit geben, doch leider unter völlig veränderten Voraussetzungen ...


    So blieb ihnen also nur noch wenig Zeit, doch diese würden sie sicherlich gut und wohl überlegt nutzen, zumal eine gemeinsame cena keineswegs verwerflich wäre. Von daher ...


    "Sehr gerne würde ich mit dir speisen und ja, ich habe das gemeinsame Bad im Meer ebenfalls als wunderbar empfunden", antwortet Prisca auf Scato´s Frage, indem sie lächelnd zu ihm hoch sah und ihm kurzerhand noch einen dritten flüchtigen Kuss auf seine Lippen hauchte:"Ein weiteres entspannendes Bad im balneum klingt allerdings auch sehr verlockend, warum verbinden wir nicht einfach beides? Die Sklaven könnten uns das Essen doch genauso gut dort servieren, oder nicht? Vorausgesetzt du möchtest mir dort Gesellschaft leisten", schlug Prisca ganz spontan vor und angesichts ihres Vorschlages rann ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Was ist denn schon dabei, nun, da wir uns das erste Mal geküsst haben und wir so gut verstehen? ..., dachte Prisca ganz im Vertauen darauf, dass Scato die Situation niemals ausnützen würde ... und überdies (wie bereits erwähnt) dachte sie dies in dem tragischen Irrglauben, dass aus ihrer "harmlosen" Liebelei womöglich bald schon eine feste Beziehung entstehen könnte ...

    Es gab Momente, da wünschte man die Zeit anhalten zu können und hätte Prisca die Möglichkeit dazu gehabt, so hätte sie es in diesem Moment getan! Denn was gab es schöneres als seinen Gefühlen nachzugeben, fern ab von allen Regeln und Verpflichtungen, dem Trubel, den Sorgen und sonstigen trüben Gedanken? Prisca´s Gefühle für Scato waren jedenfalls nicht gespielt, obgleich die Sprosse noch viel zu jung und zu zart waren, um ihrer ganz sicher zu sein. Ach hätte Prisca doch nur ahnen können, dass bald schon ein anderer Jäger sie als seine Beute beanspruchen würde, dann … ja was wäre dann gewesen? Hätte sie ihrem inneren Verlangen am Ende gar freien Lauf gelassen und damit riskiert, dass es passiert? Heute und hier? Ach wenn ich mir doch nur ganz sicher wäre,meldete sich im ungünstigsten Augenblick auch noch das Gewissen in Prisca zurück. Was, wenn Sacto sie am Ende für ihr freizügiges Verhalten verachten würde? Denn welche anständige Patrizierin aus gutem Hause verhielt sich Männern gegenüber so? Sicher nicht viele. Anderseits hatte sich Prisca noch nie großartig darum geschert, was andere über sie dachten. Bei Scato war das allerdings etwas anderes.


    Und aus diesem Grund darf ich meinem Verlangen nicht länger nachgeben, nein … ich muss … ich ...brauche Zeit, um ganz sicher zu sein. Auch wegen Ahala Die Erinnerung an die schöne Zeit mit dem Tiberer war schließlich das Zünglein an der Waage, welches Prisca davon abhielt Scato weitere leidenschaftliche Küsse zu schenken. Stattdessen lehnte Prisca ihren Kopf genussvoll schnurrend an seine Brust, ohne ihrerseits die innige Umarmung zu lösen: "Es ist schon lange her, dass ich mich so wohl fühlen durfte. Ich glaube, ich muss mich erst wieder daran gewöhnen, wie schön das ist gehalten und geküsst zu werden", flüsterte Prisca mit geschlossenen Augen, ehe sie wieder zu ihm auf sah:"Ich hoffe nur der Jäger lässt seine Beute lange genug am Leben, damit sie sich an ihre Gefangenschaft gewöhnen kann", versuchte Prisca ihm verklausuliert zu vermitteln, dass sie noch nicht zu mehr bereit wäre, außer ein bisschen küssen und kuscheln vielleicht, denn sie fühlte sich in seiner Nähe sehr wohl.


    Die Worte einer Löwin, aber schau wie ein Kätzchen ... Ausgerechnet heute! Vielleicht wurde das zu ihrem Verhängnis, denn das Schicksal sollte es heute nicht gut mit ihnen meinen, auch wenn dieser Tag wohl für immer in schöner Erinnerung bleiben würde.

    "Herrin?! … Oh … Verzeih bitte die Störung. Ehm, … es ...es ...es wurde soeben ein Schreiben und ein Geschenk für dich abgegeben. Und ich dachte ...uhm, ...ich also, … nun hier bitte … ich wollte wirklich nicht stören." Stotternd und mit hochrotem Kopf legte der Sklave das aus der Poststube Gebrachte eiligst auf einem Tischchen ab, ehe er sich mehrmals verbeugend und mit vorgehaltener Hand wieder in Richtung der Türe hastete, die er Sekunden zuvor unbedachter Weise geöffnet hatte. Sein Fehler (nicht vorher anzuklopfen) war ihm wirklich sehr peinlich, denn er hatte just in dem Moment das Gemach der Aurelia betreten, als diese im Begriff war sich vor dem Spiegel ankleiden zu lassen. Und da er nicht zu den auserwählten Bade- und Leibsklaven gehörte, denen der Anblick einer völlig unbekleideten Aurelia gestattet war, durfte er eigentlich nicht sehen, was seine Augen vor Staune immer größer hatte werden lassen.


    Glücklicherweise konnten die Blicke der beiden Frauen - die ihn postwendend trafen - nicht töten, sonst wäre der unbedachte Tropf wohl auf der Stelle mausetot umgefallen. Ebenso hatte er Glück im Unglück, dass das Wurfgeschoss (in Form eines Kammes) ihn nur knapp verfehlte, welches Mara ihm mit den Worten: "Heh! … Kannst du nicht anklopfen?! ...Hau sofort ab!" zusätzlich an den Kopf warf. Doch ehe Mara dem davon hastenden Sklaven nachstellen konnte, wurde sie von ihrer Herrin bereits zurück gerufen.


    "Lass gut sein Mara! Zeig mir lieber den Brief und das Geschenk! Na los ...los", befahl Prisca ungeduldig, nachdem ihre Neugier die anfängliche Wut über den schusseligen Sklaven schnell hatte verrauchen lassen.


    "Aber Herrin, ich denke es wäre besser, wenn du dich erst einmal in Ruhe anziehst. Nicht, dass dich noch jemand SO sieht", wies Mara dezent räuspernd darauf hin, dass ihre Herrin noch immer im Venuskostüm mitten im Zimmer stand und erhielt dafür sogleich den nächsten Rüffler.


    "Hab ich mich nicht klar genug ausgedrückt? Tu einfach was ich dir sage und hör gefällst auf zu denken! Verstanden, du dummes Ding?!", herrschte Prisca ihre Leibsklavin genervt an, denn wenn sie etwas mehr hasste als unfähige Sklaven, dann waren es Sklaven, denen man alles mehrmals sagen musste. Zumal Prisca nun nicht SO prüde war, dass sie gleich vor Scham im Boden versank, weil irgendwer zufällig einen Blick auf ihre wohl behüteten Reize erhaschte. Nicht, dass mich noch jemand SO sieht?? Pah! Was erlaubt sich diese Sklavin eigentlich? fasste Prisca die gut gemeinte Bemerkung ihrer Sklavin vielmehr als Kritik an ihrer Person auf: Als ob ich mich nicht jederzeit SO her zeigen könnte - wenn ich wollte …


    Nachdem das geklärt war, widmete sich Prisca endlich dem Brief und dem Päckchen, dessen Inhalt sie staunend machte: Das ist ja wirklich eine Überraschung! … Da hat Serivius Pedanius wohl wieder mal seinen Mund nicht halten können, oder wer sonst hätte das dem Duccius verraten sollen? Du meine Güte, dieser Trottel ist schlimmer als jedes Tratschweib in ganz Rom!, echauffierte sich Prisca kurz über die offensichtliche Quelle dessen, worauf sich Duccius Vala in seinem Schreiben bezog. Ein Geheimnis zu hüten war in Rom wahrlich so gut wie unmöglich und angesichts der jüngsten Erkenntnisse, die sie von der cena bei den Flaviern mitgebrachte hatte, war Prisca alles andere als erfreut, dass ihr Ehemann in spe (aber auch ihr lieber Cousin Lupus) eventuell von der "kleinen Intrige" erfahren könnten, die sie da womöglich angezettelt hatte. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Gracchus wegen dieser Hochzeit alles andere als gut auf Vala zu sprechen sein könnte. Andererseits würde das im Grunde nichts an Prisca´s Plänen (wie auch ihre wohlwollende Haltung gegenüber dem Duccius) ändern, da sie dafür gute Gründe zu haben glaubte.


    "Eines muss man Vala lassen, er hat wirklich Geschmack", urteilte Prisca wohlwollend über das Geschmeide und schon gab sie ihrer Leibsklavin ein Zeichen, ihr die Kette umzulegen. Was er wohl sagen würde, wenn er mich jemals SO sehen könnte?!", dachte Prisca während sie sie sich - nur mit eben dieser Kette bekleidet - anschließend im Spiegel betrachtete. Allein die Vorstellung, ihm jemals SO gegenüber zu treten, verursachte ein angenehmes Prickeln auf Prisca´s Haut und zauberte ein versonnenes Lächeln auf ihre Lippen, als sie gleichzeitig an das letzte Treffen mit Vala zurück dachte. Bei dieser Cena hatte Vala sie wahrlich beeindruckt (und das nicht nur wegen seiner Dichtkunst), jedoch war das nicht der ausschlaggebende Grund, weshalb sie ihm wohlgesonnen war.


    Es ist wohl an der Zeit mit ihm ein paar Worte unter vier Augen zu wechseln , nahm Prisca das Geschenk schlussendlich zum Anlass für ein Wiedersehen: "Mara! Geh zu Consul Duccius und richte ihm herzliche Grüße von mir aus. Sag ihm außerdem, dass ich mich sehr über sein Geschenk gefreut habe und ich ihn um ein Treffen bitten möchte. Den Zeitpunkt und den Ort möge er wählen. Hast du alles verstanden? Gut. Du kannst dich gleich anschließend auf den Weg machen, wenn wir mit dem ankleiden fertig sind", diktierte Prisca ihren Auftrag an Mara, die nur stumm dazu nickte und widmete sich dann wieder der schwierigen Frage, welches Kleid sie heute anziehen sollte, denn SO konnte sie schließlich nicht den ganzen Tag herum laufen.

    Endlich, … endlich will er mich küssen! Am liebsten hätte Prisca vor Freude und Erregung einen Lustschrei kund getan, da Scato ihrer gespielten Gegenwehr so mutig trotzte und er sie immer enger an sich heran zog. Am Ende reichte es jedoch nur zu einem gehauchten Seufzer, der in ein wonniges Schnurren überging, just als ihre Lippen einander trafen. Diesmal kam Prisca ihm ein wenig entgegen und eine wohlige Wärme durchströmte ihren ganzen Körper, als sie einer Ertrinkenden gleich die Arme um Scato´s Hals schlang. Wie wundervoll es doch ist, unanständig zu sein, dachte sie nur, während sie mit sichtlicher Hingabe und Leidenschaft seinen Kuss erwiderte. In diesem Moment verstießen sie beide wohl gegen sämtliche Regeln des Anstandes, doch selbst die letzten mahnenden Worte der längst besiegten Vernunft konnten daran nichts mehr ändern.


    Prisca ließ es einfach geschehen und sie verschwendete keinen Gedanken mehr an die Welt und die Gesellschaft um sie herum. Sie wollte einfach dieses lang vermisste Gefühl genießen, von einem Mann gehalten, geküsst und begehrt zu werden und gleichermaßen wollte sie ihre Lust und Leidenschaft ausleben, ohne ständig an mögliche Folgen und Konsequenzen denken zu müssen.


    "Das ist also dein Idee? ….Mmmmh, sie gefällt mir. Obgleich mich der Verdacht beschleicht, dass du das alles hier geplant haben könntest. So wie ein Jäger, der seine Beute in eine Falle locken will. ... Gib es zu! Oder küss mich einfach nochmal!", raunte Prisca leise und fordernd zugleich an Scato´s Ohr, ehe sie ihre Lippen erneut gegen die seinen presste und atemlos nach einen weiteren Kuss verlangte. So etwas zu behaupten war natürlich völlig absurd, doch musste sie ja irgendeine Ausrede für ihr eigenes unanständiges Verhalten finden. Gleichzeitig wollte Prisca ihn ein wenig provozieren und ihm Mut zu machen, seine bislang eher zurückhaltende Art aufzugeben, obgleich sie sich der damit verbundenen Gefahren sehr wohl bewusst war.


    Das übliche Spiel mit dem Feuer eben, welches Prisca so sehr liebte, auch wenn sie womöglich bald ihre Krallen zeigen müsste, um Scato und dem sich langsam erhitzenden Liebespiel am Ende wieder etwas Einhalt zu gebieten. Oder auch nicht … Das war nun Mal ihre Art und Prisca gefiel sich gerade sehr in der Rolle der mutigen Löwin, die bis zum letzten Atemzug gegen den Jäger anzukämpfen versuchte, der im Begriff war sie zu erlegen. Oder wollte sie doch lieber das unschuldige kleine Kätzchen sein, das "nur" harmlos spielen wollte? So genau wusste das nicht einmal Prisca selbst und deshalb überließ sie es zunächst Scato, zu tun, wonach ihm gerade der Sinn stünde ...

    Das letzte Bad im Meer lag schon geraume Zeit zurück und so wurde Prisca von der Kraft dieser verflixten Welle völlig überrascht. Mehr noch staunte sie allerdings über Scato, der plötzlich wie verwandelt wirkte. Ihr aufreizendes Verhalten hatte ihn wohl (endlich) dazu ermutigt diesen Vorstoß zu wagen, nun da sie beide nicht länger durch ihre standesgemäßen Kleider zu sittlicher Zucht und Ordnung ermahnt wurden. Vielmehr hatten sie gerade weniger an als jeder Sklave am Strand und der Vergleich aus der Tierwelt, den Scato anstellte, ließ ihn in Priscas Augen wie einen Jäger erscheinen, der soeben seine Beute gestellt hatte.Ich und ein scheues Kätzchen? Wenn er wüsste … Ein verschmitztes Lächeln umspielte Prisca´s (vor Kälte) bebenden Lippen und trotz der Kälte des Wassers fühlte sie mit einem Mal eine wohlige Wärme in ihrem Körper auf steigen, was nicht verwunderlich war angesichts der wogenden Fluten, durch die ihre Körper nunmehr eng aneinander gerieben wurden.


    Es wäre glatt gelogen gewesen zu behaupten, dass Prisca diese Situation nicht genossen hätte und Scato´s Bemerkung sie nicht dazu ermutigt hätte, das Spiel mit dem Feuer noch weiter zu treiben. Trotz (oder gerade wegen) der Gefahr sich daran zu verbrennen, was wiederum wie ein Ansporn auf Prisca wirkte. Also legte sie selbstbewusst ihre Arme um Scato´s Hüften und intensivierte die ohnehin schon innige Umarmung, indem sie sich sanft an ihm anschmiegte, wobei ihre Finger langsam seinen Rücken empor glitten.


    "Die Worte einer Löwin, aber scheu wie ein Kätzchen."-"...sprach der Jäger als er glaubte seine Beute in die Enge getrieben zu haben. Doch hatte er bedacht, dass auch Kätzchen scharfe Krallen besitzen?", führte Prisca seinen Satz mit ihren Gedanken fort und gleichzeitig grub sie ihre Fingernägel sanft aber spürbar in seine Haut, als wolle sie ihm demonstrieren wie scharf ihre Krallen sein konnten: "Allerdings setzen sie diese nur dann ein wenn ihnen Gefahr droht oder, wenn sie allzu übermütig spielen. … Hingegen sind sie meist ganz zahm, wenn man sie liebevoll streichelt", fügte Prisca im nächsten Moment mit schnurrender Stimme an und rieb sich, wie ein verschmustes Kätzchen, verführend an ihm. Ihre innere Stimme der Vernunft war längst nur noch ein leises Säuseln, im Vergleich zu dem fast unerträglich lautem Pochen ihres Herzens, das wild vor Auf- und Erregung schlug.


    Erneut waren ihre Gesichter einander so nah, dass es nur einer kleinen Bewegung bedurft hätte um ihre Lippen miteinander zu verbinden. Doch den Worten der Löwin folgte sogleich wieder das Verhalten des scheuen (bzw. des verspielten) Kätzchens, indem Prisca den Kopf wieder leicht zurück nahm und sie andeutungsweise versuchte, sich aus der Umarmung zu lösen. Nicht hektisch oder gar abweisend tat sie dies, sondern augenscheinlich um Scato zu provozieren: "Wollen wir nicht endlich los schwimmen? Oder hast du eine bessere Idee, wie wir uns sonst vor der Kälte des Wassers schützen könnten, als uns zu bewegen?, hauchte Prisca ihm grinsend zu und ihre Augen funkelten abenteuerlustig. Wenn Scato tatsächlich einen Kuss von ihr wollte, dann müsste er darum kämpfen und sie vollends erobern oder aber, … er müsste sie los lassen und wieder hinter ihr her "jagen" - auf die nächste Gelegenheit hoffend.