Beiträge von Aurelia Prisca

    Tja, wahrscheinlich wäre es besser gewesen mit Lupus weiter über die Welt und das eigene Schicksal zu philosophieren und vielleicht hätte Prisca ihren Cousin auf diesem Weg eher dazu gebracht, ihr einen Wunsch zu erfüllen ohne darum betteln zu müssen. Aber nein! Stattdessen musste ich die verführerische Göttin mimen, die mit ihren Reizen lockt und denkt 'schupps', damit habe ich ihn in meine Falle gelockt und er frisst mir aus der Hand… Was hab ich mir eigentlich dabei gedacht?!, schalt sich Prisca für ihre eigene Dummheit. Offensichtlich nicht viel! Wenn sie ehrlich war, wäre dieser Weg auf alle Fälle tabu, egal wie Lupus auf ihre Verführungskünste reagiert hätte. Unabhängig davon war dies natürlich nur ein Spiel, nicht mehr und nicht weniger. Eines, wie sie es bereits im Stadium gespielt hatten, nur, wer hatte eigentlich die Regeln festgelegt? ...


    Zumindest schien es kein Verbot zu geben die eigenen Cousine zu küssen und genau das hatte Prisca nicht erwartet, obwohl sie es augenscheinlich provoziert hatte. Und als Quittung bekam Prisca nun zu spüren was es hieß, den Wolf zu reizen. Seinen Griff um ihr Handgelenk hatte die Aurelia noch gelassen gesehen, sozusagen als versuchte Abwehr einer Ohrfeige. Als Lupus sie jedoch nicht mehr los ließ, sondern plötzlich im Nacken packte und er sie stürmisch gegen die nächstbeste Hauswand presste, bekam es Prisca doch etwas mit der Angst zu tun. Nicht wegen Lupus und das er ihr absichtlich weh tun könnte, sondern vielmehr wegen der Erkenntnis, dass er es eventuell ungewollt täte, weil sie definitiv zu weit gegangen war. Was sollte sie jetzt tun? Mich wehren, ihn wegstoßen? Viel hätte sie ihrem Cousin sicher nicht entgegensetzen können, allerdings versuchte es Prisca auch gar nicht erst. Ihr ganzer Körper bebte zwar und ihre Hände waren zu Fäusten geballt, doch das definitive "Nein!" ging völlig unter, in einem erstickten Seufzer den Lupus ihr, zusammen mit ihrem Atem raubte.


    Ein wenig Praxis im küssen hatte Prisca ja nun schon gesammelt: Angefangen bei der Reihe gebräuchlicher "Alltags-Küsse", wie dem Handkuss, dem Begrüßungsbussi, dem Gute-Nacht-Kuss, Den Kuss als Trostpflaster, -als Dankeschön, -als Ausdruck familiärer Zuneigung usw. ..… bis hin zu den emotional gesteigerten Küssen, die Ausdruck der Sinnlichkeit, Liebe, Leidenschaft und Lust waren. Wo genau wäre also jener Kuss, den Lupus ihr gab, am besten einzuordnen? Zweifellos versprühte die Berührung seiner Lippen und die Nähe seines Körpers ein gewisses Verlangen, sich dem hinzugeben, wonach es ihnen beiden gelüsten mochte. Oder war dieser Kuss am Ende nur gestellt und völlig bedeutungslos, weil er das Ergebnis eines Schauspiels war - und verboten obendrein.


    Prisca konnte es am Ende nicht einmal mit Gewissheit sagen, warum sie es hatte geschehen lassen und welche Gefühle und Gedanken sie in dem Moment für ihren Cousin hegte, als sich ihre Lippen wieder trennten und er den Griff etwas lockerte. Sollte sie ihn nun fort stoßen, ihn anbrüllen oder das Spiel weiter auf die Spitze treiben und riskieren, dass eine Dummheit geschähe? Die Aurelia tat nichts dergleichen, sie starrte ihren Cousin lediglich aus großen Augen an, während sie schwer atmend zwischen ihm und der Hauswand verharrte. Ich könnte mich wenigstens darüber ärgern, dass mein Onkel ausgerechnet diesen Kuss nicht bekommen hat, überlegte Prisca resignierend, was zweifellos für sie aber besonders für Lupus ein übles Nachspiel gegebenen hätte. Am besten wäre es, froh zu sein, dass nicht mehr passiert war!


    Prisca stieß einen ergebenen Seufzer aus, denn sie wusste einfach nicht mehr weiter. Alles erschien ihr ausweglos, ihr Cousin war der einzige Hoffnungsschimmer und mit seinem Kuss hatte er ihr nun nicht nur den Atem, sondern auch noch den letzten klaren Gedanken für heute geraubt. Es war einfach zu viel war an diesem einen Abend passiert, als das sie wirklich überzeugend hätte die Göttin weiter spielen können. So schwer es auch fiel sich das einzugestehen: Sie war die Verliererin. Zum Zeichen ihrer Niederlage ließ Prisca deshalb müde die Arme sinken, ihre Hände legten sich auf seine Brust und mit sanftem Druck versuchte sie Lupus von sich fort zu schieben. "Wenn du selbst sagst, dass die Götter derlei Wünsche den Sterblichen nicht gewähren, wie könnte ich sie dir dann jemals erfüllen … ?", erwiderte Prisca verbittert und resigniert klingend zugleich. Bewusst vermied sie es ihm in die Augen zu sehen, denn sie wollte nicht sehen wie er triumphieren würde über den Sieg, den zweifellos über sie errungen hatte. "Wenn es etwas gibt, dass dich bewegen mag mir und Piso zu helfen so sag es mir einfach … jetzt! … Oder bring mich einfach nur sicher nach Hause" und tu, was immer du tun musst!" Nein, nicht einmal jetzt konnte Prisca ihren Cousin wirklich um Hilfe "bitten", sie wollte nur definitiv Klarheit, woran sie bei ihm wäre ...

    Ach ja, die Lupercalien. Bei dem Gedanken an jenen obskuren Ritus schüttelte sich Prisca innerlich und sie konnte den Vergleich des Tiberes gut nachvollziehen. Selbst gesetzt dem Fall, dass sie einmal verheiratet sein sollte, konnte es sich Prisca nicht wirklich vorstellen jemals, auf offener Straßefreiwillig die Hand aufzuhalten, nur, damit ein paar besudelte Bekloppte sie mit der Rute züchtigen könnten. Nein da würde sie schon lieber die Kosten für eine ganze Herde, blendend weißer Rinder auf sich nehmen und diese höchstpersönlich opfern, in der Hoffnung auf den Ehesegen der Götter.


    Ebenso, wie sie Dolabella in diesem Punkt zustimmend zu genickt hatte, hob die Aurelia im nächsten Moment eher skeptisch die Augenbraue. Sie betraten einen spärlich beleuchteten Vorraum und ein seltsamer Geruch wehte ihr entgegen. Noch während Prisca darüber rätselte woran sie dieser Duft erinnern könnte, reichte Dolabella ihr wortlos einen Becher, welcher eine schwärzliche Flüssigkeit enthielt. Uhh,… soll ich das etwa austrinken? Prisca ging nicht davon aus, dass die Tempelführung nur ein Vorwand des netten Tiberers war, um sie hier und jetzt zu vergiften und sie anschließend auf einem Altar zu opfern, aber… ihr fragender Blick verriet ihm deutlich, dass sie DAS ganz sicher nicht ohne eine weitere Erklärung trinken würde.


    "Ja ich denke schon. Waren nicht die kultische Feste zu Ehren Rheas, der Mutter Zeus, der Ursprung der olympischen Spiele? ...", versuchte sie derweil, auf seine Frage hin, mit ihrem Allgemeinwissen zu punkten.

    Direkt von der porta aus, hastete Darius (einer von vielen unbedeutenden Sklavenjungen) los, um die Nachricht zu überbringen, welche eine flavische Sklavin dem aurelischen Inaitor diktiert hatte. Die beiden Herrschaften, für die jene Nachricht gedacht war, befanden sich just zu diesem Zeitpunkt im balneum. Ein günstiger Moment, gleichwohl eine unwillkommene Störung, also klopfte Darius artig an der Türe und wartete, ob man ihn zu den Herrschaften vor ließe, oder man zumindest die Nachricht (jetzt oder später) entgegen nehme würde, die er bei sich trug:



    Zwecks Ausbau der Beziehungen lädt die gens Flavia, respektive der ehrenwerte Flavius Gracchus, zu einer cena ein: Marcus Aurelius Corvinus, nebst Gattin und zwar am NON SEP DCCCLX A.U.C. (5.9.2010/107 n.Chr.

    Interessiert sah Prisca sich in der Vorhalle des Tempels um, welcher sich - den Erklärungen Dolabellas nach - im Aufbau und in der Aufteilung der Räumlichkeiten, nicht sonderlich von den bislang bekannten Tempeln unterschied. Der Kultort selbst war jedoch gewiss nicht das Besondere, sondern vielmehr die Kulthandlungen die darin vollzogen wurden. "Eine heilige Hochzeit? ...", horchte die neugierige Aurelia auf und hakte sogleich nach: "Wie darf ich mir das vorstellen, wie diese Hochzeit vollzogen wird? … und zwischen wem? … ehm" So viele Fragen! Prisca räusperte sich und warf Dolabella ein entschuldigenden Blick zu, denn sie wollte natürlich nicht seiner Führung vorgreifen.


    Was würde er ihr nun als nächstes zeigen? Die weltlichen Räume erweckten eher weniger das Interesse der Aurelia, doch schien es Dolabella sehr zu betrüben, dass diese unbewohnt waren. "Und woran liegt es, dass so viele Räume leer stehen?", erkundigte sie sich deshalb nicht minder neugierig.

    Gerade hatte die Aurelia, mit Hilfe ihrer Liebsklavin, den Schleier gelüftet und vorsichtig über Kopf abgestreift, da ergriff Dolabella auch schon ihre Hände für eine - zumindest auf Prisca - recht befremdlich wirkende Begrüßungszeremonie. Nicht das sie es als unangenehm empfunden hätte, nein, es war einfach ungewohnt und insbesondere als der Name jener babylonischen Göttin fiel, zuckten die Augenbrauen der Aurelia kurz nach oben. Von diesem Kult und seinen Gepflogenheiten hatte sie durchaus schon mal gehört, wenngleich dies nicht viel war - und vor allem nicht fundiert.


    Aber gut, deswegen sie war schließlich heute hier, um mehr über den Ritus zu erfahren und da diese Begrüßungsformel bereits ein Teil davon zu sein schen, ließ sie Dolabella also gewähren, ihre Hände weiter zu halten und sie daran zu führen. "Möge sie dich ebenso schützen und über dich wachen", erwiderte Prisca den Gruß freundlich lächelnd in der Hoffnung, dem Ritus entsprechend zu antworten. Mit einem leichten Nicken deutete sie anschließend an, dass sie bereit wäre ihm zu folgen. "Nun denn, ich bin hier und bereit für die geistliche Reise gen Osten, die du mir versporchen hattest."

    "Solltest Du die Wette gewinnen so werde ich Dich mit einem uralten und in Rom nur den wenigsten bekannten Ritus bekannt machen, es wird eine geistliche Reise in den Osten…"


    … hatte ihr der Tiberer ihr bei den ludi augusti versprochen und das hatte Prisca natürlich neugierig gemacht. Der ferne Osten, der Orient, damit verband die Aurelia eben Mystik und Abenteuer und das gefiel ihr. Vielleicht wäre es besser gewesen nachzufragen, von welchem Ritus genau er da sprach, doch nun war sie hier und könnte sich selbst ein Bild davon machen. Zur Sicherheit hatte die Aurelia allerdings für den heutigen Abend eine neutrale Sänfte gewählt, sodass sie nicht sofort als Patrizierin erkannt werden würde. Lediglich der Halbmond zierte ihre Sandalen und dazu trug die Aurelia ein aprikot farbenes Kleid mit Goldstickereien, die entfernt an ägyptische Symbole erinnerten. Dazu breite Armreife aus Gold und eine güldene Halskette mit einem Rubin in der Mitte. Das Haar wurde gehalten von einem filigranen Haarnetz aus goldenen Fäden, doch das war unter dem Schleier, der zudem das Gesicht der Aurelia bedeckte, nur ansatzweise zu erkennen.


    Ja spät war es geworden, an diesem Tag, denn neben der übliche Frage "was soll ich bloß anziehen", hatten die Sänftenträger einige Mühe gehabt das Ziel überhaupt zu finden. Doch schließlich stoppten sie vor dem besagten Tempel und die junge Patriziern stieg die Stufen hinauf und dem bereits wartenden Tiberer entgegen.

    Oh! Hatte mein lieber, vorausplanender Cousin meine plötzliche Ablehnung etwa nicht in seine Überlegungen mit einbezogen?!, fing Prisca den zuckenden Blick von Lupus aus den Augenwinkeln ein und ein zufriedenes Lächeln huschte über ihre Lippen. Sicher war dieser Zug taktiert gewesen, wie er gleichermaßen ernst gemeint war. Nein direkt darum betteln würde sie nicht und ebensowar sie fest davon überzeugt, dass auch Piso niemals auf die Idee kommen würde, ihren Cousin um Hilfe zu bitten. Ausgerechnet ihn! "Du bist also nur der Bote. Ach so. Machst du es dir jetzt nicht etwas zu einfach, lieber Cousin? … Die Welt ist, wie sie ist, weil wir sie zu dem machen, was sie ist. Wir alle, du genau so wie ich und jeder andere auch! Aber gut! Mir steht heute nicht der Sinn nach Philosophiererei. ….", machte Prisca eine wegwischende Handbewegung und sie vermied es dabei ihren Cousin in die Augen zu sehen. Es änderte schließlich nichts an der Tatsache, dass sie und Piso sich dieses Theater selbst eingebrockt hatten und Lupus tatsächlich nur der Bote wäre, der zu berichten hätte was vorgefallen war. Ganz einfach, oder?


    Nicht ganz! Ob der Gewissheit, das Zünglein an der Waage zu sein, ließ Lupus es sich nicht nehmen sie, mit seinem selbstgefälligen und gleichzeitig schmeichlerischen Verhalten, weiter zu necken und das Ganze langsam auf die Spitze zu treiben. Meinte er das am Ende gar ernst mit der Wette? Jedem Anderen hätte Prisca für derlei anzügliche Worte zweifellos eine schallende Ohrfeige verpasst. Bei Lupus war das jedoch etwas anderes und so blieb der Aurelia nichts anders übrig, als tief Luft zu holen um die Beherrschung nicht zu verlieren. Schließlich kannte sie ihn und das gemeinsame Spiel mittlerweile gut genug, um seine Sticheleien gelassen zu erwidern. Aber es kam noch besser! Was??? Lupus ist wegen Nigrina hier in Rom und sie sollten einander heiraten? Und nun wäre jene Verbindung zwischen den beiden hinfällig. Wegen mir und Piso?. Sollte das der Vorwurf sein, hinter seinen Worten "dank dir, meine Göttin, bin ich nun frei …" Das ist ja lächerlich!, begann es langsam in Prisca zu brodeln.


    Täuschte sie sich, oder stünden die Chancen ihres Cousins, Nigrina zur Frau zu erhalten, nicht besser denn je sofern sich die Familien gezwungen sähen, mit eben dieser Ehe den Eklat einer anderen Verbindung zu vertuschen. Wie auch immer. Einen sehr enttäuschten Eindruck machte Lupus jedenfalls nicht sollte es anders kommen, oder machte es ihm einfach nur Spaß seine Cousine derart aufzuziehen. Nein, dieses Mal lullten sein sanfter Tonfall und die schmeichlerischen Worte sie nicht so schnell ein. Aber gut, anderseits dämpften gerade diese Worte ihre Wut so weit, dass sie heraus finden wollte, mit welchen Mitteln sie wiederum den Wolf beeindrucken könnte.Also gut, wenn du weiter unser Spiel spielen willst, nur zu! - und sie machte einem Schritt nach vorn und zur Seite, um sich ihm direkt in den Weg zu stellen. Sollte Lupus ruhig einen tiefen Einblick genießen in das, was sie so zu bieten hatte (und das war nicht wenig), wenn er sich denn schon - im übertragenen Sinn seiner Worte - nach ihrer Schönheit verzehrte. "Ist das wahr? Dein Begehr galt allein mir? Nur für mich, deine Göttin, willst du frei sein?! … Oh Hermes, mein - ach so - schuldloser Götterbote. Wie konnte ich nur so verblendet sein vor Zorn", sprach Prisca mit lieblicher Stimme und einem gespielt schuldbewussten Augenaufschlag in der Rolle der Göttin weiter, die er in ihr heraufbeschworen hatte.


    Gleichzeitig wippte die Aurelia auf die Zehenspitzen vor und ihr rechter Arm zuckte nach oben. Wie zum Schlag, doch trafen nur ihre Fingerspitzen sanft sein Kinn, um langsam darüber zu streichen während sie ihm tief in die Augen sah. "Bitte verzeih deiner Göttin diesen hässlichen menschlichen Makel...", hauchte sie die Worte mit bittender Stimme an sein Ohr. "und sage mir was ich tun kann, um deiner ewigen Treue und Ergebenheit gewiss zu sein. ..."Na, habe ich nicht schön 'Bitte-bitte' gesagt? Prisca hielt sich für keine sonderlich gute Schauspielerin, doch machte es ihr durchaus Spaß den Wolf auf diese Weise zu reizen und ihn heraus zu fordern. Die eigentliche Botschaft hinter ihrer 'göttlichen Bitte' hatte Lupus sicher verstanden. Darauf wetten würde die Aurelia allerdings nicht, dass er sich sofort dazu bereit erklären würde, ihr zu helfen - geschweige denn, bedingungslos ...


    "Das wäre es in der Tat! … Und dabei dachte ich, der sicherste Platz wäre heute an der Seite des Veranstalters", scherzte Prisca gut gelaunt zurück. Darüber, dass ihnen auf der Bahn etwas zustoßen könnten, machte sie sich nun wirklich keine Sorgen und deshalb reichte sie ihm gerne die Hand zum "sicheren" Geleit, hinüber zu der Ehrenloge. Selbstverständlich gemessenen Schrittes und ohne Eile, ganz , wie es sich für eine Patrizierin gehörte.


    Worüber genau Dolabella, ob ihrer Worte, sinnierte blieb der Aurelia verschlossen, sonst hätte sie ihn sicher darüber aufgeklärt, wie sie über Mischehen dachte. Ihre Worte aber waren so gemeint, wie sie es eben gesagt hatte. Symphatisch! "Ja, das ist er durchaus." Schließlich verhielt der Decimer ihr gegenüber stets sehr galant und zuvorkommend, was man nicht von allen Plebejern behaupten konnte, wenn es um den Adel ging. Aber gut - umgekehrt verhielten sich manche Patrizier nicht viel besser ...

    Zitat

    Original von Spurius Tiberius Dolabella
    "Er ist ein guter Mann... in ein paar Jahren. Jetzt war er nur der schnellste aus einer Gruppe von Talenten. Für den Finallauf rechne ich nun mit einem Dreikampf zwischen Tolimedes, Proteneas von der Russata und meinem Sklaven Aretas. Am ehesten ..."[/I]


    Da entdeckte er Mattiacus in der Ehrenloge und wank ihm zu. Er würde ihn persönlich begrüßen wenn die Auslosung auf der Meta beendet ward.


    "Du kennst Marcus Mattiacus, werte Prisca?"


    Kurz überlegte Prisca, ob sie auf einen der drei Wettstreiter setzen solle doch dann entschied sie, ihr Glück für einen Tag nicht über Gebühr herauszufordern. "Nun ich denke, für heute habe ich genug gewonnen. Dennoch bin ich gespannt, ob deine Prognosen dieses Mal zutreffen werden.", entgegnete sie ihm augenwinkernd.


    Dem Blick des Tiberes folgend erkannte auch Prisca den Decimer unter den Zuschauern, die in der Ehrenloge Platz genommen hatten. "Ja ich kenne ihn.", antwortete die Aurelia dem Tiberer und gleichzeitig neigte sie ihr Haupt, charmant lächelnd, dem Decimer zu. "Ein sympathischer Mann und ein ausgezeichneter Arzt", lobte sie zudem gerne dessen medizinischen Fähigkeiten.

    Wie bitte? Diese Person hatte es sich erlaubt die Herrin des Hauses ganz einfach zu ignorieren, indem sie kein Wort mit ihr gesprochen hatte. "Ja das ist in der Tat eine Unverschämtheit.", stimmte Prisca dem sofort zu. Nur leider ergaben sich daraus nicht viele Ansätze oder gar Beweise, die ausgereicht hätten um sofort gegen die Germanin vorzugehen. Also hieß es abwarten und auf eine Gelegenheit hoffen, dachte Prisca und gemeinsam überlegten sie also, wie sie am besten Marcus ablenken könnten. Sicher könnte man da irgendwie nachhelfen, nur wie? …


    Hatte gar Celerina selbst die rettende Idee? Prisca horchte auf und sie sah die Flavia erwartungsvoll an, als dies plötzlich ihre Hand ergriff und irgendwie in Rätsel sprach. Alles wird gut, weil mein Onkel mich auch liebt? .. Und sie will mit ihm reden ... Wollte die Flavia etwa die verfahrene Situation mit Piso dazu nutzen, um Marcus gleichzeitig von seiner Gespielin abzulenken? Priscas Blick wurde nachdenklich und andächtig nickte sie zu dem Gesagten. Sie wäre zu allem bereit, wenn sich nur alles zum Guten wenden würde. Sowohl für Celerina, wie auch für sie und Piso.


    Der Mann ist der Herr, doch die Frau hat das sagen? Das hat Mutter auch immer gesagt "Oh ja, ich weiß!... ", musste die Aurelia schließlich kichern und ihre Miene erhellte sich augenblicklich. Irgendwie erinnerte Celerina sie sogar vom Weesn her an ihre eigene Mutter. Das war auch der Grund, warum Prisca so gerne die Flavia als ihre pronuba erwählt hätte und als diese tatsächlich zusagte, strahte Prisca über das ganze Gesicht: "Du willst … wirklich?!? … Das ist ja, … Oh das ist …" wundervoll!!, rief sie freudig aus ehe ihre Freude Sekunden später ein jähes Ende fand Wie? Es geht doch nicht?! "aber schade!", beendete die Aurelia den angefangenen Satz schließlich tief betrübt, ohne jedoch Celerina in dem Moment irgendeinen Vorwurf machen zu wollen. Sicher gab es einen triftigen Grund, warum die Flavia so plötzlich ihre Zusage zurück zog und eigentlich hätte die Aurelia selbst darauf kommen können ...

    Patraios war sichtlich gerührt und seine Tränen zeugten von tiefer Dankbarkeit und grenzenloser Ergebenheit, die er mit zahllosen flammenden Küssen auf Priscas nackte Haut schwor. Prisca zweifelte keine Sekunde an der Aufrichtigkeit, obwohl Sklaven eigentlich nicht schwören durften und Patraios dies ausgerechnet auf jenen Gott tun musste, dessen Anhänger die Römer verfolgten und zu tausenden in den Arenen töten ließen. Die Aurelia hatte natürlich schon von diesem Glauben gehört und ehrlich gesagt hatte sie nie verstanden, wie diese Menschen einem solchen Gott ergeben bis in den Tod folgten. Oh Patriaos! Schwöre besser nicht auf diesen Gott, der seinen eigenen Sohn am Kreuze hat sterben lassen. Ich möchte dich niemals auf diese Weise verlieren müssen…, flehte Prisca ihren Sklaven in ihren Gedanken an während sie in seinen starken Armen lag und ihn inniglich küsste. Ihretwegen dürfte Patraios glauben, an was und wen er wollte, niemals würde sie ihn deswegen verraten. Schließlich gab es unzählige Religionen und Kulte welche die Römer selbst, im Laufe der Zeit adaptiert hatten. Nur bei diesem Glauben wären ihr die Hände gebunden ihn zu beschützen, sollte er jemals deswegen in Schwierigkeiten kommen.


    So weit würde es aber hoffentlich nie kommen und schnell verdrängte die Aurelia jeden weiteren Gedanken an die Welt da draußen. Hier und jetzt gab es nur sie beide und diesen schönen Moment wollte Prisca nicht zerstören. Also betrachtete sie den erschöpften und überglücklichen Griechen nur mit einem versonnenen Lächeln auf den Lippen, ohne etwas zu erwideren und ohne jede Überheblichkeit, oder gar Strenge. Als Patraios schließlich nach ihrem Zukünftigen fragte und dabei deutlich zeigte, dass er sich seiner Stellung stets bewusst sein würde, schenkte Prisca ihm zum Dank ein verliebtes Lächeln, ehe sie den Kopf zurück auf seine Brust sinken ließ und sich eng an ihn ankuschelte: "Nein, es ist kein Tribun … er ist selbst Senator.", oder wird es zumindest bald sein, beantwortete Prisca schwärmerisch die Frage während sie mit geschlossenen Augen die Nähe ihres Sklaven genoss, so als würde sie in den Armen des Flaviers liegen. "Er ist zudem ein sehr gebildeter Mann, der die schönen Künste liebt . Ich könnte mir gut vorstellen, dass er sich freuen würde, einen so künstlerisch begabten Sklaven, wie dich, sein Eigen nennen zu dürfen." Davon war Prisca durchaus überzeugt und bei dem Gedanken daran wie schön alles sein könnte, zog sie missmutig die Stirn in Falten, wobei ihre Verbitterung in keinster weise Patraios galt, als sie fort fuhr:"Nur leider haben er und deine unfehlbare Herrin sich zu einer Dummheit hinreißen lassen, wegen der ... wir ... nunach!"Prisca unterbrach sich selbst, indem sie aufschluchzte und ihr Gesicht an seiner Brust zu vergraben versuchte, bei dem Gedanken daran, dass sie womöglich niemals ihrem Liebsten so nah sein dürfte, wie sie es in diesem Moment ihrem Sklaven war.


    "Ach! … Mein geliebter Eros! Was soll ich nur tun? Ich liebe ihn und er liebt mich, doch scheint es uns nicht vergönnt zu sein, zueinander zu finden … ", gestand sie ihrem Sklaven im Vertrauen, was sie im tiefsten Inneren bewegte und gleichzeitig war sie so angezogen von der Nähe des schönen Griechen und dessen Bezeugung seiner ewigen Treue, dass sie zum Dank seine Brust liebevoll mit Küssen bedeckte. "Wenigstens dir soll niemals wieder ein Leid geschehen! Nicht, wenn es in meiner Macht steht, dies zu verhindern", gab Prisca ihrem Sklaven ein Versprechen, dass sie im übrigen vor ihm nur ihrer Leibsklavin Tilla gegeben hatte, wenngleich vielleicht nicht in einer so deutlich ausgesprochenen Form.

    Prisca war mehr als zufrieden mit ihrer Leibsklavin und deren Worte und so hielt es die Aurelia für angemessen genug, Tilla ein besonderes Lob auszusprechen:"Gut Tilla! Ich weiß, ich kann mich in diesen Dingen ganz auf dich verlassen. Was würde ich nur ohne dich machen..." Gleichzeitig beugte sich Prisca etwas vor und umarmte kurz die junge Frau, die mittlerweile weit mehr als nur eine einfache Sklavin für die junge Aurelia war. Ein wohlwollendes Lächeln umspielte dann Priscas Lippen als sie verstand, was Tilla anschließend auszudrücken versuchte. Gab es womöglich noch gar keine direkte Bezeichnung dafür?. Eine … Kleidervorführung? … Ja genau!! "Ich weiß, was du meinst Tilla, Eine persönliche Vorführung der Kleider, am besten hier in der villa, richtig?!… Das ist eine sehr gute Idee!! Ich wollte mit meinen Cousinen schon längst einen Einkaufsbummel zu meinem persönlichen Lieblingsschneider unternehmen. Genau so gut können wir ihn aber hier her bestellen ", hakte Prisca sofort auf den Vorschlag ihrer Sklavin ein, wobei sie das Angebot mit der ägyptischen Quelle zunächst einmal hinten anstellte. "Das mit deiner Mutter und dieser ägyptischen Quelle kannst du im übrigen gerne klären. Ich werde mir die Kleider dann irgendwann bei Gelegenheit ansehen." Ägyptische Mode interessierte die Aurelia durchaus nur bezweifelte sie, dass die Quelle einer Peregrina auch den Ansprüchen einer Patrizierin genügen könnte. Aber gut! Prisca ließ sich gerne überraschen.


    Zunächst einmal wollte sie aber die Idee mit der Vorführung weiter durchdenken und deshalb erhielt Tilla sogleich einen Auftrag: "Sei so lieb und frag meine Cousinen bei Gelgenheit, wann sie denn Zeit für unseren geplanten Einkaufsbummel hätten und was sie davon halten würden, wenn wir all unsere Freundinnen mit dazu einladen und eine Modenschau hier in der villa daraus machen. " War das etwa gar das gesuchte Wort?, stutzte die Aurelia kurz und schließlich fügte sie schmunzelnd hinzu: "Natürlich dürften meine beiden Cousinen dabei als Erste die Kleider besichtigen und sich die besten Stücke sichern, wenn sie möchten" Eigentlich wollte Prisca die Kollektion zuerst exklusiv ihren beiden Cousinen vorstellen, aber womöglich wären die Blümchen ja gleichermaßen davon begeistert, dies im Rahmen einer größeren Veranstaltung zu tun.


    Gut! Das wäre das Eine. ..Hmm, und was bräuchten wir außerdem noch alles dafür ..?", begann Prisca laut über die weiteren Schritte nachzudenken und hoffte dabei auf Tillas gute Ratschläge in dieser Sache ...

    Kein Zweifel. Die größte Leidenschaft des Tiberers mussten Pferde(-rennen) sein. Zu dem Schluss kam Prisca spätestens ab dem Moment, als Dolabella - lauthals seinen Fahrer anfeuernd - sich fast von der Balustre gestürzt hätte. Zum Glück tat er es nicht, selbst als am Ende des VI. Rennens fest stand, dass er verloren und sie gewonnen hatte.


    Schon wieder gewonnen?So langsam wurde Prisca die eigene Glücksträhne etwas unheimlich, "So ist es, werter Tiberius. …Auch wenn ich so leider nicht in den genuss einer cena mit dir komme bin ich doch sehr gespannt, welche Geheimnisse du mir bei dieser Führung offenbaren willst.", erwiderte Prisca gut gelaunt und sie war durchaus gespannt um welchen Kult es sich dabei handeln würde, da sie eigentlich geglaubt hatte die meisten religiösn Vereinigungen zu kennen.


    Zunächst galt es jedoch noch das Finale auszulosen und ein weiteres Mal durfte die Aurelia die Glücksfee spielen. Also zog sie der Reihe nach die Kugeln aus der [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Haushalt/kochtopf_169.gif] und verlas die Namen der Fahrer: "Im Finale werden heute starten: … Perikles, … Pigor Secundus , … Amasis, … Proteneas, … Aretas, … Keraunos, … Tolimedes, … und …Publius Gutta … Möge der Beste gewinnen!" Nachdem Prisca den letzten Namen verlesen hatte blickte sie Dolabella wieder lächelnd an: "Was glaubst du. Wird dieser Gutta erneut siegen, oder werden ihn deine Fahrer dieses Mal stoppen können?"

    Die Stunden vergingen in der Tat wie im Flug, nachdem Patraios sie - auf seinen Armen tragend - sanft von dem Badebecken auf die Klinen umgebettet hatte. Da lagen sie nun nebeneinander und genossen die gegenseitige Nähe ohne daran zu denken, welch unüberwindliche unsichtbare Kluft zwischen ihnen lag. Sie, eine junge Patirizerin und er, ein griechischer Sklave. Zumindest in jenen Stunden verlor dieser Standesunterschied jede Bedeutung und das war so befreiend, dass sie alles um sie herum vergessen konnten. Oh ja! Die Aurelia fühlte sich so gut und erleichtert, wie schon lange nicht mehr. Nur: Bin ich wirklich glücklich? Nein, gänzlich war Priscas Sehnsucht nach erfüllter Liebe und Zärtlichkeit nicht gestillt, obwohl sie zum ersten Mal (sprichwörtlich) am eigenen Leib erfahren hatte wie schön es doch war, einem Mann so nah zu sein. So tief ihre Zuneigung für Patraios auch wäre, zu ihrem Glück fehlte ein ganz bestimmter Mann, an den sie ständig denken musste. Nein, einen Sklaven könnte sie niemals so lieben, wie ihn, geschweige denn wegen Patraios, ihr ganzes bisheriges Leben aufgeben. Dazu wäre die Aurelia niemals bereit, wenngleich sie davon geträumt hatte, in den Armen ihres Eros zu liegen - für immer. Keine Frage, die junge Aurelia fühlte sich sehr hingezogen zu dem schönen Griechen, ihrem Schmuckstück, und doch änderte dies nichts an der Tatsache, dass sie ihn bestenfalls dazu benutzen würde. Er wäre derjenige, der ihr die Stunden der Einsamkeit versüßen sollte und der sie halten müsste, wann immer sie Kummer hätte und sie sich einsam fühlen würde.


    Dafür waren Sklaven eben da, dass man sie benutzte, für was auch immer. Niemand störte dies, oder hätte gar ein schlechtes Gewissen deswegen gehabt, aber! Gerade dieses Gewissen plagte die Aurelia, wie sie da so lag und sich schnurrend an ihren Sklaven schmiegte. Seine zärtlichen Berührungen und diese wundervolle Liebeserklärung … Prisca konnte nicht anders, als zum Dank einen Kuss auf die Spitze seines Fingers zu hauchen, mit dem er gerade zärtlich ihre Lippen umspielte, ehe sie sich dann ein wenig von ihm abhob, um ihm tief in die Augen zu blicken.


    "Wie kannst du nur so etwas sagen. Mich zu lieben. Ausgerechnet mich?!", Bist du es denn nicht leid, benutzt zu werden? Ich bin deine Herrin und werde es immer sein, egal, wie viel meiner Zuneigung und Liebe ich dir schenken mag, seufzte Prisca bedauernd und wehmütig zugleich. "Wie könnte ich deine Liebe jemals angemessen erwidern, mein geliebter Sklave? Mein wundervoller Eros, du ..." Sie sah Patraios traurig lächelnd an, während sie ihm sanft eine Haarsträhne aus der Stirn strich und er ihre wahren Gedanken sicher erahnen konnte. ...

    Die Borte hatte sich also gelöst?! … Aha. Na egal, hakte Prisca gedanklich das Kleidungsstück endgültig ab. Viel wichtiger war Septima, die in anderen Umständen, die beschwerliche Reise von Mantua hier her unternahm. Hoffentlich kommt sie wohlbehalten an!, dachte Prisca für sich während sie auf Tillas Versprechen hin zufrieden nickte. Über einige von Tillas Bemerkungen musste die Aurelia sogar ein wenig belustigt den Kopf schütteln: " Selbstverständlich erwarte ich, dass du nach wie vor für mich da bist, Tilla. Und das nicht nur 'nebenbei'. Schließlich bist du meine Sklavin." Was dachte sie denn? Wie Tilla die zusätzliche Arbeit bewältigen würde war allein ihre Sache. " Umziehen wirst du deswegen jedenfalls nicht müssen, denn ich gehe davon aus, dass Septima jene Gemächer beziehen wird die sie bis zu ihrer Abreise bewohnt hat.", überlegte Prisca laut. Das eigene Anwesen von Ursus und Septima war - Priscas Wissen nach - noch nicht bewohnbar und bis dahin würden die beiden ganz sicher die Gastfreundschaft der eigenen Familie genießen.


    Ebenso würde das gewonnene Pferd eine ganz besondere Betreuung genießen und dafür hatte Prisca (in der Tat) ihren custodes Hektor vorgesehen. Nachdem Tilla allerdings sogleich die Fürsprache für ihn übernahm horchte die Aurelia auf und der Verdacht in ihr verhärtete sich, dass da mehr zwischen den beiden sein könnte. Nachdem was die beiden schon zusammen erlebt hatten, wäre die eigentlich nicht verwunderlich. Nach einigem hin und her entschied sich Prisca dann, bis auf weiteres darüber hinwegzusehen, was auch immer die beiden zusammen anstellen mochten.


    "Na gut. Wenn du der Ansicht bist, dass Hektor dafür der Richtige ist, so soll er sich um Laokoon kümmern …", entschied Prisca kurzerhand und mit einem hintergründigen Lächeln fügte sie hinzu: "Und du wirst die Verantwortung dafür tragen, dass er sich auch wirklich gut um das Tier kümmert." Na wie würde Tilla wohl darauf reagieren? Ganz unrecht wäre es der jungen Sklavin sicherlich nicht einen Grund zu haben, um offiziell in Hektors Nähe sein zu dürfen. Oder? Abgesehen davon ging es Prisca keineswegs darum, ihre Leibsklavin mit den vielen Aufgaben und der Verantwortung zu überfordern.Fordern ja! Aber im positiven Sinne, denn Tilla war mittlerweile für Prisca sehr viel mehr als eine einfache Sklavin. "Natürlich darfst du mich zu dem Rennen begleiten, Tilla. Und wir werden sehen, vielleicht nehme ich Hektor auch mit", entschied die Aurelia mit einem wohlwollenden Lächeln. Sie verspeiste eine weitere Traube und ließ den Blick erneut über die zahllosen Gewänder gleiten, die Tilla vorhin sortieren wollte. "Ach Tilla, ich fürchte, ich brauche dringend ein paar neue Kleider ...", seufzte Prisca schließlich ganz im Gedanken ...

    Prisca mochte in den Augen ihres Cousins durchaus dumm erscheinen. So dumm, um nicht zu sehen, für wie dumm er sie hielt, war Prisca aber nicht. Trotz ihrer vernebelten Sinne. Ich hab ihn nie darum gebeten, weil ich noch nicht einmal an diese Möglichkeit gedacht habe??? Pahh!!, woher wollte er das so genau wissen? Naja Zugegeben, sie hatte tatsächlich nicht daran gedacht, aber das konnte er ebenso wenig mit Gewissheit behaupten. "Ach?! Vielleicht wollte ich ja nur nicht auf das Niveau eines tumben Spartaners sinken, der sich anscheinend für allwissend hält?!", warf Prisca beleidigt ein und man merkte durchaus ,wie genervt sie selbst mittlerweile war - angesichts ihres verletzten Stolzes, - der Sturheit der Spartaner, - dieser verdammten Traditionen und und und, um einfach nur das letzte Wort zu haben …


    …welches sie - sehr zu ihrem Leidwesen - leider nicht bekam. Lupus wollte ihr weiterhin aufzeigen, wie verfahren und sinnlos ihr ganzes Bestreben doch wäre und wie "unerfreut" ihr Onkel darauf wohl reagieren würde. Na wie wohl?! Prisca sah es bildlich vor Augen wie wütend ihr Onkel wäre, sollte er von diesem Heiratsantrag erfahren. "Ich bitte dich Lupus! In den heutigen Zeiten, in denen wir Patrizier sogar bereit wären Mischehen mit Plebejern einzugehen, kann man einen solchen Heiratsantrag auch überbewerten, findest du nicht? Egal, was ich Piso heute auch hätte antworten wollen, es ändert absolut nichts an der Tatsache, dass letztendlich Marcus, als mein Tutor, einzig über mein Wohl und meine Zukunft zu entscheiden hat!", antwortete Prisca trotzig und in einem Anflug von Contenance. Zum Hades mit all den Traditionen! Das war also das Ergebnis ihrer jahrelangen Erziehung und am liebsten hätte Prisca einfach alles aufgegeben (und sei es nur der Liebe zu einem Sklaven wegen), ehe sie eine Entscheidung akzeptieren wollte, die sie innerlich zerreissen würde.


    Wer war sie denn schon? Die Tochter des Kaisers etwa - oder gar Jupiters Augenstern? Schön wär es ja, aber letztendlich war sie nur eine von unzähligen jungen Römerinnen die sich, (vielleicht) wie sie, einzig nach Liebe und Zuneigung sehnten. Aber gut! In Bezug auf Piso mochte Lupus durchaus recht haben. Der Flavier würde womöglich scheitern. Und dann? Prisca würde dies jedenfalls nicht so einfach akzeptierten, wobei sie noch nicht einmal wusste, was sie denn tun könnte. Dann nehme ich mir ganz einfach das Leben! … War sie wirklich so verzweifelt? Einen flüchtigen Moment war Prisca sogar versucht ihren Cousin anzuflehen, dass er bei ihrem Onkel für sie und Piso sprechen würde, doch so weit kommt es noch, besann sich die Aurelia schließlich auf ihren Stolz. Lieber hätte sie sich die Zunge abgebissen. Und überhaupt. Hätte ihr Cousin wirklich so viel Einfluss, wie er behauptet, dass er die Meinung ihres Onkels würde beeinflussen können? Prisca taxierte ihren Cousin ganz genau, ohne dies jedoch mit Gewissheit sagen zu können. Abgesehen davon. … Wie sicher konnte sich eigentlich Lupus sein, bezüglich der Unumstößlichkeit der Bande zwischen den Aureliern und den Flaviern.


    Sollte die Verbindung zwischen ihr und Piso tatsächlich scheitern, ...wie viele feste Verbindungen, zwischen den beiden Familien, gäb es außerdem noch? …. Etwa die von Marcus und Celerina? Wie zerbrechlich gerade diese Beziehung in Wirklichkeit war, wusste Prisca womöglich besser als ihre Cousin. Das würde sie Lupus aber nicht auf die Nase binden. Er sollte nur spüren, dass auch seine Cousine so manche Informationen besaß oder diese zumindest besorgen könnte, die sogar ihn interessieren könnten. "Ich denke, deine Hilfe wird nicht weiter von Nöten sein. Ich habe dich ohnehin schon viel zu weit in diese Sache mit hinein gezogen und ich hoffe, dass du mir dies irgendwann verzeihen wirst", wiegelte Prisca das Thema deshalb, ganz plötzlich von ihrer Seite aus ab. Hoffentlich wird ihn das etwas verwundern. Oder wäre Lupus einfach nur froh, endlich nichts mehr mit dieser Angelegenheit zu tun zu haben? Die Aurelia blieb stehen und suchte den Blick ihres Cousins, um ihm eindringlich in die Augen zu sehen als sie mit bitterernster Stimme hinzu fügte: "Ob es allerdings tatsächlich ein Vergnügen sein wird, ihn beim scheitern zu zu sehen, wage ich zu bezweifeln - und dabei spreche ich ausnahmsweise mal nicht von mir und meinen Gefühlen. Vielleicht mag es dich ja erheitern, weil dir das Ganze letztendlich egal sein mag, doch bedenke, dass schon so manches kurzweiliges Vergnügen für ein böses Erwachen gesorgt hat." Mochten ihre Worte für Lupus ruhig wie eine hohle Drohung klingen die seine, dumme und von ihren Gefühlen verblendete, Cousine in ihrer Verzweiflung äußerte … Prisca war schließlich noch jung und sie fing gerade erst an, sich in dem Spiel der Intrigen zurechtzufinden. Allerdings sollte Lupus ihren Eifer und ihre Lernfähigkeit darin nicht unterschätzen. Zumal er derjenige war, der ihr diese durchaus interessante Geschichte, von der 'Rache der verschmähten Konkubine' erzählt hatte.


    Prisca machte eine Pause, die gerade so lange währte, um das Wort erneut zu ergreifen noch ehe Lupus direkt hätte antworten können. "Aber warum reden wir eigentlich nur von mir und meinen Problemen. Entschuldige bitte?" Priscas Miene erheiterte sich spontan, so als sei absolut nichts vorgefallen. Sie lächelte ihrem Cousin zu und hob fragend die Augenbrauen. Hoffentlich gut genug gespielt angesichts ihrer wahren inneren Verfassung, wobei die folgende Frage sie durchaus interessierte. " Wie hat dir eigentlich die Flavia gefallen? Ich weiß, du hattest kaum Gelegenheit Nigrina näher kennen zu lernen, … aber vom ersten Eindruck her? Wäre sie nichts für dich? Eigentlich wäre sie viel zu schade, für einen tumben Spartaner ... Von der tatsächlich geplanten Ehe zwischen den beiden wusste Prisca ja immer noch nichts …

    Prisca nahm ebenfalls eine von den Trauben und während sie die süße Frucht genüsslich im Mund zerdrückte, warf sie einen prüfenden Blick auf jene Kleider die Tilla gerade aussortiert hatte. Bei der Vielzahl an Kleidern fiel es nicht leicht den Überblick zu behalten und noch viel schwerer wäre es, sich von einem der meist teuren und edlen Unikate zu trennen. Die tannengrüne Tunika? Prisca musste nachdenken wann sie zuletzt eine solche Tunika getragen hatte. Ach ja! Es musste in Germanien gewesen sein. Oder? Hatte nicht Aquilius ihr einst eine solche geschenkt? Keine besonders schönen Erinnerungen verband sie mit dieser Tunika und was sie noch viel mehr daran störte … "Wieso muss sie genäht werden? , entfuhr es Prisca halb im Gedanken. Seit wann trug eine Aurelia geflickte Sachen?!? Höchstens wenn sie in der Größe nicht mehr passen sollten. Du meine Güte. Bin ich etwa dicker geworden?, sah Prisca erschrocken an sich herab und eigentlich war sie ganz zufrieden…


    "Diese Tunika wird nicht geflickt. Entsorg sie! Oder mach mit ihr was du willst", entschied Prisca kurzerhand mit einer abwinkenden Handbewegung. Da sich dieser Unmut allerdings nicht auf Tilla bezog, sah sie ihre Leibsklavin gleich darauf wieder verschmitzt grinsend an, hatte sie doch freudige Neuigkeiten. "Also hör zu! Septima kommt uns schon bald besuchen und …" Prisca tat einen tiefen Seufzer, der deutlich machte, wie sehr sie sich für Septima freute. "Sie ist schwanger! … Deshalb möchte ich, dass du dich um sie kümmerst, sofern sie irgend einen Wunsch äußert. Verstanden?! Es soll ihr an nichts fehlen." Prisca blickte ihrer Sklavin eindringlich in die Augen und dieser Befehl war gleichsam eine Bitte, da sie wusste, dass sie sich auf Tilla verlassen konnte.


    Abgesehen davon hatte Prisca noch etwas freudiges zu berichten. "Und stell dir vor, neulich habe ich ganz unerwartet einen Hengst gewonnen! Er heißt Laokoon und er ist ein echtes Rennpferd. Der Tiberer von dem ich das Tier habe, hat mich zudem eingeladen, die Auslosung bei den ludi Augusti zu übernehmen. Ist das nicht aufregend!" Tilla wäre es sicher auch, oder? Schließlich sollte sie ihre Herrin zu dieser Veranstaltung begleiten.



    "Ludi Victoriae Augusti - VI. Rennen - III. Runde"


    Die dritte von insgesamt sieben Runden hatte soeben begonnen und für die anwesenden Zuschauer wurde es immer schwerer alle Einzelheiten unten auf der Bahn genau zu verfolgen, angesichts des aufgewirbelten Staubes welcher kaum Zeit fand sich zu legen, so schnell wie die Fahrer mit ihren Wagen dahin rasten. Spektakuläre Zweikämpfe oder andere dramatische Szenen blieben in dieser Runde jedoch gänzlich aus, sodass die Zuschauer das Feld der Teilnehmer dennoch gut überblicken konnten. Es schien fast so als würden die Lenker diese Runde dafür benutzen sich zu sammeln, das Umfeld zu sondieren und sich Gedanken darüber zu machen, wo und wann sie am besten in den noch verbleibenden Runden ihre Gegner angreifen und überholen könnten.


    Einzig dem führenden Pheidon gelang es indes seinen Vorsprung zu halten während sich auf den nachfolgenden Plätzen, nach etwa der Hälfte der Runde, noch so einiges tat! DA!! Was war den denn plötzlich mit Aretas los? Ein Aufschrei ging durch die Reihen seiner Anhänger. Eben hatte er in Runde zwei ganze vier Fahrer überholt und nun fiel er wieder dramatisch zurück. Im Gegenzug schob sich dafür Menaechmus unaufhaltsam nach vorne und schließlich gelang es dem Lenker sogar an Aretas vorbei zu ziehen. Unglaublich! Sotion profitierte als nunmehr Zweiter während Keraunos mittlerweile das Schlusslicht bildete. Perikles und Gutta schafften es zumindest in dieser Runde noch, sich jeweils um einen Platz zu verbessern und in dieser Reihenfolge rasten die Fahrer schließlich über die Start-/Ziellinie und so nahm vierte Runde ihren nicht minder spannenden Lauf.


    Sim-Off:

    Rundensieger:
    1) Pheidon: 32 (+13)
    2) Sotion: 26 (+11)
    3) Menaechmus: 18 (+9)
    4) Publius Gutta: 18 (+7)
    5) Aretas: 17 (+2)
    6) Perikles: 14 (+5)
    7) Keraunos: 14 (+0)


    Für eine Prognose auf den Ausgang des Rennens war es freilich noch zu früh, denn viel zu eng lag das Feld nach wie vor zusammen. Dementsprechend ungebrochen waren die Anfeuerungsrufe sämtlicher Anhänger, die auf den Sieg ihrer Fahrer gewettet hatten ...


    edit: TippEx

    Auf Celerinas Frage, ob sie heute gerne zu einer cena bei Tiberius Dolabella mitkommen möchte, hatte Prisca nicht lange überlegen müssen, um mit "ja" zu antworten. Etwas länger dauerte dagegen die Wahl des Kleides sowie das Richten der Haare, bis die Aurelia schließlich zufrieden war: Ein türkisfarbenes Kleid, dazu ein Geschmeide aus weißen Perlen und Lapislazuli, sowie das geflochtene Haar zu einem Knoten gebunden und gehalten, von filigranen Haarnadeln. Ja das müsste dem Anlass entsprechen, denn Prisca hatte - im Gegensatz zu ihrem Onkel- durchaus Interesse an Pferden (insbesondere seit sie Besitzerin eines edlen Rennpferdes war) und zudem war dies eine willkommene Gelegenheit, den sympathischen Tiberer wieder zu treffen, den sie - im Gegensatz zu Celerina - durchaus schon näher kannte.


    Dies machte Dolabella bei seiner herzlichen Begrüßung auch sofort deutlich, worauf Prisca dem charmanten Tiberer ein herzliches Lächeln schenkte. "Werter Tiberius, es ist mir eine Freude dich so bald schon wieder zu treffen. … Laokoon geht es übrigens bestens.", erwiderte Prisca, für den Fall, dass Dolabella sich um sein ehemaliges Rennpferd sorgte und mit einem entschuldigenden Blick zu Celerina klärte die Aurelia die Bekanntschaft kurz auf :"Verzeih mir, Celerina, ich hatte noch gar keine Gelegenheit dir zu erzählen, wie ich unseren heutigen Gastgeber eigentlich kennen gelernt habe."


    Vielleicht würden sie ja im Laufe des Abends darauf zurück kommen, vorerst übernahm aber der Gastgeber wieder das Reden und er geizte dabei wahrlich nicht mit Komplimenten. Auch wenn er es selbst nicht hören wollte, fühlte sich die Aurelia durchaus sehr geschmeichelt. "Mir scheint, du umgibst dich gerne mit schönen Dingen, die das Auge zu blenden vermögen", bemerkte Prisca dazu schmunzelnd, wobei sie den Blick anerkennend über das hübsch und geschmackvoll hergerichtete Ambiente schweifen ließ. Der ferne Orient mit all seinen Köstlichkeiten, war also das Thema und dieses Angebot nahm Prisca gerne an. Ebenso groß war die Freude, an diesem Abend auch die Bekanntschaft mit seiner Tochter zu machen.


    Prisca folgte Dolabella und Celerina weiter zu Tisch und überließ den beiden den Vortritt, ehe sie selbst auf einer der bereitstehenden Klinen Platz nahm. "Etwas verdünnten Wein für mich!", bestellte sie auf die Frage bei einem der Sklaven das Gewünschte und lauschte zunächst einmal, was Dolabella und Celerina zu besprechen hätten.


    Nachdem Prisca von Dolabella das Zeichen erhielt, begann sie also mit der rühmlichen Aufgabe das Starterfeld für das sechste Rennen auszulosen. Dazu griff sie folglich in den Los-Kessel [Blockierte Grafik: http://www.smilies.4-user.de/include/Haushalt/kochtopf_169.gif] und holte die erste Kugel haraus: "Der Name des ersten Fahrers lautet Sotion ...", verkündete die Aurelia den Namen auf der ersten Kugel und reichte diese an Dolabella weiter. Als nächstes zog sie dann:"Menaechmus" Hoffentlich hatte sie diesen Namen richtig ausgesprochen? Aber gut, die Namen wurden ohnhin auf einem anderen Weg nochmals verkündet, da niemand von ihr verlangen könnte, die Namen hier laut durchs Stadium zu brüllen. Auf der dritten Kugel stand schließlich Ah! Auf den da haben wir gewettet: "Der nächste Fahrer heißt Aretas, jener Lenker, der heute für dich den Sieg einfahren soll ...", fügte Prisca augenzwinkernd zu Dolabella gesprochen hinzu. Anschließend folgten die weiteren Namen in der Reihenfolge wie Fortuna die Kugeln, in Priscas Hand legte: "Perikles!" ... "Pheidon!" ... "Keraunos!" ... "Und als letzten Starter hätten wir ... Publius Gutta!"


    "Das wären alle Faher für das sechste Rennen. Nun werden wir bald wissen wem von uns beiden Fortuna hold sein wird, werter Tiberius, und in welchen Genuss, deiner beiden Wettschulden, ich folglich kommen werde", sah Prisca numehr (nach getaner Arbeit) Dolabella erwartungsvoll lächelnd an.


    Und nein! Sie hatte sich vorhin, als sie zur Meta losgegangen waren, nicht getäuscht. Da ist ja Serrana!, erblickte die Aurelia aus den Augenwinkeln erneut ihre Freundin, der sie gut gelaunt zu winkte. Nachdem die Auslosung nun vorüber war, ergäbe sich hoffentlich noch die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch mit ihr.