Beiträge von Aurelia Prisca

    Natürlich war Patraios fleißig und von den Fortschritten seiner Arbeiten überzeugte sich Prisca regelmäßig selbst. Was Patraios allerdings in ihrer Abwesenheit tat und wie er sich mit den übrigen Sklaven verstand, konnte die Aurelia natürlich nicht kontrollieren. Sie vertraute einfach auf seine Verschwiegenheit, wie auch sie ihre Zuneigung zu ihm nicht offen zeigte und behandelte ihn ansonsten wie jeden anderen Sklaven auch. In ihrem eigenen cubiculum hatte sie jedoch weniger die Sorge, dass jemand unerlaubt einfach herein kommen könnte und selbst wenn … wäre diese eine flüchtige Berührung längst vorüber gewesen.


    Zu mehr hätten sie heute auch leider nicht die Zeit, denn der Brief sollte so schnell wie möglich überbracht werden. Der junge Grieche wollte auch sofort aufbrechen, doch ehe er sich zum gehen wenden konnte, war Prisca ebenfalls aufgesprungen und hielt ihn mit beiden Händen am Arm zurück. "Nein Patraios!!! Auf keinen Fall wirst duDAS mitnehmen", schüttelte sie energisch den Kopf. "Was glaubst du was die milites mit dir anstellen werden, wenn sie ein gladius bei dir finden - Einem Sklaven, der noch dazu allein unterwegs ist!", schalt sie ihn mehr aus Besorgnis, denn aus Verärgerung darüber mit welcher Arglosigkeit ihr Sklave das ausgesprochen hatte. Sklaven war es strikt verboten Waffen zu tragen und nicht einmal den Leibwächtern war es erlaubt, mehr wie einen Holzknüppel oder ähnliche Schlaginstrumente zu verwenden.


    Andererseits wusste Prisca ob der vielen Gefahren in Rom und entsprechend besorgt und bittend sah sie Patraios in die Augen: "Pass bitte auf dich auf!", seufzte sie leise und sie überlegte fieberhaft was sie ihrem Sklaven zu seiner Sicherheit mitgeben könnte. Ach ja! Ich weiss! Ich gebe ihm die beiden Germanen mit, die damals gegen den Bären gekämpft hatten.: "Du wirst nicht allein gehen! .. Nimm Einar und Bernuf mit." Um die beiden ist es nicht schade wenn etwas passiert. Um dich schon, mein Eros, gab dieAurelia dem jungen Griechen einen letzten Befehl, ehe sie ihn mit einem Abschiedskuss fort schickte.

    Das Echo ihrer eigenen Stimme ließ Prisca kurz zusammen zucken. Sie öffnete blinzelnd die Augen und erblickte im ersten Moment nur rötlich schimmernde Rauchschwaden. Dazu dieser seltsame Duft, welcher den Raum durchströmte und wiederum an den Geschmack des Getränkes erinnerte. Prisca fühlte sich nach wie vor berauscht und jetzt, da sie die Augen wieder geöffnet hatte, verstärkte sich dieses Gefühl auch noch. Dankbar ergriff die Aurelia deshalb die dargebotene Hand als sie - etwas unbeholfen - wieder auf die Beine kam.


    Bald hätte sie die erste Phase durchwandert! Das spornte die Aurelia an und so versuchte sie sich ganz auf das zu besinnen, was als nächstes von ihr gefordert wurde. Prüfe dein logisches und symbolisches Denken. Na gut! Also machte die Aurelia erneut die Augen zu und veruchte es. Allerdings fiel es ihr im Stehen schwerer, blind das Gleichgewicht zu halten, in diesem gefühlten Zustand des "schwebens". Oh ja! So fühlte Prisca gerade und es kam ihr - trotz geschlossener Augen - so vor als huschten die verrücktesten Formen, Farben und Gegenstände an ihr vorbüber. Hoppla!


    Da! Eine sich drehende Kugel, gefolgt von funkelnden Sternen. Als nächstes waberten rote Wolken um sie herum, die alle möglichen Formen annahmen und plötzlich sogar wie Tiere aussahen.Eine Schlange, eine Maus, ein ... Löwe?!? … Was soll mir das sagen? Es war gar nicht so einfach all diese Eindrücke zu erfassen und ihnen gleichzeitig irgendwie ausweichen zu wollen. So gerriet Prisca langsam ins wanken und allein die beiden Daumen an ihren Schläfen vermochten sie vor größeren Bewegungen abzuhalten. Doch lange dürfte es nicht mehr dauern, bis sie ganz das Gleichgewicht verlieren würde ...

    Nachdem Prisca die Umarmung wieder gelöst hatte, sah sie ihre Sklavin leicht verwundert an als diese sich wiederum wunderte, warum sie noch nichts von dem Lieblingsschneider wüsste. Ach Tilla! Eigentlich müsstest du wissen, dass ich einen Lieblingsschneider habe", musste Prisca schließlich schmunzeln: "Du warst doch selbst dabei, als ich ihn zum ersten Mal aufgesucht habe, gleich nach unserem Besuch des Orakels!", frischte Prisca das Gedächtnis ihrer Sklavin ein klein wenig auf. "Aber gut. Das ist jetzt auch nicht weiter wichtig. Du wirst Maestro Carolus schon noch früh genug kennen lernen", winkte sie jedoch schnell wieder ab, da es nichts weiter zur Sache tat. Damals war Tilla offensichtlich zu verwirrt gewesen, wegen dieses seltsamen Orakelspruchs der eigentlich keiner war, dass sie das Haus des Schneiders gar nicht richtig wahr genommen hatte.


    Viel wichtiger waren nun die Fragen die Tilla bezüglich der Modenschau stellte und ihre Anregungen dazu. Hm, wo und wann soll die Schau am besten stattfinden, wen laden wir alles ein? … , begann Prisca zu grübeln und gleichzeitig versuchte sie die stummen Worte ihrer Sklavin richtig zu deuten. "Nun, da ich meiner Cousine Flora versprochen habe, dass sie und Narcissa die Kollektion als Erste zu gesicht bekommen, dürfen die beiden entscheiden ob wir noch weitere Freundinnen und Bekannte dazu einladen wollen. Falls ja, sind selbstverständlich alle aus unserer Familie ebenfalls herzlich eingeladen. In diesem Fall richten wir am besten das tablinum für all die Gäste her und verwöhnen sie mit allen Köstlichkeiten die die Küche hergibt … Und hm?… Oh Ja! Leise Musik, das ist sehr gut!. … Ach und falls meine beiden Cousinen doch lieber eine Vorführung zu Dritt wünschen, dann … gehen wir einfach direkt zu Carolus", und die Modenschau müsste eben auf ein ander Mal verschoben werden entschied die Aurelia nach einigem hin- und her und fand die verschiedenen Lösungen für durchaus akzeptabel.


    Die Idee mit der Musik hatte Prisca im übrigen besonders gut gefallen und da Tilla sie darauf ansprach, hörte die Aurelia interessiert zu welche Fortschritte ihre Sklavin bezüglich dem Erlernen eines Musikinstrumentes so machte. Was die Musikschule hat zu?! Das war natürlich ärgerlich und dementsprechend missmutig verzog die Aurelia das Gesicht. Geduld war keine besondere Tugend von ihr und so lange wollte sie eigentlich nicht warten, bis die schola irgendwann vielleicht einen fähigen Musiklehrer vorzuweisen hätte. Dann müsste es eben ein privater Musiklehrer sein. Nur wo auf die Schnelle einen finden Da klang der Vorschlag mit diesem anderen Sklaven ganz vernünftig, wenngleich dies sicher nicht ohne die vorherige Einwilligung seiner Herrin ginge. Decima Seiana Dieser Name sagte Prisca irgend etwas, ohne sich daran zu erinnern ihr schon einmal persönlich begegnet zu sein. Ist sie nicht die Nachfolgerin meines Onkels bei der acta Ja das konnte gut sein, dass ihr von daher den Name ein Begriff war. "Bist du dir sicher, dass er auch wirklich etwas von Musik versteht?... ", fragte Prisca noch etwas unentschlossen nach, ob sie die Idee wirklich gut finden sollte

    Da war sie wieder, die vertraute Stimme Dolabellas die sonor und fast wie beschwörend an ihr Ohr drang. Unmerklich tat Prisca einen Seufzer der Erleichterung, denn irgendwie gab ihr die Anwesenheit des Tiberers noch ein Fünkchen mehr Vertrauen in diesen religiösen Ritus, der für sie eine völlig neue Erfahrung darstellte. Eine Erfahrung,die sie allerdings gerne machte, allein der Neugier wegen und weil es aufregend war, neue und unbekannte Wege zu beschreiten.


    Das erste Phigma hatte sie also erlangt und nun sollte sie ihr zweites Phigma spüren. Es war eine Aufforderung! Nur zu was genau? Die Miene der Aurelia verzog sich leicht und sie wirkte angestrengt da sie zu begreifen versuchte, was dieses Phigma genau in ihr auslösen sollte. Wie könnte eine ansonsten stets befehlsgewohnte Patrizierin wie sie, überhaupt ein unterwürfiges Verhalten zeigen. Priscas Atem beschleunigte dabei wieder etwas und sie rutschte unruhig auf dem Kissen herum. unterwürfig oder beherrschend? Käme das dem Drang gleich, einfach aufzustehen und die Sache hier zu beenden, oder wäre es mehr das Verlangen, auf dem Boden kniend zu verharren und damit mehr erfahren zu wollen über diesen alten und unbekannten Ritus?


    "Ich … ich weiß nicht ...", Was will ich denn eigentlich? Mich hingeben oder mich auflehnen? Nur gegen was? klang Prisca (mehr zu sich selbst gesprochen) eher verunsichert darüber, ob sie auf dem richtigen Weg wäre. Doch dann bedurfte es nur einen Herzschlag, um es einfach auf ihr Sakrament zu beziehen und sich diesem unterwerfen zu wollen fiel der Aurelia nicht schwer: "Ich bin bereit …", sagte sie dazu leise aber bestimmt klingend, wobei sie als äußerliches Zeichen ihrer Wahl lediglich auf den Knien verharrte.

    Mit spitzen Fingern führte Prisca ein Häppchen von dem Stier in den Mund und ließ das zarte Fleisch genussvoll auf der Zunge zergehen. Hmm! Es schmeckte wirklich vorzüglich und so nahm sie ein weiteres Stückchen und verspeiste es, ehe sie die Finger in dem bereitstehenden Rosenwasser reinigte. Leicht amüsiert verfolgte sie gleichzeitig den Dialog zwischen Vater und Tochter. Anscheinend hatte die Opferung des Stieres für etwas Wirbel in der Familie gesorgt. Ja, dieser Abend versprach wirklich nett und unterhaltsam zu werden und wenn weiterhin solche kulinarischen Köstlichkeiten gereicht würden, fehlte es eigentlich an nichts mehr.


    Faustinas Sorge, es würde ihr eventuell nicht schmecken, war deshalb völlig unbegründet, wobei sie mit dieser Frage sicher auch einen kleinen Scherz, auf Kosten ihres Vaters machen wollte. Oho! Gleich mit Hohn und Spott will sie ihren Vater bedenken, schmunzelnd warf Prisca dem Gastgeber einen direkten Blick zu. Die beiden scheinen Humor zu haben und das gefiel ihr: "Also dieser Stier schmeckt wirklich vorzüglich, Tiberia Faustina. Nur sollten wir unser abschließendes Urteil über ihn vielleicht nicht zu voreilig fällen bei dem, was uns heute noch alles erwarten könnte. Was meinst du?", wandte Prisca sich schließlich augenzwinkernd wieder an die kesse Tochter des Gastgebers und tat zum Spaß so, als müsse sie tatsächlich erst noch überzeugt werden.

    Mein eigener Lebenserhaltungstrieb?! Nun, soweit Prisca es in ihrer derzeitigen Verfassung überblicken konnte, gab es hier weder gefährliche Objekte noch Personen, auf die hin ihr erstes Phigma hätte Alarm schlagen müssen. Oder? Unbewusst streifte ein flüchtiger Blick zuerst Dolabella - der sie weiter an der Hand führte - und anschließend die Priesterin, welche geheiminsvoll lächelnd auf sie zu trat. Nein, Angst um ihr Leben hatte die Aurelia keineswegs, lediglich ihre innere Anspannung nahm langsam zu, wie auch die Neugier, zu erfahren was weiter geschehen mochte.


    Wie Dolabella es wünschte, kniete Prisca auf das weiche Kissen nieder, wobei sie den Po auf den Fersen absetzte und die Hände auf den Oberschenkeln ruhen ließ. In dieser für sie durchaus ungewohnten Haltung verharrte die die Aurelia ein paar Sekunden still und etwas verwirrt darüber, wie sie ihr Gleichgewicht am besten prüfen solle. Und wie merke ich, dass es soweit ist?, überlegte die junge Patrizierin und gerade als sie Dolabella diese Frage stellen wollte erkannte sie, dass der Tiberer plötzlich verschwunden war. Im ersten Moment erschrak die Aurelia bei dem Gedanken daran, dass sie nun allein mit dieser Unbekannten wäre, die gerade aus ihrem Blickwinkel verschwunden war. Prisca schluckte, ohne sich jedoch nach der Priesterin umzudrehen und besann sich auf das soeben Gesagte. Wenn ich mein erstes Phigma im Gleichgewicht sein soll, darf ich keine Angst haben!, schlussfolgerte sie daraus und deshalb schloss sie bewusst die Augen, um das Gefühl des absoluten Vertrauens damit zu betonen.


    Ein - zwei tiefe Atemnzüge später glaubte Prisca damit auf dem richtigen Weg zu sein, denn sie spürte wie sie innerlich immer ruhiger wurde und die Anspannung mehr und mehr aus ihrem Körper wich. Das Gefühl einer inneren Ausgeglichenheit stellte sich ein, der Wunsch einfach so zu verharren und an nichts mehr denken zu müssen. Ist das der Zustand, den ich erreichen soll?, so flüchtig war dieser Gedanke, dass Prisca nicht einmal selbst darauf reagierte und es mochte äußerlich durchaus den Anschein erwecken, sie würde tief und fest schlafen ...

    Nichts wird passieren, außer ich will es. Gut! Diese Worte beruhigten Prisca schon mal. Wobei sie im Moment nicht hätte sagen können, was genau sie eigentlich wollte. Ihrem gewählten Sakrament nach bestünde zwar nicht direkt die Gefahr, dass etwas passieren würde was sie nicht wirklich wollen würde. Und falls sie es doch wollte? Dürfte ich es dann überhaupt? Herrje! Lag das nun an diesem Getränk, dem schummrigen Licht oder an der geheimnisvoll lächelnden Frau da vor ihr, dass Priscas Geist wie trunken reagierte und sie kaum einen klaren Gedanken fassen konnte.


    Andererseits war dieser Zustand auch nicht direkt unangenehm, zumindest hätte es die Aurelia mehr wie eine Art Beschwingtheit bezeichnet. Das lag womöglich daran, dass sie bereits vom ersten Phigma beherrscht wurde - was auch immer das bedeuten mochte … "Ach ja, … wirklich?!", entfuhr es Prisca - den Erklärungen Dolabellas aufmerksam folgend -knapp, aber durchaus wissbegierig klingend. Und nun? Soll ich mein Sakrament jetzt nennen? Oder würden erst noch weitere Phigmas folgen.


    Vorerst sagte die Aurelia nichts, sondern lächelte lediglich zur Begrüßung Ashtars zurück, während sie weiter beobachtete, was die Hohepriesterin und der Tiberer als nächstes tun würden, beziehungsweise, - was sie mit ihr weiter vor hätten ...

    "Ah, da bist du ja schon!", begrüßte Prisca ihren Sklaven mit einem wohlwollendem Lächeln. Das ging ja flugs, kaum das sie seinen Namen ausgesprochen hatte. Andererseits lag das Atelier auch nicht allzu weit entfernt, welches die Aurelia für ihn hatte einrichten lassen. "Warst du heute wieder fleißig?", zwinkerte sie deshalb Patraios kurz zu und winkte ihn rasch zu sich heran. "Komm her und setz dich! Ich habe einen Auftrag für dich", sprach Prisca flugs weiter, derweil sie den Brief für ihren Liebsten noch mit dem Wachs versiegelte. Ja, die Aurelia war äußerst zufrieden mit der Ergebenheit und den Diensten ihres griechischen "Schmuckstücks", vereinte er doch viele besondere Fähigkeiten in sich. Insbesondere als ihr Eros diente er ihr auf so wundervolle Weise, wann immer die Standesschranken und die Kleider fielen, ohne jedoch dabei die Grenzen zu überschreiten. Viele schöne Momente die er ihr bescherte und woran die Aurelia stets erinnert wurde, sobald sie ihn sah.


    Doch heute bliebe dafür leider keine Zeit, denn Prisca benötigte ihren Sklaven für eine gleichsam profane wie vertrauensvolle Aufgabe. "Patraios! Ich möchte, dass du etwas für mich überbringst und mir sofort Bericht erstattest, solltest du eine Nachricht für mich zurück erhalten.", sprach Prisca ob der Wichtigkeit dieses Auftrags bedächtig und mit einem eindringlichen Blick in seine Augen weiter. "Dieser Brief hier ist für Aulus Flavius Piso. … Niemandem sonst, außer ihm, darfst du dieses Schreiben aushändigen! …" Spätestens als der Name des Empfängers fiel, dürfte dem jungen Griechen klar geworden sein, von wem seine Herrin da sprach und wie viel es ihr bedeutete . Bewusst verzichtete Prisca allerdings darauf, ihn noch einmal eindringlich auf seine Verschwiegenheit hinzuweisen. Stattdessen berührte sie ihn mit dem Rücken ihrer Hand, an der Wange - zum Zeichen ihres Vertrauen - ehe sie ihm schließlich den versiegelten Brief überreichte. "Ich möchte, dass du sofort aufbrichst. … Du kennst doch den Weg zur villa Flavia bereits, oder?" Falls nicht müsste Prisca eben einen weiteren Sklaven mitschicken, der Patraios zumindest bis zum flavischen Anwesen führen würde.

    Lupus mochte mit vielem recht behalten. Sowohl durch seine Worte, wie auch in seinen Gedanken und wahren Absichten (welche der Aurelia natürlich verborgen blieben). Prisca glaubte seinen Worten tatsächlich, ohne eine Lüge dahinter zu vermuten, so überzeugend, wie er ihr ins Gesicht sagte, dass er sie begehrte. Ist er gar eifersüchtig? Oh ja, es klang durchaus echt und irgendwie schmeichelte ihr das. Es suggerierte ihr eine gewisse Macht, mit den Männern spielen zu können - sofern sie wollte. "Du weißt, was ich von dir will" … Ja das nahm Prisca zumindest an und allein deswegen hätte sie niemals wütend reagieren können. Doch in einem Punkte mochte Lupus sich allerdings geirrt oder eventuell zu viel Vertrauen, in seinen unvergleichbar direkten Charme gelegt haben. Ich mit ihm? Er denkt doch nicht etwa allen Ernstes, dass ich mich jemals darauf einlassen würde? Ungläubig starrte die Aurelia einen Moment lang zurück und egal wie anziehend sie solche Typen wie Lupus auch fand, so vernebelt konnten ihre Sinne gar nicht sein, dass sie nicht wüsste was dann passieren würde. Lupus war und blieb ihr Cousin! Sie waren eine Familie. Ihm brauchte sie doch nicht zu erklären, welche Konsequenzen Inzucht nach sich ziehen würde. Weder vor, noch während, oder gar nach der Hochzeit. Nicht freiwillig und auch nicht gezwungener Maßen würde sie mit ihm … niemals ...


    "Oh Lupus!", klang die Aurelia fast schon bedauernd und in der festen Überzeugung ihn nun zu enttäuschen, da sie seine Gefühle weder erwidern würde, noch er offensichtlich die Konsequenzen bedacht hatte. "Und ich dachte, du wärst dir bewusst, dass wir nur ein Spiel zusammen spielen, liebster Mercurius. … Lupus! … Götter hin oder her. Echte Gefühle sind dabei tabu! Oder dachtest du wir beide wären göttergleich, dass wir einen Sturz vom trapejischen Felsen überleben könnten!" Höchstwahrscheinlich würde es nur ihr Todesurteil bedeuten, seine Karriere oder gar seinen "guten" Ruf könnte ihr Cousin allerdings vergessen.


    Ob ihn solche offenen Worte wirklich trafen? Prisca konnte keine Gedanken lesen und auch eine Reaktion auf seinem Gesicht blieb ihr verborgen, denn mittlerweile hatte Lupus sie wieder los gelassen und war ein paar Meter voraus - auf dem Nachhauseweg. Im Gehen sprach er nun davon, dass er ihr unter bestimmten Bedingungen sogar helfen würde. Wirklich? Nun hatte Prisca alle Mühe ihre Neugier soweit in Zaum zu halten, dass sie die wenigen Meter zu ihm nicht allzu eiligen Schrittes aufholen würde. So verzweifelt wollte sie dann auch nicht wirken, obwohl es im Grunde offensichtlich wäre, dass sie seine Hilfe unbedingt wollte, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sah.


    Was Lupus schließlich forderte war eindeutig und im ersten Moment wusste Prisca nicht, ob sie sich wirklich darauf einlassen sollte. Wer gewann letztendlich außer Lupus? Wenn er Erfolg hat, habe auch ich was ich will. Wenn er hingegen scheitert, habe ich nichts mehr zu verlieren Dann wäre der Gefallen ebenso hinfällig, wie alles andere auch. Und wenn nicht? Um welchen Gefallen würde Lupus sie irgendwann bitten? Sollte sie, oder Piso gar, als Fürsprecher für ihn auftreten? Gut möglich. Solche (politischen) Gefälligkeiten waren aber doch keine Seltenheit und von daher -.^… . Oder würde Lupus soweit gehen und verlangen, dass sie etwas illegales für ihn täte. Sicher sein dürfte sie nicht doch, andererseits, könnte sie ihm ebenso wenig eine Erfolgsgarantie geben wie er ihr. Wenn ich also scheitern sollte, was kann Lupus mir schon großartig anhaben? Nichts! .. Nicht ohne sich selbst lächerlich zu machen, sollte er unsere Abmachung jemals verraten und wenn sie erst einmal verheiratet wäre, könnte auch ihr Cousin dies nicht mehr rückgängig machen ....


    Die Aurelia betrachtete ihren Cousin abschätzend von der Seite während sie die Vor- und Nachteile dieser Abmachung gegeneinander abwog und zu dem Schluss kam, dass sie letztendlich nicht viel zu verlieren hatte. "Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass auch du nicht unbedingt die Entscheidung meines Onkels beeinflussen kannst. Aber! Ohne Hochzeit - kein Gefallen! … Ebenso wenig kann ich dir dafür garantieren, dass ich deinen Gefallen zu erfüllen vermag, sofern du mich irgendwann darum bittest." Was auch immer das sein mag, sei mal dahin gestellt", fasste Prisca die Rahmenbedingungen noch einmal zusammen und schwieg einige Sekunden. Waren sie sich soweit einig?


    "Also gut. Sobald ich Piso´s Frau bin, tue ich dir einen Gefallen und werde alles daran setzen, dir diesen zu erfüllen - egal um was du mich auch bitten magst. Das schwöre ich dir auf Iuppiters Stein und an diesen Schwur bin ich so lange gebunden, bis du den Gefallen von mir einfordern wirst", tat Prisca mit einen tiefen Atemzug den Schwur den zu erfüllen sie, ihrer großen Liebe wegen, bereit wäre, selbst wenn sie dabei ein leicht mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend verspürte. Ihre Augen waren dabei unablässig auf die ihres Cousins gerichtet und ihre feste Stimme sollte eigentlich keinen Zweifel daran lassen, dass sie es absolut ernst meinte.


    "Zufrieden?", fragte sie ihren Cousin, einen weiteren tiefen Atemzug später und mit einem eindringlichen Blick wartete sie nun auf seine Antwort.

    Die Aurelia war froh, dass ihr Sklave nicht weiter über diesen (in ihren Augen) grausamen Kaiser sprach und hätte er Pisos unglückseligen Namensvetter erwähnt, hätte Prisca dessen Tat mit Sicherheit verteidigt. Eine Verschwörung gegen einen grausamen Diktator wäre immer eine rühmliche Tat, auch wenn sie letztendlich zum scheitern verurteilt wäre. Aber dies war ohnehin Geschichte und hoffentlich würde die Tat ihres Liebsten von Erfolg gekrönt werden. Wie wunderbar passten da die aufmunternden Worte, aus dem Munde des jungen Griechen, die Prisca wieder hoffen machten, dass alles sich doch zum Guten wenden würde. Du wirst und beide glücklich machen und wir beide werden dich glücklich machen - Wie wunderbar das klingt, dachte Prisca nur in jenem Augenblick da ihre Lippen einander berührten und sie die Süße der Frucht auf ihrer Zunge schmecken konnte.


    "Einverstanden! Ich werde dir Model stehen. … Aber wehe du nutzt das aus, nur, um deine Herrin nackt zu sehen, dann ... ", willigte Prisca schließlich mit erhobenem Zeigefinger ein, nachdem sie Minuten später wieder voneinander ließen. Dies war natürlich nur als Scherz gemeint und deshalb fand dieser Satz keine Vollendung mehr. Stattdessen erhob sich die Aurelia, kichernd und mit einer eleganten Drehung, von der Kline und tänzelte beschwingt um ihren Sklaven herum, da sie sich einfach gut fühlte. " Ja! Wir werden so bald wie möglich von hier abreisen." Raus, nur raus aus dieser stinkenden Stadt! "Ans Meer, wo die Natur und die Musen uns inspirieren werden", rief Prisca dem jungen Griechen gut gelaunt zu und mit einem letzten Kuss auf seine Stirn verabschiedetet sie ihn schließlich zum Dank für diesen schönen Moment, den sie zusammen genossen hatten: "Und nun eile, mein Eros! Und nutze die Zeit! Bis wir uns wieder sehen ...



    ~ finis ~

    "Ein persönliches Sakrament finden … hmm?, wiederholte Prisca grübelnd um was es in der ersten Phase ginge. Bei den von Dolabella genannten Beispielen war das Gesuchte eigentlich schon dabei. Trotzdem überlegte die sie weiter, was ihr noch wichtig sein könnte, denn das wiederum sollte sie zu Ishtar und ihrem eigenen Körper führen … und darüber hinaus. Aha! Was immer das bedeuten mochte, es weckte gleichermaßen die Neugier Priscas, wie es ihr ein wenige Angst machte was eventuell mit ihr geschehen könnte.


    "Ich … ich glaube ich kenne mein Sakrament", legte sich die Aurelia schließlich fest und blickte fragend zu Dolabella. Und nun? "Es wird doch aber nichts passieren, zu was ich nicht bereit sein kann und werde…", versuchte sie vorsichtig anzudeuten, dass es Grenzen gäbe, die sie als junge Patrizierin nicht überscheriten dürfte. Ob das gut oder schlecht wäre für die weiteren Phasen? Prisca hatte keine Ahnung, wie es nun weiter gehen würde.


    Schließlich erschien eine schemenhafte Gestalt wie aus dem Nichts und näherte sich ihnen. Angestrengt kniff die Aurelia nun die Augen zusammen und sie versuchte zu erkennen wer das sein könnte, während sie die Hand des Tiberers weiter fest umklammert hielt.

    Interessiert folgte Prisca den Ausfühgungen Dolabellas über jene fernen Länder, die er schon bereist hatte. Baktrien, Asia Minor, Syria Verbunden mit diesen Namen schuf die Aurelia jenes wunderbare Bild vor ihrem geistigen Auge von den wundervollen Palästen, den mystischen Stätten, von aufregenden Abenteuern und unvorstellbaren Reichtümern, so wie sie es gerne tat ohne jedoch zu wissen, ob dies der Wahrheit entspräche oder in natura wirklich so fazinierend anzusehen wäre.


    Sehr viel augenscheinlicher war hingegen die Schönheit der jungen Tiberia, die Dolabella als seine Tochter und "Augenster" vorstellte. Wirklich hübsch und geschmackvoll gekleidet ist sie, waren Priscas erste Eindrücke. Ob die Tiberia auch symphatisch wäre, würde der Abend zeigen. Vorerst erwiderte Prisca das Nicken zum Gruße nur mit einem ebenso freundlichem Lächeln und einem Neigen des Hauptes, um das laufende Gespräch nicht zu unterbrechen.


    Mithräischer Stier! Das klang jedenfalls köstlich und so ließ sich die Aurelia ebenfalls ein Stück auf einem Teller reichen, um davon zu probieren.

    Ja, Prisca war verzweifelt und … sie haderte momentan mit ihrem Leben, der Welt und dem Schicksal, dem es zu gefallen schien ihr den größten Wunsch auf ewig zu verwehren. Einen Grund dazu hatte die Aurelia freilich nicht, undankabr zu sein, denn ihr widerfuhr so viel gutes im Leben. Liebe und Geborgenheit. Das alles fand sie hier bei ihrer Familie und bei Marcus, der sie - trotz allem - auch jetzt in die Arme nahm und sie innig drückte. Prisca erwiderte die Umarmung und sie klammerte sich dabei fest an ihn, das Gesicht schluchzend in dem Stoff seiner Tunika vergraben. Sie war so erleichtert und glücklich, denn sie spürte die selbe Geborgenheit und Liebe. Dafür war sie ihm unendlich dankbar und am liebsten hätte sie ihn nie mehr losgelassen, wie zum Zeichen, dass sie ihn beim Wort nehmen wollte. Für immer … Wie lange wäre das? Für ewig oder so lange, bis irgendwann der Tag käme, an dem er sein Versprechen würde brechen müssen.


    Prisca würde Marcus niemals einen Vorwurf deswegen machen, doch sie konnte seine Worte und seine Haltung gegenüber Piso einfach nicht verstehen. Wenn Liebe gar nicht erst vorhanden wäre, wie könnte sie dann vergehen, oder sich gar wandeln? Eine Ehe wie er und Celerina sie führen? Nein! Wenn Prisca ehrlich war teilte sie sogar den Wunsch ihres Onkels. Eine Ehe wie diese könnte sie niemals ertragen und sie wünschte den beiden nichts sehnlicher, dass es doch etwas gäbe das sich wandeln könnte. Nicht in Hass, sondern vielleicht in eine freundschaftliche Zuneigung!. Das wäre doch etwas, wofür es sich zu leben lohnt, oder nicht? Prisca erwiderte den Blick ihres Onkels stumm und aus traurigen Augen heraus. Soll ich noch einmal versuchen, ihn von Piso zu überzeugen? Nein! Nur ein leichtes Nicken folgte, zum Zeichen das sie nun nicht weiter in ihn dringen wollte und begleitet von einem letzten Schluchzer, um die Tränen endlich einzudämmen. Dabei fiel ihr Blick auf die feuchte Stelle , die ihre Tränen auf der Tunika ihres Onkels zurück gelassenen hatten und mit einer unbeholfenen Handbewegung, versuchte Prisca den Stoff irgendwie zu glätten. "Entschuldige bitte …", bemerkte sie unsinniger Weise dazu, doch würde es vielleicht helfen das Thema (zumidnest für heute) vergessen zu machen ...

    Die Vereinigung zwischen Himmel und Erde. Der Regen, der das Leben gebiert, ja das war durchaus ein realer Ritus, wenngleich dies für Prisca durchaus mit einem Fruchtbarkeitszauber zu tun hatte. Aber gut, sie wollte nicht spitzfindig werden und so lauschte sie lieber weiter den Worten des Tiberers, der sie nun weiter führte in den nächsten Raum, dessen Gestalt die Aurelia zunächst kaum erfassen konnte. Alles vor ihren Augen verschwamm regelrecht in einem dunkelrotem Licht, dessen Quelle sie nirgends entdecken konnte. Lag das an der Wirkung des Getränks oder an dem eigenartigen dunkelroten Licht, oder gar beidem? Wie trunken folgte Prisca langsam weiter hinein in diesen Raum und glaubte dabei durch ein Meer aus Rosenblüten zu schreiten. Oder wie soll ich es am besten beschreiben?, grübelte Prisca auf der Suche nach dem was sie wahr nahm, beziehungsweise dem was sie zu sehen glaubte. Doch wofür genau sollte sich ihr Bewusstsein nun öffnen? Prisca blinzelte leicht irritiert und sah zu Dolabella hin, der nicht minder trunken wirkte . "W .. wo sind wir hier … und …was geschieht …nun?", stellte Prisca eine Frage, wobei sie feststellte wie ihre Zunge immer schwerer wurde beim sprechen.

    Völlig entrückt von jener realen Welt erschien alles wie in einem wunderbaren Traum, in einem fernen Land, in einem verbotenen Garten. Wo auch immer. Geborgen und beschützt, in den starken Armen ihres Eros liegend, empfand Prisca nicht wie eine Herrin gegenüber einem Sklaven. Nein! Ohne seine Gedanken erahnen zu können, wollte sie gleichsam sein Herz, - seine Löwin, - was auch immer sein, wohlwissend, dass sie beide stets das bleiben würden was sie in Wirklichkeit waren. Er, der griechische Sklave und sie, seine römische Herrin. Und dennoch schienen sie beide einen Weg gefunden zu haben, einander so nah und verbunden sein zu können wie in diesem wundervollen Moment.


    In dieser entspannten Stimmung mochte der Name jenes Kaisers, einem dem Wahnsinn verfallenen Schlächter, allerdings so gar nicht passen und deshalb fuhr Prisca erschrocken auf. Wie konnte Patraios nur dessen gute Taten loben, während er gleichzeitig von den schrecklichen Dingen sprach, die Nero getan hatte. Prisca konnte das nicht verstehen und niemals hätte sie einen Vergleich zwischen Piso und Nero zugelassen. Patraios hingegen lachte nur küsste sie erneut mit voller Leidenschaft und sie tat es ihm gleich, ehe sie sich dann sanft von ihm löste. Er will wissen was passiert ist? Trotz der warmen Luftschwaden die, zusammen mit dem flackernden Schein der Feuerkessel, das balneum in ein dunstig surreales Licht tauchten, fröstelte es die Aurelia mit einem Mal.


    Prisca setzte sich auf und so hin, dass sie direkt neben Patraios verweilte, der seine Arme mittlerweile hinter dem Kopf verschränkt hatte. Sie nahm ein dünnes seidenes Tuch von der Lehne der Kline und zog dieses über die Schultern, bedeckte so ihre Blöße, obgleich der transparente Stoff nicht viel zu verhüllen vermochte. "Nein sein Name ist nicht Nero und zum Glück hat er mit jenem Kaiser den du, trotz seiner schrecklichen Taten, zu bewundern scheinst, absolut nichts gemein.", erwiderte Prisca auf die Frage ihres Sklaven hin ruhig und ohne, dass sie ihn hätte tadeln oder zurecht weisen wollen. Allein ihr leicht verärgerter Gesichtsausdruck verriet, dass ihr dieser Vergleich ganz und gar nicht gefiel, auch wenn Piso sicher ebenfalls ein Freund und Förderer der schönen Künste war.


    "Sein Name ist Aulus Flavius Piso und die Dummheit die er und ich begangen haben war die uns, vor den Augen meines Onkels, zu küssen während ich kaum mehr an hatte, wie dieses Tuch hier. ", fuhr Prisca nun allerdings mit einem schuldbewussten Blick, in die Augen des jungen Griechen fort. Patraios konnte sicher erahnen, was das in ihren Kreisen bedeuten mochte. Ich hätte mich nicht dazu hinreißen lassen dürfen, ebenso wenig wie ich dir meine Zuneigung schenken darf, … mein Eros, schalt die Aurelia sich während sie gleichzeitig immer tiefer in den schönen Augen ihres Sklaven versank. Und was bliebe mir dann noch? Außer dir. Oh nein nicht jetzt! Die Realität drohte sie wieder einzuholen und Prisca wollte das auf keinen Fall zulassen. Jetzt noch nicht! Ein entschuldigendes Lächeln huschte über Priscas Lippen und langsam, ganz langsam, glitten ihre Finger über die nackte Haut des jungen Griechen höher, umspielten seinen Hals und strichen zärtlich über seine Wange. "Ich will verreisen und ein paar erholsame Tage in Antium verbringen und du ", beschloss Prisca spontan und ihre Augen strahlten voller Vorfreude darauf,"wirst mich begleiten. Glaubst du, dass du bis dahin ein paar Werke für mich vollendet haben wirst, oder ..."Zusammen mit diesen Worten beugte sich Prisca über Patraios hinweg, pflückte eine Traube aus einer Schale neben der Kline und hielt sie ihm auffordernd vor den Mund. "benötigst du dafür noch etwas? ...", Eine Inspiration? flüsternd und in der Absicht sogleich mit ihm um diese Traube zu "kämpfen", verbunden in einem leidenschaftlichen Spiel ihrer Zungen, näherten sich die Lippen der Aurelia erwartungsvoll denen ihres Sklaven …

    Nachdem auch sie ihren Cousin Imbrex freundlich begrüßt hatte, hörte Prisca gespannt zu was es aus Mantua zu berichten gab. Was? Septima ist schwanger?! ... Oh wie wundervoll!! Am liebsten hätte Prisca vor Freude laut in die Hände geklatscht wie sie das hörte. Das waren zur Abwechslung mal erfreuliche Nachrichten, die es zu feiern galt. Gerade noch rechzeitig bremste die Aurelia jedoch jeglichen Gefühlsausbruch ein als sie die Blütenpracht bemerkte, die gerade herein getragen wurden. Ach herrje, Celerina wird doch nicht etwa ... Doch sie hatte! ... Sie hatte es gewagt sich am Heiligtum ihres Onkels zu vergreifen. Da! Der Blick ihres Onkel zu seiner Frau, den Prisca aus den Augenwinkeln erhaschte, sprach Bände. Hier brodelte es gewaltig!


    Ob er damit den Zorn der Götter herauf beschwor? Zumindest hatte es für Prisca den Anschein, Marcus würde seine Frau mit diesem Blick verwünschen wollen da diese sich - just in dem Moment - verschluckte. Prisca erstarrte und betrachtete die folgende Szene mit innerer Anspannung. Doch zum Glück stellte sich die (unsanfte) Rettungsmethode ihres Onkels als hilfreich heraus und die Lage schien sich daraufhin endlich wieder zu entspannen.


    "Ja darauf sollten wir wirklich trinken!", stimmte die Aurelia deshalb gerne in Floras Vorschlag ein.

    Nun ja, ein Fruchtbarkeitszauber war an sich nichts außergewöhnliches, lag es doch seit Anbeginn der Menschheit in deren Bestreben die Natur und die Götter zu besänftigen, um die Ernten und den Bestand der Herden zu sichern. "Also ist die heilige Hochzeit so etwas ähnliches wie der Fruchtbarkeitszauber der Griechen. Oder gibt es da gar einen Zusammenhang?", schlussfolgerte Prisca (hoffentlich nicht zu vorschnell) die Möglichkeit, dass die uralten Bräuche ein- und desselben Ursprungs sein könnten. Ja, sie hatte durchaus Gefallen daran gefunden, mehr über diese alten Riten zu erfahren ...


    ...auch wenn sie dafür dieses Getränk schlucken müsste, welches offensichtlich kein Gift war. Mandragoritis Das klang fast wie ein Modegetränk vom Ostiastrand, kam es Prisca kurz in den Sinn, wobei der Name sie auch an eine bestimmte Wurzel erinnerte , der man magische Kräfte nachsagte. Nicht zu viel, du bist es nicht gewöhnt. Na toll, am Ende bin ich noch völlig weggetreten und kann mich an nichts mehr erinnern, fürchete Prisca ein wenig den Effekt dieses Trankes, kannte sie bislnag nur die Wirkung des Opiums. Also wie viel wäre dann genau richtig? Damit es letztenlich doch wirkt. Prisca nahm einen, dann noch einen und schließlich einen dritten Schluck und ließ das eigenartige Aroma auf ihrer Zunge wirken. ... Noch verspürte sie nicht das Geringste ...

    An
    Aurelia Prisca
    Villa Aurelia
    Roma


    Liebste Prisca,


    es tut mir Leid, was gestern Abend passiert ist. Es tut mir so furchtbar Leid, dass der Abend so unschön unterbrochen wurde. Dein Vetter hat meine Frage an dich fürchterlich missverstanden. Aber mir war einfach deine Meinung zu der Sache wichtig, und wie sollte ich es herausfinden, außer, wenn ich dich frage? Und ich bin so unendlich froh, dass du mich heiraten willst. Dies ist etwas, was mich alleine glücklich machen kann in diesen Zeiten.


    Doch hat sich mein Plan geändert. Ich werde nicht zu euch Aureliern gehen, wie ich es gesagt habe. Nein, mir ist etwas Besseres eingefallen, denn das Neueste weißt du noch gar nicht. Gracchus ist bereit, uns zu helfen. Mein Vetter, Manius Flavius Gracchus! Ich habe ihm alles erzählt, und meine Geschichte hat ihn so bewegt, dass er sich der Sache annehmen will. Und aus diesem Grund fand ich es besser, wenn ich Celerina und ihren Gatten zu einer Cena in der Villa Flavia einladen würden. Geben die Götter, dass sie, wenn ich die Nachricht durch einen Sklaven vermitteln lasse, annehmen! Und auch, dass Corvinus von uns drei Flaviern überzeugt werden kann. Es wäre doch gelacht, liebste Prisca, wenn wir, die füreinander bestimmt sind, nicht unser gemeinsames Glück finden!


    Was mir aber noch Sorgen macht, ist dein Vetter, Lupus. Ich weiß nicht, ob er etwas davon, was passierte, weitersagen wird oder nicht. Du musst ihn daran hindern, dass er etwas an Corvinus verpetzt, Prisca! Und wenn du etwas davon hörst, dass er die Geschichte an ihn verraten hat, bitte schick mir einen Brief, was das angeht!


    Ich hoffe, dass ich dich bald wiedersehe, meine geliebte Blume. Möge Venus über uns beide wachen.


    In Liebe, Treue und größter Verehrung,


    dein


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    Immer und immer wieder las Prisca den Brief und grübelte darüber was sie tun sollte - sofern sie überhaupt etwas tun konnte. Hatte sie wirklich alles versucht und getan, was in ihrer Macht stand? Schließlich griff die Aurelia zur Feder und sie setzte einen Brief auf, den ihr neuer Sklave sogleich dem Flavier persönlich überbringen sollte. "Patraios soll sofort kommen! Ich habe einen Auftrag für ihn", rief die Aurelia in befehlsgewohnter Art in Richtung Türe, auf das der gewünschte Sklave erscheinen würde.



    Ad
    Aulus Flavius Piso
    Villa Flavia
    Roma


    Mein über alles geschätzter und geliebter Aulus,


    es muss dir nichts leid tun. Es ist schließlich nicht deine Schuld, dass die Traditionen so sind wie sie sind und mein Cousin dir dies ausgerechnet zum Vorwurf machen musste. Ich selbst habe deine Frage sehr wohl als deine aufrichtige Zuneigung für mich verstanden und ich wünsche mir nichts sehnlicher, als mein Leben an deiner Seite zu verbringen. Ohne dich erscheint mir alles sinnlos und ohne dich will ich nicht weiter leben. Deshalb bete ich zu den Göttern, dass dein Plan gelingen mag und wenn ich deine Zeilen lese habe ich wieder die Hoffnung, dass uns das Schicksal am Ende wohlgesonnen sein wird. Doch sei auf der Hut. Ich habe alles versucht um meinen Cousin zu beeinflussen, nur kann ich ihn leider nicht gut genug einschätzen um zu sagen, was genau er tun wird. Sollte er es jedoch meinem Onkel sagen, werde ich dir eine Nachricht schicken und glaube mir, sofern es in meiner Macht steht werde ich zu verhindern wissen, dass er uns schaden wird.


    PS: Weil du geschrieben hattest "… in diesen Zeiten" Ich habe neulich erst von dem Tod deiner Schwester erfahren und ich fühle aus tiefsten Herzen mit dir. Es muss schrecklich für dich sein ihren Tod betrauern zu müssen und dir gleichzeitig Gedanken um uns zu machen. Wenn es etwas gibt das sich für dich tun kann, egal was, dann zögere nicht und lasse es mich wissen, oder gib meinem Sklaven, der dir diesen Brief überreicht hat, eine Nachricht mit.


    Mögen die Götter dir Kraft geben in diesen Zeiten, mein Liebster und wisse, dass ich immer für dich da sein will.


    Dich stets in meinen Gedanken und in meinem Herzen trage


    [Blockierte Grafik: http://img61.imageshack.us/img61/6223/aureliapriscair1.jpg]


    Zitat

    Original von Marcus Decimus Mattiacus
    Mattiacus kam Aurelia Prisca und Dolabella ein Stück entgegen. Mattiacus bedachte die Dame mit einem Lächeln, als sie sich begegneten.


    "Aurelia Prisca, es ist mir immer wieder eine Freude, dir zu begegnen. Ich hoffe du und deiner Familie sind in bester Gesundheit." sagte er zu ihr bevor er sich Dolabella zuwandte.


    "Und dir, weter Dolabella, danke ich dir für deine Einladung. Ich bin ein großer Anhänger der Rennen. Schon als Kind."


    "Die Freude ist ganz meinerseits, werter Decimus. ... Und danke der Nachfrage, mir und meiner Familie geht es gut. Ich hoffe, dir und den deinigen ebenso?!", wandte sich Prisca zum Gruß freundlich lächelnd an Mattiacus.


    Der Start des XII. Rennens stand nun kurz bevor und ein weiteres Mal war es ihr vergönnt das Startzeichen zu geben. Als die Wagen daraufhin losprschten wirkte Dolabella wieder wie verwandelt und war kaum ansprechbar. Da halfen auch keine beruhigenden Worte, also beschränkte sich die Aurelia vorerst darauf das Rennen zu verfolgen, sowie in der Menge nach ihrer Freundin Serrana Ausschau zu halten.


    edit: VII. > XII.