Beiträge von Gaius Tiberius Andronicus

    Plötzlich hörte Andronicus Schreie und Befehle. Pfeile sausten durch die Luft. Instinktiv riss der Tiberier das sechseckige Schild der Reiterei hoch und versuchte sich damit vor den durch die Luft schwirrenden Pfeilen zu schützen. Dies gelang ihm auch ganz gut, die meisten Pfeile prallten an der Oberfläche der Parma ab, oder gingen gänzlich an ihm vorbei. Ein Pfeil traf ihn jedoch. Nur kurz hatte der schildtragende nackte Oberarm des Tiberiers hervor gelugt, doch genau in diesem Moment schwirrte in Richtung Andronicus und striff den linken Arm des Eques. Ein stechender Schmerz durchzuckte Andronicus kurz und Blut tropfte aus der kleinen Wunde. Doch die Schmerzen waren locker ertragbar und in der Hitze des bevorstehenden gefechtes bemerkte er die Wunde kaum.

    Da hatte Andronicus also schon etwas falsch gemacht, wie konnte er nur vergessen den Imperator angemessen zu begrüßen! Naja, jetzt ließ es sich auch nicht mehr ändern...
    "Mein Imperator! Ich soll von Tribunus Iulius berichten, dass wir die Leichen der Equites welche den Legaten begleitet haben, gefunden und geborgen haben. Desweiteren wurden einige parthische Pfeile und ein parthischer Dolch, sowie Spuren im Sand, die nicht von uns stammen gefunden. Es scheint, dass der Legat entführt worden ist, Imperator"
    berichtete der Tiberier seinem oberstem Vorgesetzten. Hoffentlich hatte er diesmal alles richtig gemacht und hoffentlich würde er als Bote nicht für die Nachricht bestraft, die er überbracht hatte.

    Beim Imperator also, ein wenig verwirrt folgte er dem Scriba zum Stabszelt. Zögernd betrat er das eindrucksvolle Stabszelt. Da war er, der Imperator und sein Bruder, Tiberius Vitamalacus war auch da. Andronicus überlegte, durfte er in der Gegenwart des Imperators einfachen sprechen?
    "Tribun"
    begann er vorsichtig und versuchte sich seine Nervösität, die auf der Anwesenheit des Imperators beruhte, nicht anmerken zu lassen.

    Seine zukünftige Schwägerin erinnerte sich also noch an ihn. Und scheinbar hatte er damals Antiochia gar keinen so schlechten Eindruck bei ihr hinterlassen. Der Tiberier jedenfalls hatte die Iulierin als recht nett in Erinnerung.
    „Nun wie du siehst bin ich noch an einem Stück“
    sagte Andronicus mit einem schiefen Lächeln.
    „Wo warst du eigentlich während der Schlacht?“
    Auf die Antwort war er schon gespannt, denn es interessierte ihn wo Helena während ihr Verlobter die erste Kohorte kommandiert hatte, geblieben war. Nachdem er diese Frage gestellt hatte, nahm er einen weiteren Schluck Wein, Helena schien ja noch zu bleiben…

    Andronicus nickte stolz, 'Gute Arbeit' hatte der Tribun gesagt. Natürlich würde er es den anderen seiner Gruppe ausrichten, doch jetzt musste er erstmal zurück ins Lager reiten und dem senatorischen Tribunen Bericht erstatten.
    „Zu Befehl, Tribun!“
    bestätigte er den Befehl des Tribuns, machte kehrt und ritt los. Wie wild ritt er nun ein einsamer Eques zurück ins Lager.


    Nach einiger Zeit des Reitens hatte er jenes erreicht. Die Wachen des Lagers ließen ihn passieren, dass er ein Mitglied der Legion war, konnte man ihm ja deutlich ansehen. Innerhalb des Lagers drosselte er erst einmal sein doch ziemlich hohes Tempo und machte sich auf dem Weg zu der Unterkunft seines Bruders. Bald hatte er selbige erreicht. Vor dem Zelt des Tiberius Vitamalacus hielt wieder einer dieser Hühnen Wache.
    „Eques Tiberius Andronicus“
    sagte er knapp.
    „Ich will, nein ich muss zu dem Tribun. Ich habe eine Botschaft von Tribunus Iulius zu übermitteln.“

    Andronicus, der mittlerweile wieder einigermaßen zu Luft gekommen war, zog den prunkvollen Dolch hervor und meldete sienem Kommandanten:
    "Tribunus, das haben wir im Wüstensand gefunden, gemeinsam mit Pferdespuren, die keinsefalls von uns stammen, Tribunus."
    Natürlich, die Pferdespuren mussten nicht unbedingt etwas mit dem Verschwinden des Decimers zu tun haben, aber in anbetracht der Tatsache, dass nicht weit entfernt auch ein mit edlen Steinen besetzter Dolch gefunden worden war, deutete doch stark darauf hin.

    Erleichtert hatte Andronicus registriert, das der Tribunus wirklich nur seinem Verwandten gratulieren wollte. Er hatte hin und wieder einen Schluck Wein getrunken und folgte der Unterhaltung interessiert. Nun, da von seiner Bald- Schwägerin die Rede war, schaltete er sich ein:
    "Na ob sie dir auch noch gratuliert weiß ich nicht, Licinus. Aber mit euch verwandt ist sie."
    Kombinierte er zumindest. Denn wenn der Tribun mit den beiden verwandt war, musste ja auch dessen Nichte mit Licinus und Sparsus verwandt sein.

    Andronicus meinte Wortfetzen wie 'Legatus' und 'verschwunden' zu hören. Bei der Vorstellung zuckte er zusammen. Der Legatus der ersten Legion, der Legion die der Kaiser einst selbst befehligt hatte, war verschwunden und das auch noch im Feindgebiet. Dann musste er an die Person hinter dem Legaten denken. Decimus Livianus, Andronicus hatte ihn bei seiner Rekrutierung kennengelernt. Er war ihm ganz nett erschienen und nun befand er sich in parthischer Gefangenschaft. Für einen so hohen Offizier musste das schrecklich sein, wenn er bis an sein Lebensende den Sklaven für die Parther spielen musste. Doch war nicht auch Helvetius Falco, der ehemalige Prätorianerpräfekt in parthischer Gefangenschaft gewesen und nun war er frei und wieder am Kaiserhof tätig, vielleicht bestand ja doch noch Hoffnung...


    Nun teilte sie der Decurio Sabinus in Gruppen zu je fünf Equites ein. Was er da gehört hatte behielt er lieber für sich, doch er glaubte nicht dass nur er die Worte des Tribunen gehört hatte. Der Tiberier kam mit vier Equites aus seinem Contubenrium in eine Gruppe. Die fünf Reiter machten sich sofort auf und schwärmten aus.
    "Da!"
    rief Andronicus nachdem sie einige Zeit geritten waren und deutete aufgeregt auf eine Stelle im Sand Parthiens. Das Grüppchen hielt an und betrachtete die Stelle angestrengt. Sie alle sahen Kampfspuren dort, doch das musste ja nichts heißen. Doch dann entdeckten sie was Androncius so aufgeregt hatte. Ein Dolch, ein mit prunkvollen Edelsteinen besetzter Dolch sowie ihn Senatoren besaßen lag da im Staub.
    "Andronicus! Du erstattest dem Tribunen Bericht. Wir reiten langsam weiter und suchen alles ab."
    befahl der älteste Eques aus der Gruppe. Andronicus nickte nur wandte sein Pferd eilig und gab ihm eifrig die Sporen.


    Eigentlich hatte er nicht lange gebraucht, doch ihm war der Weg zurück zum Tribunen wie eine Ewigkeit vorgekommen. Doch nun war er da.
    "Tribun!"
    begann er keuchend.

    Beunruhigt ritten die Equites durch die öde parthische Landschaft. Plötzlich kam von ihrem Trbun der Befehl anzuhalten. Sie hatten ihr Ziel also erreicht. Andronicus' spähende Augen erblickten einige tote Equites und einen toten Decurio. Was mochte hier wohl passiert sein... nun gut was geschehen war, war klar. Ein Grüppchen Parther hatte die nun toten Equites abgeschlachtet. Doch warum machte man wegen ein paar toten Reitern so einen Aufstand? Sicher war es besorgnisregend, aber dennoch. Und vor allem, was hatten sie hier zu suchen gehabt?


    Nun, vielleicht würden sie es ja noch erfahren. Zuerst ging es einmal darum das Gelände zu sichern. Und das taten der Tiberier und seine Kameraden auch. Späher wurden auf die Hügel geschickt, Wachen aufgestellt und Andronicus und einige Kameraden aus der Turma eins machten sich an die "Bestattung" der toten Kameraden.

    Huch! Jetzt kam auch noch Andronicus' Chef von der Legionsreiterei dazu. Was der wohl hier wollte? Er hatte doch nichts ausgefressen... zumindest erinnerte er sich nicht mehr daran.
    "Tribun"
    sagte er in militärischem Tonfall und sprang auf. Doch er merkte bald, das Numerianuns nur hier war um Licinus einem Verwandten von ihm zur Beförderung zu gratulieren und der Tiberier setzte sich wieder.

    Sehr mysteriös... warum der Tribun ihnen wohl nichts sagte? Da musste ja irgendetwas schreckliches passiert sein... Nun denn sie würden es sicher bald erfahren. Das auch noch ein Teil der Bataver dazu kam war ein schlechtes Zeichen, fand Andronicus. Gemeinsam mit den anderen Equites der ersten und der zweiten Turma der ersten Legion setzte er sich nun auch in Bewegung...

    Bald hatte der Decurio die Equites der ersten und auch die der zweiten Turma zusammengerufen. Nun versammelten sie sich auf dem Platz vor ihren Unterkünften. Andronicus' Blick wanderte durch die Reihen seiner Kameraden, überall wurde eifrig diskutiert warum sie denn zusammengerufen wurden. Keiner schien eine Ahnung zu haben, nicht mal die beiden Decurionen. Gespannt blickte alle in die Richtung des Tribuns...

    Andronicus nickte fröhlich grinsend und setzte sich ebenfalls zu den anderen. Der Tiberier holte den mitgenommen Becher hervor und füllte selbigen mit dem roten Elixier. Sofort kostete er den Wein und er schmeckte Andronicus. Vielleicht lag es einfach daran, das er schon länger nicht mehr Wein getrunken hatte, sondern eher Posca oder Wasser.
    "Gut, der Wein"
    sagte der Tiberier lächelnd.

    Auch Andronicus hatte von der Beförderung des Licinus erfahren und er hatte lange überlegt ob er denn zu der Feier kommen sollte. Einerseits fand er den Iulier ja sympathisch und freute sich auch für ihn, doch andereseits würde vermutlich auch Serapio dort anwesend sein und auf dessen Sticheleien hatte er ehrlich gesagt keine Lust. Aber vielleicht würde der Decimer diesmal auch gar nichts sagen. Also entschloss er sich dort zumindest einmal vorbei zu schaune und ein kleines Geschenk abzuliefern, gehen konnte er ja immernoch.


    Mit einer Amphore Landwein, welche er bei einem Enkauf im nahen Edessa erworben hatte in der Hand erschien er nun bei der Beförderungsfeier.
    "Salvete"
    grüßte er die Anwesenden freundlich,
    "meinen Glückwunsch Licinus"

    Salve und herzlich willkommen in der Spätantike!


    Wir schreiben das Jahr 350 n. Chr. (1103 a.u.c.) und befinden uns somit in der frühbyzantinischen Phase des Römischen Reiches (330-610), einer Zeit, welche geprägt ist von zahlreichen Umbrüchen, zuallererst freilich der allmählichen Etablierung des Christentums seit der constantinischen Wende (313) und der Verlegung der Hauptstadt nach Osten (330), nach Byzanz, das man seinem Wiederentdecker zu Ehren Constantinopolis nennt.


    In politischer Hinsicht ist nach dreizehn Jahren seit dem Tode Constantins des Großen sein Sohn Constantius II. mittlerweile an die Alleinherrschaft gelangt, wenn auch durch den Usurpator Magnentius im Westen bedroht, was neuerlichen Bürgerkrieg heraufbeschwört.


    Nichtsdestotrotz ist das 4. Jahrhundert fraglos der zweite Frühling des Römischen Reiches, eine kulturelle Spätblüte gleichermaßen, keinesfalls eine Verfallszeit, wie in der älteren Forschung angenommen. Erst die folgenreiche Schlacht bei Adrianopel im Jahre 378 sollte den Beginn der Völkerwanderung und den Anfang vom Ende des Römischen Reiches (im Westen) einleiten.


    Wenn Du Lust auf diese interessante Epoche der Geschichte bekommen hast, dann zögere nicht, Dich anzumelden. Die Nutzung des Forums ist vollkommen kostenlos und jedermann möglich. Freilich solltest Du zuerst die Spielregeln studieren, um spätere Missverständnisse zu vermeiden.


    In diesem Sinne: Byzanz erwartet Dich!


    Was ich damit sage will? Schaut doch hier mal vorbei und am besten registriert ihr euch auch gleich ;)

    Im Gefolde des Tribunen war auch Tiberius Andronicus, Eques der ersten Turma der ersten Legion zu finden. Irgendwo vor ihnen ritten die Bataver, doch sie selbst konnte der Tiberier nicht finden, höchstens einmal den Staub sehen, den die Pferde der Reiter aufwirbelten.


    Nun hatten sie einen Fluss erreicht. Ein Fluss, dass es so etwas in dieser Steinwüste gab erstaunte Andronicus dann irgendwie doch. Eigentlich schade, das sie nicht mal kurz Pause machten um sich ein Wenig auszuruhen und vielleicht ein wenig zu trinken. Doch es ging weiter ins Ungewissene, denn wer wusste schon ob nicht vielleicht hinter dem nächsten Hügel einer Horde von Parthern lauerte.

    Andronicus, der diesmal in der zweiten Reihe ritt und so kaum etwas sehen konnte, reckte und streckte seinen Hals und wahrlich er sah etwas. Sieben, nein dreizehn Wagen kamen aus dem Tor. Wohl eine parthische Delegation die mit dem Kaiser verhandeln sollte.

    In der näheren Umgebung des Tribuns ritt auch Andronicus mit der restlichen Legionsreiterei auf Edessa zu. Das Stadttor der parthischen Stadt war geöffnet, doch noch sie bekamen nicht den Befehl in die Stadt einzumarschieren. Der Imperator schien misstrauisch zu sein und das wohl zu Recht. Schließlich konnte es ja genauso gut eine Falle sein. Andronicus überlegte ob die Reiterei im Falle eines Kampfes in der Stadt überhaupt zum Einsatz kam. Jedoch hoffte auch er, dass die Parther kapitulieren würden. Angespannt blickte er in die Richtung des weitgeöffneten Stadttors.