Nun ja. Was das "um-den-Finger-wickeln" anging, so musste Prisca eingestehen, dass ihre Erfolge meist eher auf Zugeständnisse von geringerer Tragweite, wie dem Entlocken von Geschenken, von Komplimenten, oder einem Taschengeld-Bonus beruhten. Bei so einem "Vergehen", wie sie und der Flavier es sich geleistet hatten, war die Chance allerdings verschwindend gering. Einerseits war Prisca ihrem Onkel ja dankbar, dass er so umsichtig handelte und schließlich meinte er es doch immer nur gut mt ihr (und das wusste sie auch). Andererseits konnte sie nicht verstehen, warum dieser eine Kuss ihr Glück für die Zukunft, nun bis in alle Ewigkeit zerstört haben soll. Es war zwar nicht zu leugnen, dass der Flavier (noch) keinerlei Heiratsabsichten bekundet hatte, aber die Art und Weise wie wir uns kennen gelernt haben und wie wir uns näher gekommen sind … Sollte Prisca sich in ihren Gefühlen wirklich so täuschen? Einmal war sie ja schon darauf reingefallen.
Die strengen Worte ihre Onkel ließ Prisca zunächst stumm und ergeben über sich ergehen, bis sie dann bei seiner Erzählung von seinem ersten Treffen mit Celerina aufhorchte. Sicher! Es gab viele Unterschiede und die Ausgangssituation war Eine ganz andere gewesen, doch was im Grunde für Prisca zählte war die Tatsache, dass Marcus damals beim Oberhaupt der Flavier ebenfalls keinen guten Start erwischt hatte. "Wie bitte, du hast dich mit Celerina wirklich nur unterhalten Sonst nichts? ... Und das allein hat den Flavier so wütend gemacht??", fragte Prisca neugierig und einem leicht neckenden Unterton nach, wobei ein flüchtiges Schmunzeln kurz ihre Lippen umspielte. Ja ja. Ihr habt nur mit einander geredet! Sonst nichts? Auch wenn es der Wahrheit entspräche, konnte sie es doch kaum glauben. Und was kam dabei heraus? "Es mag ja sein, dass der Flavier in deinem Fall überzogen reagiert hat, Marcus, doch aus seiner Sichtweise mochte es wiederum richtig gewesen sein so zu handeln, als er euch im Gras liegend angetroffen hat". Oder hätte man da nicht auf falsche Gedanken kommen können? "Und überhaupt! … Heute seid ihr beide, du und Celerina, verheiratet, weil - ich nehme mal an - du dich nicht hast beirren lassen, sondern weiter um sie gekämpft hast", um Celerina und um der …Liebe wegen?, versuchte Prisca das Gehörte so zu deuten, wie es sich für sie logischerweise zugetragen haben musste.
Piso wird auch um mich kämpfen! Weil ich ihm etwas bedeute und … weil wir uns lieben. Das spüre ich genau! , Die Aurelia war felsenfest davon überzeugt, bis zu dem Moment, als Marcus mit seiner Bemerkung über Caius, ihr schönes Luftschloss komplett zum Einsturz brachte. Die Erinnerung an ihre 'erste große Liebe' und die erste große Enttäuschung. Prisca begann augenblicklich zu schluchzen und mit glänzenden Augen sah sie ihn völlig verbittert an:"Ach!! Und du, … du glaubst also, du weißt es besser?" Nur weil du deine Gefühle nicht offen zeigen kannst, oder willst oder du gar keine solchen Gefühle kennst, oder diese zu lässt … oder wie auch immer! Die Aurelia verkniff sich gerade noch diese verletzenden Bemerkungen, denn im Grunde meinte sie es nicht so.
Sicher meinte es auch ihr Onkel nicht so - er meinte es sicher sogar gut mit ihr, nur, … Was?? Ich soll Piso nie wieder sehen? "Nein!! D.. das kann doch nicht dein Ernst sein", vergrub Prisca weinend das Gesicht zwischen den Händen. Nein, das würde sie sich auf keinen Fall gefallen lassen! Nur was konnte sie tun? Ihr Onkel war nicht bereit weiter darüber zu diskutieren, doch Prisca gab (noch) nicht auf: "Hättest du dir denn von dem Flavier verbieten lassen, Celerina wiederzusehen, so einfach? … Hättest du nicht auch alles Mögliche unternommen, um sie wiederzusehen, oder wäre sie dir völlig egal gewesen?", wollte sie deshalb wissen. So ganz ohne Gefühle könnte doch auch ihr Onkel nicht handeln, oder? ...Wie auch immer. "Jedenfalls wird Piso einen Weg finden, ...", Wenn die Götter uns wirklich für einander bestimmt haben sollten, wollte Prisca wenigstens die Hoffnung nicht aufgeben, wenn auch sonst nichts helfen würde. Sie trocknete ihre Tränen und sah Marcus mit einer Mischung aus Trotz und Zuversicht wieder in die Augen "Er wird! Weil ich ihm etwas bedeute, ... das spüre ich!"Ihre Stimme wurde zwar immer leiser, dafür nickte die Aurelia aus voller Überzeugung zu ihren Worten.