Je länger ich darüber nach denke … desto unsicherer wurde Prisca in Bezug auf das was sie eigentlich wollte. Ja was will ich eigentlich? Eine schnelle Vermählung? Oder doch lieber mehr Zeit um die Entwicklung der Dinge zu verarbeiten? Ein pompöses Fest, oder eher eine bescheidene Feierlichkeit? Innerlich war Prisca hin und hergerissen zwischen den Standesdünkeln und ihren Gefühlen und selten hatte sie sich dabei so hilflos und verloren gefühlt wie in diesem Moment da ihre Gedanken ganz bei Scato waren. Ich muss mit ihm reden! Nur was soll ich ihm sagen? Dass es - außer der schönen Erinnerung - keine Zukunft für sie beide gäbe? Nein, das kann …. das will ich ihm nicht sagen. Doch bleibt mir nichts anderes übrig.
Prisca fand einfach keine Lösung und keinen Ausweg. Natürlich hätte sie sich mehr Bedenkzeit ausbitten - oder eventuell der Verbindung gar widersprechen können. Allerdings wusste sie auch, dass sie sich das als kinderlose Witwe nicht leisten durfte. Ganz abgesehen von den Auswirkungen, die eine Zurückweisung wahrscheinlich auf die Beziehungen mit den Flaviern gehabt hätte. Je länger ich darüber nachdenke … desto sicherer war Prisca, dass sie sich in dieser Situation so verhielt, wie es von ihr erwartet wurde. Vor allem ihr Cousin Lupus hätte wohl kaum Verständnis dafür gehabt, wenn sie Gracchus einen Korb gegeben hätte.
"Es ist mir genehm, wann immer du unsere Verlobung offiziell bekannt geben möchtest", antwortete Prisca schließlich auf die Frage nach der baldigen Eintragung der Verbindung und auch wenn es sie innerlich viel Überwindung kostete, so mochte man es dem gespielt erfreut wirkendem Lächeln nach außen hin nicht anmerken. Blieb noch die Frage nach der Dimension der Feierlichkeit und auch hier galt es zwischen Angemessenheit und Wunschdenken genauestens abzuwägen. Natürlich wollte Prisca ein Fest, dass ihrer Person angemessen war. Doch ein flüchtiger Seitenblick auf den anwesenden Sprößling aus der ersten Ehe erinnerte sie daran, dass es in der Familie - wie auch in der Öffentlichkeit - nicht ganz so gut ankommen könnte, wenn die Hochzeit der Zweitfrau die Feierllichkeit, der ersten Frau an Gracchus Seite komplett in den Schatten stellen würde.
Andererseits konnte man es sich in ihren Kreisen auch nicht erlauben, allzu zu bescheiden aufzutreten, da man wiederum schnell der Verruf des Geizes oder des "verarmten Adels" angehängt bekam.
"Ich denke wir sollten die Länge der Gästeliste in erster Linie von denjenigen Personen abhängig machen, die für unsere beiden Familien von politischem Nutzen sind. Außerdem dürfte das Ereignis - nach all der schweren Zeit die hinter uns liegt - eine willkommene Gelegenheit sein, um alte und neue Freundschaften zu pflegen und aufzufrischen. Ich fürchte nur, dass sich dies alles nur schwer mit einem kleinen Kreis an Gästen vereinbaren lässt, nicht wahr?" fand Prisca eine (ihrer Meinung nach) recht diplomatische Antwort auf die Frage nach der Zahl der Gäste. Nach dem Umfang des Unterhaltungsprogrammes hatte Gracchus ja (noch) nicht direkt gefragt:Eine exotische Tierschau, Gaukler, Musik, Spiel, Spaß, Gesang und Tanz, eine opulente Festtafel, protzige Deko … das Übliche eben. Von nicht mehr und nicht weniger ging Prisca zumindest bis dato aus.