Lupus mochte mit vielem recht behalten. Sowohl durch seine Worte, wie auch in seinen Gedanken und wahren Absichten (welche der Aurelia natürlich verborgen blieben). Prisca glaubte seinen Worten tatsächlich, ohne eine Lüge dahinter zu vermuten, so überzeugend, wie er ihr ins Gesicht sagte, dass er sie begehrte. Ist er gar eifersüchtig? Oh ja, es klang durchaus echt und irgendwie schmeichelte ihr das. Es suggerierte ihr eine gewisse Macht, mit den Männern spielen zu können - sofern sie wollte. "Du weißt, was ich von dir will" … Ja das nahm Prisca zumindest an und allein deswegen hätte sie niemals wütend reagieren können. Doch in einem Punkte mochte Lupus sich allerdings geirrt oder eventuell zu viel Vertrauen, in seinen unvergleichbar direkten Charme gelegt haben. Ich mit ihm? Er denkt doch nicht etwa allen Ernstes, dass ich mich jemals darauf einlassen würde? Ungläubig starrte die Aurelia einen Moment lang zurück und egal wie anziehend sie solche Typen wie Lupus auch fand, so vernebelt konnten ihre Sinne gar nicht sein, dass sie nicht wüsste was dann passieren würde. Lupus war und blieb ihr Cousin! Sie waren eine Familie. Ihm brauchte sie doch nicht zu erklären, welche Konsequenzen Inzucht nach sich ziehen würde. Weder vor, noch während, oder gar nach der Hochzeit. Nicht freiwillig und auch nicht gezwungener Maßen würde sie mit ihm … niemals ...
"Oh Lupus!", klang die Aurelia fast schon bedauernd und in der festen Überzeugung ihn nun zu enttäuschen, da sie seine Gefühle weder erwidern würde, noch er offensichtlich die Konsequenzen bedacht hatte. "Und ich dachte, du wärst dir bewusst, dass wir nur ein Spiel zusammen spielen, liebster Mercurius. … Lupus! … Götter hin oder her. Echte Gefühle sind dabei tabu! Oder dachtest du wir beide wären göttergleich, dass wir einen Sturz vom trapejischen Felsen überleben könnten!" Höchstwahrscheinlich würde es nur ihr Todesurteil bedeuten, seine Karriere oder gar seinen "guten" Ruf könnte ihr Cousin allerdings vergessen.
Ob ihn solche offenen Worte wirklich trafen? Prisca konnte keine Gedanken lesen und auch eine Reaktion auf seinem Gesicht blieb ihr verborgen, denn mittlerweile hatte Lupus sie wieder los gelassen und war ein paar Meter voraus - auf dem Nachhauseweg. Im Gehen sprach er nun davon, dass er ihr unter bestimmten Bedingungen sogar helfen würde. Wirklich? Nun hatte Prisca alle Mühe ihre Neugier soweit in Zaum zu halten, dass sie die wenigen Meter zu ihm nicht allzu eiligen Schrittes aufholen würde. So verzweifelt wollte sie dann auch nicht wirken, obwohl es im Grunde offensichtlich wäre, dass sie seine Hilfe unbedingt wollte, weil sie keinen anderen Ausweg mehr sah.
Was Lupus schließlich forderte war eindeutig und im ersten Moment wusste Prisca nicht, ob sie sich wirklich darauf einlassen sollte. Wer gewann letztendlich außer Lupus? Wenn er Erfolg hat, habe auch ich was ich will. Wenn er hingegen scheitert, habe ich nichts mehr zu verlieren Dann wäre der Gefallen ebenso hinfällig, wie alles andere auch. Und wenn nicht? Um welchen Gefallen würde Lupus sie irgendwann bitten? Sollte sie, oder Piso gar, als Fürsprecher für ihn auftreten? Gut möglich. Solche (politischen) Gefälligkeiten waren aber doch keine Seltenheit und von daher -.^… . Oder würde Lupus soweit gehen und verlangen, dass sie etwas illegales für ihn täte. Sicher sein dürfte sie nicht doch, andererseits, könnte sie ihm ebenso wenig eine Erfolgsgarantie geben wie er ihr. Wenn ich also scheitern sollte, was kann Lupus mir schon großartig anhaben? Nichts! .. Nicht ohne sich selbst lächerlich zu machen, sollte er unsere Abmachung jemals verraten und wenn sie erst einmal verheiratet wäre, könnte auch ihr Cousin dies nicht mehr rückgängig machen ....
Die Aurelia betrachtete ihren Cousin abschätzend von der Seite während sie die Vor- und Nachteile dieser Abmachung gegeneinander abwog und zu dem Schluss kam, dass sie letztendlich nicht viel zu verlieren hatte. "Ich bin mir sehr wohl bewusst, dass auch du nicht unbedingt die Entscheidung meines Onkels beeinflussen kannst. Aber! Ohne Hochzeit - kein Gefallen! … Ebenso wenig kann ich dir dafür garantieren, dass ich deinen Gefallen zu erfüllen vermag, sofern du mich irgendwann darum bittest." Was auch immer das sein mag, sei mal dahin gestellt", fasste Prisca die Rahmenbedingungen noch einmal zusammen und schwieg einige Sekunden. Waren sie sich soweit einig?
"Also gut. Sobald ich Piso´s Frau bin, tue ich dir einen Gefallen und werde alles daran setzen, dir diesen zu erfüllen - egal um was du mich auch bitten magst. Das schwöre ich dir auf Iuppiters Stein und an diesen Schwur bin ich so lange gebunden, bis du den Gefallen von mir einfordern wirst", tat Prisca mit einen tiefen Atemzug den Schwur den zu erfüllen sie, ihrer großen Liebe wegen, bereit wäre, selbst wenn sie dabei ein leicht mulmiges Gefühl in ihrer Magengegend verspürte. Ihre Augen waren dabei unablässig auf die ihres Cousins gerichtet und ihre feste Stimme sollte eigentlich keinen Zweifel daran lassen, dass sie es absolut ernst meinte.
"Zufrieden?", fragte sie ihren Cousin, einen weiteren tiefen Atemzug später und mit einem eindringlichen Blick wartete sie nun auf seine Antwort.