Beiträge von Aurelia Prisca

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    Original von Flavia Celerina
    ...Die makedonische Sklavin eilte sofort zu Priscas Sänfte, um die Botschaft ihrer Herrin zu überbringen.


    Sehr viele Gebote wurden nicht abgegeben, besser noch kein Einziges, was Prisca doch ein wenig verwunderte. Wahrscheinlich lag es an der Hitze des Tages, dass niemand große Lust verspürte mitzubieten. Oder aber, der Sklave hatte einen versteckten Makel, den der Halsabschneider Tranquillius wohl weislich verschwieg. Wie auch immer. Ehe Prisca sich weiter darüber Gedanken machen konnte, trat eine Person vor die Sänfte und versperrte somit die Sicht auf den Sklaven.


    Prisca schnaubte leicht genervt und gerade als sie zu einem einfachen "Verschwinde!" ansetzen wollte, stellte sich heraus, dass es sich dabei um Charis, der Leibsklavin von Celerina handelte. Celernia ist auch hier? Und sie will meine Meinung zu dem Sklaven wissen. So ein Zufall! Einen besseren Ort für ein Treffen hätte sich wahrlich nicht finden lassen. Die Aurelia zögerte jedoch einen Moment. Große Lust verspürte sie keine, die schützende Sänfte zu verlassen, angesichts der vielen transpirierneden Menschen um sie herum. Doch letztendlich überwog die Neugier und der Anstand, so dass Prisca schließlich der Einladung folgte und - umringt von ihren Leibwächtern - hinüber zu der Flavia ging.


    "Salve Celerina! Was für ein Zufall. Ich freu mich dich zu sehen", grüßte Prisca freundlich lächelnd und offen für eine herzliche Begrüßung, sofern dies in der Menge hier möglich wäre. Die Aurelia warf einen musternden Blick hinauf zu dem Sklaven, als dieser gerade gefragt wurde ob er des Sprechens mächtig sei , ehe sie sich wieder an die Flavia wandte: "Du wolltest meinen Rat bezüglich dieses Sklaven?"Die Aurelia betrachtete den Griechen erneut von oben bis unten und da bemerkte sie so etwas wie ein Grinsen auf senem Gesicht. "Nun, sofern er tatsächlich sprechen kann würde mich mal interessieren, was es da zu grinsen gibt. ...", bemerkte Prisca beiläufig und wartete ab, ob sie darauf wohl eine Erklärung erhalten würde.

    "Ja, er hat es mir erzählt", begegnete Prisca dem forschenden Blick Celerinas mit einem leichten Nicken. Die Aurelia wollte ganz offen und ehrlich sein, obwohl ihr ganz und gar nicht wohl in ihrer Haut war. Ohne Zweifel lag Prisca das Wohl ihres Onkels mehr am Herzen. Doch verletzten, oder gar vor den Kopf stoßen wollte sie auch Celerina auf keinen Fall. Ging das überhaupt? Schließlich lag das Gespräch mit ihrem Onkel noch nicht lange zurück. Und ich hab ihm auch noch dazu geraten, zu seinem Sohn zu stehen!, machte sich die Aurelia Vorwürfe. Jetzt! Da sie sah, wie verzweifelt und hilflos Celerina war. Andererseits war auch ihr Onkel verzweifelt und unendlich traurig, darüber, dass er seinen Sohn wohl niemals sehen würde.


    Die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst saß Prisca nur da und betrachtete das Elend vor ihr, mit ernster Miene. Celerina war verzweifelt, enttäuscht, verbittert und wütend zugleich. Und völlig zu recht! Prisca hatte Verständnis, auch wenn die Flavia ihren Onkel und diese Ex-Sklavin am liebsten verflucht hätte. Zumindest glaubte sie nachfühlen zu können, was gerade in Celerina vorgehen musste, obwohl sie (zum Glück) eine derartige Enttäuschung selbst noch nicht erlebt hatte.


    "Ich kann es nicht verstehen, welcher Irrsinn ihn dazu bewogen haben mag, mit dieser Hure zu schlafen", entgegnete Prisca schließlich ganz offen, wie sie im Grunde über dieTat ihres Onkels dachte. Gleichzeitig gab sie sich einen Ruck, indem sie behutsam ihre Hand auf die von Celerina legte und die Flavia aufmunternd und anerkennend ansah. In dieser Hinsicht verstand Prisca ihren Onkel wirklich nicht, auch wenn sie ihm das natürlich niemals so vorhalten würde. Hat er denn keine Augen im Kopf?, seufzte die Aurelia, denn sie fand Celerina überaus hübsch und attraktiv. Zudem war die Flavia gebildet und aus gutem Hause. Und bestimmt hat Celerina mehr Erfahrung wie ich und kennt genügend Tricks, wie frau einen Mann glücklich machen kann. Davon war Prisca völlig überzeugt.


    Was könnte eine einfache Sklavin dagegen bieten? Ging es Marcus wirklich nur um das Eine? Sicher war es reine Lustbefriedigung gewesen. Ein einmaliger Ausrutscher! Dumm nur, dass dieses germanische Flittchen davon gleich schwanger werden musste. Aber gut, es war nun mal passiert und das Kind konnte ja nichts dafür.


    Was spräche also dagegen, dass Marcus ab und zu seinen Sohn besucht und ihn künftig auf seinem Lebensweg weiter unterstützt. So dachte Prisca, naiv wie sie war, bis sie dann hörte was Celerina ihr eröffnete. "WAS?? Er will beide hierher holen?" Augenblicklich stand Fassungslosigkeit in ihr Gesicht geschrieben. Oh nein! So war das doch gar nicht gedacht. Außerdem hat er doch mehr von seinem Sohn gesprochen! Prisca wurde richtig übel bei dem Gedanken, dass sie beide sich diesbezüglich offenbar völlig falsch verstanden hatten. "Oh nein … und ich bin schuld", kam es dann tonlos aus Prisca heraus während sie an Celerina vorbei ins Leere zu starren begann. Instinktiv zog sie dabei die Hand zurück, ahnend, dass sie sich gleich erklären müsste und dann … wird Celerina mich sicher für alles verantwortlich machen und hassen ...

    Auch bei dieser Hitze riss das Treiben auf den Märkten nicht ab, wobei es sich eigentlich in dem Gedränge kaum auszuhalten war. Prisca wusste beim besten Willen nicht mehr was sie dazu bewogen hatte, ausgerechnet heute in die Stadt zu gehen. Eigentlich wollte sie zu Carolus, ihrem Schneider, um mit ihm über einen Vorführtermin seiner neuen Kollektion zu sprechen. Das hatte sie Flora versprochen. Aber, genau so gut hätte ich auch einen Boten mit einer Nachricht schicken können. … Naja … Ein Blick auf seine Kleider war so manche Strapaze wert. Doch bei dieser Hitze?! … Nein! Die Aurelia war sichtlich genervt und wünschte sich nur in die villa zurück, um dort ein erfrischendes Bad zu nehmen! Daran änderten auch die bequeme Sänfte und die Sklaven nichts, die sich sehr darum bemühten es der Herrin so angenehm wie möglich zu machen.


    Der Weg führte die Patrizierin auch am Stand des stadtbekannten Sklavenhändlers Titus vorbei, als - aus ungeklärten Gründen - die Auslage eines Händlers vor ihnen plötzlich umkippte und Hunderte von Äpfeln über die Straße rollten, in welche der aurelische Tross gerade einbiegen wollte. Was für eine Gelegenheit! Sofort machten sich unzählige Hände von Kindern, Bettlern und anderen Leuten über die "Beute" her und verstopften auf diese Weise für kurze Zeit den Weg. Notgedrungen mussten die Träger anhalten und warten, während Prisca ungeduldig durch einen Spalt der Vorhänge beobachtete, was da vor sich ging.


    Der arme Händler kreischte, fluchte und schlug wild auf die zahlreichen Apfeldiebe ein, die sich jedoch nicht weiter um ihn scherten. Zu verlockend war die Gelegenheit einer kostenlosen Mahlzeit. Erbärmlicher Mob!, schüttelte Prisca mit angewiderter Miene den Kopf, doch als ihr Blick weiter glitt änderte sich ihr Gesichtsausdruck schnell. Oh! Was haben wir denn da?, hob Prisca erstaunt die Augenbrauen. In letzter Zeit hatte der alte Titus ja stark nachgelassen, was die Qualität seiner Ware betraf, doch dieses Exemplar von einem Sklaven war in der Tat sehr interessant. Neugierig schob Prisca den Vorhang ein Stück weiter zur Seite, um besser sehen zu können. Ein junger Grieche, ein Maler und Bildhauer, von ansehnlicher Gestalt und überdies sehr begabt angesichts des Bildes, das der Sklavenhändler gerade herum zeigte.


    "Wartet noch!", gab Prisca ihren Trägern spontan den Befehl weiter zu warten, nachdem die Straße vor ihnen mittlerweile wieder frei von Äpfeln, Kindern und Bettlern war (nur der Apfelhändler kauerte noch immer schluchzend und unbeachtet am Boden) ....

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    Ich fahre am Freitag in den Urlaub ans Meer und komme am 28.06. zurück. Während dieser Zeit werde ich weder PC noch I-Net haben und beides werde ich auch nicht sehr vermissen.


    Leider geht alles Schöne viel zu schnell vorüber und der öde Alltag hat mich längst wieder eingeholt *sfz* ... Na wenigstens ist das Wetter daheim endlich auch sommerlich und schön ^^, so dass es sich hier aushalten lässt. :]

    Die Worte ihres Onkels hallten in Priscas Ohren nach während sie da saß und richtig verzweifelt war. Sein anschließendes Schweigen und seine Haltung sagten zudem mehr als tausend Worte. In seinen Augen war Piso also lediglich ein Schmarotzer ohne Anstand und Manieren. Ein Nichtsnutz, ein Tunichtgut, ein Macho, ein Schürzenjäger, ein Blender, und und und, … was noch? Und was bin ich für ihn? Glaubt er wirklich, dass ich mich jedem Dahergelaufenen um den Hals werfe?! Das tat weh, dass ihr Onkel ihr das offensichtlich zu traute. Da war es nur gut, dass er nichts von ihren Eskapaden wusste obwohl diese (in Priscas Augen) völlig "harmlos" waren. Es machte eben Spaß, den Männer ein wenig den Kopf zu verdrehen und mit ihnen zu spielen. Was ist daran falsch? Schließlich werde ich nicht jünger. Oder mache ich etwas falsch? Wenn Prisca daran dachte, dass immer mehr von ihren Freundinnen bereits verheiratet waren fragte sie sich schon so manches Mal, warum sie eigentlich noch immer keinen Mann gefunden hatte. … Aber jetzt habe ich ihn endlich den Richtigen!


    Und nun soll ich ihn nie mehr wiedersehen dürfen? Das kann nicht sein Ernst sein! Warum muss Marcus ausgerechnet bei Piso so auf stur schalten?! Prisca verstand die Welt nicht mehr. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und einfach davon gelaufen, angesichts dieser verfahrenen Situation. Doch als sie dann seinen Arm auf ihrer Schulter spürte, schöpfte Prisca wieder etwas Hoffnung, dass Marcus letztendlich ein Einsehen haben würde und so kuschelte sie sich ein wenig an ihn an.


    "Weshalb bist du dir eigentlich so sicher, dass er keinen Anstand und Manieren besitzt.", durchbrach Prisca das erdrückende Schweigen zwischen ihnen mit einer Frage, um zu ergründen warum er so schlecht über Piso dachte. "Kennst du ihn denn so viel besser als ich? " Prisca drehte den Kopf und sah Marcus hilflos an, ehe sie verunsichert zurück auf den Boden vor ihren Füßen blickte. Es konnte ja durchaus sein, dass es da etwas gab von dem sie nichts wusste. Ach was! Unsinn! Piso war kein schlechter Mensch! Davon war Prisca fest überzeugt, ohne recht zu wissen, was sie da so sicher machte.


    Insgeheim rechnete die Aurelia jedoch nicht damit, dass ihr Onkel seine Ansicht über den Flavier so schnell wieder ändern würde, vor allem nicht, nach diesem Vorfall im hortus. Aber warum war ihm dieser Flavier einfach nicht gut genug?! Die Aurelia verstand es nicht - wollte es nicht verstehen - obwohl ihr durchaus bewusst war, dass sie sich im Garten falsch verhalten hatten. Aber was spielte das für eine Rolle, angesichts der Tatsache, dass es hier nicht nur um eine arrangierte Verbindung ging, sondern um echte Zuneigung und wahre L … . Das musste ihr Onkel doch sehen, oder nicht?

    Was wäre ein gutes Theaterstück ohne gute Schauspieler - was eine Intrige ohne triftigen Grund? Ein Spiel ohne Risiko - oder lieber ein Mann mit Ecken und Kanten, anstatt einen Langweiler? Ach, wäre das Leben nicht öde ohne all diese Dinge? Innerlich musste Prisca jedenfalls sehr um ihre äußere Gelassenheit und Fassung ringen mit der sie, scheinbar gelangweilt, die schmeichelnden Worte und die provokante Berührung ihres Cousins quittierte. Lediglich die aufgerichteten feinsten Härchen auf ihrem Arm und die leicht bebenden Nasenflügel ließen erahnen, dass sie von seinem "kleinen Schauspiel" durchaus angetan war. Mehr als ein Spiel war dies allerdings für die Aurelia nicht und durfte es auch nicht sein, obwohl ihr Männer wie Lupus durchaus sehr gefielen. Fast glaubte sie die Hand des großen Alexanders erneut über ihre Haut streichen zu spüren und bei dem Gedanken an ihn, schlich sich ein hintergründiges Lächeln auf ihre Lippen.


    "Nun vielleicht wollen wir euch ja gar nicht anders haben, … schließlich habt ihr mitunter auch eure guten Seiten und Qualitäten",entgegnete Prisca halbwegs belustigt klingend, während sie gleichzeitig ihren Cousin interessiert von oben bis unten musterte. Kein Zweifel, sie wollte damit erfahrener wirken als sie in Wahrheit war, denn woher auch sollte sie dieses Wissen haben - außer in der Theorie . Allerdings machte es ihr eben Spaß so zu wirken, ihn damit zu necken und bei Lupus hatte sie auch gar kein schlechtes Gewissen, da er durchaus Humor zu besitzen schien.


    Seine schauspielerische Leistung war jedenfalls einen Applaus wert und diesen spendete Prisca auch bereitwillig, indem sie leicht in die Hände klatschte, nachdem Lupus auf seinen Sitz zurück gerutscht war. "Bravo Lupus! An dir ist wahrlich ein Schauspieler verloren gegangen, ... ", lobte Prisca ihren Cousin schmunzelnd, ehe sie sogleich die "grausame Göttin" für ihn mimte:"Obwohl ich einem Sterblichen wie dir eigentlich böse sein sollte, der es wagt, einer Göttin Vorwürfe zu machen. Pah!", finster blickte sie ihn an, um gleich darauf wieder verheißungsvoll zu lächeln. "Doch ich will noch einmal gnädig sein - mein edler Held - und dir zum Trost eine andere Göttin senden, die deine arme Seele zurück in die Welt voller Sonnenschein führen wird. … In Gestalt einer bildhübschen jungen Flavierin, doch mehr verrate ich nicht", versprach Prisca schließlich nicht zu viel wenn sie dabei an Nigrina dachte. Ob es für ihn überhaupt eine Rolle spielte um wen es sich handeln würde? Es ging ja nur um einen harmlosen Theaterbesuch - mehr nicht - obwohl es ganz nach einer Verschwörung aussah.


    Ob sie auf ihn zählen konnte? Nun, es fiel Prisca zumindest nicht auf, dass sie Lupus mit dieser "kleinen Bitte" vor den Kopf gestoßen hatte und zudem dachte sie sie sich nichts weiter dabei, ihn um diese Gefälligkeit zu bitten. Er war schließlich ihr Cousin und somit genoss er durchaus ihr Vertrauen. Nur kurz kamen Prisca Bedenken, als sie ein weiteres Mal verstohlen zu ihrem Onkel hinüber blickte. Nein warum sollte Lupus es meinem Onkel erzählen? Davon hat er doch nichts. Oder doch? Jedenfalls würde sie ihrem Cousin durchaus gerne den einen oder anderen Gefallen erweisen, so lange dieser nicht allzu unverschämt wäre.


    Doch genug Theater für heute! Während Lupus weiter feixte, blickte Prisca ihn lediglich eindringlich an. Sein freches Zwinkern ließen sie jedenfalls nicht völlig vergessen, dass er womöglich eine Gegenleistung einfordern könnte. "Dann kann ich in dieser Angelegenheit also voll auf dich zählen? ...", hakte sie deshalb ganz direkt nach, indem sie versuchte ihn um den Finger zu wickeln: "Denn nichts läge mir ferner als dein Herz zu brechen, … liebster Cousin ..."Prisca schenkte Lupus einen innigen Blick und gleichzeitig pflückte sie eine weitere Traube, um sie ihm verführerisch unter die Nase zu halten. Ob sie auf diese Weise einen Wolf zähmen könnte? Unwahrscheinlich. Und dennoch war es den Versuch wert. "Ist es nicht schade?! ... ", begann die Aurelia plötzlich zu sinnieren während sie ihm tief in die Augen sah. " Wir sind keine Götter und zu allem Überfluss stammen wir aus ein und der selben Familie. Somit verwehrt uns das Schicksal leider so manches, was wir beide -außer einem gemeinsamen Theaterbesuch - eventuell gern miteinander tun könnten. … Nicht wahr, mein kühner Held?!" Hoppla! So langsam muss ich wirklich aufpassen was ich sage. Andererseits war das alles nur ein Spiel , ein Theater, was sonst ...

    So schnell hatte Celerina die Aurelia anscheinend nicht erwartet. Trotzdem schien sie, zumindest ihrem Lächeln und der freundlichen Begrüßung nach, durchaus erfreut zu sein über diesen spontanen Besuch . "Danke sehr, Celerina", nahm Prisca deshalb gerne die Einladung an sich zu setzen und innerlich atmete sie bereits durch. Viel wichtiger war im Moment, dass es der Flavia gut ginge und ihren Worten nach war dem auch so. Den Göttern sei Dank! War sie am Ende gar noch völlig ahnungslos? Oder machte es ihr schlicht und ergreifend nichts aus, dass Marcus sie, mit seiner Ex-Sklavin . . . Prisca hielt beides durchaus für möglich, wobei es ihr letztendlich nur recht sein konnte, so lange wie sie wegen dieser "Geschichte" nicht zwischen Marcus und Celerina stehen würde.


    Wie sich jedoch schnell herausstellte war Celerinas gute Laune nur Schein und Prisca erschrak regelrecht als sie sah, wie verzweifelt die Flavia wirklichwar. Oh nein!! Sie weiß bereits alles. … Herrje und ausgerechnet ich musste Marcus auch noch dazu ermutigen, zu seinem Kind zu stehen. … Konnte er es ihr nicht wenigstens schonend beibringen und sich entsprechend um sie kümmern?!, gab sich Prisca eine Mitschuld an dieser Misere, wobei die Hauptschuld natürlich bei Marcus lag. Sie stand zwar - nach wie vor - ganz hinter ihrem Onkel, doch wurde ihr langsam bewusst was eigentlich passiert war und, dass es ihr durchaus selbst einmal so gehen könnte. Celerina war völlig verzweifelt und irgendwie konnte Prisca dies erst jetzt so richtig nachfühlen.


    "Es ist wegen Marcus, nicht wahr?! Ihr habt also darüber gesprochen …", gab Prisca mit einem leisen Seufzer zu, dass sie ebenfalls Bescheid wusste. Sie sprach es zwar nur an, aber sie wollte Celerina auch nichts vor machen und schon gar nicht belügen in der Situation, in der sie sich augenblicklich befand - auch wenn es dadurch nicht leichter werden würde. Wie soll ich ihr nur helfen und sie trösten … Will sie mir alles erzählen?, überlegte Prisca mit ehrlich besorgter Miene, ohne sich recht überwinden zu können Celerina ganz einfach in den Arm zu nehmen. Stattdessen schob sie nur die offene Hand über die Lehne ihres Sessels hinweg, der Flavia entgegen, so dass diese jederzeit danach greifen konnte ...

    Ich fahre am Freitag in den Urlaub ans Meer und komme am 28.06. zurück. Während dieser Zeit werde ich weder PC noch I-Net haben und beides werde ich auch nicht sehr vermissen.

    Auf dem Weg zu Celerina bereute es Prisca fast schon, dem Wunsch der Flavia nach ihrer Gesellschaft so bereitwillig entsprochen zu haben. Sie wünscht und ich springe sofort! Ts … und das, obwohl sie sich wochenlang vor mir zurückgezogen hat. Bin ich ihr jetzt etwa gut genug?, haderte die Aurelia mit ihrer eigenen Entscheidung, ohne Celerina damit Unrecht tun zu wollen. Im Grunde genommen trieb die eigene Neugier die Aurelia zu der Flavia, nur um zu erfahren, was diese letztendlich von ihr wollte. Obwohl ich es mir eigentlich denken kann! Oder? Besser gesagt hatte die Aurelia einen konkreten Verdacht, worum es gehen könnte und je länger sie darüber nachdachte, umso unwohler fühlte sie sich in ihrer Haut.


    Geht es um Marcus, seine Ex-Sklavin und ihrem Kind? Das war zumindest naheliegend und wenn dem tatsächlich so wäre, dann ... muss ich aufpassen was ich sage, ermahnte sich Prisca zur Vorsicht. Schließlich hatte sie Marcus versprochen über diese Sache zu schweigen. Nur was wäre, wenn er in der Zwischenzeit mit Celerina darüber gesprochen hatte ... was dann?!? … Herrje! Ich hätte niemals versuchen dürfen Marcus in dieser Sache einen Rat geben zu wollen. Ob sie es bereits weiß? Oh nein, was mach ich denn jetzt am besten?! , Priscas Gedanken übeschlugen sich regelrecht, doch für einen Rückzieher war es längst zu spät.


    Nachdem Charis bereits angeklopft und die Türe geöffnet hatte, blieb Prisca wohl nichts anderes mehr übrig als das Zimmer zu betreten, in dem Celerina bereits auf sie gewartet hatte. Hat sie?. "Salve Celerina. … Deine Sklavin hier hat mir ausgerichtet, dass du mich gerne treffen möchtest?! Da dachte ich mir, ich schaue gleich bei dir vorbei. … Wie geht es dir? Ist alles in Ordnung mit dir?", grüßte Prisca freundlich lächelnd wobei sie - beim Anblick der Flavia nach so langer Zeit, den Gedanken an diese Sache und letztendlich wegen der spontanen Einladung - doch nicht umhin kam, sofort und mit leicht besorgter Miene nach Celerinas Befinden zu fragen.

    Ja heute war es schon ein wenig spät. "In Ordnung, Flora!", stimmte Prisca ihrer Cousine deshalb nickend zu, nachdem sie die innige Umarmung wieder gelöst hatten. Genau so würden sie es machen! Morgen würde Flora den Brief überbringen und anschließend Bericht erstatten. Das Herz schlug der Aurelia allerdings schon jetzt vor Aufregung bis zum Hals, doch ein wenig müsste sie sich noch gedulden müssen. Was wird er wohl sagen? Ob er verwundert sein wird, dass ausgerechnet meine Cousine den Brief überbringt? ... Prisca versuchte die aufkeimenden Fragen so gut es ging zu verdrängen und sich stattdessen auf Flora und ihre gemeinsamen Unternehmungen zu konzentrieren.


    "Sobald ich von Carolus eine Zusage habe werde ich euch informieren. Mal sehen, vielleicht führt er uns seine Kollektion sogar hier in der villa vor. Lasst euch einfach überraschen. Er ist zwar ein komischer Kauz, aber seine Kleider sind einzigartig", grinste Prisca verschmitzt zurück, ohne zu viel versprechen zu wollen, wie sie Floras aufblitzende Augen sah. Ihre Cousine war wirklich begeistert und dies freute die Aurelia. Sie hielt große Stücke auf den Gallier, dessen Eigenarten berüchtigt- und dessen Kleider hier in Rom öffentlich kaum tragbar waren. Aber darauf kam es gar nicht an. Die edelsten Stoffe und die gewagtestenn Schnitte reichten allemal aus, um solche Unikate einfach in der Kleidertruhe zu wissen. Sammelobjekte! Ja so konnte man seine Kreationen recht treffend bezeichnen.


    Trotz der gemeinsamen Vorfreude auf die Modenschau flaute das Grinsen der Aurelia allerdings ein wenig ab, bei der nachfolgenden Frage, wie sie den Flavier eigentlich kennen gelernt hatte. "Oh, ich … also wir haben uns ganz zufällig auf dem Markt getroffen.", wiegelte Prisca dieses sprichwörtliche "Aufeinandertreffen" eher beiläufig ab. Flora kannte die ganze Wahrheit, da brauchte sie die peinlichen Details nicht unbedingt zu wissen. " Ehm, besser gesagt hat er mich versehentlich angerempelt und sich anschließend auf sehr galante Weise entschuldigt. So sind wir ins Gespräch gekommen und … naja, wie du siehst, hat er mich irgendwie völlig in seinen Bann gezogen. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist", gab Prisca schließlich schulterzuckend zu, dass sie sich gar nicht mehr so genau erinnern konnte, wie das an diesem Tag nun ganz genau abgelaufen war.


    Was den Theaterbesuch betraf, so war Prisca am überlegen ob sie ihre beiden Cousinen spontan zu dem (eigentlich) geplanten Treffen mit Piso, Nigrina und Lupus mit einladen sollte. Eigentlich. Nachdem was heute vorgefallen war bezweifelte es Prisca etwas, dass Piso freiwillig mitkommen würde. Andererseits müssten Nigrinas - nun auch noch Floras - Überzeugungskünste eigentlich ausreichen, um den Flavier zum mitkommen (notfalls) zu "zwingen". Ihren Cousin Lupus hatte Prisca ja relativ leicht überzeugen können, als sie ihn bei den Gladiatorenkämpfen gefragt hatte. Ob die Zwillinge überhaupt Lust hätten bei so einem Pärchenabend dabei zu sein?! "Sag mal Flora, habt ihr euch für euren Theaterbesuch eigentlich schon männliche Begleiter ausgeguckt? .. Ich frage deshalb, weil ... ich hatte unlängst mit Flavia Nigrina ausgemacht, dass sie, ich, Piso und Lupus irgendwann mal zusammen ins Theater gehen. Hättet ihr Lust mitzukommen? ... Ach! Kennst du Nigrina eigentlich? Sie ist nämlich die Schwester von Aulus!", hakte Prisca deshalb eher unverbindlich und gelichzeitig doch mit einem erwartungsvollen Blick bei Flora nach. Wofür gab es schließlich geräumige Logen und Séparées. ...

    Dieses Mal hätte Prisca zwar nicht darauf gewettet, doch es überraschte sie auch nicht völlig, dass Lupus auf ihren abrupt beendeten Flirt so gleichgültig reagierte. Er war schließlich ihr Cousin und damit kannte er die Tabus ebenso gut wie sie, die für sie beiden galten. So gesehen wähnte sich Prisca auf der sicheren Seite und sie betrachtete das Ganze mehr wie ein Spiel: Ein gegenseitiges Reizen und Necken unter guten Verwandten, wobei es mit Lupus doch etwas anderes war. Cousin hin oder her. Mit seinem Charme, gepaart mit dieser gewissen Überheblichkeit und dem selbstsicheren Auftreten beeindruckte er Prisca durchaus und auch wenn sie es nach außen hin nicht zeigte, so fühlte sie sich zu dieser Sorte Männer irgendwie hingezogen. Im Gedanken verglich sie ihren Cousin spontan mit Alexander, jenem Unbekannten, den sie zufällig auf dem Fest der Götter kennen gelernt hatte. Es waren Männer mit starken Persönlichkeiten, selbstbewusst, die geradeheraus sagten und taten was sie wollten und denen es gefiel, die Frauen mit ihren Anzüglichkeiten und Zweideutigkeiten manchmal herauszufordern, ohne dabei respektlos zu wirken. Seltsamer Weise (oder besser gesagt, zum Glück) fiel es Prisca gerade gegenüber solchen Männern nicht schwer ihre unnahbare und kühle Fassade nach außen hin aufrecht zu erhalten. Alles nur ein Spiel? Wohl eher eine Herausforderung, sich mit ihnen zu messen und womöglich diente das eigene Verhalten dabei ein wenig dem Selbstschutz gegenüber manch ungleich stärkerem Gegner.


    Wenn es allerdings nach den Worten ihres Cousins ginge, so wären die Männer - zumindest bei ganz bestimmten Spielen - stets die Unterlegenen Hm, aber warum erzählt er mir jetzt ausgerechnet von dieser intriganten Hetäre? Traut er mir so etwas zu? Oder glaubt er wirklich, dass derartige Spiele uns Frauen solchen Spaß machen?, überlegte Prisca während sie die Geschichte und die folgenden Bemerkungen ihres Cousins nur mit einem müden Lächeln kommentierte. Ich eine Göttin, mit edelmütigem Herz obendrein?! … Oh, da ist er nicht der Erste der mir das sagt, nahm Prisca diese Äußerung von Lupus stillschweigend und mit besonderer Genugtuung zur Kenntnis. Sie wusste sehr wohl, dass er flunkerte, aber er tat dies sehr gekonnt.


    Den Blick scheinbar gelangweilt über die Zuschauerränge schweifend wartete Prisca zunächst die Verkündung des Sieges und das langsame abebben des Jubelgeschreis ab, ehe sie sich wieder ihrem Cousin widmete. Dieses Mal wieder mit einem sehr innigen Blick, mit dem sie ihn eingehend musterte. "Nun mein lieber Cousin, was diese Geschichte angeht, so finde ich, würde diese ein sehr gutes Theaterstück abgeben. Was meinst du? … Ich frage mich nur gerade, ob ich mich von deinen Worten nun geschmeichelt fühlen soll, oder nicht. Sehe ich etwa so aus als ob ich das Intrigenspiel so gut beherrsche, oder gar lieben würde?!", schmollte Prisca absichtlich provokant, wobei ihre Augen ihn feurig anfunkelten: "Im übrigen müssten wir Frauen nicht diese Spiele spielen, würdet ihr Männer endlich aufhören uns derartige Gründe dafür zu liefern", folgte es sogleich mit vorwurfsvoll klingender Stimme. Prisca machte eine kurze Pause, in der sie Lupus weiter mit den Augen fixierte und sie schließlich wider verschmitzt zu grinsen begann.


    Er durschaute natürlich sofort, dass sie den Vorschlag mit dem gemeinsamen Theaterbesuch nicht einfach so gemacht hatte. Natürlich nicht. "Du hast recht. Ich führe etwas bestimmtes im Schilde mit meinem Anliegen", gab die Aurelia ganz offen zu. Flüchtig beobachtete sie aus den Augenwinkeln die übrigen Aurelier in der Loge, ob auch niemand von ihnen mithören konnte bei dem, was sie ihm jetzt mit verschwörerisch klingender Stimme flüstern würde. Gut!"Es ist so. Ich benötige einen offiziellen Begleiter! Allerdings nicht für mich, ... sondern für einen andere Frau, weil ich wiederum mit ihrem Bruder ungestört sein möchte. Du verstehst?!", klärte Prisca ihren Cousin darüber auf, dass er ihren 'Anstands Wau Wau' spielen sollte - wenn man es so nennen wollte. Wobei es Prisca besonderen Spaß machte diesen harmlosen Theaterbesuch wie eine Intrige wirken zu lassen. Ihr Cousin hatte schließlich mit dieser Geschichte angefangen.


    Ob Lupus gespannt wäre um wen es sich bei dieser Frau handelte? An der hübschen Flavia hätte er bestimmt nichts auszusetzen, aber zu viel verraten wollte Prisca wiederum nicht. "Ich hoffe ich du hast Verständnis dafür, dass ich dir hier und jetzt keine Namen nennen kann und dich um deine Verschwiegenheit bitten muss!", fügte die Aurelia schnell mit einem Seitenblick zu ihrem Onkel hinzu, nicht, dass Marcus am Ende noch mitbekommt mit wem ich mich treffen will. Der Name 'Flavius Piso' war nach wie vor ein Reizwort für ihn und außerdem machte es vielmehr Spaß, ihren Cousin ein wenig im dunkeln tappen zu lassen, damit das Ganze wie eine Verschwörung aussah. "Und? Wirst du mich dennoch begleiten? … Ich wäre dir wirklich sehr verbunden, lieber Cousin", forderte Prisca Lupus schließlich mit einem energischen Blick zu einer schnellen Entscheidung heraus. Bei keinem Anderen hätte sie sich so verhalten, nur bei Lupus gehörte das irgendwie zum Spiel dazu. Ob ich ihn damit beeindrucken kann?! Oder wird er mir daraus ein Strick drehen und seine eigene Regeln aufstellen wollen? Nein nein, wieso sollte er so etwas tun. Er ist doch mein Cousin?! Nur warum um alles in der Welt rede ich eigentlich so daher? Es handelte sich doch nur ein einfacher Theaterbesuch! Egal. Schließlich ging es der Aurelia mit darum, ihren Verwandten näher kennen zu lernen, indem sie sein Verhalten und seine Reaktionen genauestens testete ...

    Prisca hob erstaunt und fragend zugleich die Augenbrauen als sie Charis eintreten sah. Ist das nicht Celerinas Leibsklavin, kam es Prisca in den Sinn und sie erinnerte sich spontan daran, dass sie Celerina schon länger nicht mehr gesehen hatte, da diese in letzter Zeit sehr zurück gezogen lebte. "Ja was ist?", entgegnete sie der Sklavin zunächst nur ruhig und abwartend. War etwas passiert? Gleichzeitig fiel Prisca wieder ein, weswegen Marcus vor wenigen Tagen bei ihr gewesen war, so dass ihre innere Anspannung augenblicklich wuchs. Ging es am Ende gar darum? Die Aurelia hatte nicht unbedingt große Lust ausgerechnet zwischen Marcus und Celerina zu stehen, wenn es um diese Sklavin und ihr Kind ginge.


    Ich soll sie mit meiner Anwesenheit "beglücken", wirkte Prisca gleich darauf noch erstaunter bei Charis´Worte. Langweilt sie sich nur? Ach! Und jetzt soll ich für sie die Unterhalterin spielen?! Einen Moment lang überlegte Prisca, ob sie sich nicht einfach entschuldigen lassen sollte. Doch der Anstand verbot es eigentlich eine solche Einladung einfach abzulehnen. Abgesehen davon war die Neugier größer. "Ja ich habe Zeit", erwiderte Prisca schließlich knapp, gleichzeitig erhob sie sich vom Bett und war mit ein paar Schritten bei Charis angelangt. "Nun gut, dann führe mich zu deiner Herrin!", gab Prisca der Sklavin mit einem Wink zu verstehen, dass sie ihr folgen würde ...

    Es war schwer zu sagen was genau Prisca daran reizte, dieses Spiel der Zweideutigkeiten mit ihrem Cousin zu spielen. Zweifellos hätte sie nicht bei jedem Mann so reagiert, aber bei Lupus fühlte sie sich irgendwie sicher - Sicher in Bezug auf die Tatsache, dass er immerhin ihr Cousin war und er somit nie einen Schritt zu weit gehen würde. Ganz sicher? - Naja, so sicher war sich die Aurelia da nicht, zumal Lupus immer souveräner wirkte und seine Zweideutigkeiten immer eindeutiger wurden. Allein der provokante Blick, mit dem er sie von oben bis unten musterte, ließ ihr einen kühlen Schauer über den Rücken laufen und dennoch genoss sie es auf eine andere Art auch wieder von seinen Blicken regelrecht ausgezogen zuwerden.


    " So so… Ganze Städte bringt das also ins Wanken?! Nun mir scheint, du hast da eine etwas blühende Fantasie mein lieber Lupus.", entgegnete Prisca ihm auf sein selbstsicheres Grinsen hin etwas kühler, mit einem eher abfälligen Schmunzeln, um es mit ihrer eigenen Flirterei nicht zu übertreiben. Zwar wusste sie nicht welche Bilder da genau durch Lupus´ Gedanken geisterten, aber spontan hätte sie darauf getippt, dass die Frauen darin allesamt recht leicht bekleidet waren und sie zudem das "miteinander spielen" sehr wörtlich nahmen. War das so abwegig? Nun ja, leicht bekleidet waren die Frauen in der Tat (wie die Männer im übrigen auch), wenn sie miteinander Sport trieben. Ballspiele, Blinde Kuh, Fangen, ..und und und … Und weiter? "Ich versichere dir, keines unserer Spiele ist so gefährlich, dass es nicht auch ein Mann wagen könnte daran teil zu nehmen. … Abgesehen davon darfst du mich gerne aufklären, welche Spiele dir da so vor schweben?!"


    Ach! Es war wirklich erfrischend mit Lupus derartige Gespräche zu führen. Und dann noch das! Wie bitte? Ich hab schon wieder gewonnen?! Prisca brauchte nicht einmal hinzusehen, denn Lupus Worte sagten alles. Das wurde ja fast schon unheimlich. Glück im Spiel, Pech in der Liebe … oder war es umgekehrt?! "Nein wirklich? Schon wieder gewonnen?!", bemerkte sie fast gelangweilt und dieses Mal zeigte Prisca ein ziemlich "wölfisches" Lächeln, sofern sie dies so gut hin bekäme wie Lupus. Prisca stützte die Ellenbogen auf der Lehne ab und legte das Kinn in die gefalteten Hände während sie sich ein wenig zu ihm vor beugte. Den Blick weiterhin nur auf Lupus gerichtet ließ sie eine geraume Zeit verstreichen, in der sie ihn von oben bis unten musterte und er wiederum seine Einblicke genießen durfte. Gleichzeitig drang von den Rängen ein immer lauter werdendes Rufen der Menge an ihr Ohr. Eine Mischung aus "Missum" und "Iugula" Tod oder Gnade Lag es wirklich an ihr das zu entscheiden?


    Den Worten ihres Cousins nach war sie die Göttin in Person, die heute darüber zu entscheiden hätte. Einer Göttin gleich?! Welch reizvoller Gedanke. Ja doch, diese Vorstellung gefiel Prisca durchaus und darüber begann sie versonnen zu lächeln. Missum oder Iugula? Aus dem versonnenen Lächeln wurde langsam ein breites Grinsen. Erwartete er gar eine ganz bestimmte Entscheidung von ihr? "Missum!", entschied Prisca schließlich mit einem vielsagenden Blick in die Augen des Wolfes, den sie spielerisch herausfordern wollte. Du möchtest ihn lieber sterben sehen, nicht wahr?, schien sie ihn gleichzeitig stumm zu fragen. Der Aurelia hatte allerdings nichts übrig für sinnloses Blutvergießen. Im Kampf - Ja! Aber einen am Boden liegenden Verlierer zu töten? Nein! Die Laune der Aurelia war einfach zu gut, als das sie sich an dem Tod dieses Niemands ergötzen müsste.


    Viel lieber konzentrierte sie sich ganz auf das Spiel mit ihrem Cousin, welches sie völlig in den Bann zog. "Der Tod wäre doch eine viel zu große Gnade für diesen Wurm, findest du nicht auch?" Prisca versuchte so kaltherzig wie möglich zu wirken, nur, um zu sehen welche Wirkung sie damit auf Lupus erzielen könnte. Ob es ihr gelänge ihn zu beeindrucken? Sicher eine verlockende Herausforderung. Ach ja! Apropos Herausforderung. Lupus wollte sich ja Eine von Prisca vorschlagen lassen und da es bis zur endgültigen Urteilsverkündung noch ein wenig dauern würde, wechselte sie derweil das Thema wieder:"Du sagtest gerade du würdest dir gerne eine Herausforderung vorschlagen lassen, … nun, wie wäre es wenn du mich ins Theater begleiten würdest?" Wäre das überhaupt eine Herausforderung für ihn? Egal - Hauptsache, sie hätte endlich einen Begleiter für die Flavia gefunden.

    Eine leichte Müdigkeit hatte Prisca an diesem Tag, zu ungewohnter Zeit befallen und so hatte sie kurzerhand beschlossen ein wenig in ihrem cubiculum zu ruhen. Die Sklaven hatte sie alle weggeschickt und nun lag sie da auf ihrem Bett, die Augen geschlossen und konnte nicht einschlafen. Zu viele Gedanken gingen Prisca durch den Kopf und während sie so vor sich hin nachgrübelte, klopfte es an der Türe.


    Wer kann das sein? Einer von ihren Sklaven war das sicher nicht, denn die hatten den unmissverständlichen Befel erhalten die Herrin unter keinen Umständen zu stören. Also war es entweder einer ihrer Verwandten oder aber, ... es handelte sich um etwas besonders wichtiges.


    "Ja?! ... Herein!", rief Prisca zur Türe hin während sie sich langsam vom Bett aufrichtete. Da sie ohnehin keinen rechten Schlaf fand, war sie über diese Störung auch nicht wirklich erbost. Vielmehr war sie gespannt, wer da etwas von ihr wollte ...

    Nein, glücklich sah Prisca wirklich nicht aus und ihrem Onkel schien es nicht besser zu gehen. Wie auch. Mit so einer Situation hatten sie beide weder gerechnet noch darauf gehofft, dass dieser Moment - der unweigerlich irgendwann kommen würde - ausgerechnet so verlaufen musste. Prisca wollte ihren Onkel nicht verletzen und schon gar nicht enttäuschen, aber gegen ihre Gefühle konnte sie einfach nichts tun. Wenn sie aber in sein Gesicht blickte und die Vorwürfe, die Verständnislosigkeit und Wut darin las wurde ihr richtig schwer ums Herz. Was soll ich denn nur tun?, fragte sie sich selbst immer wieder, ohne eine Erklärung zu finden.


    Was es ist, das er hat? .. Warum er? Die Fragen klangen in Priscas Ohren wie von einem eifersüchtigen Ehemann oder Liebhaber gestellt. Sicher hatte er allen Grund dazu, nach so einer Szene, diese Fragen zu stellen. Verstehen konnte die Aurelia seine Reaktion trotzdem nicht. Wieso gönnt er mir mein Glück nicht. Sieht er denn nicht, dass es nicht so ist, wie es ausgehen hat?!Verzweifelt sah Prisca zu Marucs hoch und versuchte parallel zu seinen Worten alles Positive aufzuzählen das ihr einfiel: "Warum? … Weil, … weil er, … er hat so viele Interessen und er interessiert sich vor allem für mich. … Er ist belesen und gebildet. Er, er weiß sich auszudrücken und er ist sehr charmant. Stell dir vor, er hat mir sogar ein Gedicht gewidmet!" Prisca machte eine kurze Pause und war sogar bereit ihrem Onkel des Gedicht zu zeigen, sofern er danach verlangen würde. Aber sie war noch nicht fertig:"Außerdem, ... sieht er gut aus, er ist einfach sympathisch und er weiß sich durchaus zu benehmen! ..." Naja, diesen Eindruck hatten sie beide m Garten wohl eher nicht vermittelt.


    Waren das nicht genügend Argumente? "Abgesehen davon ist er ein echter …Flavier!" Ein Patrizier! Prisca betonte dies besonders, obwohl dieser einst so entscheidende Grund in Pisos Fall kaum noch zählte. Doch wenn es half um Marcus zu überzeugen?! … Prisca blickte ihren Onkel nach wie vor verzweifelt und hoffnungsvoll zugleich an. Marcus muss mich einfach verstehen. Doch es sah nicht danach aus, dass Marcus Verständnis haben würde. Im Gegenteil weiteten sich seine Augen immer mehr, bis schließlich blankes Entsetzen in seinem Gesicht geschrieben stand.


    Fast zeitgleich klappte Priscas Mund auf und sie musste regelrecht nach Luft schnappen. Nicht minder entsetzt starrte sie zurück und plötzliche Wut kochte in ihr hoch. Hatte Marcus ihr da tatsächlich unterstellt, dass "Was? ... Ich ... er ... wir??", keuchte die Aurelia auf. "Du … du denkst allen Ernstes, dass ich mit ihm?" Das wir miteinander … ?! Einen Herzschlag lang wurde Prisca schwarz vor Augen und sie begann leicht zu wanken, ehe sie sich wieder einigermaßen fassen konnte. Für sie brach in der Sekunde eine Welt zusammen und ganz deutlich fühlte sie nun, wie ihr ein Dolch ins Herz getrieben wurde. Wie kann er mir so etwas nur zutrauen? Wie konnte er nur! ...


    Sicher, Prisca tat einige verbotene Dinge (von denen Marcus zum Glück nichts wusste, oder?) und sie liebte durchaus das Spiel mit dem Feuer. Aber, bei allem was sie tat würde sie es niemals zum Äußersten kommen lassen. Freiwillig niemals! So weit behielt sie stets die Kontrolle über sich und im schlimmsten Fall würde sie ihre Unschuld sogar mit dem eigenen Leben schützen. Ja, so weit würde Prisca notfalls gehen, ehe sie Schande über sich und ihre Familie bringen würde und nun unterstellte Marcus - ihr Lieblingsonkel, ihr bester Freund und Vertrauter - unterstellte ausgerechnet erihr, dass sie mit ihm und er mit ihr und wie auch immer ... das war zu viel ...


    Nein! Prisca konnte nur noch ganz leicht den Kopf schütteln und kraftlos sank sie auf eine Bank, die zufällig neben einer der Säulen stand. "Wir haben uns doch nur geküsst. Es war nur ein Kuss! … ", klang es tonlos aus ihrem Mund, den Blick ins Leere schweifend da alles um sie herum an Bedeutung verlor. Wieso sollte sie sich weiter rechtfertigen, jetzt, da sie wusste was Marcus ihr alles zutraute ...

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    Niemand wollte etwas zu trinken und auch sonst schien Dina keinen Wunsch erfüllen zu können. Lediglich die Iulia erwiderte ihr ein einfaches "Danke", allerdings gepaart mit einem Blick der - so wie bei dem Iulier - Bände sprach. Immer dieser Rollo! Nur wegen ihm starrten die Leute sie ständig so komisch an! So als wäre bei ihr eine Schraube locker. Tatsächlich?! Das gefiel Dina ganz und gar nicht und so langsam hatte sie genug von ihrem Freund, der sie ständig in solch peinliche Situationen brachte. [SIZE=7]"Verschwinde endlich Rollo! Du siehst doch, dass ich zu tun habe."[/SIZE], zischte sie ganz leise und genervt über die Schulter, ehe sie selbst ein paar Schritte zurück wich und dem Hausherrn mit einer leichten Verbeugung Platz machte, der soeben den Raum betrat.


    Wenn er nur nicht ein so ausgezeichneter Liebhaber wäre (Rollo natürlich), dann ... ja was dann? Es spielte absolut keine Rollo. Pardon! Rolle, denn Dina war nur eine einfache Sklavin und als solche blieb sie nun artig und unbeachtet im Hintergund stehen, um bei Bedarf zu servieren, sofern die Herrschaften irgend einen Wunsch hätten ...

    Ja, das Fohlen war wirklich ein sehr gelungenes Geschenk und die Freude darüber sah man Serrana deutlich an, als diese zurück in das Wirtshaus kam. Die Iunia hatte ihre Scheu gegenüber Pferden anscheinend überwunden und das freute die Aurelia. Doch ehe sie danach fragen konnte, oder sie sich über das Pferd und die anderen Geschenke weiter unterhalten konnten, kam dieser unverschämte Kerl daher und wagte es das Geburtstagskind ungefragt zu küssen.


    Auf Septimas Äußerung über das gemeinsame Bad und Corvinus konnte Prisca deshalb nicht uch weiter eingehen, obwohl sie durchaus aufhorchte bei der Bemerkung über ihren Onkel. Nicht, weil die Tiberia die Worte bewusst leise aussprach sondern wegen der Äußerung an sich. Hm? Marcus ignoriert wen? … Septima? Warum sollte er das tun? Ist da etwas vorgefallen von dem ich nichts weiß, … oder was will sie mir damit sagen?, grübelte die Aurelia nach und mit Sicherheit hätte sie nachgefragt, wäre da nicht der besagte Zwischenfall passiert. So blieb es vorerst nur bei einem flüchtigen: "Er tut was? …", einem fragenden und gleichzeitig verständnislosen Blick. Weiter kam Prisca nicht, da ... saß auch schon Serrana unfreiwillig auf ihrem Schoß …


    Zum Glück blieb die Iunia unbeschadet und sie schaffte es auch , irgendwie, die "Attacke" dieses Rüpels würdevoll zu überspielen. Eine Sekunde lang dachte die Aurelia allerdings, dass die Sache eskalieren würde da die Leibwächter sofort zur Stelle waren. Na los! Zeigt es diesem Kerl!, feuerte Prisca die Sklaven insgeheim an, während sie die Männer am Nachbartisch mit vernichtenden Blicken strafte. Doch was war das? Die Leibwächter zogen sich plötzlich zurück. Was soll denn das? Das dürfen wir denen doch nicht einfach so durchgehen lassen! Langsam wurde Prisca richtig wütend, bei dem Anblick der vor sich hin grinsenden Männerrund. Doch was konnten sie dagegen schon großartig unternehmen?! ...


    "Pah! Man sollte euch Kerlen ordentlich was ins Essen mischen!" Damit ihr die nächsten Tage nicht mehr von den Latrinen runter kommt!, zischte die Aurelia mit einem verwünschenden Blick den Männern zu. Nein nein! Sie wollte das nicht auf sich beruhen lassen. Solche Rüpel durften nicht ungestraft ihre "Spielchen" treiben. Das gäbe denen nur noch mehr Mut und als nächstes? Ein Klatsch auf den Po, oder ein Griff an den Busen?! Nein nein! "Wir dürfen uns das nicht gefallen lassen, hört ihr!", drängte die Aurelia weiter darauf es diesen Typen heimzuzahlen und da Calvena anscheinend eine Idee hatte, steckte Prisca auch sofort mit den anderen Frauen die Köpfe zusammen. "Und wie ist dein Plan? … Was sollen wir tun? Na los, sag schon!!", fragte sie ungeduldig und gespannt nach, notfalls zu allem bereit - koste es was es wolle ...

    Ein Schmunzeln huschte über Priscas Gesicht beim Anblick von Tillas überraschter Reaktion. War der Gedanke so abwegig gewesen, oder hatte sie damit genau ins Schwarze getroffen? Jedenfalls setzte sich Tilla sehr für Hektor ein und sie schien zudem große Stücke auf ihn zu halten. Sogar als ihren großen Bruder bezeichnete sie ihn. Sieh an, die beiden scheinen wirklich aneinander zu hängen. Naja besser so als anders … , dachte Prisca und so machte es auch Sinn, dass ihr Leibwächter auf eigene Faust wegen Tilla und dieser Entführungsgeschichte losgezogen war. Das rechtfertigte jedoch keinesfalls seine Tat und, dass er seine Herrin nicht vorher um Erlaubnis gefragt hatte.


    Die Strafe dafür hatte Hektor auch umgehend erhalten, wobei Prisca immer noch überlegte, ob sie es bei der Stallarbeit allein belassen sollte. Mittlerweile war die Wut auf ihren Leibwächters allerdings so weit verraucht, dass sie keine weitere Bestrafung mehr in Betracht zog. Oder wäre diese angebracht? Eines zumindest war sicher. Sollten er und Tilla etwas tun, das sie nicht tun dürften, so würde der Grieche zweifelsohne nicht so glimpflich davon kommen. Aber es schien ja - zum Glück - keinen Grund zum Anlass zu geb … Ehm, wie bitte? Sie liebt seinen kitzligen Bart?!..., Priscas Augenbrauen zogen sich ein wenig zusammen und sie musterte ihre Sklavin ganz genau, während sie im Gedanken die Möglichkeiten durch ging, bei denen Tilla ausgerechnet diese Feststellung hätte machen können. Ich muss wohl doch ein wenig deutlicher werden. ...


    "Nun, es ist schwer zu Überhörern, dass ihr beide euch sehr gern habt", stellte Prisca schließlich mit einer lapidaren Handbewegung fest. Sie sah kurz auf ihr Glas und dann wieder in Tillas Augen. "Dagegen habe ich auch nichts. So lange, wie ihr euch bewusst seid, dass ihr beide mein Eigentum seid. Das heißt, … niemand wird dich anrühren , außer, ich erlaube es ihm. ...Haben wir uns verstanden, Tilla?!", betonte es Prisca mit einem eindringlichen Blick zu ihrer Sklavin. Man konnte es auffassen wie man wollte, nur eines wollte Prisca absolut nicht. Noch einmal derart enttäuscht werden, wie einst, von ihrer besten Freundin und Leibsklavin Leonita.


    Der strenge Blick wich jedoch schnell einem eher versonnen Seufzer, denn Prisca hatte im Moment eigentlich gar keine Lust, sich weiter Gedanken um derartige Dinge zu machen. Zu sehr hing sie gerade ihrem eigenen Liebesleben nach, welches noch gar nicht begonnen hatte.


    "Wenn du sonst keine Fragen hast, darfst du gehen. Zu deiner Mutter, zu Hektor , oder zu wem du willst", gab die Aurelia ihrer Sklavin mit einem einfachen Wink zu verstehen, dass sie sich nun entfernen dürfte. "Nein halt, warte! … ", gerade fiel Prisca noch eine Sache ein, die ihr schon lange ein Anliegen war. "Spielst du eigentlich ein Musikinstrument?, wollte Prisca unvermittelt wissen. Gut möglich, dass sie dies irgendwann schon einmal gefragt hatte, aber daran konnte sich die Aurelia - jedenfalls im Moment - nicht mehr erinnern ...

    Offensichtlich hatte Prisca mit ihren Vorschlägen genau ins Schwarze getroffen, so freudig und aufgeregt wie Flora darauf reagierte. Naja, schwer zu erraten war es ja nicht gewesen und so grinste die Aurelia ebenso breit zurück: "Das tu ich doch gerne, wenn ich meine kleinen Cousinen damit glücklich machen kann" und bei Narcissa gehörte natürlich etwas Lesbares zu ihren Grundbedürfnissen dazu. "Du meine Güte. Kennt Narcissa denn immer noch nicht alle Bücher dieser Welt? Das wundert mich aber ...", scherzte Prisca kichernd und meinte dann mit verschwörerisch klingender Stimme: "Nun, dann werden wir uns für sie nach einem Buchladen umsehen müssen. Ich wüsste da sogar einen ganz speziellen, ... in dem war ich nämlich mit dem Flavier auch", fiel ihr spontan der Laden wieder ein, in dem sie mit Piso Händchen gehalten hatte.


    Die Tatsache, dass sie so locker davon anfing machte der Aurelia Hoffnung, dass ihre gute Laune langsam wieder zurück käme und das hatte sie größtenteils ihrer Cousine zu verdanken. Nur zu gerne würde sie mit ihr und Narcissa auch andere Dinge unternehmen, wie beispielsweise:"Ein Theaterbesuch? … Oh ja, das würde mir auch gefallen. …Wisst ihr denn schon welches Stück ihr euch anschauen wollt?", fragte Prisca deshalb auch neugierig nach, ehe sie sich wieder dem Brief zu wandte. Flora war ihr wirklich eine große Hilfe ! Auch bei der Erstellung des Briefes, den Prisca ohne ihre Cousine nie vollendet hätte. "Hmm, ja ich mag ihn sehr … gut, dann schreib ich Aulus. … in Ordnung. …", nahm Prisca die Vorschläge deshalb bereitwillig auf und brachte sie auch sofort zu Papier.



    Lieber Aulus,


    ich schreibe dir, weil ich dir sagen möchte wie sehr ich mich über unser Wiedersehen gefreut habe und ich tief betrübt bin, über das abrupte und unschöne Ende. Das habe ich nicht gewollt, da ich dich wirklich sehr gern habe. Es tut mir auch leid wegen der Ohrfeige und wenn ich dir Unrecht getan habe. Ich muss immerzu an dich denken, an dein wundervolles Gedicht, an den Kuss und dann wünsche ich mir nichts sehnlicher, als diesen einen Augenblick mit dir zurück.


    Liebe Grüße
    [Blockierte Grafik: http://img61.imageshack.us/img61/6223/aureliapriscair1.jpg]


    "So fertig. … Hm, ich denke so ist es jetzt gut genug. Was meinst du, was wird er wohl sagen?", fragte die Aurelia schließlich voller Erwartung, nachdem der Brief versiegelt auf dem Tisch lag. Dabei sah Prisca zu ihrer Cousine auf und ganz spontan wurde sie überwältigt von der Verbundenheit, die sie ihrer Cousine gegenüber verspürte. Warum ihr das gerade jetzt so bewusst war konnte die Aurelia auch nicht erklären, aber sie verspürte einfach das Bedürfnis ihrer Cousine etwas
    besonders Liebes zu sagen "Ach Flora, .. Ich bin ja so froh, dass du bei mir bist. … Das ihr da seid! Du und Narcissa. Wenn ich euch nicht hätte ..." Mit einem ergebenen Seufzer strich Prisca sanft über Floras Handrücken und schenkte ihr ein dankbares Lächeln. " Und danke, Flora, dass du das für mich regeln willst. Ich weiß gar nicht wie ich das je wieder gut machen kann. Wenn es etwas gibt, egal was, … du weißt, dass du immer auf mich zählen kannst, ja?", gab Prisca ihrer Cousine von Herzen ein Versprechen, an das sie sich ihr Leben lang gebunden fühlen würde.

    Lupus hatte also nicht gewettet und er schien sich auch nicht gerne auf sein Glück verlassen zu wollen, sondern er geht eher nur kalkulierbare Risiken ein. Aha. Da hatte Prisca anscheinend richtig geraten oder hatte ihr Cousin dies einfach nur so gesagt? Dazu dieses Grinsen. Ganz schlau wurde Pisca aus Lupus irgendwie nicht, wann er die Wahrheit sagte und wann er flunkerte. Deshalb wollte ihren Cousin ja näher kennen lernen und auf eine gewisse Art und Weise zeigte sein Charme dabei Wirkung auf sie. Flirte ich gar mit ihm? Gut möglich. Allerdings ohne ernste Absichten, einfach nur weil es Spaß machte ihn ein wenig zu testen, ob hinter dem stets gelassen und souverän wirkenden Wolf (der jederzeit zum Angriff bereit schien) auch noch andere Wesenszüge zu entdecken waren.


    Der dritte Kampf war mittlerweile im vollen Gange, doch Prisca schenkte den Gladiatoren in der Arena keinerlei Beachtung mehr. Lupus genoß ihre ungeteilte Aufmerksamkeit und sie lauschte aufmerksam seinen Worten, die an Zweideutigkeiten so einige sündige Gedanken zu ließen. Ob er damit einen Treffer landen könnte? Oh ja, durchaus! Priscas Augen blitzten regelrecht auf bei seinen Worten und das unmerkliche Beben ihrer Nasenflügel, sowie das andeutungsweise Schmunzeln auf ihren Lippen, würden dem aufmerksamen Beobachter mit Sicherheit verraten, dass es hinter ihrer kühlen Ausstrahlung zu brodeln begann. Alles was verboten war machte Spaß. Das ist schon bei kleinen Kindern so. Manchmal spielt der Trotz mit eine große Rolle und je mehr Verbote es gab, umso größer war das Verlangen diese zu brechen und das zu tun was man nicht durfte.


    An Verboten mangelte es jungen Patrizierinnen auf alle Fälle nicht. Ein Leben im goldenen Käfig. Lag darin nicht der ureigenste Drang der Menschen, nach Freiheit und Selbstbestimmung, begründet? Ein Thema über das es sich zu philosophieren gelohnt hätte, besonders mit einem Mann wie Lupus. Hundekämpfe, Hahnenkämpfe, Würfelspiele … Derartige Veranstaltungen waren nicht nur verboten, sie ziemten sich für eine Frau (und für eine Patrizierin gleich zweimal) nicht. Allein aus diesem Grund hätte es Prisca gefallen einer solchen Veranstaltung beizuwohnen, nur, um einmal mit eigenen Augen zu sehen was daran so verwerflich wäre. Doch sie erinnerte sich noch zu gut an ihre letzten Unternehmungen die sie sich geleistet hatte. Zwar hatte sie nicht zu viel riskiert, doch Fortunas Gunst wollte sie auch nicht über Gebühr strapazieren. Ein peinliches Aufeinandertreffen wie damals mit Ursus, in diesen Lupanar und seine anschließende Standpauke, hatten der Aurelia gereicht. Oder würde Lupus sie - anders als Ursus - gar zu solchen Unternehmungen animieren, anstatt ihr diese zu verbieten? Sicher war sich die Aurelia da nicht ...


    "Tja was deine Jungendsünden angeht, so fürchte ich, dass du Recht behältst Lupus. Hier in Rom ist so manches anders und ganz und gar nicht angemessen, wie anderenorts. Vor allem für eine junge Patrizierin wie mich, nicht wahr?! … " leider, stimmte Prisca ihrem Cousin zu und sie klang fast ein wenig enttäuscht. Zu einer solchen Veranstaltung würde sie ihn nicht begleiten, soviel stand fest, obwohl sie es durchaus schade fand. Zu groß war allerdings die Gefahr erkannt zu werden. "Ich fürchte, von daher sind unsere Möglichkeiten miteinander zu spielen eher begrenzt, außer, du interessiert dich für Spiele die Mädchen und Frauen üblicherweise so spielen." Ob Lupus daran Interesse hätte? Seine Reaktion wäre in jedem Fall sehr interessant. "Oder wüsstet du noch eine Herausforderung die für uns in Frage käme, werter Cousin? " , führte Prisca indes das Spiel der Zweideutigkeiten - gepaart mit einem durchaus als verführerisch zu bezeichnenden Blick - munter fort. Gerade kam ihr nämlich etwas in den Sinn! Etwas, das sie durchaus zusammen unternehmen könnten, sofern sie ihn dazu brächte sich darauf einzulassen. Oder würde er die Gefahr zu früh wittern?