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Mit gleichbleibend freundlicher Miene musterte Marduk die beiden Frauen und nickte zu dem was Tilla ihm von den Delphinen erzählte. Es wunderte ihn nicht, im Gegenteil, Tillas Neigung für die Tiere und das Wasser bekräftigen sogar Marduks Überzeugung, dass sie die Richtige wäre für das, was sie vor hatten und wofür er jahrelang nach ihr, nach lacrima, der kleinen Träne gesucht hatte.
"Nun wenn dein Herr so streng ist will ich natürlich nicht, dass du wegen einem einfachen Tuch in Schwierigkeiten kommst", wandte Marduk sich in der nächsten Sekunde wieder an Fiona und machte gar keine Anstalten sie weiter zu überreden. Gut sie wollte kein Tuch und das war ihm sogar recht. Es hätte sicher nur weitere Zeit verschwendet bis sich die Frau für ein Tuch entschieden hätte. Frauen brauchten doch immer eine Ewigkeit zum einkaufen und die Geduld hatte Marduk nicht.
Er wollte hier so schnell wie möglich weg und von daher kam es ihm nur gelegen, dass auch die beiden wieder aufbrechen wollten. Seine Bemerkung über Pumilio zeigte auch Wirkung, wobei die Rothaarige weiterhin misstrauisch blieb.
"Woher ich Pumilio kenne? Nun wir machen zusammen Geschäfte und in unserem Gewerbe ist Rom wie ein Dorf wenn du verstehst was ich meine … ", erwiderte Marduk nur lapidar und zwinkerte Fiona kurz zu. Seine Anspielung auf das Diebesgesindel würde sie wohl verstehen und wenn nicht würde ihn das auch nicht weiter jucken. Im Augenblick wollte er nur eines, nämlich weg von hier.
Da kam unvermutet ein Windstoß und das Tuch flatterte hoch und über Tillas Gesicht. Jetzt oder nie! Nun setzte Marduk alles auf eine Karte und handelte:
"Hoppla, na so was … warte ich helfe dir mit dem Tuch" Mit einer flüchtigen Handbewegung streifte Marduk das Tuch aus Tillas Gesicht, ordnete es wieder um ihren Hals und griff in der selben Bewegung auch schon nach Tillas Hand. Gleichzeitig gab er mit der anderen Hand das vereinbarte Zeichen an seine Männer.
"Komm! Ich bring dich zu Pumilio … siehst du, dort drüben steht er schon!", rief Marduk hilfsbereit aus und zog Tilla an der Hand einfach mit sich mit. Quer über den belebten Markt hinweg bahnte sich der Hüne seinen Weg, hin zu einer kleinen dunklen Seitengasse, an deren Eingang tatsächlich der kleine Junge stand und zu ihnen herüber winkte.
Was sie jedoch von hier aus nicht sehen konnten war das Messer, welches einer von Marduks Männern im Dunkeln an Pumillios Rücken hielt. Vielleicht bemerkten die Frauen auch nicht die übrigen acht Gestalten, die sich fast zeitgleich in Bewegung setzten und sich unauffällig hinter Marduk einreihten um ihn und die beiden Frauen abzuschirmen.
Nun hing es ganz von Tilla und Fiona ab welchen Weg das Schicksal nähme. Je mehr sich Tilla sträuben würde, um so stärker würde Marduk zupacken und sie zur Not auch hinter sich her schleifen. Aber Marudk ging davon aus, dass sie freiwillig mit käme, da sie ja ihren Stein zurück haben wollte. Fiona hingegen beachtete er gar nicht mehr. Würde sie zeinfach stehen bleiben, hätte sie ihre Freundin hier zum letzten Mal gesehen. Würde sie dagegen Marduk hindern wollen oder ihn gar angreifen, wären seine Männer sofort zur Stelle.
Am Eingang der Seitengasse angelangt wurde es dann für alle offensichtlich was Marduk geplant hatte.
"Los los Beeilung, wir brechen sofort nach Ostia auf! Ihr Drei da, packt den Wurm zurück in seinen Sack und steckt auch die Frauen in Säcke, wir nehmen sie alle mit. Aber passt vor allem auf die kleine Träne auf. Iason, reite voraus und mach das Schiff klar zum auslaufen. Spätestens morgen Nacht will ich auf hoher See sein ...", erteilte er hektisch seinen Männern Befehle, von denen es plötzlich nur so wimmelte.
"TILLA!! … ich wollte das nicht!", hörte man Pumilio kurz wimmern, dann wurde der kleine Junge gepackt, in einen der Säcke gesteckt und auf der Schulter eines Mannes davon getragen. Wieder andere entzündeten derweil Fackeln und schoben einen unscheinbaren Stein zur Seite, der einen Geheimgang verborgen hielt.
Alles verlief schnell und scheinbar reibungslos. Vor ihnen lag der Weg hinab in die Ungewissheit, doch war das Schicksal damit schon besiegelt? Nun einen (Aus-)Weg gab es immer, zumindest für Eine …