Beiträge von Aurelia Prisca

    Prisca wollte gerade ihr Zimmer verlassen und blieb mitten im Raum stehen, als es klopfte. Zuerst geschah nichts und dann hörte sie Leones Stimme und schon streckte der Ianitor seinen Kopf herein. Prisca holte gerade Luft um Leone etwas zu entgegnen, als auch schon der angekündigte Bote mit dem Brief eintrat. Ein weiterer Brief von Caius Flavius, wie lange ist es denn nun her, seitdem die beiden anderen Sklaven eine Nachricht von ihm überbracht hatten? ... Nur ein paar Tage vielleicht, aber lange genug um ihre Neugier auf die Folter zu spannen. ... Was shreibt er mir denn heute? ... Werde ich schon bald mein Pfand zurück erhalten, oder hab ich ihn am Ende gar vergrault, weil ich ihn etwas warten lies?


    Letzteres war natürlich nicht das Ziel ihrer Hoffnung gewesen, obwohl sie bewusst etwas Zeit verstreichen lassen wollte. Jetzt aber konnte sie es kaum erwarten zu erfahren, was in dem Brief stand. Auf den Gruß des Sklaven hin nickte Prisca nur, wenngleich sich ein leichtes Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte. Dann winkte sie ihn zu sich heran, damit er ihr den Brief übergeben konnte. Leone dagegen durfte gehen, was sie dem Ianitor mit einen weiteren Wink bedeutete.

    Natürlich hatte auch Helena nichts dagegen ein zu wenden und stimmte sofort zu. Also hakten sie sich bei Ursus unter und gingen mit ihm gemeinsam zu den beiden anderen Männer hinüber. Prisca wartete mit einem freundlichen Lächeln, bis Ursus sie vorgestellt hatte und wunderte sich dann nur, dass ihr Cousin sich ebenso schnell auch wieder von ihnen verabschiedete. Was hatte er denn so wichtiges zu tun, dass er sich so schnell wieder entfernte?

    Na ja, er wollte ja gleich wieder zurück sein, also dachte Prisca nicht weiter darüber nach. Und zumindest einen der beiden Männer wollte ja insbesondere Helena kennen lernen. Prisca nahm sich deshalb vor genau auf die Reaktion ihrer Cousine zu achten, wenn sich gleich heraus stellen würde wer nun dieser Tiberius Durus wäre. Und das Geheimnis sollte sich sogleich lüften, als Decimus Mattiacus sie nun zuerst begrüsste.


    "Es freut mich ebenfalls sehr eure Bekannschaft zu machen. ... Danke, ich nehme gerne etwas Wein..." Prisca schenkte jedem der beiden Gäste ein herzliches Lächeln und nahm dankend das Angebot von Decimus Mattiacus an. Die beiden Männer weckten durchaus ihre Aufmerksamkeit und Neugier, schließlich waren sie weder alt noch grauhaarig, wie zuvor bei den Stichworten 'Senator' und 'Politik' schon befürchtet. Bevor sie allerdings das Gespräch vertiefen wollte, lies Prisca zunächst Helena und Durus die Möglichkeit zur Antwort.

    [SIZE=7]*kleiner Spaziergang[/SIZE]


    Sobald eine Aurelia die villa verließ, wurden die Sklaven stets vor eine kleine logistische Herausforderung gestellt. Hatten sie genügend zu Essen und zu Trinken dabei? – stand die Sänfte bereit? – waren die Leibwächter und die Leibsklavinnen darüber instruiert worden, wohin es gehen sollte? – war einfach alles im Überfluss vorhanden oder hatte die domina wieder mal einen speziellen und unerfüllbaren Wunsch geäußert? und und und ... Fragen über Fragen..... Aber gleich zwei Aurelia auf einmal?! das war fast zuviel!!! ... Da kam selbst ein altgedienter Leibwächter wie Trautwini arg ins schwitzen, der für solche Organisationen immer als Erster herhalten musste. Von dem geplanten Ausflug der beiden dominae Helena und Prisca hatte er ja gewusst. Trotzdem wurde ihm bisher nicht gesagt, was die beiden jungen Aurelierinnen so alles vor hatten. Gerade erreichte der aurelische Tross den imposanten Tempel der beiden Göttinnen Veneris et Roma und dieser sollte wohl auch der Ausgangspunkt für den gemeinsamen Stadtspaziergang darstellen. Von hier aus konnte es eigentlich in alle Richtungen weiter gehen und vielleicht wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, um einmal nach zufragen. Doch gerade als er sich vorsichtig einer der beiden Sänften näherte und zum sprechen ansetzen wollte, kam ihm eine nur allzu gut bekannte Stimme zuvor ...


    „Trautwini! ... Sind wir endlich da? ...das wurde aber auch langsam Zeit!“, meldete sich Prisca ungeduldig zu Wort ... "natürlich sind wir da und das nächste Mal sollten sich die Sklaven etwas mehr beeilen!" ... kaum hatte eine Sklavin die Vorhänge der Sänfte etwas zur Seite geschoben, erhob sich Prisca auch schon. Die Arme etwas angewinklelt stand sie da und wartete darauf, dass Tilla ihr die Kleidung zuecht zupfte. „Wir sind da, Helena! ... “ rief sie währenddessen freudig und in einem wesentlich freundlicheren Tonfall als eben über die Schulter hinweg und blickte sich kurz zu Helenas Sänfte um. "... Wo bleibst du denn? ..." Prisca wollte ja nicht drängen, aber sie freute sich schon so und wusste gar nicht so recht, wo sie anfangen sollten. „... und was machen wir jetzt zuerst? ... Wollen wir beim Kolosseum vorbei schauen? Vielleicht wird dort heute ja etwas geboten? ...oder ...wir könnten auch zum Forum Boarium auf den Markt gehen ... oder ... wollen wir vielleicht sogar ein Orakel über unsere Zukunft befragen...?“ es gäbe sicher einiges und Prisca sprudelte einfach mal ihre Gedanken heraus, bevor sie sich dann ein wenig umsah.


    Der Tag war wie geschaffen, um zu Fuß zu gehen. Es war sonnig aber nicht zu warm und auch der leichte Wind der wehte, war nicht unangenehm kalt sondern verhinderte lediglich, dass sie ins schwitzen geraten könnten. Für die nötige Diskretion und den gebührenden Abstand zum niederen plebs würden die Leibwächter sorgen, die heute - entsprechend dem Anlass - in doppelter Zahl vorhanden waren. Zufrieden musterte Prisca die durchtrainierten Körper der Beschützer, welche ein beruhigendes Gefühl der Sicherheit ausstrahlten. Den guten Trautwini, der nervös an seinen Fingern herum nestelte, bedachte sie dagegen nur mit einem bösen Blick. "vielleicht sollte ich mir bei Zeiten einen eigenen und vor allem fähigen custos corporis kaufen" überlegte Prisca kurz, denn seit dem Vorfall mit dem Theaterstück war sie eigentlich auf die halbe aurelische Sklavenschaft gar nicht gut zu sprechen. Außer auf Tilla, die sich trotz ihres Handicaps sehr geschickt anstellte, wie Prisca immer wieder fest stellen musste. Nachdem ihre Kleider also geordnet waren schickte sie die kleine Sklavin mit einem Kopfnicken zu Helena, damit Tilla auch ihr half und wartete (un-)geduldig bis sie endlich los gehen würden.

    Einen Augenblick lang wandte sich Prisca dem Essen zu und musterte das silberne Tablett mit den Fischhäppchen, das ein Sklave ihr soeben servierte. Eher gedankenverloren als bewusst gewählt stibitzte sie sich schließlich ein Stückchen Meerbarbe, um es sogleich in ihrem Mund verschwinden zu lassen. Erst danach fiel ihr wieder die Theaterszene mit dem Fisch ein. Das war auch einen Barbe gewesen und obwohl es unmöglich der selbe Fisch sein konnte, wollte ihr der Bissen mit einem Mal nicht mehr so munden. Mit einer unwirschen Handbewegung verscheuchte Prisca den Sklaven wieder und widmete ihre Aufmerksamkeit wieder ganz Helena, deren Äußerungen Prisca immer mehr verblüfften.


    Helena redete so ruhig und gelassen über dieses Thema als wäre es nichts besonderes, mal eben schnell verheiratet zu werden oder sich zwischen zwei zur Auswahl stehenden Kandidaten entscheiden zu müssen. Ob Helena in punkto Männer gar mehr Erfahrung besaß und der Gedanke an eine feste Bindung – mit wem auch immer – sie deshalb nicht mehr aus der Ruhe bringen konnte? ... Aber wie war das möglich? Nein, das durfte ja eigentlich gar nicht sein?! .. oder doch? Ein Punkt, den Prisca unbedingt ansprechen wollte, sobald sich die Gelegenheit bieten würde. „Ein Senator also?! .. Nun, solange er nicht alt und grauhaarig ist, oder sonst irgendwelche Gebrechen aufweist, wäre ein Senator sicher eine gute Wahl. Ebenso wie ein gutaussehender Marspriester, nicht wahr? ... “ warf Prisca zugegebenermaßen mit einem leicht provozierenden Tonfall ein. Sie wollte Helena nicht ärgern, aber ihrer Cousine konnte es doch nicht völlig egal sein welchen Mann sie einmal heiraten würde. Nein, Helena sagte ja gerade selbst das sie beide ein Wahlrecht haben sollten! „Eben! ... Ein Wahlrecht darf uns Marcus in der Tat nicht abstreiten!“, bestätigte sie Helena sofort und nickte deutlich. „...aber auch die Auswahl an sich sollte nicht zu sehr beschränkt sein! ... oder würdest du das erstbeste Kleid kaufen, bevor du es nicht mit anderen verglichen hast oder es ausprobi bi ... ehmm...:“ Hoppla! Prisca biss sich auf die Zunge als ihr bewusst wurde, was ihre Worte im übertrageneren Sinn bedeuten könnten und mit einem verlegenen Lächeln leerte sie erst einmal hastig ihren Becher mit Wein, bevor sie sich sogleich davon nachschenken lies.


    „Na ja, hmmm, der Vergleich von mir war vielleicht etwas unglücklich gewählt ...“, bemerkte sie schnell sich räuspernd und richtete ihr Augenmerk lieber auf das, was Helena nun vor hatte. „... aber Du hast völlig recht! Wir können nicht einfach auf die Gäste zugehen und uns durch fragen, bis wir diesen Manius Durus gefunden haben“, pflichtete Prisca ihrer Cousine sofort bei. Aber dasitzen und abwarten wollte sie auch nicht. Wir könnten uns doch zu Caius Flavius gessellen! Den kannten sie ja bereits und er stand dort drüben und sah immer wieder zu ihnen herüber. Aber er schien sich auch gerade sehr angeregt mit einem Paar zu unterhalten. Womöglich über uns beide? ...


    Der Gedanke mochte abwegig sein, aber er kam Prisca eben in den Sinn als sie bemerkte wie auch Ursus zu ihnen herüber sah und auf sie deutete. Hatte Helena, die eben einen Sklaven herbei winken wollte, das auch bemerkt? oder sehe ich schon Gespenster. Prisca fühlte sich plötzlich wie ... wie auf einem Präsentierteller. Und nun kam Ursus auch noch auf sie zu ... er war doch nicht etwa sauer wegen dem Theaterstück? Nein, zum Glück nicht. Er fragte tatsächlich nur, ob sie nicht Lust hätten einen gewissen Manius Durus kennen zu lernen... so ein Zufall... "Ursus! wie schön ..." begrüsste Prisca ihn mit einem herzlichen Lächlen und wandte sich danach sogleich mit einem Augenzwinkern an Helena. "Was meinst du? wollen wir diese Herren kennen lernen?" ... natürlich wollten sie oder? ... von wem hatten sie denn gerade gesprochen.

    Das Theaterstück! ... bei den Göttern, da hatte ihr Onkel sie gerade an was erinnert. Prisca spannte sich unmerklich an und rutschte etwas auf dem Stuhl hin und her. Beinahe hätte sie die Generalprobe vergessen, die heute auch noch abgehalten werden sollte. Bisher war Prisca überhaupt nicht mit den Leistungen der Sklaven zufrieden gewesen und jetzt fragte Marcus auch noch, wie weit sie denn damit seien. Musste er das Theaterstück ausgerechnet jetzt erwähnen?! ... "... das Theaterstück, jaaa ... ", druckste nun Prisca ein wenig herum und überlegte, von wem ihr Onkel gehört haben könnte, dass sie schon recht weit wären. Oder war das nur sein Versuch von dem anderen Thema abzulenken? ... So ein Zufall, da klopfte es und ausgerechnet Pyrrus, der griesgrämige Sekretär ihres Onkels sollte wohl ihre Rettung sein.


    " ... ja genau, ich wollte gerade gehen! Die Generalprobe zu dem Theaterstück fängt gleich an und da darf ich natürlich nicht fehlen.", Prisca nutzte den "Rauswurf" ihres Onkels einfach zu ihren Gunsten und erhob sich auch schon. Flink wie eine Katze umrundete sie den Schreibtisch, drückte Marcus einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "...Danke Marcus, das du dir etwas Zeit für mich genommen hast ... und ja, Trautwini war natürlich dabei." Dann huschte sie auch schon weiter Richtung Türe. "... Wir sehen uns sicher noch später ... bis dann ... oh, Salve Papapyrrus, wie geht’s denn so? ..." Prisca konnte es sich nicht verkneifen, den Namen von Pyrrus bewusst falsch aus zu sprechen, denn das mochte der alte Griesgram sicher gar nicht gerne. Und noch ehe er etwas darauf erwidern konnte, war sie auch schon grinsend an ihm vorbei aus der Tür geschlüpft und wieder verschwunden.

    Saba war mittlerweile längst fertig mit der Frisur, aber das sagte sie der Herrin natürlich nicht. Dazu war sie viel zu neugierig und hatte Angst etwas zu versäumen. Ein Flavier machte der Aurelia so edle Geschenke? ob das am Ende gar bedeuten würde, das die launische Herrin auf absehbare Zeit hin das Haus verlassen würde? Kurz nur warf sie den beiden flavischen Sklaven einen Blick zu und überlegte, ob sie sich darüber freuen, oder die Flavier bedauern sollte. Dann hielt ihr auch schon Tilla ihre Tafel unter die Nase und Saba las das Gschriebene. Hmm... Saba wog den Kopf hin und her und verglich die Farben miteinander. Sie waren in der Tat sehr ähnlich und bedächtig nickend gab Saba der jungen Sklavin zu verstehen, das es wohl besser wäre zur selben Zeit nicht die gleiche Farbe zu tragen wie die Herrin.


    Prisca hingegen war die Ähnlichkeit der Farben noch gar nicht so aufgefallen. Und wenn, dann hätte sie Tilla mit Sicherheit sofort angewiesen, sich um zu ziehen. So aber saß sie vor ihrem Schreibtisch und merkte wie die Zeit verging, ohne das ihr etwas einfallen wollte, das sie Caius Flavius antworten konnte. „Er hofft auf ein Wiedersehen und überlässt es mir zu entscheiden, wo und wann. Wie süß, er will mich nicht drängen und dabei will ich ihn doch auch unbedingt wieder sehen ... aber soll ich das wirklich entscheiden, darf ich das überhaupt? Und ziemt es sich, wenn ich den Ort und die Zeit bestimme? Ich muss doch erst meinen Onkel um Erlaubnis fragen, oder?“ seltsam wie viele Gedanken Prisca durch den Kopf schossen und wie verunsichert sie plötzlich war. Aber gut, es war eben eine völlig neue Situation und natürlich wollte sie nicht zeigen, wie aufgeregt sie deshalb war. So überlegte sie einfach weiter, ohne auf die umstehenden Sklaven und die Zeit zu achten, die währenddessen verstich.


    Was hätte Deandra ihr in dieser Situation wohl geraten? Hatte sie ihr damals im hortus nicht etwas Wichiges gesagt? „Männer reagieren allergisch auf Drängen, merk dir das ... außerdem, Prisca, du verlierst tatsächlich an Würde, wenn du Eifersucht zeigst oder einen Mann bittest, dich zu heiraten. Das lässt dich bedürftig wirken ... Weißt du was? Er soll niemals annehmen, mit dem geschlossenen Bund tut er dir einen Gefallen. Du bist sein Hauptgewinn, daran muss er glauben.“Na ja, damals hatten sie zwar über die Eifersucht an sich gesprochen und nicht darüber was zu tun wäre, wenn ein Mann offensichtlich das Interesse an einer Frau zeigt. „Hmm, wer redet denn jetzt schon von Heirat?! ... Aber das er denken soll ich sei ein Hauptgewinn, kann eigentlich nie schaden. ... Also darf ich nicht drängeln und ihm auch nicht gleich zuviel Hoffnung machen ... hmm, dabei möchte ich ihn doch auch so gerne wieder sehen und ihn näher kennen lernen... also was schreib ich bloß??? ....“


    Prisca seufzte leise vor sich hin, dann aber begann sie doch ganz frei etwas von dem zu Papier zu bringen, was sie im Augenblick empfand.


    Werter Caius Flavius,


    ich möchte mich bei dir für diese wundervollen Geschenke bedanken, mit denen du mich heute überrascht hast. Sie schmeicheln meinem Körper sehr, aber mehr noch schmeicheln und erfreuen mich deine lieben Worte. Du spricht von jenem Abend als sei ich es allein gewesen, der ihn für dich so wertvoll und unvergessen werden lies, dass du nun die Hoffnung auf ein Wiedersehen hegst.


    Auf was auch immer wir insgeheim hoffen mögen, wir geben viel von uns preis wenn wir uns einem anderen Menschen anvertrauen. Und so bedeutsam wie für mich selbst die Hoffnung ist und der Wunsch niemals enttäuscht zu werden, will ich dir deinen Wunsch von Herzen gewähren.


    Ich freue mich sehr auf ein baldiges Wiedersehen und zum Zeichen dafür übersende ich dir ein kleines Pfand. Ich werde es zurück fordern, aber selbstverständlich steht es dir auch frei es mir zurück zu bringen, wann immer du möchtest.
    [Blockierte Grafik: http://img61.imageshack.us/img61/6223/aureliapriscair1.jpg]


    Zufrieden faltete Prisca den Brief zusammen und versiegelte ihn, ohne das sie Sklaven einen Blick darauf werfen konnten. Anschließend nahm sie einen ihrer Perlenohrringe ab, legte ihn auf ein Stück Papyrus und faltete ihn ein. Das Päckchen versiegelte sie ebenfalls mit etwas Wachs.


    Den Brief und das Päckchen übergab sie schließlich Bridhe."Richtet eurem Herrn meinen besten Dank aus und übergebt ihm das hier von mir. Ihr dürft nun gehen! Tilla soll euch zur porta begleiten." Mit diesen knappen aber freundlich gesprochenen Worten entlies Prisca die beiden flavischen Sklaven. Da Leone sich bereits wieder verdrückt hatte, sollte eben Tilla die Sklaven nach draußen begleiten. Von der privaten Sklaven-Party, die anschließend noch in der aurelischen Villa veranstaltet wurde, ahnte Prisca ja nichts.


    Mit einer weiteren Handbewegung schickte Prisca zuletzt auch Saba fort und blieb allein zurück. Lange betrachtete Prisca die Geschenke und gab sich ganz ihren geheimsten Gedanken hin.

    Zitat

    Original von Aurelia Helena


    Prisca fand kaum Zeit sich in Ruhe dem Essen zu widmen, denn viel zu interessant waren momentan die vielen Gäste, die sich langsam zur Cena versammelten. Zweifelsohne waren viele bedeutende Persönlichkeiten, Senatoren und Adelige anwesend. Dumm nur, das sie die Namen zwar von der Gästeliste her kannte, diese aber den Gesichtern nicht zu ordnen konnte. So gesehen fühlte sie sich wie Helena etwas außen vor, aber das war nicht der Grund, warum sie ihre Freundin zunächst mit ernster Miene anblickte. Das Helena so lange krank gewesen war, war auch Prisca sehr nahe gegangen und deshalb suchte sie zuerst in Helenas Augen nach der Bestätigung das sie wieder ganz genesen wäre, bevor sich wieder ein leichtes Schmunzeln auf ihr Gesicht stahl und sie zu Helenas Bemerkung nickte.


    Ja, Ursus fand sie auch symphatisch, obwohl er sie als Kind so oft an den Haaren gezogen hatte. Gut, das lag zwar schon zwölf Jahre oder länger zurück, aber Prisca machte sich einfach einen Spaß daraus, ihrem Cousin diese frevelhafte Tat immer wieder vor zu halten. Das sie ihn aber zuvor immer hinterrücks gezwickt hatte, verschwieg Prisca geflissentlich. Kurz sah sie zu Ursus hinüber, der sich gerade mit einigen Gästen unterhielt und dann schielte sie wieder zu Caius, der sich ebenso gut zu unterhalten schien. Prisca konnte nicht leugnen, dass dieser Mann ihr Interesse geweckt hatte, obwohl sie sich bisher nur kurz miteinander unterhalten hatten. Doch wer würde dabei gleich an Heirat denken, wenn zwei junge und unbescholtene Patrizierinnen auf einer Feier einem oder mehreren Männern vorgestellt wurden? ... war Prisca wirklich so naiv, es nicht zu sehen? Vielleicht wollte sie es gar nicht, denn heute war schließlich ein Tag zu feiern. Im Augenblick zumindest besah sich Prisca ein Stückchen Brot mit Gänseleberpastete darauf, bevor sie es mit spitzen Fingern haltend in den Mund schob um es zu verspeisen. Und dabei verschluckte sie sich fast!!


    Bei allen Göttern, was hatte Helena da eben gesagt, nachdem sie so herzlich gelacht hatte? Prisca sah ihre Cousine verduzt an und unterdrückte mit Mühe einen Hustenanfall. Ihre Cousine erzählte ihr doch tatsächlich und ohne mit der Wimper zu zucken, dass Marcus für sie beide nach Ehemännern sucht. ... Zugegeben, das wusste bzw. ahnte Prisca auch schon, aber von einem gewissen Manius Tiberius Durus hatte sie noch nichts gehört. Ebenso wenig von einem geplantem Abendessen und das Caius Flavius in die engere Wahl fallen könnte. Am meisten aber verblüffte Prisca, wie Helena das alles so gelassen daher sagen konnte. Ganz so, als wäre es schon beschlossene Sache, das sie demnächst heiraten würden.


    "Helena!" rief Prisca tadelnd, obwohl sie im gleichen Augenblick selbst los lachen musste. "...so was musst du mir doch sagen! .. Ich wusste ja gar nichts von einem geplantem Abendessen und einem gewissen Manius Durus." Prisca musste zuerst einmal den Bissen hinunter schlucken und nahm einen tiefen Schluck von ihrem Wein. "... wie? .. Marcus hat dir das gesagt, was genau hat er denn gesagt? Ich kenne leider diesen Manius Durus auch nicht. Genau so wenig, wie ich bisher Caius Flavius kennen lernen konnte." Prisca klang nicht böse oder gar beleidigt, denn sie fand das Ganze ja auch amüsant und musste sogar grinsen. "Helena! Ich weiss auch, das Marcus nach Ehemännern für uns sucht. Aber du klingst gerade so, als wäre die Entscheidung schon gefallen?!" Prisca senkte wieder leicht die Stimme und sah Helena eindringlich an. "..und was machen wir jetzt? ..." mit Sicherheit müssten sie die potentiellen Heiratskandidaten genauestens unter die Lupe nehmen. Nur wie sollten sie das anstellen, oder war Helena etwa anderer Meinung und fand das so in Ordnung? Prisca saß einfach da und sah Helena erwartungsvoll an.

    Leone tat gut daran sich schnell wieder zu entfernen. Denn Prisca war auf die aurelische Sklavenschaft zur Zeit ohnehin nicht gut zu sprechen. Aus gutem Grund, wie sie fand und dementsprechend launisch benahm sie sich auch gegenüber den eigenen Dienern. Nun galt aber ihre ganze Aufmerksamkeit der Nachricht und dem Geschenk, welches die beiden flavischen Sklaven überbringen sollten. Mit einem Wink deutete sie der Sklavin an, die Schatulle zu öffnen und bedachte beide mit einem flüchtigen Blick. "Ist das nicht dieser aufsässige Sklave von den Feierlichkeiten in unserem Hause?"stellte Prisca nebenbei fest und musterte ihn kurz genauer. "Richtig das ist er. Aber heute scheint er sich zu benehmen." Nach Ansicht von Prisca zweifellos der Verdienst seines Herrn und der römischen Kultur, die früher oder später auch den letzten germanischen Barbaren zivilisieren würden.


    Weiter dachte Prisca aber nicht mehr über solche Nebensächlichkeiten nach. Sie selbst nahm nur den Brief und deutete Tilla mit einem weiteren Wink an, die Geschenke aus der Kiste zu nehmen, um sie ihr zu präsentieren. Prisca spürte, wie ihr Herz bis zum Hals pochte während sie den Text las und immer wieder einen Blick auf die wundervollen Geschenke warf. "Wie schön er schreibt und er will mich wieder sehen .. ich habe ihm also gefallen ..." Das Gefühl von einem Mann so umworben zu werden, war gleichsam neu wie aufregend für Prisca und ihre Augen leuchteten voll echter Freude über diese Aufmerksamkeit, die ihr geschenkt wurde. Es war mehr wie ein Abenteuer und die Lust, sich diesem Rausch der Gefühle bedingngslos hin zu geben, als der konkrete Gedanke nach einer festen Beziehung oder gar der Ehe den Prisca dabei hegte. Eine Sekunde lang dachte sie sogar darüber nach, ob sie Helena rufen lassen sollte. Sie hatten ja darüber gesprochen, welche Absichten vielleicht dahinter stecken mochten und wie gerne hätte sie ihre Cousine um Rat gefragt, was sie nun tun sollte. Deandra war ja leider nicht hier und so konnte sie sich nur ins Gedächtnis rufen, was ihre beste Freundin ihr damals im hortus zum Thema Männer geraten hatte.


    "Wie soll ich mich jetzt nur verhalten und was soll ich ihm antworten?" Prisca musste nachdenken und Caius Flavius hatte zweifellos eine Antwort von ihr verdient. "Das sind wunderschöne Geschenke ....", stellte sie ehrlich zu sich gesprochen fest, während sie sich das Schmuckstück um das Handgelenk legte und mit den Fingern den seidenweichen Stoff der Tunika umspielte. Die Meinungen der Sklaven interessierten sie dabei nicht. Genauso wenig scherte sich Prisca darum, wie lange sie dazu benötigte. "Wartet noch, ich werde euch eine Nachricht für euren Herrn mit geben. Tilla, richte das Schreibzeug her.... Saba, du kannst gehen sofern du mit der Frisur fertig ist.", sagte Prisca schließlich und wandte sich dem Schreibtisch zu, um einen Antwortbrief auf zu setzen ....



    edit/

    Sim-Off:

    Danke *freu* :)

    ... Das es klopfte nahm Prisca zunächst nur am Rande wahr. Nur Saba sah kurz von ihrer Tätigkeit auf und nickte Leone mit einem Lächeln zu, widmete sich dann aber wieder schnell der Frisur, die so gut wie fertig war. Prisca indess war gerade darauf konzentriert, das Geschriebene von Tilla zu verstehen. Misstrauisch musterte sie Tilla und überlegte, ob sich die Sklavin da einen Scherz mit ihr erlauben wollte. "Dein Herr war also zufrieden mit dir und trotzdem hat er dich einfach im Rausch weg gegeben! ... dann wollte er dich wieder haben, aber da hatte dich mein Onkel also schon gekauft. ... so so, das klingt allerdings seeeehr seltsam in meinen Ohren." fasste Prisca kurz zusammen und obwohl sie belustigt klang sah sie die kleine Sklavin streng an. So gut war ihre Beobachtungsgabe nun doch um zu erkennen, wann etwas eventuell nicht ganz der Wahrheit entsprach. Oder sollte das tatsächlich die ganze Wahrheit sein? Zumindest mit ihrer Andeutung wollte sie Tilla zu verstehen geben, das man sie besser nicht belügen sollte.


    Aber da war auch noch der Stein, den sie gerade zwischen den Fingern drehte und der sie an irgend etwas erinnerte. Doch an was nur? Prisca wollte es heraus finden, denn irgend etwas schien Tilla verheimlichen zu wollen. "Der Stein scheint sehr wertvoll zu sein. Wenn es stimmt das du ihn schon seit deiner Geburt trägst, dann gib gut auf ihn acht. Wir werden uns ein anderes Mal weiter unterhalten! ... und nun serviere mir etwas Obst." Mit diesen Worten gab sie den Stein an Tilla zurück und deutete auf die Obstschale, die auf dem Tisch neben ihrem Bett stand. Prisca fand einfach nicht mehr die Ruhe, um noch länger darüber nach zu grübeln. Denn nun erregten auch noch Leones Worte - speziell ein Name - ihre ganze Aufmerksamkeit. "Eine Nachricht von Flavius Aquilius? ... für mich?" Prisca erinnerte sich prompt wieder an den attraktiven Flavier, den sie auf der Feier der Meditrinalia kennen gelernt hatte. Kurz schrak sie zusammen und sah an sich herunter. War er hier und wie sah sie überhaupt aus? ... doch Leone sprach ja von zwei Sklaven, die die Nachricht überbringen sollten. Erwartungsvoll drehte sie sich zu dem Ianitor um und musste fest stellen, das außer ihm niemand hier war. "Ja und? ... was ist nun? Ich warte! ... was ist das für eine Nachricht, die diese Sklaven mir persönlich überbringen sollen?" herrschte sie ungeduldig und gleichzeitig voller Neugier den Ianitor an. Warteten die beiden flavischen Sklaven noch vor der Türe oder waren sie jetzt schon soweit, dass die Herrschaft den Sklaven nach laufen sollte?

    Zitat

    Original von Aurelia Helena


    Das Helena auch nicht viel von den Reaktionen der Zuschauer mitbekommen hatte war ärgerlich. Denn nur zu gern hätte Prisca gewusst, ob die Namensähnlichkeit auch Außenstehenden aufgefallen war. Aber wie auch immer, was geschehen war, war nicht mehr zu ändern. "Ursus war also auch nicht begeistert? hmm... na, ich werde mich wohl auf ein paar klärende Worte mit der übrigen Verwandschaft einstellen müssen, genauso wie sich die Sklaven auf ihre Bestrafung ... aber ..." Prisca unterbrach sich selbst. Was brachte es eigentlich, sich weiter darüber auf zu regen. Helenas zustimmende Worte und ihr aufmunternder Händedruck halfen ihr in diesem Moment sehr, die Angelegenheit nicht mehr so tragisch zu nehmen. Noch einmal seufzte sie tief durch und schenkte ihrer Freundin dann ein dankbares und ehrliches Lächeln. "... ich bin jedenfalls sehr froh, das du mir wenigstens glaubst! ... also schlage ich vor, wir lassen das Thema für heute sein und amüsieren uns noch ein bischen, schließlich ist das Fest noch nicht zu Ende. Kennst du eigentlich viele der Gäste? ... mir zumindest sind leider die Wenigsten hier bekannt."


    Es kostete zwar ein wenig Überwindung, aber schon als die von Helena herbeigewunkene Sklavin die Speisen und Getränke brachte, fand Prisca die Ablenkung die sich brauchte und ihr Interesse an den Gästen war neu geweckt. Sie nahm einen Becher mit verdünntem Wein und prostete ihrer Freundin zu. Dabei entging Prisca nicht das etwas gezwungene Lächeln das plötzlich auf Helenas hübschem Gesicht erschien, als sie von der Meinungsverschiedenheit mit Marcus erzählte. An der Dekoration konnte es mit Sicherheit nicht liegen, dazu wirkte Helena irgendwie zu sehr ..traurig? ...gar verletzt? Helena wollte ihr später davon erzählen und Prisca nickte nur, ohne sie weiter mit Fragen bedrängen zu wollen. "Natürlich, lass uns ein anderes Mal darüber reden", stimmte sie Helena zu. Sie wollten sich ohnehin zu einem gemeinsamen Stadtspaziergang treffen und da hätten sie bestimmt die Gelegenheit, sich ungestört und ganz offen zu unterhalten. "Vielleicht hätte Helena sogar Lust mich nach nach Ostia zu begleiten, um sich von den Anstrengungen der vergangenen Tage ein wenig zu erholen", überlegte Prisca für sich, ob sie ihrer Cousine nicht einfach den Vorschlag machen sollte und folgte dabei unbewusst Helenas Blick, der zu einem der Gäste hinüber ging.


    Es war Caius Flavius, dem Helena da zu lächelte. Als auch Prisca ihn erkannte, tat sie es ihrer Cousine gleich und schenkte ihm ebenfalls ein herzliches Lächeln. Dabei beugte sie sich zu Helena, die ihr gerade die Entdeckung des Flaviers mitteilte und war über die Worte doch etwas überrascht. "Wie meinst du das denn?" fragte Prisca etwas belustigt nach und nahm schnell einen weiteren Schluck von ihrem Wein. "Ich kenne ihn doch gerade mal so lange wie du. Vielleicht ist er ja auch von dir angetan, schließlich hat er dir zuerst zu geprostet. Wie findest du ihn eigentlich? ..." gab sie die offensichlich scherzhaft gemeinte Bemerkung ihrer Freundin ebenso scherzhaft zurück. Als Prisca aber die Worte wiederholte, stockte sie kurz und sah Helena nun aus großen Augen direkt an. Ein Gedanke schoss ihr plötzlich durch den Kopf. "... Helena! das vorhin beim Opfer ... als Marcus uns dem Flavier vorgestellt hatte ... glaubst du er wollte damit ... ich meine der Flavier ist alleine hier ... glaubst du mein Onkel wollte uns...? Prisca druckste sichtlich herum, um auf ihre Erkenntnis hin zu weisen und Helena würde sicher wissen, worauf sie gerade anspielen wollte.

    Zitat

    Original von Aurelia Helena


    Eine Sekunde lang hatte Prisca tatsächlich befürchtet, Helena würde ihr nun schwere Vorwürfe wegen des Theaterstückes machen. Doch Helenas Worte und das aufmunternde Lächeln, das sie ihr schenkte, sollten wohl zeigen, das sie sich zumindest Helena gegenüber nicht zu rechtfertigen brauchte. Prisca war ein wenig erleichtert und atmete ein paar Mal tief durch, während sie eifrig zu Helenas geflüsterten Worten nickte. Auch der Vorschlag mit dem Essen gefiel ihr auf Anhieb, denn Prisca hatte mehr als nur ein flaues Gefühl im Magen. „Ja, komm! Die Plätze sind ideal, dort bemerkt man uns wenigstens nicht sofort“. Während andere wohl eher auffallen wollten, wollte Prisca momentan genau das Gegenteil erreichen. Noch einmal sah sie sich nach allen Seiten um und griff dann einfach nach Helenas Hand, um mit ihr gemeinsam die Plätze ein zu nehmen. Und solange sie zwischen den Geästen hindurch das Ziel ansteuerten, sprach Prisca mit gesenkter Stimme weiter zu dem, was Helena zuvor gesagt hatte. „Ich weiss, ich weiss ja! ... was das Stück betrifft, wird Marcus sicher einiges zu erklären haben! ... und ich hoffe sehr, das du Recht behältst, Helena! ... Hast du denn etwas von den Reaktionen mitbekommen? ... ich habe nur gesehen, das Marcus nicht sehr erfreut war. Dabei war das Stück an sich doch gar nicht mal so schlecht, oder? ... lediglich das mit den Namensähnlichkeiten war so von mir nicht geplant, das musst du mir glauben...“


    Bei den Plätzen angekommen, lies sich Prisca seufzend in einen der Korbstühle nieder. So langsam konnte sie sich wieder entspannen und noch einmal ging ihr Blick durch die Runde. Die Gäste schienen sich gut zu unterhalten. Zumindest fiel ihr augenscheinlich nichts auf, was noch mit den Theaterstück in Verbindung gebracht werden könnte. Kurz fasste sie sich mit den Fingern an die Schläfen, so als könne sie damit ihre wirren Gedanken etwas einfangen. Wenn nur Deandra hier wäre, dann könnte sie ihr das Ganze auch erklären. Doch Prisca war in dem Moment einfach zu sehr durcheinander. So fiel ihr auch erst jetzt die Bemerkung von Helena wieder ein und mit einem fragenden Blick und leicht den Kopf schüttelnd versuchte Prisca auch diese Bemerkung zu verstehen. "Wie meinst du das eigentlich? .. warum willst du dich auch vor Marcus verstecken?" Prisca legte den Kopf etwas schief und suchte nach einer plausiblen Erklärung dafür." ... ist er am Ende mit der Dekoration auch nicht zufrieden?" das war für Prisca das Naheliegendste, denn für die Gestaltung der Räumlichkeiten war ja auch Helena mit verantwortlich. Prisca blickte Helena neugierig und abwartend an. ... wäre das wirklich der Grund? Prisca zumindest gefiel die Dekoration sehr gut ...

    Zitat

    Original von Appius Aurelius Cotta


    Das ihre sechs Leibwächter sie im Falle des Falles beschützen könnten und würden, daran hatte Prisca eigentlich nicht gezweifelt. Appius schien das etwas anders zu sehen. Nicht nur sein besorgter Blick, sondern auch das Angebot Trautwini und Maron bei ihr zu lassen, stimmten Prisca etwas nachdenklich. So gut kannte sie die Gepflogenheiten des Equus October nun auch wieder nicht und eigentlich war sie davon ausgegangen, das es hier zu keinen Tumulten kommen würde. Um sich selbst machte sich Appius hingegen keine Sorgen, denn er wollte sogar alleine weiter ziehen. Wahrscheinlich, um - wie viele andere auch - die Gelegenheit zu nutzen, sich mit den typischen Männergesprächen zu solchen Anlässen zu befassen. Oder wollte er sich einfach nur in Sicherheit bringen? am Ende gar vor ihr? ...


    "Ja, Caius Flavius habe ich auch schon gesehen, aber Ursus noch nicht." erwiderte Prisca zunächst auf die Bemerkung ihres Cousins hin. Caius Flavius wüsste wahrscheinlich wie die Opferzeremonie im Allgemeinen abläuft, aber als Marspriester würde er heute sicher alle Hände voll zu tun haben. Und Ursus, wusste der auch was ihn hier erwarten könnte? Ihr Blick ging wieder suchend umher, denn Prisca war nun auch um die anderen Angehörigen der Familie etwas besorgt. "Glaubst du wirklich, das ich heute so viele Leibwächter nötig haben werde? Ich hatte eigentlich nicht angenommen, das es nach dem Rennen noch zu Ausschreitungen kommen könnte. Aber etwas verunsichert bin ich nun schon. Vielleicht sollte ich mich auch besser zurück ziehen, bevor die eigentliche Opferzeremonie beginnt." überlegte Prisca laut vor sich hin, während sie zu Appius weiteren Bemerkungen hin lediglich nickte. Irgendwie verlor sie immer mehr das Gefallen daran, sich dieses blutige Opfer mit eigenen Augen an zu sehen.


    Die letzte Bemerkung ihres Cousins riss sie allerdings noch einmal aus ihren Überlegungen heraus. Ein weißer Fleck am rechten Ohr des Pferdes sollte für ihn ausschlaggebend gewesen sein, sich für den Schildwagen zu entscheiden? Überrascht erwiderte Prisca zuerst seinen Blick und suchte dann mit ihren Augen nach der Stelle am Ohr des Pferdes. "Stimmt! das Pferd hat tatsächlich einen weißen Fleck am Ohr, wie süß! Nur gut das es das linke Pferd ist, also wird es mit Sicherheit nicht geopfert! " stellte sie mit überraschter aber freudiger Stimme fest und atmete erleichtert auf. Dieses Detail war sogar ihr nicht aufgefallen und schon blickte sie Appius wieder lächelnd an. "Du scheinst mir ein sehr guter Beobachter zu sein, lieber Cousin. Das gefällt mir! ... Achtest du immer so auf die Details?" Prisca lobte ihn mit einem Augenzwinkern denn bei ihrer Frage musste sie daran denken, welch schöne Komplimente er mit seiner Beaobachtungsgabe auch Frauen machen könnte. Zumindest schienen ihm solche Dinge auf zu fallen, die andere einfach übersahen.

    Nun machte Saba aber große Augen. Ein Geschenk? ... von der Herrin? Das hatte es ja noch nie gegeben. Saba beobachtete die beiden genau. Zwar empfand sie keinen Neid, aber das würde sie bestimmt den anderen Sklaven erzählen. Schließlich war sie ja als Plappermaul bekannt und sie war gespannt, was die anderen dazu sagen würden. Das Glöckchen sollte also einen Zweck erfüllen ... oder war die Herrin einfach zu faul, um sich ein wenig nach dem Mädchen um zu drehen. Wäre das denn zu viel verlangt gewesen? Andererseits schien sich Tilla wirklich darüber zu freuen, also warum sich Gedanken machen. Saba konzentrierte sich wieder ganz auf ihre Arbeit und nahm ebenfalls ein Haarbüschel zwischen ihre Finger, um es mit dem Balsam ein zu reiben. "Nicht zuviel davon!, damit es nicht die Haare verklebt!" flüsterte sie ganz leise zu Tilla und deutete auf eine Stelle, an der Tilla etwas zuviel aufgetragen hatte. Dann nickte Saba aber lächelnd, weil Tilla es für den Anfang wirklilch schon sehr gut machte.


    Nun mussten die Haare noch hochgesteckt werden. Zweifellos eine Kunst für sich und Saba deutete Tilla an, nun genau hin zu sehen. Dann nahm sie einen kleinen Stab zur Hand und wickelte eine Haarsträhne darum. Mit Hilfe dieses Stabes drehte Saba nun die Haarlocke zum Kopf hin ein und fixierte sie dort mit einer kleinen goldenen Spange. Das wiederholte sie ein paar mal und zupfte zwischendurch mit den Fingern einzelne Haare wieder auseinander. Immer wieder warf sie einen prüfenden Blick zu Tilla, ob diese auch genau auf passte, was sie da machte. Nun nahm sie eine Haarnadel und hielt sie demonstrativ hoch. *Wenn du damit unachtsam umgehst, wirst du es schnell bereuen* wollte Saba mit dem eindringlichen Blick zu Tilla ausdrücken, dann fädelte sie die Nadel auch schon geschickt durch die bisher zusammengesteckten Haarsträhnen hindurch und fixierte sie so. „Nimm jetzt die Spangen wieder heraus und achte darauf, dass die Haare durch die Nadel gehalten werden.“ wies Saba die andere Sklavin weiter an. Nun gab sie den Stab an Tilla weiter und trat ein wenig zurück. „Nun du!“ meinte sie, deutete auf die Stelle an der Tilla weiter machen sollte und verschränkte anschließend die Arme vor der Brust. Trotz ihrer abwertenden Haltung war Saba natürlich wachsam und würde jederzeit eingreifen, falls Tilla etwas falsch machen sollte.


    Prisca achtete unterdessen nicht mehr so sehr darauf, was die Sklavinnen gerade mit ihrem Haar anstellten. An Stelle des Spiegels hielt sie nun die Tafel in beiden Händen und las immer wieder den Text durch, den Tilla aufgeschrieben hatte. Nicht das sich Prisca sonderlich um die Vergangenheit der Sklaven scherte. Genau genommen scherte sich Prisca recht wenig um die Sklaven. Aber der Stein um Tillas Hals stimmte sie doch nachdenklich und außerdem hatte sie gerade nichts Besseres zu tun, als da zu sitzen und zu warten, bis die beiden Sklavinnen endlich mit der Frisur fertig wären. „Wie lange dauert es denn noch? ... Stellt euch gefälligst nicht so an. Ich sagte vorhin, eine einfache Frisur genügt! ...also los“ trieb sie ungeduldig Saba und Tilla an. MIt ihren Gedanken war sie aber ganz wo anders. Irgendwo hatte sie von solch einem Stein schon einmal gehört oder gelesen. Nur wo? ...war das gar auf ihrer Studienreise in Athen gewesen? ... Wenn ja, musste es mit dem Stein etwas Besonderes auf sich haben und dann würde er wohl kaum im Besitz einer einfachen Sklavin sein. Nein, das ergab alles keinen rechten Sinn, stellte Prisca für sich fest und legte die Tafel damit ergebnislos zurück auf den Tisch.


    Oder hatte Tilla den Stein gar gestohlen? Nur so ergäbe es vielleicht einen Sinn ... Die Gedanken ließen Prisca einfach nicht los. „Tilla!“ befahl Prisca die kleine Sklavin erneut zu sich. „....wie kamst du eigentlich in den Besitz meines Onkels? ... hat dich dein alter Herr verkauft? War er nicht mehr zufrieden mit dir, oder warum hat er dich hergegeben?“ Prisca musterte Tilla genau, als diese vor ihr stand. „ ...oder bist du deinem alten Herrn gar davon gelaufen?“ So recht wusste Prisca auch nicht, was sie sich von der ganzen Fragerei versprechen sollte. Aber nicht alles musste immer einen Sinn ergeben, um das Interesse einer jungen Patrizierin zu erwecken, die sich ansonsten schnell langweilen konnte. „Gib mir den Stein, ich möchte ihn mir genauer ansehen!“ befahl Prisca dann auch und hielt fordernd die Hand auf.

    Keine Regung zeigte sich auf dem Gesicht ihres Onkels, nachdem sie ihn über die Farbe ihres Kleides aufgeklärt hatte. Auch Prisca verkniff sich eine weitere Bemerkung dazu und schenkte ihm dafür ein "ich verzeih dir das mal" Lächeln. Jedenfalls schien es ein wenig gewirkt zu haben, denn Marcus gab sich nun tatsächlich Mühe mit seinen Komplimenten. "Auch ohne all den Putz wäre ich also eine herausragende Schönheit?" das klang wirklich sehr schmeichelnd. "Danke Marcus!" hauchte Prisca nur und sah nun verlegen zur Seite, während sie sich vorstellte worauf er es wohl bei ihr beziehen mochte, wenn schon nicht auf ihre Kleidung. Natürlich hätte sie ihn nun ebenso gut fragen können, wofür sie sich dann Tag für Tag und stundenlang all die Mühe mit ihrem Äußeren gab, wenn es sich dabei nur um "Putz" handelte....aber halt! ....es war wirklich lieb von ihm. "Ob ich ihm noch ein Kompliment entlocken soll?", überlegte Prisca und sah wieder zu Marcus. Noch zeigten sich auf seiner Stirn keine Schweißperlen. Also war die Grenze seiner Belastbarkeit, was Komplimente betraf noch nicht erreicht. Trotzdem wollte Prisca ihn nicht überfordern und hakte vorerst nicht weiter nach ....


    ... immerhin hatte Marcus gerade Interesse an ihrem Vorschlag gezeigt. Und mehr noch, machte er direkt den Vorschlag, Plotina zu ihrer Feier einzuladen, damit sie Sisenna näher kennen lernen könnte. "Das ist ja eine großartige Idee! ja genau, die Meditrinalia!... " stimmte Prisca demenstprechend freudig ein und nickte eifrig zu seinem Vorschlag. Dann könnte sie ihre Bekannte auch gleich auf dem Fest selbst wiedertreffen. " ...das ist wirklich sehr lieb von dir, das du Plotina zu dem Fest einladen willst. Du wirst sehen, sie ist eine sehr nette Person! ... Ich bin überzeugt, du und Sisenna werdet sie mögen." bestätigte Prisca ihrem Onkel noch eimal ihre persönliche Freude und Überzeugung, um damit das eigentliche Anliegen ihres Besuches als vollen Erfolg zu werten.


    Da war ja auch noch ein weiterer Punkt, der sie interessierte und den Marcus eben mit seinem fragenden "hm?" geschickt zu übergehen versucht hatte. Sicher hätte Prisca jetzt ein anderes Thema wählen können, aber vielleicht hatte er ihre Frage ja wirklich nicht verstanden. Natürlich konnte ihm da geholfen werden und so wiederholte Prisca ihre Frage einfach noch einmal in leicht abgeänderter Form "...na das vorhin! ... mit deinem "och nur so" ... was wolltest du eigentlich damit andeuten?" :D ... ein weiter Versuch konnte ja nicht schaden ...

    Zitat

    Original von Aurelia Helena


    Der Blick ihres Onkels, den er ihr vorhin zugeworfen hatte war Prisca nicht entgangen. Viel schien er von ihrer spontanen Kreativität, die Sklaven zu bestrafen zu wollen, nicht gehalten zu haben. Natürlich hatte sie ihre Worte nicht so mit Bedacht gewählt, obwohl ... wer weiss, vielleicht hätte sich daraus ja ein ganz neuer Trend für die römsichen Feste und Feiern entwickeln können. ...es war wohl eher ihre eigene Naivität und Unerfahrenheit und deshalb zog es Prisca vor, sich im Schutze des abgedunkelten tablinums gemäßigten Schrittes aber doch recht zügig, zu verdrücken. Ihre Meinung zur Bestrafung der Sklaven hatte sie unterdessen aber nicht geändert. "Undankbares Sklavenpack, wenn ich die Schuldigen heraus gefunden habe, werden sie ihre verdiente Strafe bekommen ... und wenn ich selbst die Peitsche in die Hand nehmen muss!".


    Ganz in ihren Rachegedanken versunken erreichte Prisca ebenfalls das triclinum und warf zur Sicherheit noch einmal einen Blick über die Schulter. Dabei wäre sie beinahe ihn jemanden hinein gerannt. Gerade noch konnte Prisca abbremsen und warf erschrocken den Kopf wieder herum. "Ohh! Helena, entschuldige ich hab dich gar nicht gesehen. ... Da bist du ja! Hast du vorhin gesehen, was sich dieses unverschämte Sklavenpack geleistet hat?..." etwas verwirrt lächelnd begrüßte Pirsca ihre Cousine. So als hätte sie gerade nach ihr gesucht und müsste eine Erklärung für alles liefern senkte sie etwas die Stimme und blickte sich kurz um, so als würde sie verfolgt. "...sag mal Helena, du weisst nicht zufällig wo ich mich am besten den restlichen Abend vor Marcus verstecken könnte? ..." fragte sie dann im normalen Tonfall weiter und sah Helena dabei wieder verlegen lächelnd aber auch etwas ungeduldig an.

    Die letzten Worte auf der Bühne waren kaum verklungen. Einen Moment lang war es ruhig im Saal. Was war nun die Konsequnez dieses – zugegeben – recht eigenwilligen Stückes, das noch dazu durch die Unverfrorenheit der Sklaven, eine ganz eigene und ungeplante Richtung eingeschlagen hatte? Prisca wollte nicht darauf warten und fasste ihren ganzen Mut zusammen. Nein, kneifen würde sie nicht ... niemals! Egal wem sie Rede und Antwort stehen müsste, sie war von dem Inhalt des Stückes überzeugt. Ihr gefiel es und so hob sie auch die Arme und klatschte in die Hände :app: . War sie die Einzige, die klatschte? ... es war ihr in dem Moment egal, während sie langsam zur Bühne hin schritt. Prisca lächelte und es vermochte niemand zu sagen, ob es nun aufgesetzt war oder einfach nur ehrlich ihre Gefühle wiederspiegelte. „Werte Gäste! Ein wahrlich amüsantes, wenngleich auch etwas eigenwilliges Lustspiel findet ihr nicht auch und noch dazu passabel vorgetragen von unseren lieben Sklaven hier!“ besonders die Sklaven lobte sie hervor und und machte dann eine ausladende Handbewegung zur Bühne hin, auf das sich die dort versammelten Sklaven verbeugen würden. Kurz drehte Prisca den Kopf zu den Sklaven und nur diese konnten in dieser Sekunde das böse Funkeln in ihren Augen sehen, das mehr zu sagen vermochte als alle Worte die nun folgen sollten.


    Dann wandte Prisca den Kopf wieder dem Publikum zu und mit einem geübten und aufgesetzten Lächeln sprach sie weiter.“ ... jedoch beinhaltete das Stück auch eine kleine Überraschung! .. und das vor allem für uns Aurelier selbst! ... habt ihr es bemerkt? ... Nein?!" Prisca sprach langsam und bedächtig, obwohl sie sich so vielen Augenpaaren gegenüber fand und lies die rhetorische Frage dann sekundenlang im Raum verstreichen, bevor sie die Aufklärung dazu liefern wollte. "... Vielleicht mochten ja dem einen oder anderen unter euch die Namen oder die dargestellten Personen recht bekannt vor gekommen sein?!... Wenn nicht, so kann ich euch beruhigen! Es tut dem eigentlichen Verständnis des Stückes keinen Abbruch. Jedoch beruht diese - zugegeben kleine Variation - auf einer Eigenmächtigkeit der Sklaven dort auf der Bühne, die damit wohl vor allem ihrer eigenen Herrschaft eine ganz besondere Freude machen wollten. ... Allerdings sollte ein Sklave auch wissen das es besser ist zu gehorchen, als eigenmächtig zu handeln!" so herzlich und versöhnlich auch die Worte anfangs klangen so kühl war der Tonfall mit dem Prisca voller Überzeugung sprach. " Findet ihr nicht auch, das sie dafür eine ganz besondere Belohnung verdient haben?" Prisca behielt ihre Fassung, folgte doch nun ihre Rache an die Sklaven. Wer auch immer der Drahtzieher dieser Unferfrorenheit gewesen war, alle mussten nun dafür büssen. Für das Publikum wäre Priscas Reaktion auf diese Eigenmächtigkeit von Sklaven wohl nur berechtigt, eine weitere Belustigung, eine Genugtuung oder auch nur ein Grund, um sich auf zu regen. Das konnten sie nun frei entscheiden. Der Applaus für das eigentliche Stück – ob nun vorhanden oder nicht – war ohnehin schon verklungen. Nun sollten endlich die Sklaven ihre Belohnung für diese Verschwörung erhalten.„ ...Zehn Peitschenhiebe für jeden einzelnen dieser Sklaven dort auf der Bühne! ... doch entscheidet nun ihr, wertes Publikum ... wie euch beliebt!“ so oder so, wie lange waren solch kurzweilig dargebotenen Schauspiele im Gespräch, wie mormal waren sie und wie viel Abwechslung gab es doch im alten Rom.


    Schon trat Prisca zur Seite und wandte sich den Sklaven zu, um es allen vor zu machen. Langsam streckte sie den rechten Arm vor den Daumen dabei waagerecht in der Luft haltend. Kurz danach zog sie den Arm, mit einer kurz geführten Bewegung, hin zur Schulter zurück und deutete somit auf die Stelle über ihrem Herzen. :dagegen: "... was seht ihr mich so an, seid froh das ich nicht zwanzig gesagt habe ....!"



    Ihr Urteil über die Sklaven war gefällt. Nun waren alle aufgerufen, es ihr gleich zu tun, oder auch nicht. Prisca wusste nicht wie sich das Publikum nun entscheiden wollte. Was ihr Onkel anschließend mit ihr anstellen würde, daran wollte sie im Moment lieber nicht denken, aber die Schuld traf allein die Sklaven! Pro oder Kontra ...nur eines wusste sie genau ... es würde immer die Richtigen treffen ...


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    Priscas Blick ging nur selten im Saal herum und sie blendete alles aus, was sie vom nachdenken und lachen ablenken konnte. Ja sie lachte! Obwohl auch sie mittlerweile erkannt hatte, das hinter diesen verfälschten Namen reale Personen stecken mussten. Manche erkannte sie zwar nicht, doch tat das ihrer Ansicht nach dem oft delektablen Wortwitz keinen Abbruch. Die meisten karikierten Personen dort auf der Bühne waren jedoch zweifellos die eigenen Angehörigen. Ob auch sie sich erkannten und darüber lachen konnten? Das hatten sich die Sklaven ja schön ausgedacht, indem sie das Original leicht verfälschten und ausgerechnet Sofia das Dummchen musste ihre Rolle übernehmen. Hah! Priscas Augen funkelten geheimnisvoll ... Na und? ... Selbst den Kaiser karikierten die Gaukler und Spaßmacher auf den Märkten und Gassen Roms, machten sich über ihn lustig und trotzdem stand er über allem und regierte das Land.


    Und das Stück selbst?... Über Geschmack ließe sich sicher streiten, da mag jeder seine Meinung haben, dachte sie. Aber war es für solch ein Fest unangemessen, geschmacklos oder gar zu derb gewählt? Nein, was konnte für ein Volk schon geschmacklos bedeuten, welches sich anderen Ortes daran ergötzte, wenn Menschen von Tieren zerfetzt wurden. Ein Volk das missgestaltete Sklaven als Attraktionen auf Jahrmärkten ausstellte und begaffte wie Tiere. Ein Volk das ganz andere Gelage zu feiern wusste, konnte das hier doch nicht wirklich erschrecken. ... oder saßen hier gar einige, die auch im Colloseum die Augen verschlossen und angewidert zur Seite blickten? ... nein, zu derb oder gar unangemessen gewählt für diesen Abend empfand Prisca das Stück nun nicht. Ob es allen gefiel und den persönlichen Geschmack eines jeden traf, das stand auf einem anderen Blatt.


    Blieb also nur das Missgeschick mit den Namen und die leicht verfälschte Handlung! Sicher würde man ihr die Verantwortung dafür geben, wenn sich die Gäste darüber echauffieren sollten. ... ja wenn! ...was sollte sie dann tun? ... sich vor die Bühne stellen und reumütig um Entschuldigung bitten? Würden das die anderen Angehörigen von ihr verlangen? Nun gut!...


    Gerade musste Prisca noch lachen, als auf der Bühne der letzte Trinkspruch ausgerufen wurde, dann wirkte sie wieder ernster. Die Anspannung in Prisca wuchs ... nun käme also noch der fünfte Akt und dann? ... dann würde wohl sie zum zweiten Mal an diesem Abend vor die Gäste treten und die Erklärungen dafür liefern müssen, wie die Sklaven es geschafft hatten sie bei den Vorbereitungen aus zu tricksen. ...

    Prisca spürte deutlich wie ihr Herz bis zum Hals schlug. Und sollte ihr Herz bereits für einen Mann schlagen, dann wären es streng genommen heute sogar Zwei. Gebannt hingen ihre Augen an den beiden jungen und athletischen Wagenlenkern, die sich einen unerbittlichen Zweikampf lieferten und damit die Zuschauermenge immer mehr anheizten. Ein Feiertag der solch spannende Unterhaltung bot, war ganz nach Priscas Geschmack und ohne groß darüber nach zu denken schickte sie einen der Sklaven los, um einen Beutel Sesterzen auf den Speer-Wagen zu wetten. Einen Favoriten hatte sie dennoch nicht. Gerade feuerte sie im Gedanken und mit geballten Fäusten sogar den Schild-Wagenlenker an, der verzweifelt versuchte den ersten Platz zurück zu erobern.


    Prisca konnte in der Tat die Augen kaum von dem Schauspiel lassen, das sich ihr bot und so nahm sie auch nicht viel von ihrer Umgebung wahr. Immer nur kurz, wenn wieder einmal eine Staubwolke von der Rennbahn her auf zog, drehte sie den Kopf um zwischen den Zuschauern nach bekannten Gesichtern Ausschau zu halten. Wenngleich das bei der Vielzahl der Anwesenden kaum möglich war, glaubte sie doch das eine oder andere Gesicht darunter zu erkennen. "Dort drüben auf der Tribüne der Priester, das ist doch Caius? ob er mich ebenfalls gesehen hat?" fragte sie sich einmal kurz und bemerkte gleich darauf noch etwas weiter entfernt Kaeso Annaeus, den ihr Onkel ihr auf der meditrinalia kurz vorgestellt hatte. Von ihren Verwandten fehlte im übrigen jede Spur oder zumindest konnte Prisca bisher niemanden aus der Familie entdecken. Prisca war das nur recht, denn nach der gemeinsamen Aufregung und Hektik der vergangenen Tage nach der meditrinalia, wollte sie zumindest dieses Fest heute alleine besuchen und genießen. Stärkte es doch mit ihr Selbstbewußtsein, sich alleine in der Öffentlichkeit zu zeigen und so konnte sich zumindest unbeobachtet fühlen bei dem, was sie so alles tat. Prisca mochte also ihre Gründe dafür haben, für ihre Sicherheit war jedenfalls gesorgt.


    Heute sogar durch insgesamt sechs kräftige Leibwächter, die ihr Onkel zur Verfügung gestellt hatte, ohne zu wissen wohin sie eigentlich wollte. Sechs Hünen, die - mit grimmiger Miene - einen regelrechten Bannkreis um sie herum aufrecht hielten angesichts des zu erwartenden Trubels. Niemand, den sie nicht kannten, kam auch nur in die Nähe der Herrin. Nur Trautwini, den kannte mittlerweile fast jeder und mit dessen Hilfe gelang es Appius doch tatsächlich, sich unbemerkt an Prisca heran zu schleichen.

    Zitat

    Original von Appius Aurelius Cotta
    Prisca! Ich wusste gar nicht, dass du auch hierher kommen wolltest! Ich habe dich gerade erst gesehen und mich dann gleich zu dir in Bewegung gesetzt; ich habe nämlich gehört, dass es hier bei der Opferung des siegreichen Pferdes ziemlich wild einhergeht, und wir wollen dich beschützen! - Für welchen Wagen schlägt denn dein Herz?"


    Prisca war von dem Duell das sich die beiden Pferdewagen dort unten auf der Bahn lieferten so fasziniert, dass sie die vertraute Stimme regelrecht aus ihren Gedanken riss. "Appius?! ..." entfuhr es ihr ganz überrascht und einen Moment lang sah sie ihn völlig verduzt an. Schnell jedoch stahl sich wieder ein Lächeln auf ihr Gesicht und mit einem einfachen Nicken bestätigte sie ihm schließlich ihre Anwesenheit. Über ihre genauen Gründe schwieg sie und ungewollt musste sie jetzt sogar schmunzeln. Wirkte sie trotz der sechs Leibwächter die sie umringten wirklich so schutzbedürftig, das Appius ihr selbstlos seine Hilfe anbot? Er machte sicher einen Scherz. „Das ist lieb von dir, das du mich beschützen willst! Komm, setzt dich doch zu mir und lass uns gemeinsam das Rennen genießen.“ ihre Worte kamen so spontan wie sie auch ehrlich gemeint waren. Prisca freute sich endlich einmal die Gelegenheit zu haben, ihren Verwandten näher kennen zu lernen, der sich sonst eigentlich immer etwas im Hintergrund hielt. Aber er schien stets aufmerksam zu sein und die Leute genau zu beobachten und das gefiel Prisca.


    „Für wen mein Herz schlägt?“ wiederholte sie im Ansatz seine Frage und musste direkt darüber nachdenken. „... eigentlich für keinen bestimmten. Meine Sesterzen gehören zumindest dem Speer-Wagen, aber mein Herz schlägt wohl für den Verlierer.“ meinte Prisca schließlich versonnen und sah kurz zu den sich duellierenden Wagen. „...auf welchen Wagenlenker hast du denn gewettet, Appius?“ fragte Prisca dann, ohne zu wissen ob er überhaupt gewettet hatte und sah ihn neugiereig dabei an. Ein weiterer Gedanke stimmte sie sogleich auch wieder nachdenklich. „... und sag, stimmt es wirklich das anschließend das Pferd des Gewinners zu Ehren des Mars geopfert wird? ... aber was passiert denn mit dem Verlierer? ...Er wird doch nicht etwa auch ...“ Prisca sprach nicht weiter, bereit sich für ihre dumme Frage von Appius belehren zu lassen. Wahrscheinlich passierte dem Verlierer nichts, schließlich waren das keine Gladiatorenkämpfe. Aber bei dem Gedanken an das Opfer, war ihr das einfach so in den Sinn gekommen.


    edit: tippEx

    Zitat

    Original von Claudia Aureliana Deandra
    „Ich wusste gar nicht, dass du Interesse und Talent zum Spielleiter hast“, flüsterte ich ihr zu


    "...ehrlich gesagt wusste ich das auch nicht, aber ich könnte mich sogar daran gewöhnen..." hatte Prisca auf Deandras Bemerkung hin noch zurück geflüstert gerade als das Stück begonnen hatte. Bezogen hatte sie es eher auf das Interesse. Das war vielleicht auch gut so, denn das mit dem Talent? ... Während Prisca selbst immer mehr zu der Überzeugung fand das dieses Lustspiel für einen ausgelassenen Abend wie heute sehr gut geeignet war, auch wenn es sich dabei nicht um ein anspruchsvolles Stück von Seneca handelte, sah das ihre Familie wohl anders!


    Ja ihre Familie war überhaupt so anders und benahm sich so seltsam ... zuerst ihr Onkel, der blass wurde und sie vorwurfsvoll angesehen hatte, jetzt auf einmal Deandra, die ebenfalls blass wurde und regelrecht mit einem entsetzten Gesichtsausdruck zur Bühne starrte und Ursus, den sie dort drüben unter den Zuschauern entdeckt hatte, blickte auch schon ganz angestrengt in die Runde. Obwohl Ursus eigentlich immer recht streng drein schaute, schien es auch ihrem Cousin gerade nicht gut zu gehen. "Und was ist mit Cotta und den anderen? ... Was ist denn nur plötzlich mit denen los? ... haben die etwas Schlechtes gegessen? ... bei den Göttern wir werden doch nicht alle vergiftet worden sein??" ... suchend blickte sich Prisca nach ihren Verwandten um und hielt sich dann einen Moment lang die Hand an die Brust, als wolle sie in sich selsbt hinein horchen. Nein! ihr war nicht schlecht, sie fühlte sich immer noch blendend, angespannt zwar durch die vielen Eindrücke dieser Feier, aber insgesamt betrachtete war Prisca sehr gut gelaunt.


    Lag es am Theaterstück? ... aber das war doch ganz lustig. Zumindest schien es vielen Gästen zu gefallen, auch wenn man im Halbdunkel nicht wirklich viel erkennen konnte. Außer die Bühne selbst und auf der spielte sich gerade ein Dialog ab, der auch Prisca kurz stutzten lies. "Typisch! Sofia ..." dachte sie sich spontan "... die hatte doch in Wirklichkeit auch keine Ahnung von Männern und der Liebe, genauso wie ..." Prisca musste sich räuspern. "... wie ich? ..." . Prisca spürte, wie ihre Wangen wieder zu glühen begannen und kurz sah sie sich verstohlen nach allen Seiten um. Dann aber musste sie angesichts der Szenen auf der Bühne selbst kichern, denn wer sollte das schon ahnen. Schließlich gab sie sich nach außen hin immer sehr wissend und erfahren ...

    Zitat

    Original von Marcus Aurelius Corvinus
    ...Erneut suchte ich Priscas Blick...


    Nachdem der Vorhang aufgezogen wurde, stellte Prisca zuerst einmal zufrieden fest, dass die Bühnenszenerie wirklich ansprechend wirkte. Schlicht zwar, aber doch ins recht Licht gesetzt, so wie sie es sich vorgestellt hatte. An ihrem eigenen Geschmack zweifelte Prisca zumindest nicht. Nachdem Saba dann die Einleitung und die Namen vorgelesen hatte, wurde sie zwar etwas stutzig aber sobald das Stück begann, konnte sie nichts auffälliges am Ablauf bemerken. Außer das die Sklaven ihre Rollen wirklich gut zu spielen schienen und auch das Stück selbst - obwohl es wider Erwarten doch nicht von Seneca war - war durchaus lustig an zu sehen.


    Aus den Augenwinkeln beobachtete Prisca, ob die übrigen Gäste über das Stück ebenso dachten und lachten. Doch zuerst fiel ihr Bilck auf Marcus, der sie so seltsam anstarrte "... liegt das am Licht, oder warum wirkt Onkelchen so blass? ... und warum kippt er den guten Wein jetzt auf einen Zug in sich hinein?...stimmt was nicht? da sein Blick! warum sieht er mich denn so vorwurfsvoll an?... hat ihm etwa meine Ansprache nicht gefallen oder lag es an der Auswahl des Stücks ... an den Namen? ...beim Juppiter was stellt er sich denn gerade so an? " Prisca konnte nicht verstehen, warum sie ihr Onkel so an sah und schüttelte nur verständnislos mit dem Kopf.


    Es lief doch hervorragend und so stand es schließlich in dem Manuskript, das sie Camryn für die Proben überlassen hatte! Die Sklavin hatte es ihr vorhin erst zurück geben und es lag zusammengerollt neben ihr im Sessel. Hm, .... nun zog Prisca die Schriftrolle doch einmal hervor und versuchte im Halbdunkel des Saales den Text des Stückes zu kontrollieren. ".... seltsam, hier steht, die Hauptperson heißt Titus und hat schwarzes Haar! ... Leone hatte aber eine blonde Perücke auf und hört auf den Namen Corvus! ... Hm, wahrscheinlich aber nur, weil Leone selbst schwarz ist ..und die Namen?" Prisca zuckte mit den Schultern. Bis jetzt konnte sie nichts auffälliges erkennen. "Moment mal ... Priscilla? ... die Frau in dem Stück heisst doch eigentlich Petrona ... trotzdem ..." wo lag das Problem?


    Wieder drehte sich Prisca zu ihrem Onkel um und mit einem bösen Blick formte sie mit den Lippen die Worte nach, die soviel heissen sollten wie "Was hast du denn? Gefällt es dir etwa nicht, was ich ausgesucht habe? .. .PAAH!" ... und das, obwohl sie sich soviel Mühe gegeben hatte! Beleidigt drehte sich Prisca wieder um, fest entschlossen ihren Onkel ab jetzt und für den Rest des Abends zu ignorieren. Ihre gute Laune wollte sie sich von ihm heute sicher nicht verderben lassen und so konzentrierte sie sich lieber wieder ganz auf das Stück ... als dort gerade Leone völlig verdattert auf den Text von Caecus hin reagierte und ihn alle auf der Bühne schulterzuckend ansahen.


    [SIZE=7]edit/ same procedure as almost every post: tippfehler[/SIZE]