Beiträge von Aurelia Prisca

    Sehr genau beobachtete Saba, was Tilla mit dem Kamm anstellte. Denn frisieren war nicht gleich frisieren! Ohne Zweifel würde jedes Haar, das sie zuviel im Kamm finden würden, eine Standpauke zur Folge haben und mit Sicherheit würde sie und nicht Tilla dafür bestraft werden. Also blickte Saba immer wieder verstohlen zu Prisca und beobachtete deren Reaktion. Saba wusste genau, das es ziepen musste, doch sie kannte die Herrin Prisca mittlerweile auch. Trotz der strengen Art und wie sie sich meist gab, zeigte die Herrin in vielen Dingen doch auch Nachsicht... manchmal jedenfalls. Trotzdem riskierte Saba es, auf die gestellte Frage hin bereits mit einem anerkennenden Lob zu antworten. "Tilla stellt sich sehr geschickt an, domina." runzelte gleichzeitig aber etwas skeptisch die Stirn, während sie den Spiegel weiter reichte. Sie konnte ja grundsätzlich nicht ahnen, wie Prisca in dem Moment darüber denken mochte.


    "Es ziept! Und das soll geschickt sein?" dachte sich Prisca nur zu Sabas Worten. Sie unterlies es aber - für den Moment zumindest - die Sklavin dafür zurecht zu weisen. Prisca nickte nur unbedacht und prompt verfing sich durch ihre Bewegung eine Haarssträhne im Kamm. "Dann ist es ja gut! ... Au! pass doch auf!" seuzfend quittierte Prisca die eigene Unachtsamkeit mit tadelnden Worten für die andere Sklavin. „Mir bleibt auch nichts erspart...“ Prisca musterte erneut und mit strengem Blick die kleine Sklavin, als diese wieder neben ihr stand und sie mit ihren dunklen Augen ebenso neugierig ansah. Schon wollte sie dazu ansetzen Tilla dafür zurecht zu weisen, denn es ziemte sich nicht für eine Sklavin, die Herrschaft so an zu sehen. Dann lies sie es aber bleiben, dachte noch einmal darüber nach, ob ihr Plan funktionieren könnte und hob schließlich die Hand, um Tilla etwas zu geben. "Hier nimm! das schenke ich dir." nachdem auch Tilla ihre Hand ausgestreckt hielt, legte Prisca ihr ein kleines Schmuckstück aus Gold auf die Handfläche."Ich habe es schon seit meiner Kindheit und ich liebe den Klang den es macht. Nicht zu laut aber doch hörbar. Ich möchte das du es bei dir trägst, wenn du zu mir kommst und dich damit bemerkbar machst, wenn es erforderlich ist." erklärte sie dann weiter. Prisca wusste noch nicht, ob das Glöckchen den von ihr gewünschten Effekt erzielen würde, aber einen Versuch war es ihrer Ansicht nach wert. Jedenfalls wollte sie Tilla damit nicht demütigen, darum war es auch als Geschenk gedacht und die kleine Sklavin brauchte es sich ja nicht um den Hals zu hängen.


    "Ich denke wir versuchen es einfach und werden sehen, ob es funktioniert. Einmal schellen bedeutet 'Ja' zweimal bedeutet 'Nein'. Für einfache Antworten und immer dann, wenn ich dich nicht direkt sehen kann sollte es genügen. Verstanden? ...und nun mach weiter mit deiner Aufgabe!" So würde Prisca eben nicht ständig den Kopf nach ihr drehen müssen, um Tillas Antworten mit zu bekommen. Dmait war das Thema eigentlich erledigt und Saba hielt sich schon bereit, um Tilla als nächstes zu zeigen, wie sie den duftenden Balsam ein zu massieren hatte, der die Haare glänzend und geschmeidig halten sollte, als Prisca eine weitere Frage an die kleine Sklavin stellte. "Was ist das eigentlich für ein Stein, den du da um den Hals trägst und woher hast du den?" Neugierig sah Prisca nun Tilla an und wartete auf ihre Antworten. Die Tafel lag ja noch immer auf dem Tisch bereit.

    Zitat

    Original von Aurelia Prisca
    ~noch waren die Vorhänge zugezogen und niemand konnte sehen, was sich dahinter alles abspielte~
    ... ein allerletzter Blick auf die Kulisse, dann drehte Prisca sich um, fasste an den Stoff der der beiden Vorhänge, welche die Bühne immer noch verhüllten und hielt sich bereit, um zurück zu den Gästen zu gehen....


    ... denn die Sklaven löschten bereits die Feuerbecken, die eben noch den Zuschauerbereich erleuchtet hatten ... und die Gäste warteten doch schon alle ganz gespannt darauf, das es endlich anfing... Oder? ...


    „ Audite! werte Gäste! Ich bitte um Ruhe und nur um einen kurzen Moment eurer geschätzten Aufmerksamkeit!“ Ein paar Mal musste Prisca sich vernehmlich *räuspern* und *in die Hände klatschen*, um Aufmerksamkeit zu erregen während sie vor die Bühne trat und mit einem prüfenden Blick in die Runde sicher stellte, das so gut wie alle Gäste ihren Platz gefunden hatten. Schließlich verstummten die Gäste nach und nach und sie fand genügend Gehör, um mit ihrer kurzen Ansprache beginnen zu können. “ ...vielen Dank! ... Ich verspreche auch, ich werde keine langwierigen und trockenen Reden halten....ähem...das zu tun überlasse ich lieber den Männern... Kurz musste sich Prisca räuspern. Beinahe wäre ihr diese Bemerkung noch herausgerutscht, als sie dabei an manch langweilige Gesprächsthemen denken musste, die nicht einmal an einem Feiertag wie diesem verstummen durften. ...aber wie dem auch sei ....


    „... Ich, Aurelia Prisca, möchte euch im Namen der gesamten gens Aurelia, zu dieser Aufführung hier und heute begrüßen und bedanke mich für euer zahlreiches Erscheinen.
    Lächelnd nickte sie dabei den Gäste zu, um dann eine Kurzbeschreibung davon zu geben, was sie nun gleich erwarten würde.


    "Das Lustspiel welches wir nun zum besten geben wollen nennt sich cena pro uno und es handelt von einer Feier, anlässlich der Ernennung eines jungen Mannes, namens Corvus zum curator mulierum ...“ nach der Nennung des Amtstitels machte Prisca erneut eine kurze Pause und bedachte vor allem die männlichen Gäste mit einem leichten Schmunzeln “ ... ein Titel, den vielleicht so manch einer gerne hätte ...“ ... bestimmt, wenn es ihn gäbe :P und nach einer weiteren kurzen Pause ...“ ... jedenfalls feiert dieser besagte Corvus, im Kreise seiner Familie und seiner Freunde, bei einem gemütlichen Abendessen .... so wie wir heute zusammen mit unseren Gästen und Freunden die meditrinalia feiern wollen ... also bleibt mir eigentlich nicht mehr viel zu sagen, außer ... das ich uns allen viel Spaß und Vergnügen dazu wünsche! ... und nun möge das Spiel beginnen!“


    Lächelnd und mit fester Stimme, aber auch sehr erleichtert und mit glühenden Wangen, brachte Prisca ihre Ansprache zu Ende und merkte erst jetzt, wie ihre Hände zu zittern begannen. Mit einer abschließenden huldvollen Verneigung bedankte sie sich noch einmal bei den Gästen und begab sich dann, gemäßigten Schrittes zu ihrem Platz, den sie im Halbdunkel irgendwo zwischen Deandra, Plotina und ihrer Familie vermutete.


    ....die letzten Worte waren auch gleichzeitig das Zeichen für die Sklaven gewesen, den Vorhang langsam auf zu ziehen ... gleich würden die Gäste auf der Bühne die festlich geschmückte Tafel erblicken, um die sich die Schauspieler bereits versammelt hatten und auf das Erscheinen der Hauptperson (einem Nubier, der mit seiner blonden Perücke auf dem Kopf seltsamerweise nicht nur an den Ianitor erinnern mochte) warteten ... während von irgendwo her die Stimme eines Erzählers einsetzte .... und niemand der Anwesenden mehr einen Zweifel hatte, dass das Verhä...hm...Theaterstück nun seinen Lauf nehmen würde ....

    Auf einem Fest wie diesem gab es immer irgendetwas oder irgendwen zu bestaunen und so gestaltete sich auch die Zeit in der sie in der Warteschlange standen, alles andere als langweilig. Immer wieder wurde der eine oder andere abgelenkt und so konnten sich nicht alle Gespräche und Themen so vertiefen, wie es vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Aber aufgeschoben war bekanntlich nicht aufgehoben. So blieb auch nur die Zeit um auf das sehr aufmerksame Angebot von Caius Flavius, das gleichsam überraschend kam, aufrichtig und mit einem dankbaren Lächeln ihre Freude zum Ausdruck zu bringen. „Dein Angebot ehrt und freut mich sehr, Caius Flavius!. Sollte ich je die Gelegenheit dazu haben Hispania zu bereisen, werde ich es nicht versäumen deine Familie in Tarraco zu besuchen. Umso schöner wäre es natürlich dann, dich ebenfalls dort an zu treffen. Denn einen besseren Reiseführer wie dich könnte ich mir sicher nicht wünschen, um die Schönheiten Hispanias kennen zu lernen!“


    Ebenso erfreute es Prisca, das Deandra sich spontan dazu entschloss, sich ihnen an zu schließen. So hielt sie ihre Hand auch weiterhin fest und lächelte etwas verlegen. „Du siehst wunderschön aus, Prisca.“ Von welcher anderen Frau hätte an diesem Abend ein solches Kompliment ehrlicher klingen können? . „Du auch, Deandra!“ flüsterte Prisca kaum merklich später ebenso aufrichtig und ehrlich zurück wie sie empfand. Schon länger hatten sie sich nicht mehr gesehen und Prisca machte sich bereits Sorgen. Aber Deandra sah blendend aus und gerne wollte Prisca mit ihr gemeinsam neue Pläne schmieden. Die Zeit um sich zu unterhalten blieb jedoch nicht. Eben war die Reihe an Prisca und um nicht die anderen Gäste auf zu halten, trat sie auch augenblicklich vor, um ihr Opfer dar zu bringen. „Ihr Götter ich bitte euch, nehmt diesen alten Wein zum Zeichen meines Gedenkens...“ ... an meine liebe Mutter, den Eltern meines Onkels und all unserer Ahnen, denen wir so vieles verdanken ..“...sowie den neuen Wein zum Zeichen meines Dankes ...“ ... für die Familie und das Leben in die ihr mich bis heute geführt habt ... “... nehmt beide Opfer verbunden mit meiner Bitte für die Zukunft ..:“ ... das Glück und Gesundheit uns allen und denen die wir lieben vergönnt sein mag ... gemächlich goss sie den Wein anschließend in die Opferschale, so wie sie es zuvor bei Caius Flavius beobachten konnte und trat danach zur Seite, um Deandra und den nachfolgenden Gästen Platz zu machen. Prisca war für einen Augenblick ganz in ihren Gedanken versunken gesehen und in dieser Zeit hatte sie nicht auf das geachtet, was um sie herum geschah. Daher verwunderte sie es nun, dass Helena sich so plötzlich von ihnen verabschieden wollte. Wo wollte sie hin? Etwas verwirrt sah sie Helena hinterher, als diese direkt zu Marcus hinüber ging, um mit ihm zu reden. Weiter darüber nachgrübeln konnte Prisca aber nicht, da im selben Moment eine Fanfare ertönte. Das war für sie das nächste Zeichen! Sie musste sich schleunigst um die Aufführung kümmern!


    „Es tut mir leid, aber ich fürchte auch ich muss mich für einen kurzen Moment von euch verabschieden. Das war eben das Zeichen, das die Theateraufführung in ein paar Minuten beginnen soll. Und ich habe noch eine Kleinigkeit vor zu bereiten. ... Am besten wird sein, ihr schließt euch den anderen Gästen an und geht schon einmal vor ins tablinum. Ich bin sicher, wir werden uns dort nachher gleich wieder treffen ... schließlich ist der Abend ja noch nicht vorbei!“ Mit diesem Wunsch, einer aufmunternden Bemerkung und einem entschuldigendem Lächeln zu Caius und Deanda hin, musste Prisca die beiden nun alleine lassen. Ihrer Freundin drückte sie noch einmal die Hand. Ein letzter Blick hinüber zu Marcus und Helena, die sich immer noch miteinander unterhielten, dann drehte sich Prisca auch schon um und bahnte sich einen Weg zwischen die umstehenden Gäste hindurch Richtung tablinum.

    Mit einem Kopfschütteln hatte Prisca geflissentlich über den Gefühlsausbruch der Sklavin hinweg gesehen, als diese sich über die Nachricht ans Meer zu fahren so überschwenglich gefreut hatte. Als Prisca dann auf die Rückkehr warterte nahm sie noch einmal die Tafel zur Hand und musste fest stellen, das Tilla also doch ein Instrument spielen konnte. Gut - auch das wollte sie zu gegebener Zeit einmal nachprüfen. Zunächst erwartete sie aber die beiden Sklavinnen zurück, die sich gerade mit einem Klopfen an der Tür anzukündigen schienen.


    "Salve domina, du hast nach mir rufen lassen?" erkundigte sich Saba gleich nach dem Eintreten, da Tilla ihr den Grund noch nicht verraten hatte. Tilla war neu und anscheinend stumm, das wusste Saba ja von den anderen Sklaven bereits. Näher kannte sie das Mädchen allerdings noch nicht."Ich will das du Tilla alles beibringst was sie wissen muss, um eine Frisur zurecht zu machen. Wir fangen gleich damit an! Eine einfache Frisur genügt für heute.“ erwiderte Prisca prompt und ohne Saba großartig zu beachten oder gar an zu sehen. Saba wusste ja welche Frisur sie dementsprechend anfertigen solle.


    „Ja, domina.“ Kam sogleich von Saba die erwartete Antwort und sie machte sich auch schon daran, das Tischchen mit den Kämmen, Haarnadeln, Spangen, und anderen Hilfsmitteln zu holen, um alles hinter dem Sessel der Herrin auf zu bauen. Das sie ihr umfangreichens Wissen mit einer anderen Sklavin teilen sollte gefiel Saba gar nicht, denn bisher war sie die Einzige, die es verstand wirklich kunstvolle Haartrachten zu gestalten. Außerdem waren Frisuren generell ein sehr heikles Thema, welches enormes Fingerspitzengefühl erforderte. Oft dauerte es Stunden bis eine bestimmte Frisur richtig saß und die Wutausbrüche der Herrinnen waren meist unvermeidbar, wenn ihnen die Haartracht anschließend nicht mehr gefiel. Sogar von einem Fall von Totschlag einer anderen Sklavin hatte Saba einmal gehört, nur weil ihre Herrin nicht mit der Frisur zufrieden war. Aber das waren nicht die Aurelier gewesen und soweit würde hier auch nie jemand gehen. Nur an die eine oder andere Ohrfeige konnte sich Saba sehr gut erinnern und die Letzte lag noch gar nicht mal so lange zurück. Das würde Tilla, früher oder später, sicher auch noch am eigenen Leib zu spüren bekommen.


    Nein, absichtlich wollte Saba die junge Sklavin auch nicht in Schwieirgkeiten bringen und so meinte sie zu ihr mit einem aufmunternden Lächeln "Sie her Tilla, wie ich es mache.". In eine Hand nahm sie sogleich den Kamm und zwischen Zeige- und Mittelfinger der anderen Hand hielt sie eine Haarsträhne am Ansatz fest. Saba redete nicht viel, um die Herrin nicht unnötig zu stören. Also musste Tilla das meiste vom Zusehen allein lernen, warum Saba was tat. *...Haarsträhne an der Kopfhaut entlasten, damit es beim durchkämmen nur ja nicht ziept ...siehst du?..* deutet sie mit ihren Händen an und begann mit dem Kamm ein paarmal das feine Haar zu durchkämmen, bevor sie es mit einer anderen Haarsträhne gleich tat. Schließlich hielt sie Tilla den Kamm hin, damit diese es genauso nachmachen solle.


    Prisca achtete unterdessen genau darauf, ob und was sich da an ihrem Haar tat. "Wie stellt sie sich an?" wollte sie dann nach ein paar Minuten bereits von Saba wissen, doch das reichte ihr noch nicht ganz. "Gebt mir einen Spiegel, damit ich sehen kann was ihr da mit mir macht." so ganz traute Prisca der Sache noch nicht und bevor sie den Spiegel in die Hand nehmen konnte, wollte sie noch etwas los werden."...ach ja, Tilla! her zu mir, ich habe noch etwas für dich!"

    Die Feier des Equus October war aus zweierlei Hinsicht für Prisca fast schon zu einer Pflichtveranstaltung geworden. Zum einen wollte sie ihrem Vorsatz treu bleiben und sich mehr um die religiösen Bräuche bemühen. Zum anderen wusste sie ja seit dem Fest der Meditrinalia, das Caius Flavius selbst Marspriester war. So wollte sie sich gerade das Fest , welches zu Ehren seiner Gottheit abgehalten wurde, auch nicht entgehen lassen. Ein dritter Grund warum sie heute hier war, hätte vielleicht der flamen Martialis sein können, den viele Frauen mit sehnsüchtigen Augen nachseufzten. Wobei Prisca die Begeisterung für diesen Priester nicht ganz teilte, was hauptäschlich an seinem kahlgeschorenen Haupt liegen mochte.


    Ansonsten war ihre Begeisterung für das Fest allerdings groß, denn von einem Wagenrennen hatte sie auch gehört und das versprach zumindest spannende Unterhaltung. So hatte sie sich also, mit Hilfe ihrer Leibwächter und Sklaven, auf dem Marsfeld einen guten Platz ganz vorne gesichert und verfolgte von dort gebannt die Prozession und das weitere Geschehen.

    ~noch waren die Vorhänge zugezogen und niemand konnte sehen, was sich dahinter alles abspielte~


    Langsam füllte sich der Bereich des tablinums, der für die heutige Vorstellung reserviert worden war. Es gab genügend bequeme Plätze, die so zueinander und zur Bühne hin ausgerichtet waren, dass jeder Gast das Theaterstück in einer angenehmen Atmosphäre verfolgen können würde. Einige der Gäste saßen schon, andere unterhielten sich noch angestrengt mit einander und wieder andere suchten sich gerade ihre Plätze aus. Sklaven huschten ständig zwischen den Reihen umher und versorgten die bereits sitzenden Gäste mit Getränken und Speisen, um anschließend die Vorstellung nicht unnötig zu stören. Der Beginn des Theaterstücks rückte unaufhaltsam näher und mit jeder Minute wuchs auch die Anspannung in Prisca. Gleich sollte sie vor die versammelten Gäste treten und das Theaterstück persönlich ankündigen. Zwar war sie alles andere als schüchtern, doch vor einer solch großen und erlesen Gästeschar hatte auch sie noch nie gestanden.


    Gerade hatte Prisca noch durch den Spalt zwischen den beiden Vorhänge hindurch in den Zuschauerraum gespäht, um sich ein Bild von den Zuschauern zu machen. Nun wanderte ihr Blick auch schon aus zusammengekniffenen Augen über die Bühne, um sich davon zu überzeugen, dass alle Sklaven und das ganze feine Essen auf ihren Positionen bereit standen. Gleich würden alle Gäste genau dieses Bild zu Gesicht bekommen und da musste jedes noch so kleine Detail stimmen. Beinahe wäre sie dabei über Naavi gestolpert, der sich in seinem Tigerfellkostüm bereits mitten auf der Bühne und auf dem Boden hindrapiert hatte. Mit einem bösen Blick bedachte sie den Tiger und schickte sich an, die einzelnen Sklaven in ihren Kostümen noch einmal persönlich zu kontrollieren. Langsam schritt sie den langen Tisch entlang, um den sich die Sklaven bereits versammelt hatten. Jeden einzelnen schwor sie dabei auf seine Rolle ein und drohte noch einmal mit der Peitsche. Das sie dabei selbst Hand anlegen musste, war unvermeidbar. So wickelte Prisca schnell noch zweimal den Bart um den Hals von Brix ... zeigte Trauwini noch einmal die rote Karte ... zu Alexandros und Sofia sagte sie, das die beiden sich einfach nur ganz natürlich verhalten sollten ... zu Camryn sagte sie das Gleiche ... hingegen Matho sollte sich etwas schüchterner benehmen ... und Maron etwas energischer ... Cadhlas rotes Haar strich sie zurecht, damit es besonders gut zur Geltung kam ... und auch die übrigen Sklaven bedachte sie mit aufmunternden Worten, bevor sie ganz zuletzt und mit kritischem Blick, die blonde Perücke von Leone zurecht rückte.


    Dann trat Prisca zurück und betrachtete das Bild, das sich ihr bot noch einmal genau ....


    ....Seltsam ... An wen erinnerten sie die ganzen Gestalten nur?? ...hm, so sehr sich Prisca auch anstrengte, sie kam nicht darauf. Noch einmal warf sie einen kontrollierenden Blick auf das Manuskript. Kein Zweifel, ein Lustspiel von unbekannter Herkunft. Der Inhalt mochte frei erfunden sein, doch Ähnlichkeiten schien es wohl immer zu geben ... doch mit wem nur? ... wie auch immer ... sie wären reiner Zufall, warum sich also darüber aufregen oder Gedanken machen. ... Freude soll es bereiten, auf das sich alle amüsieren ...


    ... ein allerletzter Blick auf die Kulisse, dann drehte Prisca sich um, fasste an den Stoff der der beiden Vorhänge, welche die Bühne immer noch verhüllten und hielt sich bereit, um zurück zu den Gästen zu gehen....

    Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius
    "Aber ja, schon seit einiger Zeit. Ich betreue vorallem die Opfernden im templum Mars Ultoris und bilde derzeit einige discipulae aus, die ihrerseits später Dienst in den Tempeln tun werden." ...Ich lächelte sie offen an "Wenn Du möchtest, kannst Du den Tempel gern einmal besuchen, und ich führe Dich dann herum und erkläre Dir alles. Wir haben immer wieder interessierte Besucher, auch wenn nicht jeder opfert. Gerade derzeit wirst Du allerdings einen buten Reigen an Bittstellern beobachten können."


    Aufmerksam hörte Prisca sich an, was Caius Flavius ihr da über sein Priesteramt erzählte. Ihre Neugier war echt und nicht einfach nur geheuchelt, um ein gefälliges Gesprächsthema für den Abend zu finden. Vor einiger Zeit noch , hätte das vielleicht anders ausgesehen. Doch seit sie, zusammen mit ihrem Onkel, zu Ehren der volcania geopfert und den Ahnen gedacht hatte, empfand sie anders. Diese seltsam vertraute und schöne Stimmung, die sie dort umfangen hatte, wollte sie sich bewahren. So hatte sie sich damals geschworen, künftig dem Glauben an die Götter mehr Beachtung zu schenken und sich mit religiösen Riten und Gebräuchen mehr zu befassen. „Dein Angebot nehme ich gerne an, werter Caius Flavius...sehr gerne sogar.“ antwortete Prisca daher ohne zu zögern und lächelte dankbar. Und auch auf die Gefahr hin, das er als Priester es vielleicht nicht gut heißen würde, das sie den Glauben etwas vernachlässigt hatte, gestand sie ihm.“ Ich muss nämlich zu meiner Schande gestehen, das ich mich in der Vergangenheit viel zu wenig mit unseren Bräuchen befasst habe. Daher würde ich auch gerne ein Opfer darbringen und die Götter um Vergebung bitten. Und ein wenig Hilfe könnte ich dabei gut gebrauchen.“


    Und mindestens genauso groß wie ihr Interesse für religiöse Dinge war auch das zum Thema Reisen. Es überraschte sie zu erfahren, das sowohl der Flavier als auch Helena bereits in Athen gewesen waren, wohingegen sie leider mit keiner Erfahrung über Hispania aufwarten konnte. Somit blieb ihr hier nur die Möglichkeit sich von den schönen Eindrücken die es dort geben musste, anstecken zu lassen. Ja so eine Reise dorthin könnte sie sich auch sehr gut vorstellen, vielleicht aber eher noch nach Alexandrien. Seltsam, das sie diese Lust zu reisen doch wieder packte, nachdem sie sich geschworen hatte nie wieder einen Reisewagen zu betreten. „Ich war leider noch nicht in Hispania. Aber so schön wie ihr beiden es beschreibt, wäre es sicher eine Reise wert.“ Bemerkte Prisca zwischendurch anerkennend und mit einem fast schon sehnsüchtigen Blick. Zumindest Griechenland kannte sie aus eigener Erfahrung „Griechenland und Athen hingegen kenne ich. Ich war dort fast zwei Jahre auf einer Studienreise und habe mich mit der Geschichte des Landes und auch ein wenig Philosophie befasst, bevor ...“ ja, bevor ein einschneidendes Erlebnis Prisca ereilte, bei dem sie erst viel später vom Tod ihrer Mutter erfahren sollte. Nur ein kurzes Blinzeln und ein Atemzug genügten jedoch, um diese Schatten wieder fort zu wischen.“ .. ja, bevor ich dann nach Germanien reisen musste. Allerdings lernte ich dort einen Grossteil meiner Familie kennen und lieben!“ schloss Prisca dann mit dem einzig positiven Ergebnis ab, was sie aus Germanien mit genommen hatte. Doch erst jetzt bemerkte sie, wie sie wohl ungewollt von sich zu erzählen begonnen hatte und mit einem kurzen entschuldigendem Lächeln zu Helena und Caius Flavius, wollte sie diese Geschichte damit auch wieder ruhen lassen.


    Die Zeremonie hatte ohnehin schon begonnen und auf Caius Frage nach dem gemeinsamen Opfer hin, hatte Helena bereits zugestimmt. „Eine sehr gute Idee, wozu sonst haben wir denn einen Priester in unserer Mitte, oder?!“ scherzte Prisca prompt und brachte ihre Freude damit zum Ausdruck. Natürlich wollte sie dabei auch genau beobachten, wie Caius Flavius das Opfer darbringen würde, um selbst alles richtig zu machen. „... also, lasst uns gemeinsam das Opfer vollziehen!“ ungeduldig aber mit einem breiten Grinsen drängte sie regelrecht zum Aufbruch, als sie sah das sich die ersten Gäste schon einreihten. „Wir müssen uns ohnehin beeilen, denn nach der Opferung werde ich mich leider für einen Moment von euch verabschieden müssen!“ kündigte Prisca schon einmal vorsichtshalber an, für den Fall das danach keine Zeit mehr bliebe. Vielleicht kam das für Caius etwas überraschend, aber Helena wusste ja worum es ging. Prisca musste sich sputen, um noch vor Ende der Opferzeremonie die letzten Vorbereitungen für das anschließende Theaterstück zu treffen


    Dankbar nahm sie daher von Helena die Amphore mit dem Wein entgegen und wollte sich gerade darauf konzentrieren, was bei der Opferung als nächstes zu tun sei, als sie die spontane Frage nach dem gemeinsam Spaziergang und ob sie etwas Zeit erübrigen könnte etwas überraschte. Eigentlich gab es da nichts zu überlegen und viel Zeit um genaue Pläne zu schmieden hätten sie hierohnehin nicht. Ein kurzer Blick zu Helena genügte um mit einem erfreuten Lächeln zur Antwort zu geben. „Ja natürlich Helena, das ist eine hervorragende Idee. Jetzt, da die Vorbereitungen für das Fest vorüber sind, haben wir doch praktisch jeden Tag Zeit, oder?“


    Wieder ging ihr Blick zu dem Opferbecken direkt vor ihnen, als die vertraute Stimme von Deandra sie erneut innehalten lies. "Deandra!" rief Prisca erfreut ihrer Freundin zu und legte ihr kurz zum Zeichen der Begrüßung die Hand auf den Unterarm. "Da bist du ja, ich habe vorhin schon nach dir Ausschau gehalten. Sag, hast du schon den Wein geopfert?... Komm schließ dich uns an! das hier ist Caius Flavius!" Nur von Deandra und Caius wusste Prisca nicht genau, ob sie sich bereits kannten. Mehr Zeit zu erklären blieb Prisca im Moment auch nicht mehr, denn eben war sie an der Reihe, den Wein zu opfern. Und so tat sie es den anderern gleich, goß schluckweise den Wein in das Opferfeuer und sprach stumm hre Gebete dazu.


    edit/Tippfehler sorry

    Zitat

    Original von Aurelia Helena


    An einem Abend wie heute kam Prisca ihre gute Beobachtungsgabe wie gerufen. So konnte sie selbstverständlich dem Gespräch zwischen Helena und Caius Flavius lauschen ohne unaufmerksam zu wirken, während sie ihre Blicke trotzdem immer wieder durch den Raum schweifen ließ. Als erstes fiel ihr Deandra auf. Ihr Onkel hatte etwas erwähnt, dass Deandra krank gewesen sei. Dann kamen auch noch die Vorbereitungen für die Feier dazwischen, so dass Prisca keine Gelegenheit fand Deandra einmal zu besuchen. Prisca hatte diesbezüglich ein sehr schlechtes Gewissenund und immer wieder suchte sie zumindest den Blickkontakt zu ihr, um ihr mit einem Lächeln zu zeigen wie sehr sie sich über ihre Anwesenheit heute freute.


    Den Blick von Helena zu Plotina hinüber entging Prisca ebenso wenig. Allerdings konnte sie ihn überhautp nicht deuten. Auch wenn sie sich mit Helena sehr gut verstand, so hatte wohl jede von ihnen so ihre kleinen Geheimnisse. Weder wusste Helena etwas darüber, was Prisca und Deandra im Vertrauen mit einander besprachen, noch ahnte Prisca irgend etwas von den wahren Gründen für Helenas sehnsuchtsvolle Blicke zu Marcus.


    Soeben nickte Prisca ein weiteres Mal zu Helenas bestätigenden Worten über Germanien und bedachte auch Caius Flavius wieder mit einem aufmerksamen Blick, der ihm zweifellos gebührte, als sie bemerkte wie ihr Onkel bereits das Opfer an Meditrina ankündigte. Das war für sie das Zeichen, sich langsam bereit zu machen für eine kurze Ansprache, die sie vor der Aufführung des Theaterstückes halten sollte. Noch blieb aber Zeit und Prisca konnte weiterhin die Gesellsschaft von Helena und dem Flavier genießen. Die Weinamphoren für das Opfer würden mit Sicherheit von den Sklaven rechtzeitig gereicht werden, wobei ihr Blick ganz kurz Tilla erfasste, die sich anscheindend etwas zurück hielt anstatt dieser Aufgabe nach zu kommen. Wie dem auch sei, erst nach dem Opfer wollte sich Prisca kurz zurück ziehen, um bei den letzten Vorbereitungen für das Theaterstück nach dem Rechten zu sehen.

    Hatte ihr werter Cousin sie nicht eben noch einem Gast vorstellen wollen? Prisca stutze leicht, ließ sich aber nichts anmerken, als die Männer unvermittelt in ein Gespräch vertieft zu sein schienen. Cursus Iuris? Welch trockene Themen für ein so feucht fröhliches Fest wie heute, fand Prisca und schüttelte innerlich den Kopf darüber. Nein, das war in der Tat nichts für sie. Da wollte sie sich lieber wieder interessanteren Themen zuwenden. Plotina, die etwas abseits stand, schien sich bereits bestens mit Minervina zu unterhalten. Das wäre die Gelegenheit sich zu ihnen zu gesellen, überlegte sich Prisca. Doch ihr Onkel setzte gerade zu einer weiteren Begrüßungsrunde an und so wandte sie den Kopf zunächst wieder zu Marcus und dem anderen Gast ...


    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    "Meine Base Helena und meine Nichte Prisca." Zu den beiden gewandt fuhr ich fort: "Dies ist Caius Flavius Aquilius. Er ist mein bester Freund und noch dazu ein verdammt guter Marspriester."


    ..wenigstens lohnte sich die Vorstellung diesmal, dachte sich Prisca sogleich, mit einem kurzen Seitenblick zu Helena. Ein Flavier! Der beste Freund ihres Onkels und welch stattliche Erscheinung noch dazu. Besonders sein edles Gewand hielt spielend jedem Vergleich mit denen der anwesenden Frauen stand. Und er war Priester! Das hätte Prisca auf den ersten Blick zwar nicht vermutet, fand es aber auch sehr interessant. Zumindest würden dann wohl solch trockene Themen wie Rechtsangelegenheiten oder ähnlichen Dinge, nicht zur Sprache kommen.


    Zitat

    Original von Caius Flavius Aquilius
    "Salvete, Aurelia Helena, Aurelia Prisca - euer Verwandter meint es heute wahrlich gut mit mir, dass er mir gleich zwei der herausragendsten Schönheiten dieses Abends an die Seite stellt - was soll man sagen? Bisher ist die Dekoration überwältigend, und ich möchte euch beiden meine Anerkennung dafür aussprechen."


    Gerade ertappte sich Prisca dabei, wie sie den Mann vor sich mit unverhohlener Neugier musterte und so setzte sie bei seinen Worten sogleich ihr strahlendstes Lächeln auf. Das Kompliment erwiderte sie mit einem gefälligen Nicken und einem leicht verlegenen Blick, den sie kurz über die Dekoration rings herum schweifen ließ, bevor sie den Blick wieder auf Caius richtete. "Es freut mich, das es dir gefällt und mehr noch freue ich mich, deine Bekanntschaft zu machen, werter Caius Flavius. ... du bist tatsächlich Priester?" die abschließende Frage rutschte Prisca aus reiner Neugierde heraus. Weiter hakte sie allerdings nicht nach, um auch Helena die Gelegenheit zu geben, ihrerseits den Gast zu begrüßen. Indes hob sie mit einem kurzen Seitenblick zu Marcus, der sich gerade entfernen wollte, etwas irritiert die Augebrauen. Ihre Mundwinkel zuckten für einen Wimpernschlag nach unten gerade als irgend ein Sklave es wagte, das Wort gegen ihren Onkel zu erheben. Welch ungebührliches Benehmen! Ob nun ihr Onkel das Recht hätte ihn an zu weisen oder nicht, was machte das für einen Unterschied. Entweder das Sklavenpack machte sich nützlich, oder es machte sich nach Möglichkeit gar nicht bemerkbar.


    Weiter wollte sich Prisca aber mit dem Ganzen nicht befassen, um nicht noch ihr gute Laune zu verlieren. Nach einem kurzen abfälligen Blick zu diesem Sklaven richtete Prisca ihre ganze Aufmerksamkeit wieder auf Aquilius. Wobei sie seine Frage nach den weiteren Überraschungen des Abends nur mit einem Blick zu Helena und einem verschwörerischen Schmunzeln beantwortete. "Wir verraten nichts, oder? ...sonst wäre es ja keine Überraschung mehr!." . obwohl es sicher nicht weiter tragisch wäre, wenn Helena sie preisgeben wollte. Sehr überrascht war allerdings dann Prisca, als der Flavier sie und Helena nach Germanien fragte. Zu leugnen dort gewesen zu sein, war ohnehin nicht möglich, also erwiderte sie seufzend. "Ja leider! ... es ließ sich für mich nicht vermeiden auch diesen barbarischen Teil des römischen Reiches persönlich kennen zu lernen. Schrecklich! ... dabei gibt es doch soviele schöne Länder, die man stattdessen bereisen könnte, nicht wahr? " nein, über Germanien konnte Prisca einfach kein gutes Wort verlieren. Allein schon die Reise dorthin, der Anlass selbst und das rauhe Klima dort. ... Griechenland hingegen, ja das war ein Land nach ihrem Geschmack. Aber vielleicht konnten ja auch Auqilius und Helena von anderen Ländern Gutes berichten. Vielleicht Alexandria oder Hispania? Jedenfalls war dies ein Thema ganz nach Priscas Geschmack. Zumindest eignete es sich ihrer Meinung nach hervorragend, um den Abend zu beginnen.

    Nach und nach kamen die Gäste und langsam füllte sich das atrium mit offensichtlich gut gelaunten Menschen. Priscas Freude darüber war groß, denn sie liebte solche Feste und die vielen Menschen um sich herum. Dabei hatte das Fest gerade erst begonnen, also was mochte der Abend noch so alles mit sich bringen?! So viele neue und interessante Gesichter, welche davon mochte sie wohl heute Aben kennen lernen? Am liebsten hätte Prisca ihre Augen und Ohren überall zugleich gehabt, doch musste sie sich einschränken. Kritisch musterte sie die anderen Frauen, verglich sich mit ihnen und musste sich neidlos eingestehen, welch guten Geschmack in der Wahl ihrer Garderobe so manch edler Dame hier und heute bewies. Aber auch die Männer, die allein mit ihrem Äußeren es verstanden sich hervor zu tun, bedachte sie mit verstohlenen Blicken und suchte zu ergründen, wie viele innern Werte wohl hinter ihren adretten Masken stecken mochte.


    Doch vergaß sie bei all den vielen Eindrücken nicht diejenige, welche ihr mit ihrem Charme besonders am Herzen lag. Gleichwohl Prisca aus gutem Grund mit ihren Worten und Komplimenten gegenüber Plotina etwas befangen war, bedachte sie die Sergierin umso mehr mit anerkennenden Blicken. Und eben gelang es ihr noch schnell ein paar Worte mit Plotina zu wechseln, bevor auch schon ihr Onkel die Begrüßung übernahm „...bei diesem einen Wiedersehen soll es von meiner Seite aus nicht bleiben, werte Plotina. Ich freue mich sehr, das du hier bist und ...psst... noch etwas! wir werden etwas später ein Theaterstück aufführen und ich bin schon sehr gespannt, wie es dir gefallen wird.“ Kündigte sie Plotina ganz freudig an, weil sie seit dem Besuch auf dem Markt um Plotinas Vorliebe für das Theater wusste. Nun war Prisca neugierig, welches Urteil sich Plotina wohl über das Stück bilden würde.. „Wir müssen unbedingt zu sehen, dass wir nachher zwei zusammenhängende Plätze ergattern!“ tat Prisca ganz verschwörerisch ohne jedoch dafür garantieren zu können, das später die Zeit und Gelegenheit auch wirklich bliebe, um sich mit den Plätzen ab zu sprechen.


    Dann war auch schon die erste Vorstellung des Abends an der Reihe und so wie ihr Onkel den nächsten gast begrüßte, schien es sich dabei um einen sehr guten Freund von ihm zu handeln. Modestus? Und wer war die attraktive junge Frau an seiner Seite? Zweifellos eine Leidensgenossin, teilte die junge Frau an der Seite von Modestus doch anscheindend das gleiche Schicksal, in Germanien gewesen zu sein. Germanien! Allein schon der Name dieses Landes verursachte ihr eine Gänsehaut und so bedachte Prisca vor allem Minervina mit einem mitfühlenden Lächeln, während sie ergänzend zu den Worten ihres Onkel die beiden begrüßte. „Salvete! Germanien? ..wahrlich ein schreckliches Land wie ich meine. ... Ein Glück und mein Dank an die Götter für euch, das ihr nun wohlbehalten hier zurück in Rom seid. ... Es ist mir eine Freude, euch beide kennen zu lernen!“


    Gerne hätte Prisca als nächstes erfahren, wie Minervina vielleicht über diese Land denken mochte, doch zunächst wollte ihr Couisin Ursus es ihrem Onkel gleich tun und ihr einen weiteren Gast vorstellen. Wobei er jedoch den Namen nicht erwähnte, wodurch Prisca zunächst nur folgende Worte finden konnte.. „Salve! Es freut mich auch dich auf unserer Feier heute begrüßen zu dürfen...“ Kaum hatte sie das gesagt, trat auch schon der nächste Gast, ein wahrlich gut gekleideter Mann und zweifelsohne ein Patrizier in die Nähe ihres Onkels. Viel Zeit um sich weiter darüber Gedanken zu machen wer die sein mochte, wurde ihre Aufmerksamkeit momentan an einer anderen Stelle verlangt...


    Fast kam es Prisca so vor, das Helena und sie heute der Mittelpunkt der Feier wären. Das mochte wohl anfangs bei der Begrüßung der Gäste auch so zutreffen und es war alles andere als ein unangenehmes Gefühl, ganz im Gegenteil sogar. Ein kurzer suchender Blick zu Helena hinüber und Prisca deutete ihr mit einem verschmitzten Grinsen und einem kurz zum Siegeszeichen erhobenen Daumen an, das sich ihrer Meinung nach die Mühen und Strapazen der Vorbereitungen auf dieses Fest heute vollends gelohnt hätten. Doch eigentlich konnte bei einer solch erlesen Gästeschar der Abend nur ein Erfolg werden. Davon war Prisca überzeugt und schon wanderte ihr Blick neugierig weiter umher, um auch die anderen Gäste mit einem freundlichen Lächeln zu begrüßen.

    Hatte sie den Männern mit ihrem Aufritt die Sprache verschlagen? Zumindest Cotta schien etwas erwidern zu wollen, aber zuerst einmal betrachtete er sie nur stumm. Prisca hätte zu gern gewusst, was er in diesem Augenblick denken mochte. Besonders weil er ihr gegenüber bisher eher zurückhaltender aufgetreten war. Aber das musste auch nichts bedeuten und umso mehr freute es sie, das gerade er sich als erstes mit einem Kompliment an sie wandte. "Du bist wunderschön" diese drei Worte ließen Prisca kurz verlegen zu Boden blicken, bevor sie ihm wieder in die Augen sah und sie sich fragte, warum der Abend ausgerechnet für sie so wunderbar werden sollte.


    "Ich danke dir für deine lieben Worte, Appius! Es kann durchaus sein, das ich sie noch öfters hören werde. Aber es freut mich ganz besonders sie heute Abend, zuerst aus deinem Munde vernommen zu haben." gab sie mit einem, von sich aus als Kompliment an ihn gedachten, Augenzwinkern zurück und lächelte ihn dabei an. Ob er oder die anderen noch etwas darauf oder auf ihre Frage von vorhin erwidern wollten sei dahin gestellt. An einem so schönen Abend wie heute und bei den vielen zu erwartenden Gästen wäre es auch nur allzu verständlich, wenn einige Gespräche unter Verwandten nicht oder nur am Rande geführt werden konnten. Und das es ein sehr schöner Abend werden würde, davon war Prisca fest überzeugt.


    So kündigte sich auch bereits der erste Gast selbst an. Erfreut darüber wem diese Stimme gehörte, drehte sich Prisca auch schon zu Plotina um und bat sie, mit einer einladenden Handbewegung, sich zu ihr und ihren Verwandten zu gesellen.


    "Plotina! ich freu mich das du hier bist!" begrüßte sie ihre Bekannte ganz ungezwungen und mit einem Lächeln. "Du irrst nicht!" meinte sie nur auf ihre Frage hin und sprach allerdings vorerst nicht weiter. Wie es sich gehörte überlies sie es den Männern, insbesondere ihrem Onkel, die Begrüßung und Vorstellung in seinem Haus zu übernehmen.

    Zum Glück waren die Vorbereitungen für das Fest bereits am Vortag so gut wie abgeschlossen gewesen. So konnte sich Prisca den heutigen Tag über ganz der Körperpflege und der Vorbereitung auf die Feierlichkeiten widmen. Nach einem ausgiebigen Bad am Morgen zog sie sich auch sogleich in ihr cubiculum zurück, das sie erst vor wenigen Minuten wieder verlassen hatte. Gerade an einem solchen Tag mussten Haare, Schmuck und Kleidung perfekt sitzen und so hatten die Sklavinnen Stunden dafür benötigt, um allen Wünschen und Anweisungen Priscas gerecht zu werden.


    Wie so oft, wählte sie als Farbe für ihre seidenweich glänzende stola weiß, weil diese Farbe den besten Kontrast zu ihrer Haarfarbe und den mit Ruß geschminkten Augen bot und darüber trug sie, als farblichen Akzent, eine purpurrote palla, die der Farbe des rot gefärbten impluviums entsprach. Die Haare an sich waren heute kunstvoll aufgetürmt und wurden von einem reticulum aus geflochtenem Gold und Perlen zusammen gehalten. Ebenso fanden sich Perlen zu kunstvoll zusammengestecken Weinreben als Ohrschmuck wieder. Eine goldene fiblua mit einem imposanten Löwenkopf, welche die Kleidung an der Schulter zusammen hielt, sowie Armketten aus Gold und Perlen vervollständigten schließlich das Bild.


    Obwohl Prisca das stundenlange Stillhalten und Herrichten der Haare oftmals nervten, war ihre Laune heute ausgesprochen gut. Und so betrat sie lächelnd das atrium, ging auf die bereits anwesende Verwandtschaft zu und stellte nebenbei zufrieden fest, dass die Sklaven jedes Detail der Dekoration genauso umgesetzt hatten, wie Helena und sie es ihnen aufgetragen hatten. "Salvete! wie war euer Tag? ... ich bin mir sicher, der heutige Abend wird noch viel besser werden!" grüßte Prisca ohne Umschweife, um alle auf eine fröhliche und unbeschwerte Feier ein zu stimmen und bedachte die adrette Erscheinung der Männer mit einem besonders gefälligen Blick und einem anerkennenden Nicken.

    Das ständige Nicken der Sklavin zu allem, was sie sagte irritierte Prisca und es stellte ihre Geduld langsam auf eine echt Probe. Nicht nur das sie ständig darauf achten musste, wann und wie Tilla auf etwas antwortete, um es richtig zu deuten, nein - Prisca war sich auch nicht ganz sicher, ob das ständige Nicken nicht nur eine übereifrige Geste der Gehorsamkeit war. Beides war natürlich völlig unzumutbar und dafür musste es einfach eine einfach Lösung geben. Manchmal würde eben ein einfaches 'Ja' oder 'Nein' bereits reichen und mehr als einmal brauchte es die Sklavin dann auch nicht zu "sagen". Genau! – eben kam Prisca eine Idee, die sie genauso schnell auch wieder zur Seite schieben musste, als die Sklavin plötzlich neben sie trat. Noch ehe sie etwas hätte sagen können, nahm ihr Tilla die Tafel auch schon halb wieder aus der Hand, um mit vollem Eifer das Instrument auf zu malen, welches sie gerne spielen möchte. „Eine tibia?“ fragte Prisca verwundert dazwischen und las weiter, als Tilla mit einem wehmütigem Blick die Sicht auf die Tafel endlich wieder frei gab. "Schon gut, ich habe verstanden, du kannst also kein Instrument spielen! ... Nun, vielleicht wirst du irgendwann die Erlaubnis bekommen, ein Musikinstrument zu erlernen. Jedenfalls wird es keine Fanfare sein, wie sie die Marktschreier verwenden!“ enttäuscht und mit einem kurzen strengen Blick zu Tilla beendete Prisca damit das Thema Musik und widmete sich stattdessen dem, was sie über die Farbe Blau aufgeschrieben hatte.


    Und das entschädigte wieder für den misslichen Umstand eben und erstaunt hoben sich Priscas Augenbrauen ein enig, während sie minutenlang nur stumm da saß und ihr Blick auf der Tafel ruhte. Sicher war es ihr an und für sich egal, welche Gedanken oder Meinungen Sklaven haben mochten. Sklaven sollten einfach da sein und ihren Zweck erfüllen, mehr nicht. Aber wenn sie schon nach ihrer Meinung gefragt wurden, dann erwartete Prisca eben keine geheuchelten Antworten von ihnen, sondern ehrliche und überlegte Antworten. Und diese Eigenschaft schien zumindest bei Tilla vorhanden zu sein. Ein Ansatz, den es vielleicht lohnte weiter aus zu bauen.


    "Es gefällt mir, was und wie du über die Farbe Blau schreibst. Vor allem die Farben des Himmels, das Wasser und wie du das Meer beschreibst, ja so in etwa empfinde ich auch für diese Farbe.“ Ein knappes Lob zwar, aber immerhin ein Lob für die Sklavin. Und Prisca teilte ihr sogar etwas von ihren eigenen Gedanken mit, denn soeben hatte sie beschlossen ihren gefassten Plan, auch in die Tat umsetzen zu wollen. „Ich hatte mir gerade überlegt, ob ich nicht schon bald einen Ausflug nach Ostia und an das Meer unternehmen sollte...“ dachte Prisca noch einmal laut vor und tippte dabei immer wieder mit dem Zeigefinger gegen ihren Mund während sie kurz aus dem Fenster blickte.“ Ja, das wäre wirklich eine willkommene Abwechslung und das werde ich auch tun ... und ich denke, ich werde dich dorthin mitnehmen wenn du mir weiterhin gute Dienste leistest." Ja doch, Prisca empfand diese stumme Sklavin als angenehm und so wollte sie ihr Geschick auch weiterhin prüfen. Auch wenn sie sich dafür wohl oder übel als Versuchsobjekt opfern musste. „Haare kämmen kannst du doch sicher, oder? Das dürfte nicht allzu schwer sein für den Anfang. Geh und hol sofort Saba her, sie soll dir zeigen wie man eine Frisur zusammensteckt!“


    Mit diesen Worten und einem Wink schickte sie die Sklavin zunächst fort. Während Prisca nun allein war, nutzte sie die Gelegenheit um weiter über ihre Idee nach zu denken. Dazu stand sie auf und ging zu der Kommode, auf der eine kleine Elfenbeinschatulle stand. In dieser bewahrte Prisca einige Schmuckstücke und Erinnerungen auf. Sie öffnete den Deckel und holte etwas kleines heraus, das golden schimmerte. Kurz drehte sie es zwischen ihren Fingern und verbarg es dann in ihrer Hand, bevor sie sich in ihren Korbsessel zurück setze, um ungeduldig auf die Rückkehr von Tilla und Saba zu warten.

    Nachdem Prisca sich davon überzeugen konnte, dass Tillas Hände sauber, zart und von der schweren Arbeit noch nicht gezeichnet waren, nickte sie zufrieden. Egal ob es sich um das Haare kämmen, Schminken, Massieren oder nur um das bloße Berühren ihrer kostbaren Kleider, Düfte und Schmuckstücke handelte - Als Patrizierin hatte sie schließlich hohe Ansprüche und nur hübschen Sklavinnen mit makellosen Händen gestatte Prisca überhaupt, diese sinnlichen Aufgaben zu übernehmen. Als nächstes sah sie neugierig zu, wie Tilla zu der Kommode ging um das Gewünschte von dort zu holen. Kein außergewöhnliche Aufgabe um sie dabei zu beobachten, aber auch hier wusste Prisca, wie viele ihrer kostbaren Düfte bereits schon der Ungeschicktheit von Sofia zum Opfer gefallen waren.


    Tilla jedoch war sehr geschickt mit ihren Händen. Ohne ein Klimpern und Klirren zu verursachen, pickte sie auch schon die drei Fläschen zwischen den anderen heraus. Fast könnte sich einem der Verdacht aufdrängen, dass die kleine Sklavin es gewohnt war Dinge lautlos und unbemerkt verschwinden zu lassen. Immer noch abwartend und leicht amüsiert verfolgte Prisca dann, wie Tilla die Düfte aufreihte, sie der Reihe nach ausprobierte und sich akribisch ihre Notizen dazu machte. Besonders als Tilla an dem grünen Flakon roch und dabei leicht die Nase kräuselte musste Prisca hinter vorgehaltener Hand leicht kichern denn dieser Duft war in der Tat etwas gewöhnungsbedürftig. Vielleicht war es nur Langeweile, der Reiz des Neuen verbunden mit der Tatsache das diese Sklavin stumm war, warum Prisca solches Interesse an ihr zeigte. Andererseits war eine geschickte Sklavin stets willkommen und es wäre eine Schande sie mit minderen Aufgaben zu unterfordern.


    DieTafel nahm sie Tilla auch sogleich wieder aus der Hand, um aufmerksam das Geschriebene durch zu lesen. "So so, du magst also nicht, was dir fremd ist ... der Duft weißer Rosen gehört also immer in einen weißen Flakon ... und Lafedel ist wohl eine ganz besondere Blumenart..." bemerkte sie absichtlich in einem besonders tadelndem Tonfall. Aber mit einem gefälligen Lächeln zeigte Prisca der Sklavin auch, das ihr gefiel was da geschrieben stand. Und bei dem Wort Wasser wurde Prisca sogar an das Meer erinnert und wie schön es wäre, wieder einmal einen Ausflug dorthin zu unternehmen. "Blau erinnert dich also an Wasser? ...ist es das Meer, das dir gefällt und möchtest du gerne einmal dorthin? ... oder warum magst du gerade diese Farbe so gern?" frage Prisca mit echtem Interesse, während sie die Tafel an Tilla zurück reichte und schon Pläne schmiedete.


    Ein Ausflug nach Ostia wäre wirklich einmal ein willkommene Abwechslung und eventuell könnte die Sklavin sie dorthin begleiten. Ja! ein wenig Erholung und Entspannung am Meer ..mit Musik ...und musizieren konnte die Sklavin ja auch. Zumindest hatte sie auf die Frage vorhin genickt, oder hatte sie den den Kopf geschüttelt oder gar beides? ... ständig auf die Gesten achten zu müssen war wirklich anstrengend und ganz und gar nicht nach Priscas Geschmack. "Welches Instrument spielst du eigentlich?" fragte sie daher irrtümlich weiter nach der musikalischen Begabung, als Tilla noch an der ersten Antwort schrieb.

    "...das ist ja wunderbar?" diese Worte ihres Onkels ließen Prisca neugierig aufhorchen und ein Lächeln zeigte sich auf ihrem Gesicht als er ihr bestätigend die Hand auf die Schulter legte. Er meinte sicher das Kleid, das sie sich gekauft hatte. Na ja, so waren eben die Männer. Erst ignorieren sie die Dinge die sie nicht interessieren, dann wollen sie doch nett sein und schließlich wollen sie mit gespieltem Interesse ihre Komplimente verteilen. "Dir gefällt es also..?" war eine rein bestätigende Frage und halb drehte sie sich zu ihm um, damit er ihr Lächeln besser sehen konnte. Wenn Männer schon von sich aus Komplimente machten, sollten sie nicht davon abgehalten werden. "..Schick...?...einfach nur schick, sonst nichts?" eine hochgezogene Augenbraue verrriet die augenblickliche Skepsis über dieses einfache "fachkundige" Kompliment ihres Onkels, dessen Kompetenz in Sachen Kleidung sie schon bei seiner nächsten Frage ernsthaft anzweifelte.


    Tja wie nennt man diese Farbe, die eigentlich gar keine ist? Gerade Männer, die ohnehin nur in den drei Grundfarben rot, gelb, blau und allerhöchstens noch in der Mischfarbe grün dachten, mussten doch von der Farbe ihres Kleides höchst angetan sein. Dabei gab es ja auch so schöne Farben wie beispielsweise hier ihre safrangelbe palla. Aber das Kleid? ..na ja, wie beschrieb man die Nuancen von weiß? ...strahlend weiß ... blütenweiß...schneeweiß ... alpinaw ... (Stop! das Letzte kannte man zumindest noch nicht im alten Rom). Aber wie sonst konnte man es nennen? tja hmm vielleicht ... "... es nennt sich weiß, Marcus!" klärte Prisca schmunzelnd auf, um ihren Onkel nicht weiter mit solchen Dingen zu quälen und drehte sich stattdessen kurz um ihre eigene Achse, um der Beurteilung ihres Kleides auf diese Weise einen würdigen Abschluß zu geben.".... aber es ist schön, nicht wahr? ein ganz leichter Stoff, sehr angenehm auf der Haut ... und erst zusammen mit dieser safrangelben palla hier und den goldenen Stickereien ... es passt doch hervorragend zu meiner Frisur, findest du nicht auch?"


    Gut, die Frage hätte sie sich vielleicht sparen sollen, denn gerade als Marcus zurück an seinen Schreibtisch ging, kam er auf ihr eigentliches Anliegen zu sprechen. Doch warum nicht über drei Themen gleichzeitig reden, wenn er es unbedingt wollte? Sein „och nur so?“ war zumindest das deutliche Zeichen, das er sich wohl Sorgen um seine Nichte gemacht hatte und es war eine willkommene Einladung für Prisca, auch dieses Thema noch einmal an zu sprechen.


    Doch zuerst wollte Prisca das eigentliche Anliegen nicht unnötig weiter in die Länge ziehen. Deshalb setzte sich ihrem Onkel gegenüber zurück an den Tisch und nahm wieder ihre Ausgangshaltung ein. Ihr Kinn ruhte erneut auf den gefalteten Händen und zurück gekehrt war das Strahlen auf ihrem Gesicht und in ihren blauen Augen, während sie ihm von ihrer Bekannt schaft erzählen wollte. Aus der acta? darüber hatten sie sich mit Plotina gar nicht unterhalten? „Kann sein, das sie auch mit der acta etwas zu tun hat....“ bemerkte Prisca nur knapp auf die Frage und zuckte kurz mit den Schultern,. "...Jedenfalls weiß ich von ihr, das sie in Alexandria aufgewachsen ist und hier in Rom an der Schola Atheniensis studiert hat...und..[SIZE=7]*jetzt kommts*[/SIZE]. sie ist sehr kinderlieb und sucht entsprechend ihrer Fähigkeiten gerade eine Anstellung als Lehrerin.“ Schickte Prisca als Informationen voraus und machte nur eine ganz kurze Pause, um sich noch etwas nach vorn zu beugen, bevor sie zum eigentlichen Punkt kam: “Wenn mich nicht alles täuscht, suchen wir doch noch immer noch nach einem geeigneten paedagogus für Sisenna?!. Findest du nicht auch, wir sollten sie einmal zu uns einladen? Du könntest dir doch einmal ihr Angebot anhören und sie bei der Gelegenheit persönlich kennen lernen!“ damit hoffte Prisca nun, Marcus bis hier hin zu einem "ja" überredet zu haben. Seine Entscheidung über eine Einstellung an sich wollte Prisca ja nicht vorweg nehmen . Erwartungsvoll und bittend sah sie Marcus nun an, während er die Zeit hatte über ihre Worte nach zudenken. Zumindest soweit sie ihn in Ruhe ließ. Aber da schon huschte auch schon ein breites Grinsen über Priscas Lippen als sie noch einmal ganz beiläufig und keck nach fragte. „Was wolltest du eigentlich vorhin mit deinem „och, nur so“ andeuten?"

    Wie sah sie nur aus! Auf und auf bekleckert mit diesem klebrigen roten Wein und das noch dazu vor den Augen der versammelten Sklavenschar. Prisca bebte innerlich vor Wut und wurde regelrecht geschüttelt von dem Verlangen wild um sich zu schlagen und zu treten. Aber was für ein Bild hätte sie dann erst abgegeben?! ... Nein, sie musste sich beherrschen, koste es was es wolle! Mit zusammengepressten Lippen, unfähig einen Ton zu sagen, konzentrierte sich Prisca nur darauf, nicht die Fassung zu verlieren. Lediglich vernichtende Blicke konnte sie an alle verteilen und sie bedachte vor allem Maron und Camryn damit. Durch seine Anweisung sah sie nun so aus wie sie aussah und auch Camryn rieb ihr erneut unter die Nase, wer das Stück ausgesucht hatte ... Ja ja, Prisca war es, Prisca ist schuld ....


    "Still jetzt!" zischte Prisca und schloß die Augen, damit Dina sie notdürftig mit etwas Wasser abtupften konnte. Nocheinmal musste sie ihre ganze Kraft zusammen nehmen um die Prozedur über sich ergehen zu lassen. "Weg jetzt, genug! .... Gebt mir lieber das Manuskript!" forderte sie schon nach wenigen Minuten wieder völlig entnervt, verscheuchte damit Dina und und riss das Manusskript demjenigen, der es ihr zuerst hinhalten würde regelrecht aus der Hand.


    Schnaubend machte Prisca sich daran, das Stück erstmalig in Augenschein zu nehmen und ihre Miene wechselte dabei beständig zwischen Verwunderung und Verärgerung. "Das ist doch niemals von Seneca! Wer hat denn so was geschrieben? ... das ist ja ... das ist ... naja ... es ist ..." ... es war eben nicht mehr zu ändern ... allerdings ... begann Prisca langsam den Kopf hin und her zu wiegen, so als wäre das was sie da lesen musste gar nicht mal so übel. Im Gegenteil ... " Nun, es ist das, was wir haben! ... " stellte Prisca nüchtern fest und richtete ihre Stimme nun an alle Sklaven. " Ihr werdet dieses Stück hier aufführen, ob es euch passt oder nicht. Eure Rollen habt ihr bekommen und genau diese werdet ihr auch spielen! ... und keine Widerrede mehr, sonst ..." ...sonst naja, das mit dem auspeitschen kannten die Sklaven ja bereits. Prisca hatte endgültig genug von dem Gejammere und hielt das Manuskript wie ein Mahnmal für alle mit der Hand nach oben.


    "...und du da wirst von jetzt an dafür sorgen, dass bis zur Feier alle ihre Rollen beherrschen und das Stück fertig einstudiert ist!" befahl Prisca im nächsten Moment und warf die Schriftrolle damit zu Maron. Dabei lies sie nicht durchblicken, ob das nun als Strafe für sein Handeln gedacht war, oder ob sie andere Gründe dafür hatte. Ohne ein weiteres Wort ab zuwarten, drehte sich Prisca auch schon um und verlies zügig den Garten. Im Augenblick wollte sie nur noch aus ihrem klebrigen Kleid heraus schlüpfen und ein erfrischendes Bad nehmen.

    Es dauerte ein paar Minuten in denen Prisca noch in ihren Unterlagen vertieft war, bis sie aus den Augenwinkeln heraus bemerkte das ihr die Tafel bereits wieder hin gehalten wurde. Mit einem leichten Augenrollen nahm sie, zum wiederholten Male, die Tafel entgegen und lehnte sich im Sessel zurück. Wie umständlich und zeitaufwändig es doch war, nur weil die Sklavin nicht sprechen konnte. Auf jede Antwort musste Prisca warten und wenn sie - so wie jetzt - schneller kam als erwartet, musste sie sich auch noch ständig den Kopf verdrehen. Das musste doch irgendwie auch einfacher gehen ... "na ja, zumindest schreiben kann sie sehr schnell und auch sehr sauber, sie ist jung und hübsch und wie mir scheint ist sie auch sonst nicht ungeschickt. ...mal sehen für welche Aufgaben sie angeschafft wurde." dachte sich Prisca und begann neugierig den Text zu lesen ...


    "Oh ... naja das sind dann wohl eher die... einfacheren und handwerklichen Tätigkeiten, für die du vorgesehen bist .." ... Blumen giessen ... Wiese mähen ... ernten .... kehren ... sichtlich enttäuscht klang Priscas Stimme, als sie die Tätigkeiten von Tilla anmerkte. Und mit Kosmetik und Frisuren kannte sich das Mädchen offensichtlich auch nicht aus. Schade dann gäbe es wohl weiterhin keine Alternative zu Alexandros, der sie irgend wann um den Verstand reden würde und Saba, die jede Frisur derart auftürmte das Prisca anschließend kaum den Kopf bewegen konnte. Nachdenklich drehte Prisca die Tafel zwischen den Fingern hin und her und war kurz davor die Sklavin mit einem Wink fort zu schicken. Diese Sklavin schien wirklich keinen besonderen Nutzen zu haben, oder? ... oder wurden ihre Fähigkeiten vielleicht nur verkannt? ...


    Priscas Blick blieb auf einer Stelle im Text ruhen. "Wie meinst du eigentlich das hier?..." begann Prisca wieder zu sprechen und deutete auf eine bestimmte Stelle auf der Tafel"...du schreibst hier du wurdest zu deinem Bedauern oft vom Musizieren abgehalten?! ...heißt das nun, das du es nie richtig gelernt hast... oder hat man dich nur nie spielen lassen? Ein Instrument spielen konnte man schließlich auch ohne Zunge und der Musik zu lauschen, wäre immerhin ein sehr angenehmer Zeitvertreib. Die anfängliche Enttäuschung war zumindest vorerst wieder verschunden und die Neugier geweckt. Prisca gab die Tafel zurück und deutete gleichzeitig mit erhobenem Ziegefinger an, das Tilla mit der Antwort noch warten sollte. Gerade fiel ihr etwas ein ...


    "Moment! ... zeig mir zuerst deine Hände! ..." forderte Prisca, um ihre Vermutung zu bestätigen das Tillas Hände noch nicht völlig von der Gartenarbeit ruiniert wären. Prisca dachte gerade an einen kleinen Test, mit dem sie Tillas Qualitäten und Geschick überprüfen wollte. "... und jetzt geh zu der Kommode und bring mir von dort den blau schillernden Flakon, die weiße Amphore mit dem goldenen Löwenkopfverschluss und den grünen Flakon rechts daneben!" Prisca deutete auf das Kosmetikschränkchen, auf dem unzählige Flakons , Amphoren und Töpfchen mit den unterschiedlichsten Duftwässerchen und Duftölen standen. Das blaue Gefäß duftete nach Lawendel, die Amphore enthielt Priscas Lieblingsduft der Rosen, und in dem grünen Flakon befand sich ein süßlich würziger Duft, den die Ägypter miniaki nannten.


    "Und nun riech an den Fläschchen, benenne mir die Düfte die sich darin befinden und dann sag mir, welcher dir davon am besten gefällt!" Gut, das kam vielleicht alles überraschend für Tilla und sie mochte den Sinn und Zweck nicht verstehen. Aber Tilla brauchte auch keine Angst vor einer Strafe zu haben. Deshalb lächelte Prisca ihr diesmal sogar aufmunternd zu, während sie ruhig und nicht im Befehlston ihre Anweisungen erteilte. Anders als noch vorhin, wandte sich Prisca nicht wieder den Unterlagen zu, sondern lies die Sklavin nun nicht mehr aus den Augen, bis diese das Gewünschte erledigt und ihre Antworten gegeben hätte...

    Lange war die Sklavin anscheinend noch nicht hier, wahrscheinlich gerade mal zehn Tage. Das wollte ihr Tilla anscheinend mit ihren Fingern mitteilen, die sie auf ihre Frage hin hoch streckte. Recht viel länger konnte es auch nicht sein, denn sonst wäre sie Prisca sicher aufgefallen. Nicht viel entging ihrer Beobachtungsgabe, auch wenn es sich "nur" um einen einfachen Sklaven handelte. Und eine stumme Sklavin war zumindest ungewöhnlich ... obwohl? ... wenn man die übrigen aurelischen Sklaven bedachte ... so ungewöhnlich nun auch wieder nicht.


    ... dann eher außergewöhnlich! So wie Tilla, in ihrem mossgrünen Gewand und ihrem langen offenen Haar, das ihr bis über die Schulter fiel und dann auch noch ....barfuss? erneut schüttelte Prisca für sich den Kopf, als sie das sah. Sie sagte aber nichts weiter, da Tilla immer noch damit beschäftigt war die Antwort nieder zu schreiben. Also wartete Prisca, trommelte nur ein paar mal mit den Fingern auf die Lehnen des Sessels und machte sich weiter ihre Gedanken. Tilla wirkte recht scheu aber sie bemühte sich offensichtlich den nötigen Gehorsam zu zeigen und ihre Aufgeben schnell zu gut zu erledigen. Nur jetzt in dem Augenblick, als sie ihr die Tafel überreichte, war auf Tillas Gesicht so etwas wie Schmerz und Trauer zu erkennen.


    Aber konnte ihr das nicht eigentlich alles egal sein? Prisca ärgerte sich ein wenig über sich selbst, weil sie so viel Zeit und Gedanken an die Dienerschaft verschwendete, anstatt sich um wichtigere Dinge zu kümmern. Ungeduldig griff Prisca nach der hingehaltenen Tafel und sah Tilla noch einmal eindringlich an, bevor sie begann sich das Geschriebene durch zu lesen. Immer wieder huschten ihre Augen über den Text und unbewusst erweichten sich ihre Gesichtszüge. Sklaven waren lediglich Sachen, deren Schicksal, Sorgen und Nöte sie normalerweise nicht weiter interessierten und Bestrafungen gehörten eben dazu, aber das was sie hier lesen musste... immer wieder blickte Prisca von der Tafel auf und sah zu Tilla hinüber, als müsse sie sich erst darüber klar werden, ob das stimmen konnte.


    Konnte die Sklavin ihr Mitleid erwarten? wollte Tilla das überhaupt, auch wenn sie gerade sehr traurig und verletzt aus sah? ..., wollte sie selbst das überhaupt? ... Mit einem Seufzer legte Prisca die Tafel in den Schoß und betrachtete wieder das Mädchen das vor ihr stand. "Was dein ehemaliger Herr dir angetan hat, war ungerecht und grausam!" bemerkte Prisca schließlich knapp, aber mit mitfühlender Stimme und gab Tilla daraufhin mit einem leichten Nicken die Tafel zurück. "Vergehen müssen bestraft werden, aber so etwas wird dich hier mit Sicherheit nicht erwarten.“ fügte Prisca dann mit überzeugter Stimme hinzu, denn das ihr Onkel oder irgendein anderer Aurelier je so grausam handeln würde, konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. „Für welche Aufgaben bist du eigentlich vorgesehen und welche Fertigkeiten hast du? ... kennst du dich zufällig mit Frisuren, Düften und ähnlichen Dingen aus?“ Wollte Prisca dann interessehalber wissen und wandte sich solange wieder ihren Papieren zu, während Tilla antworten sollte. Bei der letzten Frage nach den Frisuren dachte sie allerdings auch ein wenig eigennützig. So könnte sie vielleicht endlich dem Plappermaul Alexandros und seinen wirren Geschichten entgehen.

    Die Strenge in Priscas Gesicht wich und langsam hoben sich ihre Augenbrauen und sie blickte die Sklavin verwundert an, als diese ohne ein Wort zu sagen auf sie zu kam. Was machte sie jetzt? Immer noch sagte das Mädchen keinen Ton, sondern begann zu schreiben und hob schließlich etwas hoch. "Was ist das?" fragte Prisca ohne den Blick von der Sklavin zu nehmen. Prisca wollte nichts lesen, oder sich zeigen lassen, sie wartete immer noch auf einen Antwort, die diese Sklavin offensichtlich nicht geben wollte.


    Schließlich nahm sie die Tafel doch entgegen und lies ihre Augen über das wandern, was da fein säuberlich geschrieben stand. Priscas Augen weiteten sich ein wenig während sie die Zeilen überflog. Tilla...von der Straße ...stumm ... keine Zunge ...Zeichensprache ...Straßenkinder ... Kerzen wechseln? ... Mitleid, Verwunderung und Verärgerung mischten sich in ihre gute Laune als sie das las und erzeugten eine undefinierbare Stimmung in Prisca. Sie wusste nicht so recht, wie sie nun darauf reagieren sollte. Eine stumme Sklavin? wie sollte das denn gehen? Prisca legte die Tafel zur Seite auf den Tisch. "Tilla ist also dein Name? ..." zuerst einmal rang sich Prisca zu dieser unsinnigen Frage durch und stellte damit eigentlich nur ihre eigene Unsicherheit heraus.


    Langsam erhob sich Prisca aus ihrem Sessel. Sie musterte Tilla ausgiebig von oben bis unten wie ein exotische Pflanze und begann langsam die Sklavin zu umrunden. Sie musste darüber nach denken, wie sie am besten mit dieser Sklavin umgehen sollte. Schließlich blieb sie wieder vor Tilla stehen. "Nun Tilla ..." begann Prisca wieder zu sprechen, wobei in ihrer Stimme nicht ganz die Strenge zu spüren war, die sich wieder auf ihrem Gesicht abzeichnete. "Zuerst einmal, wie lange bist du schon hier in der villa? ... denn egal was du tust, ich wünsche nicht das du dich einfach so hinter meinen Rücken hier herein schleichst! ist das klar? " auch wenn Sklaven eigentlich nicht weiter auffallen sollten, in ihrem eigene cubiculum wollte Prisca von keinem Sklaven so einfach überrascht werden.


    Nun seufzte Prisca leise und schüttelte für sich den Kopf. Egal welche Frage sie stellen würde, sie würde wohl nicht umhin kommen auf die Antworten zu warten und diese von einer Tafel ab zu lesen. War es die Sklavin überhaupt wert, sich diese Mühe zu machen? "Gut als nächstes ... wie und warum hast du deine Zunge verloren?" noch klang Priscas Stimme kühl und zeigte keine Spur von Anteilnahme für dieses Schicksal. War das Mädchen vielleicht krank gewesen, oder hatte man ihr die Zunge zur Strafe heraus geschnitten. Indem sie das fragte, hob Prisca die Tafel wieder vom Tisch hoch und gab sie Tilla zurück, damit diese ihre Antwort darauf niederschreiben konnte, während sie sich abwartend wieder in den Sessel setzte.