Saba war mittlerweile längst fertig mit der Frisur, aber das sagte sie der Herrin natürlich nicht. Dazu war sie viel zu neugierig und hatte Angst etwas zu versäumen. Ein Flavier machte der Aurelia so edle Geschenke? ob das am Ende gar bedeuten würde, das die launische Herrin auf absehbare Zeit hin das Haus verlassen würde? Kurz nur warf sie den beiden flavischen Sklaven einen Blick zu und überlegte, ob sie sich darüber freuen, oder die Flavier bedauern sollte. Dann hielt ihr auch schon Tilla ihre Tafel unter die Nase und Saba las das Gschriebene. Hmm... Saba wog den Kopf hin und her und verglich die Farben miteinander. Sie waren in der Tat sehr ähnlich und bedächtig nickend gab Saba der jungen Sklavin zu verstehen, das es wohl besser wäre zur selben Zeit nicht die gleiche Farbe zu tragen wie die Herrin.
Prisca hingegen war die Ähnlichkeit der Farben noch gar nicht so aufgefallen. Und wenn, dann hätte sie Tilla mit Sicherheit sofort angewiesen, sich um zu ziehen. So aber saß sie vor ihrem Schreibtisch und merkte wie die Zeit verging, ohne das ihr etwas einfallen wollte, das sie Caius Flavius antworten konnte. „Er hofft auf ein Wiedersehen und überlässt es mir zu entscheiden, wo und wann. Wie süß, er will mich nicht drängen und dabei will ich ihn doch auch unbedingt wieder sehen ... aber soll ich das wirklich entscheiden, darf ich das überhaupt? Und ziemt es sich, wenn ich den Ort und die Zeit bestimme? Ich muss doch erst meinen Onkel um Erlaubnis fragen, oder?“ seltsam wie viele Gedanken Prisca durch den Kopf schossen und wie verunsichert sie plötzlich war. Aber gut, es war eben eine völlig neue Situation und natürlich wollte sie nicht zeigen, wie aufgeregt sie deshalb war. So überlegte sie einfach weiter, ohne auf die umstehenden Sklaven und die Zeit zu achten, die währenddessen verstich.
Was hätte Deandra ihr in dieser Situation wohl geraten? Hatte sie ihr damals im hortus nicht etwas Wichiges gesagt? „Männer reagieren allergisch auf Drängen, merk dir das ... außerdem, Prisca, du verlierst tatsächlich an Würde, wenn du Eifersucht zeigst oder einen Mann bittest, dich zu heiraten. Das lässt dich bedürftig wirken ... Weißt du was? Er soll niemals annehmen, mit dem geschlossenen Bund tut er dir einen Gefallen. Du bist sein Hauptgewinn, daran muss er glauben.“Na ja, damals hatten sie zwar über die Eifersucht an sich gesprochen und nicht darüber was zu tun wäre, wenn ein Mann offensichtlich das Interesse an einer Frau zeigt. „Hmm, wer redet denn jetzt schon von Heirat?! ... Aber das er denken soll ich sei ein Hauptgewinn, kann eigentlich nie schaden. ... Also darf ich nicht drängeln und ihm auch nicht gleich zuviel Hoffnung machen ... hmm, dabei möchte ich ihn doch auch so gerne wieder sehen und ihn näher kennen lernen... also was schreib ich bloß??? ....“
Prisca seufzte leise vor sich hin, dann aber begann sie doch ganz frei etwas von dem zu Papier zu bringen, was sie im Augenblick empfand.
Werter Caius Flavius,
ich möchte mich bei dir für diese wundervollen Geschenke bedanken, mit denen du mich heute überrascht hast. Sie schmeicheln meinem Körper sehr, aber mehr noch schmeicheln und erfreuen mich deine lieben Worte. Du spricht von jenem Abend als sei ich es allein gewesen, der ihn für dich so wertvoll und unvergessen werden lies, dass du nun die Hoffnung auf ein Wiedersehen hegst.
Auf was auch immer wir insgeheim hoffen mögen, wir geben viel von uns preis wenn wir uns einem anderen Menschen anvertrauen. Und so bedeutsam wie für mich selbst die Hoffnung ist und der Wunsch niemals enttäuscht zu werden, will ich dir deinen Wunsch von Herzen gewähren.
Ich freue mich sehr auf ein baldiges Wiedersehen und zum Zeichen dafür übersende ich dir ein kleines Pfand. Ich werde es zurück fordern, aber selbstverständlich steht es dir auch frei es mir zurück zu bringen, wann immer du möchtest.
[Blockierte Grafik: http://img61.imageshack.us/img61/6223/aureliapriscair1.jpg]
Zufrieden faltete Prisca den Brief zusammen und versiegelte ihn, ohne das sie Sklaven einen Blick darauf werfen konnten. Anschließend nahm sie einen ihrer Perlenohrringe ab, legte ihn auf ein Stück Papyrus und faltete ihn ein. Das Päckchen versiegelte sie ebenfalls mit etwas Wachs.
Den Brief und das Päckchen übergab sie schließlich Bridhe."Richtet eurem Herrn meinen besten Dank aus und übergebt ihm das hier von mir. Ihr dürft nun gehen! Tilla soll euch zur porta begleiten." Mit diesen knappen aber freundlich gesprochenen Worten entlies Prisca die beiden flavischen Sklaven. Da Leone sich bereits wieder verdrückt hatte, sollte eben Tilla die Sklaven nach draußen begleiten. Von der privaten Sklaven-Party, die anschließend noch in der aurelischen Villa veranstaltet wurde, ahnte Prisca ja nichts.
Mit einer weiteren Handbewegung schickte Prisca zuletzt auch Saba fort und blieb allein zurück. Lange betrachtete Prisca die Geschenke und gab sich ganz ihren geheimsten Gedanken hin.