Tja, wo die Liebe hinfällt, da gedeiht sie eben prächtig, hätte Prisca ihrem Cousin Lupus eventuell schnippisch zur Antwort gegeben, wenn sie denn von seinen Gedanken gewusst hätte. Mochte seine hohe Meinung von ihr auch darunter gelitten haben, sie nun wie verwandelt zu sehen, so suchte Prisca eben nach einem Mann fürs Leben und keinen Kerl, mit dem sie nur flirten und spielen wollte. Zwar fand sie Männer wie ihn durchaus reizvoll, doch musste ihr Zukünftiger durchaus mehr zu bieten haben als: Geld, ein gutes und maskulines Aussehen, die Gabe, mit schönen (und scheinheiligen) Komplimenten zu schmeicheln, ein starkes Selbstbewusstsein und nicht zuletzt die Aussicht auf, mmmh heißen und hemmungslosen …
… und zumindest letzteres würde Sex tus ihr ohnehin niemals bieten können, war er doch ein Verwandter von ihr. Und wie wäre es mit Piso? Nun vielleicht mochte seine Erscheinung nicht ganz mit dem Bild von einem Mann kongruieren, welches Prisca so manches Mal vor schwebte, doch war er - ohne Zweifel - ebenfalls ein sehr attraktiver Mann. Er war gebildet und er wusste auf sein Äußeres zu achten. Er schätzte die musischen Künste und er … kann so herrliche Gedichte schreiben!. Er sieht gut aus! Er … hatte (sicher) viel Geld, -war Patrizier, -hatte Charme, -war ehrgeizig, -konnte Gefühle zeigen, und und und … Prisca hätte die Liste an positiven Eigenschaften ins Endlose fortführen können, die ihr an Piso aufgefallen waren und dafür dankte sie den Göttern! Offensichtlich hatte sie das Glück den Mann gefunden zu haben, der sie wirklich liebte und den auch sie liebte.
Lediglich sein Selbstwertgefühl schien nicht ganz so ausgeprägt zu sein, wie das eines Aurelius Lupus, oder das eines Alexanders. hm?! Er kommt sich richtig unwürdig vor?! Wie bescheiden klang das denn! Aber gut, hier könnte und würde Prisca ihr möglichstes tun, um Piso dahingehend zu stärken.
"Du schmeichelst mir heute aber besonders, lieber Aulus. Womit habe ich das nur verdient?", stellte Prisca mit leicht geröteten Wangen (wie auf Bestellung) in Frage, was ihm wiederum so selbstverständlich erschien. Sie blickte ihm tief in die Augen und ließ ihn auf diese Weise wissen, dass sie ihm nichts vorspielen wollte " Ich sehe da keinen Haken, so wie du", meinte sie schließlich mit einem vielsagenden Lächeln. "Wie sollte Venus auch nicht neidisch sein auf mich, hab ich doch das Glück und die Ehre, an diesem heutigen Abend Amor höchstpersönlich meinen Begleiter nennen zu dürfen. … Oder wärst du lieber mein Apollon? …", fragte sie ihn mit einem schmachtenden Augenaufschlag. Diese beiden Götter verehrte Prisca gleichermaßen und mit diesem Kompliment gab sie ihm hoffentlich das nötige Selbstvertrauen und den Mut, den er zweifellos brauchen würde, um ihren Onkel von seinen ernten Absichten zu überzeugen.
Apropos überzeugen. Mit einem kurzen Seitenblick zu Nigrina wollte sich die Aurelia davon überzeugen, dass auch sie ihren Spaß an dem heutigen Abend haben würde. Und?! Ja, so wie es aussah genoss die Flavia die Art und Weise sehr, wie sie von ihrem Cousin Lupus hofiert wurde. Leider konnte Prisca ihre neue Bekannte, oder besser gesagt ihre angehende neue Freundin, nicht fragen was sie von Lupus genau hielt, da sich die beiden Männer anscheinend stumm miteinander abgesprochen hatten, die beiden Klinen in der Mitte zu belegen. Na gut, dann muss ich sie eben in der Pause fragen was sie von meinem Cousin hält, wenn wir uns kurz zurück ziehen, vertröstete Prisca ihre eigene Neugier auf ein wenig später.
Stichwort "Pause". Das Theaterstück hatte ja noch nicht einmal begonnen. So langsam kehrte allerdings Ruhe auf den Rängen ein, da sich unten auf der Bühne anscheinend der Beginn der Vorführung abzeichnete. Prisca nahm also schnell auf der äußeren Kline, neben Piso Platz und senkte ihre Stimme so weit, um sich weiterhin ungestört mit dem Flavier zu unterhalten und seine Fragen und Bedenken, so gut wie möglich, zu zerstreuen.
"Nein, natürlich hat sich mein Onkel nicht an mir ausgelassen …", schließlich gab Marcus dem Flavier alle Schuld. " und es muss dir auch nichts leid tun."", schließlich hatte sie den Kuss ebenso wie er genossen. Nur …"Ja ich glaube auch, dass du das tun solltest!" für mich, für uns bekräftigte Prisca ihren Liebsten, mit einem zustimmenden Nicken in seiner Absicht, sich sozusagen in die Höhle des Löwen zu begeben und um ihre Hand anzuhalten.
So hatte das Piso doch gemeint, oder? Als er eben sagte, dass er sich "erklären müsste" für das, was er für sie empfand. Prisca war hin und weg bei diesen Worten und dementsprechend sah sie ihn mit einem verliebten Lächeln an. "Oh Aulus, egal was mein Onkel mit dir anstellen wird. Ich werde immer zu dir stehen, weil … weil ich liebe", gestand Prisca mit hauchender Stimme (und ohne es zu bereuen) ihre tiefsten Gefühle für Piso. Sie war zu allem bereit. Notfalls würde sie mit dem Flavier einfach auf und davon laufen, wenn er es von ihr verlangen würde. Einfach alles wegwerfen für die Liebe! Hatte ihr Onkel sie nicht davor gewarnt, ihr Herz erneut zu verlieren wie sie es schon einmal getan hatte? Gut möglich ...
Wie hieß es so schön: Liebe macht blind. Vielleicht war etwas wahres daran, nur, … wäre es trotzdem nicht besser, blind auf seine Gefühle zu vertrauen, als sehenden Auges durch einen Welt zu laufen, die völlig ohne Gefühle und Liebe wäre? ...